Ma Boy von Shunya (What he wants) ================================================================================ Epilog: Stay ------------ Mit verzogenem Mund stehe ich vor dem unsympathischen Baukasten, der sich Klinik schimpft und trete nervös von einem Bein aufs andere. Dank der Klausuren hatte ich eine ganze Weile keine Zeit Andreas zu sehen, aber heute ist ein besonderer Tag für uns beide und leider müssen wir ihn hier in der Klinik verbringen. In der Schule wurde Andreas schon für Geistesgestört erklärt. Den Idioten, der das in Umlauf gebracht hat, würde ich zu gerne kastrieren. Mürrisch gehe ich auf die Tür zu, öffne sie und gehe den Flur entlang zur Anmeldung. Eine ernst drein blickende Frau mit schmaler Brille und braunen Haaren, die mit einer Klammer zusammengehalten werden, schaut auf und mustert mich eingehend. „Morgen, ich will zu Andreas Eyck.“ Sie nickt und gibt irgendwas in ihren Computer ein. „Sie können zu ihm, die Papiere sind schon unterschrieben. Er befindet sich zurzeit im Aufenthaltsraum. Den Gang runter, die letzte Tür links.“ Ich nicke und gehe den Flur entlang. Okay, ich bin mehr als nervös. Ich fahre mir mit der rechten Hand durch die Haare und sehe auf das Päckchen in meiner Hand. Ob es ihm gefallen wird? Ich bleibe einen Moment unschlüssig vor der Tür stehen und hole tief Luft, ehe ich nach der Türklinke greife, sie herunter drücke und die Tür öffne. Ich sehe mich um, lasse den Blick durch den Raum schweifen und beobachte die Leute. Andreas sitzt etwas abseits an einem Tisch, blickt abwesend zur Wand und scheint in Gedanken versunken zu sein. Worüber er wohl nachdenkt? Ich gehe gemächlich zu seinem Platz und bleibe vor dem Tisch stehen. Andreas bemerkt mich nicht und schaut auch nicht auf. „Ich hoffe doch sehr, dass du gerade an mich denkst!“, meine ich und räuspere mich. Andreas zuckt zusammen und sieht endlich zu mir auf. Er versucht sich zusammenzureißen, aber ich sehe ihm an, dass er mir nur zu gerne um den Hals fallen würde und noch viel mehr. Oder geht es nur mir gerade so? „Clemens...“, meint er mit ruhiger Stimme, steht vom Stuhl auf, umrundet den Tisch und schlingt seine Arme um meinen Hals. Ich grinse und erwidere die Umarmung. Er versteckt seinen Kopf in meiner Halsbeuge, so dass sein warmer Atem meine Haut streicht. Er hat ein wenig abgenommen, aber es ist immer noch ein tolles Gefühl, ihn in den Armen zu halten. „Ich habe dich vermisst.“ „Ja, ich dich auch!“, murmele ich und verwuschele ihm die blonden Haare. Andreas löst sich lächelnd von mir und erblickt die Tüte. „Was hast du da?“, fragt er neugierig. „Ein Geschenk. Weißt du, welcher Tag heute ist?“, frage ich ihn grinsend. Andreas sieht mich stirnrunzelnd an, schüttelt dann jedoch den Kopf. „Nein, welcher?“, fragt er. Ich stelle die Tüte auf dem Tisch ab und hole eine kleine Schachtel heraus, die ich vor ihn hoch halte und langsam öffne. „Wie kannst du nur unseren Jahrestag vergessen, Süßer? Ja, ich weiß! Unheimlich kitschig, aber was besseres ist mir echt nicht eingefallen!“, murre ich und Andreas lacht auf, hält sich die Hand vor den Mund und weicht einen Moment meinem Blick aus, bis er wieder auf den Schokoladenkuchen in der Schachtel blickt und verlegen zu mir auf. Bei dem Blick, würde ich liebend gerne über ihn herfallen! „Das ist... Danke!“ Andreas lächelt und beugt sich vor, um mich zu küssen. Ah, das habe ich vermisst! Seufzend erwidere ich den Kuss, ignoriere, dass wir hier nicht alleine im Raum sind und genieße den Moment mit meinem Freund, in dem ich ihm nahe sein kann. „Können wir den woanders essen?“, fragt Andreas leise und nestelt an meinem Kragen herum. „Hast du alles gepackt?“ Andreas nickt und zeigt auf eine Tasche am Boden. Ich nicke, lege die Schachtel mit dem Kuchen zurück in die Tüte und greife nach der Tasche. Andreas greift nach seiner Jacke, die über dem Stuhl hängt und folgt mir. Zusammen verlassen wir die Klinik und nachdem wir sie verlassen haben, bleibt Andreas stehen und sieht in den Himmel, die Augen mit der Hand schützend, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Er lässt die Hand sinken, schließt die Augen und genießt den Moment unter freiem Himmel. „Wann kommt dein Bewährungshelfer?“, frage ich ihn. Andreas schaut zu mir und setzt sich in Bewegung, um zu mir aufzuholen. „Übermorgen.“ Ich nicke, halte Tasche und Tüte in der rechten Hand, um meine freien Hand Andreas hinzuhalten. Freudig ergreift er sie und verschlingt seine Finger mit meinen. „Dann lass uns mal nach Hause gehen!“ „Nach Hause... Das klingt schön!“, meint Andreas und lacht. Wir laufen quer über den Platz und verschwinden in einer Seitenstraße. Von dort ist es nicht mehr weit, bis zu dem Wohnheim, in dem wir ab jetzt gemeinsam leben werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)