disease von Aijou ================================================================================ Kapitel VII ----------- … VII Stunde um Stunde saß er am Bett seines besten Freundes. Er beobachtete ihn, wachte über seinen Schlaf. Ban war unruhig, aber Virus konnte es ihm nicht verdenken. Der Bandenchef seufzte auf und erhob sich von der unbequemen Holzkiste. Er selbst hatte die vergangenen Tage nur wenig Ruhe gefunden und das sah man ihm an. Ruhigen Schrittes verließ Virus die kleine Hütte. Draußen herrschte dämmriges Licht. Das Lager erwachte langsam und nur wenige waren schon auf den Beinen. Sie hatten alle eine harte Nacht hinter sich. Ein weiterer Angriff war zurückgeschlagen worden. Ein weiteres Opfer war gefallen. Virus’ selbst hatte seinem Freund und Kollegen die Kugel in den Kopf gejagt. Der Schuss war wohlgezielt gewesen und hatte die schrecklichen Schmerzensschreie beendet… Wie grausam es doch sein musste, in die Hände dieser geistlosen Kreaturen zu fallen. War man einmal in ihren Fängen, gab es kein Entrinnen mehr. Virus hatte schlimmeres nur verhindern wollen, hatte seinem Freund die größten Qualen erspart und ihn erlöst. Er musste daran denken, dass Ban beinahe das selbe Schicksal ereilt hätte. Nur sehr knapp war Virus bester Freund den zerreißenden Klauen dieser Kreaturen entronnen. Und selbst jetzt war seine Rettung noch nicht vollkommen… Hoffnungslosigkeit hatte sich im Lager ausgebreitet. Einmal mehr musste Virus alles daran setzen seine Schützlinge erneut auf die Beine zu ziehen. Das war seine Aufgabe. Er hatte inzwischen einen Beschluss gefasst. Pläne waren geschmiedet, auch wenn sie noch nicht so ausgereift waren, wie Virus das gern gehabt hätte. Aber ihm blieb keine andere Wahl. Er würde wohl oder übel improvisieren müssen. „Guten Morgen“, wurde er freundlich begrüßt. Virus wandte sich um, sah den jüngeren an und nickte ihm zu. Sie gingen ein paar Schritte nebeneinander her, während der Bandenchef sich auf den neuesten Stand bringen ließ. Es hatte keine weiteren Angriffe mehr gegeben. Ihren gefallener Freund und Kollegen war beerdigt worden, so wie es sich gehörte. Ruhe war eingekehrt. Die Wachen befanden sich auf ihren Posten, alles war still. Das hieß…fast alles. Virus lauschte auf. Er hörte das Rollen herankommender Reifen und das Surren eines Motors. Auch wenn er so früh noch nicht damit gerechnet hatte, konnte er sich denken, wer sie da besuchen wollte. Sein Blick wandte sich zum Zaun. Ein Wagen tauchte hinter einer Ruine auf, näherte sich rasch und kam somit in Sichtweite. Das schwarz lackierte Fahrzeug rollte über den sandigen Boden und kam wenige Meter vor dem Zaun der Slums zum stehen. Virus stand bereits am Tor. Er beobachtete, wie niemand anderes als Cyril aus dem Fahrzeug stieg und sich schlendernd näherte. Dieses Mal war er komplett ohne Begleitung, dennoch nicht weniger selbstbewusst. Den Mann schreckte es keineswegs ab, dass mehrere Waffen auf ihn gerichtet waren. Mit einer ihm ganz eigenen Lässigkeit kam er bis ans Tor heran, blickte Virus an und wartete. Der Bandenchef erwiderte diesen Blick und gab schließlich das Zeichen, dem Besucher zu öffnen. Der Maschendraht schepperte als das Tor aufgezogen wurde. Als sich der Staub legte, war ein kühles Lächeln auf Cyrils Lippen zu sehen. Das allein genügte Virus eigentlich. Er wusste welche Neuigkeiten man ihm bringen würde, hatte ohnehin bereits damit gerechnet. Dennoch bedeutete er seinem Gast ihm zu folgen, führte ihn still zu einer Hütte und bot ihm einmal mehr den einzigen Stuhl an. „Was verschafft mir die Ehre?