Coming Out 2 von Shunya (Anders als du denkst) ================================================================================ Prolog: Seine Sicht der Dinge ----------------------------- Es ist keine Liebe. Es ist Abhängigkeit. Als ich zu diesem Entschluss komme, sitze ich neben Nicholas im Bett. Er schläft schon. Wir führen so eine Art Beziehung. Kann man es überhaupt Beziehung nennen? Er hat mich wochenlang gepeinigt und gedemütigt. Wieso also schlafe ich mit ihm? Ich liebe ihn nicht. Ich habe versucht, es mir einzureden. Er liebt mich. Das weiß ich, aber ich kann seine Liebe nicht so einfach erwidern. Nicht nach all dem was er mir angetan hat. Ich habe versucht, ihm das zu geben, was er von mir will, aber es geht einfach nicht. Ich weiß noch nicht, wie ich es ihm klar machen soll. Er wird davon nicht begeistert sein. Ich bin es ja auch nicht. Nicholas ist mein erster Freund. Nur, was bringt mir das, wenn ich immer noch nicht damit klar komme, dass er mich runter gemacht hat? Der Kampf ist vorbei, nun lecken wir einander die Wunden. Ist es jetzt an der Zeit getrennte Wege zu gehen? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts. Mir geht es nicht gut. Ich kann einfach nicht aufhören zu heulen. Wieso geht es ihm so gut mit dieser Situation und mir nicht? Wieso liebt er mich? Er kann mich nicht lieben! Nicht nach all den schlimmen Dingen, die er mir angetan hat! Das ist keine Liebe! Nur... was ist es dann? Kapitel 1: Das Herz lügt nicht. ------------------------------- „Wie erkennt man einen schwulen Schneemann? Die Karotte steckt im Arsch!“ Alle amüsieren sich prächtig und lachen. Nicholas Török lehnt an der Schulmauer und kann es einfach nicht sein lassen. Um ihn herum stehen mehrere Schüler und geben einen blöden Spruch nach dem anderen von sich. Ich sehe mit einem düsteren Gesichtsausdruck zu Nicholas herüber. Er macht sich immer noch über Schwule lustig, dabei sind wir seit ein paar Wochen zusammen. Man merkt nur nicht allzu viel davon. In der Schule spricht er kein Wort mit mir, macht ständig Witze über Schwule, die einfach nur weh tun und wenn wir dann unter uns sind, entschuldigt er sich sofort bei mir, nur damit wir danach ausgiebig Sex haben können. Was ist das für eine Beziehung? Ich knabbere appetitlos an meinem Pausenbrot und betrachte meinen sogenannten Freund. Klar, er sieht wirklich gut aus, aber wer will mit jemandem zusammen sein, der einen so schlechten Charakter hat? Indirekt zieht er hier über sich und seinen eigenen Freund her. Nicholas ist schließlich auch schwul. Ich seufze und lege mein Brot zurück in die Folie. Ich stehe auf und gehe in großem Abstand an der Gruppe vorbei. Kurz schiele ich zu Nicholas, der mich grinsend ansieht und mir nachher sagen wird, dass ihm doch alles so schrecklich Leid tut und er ja nicht mich damit gemeint hat. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir nicht mehr sind als Sexfreunde und ich zudem auch noch sein Boxsack bin, den er in der Schule nieder machen kann, wann er Lust drauf hat. Dank meines Outings habe ich an dieser Dorfschule auch keine Freunde. Nur noch ein paar Jahre und dann kann ich endlich in die Stadt ziehen und ich hoffe, dass man mich dort mehr toleriert. Meine Eltern erwarten ja sowieso, dass aus mir mal mehr wird, immerhin sind sie beide solche Karrieremenschen. Nicholas hat es gut, er hat sich nämlich noch nicht geoutet und es sieht so aus, als würde er es auch nicht vorhaben. Manchmal denke ich mir, dass ich es auch nicht hätte tun sollen, dann würde man mich vielleicht auch nicht so sehr verachten. Vor meinem Outing habe ich mich immerhin auch viel besser mit Nicholas verstanden. Wir haben normale Gespräche geführt und kamen besser miteinander aus als jetzt. Ich gehe zu meiner Klasse, laufe durch den Flur und lehne mich an die Tür, an der ich herunterrutsche und die Beine anziehe. Ich stecke mir meine Ohrstöpsel in die Ohren und drehe die Musik auf. Meinen Kopf bette ich auf meine Knie und schließe die Augen. Ich mag Musik, sie schirmt alles um mich herum ab, hüllt mich in einen Kokon und beruhigt mich. Meine Gedanken driften langsam ab und endlich kann ich mal an etwas anderes denken, werde nicht geärgert und bloßgestellt. Jemand zupft leicht an meinem Ärmel und ich hege den leisen Verdacht, dass es Nicholas ist. Langsam öffne ich meine Augen und hebe meinen Kopf. Es ist nicht Nicholas. Ein fremder Junge hockt vor mir und sieht mich grinsend an. Er hat schwarze Haare, trägt darüber eine Wollmütze und trägt ein ärmelloses Shirt, so dass man an seinen Armen all die farbigen Tattoos sehen kann, mit denen er seinen Körper verziert hat. Fragend sehe ich ihn an. Er spricht zu mir, doch außer seinen Lippenbewegungen kriege ich davon nicht allzu viel mit. Er lächelt und nimmt mir einen Ohrstöpsel aus dem Ohr und steckt es sich selbst ins Ohr. „Interessante Musik hörst du. Gefällt mir!“, meint er lächelnd und ich werde verlegen, immerhin habe ich doch eher einen anderen Geschmack, als andere Jungs in meinem Alter. Ich hingegen höre meistens Chill Out Musik. Musik, die mich entspannt und nicht das angesagte Zeug, was momentan so in ist. Ich streiche mir verlegen durch meine blonden Haare und betrachte weiter seine Tattoos. „Scheint dir zu gefallen, nicht wahr? Das sind alles meine eigenen Kreationen. Ich will später in einem Studio arbeiten und selber Tattoos stechen, als nur welche zu bekommen.“ Er lacht fröhlich und mein Herz springt einen Tick höher. Es ist schon lange her, dass sich jemand so normal mit mir unterhalten hat, ohne mich schlecht zu machen. „Was willst du denn von mir?“, frage ich ihn zaghaft, auch wenn ich etwas Angst vor seiner Antwort habe. „Ah! Ach ja, da war ja noch was... Also ich bin Connor und wie es scheint, gehen wir ab heute in dieselbe Klasse. Ich bin gerade erst mit meiner Familie hierher gezogen. Wir haben vorher in der Stadt gewohnt, aber ein entfernter Verwandter hat uns nach seinem Tod sein Haus vermacht, also sind wir einfach umgezogen. Das Haus ist echt riesig! Aber wenn ich die Schule beendet habe, ziehe ich zurück in die Stadt!“, erklärt Connor mir und schweift völlig vom Thema ab. Er ist also ein neuer Mitschüler. Nett sieht er ja aus, aber sobald er weiß, dass ich schwul bin, will er bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben. „Vielleicht solltest du dich lieber nicht mit mir abgeben...“, meine ich zögernd. Connor sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich presse meine Lippen aufeinander und es fällt mir schwer es ihm zu sagen. Es wäre so schön einen neuen Freund zu gewinnen, aber es ist wohl besser es jetzt zu beenden, solange es noch geht und ich nicht allzu sehr darunter leiden muss. „Also weißt du noch gar nicht, dass mich hier alle meiden?“, frage ich ihn und verkrampfe meine Finger, die sich in meine Hose krallen. Connor schüttelt den Kopf. „Was soll ich denn über dich wissen?“ „Ich bin schwul!“, erwidere ich heiser und sehe auf meine Knie. Ich wage es gar nicht erst den Kopf zu heben. Gleich ist es soweit, er wird sich über mich lustig machen. „Ja und?“, fragt Connor mich verwirrt. Ebenso verwirrt sehe ich zu ihm auf. Wieso stört es ihn nicht? „Na ja, weil mich hier alle deswegen mobben...“, rutscht es mir heraus. Connor lächelt mich an und gibt mir meinen Ohrstöpsel zurück. „Dann muss ich dir wohl auch ein Geheimnis erzählen. Ich bin auch schwul.