Ma Boy von Shunya (What he wants) ================================================================================ Prolog: Wide Awake ------------------ Schwerfällig setze ich einen Schritt vor den anderen. Mir fällt es nicht leicht, das Gleichgewicht zu halten. Die Sicht ist trübe, vom Alkohol geschwächt. Wie viel ich getrunken habe? Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, habe einfach nicht mehr darauf geachtet. Wozu? Interessiert doch eh keinen. Ich kann soviel trinken, wie ich will. Es interesiert niemanden. Es ist kühl und so schlinge ich meine Arme um meinen Körper. Wieso musste ich auch meine Jacke zu Hause liegen lassen? Ein frischer Wind bläst mir ins Gesicht und am liebsten wäre ich schon daheim. Leider ist die Party ein ganzes Stück von meinem Haus entfernt gewesen und so muss ich leider zu Fuß gehen, da hier kein Bus mehr fährt, ganz zu schweigen von einem Zug. Vielleicht hätte ich mir um diese Uhrzeit doch noch ein Taxi rufen sollen? Man weiß ja nie, was sich so für Leute nachts auf den Straßen herumtreiben! Beinahe stolpere ich über einen Stein und bleibe stehen. Ich drehe mich herum und starre den Gegenstand verständnislos an. Wieso liegt der hier mitten im Weg? Genau da, wo ich gehe? Gereizt ziehe ich mein Bein nach hinten, nehme ordentlich Schwung und trete den Stein weg. Der Stoß klappt prima, nur den Stein treffe ich nicht. Stattdessen verliere ich mein Gleichgewicht und falle unsanft zu Boden. „Aua...“, murre ich und bleibe sitzen. Der Stein liegt immer noch an Ort und Stelle. Wütend hebe ich ihn auf und werfe ihn so weit weg wie nur möglich. „Schon besser!“, entfährt es mir, ehe ich mühsam aufstehe und versuche mein Gleichgewicht beizubehalten. Beinahe falle ich erneut zu Boden, kann mich jedoch an einer Straßenlaterne festhalten. Müdigkeit steigt in mir auf. Ich halte mich an den Hauswänden fest und laufe weiter, wobei meine Beine eindeutig zu schnell für meinen Geschmack sind. Wahrscheinlich laufen sie vor mir davon. „Komm schon, Clemens! So weit is' es nich' mehr...“, meckere ich und endlich erreiche ich die Brücke. Unter der Brücke fließt trübes Wasser hindurch, das man in der Dämmerung kaum richtig sehen kann. Es wirkt schwarz, trüb und unheimlich. Mein Blick fällt auf die Brücke, an der man schon sehr deutlich die Alterserscheinungen, als breite Risse, sehen kann. In der Mitte steht jemand. Ich kann es von meinem Standpunkt aus nicht richtig erkennen, ob es eine Frau oder ein Mann ist. Ich kneife die Augen zusammen und gebe mein Bestes, doch irgendwie klappt es nicht so richtig. Ich torkele weiter und betrachte im Gehen die Person auf der Brücke. Plötzlich beginnt sie sich in Bewegung zu setzen. Nur langsam. Sie läuft auf die andere Seite, ans Ufer und bleibt dort stehen. Was soll das werden? Ich gehe weiter und erreiche endlich die Brücke. Ich bleibe stehen, halte mich an der Brüstung fest, schwanke gefährlich und lalle der Person zu. „Selbstmord is' out!“ Die Person sieht zu mir auf, doch noch immer kann ich das Gesicht nicht richtig erkennen. Dazu steht diese Person einfach zu weit von mir entfernt. Nur mühsam schaffe ich das andere Ufer zu erreichen. Die fremde Person ignoriert mich, schaut wieder ins Wasser und mich beschleicht das Gefühl, dass diese Person gleich nicht mehr lange leben wird, wenn ich nichts unternehme. So schnell ich kann, sehe ich zu, dass ich diesen Menschen vor einem großen Unglück bewahre und greife nach der Jacke dieser Person, gerade als diese sich umdrehen will und ich natürlich viel zu viel Schwung mitbringe. Mehr als nur unglücklich landen wir mit einem lauten Platschen und einem Schrei meinerseits im Wasser. Prustend komme ich wieder an die Oberfläche, plansche mit meinen Armen, wie ein Fisch im Trockenen und merke erst jetzt, dass ich noch locker stehen kann. Ich fahre mir mit den Händen durch das Gesicht und streiche meine Haare nach hinten. Wasser spritzt mir ins Gesicht, als der Junge neben mir seinen Kopf schüttelt. Ein Junge also. Ich drehe mich zu ihm um und starr sehen wir einander an. „Andreas?“, frage ich ihn ungläubig. Bei näherer Betrachtung sieht er tatsächlich aus wie mein Klassenkamerad. Seine blonden Haare hängen ihm tropfend im Gesicht. Er sieht nicht minder überrascht aus. „Du bist ganz nass...“, kommt es sehr klug von mir, ehe mir auffällt wie dämlich es sich anhört. Andreas lächelt matt und nickt. „Du siehst auch nicht besser aus.“ Ich sehe an mir herunter und grinse. Keine Ahnung wieso, aber auf einmal finde ich das alles sehr witzig und fange an zu lachen. Andreas sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Muss wohl am Alkohol liegen. „So ein Scheiß...!“, meine ich und wringe meine Ärmel aus. Andreas grinst und streicht sich die blonden Haare aus dem Gesicht. Ich sehe ihm dabei zu und mit einem Mal überkommt mich dabei ein komisches Gefühl. Sein Blick, der kurz in die Ferne gerichtet ist, ehe er mich wieder ansieht, sein leicht geöffneter Mund... Ich kann kaum meinen Blick von ihm abwenden. Fragt sich nur, wieso? Im nächsten Moment erhalte ich auch schon meine Antwort, denn ehe ich mich versehe, stehe ich auch schon vor Andreas, halte sein Handgelenk fest, damit er nicht weglaufen kann und beuge mich zu ihm vor. Andreas sieht mich an, doch ehe er etwas erwidern oder machen kann, küsse ich ihn. DAS muss wirklich am Alkohol liegen! Nicht minder verwirrt als Andreas drücke ich meine Lippen fester auf seine und ziehe ihn näher an mich heran. Mit beiden Händen halte ich den Jungen in meinen Armen fest und schiebe ihm frech meine Zunge in den Mund. Ich spüre, wie sich seine Finger in meine Kleidung krallen und zu meiner großen Überraschung beginnt Andreas den Kuss zu erwidern. Was läuft hier nur falsch? Hosted by Animexx e.V. 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