“, fragte er ruhig. „Haben Sie vergessen? Sie wollten verhandeln,“ erinnerte Cyril ihn. „Ich hab es nicht vergessen. Nur hätte ich nicht gedacht Sie tatsächlich nochmal wiederzusehen“, Virus zuckte mit den Schultern und setzte sich seinem Besucher gegenüber auf eine Kiste. Er war müde und hatte Kopfschmerzen und hatte eigentlich keine Lust auf eine Unterhaltung mit diesem Kerl. „Ich hab nachgefragt. Wie Sie sich denken können war mein Boss nicht sehr begeistert von der Idee Medikamente in die Slums bringen zu lassen.“ „Ich kann mir vorstellen, dass ihr Boss nicht gerade begeistert war“, der Bandenchef grinste abfällig. „Allerdings...würde er sich dazu bereit erklären, wenn er noch etwas anderes im Austausch erhalten würde“, Cyrils Blick war ernst. Er wusste, dass er nichts zu verlieren hatte. Ein leerer LKW war für seine Leute wertlos. Für Virus hingegen stand hier viel mehr auf dem Spiel. „Er sucht noch ein paar Freiwillige,“ erklärte er also. Wobei mit ‚Freiwillige’ lediglich Menschen gemeint waren, die man für Experimente benutzen konnte. „Freiwillige hm?“ Virus runzelte die Stirn. Sein Blick war finster. Überraschen tat ihn diese Forderung nicht. „Wenn Sie bereit sind ein paar Menschen zu stellen wäre mein Boss bereit, für den Rest etwas springen zu lassen. Und bevor Sie mir wieder dumm kommen: Ich hab mir das nicht ausgedacht.“ „Wofür genau, wie viele und was würde mit ihnen passieren?“, fragte Virus, obwohl er nicht vor hatte auch nur einen seiner Schützlinge irgendeinem verrückten Professor auszuliefern. „Vier, fünf?“, war die simple Antwort. Scheinbar hatte Cyril den abfälligen Blick seines Gesprächspartners registriert, denn um seine Lippen spielte ein amüsierter Zug. „Was mit ihnen gemacht wird weiß ich nicht. Ich bin nicht befugt über dieses Wissen zu verfügen,“ erklärte er. „auch wenn sich das dämlich anhört.“ „Sie sind nicht befugt über dieses Wissen zu verfügen?“, wiederholte Virus und runzelte die Stirn. „Sie haben Recht. Das hört sich dämlich an.“ Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Sie sich entschieden haben, lassen Sie es mich wissen. Wahrscheinlich werden Sie niemanden opfern wollen, aber wenn Ihnen das Wohl der Gesamtheit weniger wert ist...“ Eigentlich war es ein unsinniges Gespräch. Sie wussten beide, dass Virus versuchen würde sich die benötigten Medikamente mit Gewalt zu holen. Er konnte in Cyrils Augen sehen, dass dieser ihm einen Erfolg allerdings nicht zutraute. Doch der Ältere wäre nicht der erste, der ihn unterschätzte. Scheinbar hatten die Leute aus New Heaven noch immer nicht dazu gelernt. „Der Vorschlag Ihres Bosses klingt ebenfalls dämlich“, Virus erhob sich. „Ich denke Sie kennen meine Antwort.“ Er musste es nicht aussprechen. Es war deutlich, dass er ablehnte. Niemals würde er einen seiner Schützlinge freiwillig opfern. Niemals. „Wie Sie meinen,“ mit diesen Worten stand auch Cyril auf. „Ich begleite Sie zum Tor.