“ Meine Augen weiten sich, als er mir das erzählt. „Nein, du machst dich über mich lustig!“ Vehement schüttele ich meinen Kopf und kneife meine Augen zusammen. Das kann einfach nicht sein! Alle hier gehen mir doch wegen meiner sexuellen Orientierung aus dem Weg! „Hey, ich bin wirklich schwul!“, meint er aufbrausend und verschränkt die Arme vor der Brust. Wieso setzt er sich so sehr dafür ein? Ist es ihm etwa egal, dass ihn hier alle deswegen mobben können? „Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten.“ Ich sehe zu ihm auf und weiß noch immer nicht, was ich von all dem hier halten soll. „Alan Mealing.“ Connor schenkt mir erneut ein Lächeln und streicht mir durch die Haare. „Alan, freut mich dich kennen zu lernen!“, meint er und beugt sich zu mir vor. Ich traue meinen Augen kaum, als er mir einfach so seine Lippen sanft auf den Mund drückt. Meine Hände verkrampfen sich in meiner Hose und ich sitze einfach nur starr da, solange Connor mich küsst. Ich muss zugeben, dass es sich gut anfühlt. Er hat weiche Lippen und ist so zärtlich. Das kenne ich einfach nicht. Auf einmal höre ich lautes Lachen, das abrupt endet, als die Gruppe Schüler uns erblickt. Hastig schiebe ich Connor von mir, der es zulässt und nun die anderen ansieht, die ihn schaulustig mustern. Mir sinkt das Herz in die Hose, denn mitten zwischen den Schülern steht auch Nicholas und der sieht wenig begeistert aus, dass sein Freund gerade mit einem Fremden geknutscht hat. Ich presse meine Lippen zusammen und senke meinen Blick. Ich kann ihm nicht mal in die Augen sehen. Was er wohl jetzt über mich denkt? „Noch so ein Homo an unserer Schule! Bald gibt es nur noch Schwule hier!“, meint ein Mädchen lachend und mir tut das alles so Leid, dass Connor das miterleben muss. „Für so clever hätte ich dich gar nicht eingeschätzt! Wie hast du denn das erkannt?“, meint Connor spöttisch und sieht das Mädchen neben Nicholas an. Die schürzt die Lippen und findet es scheinbar gar nicht toll, dass der Junge auch noch kontern kann. Ich sehe zu Connor, der das alles auf die leichte Schulter nimmt und sich nicht demütigen lässt. Connors Blick fällt auf Nicholas. Sie mustern sich und ich habe das Gefühl, als würde Connor Nicholas Maskerade durchschauen können. Ob er ein Gespür dafür hat? „Guck gefälligst woanders hin, Schwuchtel!“, murrt Nicholas, der den Kuss von eben scheinbar immer noch nicht verdaut hat. Hoffentlich fängt er jetzt nicht auch noch eine Prügelei an? „Leidest du darunter?“, fragt Connor grinsend und schüttelt den Kopf. „Mach dir bloß keine Hoffnungen, Süßer! Ich habe hier schon jemanden gefunden, der mir gefällt!“, meint er und sieht dann zwinkernd zu mir. Ich erröte plötzlich und weiß so gar nicht was ich davon halten soll. Connor weiß ja nicht einmal, dass ich mit Nicholas zusammen bin. Ich sehe, wie Nicholas seine Hände zu Fäusten ballt und Connor wütend ansieht. Der schaut jedoch längst wieder zu mir und beugt sich plötzlich erneut vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Ich verspanne mich ein wenig und spüre kurze Zeit später Connors Hände in meinen Haaren. Mir ist das alles so peinlich und ich würde am liebsten einfach nur weglaufen und mich irgendwo verstecken. „Funktioniert die Klingel schon wieder nicht?! Also wirklich! Tut mir Leid, dass ihr hier alle warten musstet!“, meint mein Erdkundelehrer und als ich ihn erblicke erhebe ich mich hastig, damit er die Tür aufschließen kann. Er nickt Connor zu, der ihn angrinst und sich neben mich stellt. Die anderen stehen noch völlig überrumpelt mitten im Gang, ehe sie sich auch langsam mal in Bewegung setzen und die Klasse nach uns und dem Lehrer betreten. Ich setze mich an meinen Platz und sehe zu, wie Connor sich einfach neben mich setzt. Erstaunt sehe ich ihn an, denn normalerweise nehmen alle immer ziemlich großen Abstand von mir und wollen eh nichts mit mir zu tun haben. Wieder einmal kommt mir der Gedanke, wie nett Connor doch ist. Nicholas sitzt mir gegenüber und hat seinen Rucksack einfach auf seinen Tisch geworfen. Er sitzt oder vielmehr hängt auf seinem Stuhl und sieht feindselig zu uns. Einige Mitschüler tuscheln immer noch über uns. „Wie ihr wohl bereits gemerkt habt, haben wir ab heute einen Neuzugang. Connor Seidel ist hierhergezogen und muss sich erst mal eingewöhnen. Also, seid nett und geht ihm zur Hand, wenn er Hilfe braucht!“, meint unser Erdkundelehrer und sofort lachen alle los. Unser Lehrer sieht nur stirnrunzelnd in die Runde. „Klar, wenn ich Hilfe brauche, gehen mir bestimmt alle gerne zur Hand!“, meint Connor grinsend und sieht zu mir. Ich sehe ihn nur an und weiß nicht, ob ich darauf etwas sagen soll. Empfindet er das nicht als beleidigend? Connor lehnt sich in seinem Stuhl zurück, während der Lehrer verwirrt versucht die lachenden Schüler zu beruhigen. Mein Blick fällt wieder auf Nicholas. Er sieht mich nicht an. Sein Blick haftet auf Connor und ich befürchte, dass er seine Wut noch an ihm auslassen wird, wenn niemand rechtzeitig eingreift. Ich blicke auf meinen Tisch und knabbere nervös auf meiner Unterlippe. Wie gerne wäre ich auch so stark wie dieser Junge. Woher nimmt er nur die Kraft? Nach einiger Zeit haben sich alle wieder beruhigt und der Unterricht beginnt, der sich einfach nur quälend langsam hinzieht und da ich mich sowieso nicht konzentrieren kann, wandert mein Blick immer wieder zwischen Connor und Nicholas hin und her. Es klingelt nicht, als die Stunde zu Ende ist und so machen meine Mitschüler unseren Lehrer natürlich pünktlich auf die Minute darauf aufmerksam, um nur ja nicht zu lange in der Klasse sitzen zu müssen und womöglich die Pause zu verpassen. Ich packe meine Sachen und Connor tut es mir gleich. Wir haben als nächstes Sport. So früh am Morgen. Wenigstens nicht gleich in der ersten Stunde, das würde ich wohl kaum überleben. „Meine Schwester, hat heute auch ihren ersten Tag hier, ich treffe mich kurz mit ihr. Willst du mitkommen?“, fragt Connor mich und sieht mich abwartend an. Ich schlucke und schüttele den Kopf. „Ich muss noch woanders hin. Wir sehen uns bei der Sporthalle.“, meine ich zögernd. Connor nickt lächelnd, streichelt mir sanft durch die Haare und geht auf den Schulhof. Mich zieht es eher in den Kartenraum. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Nicholas sich mal wieder dort aufhält, denn wir treffen uns öfter dort und verbringen die Pausen zusammen. Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht und so erblicke ich Nicholas, sobald ich die Tür geöffnet habe. Er sieht immer noch so wütend aus. Ich bleibe im Türrahmen stehen und sehe ihn an. „Mach die Tür zu!