“ Das Gespräch war beendet und die Pläne in Virus’ Kopf hatten sich einmal mehr ein weiteres Stückchen gefestigt. Der Bandenchef würde es zu nutzen wissen, dass man ihn nach wie vor unterschätzte. Die Verhandlungen waren für Außenstehende vielleicht erfolglos gewesen, Virus selbst hatte aber einige Schlüsse daraus ziehen können. Seltsamerweise hegte er keine direkte Abneigung gegen Cyril. Der Mann hatte etwas irritierendes an sich. Unnahbar, emotionslos aber nie direkt ablehnend. Eine Mischung, die Virus vorsichtig werden ließ, weil er den Älteren nicht richtig einordnen konnte. Er war sich fast sicher, dass sie sich heute nicht zum letzten Mal gesehen hatten. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ Virus lachte kühl. „Das glaube ich Ihnen sogar.“ Sie hatten das Tor erreicht. Man öffnete Cyril, welcher dem Bandenchef noch ein nichtssagendes Läclen zuwarf, sich abwandte und ging. Virus beobachtete noch, wie er in seinen Wagen stieg und davon fuhr. Cyril… Ein Mann, den er mit Sicherheit im Auge behalten würde. Drei Tage später herrschte wieder der übliche Alltag. Tägliche Kämpfe, knappe Essensrationen, kleinere Streitereien untereinander, aber ab und an auch das ein oder andere Späßchen unter Freunden. Die Moral im Lager stieg. Virus hatte alle Bewohner der Lagers damit überrascht, dass er gute Kontakte nach New Heaven hegte. Kontakte, von denen bisher keiner gewusst hatte, die ihnen aber nützlich werden konnten und allen Bewohnern der Slums Hoffnung auf ein bisschen Hilfe und Unterstützung machten. Es war keine zwei Tage her, als ein Bote aus der Stadt vor dem Haupttor der Slums stand. Virus hatte eine kurze Unterhaltung mit dem Besucher geführt, dann war der Fremde wieder verschwunden. Eine weitere Unterhaltung hatte es am folgenden Tag gegeben und die Neugierde der Slumbewohner war spätestens jetzt restlich geweckt. Auf direkte Fragen ging Virus allerdings nicht ein. Er erklärte simpel, dass besondere Umstände eben nach besonderen Lösungen verlangten und sie sich in einer solchen Situation befanden. Vorallem, dass Ban sich in einer solchen Situation befand. Sein bester Freund lag inzwischen wieder in seiner eigenen Hütte. Virus hatte die Ruhe gebraucht, um Pläne zu schmieden und Dinge vorzubereiten. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, einen Großteil seiner freien Zeit bei Ban am Bett zu verbringen und auf ihn aufzupassen. Eigentlich war es Zufall, dass der Bandenchef ausgerechnet jetzt gerade mal nicht bei Ban war. Dementsprechend überrascht war er, als sein bester Freund ihm jetzt entgegen kam. Einen Moment war Virus sichtlich perplex, dann holte er aus und verpasste seinem besten Freund kurzerhand eine Kopfnuss. Natürlich nicht so schlimm, dass es ihm ernsthafte Schmerzen bereiten würde. „Kannst du mir mal sagen, was du hier treibst!?“ zischte er und sein Blick verfinsterte sich. Ban verdrehte die Augen übertrieben und verschränkte die Arme vor der Brust. „Virus mein Freund,“ begann er. „mir geht’s wunderbar!“ Ein Nicken bekräftigte seine Aussage. „Ban!“ Virus’ Tonfall wurde mahnend. „Du solltest nicht hier draußen rumlaufen! Wie kommst du überhaupt auf die Idee einfach aufzustehen, du Hohlbirne!?“ „Ich weiß, du machst dir nur Sorgen. Und du willst nur, dass es mir gut geht und so weiter,“ Ban klang beinahe gelangweilt. Er machte eine abwinkende Geste mit der Hand und verschränkte dann wieder die Arme. „aber auch ich kann nicht tagelang auf einer kaputten Matratze liegen, ohne dass mein Rücken abstirbt!“ „Du machst mich wahnsinnig!“, Virus knurrte, zwang sich aber zur Ruhe. Es war ohnehin selten, dass man ihm seine Sorge derart ansehen konnte. Eigentlich passierte ihm das auch nur bei Ban. Dieser wiederum nahm den dezenten ‚Wutausbruch’ seines Freundes einfach so hin. Die beiden setzten sich in Bewegung und schlenderten in Richtung der Hütten. Virus nach wie vor sichtlich besorgt, während Ban versuchte betont lässig zu sein. Obwohl er eindeutig noch etwas unsicher auf den Beinen war. „Du hast keinen Grund mit mir zu schimpfen,“ der Jüngere warf dem Bandenchef einen Seitenblick zu. „Mir is nämlich grad zu Ohren gekommen, das du selbst gestern Nacht das Lager verlassen hast. Das is ja wohl viel schlimmer als mein Beine vertreten.“ Virus runzelte die Stirn. Ban war seiner Meinung nach viel zu gut informiert. „Ich wollte nur einen Spaziergang machen.“ Eine Lüge und das wussten sie beide. Bans Blick wurde abfällig. Er schnaubte, sah den Älteren noch einmal durchdringend an und brachte Virus dazu aufzuseufzen. „Ich musste etwas abholen,“ der Bandenchef versuchte es mit der Wahrheit. Er sah die Irritation in Bans Gesicht, die stumme Frage in seinem Blick. „Medikamente für dich.“ Ban blieb stehen und blickte Virus an. Man sah ihm die Überraschung an. Er konnte sich denken, dass es nicht einfach gewesen war, an derartige Medikamente zu gelangen. Und eigentlich wollte er auch gar nicht wissen, wie viel sein bester Freund hatte riskieren müssen, um zu bekommen was er wollte. „Es wird die Parasiten nicht vollends abtöten. Aber es wird helfen und dich wieder halbwegs zu Kräften kommen lassen,“ erklärte Virus. Seine Stimme klang ruhig. „Es ist immerhin ein Lichtblick.“ Das Mittel würde verhindern, dass sein bester Freund an der Infektion starb. Auch wenn es keine vollkommene Heilung geben würde. Noch nicht… „Wo hast du das Zeug her?“ Ban verlangte eine Erklärung. „Sag mir jetzt nicht, dass du nach New Heaven gegangen bist.“ „Ich wäre schnurstracks nach New Heaven gestiefelt, wenn es Not getan hätte.“ Virus Stimme klang sehr fest. „Aber es war nicht nötig. Wir haben einen Verbündeten in der Stadt.“ Eine Information, die Ban bereits kannte. Immerhin hatte Virus schon des Öfteren Nachrichten von eben jenem Verbündeten erhalten. Erst vor kurzem hatte der Bandenchef zum Beispiel den Rat befolgt den LKW zu überfallen. Aber Ban hätte nicht damit gerechnet, dass sie über diesen Kontakt auch an Medikamente kommen konnten. „Ich kann den Kerl noch nicht so ganz einordnen,“ Virus setzte sich wieder in Bewegung und Ban folgte ihm. „Er lässt mir des Öfteren Informationen zukommen. Aber persönlich getroffen habe ich ihn noch nie. Er schickt mir Boten.“ Sie hatten die Hütte des Bandenchefs erreicht und traten ein. „Dieses Mal gab es eben Medikamente. Ich musste mir nicht mal die Finger dafür schmutzig machen, also guck nicht so kritisch.“ So ganz ehrlich war er nicht. Alles hatte seinen Preis und Ban würde sich das denken können. Virus hoffte einfach, dass der Jüngere jetzt keine Szene machen würde. Ban ging zum Bett hinüber und setzte sich auf die Kante. Virus ging noch einmal hinaus, rief einen der Jüngeren draußen zu sich und ließ nach Raikon schicken, ehe er zurück in die Hütte kam. „Vielleicht solltest du die nächsten Tage wieder hier schlafen,“ schlug der Bandenchef ruhig vor, während er zur Feuerstelle hinüber ging und sich daran machte Holz aufzustapeln. „Mein Bett ist viel bequemer als deins. Keine Stahlfedern und noch nicht so durchgelegen.“ „Für den Boss eben nur das Beste!