“, murrt Nicholas und schiebt mir die Schlüssel zu. Ich weiß schon, was gleich kommt und wirklich Lust habe ich ja nicht darauf, trotzdem schließe ich die Tür ab und lege den Schlüssel zurück auf den Tisch. Nicholas bleibt auf dem Stuhl mir gegenüber sitzen und sieht mich anklagend an. Unschlüssig sehe ich ihn an und weiß einfach nicht, was ich ihm sagen soll. Okay, ich hätte mich nicht von Connor küssen lassen sollen, vor allem nicht so lange, aber irgendwie bin ich jetzt auch ein wenig trotzig und wenn ich ehrlich bin, gefällt es mir, dass Nicholas mal eifersüchtig ist und seine Position als mein Freund gefährdet sieht. Nicholas hebt seine Hand und greift nach meiner. Er zieht mich näher an sich heran und vergräbt sein Gesicht in meinem Hemd. Automatisch vergrabe ich meine Hände in seinen dunkelbraunen Haaren und kraule ihn. Manchmal tut er mir ja auch Leid, aber wenn er mich wieder demütigt und das vor der ganzen Schule, dann vergesse ich so etwas schnell wieder. Nicholas senkt seinen Kopf und auch seine Hände wandern tiefer. Er beißt mir durch die Hose in den Schritt, aber es tut nicht weh. Ich zucke trotzdem zusammen und keuche erschrocken. Nicholas Hände wandern nach vorne und öffnen einfach meine Hose. Sie rutscht mir in die Kniekehlen und kurz darauf folgt auch meine Boxershorts. Ich sehe auf Nicholas herunter, der sich nun erhebt und meinen Oberkörper auf den Tisch drückt. Ich höre, wie er seine Hose öffnet und spüre kurz darauf, wie er sich an mir reibt. Sein Körper legt sich auf meinen und seine Hände schieben mein Hemd höher. Er küsst meinen Rücken und seine Hände wandern nach vorne, stimulieren meine Brustwarzen. Manchmal verstehe ich mich selbst nicht. Ich mag es nicht, in der Schule mit ihm auf Tuchfühlung zu gehen und trotzdem lasse ich es immer wieder zu, dass Nicholas seinen Willen bekommt. Unweigerlich muss ich stöhnen und spüre, dass es mich nicht kalt lässt. Nicholas linke Hand wandert meinen Bauch herunter und neckt meinen Unterleib, ehe sie noch tiefer wandert. Nicholas beißt mir in den Nacken und ich keuche auf. Ich schließe meine Augen und atme schneller. Mehr als befriedigen ist in der kurzen Pause jedoch nicht drin. Ich glaube, danach werde ich sogar schon viel zu kaputt für den Sportunterricht sein. Ich höre hinter mir Nicholas Stöhnen und wie er mich immer wieder gegen den Tisch drückt. Sehr gemütlich ist das ja nicht gerade und so hoffe ich nur noch, dass ich es schnell hinter mir habe. Nach einiger Zeit spüre ich Nicholas Sperma auf meinem Rücken und wie er sich mit seinen Händen am Tisch über mir abstützt, um zu Atem zu kommen, dabei scheint er mich ganz vergessen zu haben, denn ich habe immer noch eine Erektion. Leicht genervt lege ich selbst Hand an, damit ich nicht warten muss, bis es sich wieder legt, denn das dauert möglicherweise noch länger. „Hier!“ Meine Laune sinkt, als Nicholas mir einfach nur eine Packung Taschentücher auf den Tisch wirft. Wie soll ich mich säubern, wenn ich auf dem Rücken keine Augen habe? Ich sehe auf die Taschentücher und hatte immer noch keinen Orgasmus. Ich werfe Nicholas einen Blick zu, der sich längst seinem Handy widmet und scheinbar eine SMS schreibt. Ich hänge noch immer auf dem Tisch und versuche mich zu befriedigen, damit ich es endlich hinter mir habe und bin froh, als ich meinem Höhepunkt langsam immer näher komme. Ich stütze mich mit dem Arm auf dem Tisch ab und lehne meine Stirn dagegen. Mit einem unterdrückten Stöhnen habe ich es endlich hinter mir und richte mich leicht auf, um an die Taschentücher zu gelangen, um meinen Rücken und meine Hand abzuwischen. Ich ziehe mir die Hose samt Boxershorts hoch und sehe zu Nicholas. Er scheint noch mit dem Handy beschäftigt zu sein. Scheinbar bin ich nicht mal einen Kuss wert oder denkt er, dass ich jetzt durch Connor verseucht bin? Gekränkt versuche ich meine Tränen zurückzuhalten. „Es hat sich nichts geändert oder?“, frage ich ihn mit leicht zitternder Stimme. „Hm, was meinst du?“, fragt Nicholas mich völlig abwesend. Ich sehe auf ihn herunter und er schaut mich nicht mal an. Etwas verloren fühle ich mich ja schon dabei. „Ich will mehr...“ Nicholas zieht ein genervtes Gesicht und sieht dann zu mir auf. „Was mehr?“ „Als wir zusammen gekommen sind, warst du anders. Die erste Zeit warst du echt nett zu mir, aber jetzt... Jetzt wird alles wieder wie davor. Du fällst wieder in die alten Gewohnheiten, Nicholas!“, halte ich ihm vor. „Wir haben Sex miteinander, das reicht doch.“ Er steckt sein Handy in die Hosentasche und hilflos sehe ich ihn an. „Wir haben nur noch Sex!“, meine ich gekränkt. „Wir reden nicht, du küsst mich nicht, du nimmst mich nicht mal in die Arme und du siehst mich nicht an!“ Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen treten. Ich senke den Blick und versuche nicht loszuheulen. Als ich schniefe, gibt Nicholas einen genervten Ton von sich. „Gut, nächstes Mal küsse ich dich eben dabei!“, meint er leicht gereizt. „War's das? Wir müssen zum Sportunterricht!“ Ich greife nach seinem Ärmel, als er aufsteht. Nicholas sieht mich abwartend an, aber so genau kann ich ihm auch nicht sagen, was ich von ihm will. Ich brauche ihn einfach, aber wenn er mich einfach nicht an sich heranlässt, wie kann ich dann verhindern, ihn zu verlieren? „Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen!“, rufe ich gekränkt. Nicholas zuckt mit den Schultern. „Wenn du nichts zu sagen hast, dann kann ich genauso gut gehen.“ Ich knabbere auf meiner Unterlippe und sehe ihn bittend an. „Was denn jetzt wieder? Willst du schwänzen und richtig Sex haben?“, fragt er mich seufzend. Ich schüttele den Kopf. „Du hast gesagt, du liebst mich...“, beginne ich langsam. „Du zeigst es mir nur irgendwie nicht sehr deutlich.“ „Was willst du von mir? Liebesschwüre? Dass ich dich bis zu meinem Tod lieben werde?“, fragt Nicholas belustigt und sieht auf mich herunter. Ich schüttele den Kopf. „Vielleicht so was wie ein Date?“, frage ich ihn hoffnungsvoll und sehe ihm in die Augen. Nicholas runzelt die Stirn. „Bist du verrückt? Da kann uns doch jeder sehen!“ Mein Blick verdüstert sich. Natürlich, es könnte ja herauskommen, dass er schwul ist und sich mit jemandem wie mir abgibt. „Ich bin dir also peinlich?“, frage ich verletzt und spüre wieder die Tränen in meinen Augen. Wir sind doch zusammen, wie kann ich ihm da nur peinlich sein? Wieso kann er nicht zu mir stehen? Muss man als Paar nicht irgendwie zusammen halten? Wir verhalten uns nicht einmal wie ein Paar. Nicht mal wie Freunde... „Wieso kannst du nicht einmal nett zu mir sein?“, frage ich Nicholas und kann meine Tränen nicht länger zurückhalten. Sie laufen mir die Wangen entlang und tropfen auf den Boden. Ich schniefe und komme mir so blöd dabei vor. Ich bin unglücklich, sollte man nicht glücklich sein, wenn man mit jemandem zusammen ist? „Na toll! Bin ich jetzt Schuld? Dir kann man es aber auch nie recht machen!“, meckert Nicholas aufgebracht. Ich sehe ihn nur verschwommen, die Tränen nehmen mir die Sicht. Unaufhörlich bahnen sich die Tränen ihren Weg über meine Wangen, scheinen gar nicht versiegen zu wollen und mein Freund ist nicht einmal in der Lage mich zu trösten. Ich schluchze auf und als ich mich an Nicholas lehnen will, tut er das, was er immer tut, er geht auf Abstand und verbietet mir seine Nähe. Wieso nur lässt er es nicht zu? Ich tue ihm doch nichts. Kann er mir nicht ein wenig Halt geben, wenn ich ihn brauche? Wieder auf Abstand gehend, greife ich weinend nach den Schlüsseln auf dem Tisch und gehe zur Tür. Ich wische mir mit dem Ärmel über die Augen und schließe die Tür des Kartenraumes auf. Den Schlüssel lasse ich stecken und ohne Nicholas noch einmal anzusehen, gehe ich aus dem Raum und über den Flur. Nach einigen Metern bleibe ich stehen. Bedrückt stelle ich fest, dass er mir nicht einmal nachkommt. Wenn er mich wirklich liebt, zeigt er es mir auf ziemlich verletzende Art und Weise. Ich wische mir erneut über mein Gesicht und gehe zur Klasse zurück, weil ich meine Sportkleidung vergessen habe. Dort angekommen, muss ich jedoch feststellen, dass die Tür bereits abgeschlossen ist. Ich lehne meinen Kopf gegen die Tür und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ist es zu viel verlangt sich nur einmal ein bisschen Aufmerksamkeit zu wünschen? Wie soll so eine Beziehung nur eine Zukunft haben? Wir stehen kurz davor getrennte Wege zu gehen, als eine Beziehung zu führen. Was hat es da noch für einen Sinn länger zusammen zu bleiben? Ich liebe ihn doch sowieso nicht... Ich bin abhängig von ihm. Mehr nicht. Kapitel 2: Ungeduld sieht nur das Ziel, nicht die Wege dorthin. --------------------------------------------------------------- Tilo öffnet mir breit grinsend die Tür und ich lächele ihn schief an. Seit wir uns wieder vertragen haben, gibt es freitags bei ihm einen Filmabend. Es ist schön wieder mehr Zeit mit meinem ehemals besten Freund zu verbringen und ich muss zugeben, dass es mir wirklich gefehlt hat. Er ist eben der einzige mit dem ich offen über meine Probleme reden kann. Na gut, nicht wirklich reden. Er ist es, der mich meistens dazu bringen muss, mal etwas preis zu geben. Er merkt eben sehr schnell, wenn es mir nicht gut geht. So auch heute. Tilo sieht mir an, dass mir etwas auf der Seele liegt. Das erkenne ich an seinem Blick. Tilo lässt mich erst mal eintreten und nimmt mir die Tüte mit den Süßigkeiten ab. Ich ziehe mir Schuhe und Jacke aus und gehe die Treppe hoch in sein Zimmer. „Hey, Alan!“, ruft Benji mir breit grinsend zu, der es sich schon auf Tilos Bett gemütlich gemacht hat und sich nun etwas aufrichtet. „Du siehst so anders aus...“, bemerke ich verwundert. Benji scheint sein altes Image á la Rocker aufgegeben zu haben. Er trägt im Gegensatz zu seinen schwarzen Klamotten jetzt ziemlich normale und unauffällige Kleidung. Seine langen schwarzen Haare hat er sich abgeschnitten und hat jetzt wieder seine normalen braunen Haare durchwachsen lassen und trägt eine Kurzhaarfrisur. Alles in allem muss ich sagen, dass er jetzt irgendwie attraktiver aussieht. Eben wie der hübsche Junge von nebenan. „Ja, ich habe jetzt andere Interessen.“, meint er zufrieden und macht es sich auf dem Bett gemütlich. Auf dem Boden liegen verstreut lauter DVDs herum, wovon wir einige heute Abend wohl noch gucken werden. Ich setze mich neben dem liegenden Benji aufs Bett und warte bis Tilo auch endlich soweit ist. „Ah, Alan! Such schon mal einen Film aus!“, ruft er von unten aus der Küche, wo er wohl schon mal alle Süßigkeiten auspackt und all den anderen Knabberkram, den ich mitgebracht habe. Ich lasse mich vom Bett herunter gleiten und schaue mir die ganzen Filme an. Wenigstens hat Tilo es mal fertig gebracht, sein Zimmer ein wenig aufzuräumen, stelle ich lächelnd fest. Es sieht hier sonst immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es könnte allerdings auch sein, dass seine Mutter die Unordnung nicht länger ertragen und selber aufgeräumt hat. In dem Punkt sind wir beide uns ziemlich ähnlich, denn bei uns regiert nun mal das Chaos. Mir fällt ein, dass Nicholas hingegen eher ein ordentlicher Mensch ist. Das passt so gar nicht zu seinem Äußeren. Ich lasse die DVD in meiner Hand sinken und muss wieder an unseren Streit denken. Es war kein richtiger Streit, aber es hat weh getan, solche Wort von ihm zu hören und dass er einfach nichts für unsere Beziehung tut. Es ist meine erste Beziehung und ich bin in solchen Dingen noch ziemlich unerfahren, aber sollte man sich da nicht ein wenig Mühe geben? Benji kriecht an die Bettkante und wuschelt mir durch die Haare. Ich lächele matt und er sieht mir an, dass es mir nicht gut geht. Benji breitet seine Arme aus und zieht mich an sich. Ich muss schlucken, denn sofort treten mir die Tränen in die Augen. Wieso sind mir meine Freunde momentan näher als mein eigener Freund? Ich greife mit meiner Hand in Benjis Ärmel und verkralle meine Finger regelrecht darin. Ich kann Tilos Schritte auf der Treppe hören, wie er das Zimmer betritt und sofort zu uns kommt. Er streicht mir mit seiner Hand über meine Haare und ich weiß, dass die beiden Jungs ein wenig mit mir überfordert sind, trotzdem bin ich froh, dass sie bei mir sind. Nach einiger Zeit habe ich mich wieder beruhigt. Wir haben nicht darüber geredet. Ich sitze vor dem Bett, Benji hinter mir hat seine Arme um mich gelegt und seinen Kopf auf meine Schulter gebettet. Wir sehen uns einen Film an und ich bin froh, wenigstens mal ein wenig abgelenkt zu sein. Es tut gut, mal nicht an Nicholas zu denken und einfach nur ein wenig Spaß mit meinen beiden Freunden zu haben. Es wird ziemlich spät und wir ziehen uns einen Film nach dem anderen rein, das Knabberzeug wird mit der Zeit immer leerer und die Getränke um uns herum nehmen immer mehr zu. Tilo trinkt sogar Bier und ich würde auch gerne etwas davon probieren, aber Alkohol vertrage ich so gut wie gar nicht. Tilo ist der erste der das Schweigen bricht. „Also! Was ist los?“, fragt er und sieht mich an, nachdem er seine Bierflasche auf dem Boden abgestellt hat. Ich lehne meinen Kopf nach hinten, gegen Benjis Schulter und seufze. „Nicholas ist los...“, meine ich matt. „Sag nicht, er hat dir schon wieder etwas angetan?!“, fragt Benji lauernd. Ich schüttele meinen Kopf und sehe auf den Abspann des Filmes. „Irgendwie...“, ich breche ab und weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich seufze erneut. „Ich liebe ihn nicht.“ Tilo und Benji sehen mich erstaunt an. „Dafür, dass du ihn nicht liebst, warst du aber eine ganze Weile mit ihm zusammen?“, stellt Tilo verwundert fest. Ich sehe ihn an und nicke. Ich habe gedacht, dass ich mich vielleicht mit der Zeit auch in ihn verliebe, aber da habe ich mich wohl geirrt. Es kommt einfach nichts von ihm und ich weiß auch nicht, wie ich mit der ganzen Situation umgehen soll. Ich habe auch Angst, dass wenn ich mich von ihm trenne, er wieder anfängt, mir weh zu tun. Ich will diese ganze Tortur nicht mehr durchmachen müssen. „Er ist total verschlossen und ich kann nicht mal eine normale Unterhaltung mit ihm führen. Die letzte Zeit hatten wir nur Sex, mehr nicht. Ich habe ihn darauf angesprochen, aber er nimmt mich einfach nicht ernst...“ Tilo legt den Kopf schief. „Das macht wirklich keinen Sinn. Trenne dich von ihm!“, meint er. Ich sehe ihn lächelnd an. Wäre schön, wenn es so einfach wäre. Ich habe Angst davor. Ich kann mich nicht einfach so von ihm trennen. Benji drückt mich fest und scheint zu überlegen. „Wie wäre es, wenn du ihn mal so richtig eifersüchtig machst? Vielleicht merkt er dann ja was er an dir hat?“, schlägt er vor. Ich drehe meinen Kopf so gut es geht und sehe ihn entsetzt an. Das ist ja noch schlimmer! Dann bringt Nicholas den anderen Kerl bestimmt um. Vor allem mit wem soll ich ihn denn bitte eifersüchtig machen? Mir fällt da keiner ein. „Mit wem denn?“, frage ich Benji missmutig. Benji grinst hinterhältig und sieht dann zu Tilo. Ich folge seinem Blick und wir beide trauen unseren Augen kaum. Ich und Tilo? Wie soll das gehen? Auf keinen Fall! Ich kann meinen Freund doch nicht in so etwas mit hineinziehen! Tilo hebt abwehrend seine Hände. „Ohne mich!“ „Aber du hast doch mal erzählt, dass ihr zwei euch geküsst habt! Wo also ist das Problem?“, will Benji unwissend erfahren. Tilo sieht ihn genervt an. „Das war doch nur, weil wir damals so neugierig waren! Das heißt nicht, dass ich schon wieder scharf darauf bin, ihn zu küssen!