“ Ban grinste. „Nenn mich nicht so,“ der Bandenchef sah düster zu seinem Freund rüber. Er hasste es, wenn man ihn so nannte. Zum Glück war Ban der einzige, der sich das traute. Und das meistens auch nur dann, wenn er Virus ärgern wollte. „Aber wenn du willst, kannst du auch weiter in deiner eigenen Hütte schlafen. Mal sehen was dein Rücken dazu sagt.“ „Nein, nein!“ Ban winkte ab, verzog bei der hektischen Bewegung aber flüchtig das Gesicht. Schnelle Bewegungen verursachten stechenden Schmerz. Er versuchte es zu ignorieren. „Ich nehm dein Angebot an.“ „Unmoralische Angebote, schon so früh am Morgen?“ Lächelnd betrat Raikon die Hütte. Sie sah müde aus, aber allmählich erholte sie sich von ihrer leichten Grippe. Inzwischen hatte sie sich etwas eingelebt und war zutraulicher geworden, auch wenn sie den anderen gegenüber noch immer etwas vorsichtig war. „Gut, dass du da bist.“ Virus hatte inzwischen ein Feuer in Gang gebracht und erhob sich jetzt. Er ging zu seinem ramponierten Schreibtisch rüber und griff nach dem dort liegenden Päckchen. „Hier,“ er hielt es Raikon hin. „Medikamente für Ban. Kannst du damit etwas anfangen?“ Eine Gebrauchsanweisung hatte er dafür leider nicht bekommen. Die junge Frau nahm das Päckchen entgegen und öffnete es, um eine große Spritze zu Tage zu fördern. Dazu eine Art Kapsel, welche mit einer ungesund aussehenden Flüssigkeit gefüllt war. „Woher hast du das?“ „Unwichtig.“ Virus hoffte einfach, dass es helfen und sein bester Freund jetzt keinen Unsinn machen würde… Ban war blass geworden. Er hatte sich komplett angespannt, sein Blick starr auf diese Spritze gerichtet, die Raikon eben aus der Schachtel nahm. Unbewusst war er aufgestanden, jederzeit bereit zur Flucht. Etwas, womit Virus schon gerechnet hatte. Der Bandenchef hatte sich absichtlich so postiert, dass Ban an ihm vorbei musste, wenn er die Hütte verlassen wollte. Der Bandenchef wusste um die Phobie, die sein bester Freund gegen jegliche Art von Nadeln hegte. „Ihr wollt mich doch verarschen…“ Ban machte einen Schritt in Richtung Tür. „Setz dich hin Ban,“ Virus seufzte auf. Er ging zu dem Jüngeren rüber und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Stell dich jetzt bitte nicht so an.“ Wahrscheinlich war das leichter gesagt, als getan. Der Bandenchef zwang Ban dazu auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Er selbst postierte sich hinter ihm, die Hände immer auf den Schultern des Anderen, um ihn festzuhalten. Normalerweise hätte Ban keine Probleme damit sich gegen einen solchen Griff zu wehren. Aber er war angeschlagen, also würde Virus keine großartigen Probleme bekommen falls es nötig werden würde den ‚Patienten’ mit Gewalt still zu halten. „Oh Gott…,“ murmelte Ban panisch. Ein Tonfall den man eigetnlich nicht von ihm kannte und der auch so gar nicht zu ihm passte. „Ich spritze sehr gut.“ Raikons Stimme klang beschwichtigend. Sie drehte Ban einen Moment den Rücken zu, damit dieser nicht sehen konnte wie sie die Kapsel in die Halterung der Spritze einsetzte und festschraubte. Erst dann kam sie vorsichtig näher und vergewisserte sich, dass Virus’ seinen Griff noch etwas verstärkte, ehe sie an Ban heran trat. Raikon drückte seinen Kopf sachte etwas zur Seite und hörte, wie Ban zischend einatmete. Eine Injektion direkt in den Hals. Eine Tatsache, die für jemanden wie Ban wahrscheinlich der blanke Horror war. Virus konnte sich denken, dass sein Freund ihm