“, murrt er. Mir geht es genauso. Das eine Mal ist dadurch unsere Freundschaft kaputt gegangen. Noch einmal will ich das bestimmt nicht wieder erleben müssen. Tilo hat mir so sehr gefehlt, da will ich ihn nicht noch einmal verlieren. „Mach du es doch!“, meint Tilo grummelnd und Benji schüttelt daraufhin lachend den Kopf. „Nein, danke!“ Mir kommt Connor in den Kopf, aber ich kann ihn wohl kaum um so einen Gefallen bitten. Ich möchte ihn auch nicht mit hineinziehen. Das hat er einfach nicht verdient. Wir sind immerhin gerade dabei uns anzufreunden. Ich ziehe meine Beine an und verschränke meine Arme um die Knie. Mir muss irgendetwas anderes einfallen, sonst weiß ich auch nicht mehr weiter. Jetzt habe ich noch ein Wochenende, an dem ich vor Nicholas verschont bleibe, aber auf den Montag freue ich mich so gar nicht. „Lasst uns schlafen gehen, vielleicht kommt uns eher eine Idee, wenn wir uns nicht so sehr in die Sache verbeißen?“, meint Tilo und erhebt sich. Benji lässt von mir ab und setzt sich im Bett auf. Tilo hat für ihn neben dem Bett eine Matratze hingelegt, während ich mir das Bett mit Tilo teilen muss. Für eine zweite Matratze wäre einfach nicht genug Platz in seinem Zimmer. Einer nach dem anderen verzieht sich ins Badezimmer. Ich bin als erstes dran, erleichtere mich und putze mir die Zähne. Ich gehe zurück in Tilos Zimmer und ziehe mich bis auf die Boxershorts und mein Shirt aus. „Seid schön brav!“, meint Benji lachend und bekommt kurz darauf von Tilo ein Kopfkissen mitten ins Gesicht geschleudert. Ich muss grinsen und kuschele mich in das Bett. Ich und Tilo müssen doch ein ganzes Stück zusammen rutschen, damit keiner von uns aus dem Bett fällt. Irgendwann wird es uns dann doch zu blöd und Tilo legt mir einen Arm um, während ich mich an ihn drücke. Als Kinder haben wir auch oft so zusammen geschlafen, wieso also nicht auch jetzt? Ich umarme ihn und nach langer Zeit kann ich endlich mal wieder richtig ruhig einschlafen. Es ist Montag und ich stehe morgens alleine und ein wenig verloren auf dem Schulhof herum. Eigentlich ist das nichts Neues. Selbst die Pausen verbringe ich oft alleine. Ich spüre, wie jemand nach meiner Hand greift und drehe mich überrascht um. Es ist Nicholas und noch ehe ich etwas sagen kann, zieht er mich mit sich. Verwirrt laufe ich ihm hinterher und folge ihm hinter die Sporthalle. Er drückt mich etwas unsanft an die Wand und küsst mich gierig. Überrumpelt lasse ich es zu und erwidere den Kuss aus Gewohnheit. Nicholas Hand schiebt sich in meine Hose und ich stöhne in den Kuss. Ich halte mich an seinem grauen Pullover fest und öffne meinen Mund, um seine vorwitzige Zunge einzulassen. Trotz meiner misslichen Lage, lasse ich mich mal wieder auf Nicholas ein und lasse ihm seinen Willen. Nicholas lässt von meinen Lippen ab und küsst sich meinen Hals entlang. Will er das von letztens wieder gut machen? Küsst er mich deswegen auf seine Art? Mir fällt auf, dass er sich gerade nur mir widmet und ich muss schlucken. Mir wird auf einmal ganz warm. Hat Nicholas es sich doch mal durch den Kopf gehen lassen? Haben meine Worte ihn erreicht? „Nicholas...?“, stöhne ich leise und genieße die Bewegungen seiner Hand in meiner Hose. Ich halte mich an ihm fest und spüre seinen Körper, der mich gegen die Wand drückt. Seine Zähne vergraben sich in meinem Hals und keuchend schlinge ich meine Arme um seinen Hals. Nicholas versteht es, mich auf die Folter zu spannen und nicht sofort kommen zu lassen, umso besser fühle ich mich, als er es endlich nach einer scheinbaren Ewigkeit zulässt. Er zieht seine Hand aus meiner Hose und holt sich ein Taschentuch aus dem Rucksack, mit dem er sich abtrocknet. Ich lasse mich an der Wand herunterrutschen und sehe ihm zu. Dann kann ich mich nicht länger zurückhalten und falle über ihn her. Nicholas der noch eben in der Hocke gewesen ist, hat damit natürlich nicht gerechnet und fällt unter meinem Gewicht seitlich zu Boden. Ich halte ihn fest und drücke ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Erst noch etwas überrascht, beginnt Nicholas langsam den Kuss zu erwidern. Ich kann nur hoffen, dass jetzt wieder alles in Ordnung ist. „Ich habe dich am Wochenende vermisst...“, murrt er ein wenig vorwurfsvoll und sieht zu mir auf, als ich den Kuss nach einigen Minuten löse. Ich werde rot und verlegen sehe ich zur Seite. Normalerweise verbringen wir das Wochenende fast nur im Bett. Ist es dann nicht eher der Sex, den er vermisst hat? So ganz sicher bin ich mir auf einmal nicht mehr. „Du weißt doch, dass ich von Freitag bis Samstagabend bei Tilo bin.“ Ich stütze mich mit den Händen auf dem Gras und der trockenen Erde ab und sehe auf Nicholas herunter. „Du hättest wenigstens gestern noch vorbei kommen können!“, hält er mir vor. Ich seufze und richte mich auf. An meiner Unterlippe knabbernd überlege ich, was ich ihm sagen soll. Die Wahrheit schon mal nicht, denn dann gibt es bestimmt schon wieder Krach. So früh am Morgen bin ich einfach nicht scharf darauf. Ich kratze mit meiner Hand an meinem Nacken und habe immer noch keine Antwort für ihn parat. Ich habe eben den Tag lieber mal daheim mit meinem Hund Monty verbracht. Nicholas richtet sich nun ebenfalls auf und greift nach seinem Rucksack, den er sich um die rechte Schulter hängt. Er richtet seine Kleidung und geht an mir vorbei. Dabei stößt er beinahe mit Connor zusammen. Beide sehen sich überrascht an. „Was willst du denn hier?“, murrt Nicholas und ist sofort gereizt. Connor sieht ihn unbeeindruckt an. „Ich freue mich auch dich zu sehen, mein Hübscher!“, erwidert er keck und streicht Nicholas über die Wange, dessen Miene unverzüglich noch düsterer wird. „Connor...“, rufe ich und endlich scheint er auch mich zu bemerken. Augenblicklich erhellt sich seine Miene und ohne Nicholas auch nur eines Blickes zu würdigen, geht Connor an ihm vorbei und direkt auf mich zu. „Da bist du ja, ich habe dich schon vermisst!“, meint er lächelnd und schlingt seine Arme um mich, drückt sich an mich und umarmt mich ausgiebig. Meine Hände krallen sich in sein Shirt und mein Blick fällt auf Nicholas, der uns ganz und gar nicht erfreut betrachtet. Ohne ein Wort zu sagen, geht er weg. Traurig sehe ich ihm nach, löse mich aber nicht aus Connors Umarmung. Das scheint ihm zu gefallen, denn er scheint auch gar nicht vorzuhaben mich loszulassen. „Wie kommt es, dass du mit so einer Giftschlange befreundet bist?“, fragt Connor mich nach einer Weile. Er löst sich von mir und greift nach meiner Hand. Ertappt sehe ich ihn an und da es mir die Sprache verschlagen hat, sehe ich ihn nur an. Connors Augen werden immer größer. „Nicht dein Ernst!“, entfährt es ihm. „Mit dem?!“ Ich weiche seinem Blick aus und kriege noch immer kein Wort heraus. „Na ja, gut, er sieht schon zum Anbeißen aus, aber mal ehrlich! Wie kann man mit dem Kerl Spaß haben?“, fragt Connor mich. Ich betrachte das Gras zu meinen Füßen und spüre kurz darauf Connors Hand auf meiner Schulter. „Mach dir nichts draus. Meine ersten Freunde waren auch nicht so der Hammer!“, meint er lachend und läuft hinter mich, legt seine zweite Hand auf meine Schulter und schiebt mich voran. „Connor?“, frage ich zögerlich. „Ist es so offensichtlich, dass ich mit Nicholas zusammen bin?“ „Tja, bei dem Knutschfleck schon! Außerdem wart ihr eben beide ganz allein hier. Da kann man es schon erahnen, was hier gelaufen ist.“ Ich seufze und wir gelangen auf den Schulhof. Connor gesellt sich neben mich und zusammen gehen wir zur Klasse. „Wirklich glücklich scheinst du aber nicht mit ihm zu sein!“, bemerkt Connor und sieht mich von der Seite an. Ich nicke und mal wieder hat er recht. Wie schafft er es nur immer wieder mich zu durchschauen? Ist es denn so offensichtlich? „Mit so einem heißblütigen Kerl kann man tollen Sex haben, aber für eine Beziehung taugt so einer gar nicht. Such dir lieber einen neuen Freund.“ Ich schiele zu Connor und seufze. „Als ob das so leicht wäre...“, meine ich missmutig und schlurfe neben Connor her. Er öffnet die Glastür und lässt mich das Schulgebäude betreten. Mal wieder bin ich erstaunt wie höflich Connor ist. Nicholas hat mir noch nie die Tür in der Schule aufgehalten, aber er geht mir ja in der Öffentlichkeit auch aus dem Weg. Ich betrachte Connor von der Seite und wieder fällt mein Blick auf seine Tattoos am Arm. Ob das nicht weh getan hat? Ich habe mir nie überlegt mir ein Tattoo machen zu lassen. Na ja, in dieser kleinen Ortschaft kann man ja auch nicht so einfach auf solche Ideen kommen. Hier wird man nicht mal in Versuchung geführt. Connor sieht zu mir und grinst breit. Verlegen weiche ich seinem Blick aus und er legt mir den Arm um die Schultern. „Falls es dich interessiert, ich bin zurzeit Single!“ raunt er mir leise zu und ich erschaudere bei seiner tiefen und verführerischen Stimme, die auf einmal so nahe an meinem Ohr ist. Ich schaffe es nicht ihm ins Gesicht zu sehen und gehe lediglich weiter neben ihm her. Wir erreichen die Klasse, aber Nicholas ist noch nicht zu sehen. Lediglich einige meiner Klassenkameraden sind bereits da und als sie uns erblicken, beginnen sie augenblicklich zu tuscheln. Scheinbar sind wir beide zurzeit wirklich das Gesprächsthema schlechthin. Auf die Gerüchte bin ich überhaupt nicht scharf. Wir warten bis unsere Lehrerin endlich kommt und die Klasse aufschließt. Die ersten Schüler quetschen sich regelrecht in den Raum, als könnten sie es kaum erwarten, den Unterricht so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Ich gehe hinter Connor her und setze mich lustlos auf meinen Platz. Dann trudelt auch endlich Nicholas ein, beachtet mich jedoch nicht. Ich schaffe es nicht ihn zu ignorieren und so schaue ich immer wieder heimlich zu ihm. „Wie ihr ja schon langsam mitbekommen haben solltet, geht es für unsere Klasse demnächst nach England. Ich hoffe, ihr nutzt diese Chance und verbessert euer Englisch. Ich habe übrigens die Zimmerverteilung, hört bitte gut zu und kein meckern hinterher! Es gibt keine Änderungen!“, erklärt unsere Lehrerin und setzt sich an ihr Pult. „Solange niemand mit dem Homo zusammen schlafen muss! Die Jungs tun mir jetzt schon Leid!“, meint ein Mädchen in den hinteren Reihen und alle lachen. Knallrot sehe ich auf meinen Tisch. Als ob ich über jeden Kerl herfallen würde. Connor scheinen sie in Ruhe zu lassen, denn auf seine schlagfertigen Kommentare hat keiner Lust. Unsere Lehrerin schaut sich die Blätter an und ruft die ersten Namen auf. Einige scheinen erleichtert zu sein, andere wiederum sind enttäuscht und machen ihrem Frust lautstark Luft. Ich bin ganz angespannt und frage mich, mit wem ich mir ein Zimmer teilen muss. Die letzten Namen werden aufgerufen und so langsam kriege ich das Gefühl als hätte meine Lehrerin mich vergessen. Mein Blick haftet noch immer auf der Tischplatte. „Connor Seidel und Alan Mealing.“ Im ersten Moment bekomme ich es gar nicht richtig mit, nur so am Rande. Erst als Connor mich anstupst und mir fröhlich zu raunt, dass wir uns ein Zimmer teilen werden, atme ich erleichtert auf. „Haha~ die Schwuchteln haben bestimmt Sex, dass sich die Balken biegen!“, meint ein Junge und wieder einmal lachen alle darüber. Ich hebe meinen Blick und sehe zur Lehrerin. Mit wem kommt Nicholas dann in ein Zimmer? Zum Glück dürfen die Jungs und Mädchen nicht zusammen schlafen, aber ein bisschen Sorgen mache ich mir trotzdem. „Zu guter Letzt, Nicholas Török. Du bekommst das Einzelzimmer!“, meint sie zu ihm. Ein paar Schüler beschweren sich und wollen auch eigene Zimmer haben. „Beruhigt euch! Ruhe! Die Anzahl ist ungleich, also bleibt ein Zweierzimmer für eine Person übrig und das ist eben Nicholas! Findet euch damit ab! So und nun zurück zum Unterricht!“ Mein Blick fällt auf Nicholas. Es gefällt ihm bestimmt nicht, dass ich mir das Zimmer mit Connor teile. Ich schiele kurz zu Connor und bin eigentlich ganz froh, dass ich es mit ihm so gut erwischt habe. Es hätte schlimmer kommen können. Wäre ich mit einem meiner anderen Mitschüler in einem Zimmer, würde ich sogar freiwillig bei Nicholas im Zimmer schlafen. Was ich wohl so oder so machen werde. Wir sind ja immer noch zusammen. Ich muss mir wirklich einfallen lassen, wie ich mit ihm Schluss machen kann, aber nach heute morgen, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Jetzt weiß auch noch Connor, dass wir zusammen sind. Das kann ja nur in einer Katastrophe enden! Der Unterricht endet endlich und auch wenn ich meine Zeit viel mit dem Lernen verbringe, so bin ich jetzt doch ziemlich aufgeregt und Connor ist auch schon am Pläne schmieden, was wir in London so alles unternehmen werden. Ich bin noch nie im Ausland gewesen und schon entsprechend nervös, aber was mir mehr Sorge macht, ist, dass ich Monty solange nicht sehen kann und meine Eltern sind kaum zu Hause, also werde ich ihn wohl solange in einer Tierpension abgeben müssen. „Ich finde es klasse, dass wir uns ein Zimmer teilen können! Dann haben wir unsere Ruhe vor all den Idioten und können tun und lassen was wir wollen!“, meint Connor gut gelaunt und reißt mich aus meinen Gedanken heraus. Ich nicke lächelnd und sehe kurz auf Nicholas Rücken, der vor uns den Gang entlang läuft und wahrscheinlich alles hören kann. Ich sehe zu Connor, schaffe es jedoch nicht, etwas zu erwidern. Ich will nicht, dass Nicholas auch noch wütend auf mich wird, also halte ich lieber meinen Mund. Connor weiß ja, dass ich mit Nicholas zusammen bin. Es wäre nicht gut, wenn das auch noch herauskommt. Wie wohl die anderen darauf reagieren würden? Connor zieht mich in eine ruhigere Ecke auf dem Schulhof. „Hast du es dir überlegt?“, fragt er mich neugierig und rückt mir auf die Pelle. Ich weiche ein wenig irritiert vor ihm zurück. „Was soll ich mir überlegt haben?“, frage ich ihn verwundert. „Willst du mit mir gehen?“, fragt er mich nun direkter. „A-aber ich habe doch schon einen Freund!“ Connor macht eine abwertende Handbewegung. „Der dich nur unglücklich macht!“ Ich sehe stumm auf den Boden. Connor hat ja Recht, aber er weiß ja gar nicht richtig, was da bei mir und Nicholas abläuft. Wieso will er dann unbedingt mit mir zusammen sein? „Komm schon, ich weiß, dass es dir mit mir besser gefallen wird!“, meint er lächelnd und scheint sehr von sich überzeugt zu sein. „Stört es dicht wirklich nicht, was die anderen alle davon halten? Du bist immerhin auch schwul...“, frage ich ihn. „Wieso? Umso mehr müssen wir beide zusammen halten!“, erklärt er eindringlich und geift nach meinem Arm. Mir wird ein bisschen unwohl zumute. „Ich kann das nicht so einfach machen...“, versuche ich mich zu erklären. Connor sieht mich musternd an. „Der Kuss hat dir aber mehr als gefallen!