jetzt wahrscheinlich am liebsten beide Arme brechen würde, nur um hier weg zu kommen. Er konnte spüren, wie Ban versuchte zur Seite auszuweichen, aber er hielt ihn fest. Die Nadel wurde gesetzt, die Flüssigkeit ganz langsam injiziert. Langsam und vorsichtig zog Raikon die Nadel schließlich wieder heraus und trat zurück. Virus wartete, bis sie außerhalb von Bans Reichweite war, erst dann ließ er seinen besten Freund los. Ban sprang allerdings nicht direkt wild schimpfend auf. Im Gegenteil. Er blieb sitzen, atmete erst einmal tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Er war noch immer leichenblass. „Wird es ihm helfen?“ Virus’ fragender Blick ging zu der jungen Frau, die eben die geleerte Spritze zurück in die Schachtel legte. „Ja,“ Raikon nickte. „ganz sicher. Es wird die Auswirkungen eindämmen, wenn auch nicht ganz verschwinden lassen. Ban ist nach wie vor nicht komplett auf der Höhe, aber es ist zumindest sicher gestellt, dass der Parasit ihn nicht von innen auffressen wird.“ „Warum eigentlich in den Hals?“ Der Bandenchef runzelte die Stirn. Raikon zuckte mit den Schultern, ihre Augen funkelten unschuldig als sie antwortete: „Es hätte nicht zwingend in den Hals gemusst. Aber ich wollte auf Nummer Sicher gehen und bei M-Gene Medikamenten ist das immer gut.“ Das war zu viel für Ban. Mit einem Satz war er auf den Beinen. „Was!?“, platzte es aus ihm heraus und tatsächlich wirkte er ziemlich explosiv. Man sah ihm an, dass er Raikon am liebsten das Genick brechen wollte. Ganz automatisch griff Virus von hinten nach seinem Hosenbund und hielt ihn fest. Nur für den Fall… Für Außenstehende war Bans Reaktion wahrscheinlich übertrieben. Virus allerdings kannte seinen besten Freund besser. Der war ziemlich hart im Nehmen, aber Spritzen waren ihm schon immer ein Graus gewesen. Normalerweise war diese Phobie aber noch nie problematisch gewesen – Spritzen waren in den aktuellen Zeiten eher schwerer zu bekommen. „Müssen wir die Injektion wiederholen?“ Virus’ Blick ging zu Raikon. Eine weitere Spritzen-Tortur wollte er Ban eigentlich ersparen. „Die Spritze hält eine Weile,“ die junge Frau zuckte mit den Schultern. „Vielleicht lang genug, bis du das richtige Medikament besorgen kannst. Virus nickte. Sein Blick war ernst. Er ließ Ban los, ging im Kopf dabei aber bereits seine nächsten Pläne durch. Er hatte schon einiges organisieren können. Alles stand und fiel mit seinem Verbündeten innerhalb der Stadt. Einen Mann, den er noch nicht einmal persönlich kannte und über den er kaum etwas wusste… „Geh dir mal die Haare waschen,“ Raikon hatte sich vor Ban aufgebaut. „Und überhaupt…du müffelst!“ Sie rümpfte demonstrativ die Nase. An sich übertrieb sie maßlos. Scheinbar war sie frecher, als man es ihr bisher zugetraut hatte. „Tse! ’n großes Mundwerk hat die kleine!“ Ban schnaubte empört. Obwohl der Vorschlag einer gründlichen Wäsche gar nicht schlecht klang. Vor allem, weil sie derzeit super teure Seife da hatten. „Und danach zieh ich hier ein,“ er grinste frech. „Oh und was zu Essen wäre dann auch nicht schlecht.“ Virus zog eine Augenbraue hoch. „Na dir scheint’s ja besser zu gehen,“ stellte er simpel fest. „Und sonst hast du keine Wünsche?“ An sich war er erleichtert. Ban hatte ein Medikament bekommen. Es würde ihm besser gehen. Er würde zu Kräften kommen. Das war es wert gewesen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)