“, meint er leicht spöttisch. „Würde dein Freund dir soviel bedeuten, hättest du es nicht zugelassen, dass ich dich küsse!“ Mir wird ganz heiß und entsetzt sehe ich Connor an. „Da-das...“, stammele ich und kneife meine Augen hastig zusammen, als Connor mich erneut küsst. Er greift mit seinem Arm um mich und zieht mich näher an sich heran. Völlig überrumpelt wehre ich mich kein Stück und lasse es einfach zu. Ob Nicholas im Moment zusieht? Ob er eifersüchtig ist? Ich öffne leicht meinen Mund und Connor nutzt diese Chance, platzt mit seiner Zunge einfach hinein und raubt mir den Atem. Ich verkrampfe mich leicht, aber ich muss zugeben, dass es sich wirklich nicht schlecht anfühlt, Connor zu küssen. Er löst den Kuss wieder und sieht mir schelmisch grinsend ins Gesicht. Ich sehe auf seine Zunge, wie sie über seinen Mund leckt und bewege mich verlegen keinen Zentimeter vom Fleck. Als ich es endlich mal wage mich umzusehen, ist von Nicholas keine Spur zu sehen. Hat er es mitbekommen? Spätestens wenn die anderen Schüler es sich erzählen werden, die zurzeit alle mächtig am gaffen sind, wird er es wissen. Mit einem schlechten Gefühl sehe ich mich um und würde am liebsten zu Nicholas laufen, um das Missverständnis aufzuklären. Ich presse meine Lippen aufeinander und befinde mich plötzlich in Connors Armen wieder. „Ich freue mich schon sehr auf unseren Trip nach London!“, meint er leise und knabbert an meinem Ohrläppchen. Ob das alles nur ein schlechter Traum ist? Kapitel 3: Willst du glücklich sein? Dann lerne erst leiden. ------------------------------------------------------------ Meine Finger krallen sich in das Laken. Auf dem Bauch liegend verstecke ich stöhnend mein Gesicht im Kissen und höre wie Nicholas schwer atmet. Er drückt sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich und so langsam kriege ich Angst, dass sein altes Bett noch mal auseinanderfällt, wenn er sich weiterhin so an mir austobt. Meine Wangen glühen und auch mein Atem geht schneller. Nicholas scheint nicht mehr lange zu brauchen und gerade als ich den Gedanken beende, kommt er in mir und lässt sich ermattet auf meinen Rücken sinken. Das er noch immer in mir steckt, stört mich nicht sonderlich. Ich fühle seinen Atem an meinem Ohr und ein Schauder überkommt mich. Ich drehe meinen Kopf herum und kann Nicholas von der Seite ein wenig betrachten, zumindest was ich aus dem Augenwinkel erkennen kann. Nicholas beugt sich vor und küsst mich auf den Mund. Ich schließe meine Augen und erwidere den Kuss. Es ist in unserer Position ein wenig nervig, aber Nicholas ist zu schwer, als das ich mich einfach so leicht auf den Rücken drehen kann. Ich belasse es dabei und löse den Kuss. Nicholas Lippen suchen sich ihren Weg über meinen Nacken und seufzend genieße ich diesen Moment. Nicholas richtet sich auf, zieht sich aus mir heraus und entfernt das Kondom. Ich bleibe träge auf dem warmen Bett liegen und döse erschöpft vor mich hin. Hinter mir wühlt Nicholas scheinbar in einer Schublade oder so herum. Was genau er da macht, weiß ich nicht und ich bin auch zu kaputt, um mich darum jetzt noch zu kümmern. Die Matratze knarzt und ich höre ein vertrautes Geräusch, Nicholas beugt sich wieder über mich und dringt erneut in mich ein. Wie kann er nur jetzt schon wieder so fit sein? Ich hingegen fühle mich wie ein alter Mann und bin auch schon mit einer Runde zufrieden. Nicholas keucht und bewegt sich in mir. Ich stütze mich am Bett ab und spüre seine Hände an meinen Hüften. Erneut kriecht die Hitze meinen Körper entlang und zeigt wie schnell er wieder erregt ist. Irgendwie kommt mir gerade das Bild von rammelnden Hasen in den Sinn und ich muss mir ein Lachen verkneifen. Schwitzend reiben sich unsere Körper aneinander und wieder vergräbt Nicholas seine Zähne in meiner blassen Haut. Der Knall der Haustür erschreckt uns so sehr, dass ich mich zusammenziehe und Nicholas sofort ins Aus befördere. Laut stöhnend kommt er in mir und grummelt wütend. So etwas kann er nicht leiden. „Geht's noch lauter?!“, brüllt er und stößt noch einige Male in mich. Ich keuche und spüre ein Ziehen zwischen meinen Beinen. Mal wieder macht Nicholas etwas, was mir ganz und gar nicht in den Kram passt. Er zieht sich aus mir heraus und lässt mich mit meiner Latte allein im Bett. Er wirft das benutzte Kondom in den Mülleimer und zieht sich schnell etwas über. Ich sehe zu, wie er das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich ins Schloss wirft. Wie bestellt und nicht abgeholt sehe ich auf die verschlossene Tür und kann nicht fassen, dass er mich einfach so sitzen lässt. Seufzend sehe ich deprimiert auf meine Erektion, die geradezu nach Erlösung schreit. Ich lege selbst Hand an und befriedige mich solange, bis ich endlich komme. Zufrieden wische ich mir die Hand am Bettlaken ab. Das Bett muss nach unserem Stelldichein sowieso frisch bezogen werden. Ich suche mir meine Kleidung zusammen, ziehe mich an und richte meine Haare ein wenig zurecht. Zögernd öffne ich die Tür und gehe in den Flur. Ich kann lachen aus der Küche hören und folge den Geräuschen. Im Türrahmen bleibe ich stehen und sehe wie eine junge Frau ihre Einkäufe im Kühlschrank verstaut. Nicholas steht bei ihr und sie unterhalten sich über irgendetwas. Sie bemerkt mich und sieht mich mit einem strahlen in den Augen an. Noch nie hat sich jemand so sehr gefreut, mich zu sehen, dabei kenne ich die junge Dame noch nicht einmal. „Hallo, Alan!“, meint sie und streicht sich ihre hellbraunen Haare zurück. Dann muss das wohl Linda sein, Nicholas Schwester. Sie kommt auf mich zu und zieht mich sofort in eine Umarmung. Verlegen lasse ich es zu. So ein hübsches Mädchen hat mich noch nie umarmt und ich bin leicht überfordert. Nicholas lässt sich nicht stören und stellt einige Konserven in den Küchenschrank. „Du bist wirklich ein süßes Kerlchen!“, meint sie und sieht mich durch ihre schwarze Brille hindurch an, die an ihr eher wie ein Modeaccessoire wirkt. Ich trage zwar auch eine Brille, aber an Linda sieht es wirklich ziemlich gut aus. „Oh, ich habe dir etwas mitgebracht!“, meint sie lächelnd und verwundert sehe ich zu, wie sie sich ihrer Einkaufstüte widmet. Wie hat sie denn gewusst, dass ich heute hier bin? Hat Nicholas es ihr erzählt? Die beiden scheinen sich ja sehr nahe zu stehen. Das einzige was ich über Linda weiß, ist, dass sie eigentlich in Niedersachsen lebt und wie man sieht, eine echte Dorfschönheit ist. In der Stadt kommt sie bestimmt sehr gut bei den Männern an. Mein Blick fällt auf Nicholas, der ja eigentlich auch ziemlich gut aussieht. Das scheint wohl bei den Töröks in der Familie zu liegen. Wobei ihre Wurzeln ja in Ungarn liegen, aber davon merkt man auch nicht viel. Wenn ich mich nicht irre, wird auch bald Nicholas Vater aus dem Gefängnis entlassen. Man merkt seiner Mutter die Anspannung jedenfalls oft an, denn sie ist oft unachtsam und mit ihrem Gedanken weit weg. Mir tut die Familie Leid, dass sie so sehr unter dem Vater leiden musste und ich bin froh, dass es von Tag zu Tag ein wenig besser wird. Lediglich Nicholas macht mir Sorgen. Er verfällt langsam wieder in seine alten Marotten und ich bin damit einfach nur überfordert. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll oder wie ich zu ihm durchdringen kann. Linda dreht sich schwungvoll zu mir herum und drückt mir etwas hübsch verpacktes in die Hände. Bei näherem Hinsehen, stelle ich fest, dass es eine Tüte mit Süßigkeiten ist. Jedenfalls sind es keine billigen aus dem Supermarkt, diese hier sehen teuer aus. „Nicholas hat mir erzählt, dass du eine kleine Naschkatze bist.“ Linda sieht mir lächelnd zu, wie ich die Tüte vorsichtig öffne, als würde sich darin ein gefährlicher Sprengsatz befinden und eine der Pralinen aus der Verpackung schäle. Ich stecke sie mir in den Mund und lasse die Schokolade auf meiner Zunge zergehen. Ich höre ein Kichern und sehe verwirrt zu Linda, die sich über meinen Anblick sehr zu amüsieren scheint. „Wirklich eine Naschkatze!“, meint sie zufrieden. „Sag ich doch!“, meint Nicholas und grinst ebenfalls. Verlegen schlucke ich und bringe schnell die Tüte in Sicherheit, als Nicholas sich daran bedienen will. „Siehst du?“, meint er lachend und Linda nickt zustimmend. Knallrot verstecke ich mein Gesicht an Nicholas Brust und drücke die Tüte fest an mich. Nicholas Finger streichen mir durch die Haare und seine freie Hand landet auf meiner Hüfte. Von hinten schlingen sich unerwartet zwei Arme um meinen Bauch und ziehen mich von Nicholas weg. Verwirrt sehe ich ihn an und drehe dann meinen Kopf zu Linda herum. „Sorry, aber ich leihe ihn mir mal ein wenig aus!“, meint sie gut gelaunt und schiebt mich aus der Küche. Wir gehen den Flur entlang und dann drückt sie die Tür zu ihrem ehemaligen Jugendzimmer auf. Es ist wirklich sehr mädchenhaft eingerichtet. Bis auf die Poster mit Bands, die man doch eigentlich immer in dem Zimmer eines pubertierenden Mädchens erwartet. Linda geht seelenruhig an mir vorbei und setzt sich auf den weißen eleganten Stuhl, der vor dem Schreibtisch steht. Ich bin dazu gezwungen mich auf ihr Bett zu setzen. Unruhig rutsche ich an der Bettkante hin und her, halte die Süßigkeiten in meinen Händen und weiß nicht so recht, was mich jetzt erwartet. „Nicholas ist ja nicht sehr gesprächig, aber über dich konnte ich ihn ein wenig ausquetschen.“, meint sie und schlägt ihre Beine übereinander. „Ich hätte nicht gedacht, dass er mal dazu in der Lage ist, eine feste Beziehung einzugehen. Er wirkt eben nicht so, verstehst du? Ein Playboy ist er allerdings auch nicht gerade...“, erzählt Linda und wirkt ein wenig besorgt. Ich lausche ihrer angenehmen Stimme und frage mich, was das Ganze hier werden soll. „Ich weiß auch, dass du dich im Gegensatz zu Nicholas bereits geoutet hast. Das finde ich wirklich mutig von dir. Die Leute auf dem Land sind in solchen Sachen ein wenig eigen. Sie mögen Neues nicht sonderlich und tratschen gerne mal ein wenig.“ Ich nicke langsam und sehe auf meine Schuhe und den schönen Teppich darunter. Linda beugt sich leicht vor. „Ich weiß auch, dass es mit Nicholas nicht einfach sein kann, immerhin bin ich seine Schwester, ich muss es ja wohl wissen!“, meint sie kichernd und streicht sich ihr Haar zurück, welches ihr locker um die Schultern fällt. Sie hat Recht, es ist bis jetzt noch nie leicht mit ihm gewesen. „Ich möchte dich nicht um irgendetwas bitten, denn was du tust, liegt bei dir ganz allein, aber ich hoffe, du weißt auch, dass er seine Sexualität noch nie so ausleben konnte wie du und als sein Freund musst du ihm vielleicht manchmal einen Schubs in die richtige Richtung geben.“ Ich sehe zu ihr auf und presse meine Lippen aufeinander. Wenn es doch nur so einfach sein würde, aber das ist es eben nicht. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Nicholas sich eben nicht ändern möchte, dass er lieber so bleibt, wie er jetzt ist, eben das gefühlskalte Arschloch, dass mich tagtäglich in der Schule demütigt und am Wochenende bis zur Ekstase vögelt. Das ist aber keine Beziehung wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Ich habe zwar eine Beziehung mit einem Mädchen geführt, wenn auch nicht lange, aber so stelle ich es mir eben vor. Man zeigt sich offen seine Gefühle, steht zueinander und hat hin und wieder auch mal ein Date. Mit Nicholas habe ich bis jetzt noch kein einziges Date gehabt, dass ist doch auf Dauer einfach nur deprimierend. Klar, ich steh auf den Sex, aber wenn wir nichts anderes mehr machen, dann wird es auf Dauer einfach nur eintönig und macht keinen Spaß mehr. Zumindest verliere ich so langsam die Lust daran. Meine Gedanken wandern wieder zu Connor. Er hat mich einfach wieder in der Schule geküsst und will doch tatsächlich mit mir gehen. Na ja, er kommt aus der Stadt und ist schon ein attraktiver Kerl. Mit so einem kann man bestimmt eine Menge Spaß haben. „Alan, woran denkst du gerade?“, fragt Linda mich. Ich sehe sie an und senke wieder betrübt meinen Blick. „Hast du schon mal eine Beziehung geführt, aus der irgendwie die Luft raus ist?“, frage ich sie leise. Linda legt ihren Kopf schief und denkt eine Weile nach. „Nein, nicht direkt, aber ich hatte mal einen Freund mit dem ich mich ständig gestritten habe. Da war es wirklich das beste, dass wir beide uns getrennt haben. Später als Freunde haben wir uns wesentlich besser verstanden, als als Paar.“ „Habt ihr Sex?“, fragt Linda frei heraus. Ich werde knallrot im Gesicht, wage es nicht sie anzusehen und bekomme nur ein kaum merkliches Nicken zustande. Wie sie mich gerade ansieht, kriege ich so nicht mit und ich kann mir denken, dass sie ein breites Grinsen im Gesicht hat. „Das ist gut, ich dachte schon ihr zwei habt flaute im Bett.“ Wohl eher flaute im Herzen. „Wissen deine Eltern, dass du schwul bist?“, fragt Linda unvermittelt. Ich sehe sie überrascht an, schüttele jedoch den Kopf. In der Schule weiß es jeder, doch meinen Eltern habe ich es bis jetzt verschwiegen. Wie soll ich es ihnen auch sagen, wenn sie nie daheim sind? Soll ich ihnen einen Zettel an den Kühlschrank kleben? „Ich weiß leider nicht, was dich so bedrückt, aber ich hoffe für dich, dass es, was auch immer es sein mag, bald wieder besser wird!“, meint Linda nach einer Weile. Ich lächele sie kurz an und stehe vom Bett auf. „Danke, wird schon klappen...“ Irgendwie. Ich verlasse Linda's Zimmer und gehe in die Küche zurück, doch Nicholas ist nicht mehr dort. In seinem Zimmer treffe ich ihn an und betrachte ihn eine Weile. Er sitzt auf dem Bett und zappt durch die Kanäle im Fernsehen. Leise betrete ich sein Zimmer, schließe die Tür und setze mich neben ihn. Eine Weile sagen wir gar nichts. Ich sehe ihm lediglich zu, wie er gelangweilt versucht einen guten Film zu finden, aber um diese Uhrzeit scheint es wohl einfach nichts zu geben. Ich nehme eine weitere Praline aus meiner Tüte, entpacke sie und halte sie Nicholas vor den Mund. Er zuckt kurz zusammen, denn damit scheint er wirklich nicht gerechnet zu haben und öffnet seine Lippen, leckt mir über die Finger, während er sich die Praline in den Mund schieben lässt und langsam darauf herumkaut. Ich beobachte ihn und auf einmal dreht er sich zu mir um und küsst mich. Nicholas schiebt mir seine Zunge zwischen die Lippen und sofort schmecke ich die süße Schokolade. Er drückt mich auf das Bett und der schokoladige Kuss bringt mich glatt zum schmelzen. Nur am Rande nehme ich seine Hand wahr, die zwischen meinen Beinen landet, langsam den Stoff meiner Hose entlanggleitet und in meiner Hose verschwindet. Die Fahrt ist ziemlich nervig. Wir fahren mit einer Busgesellschaft nach England und das ist wirklich die reinste Tortur für alle Schüler. Man kann sich kaum bewegen und nur ab und an gibt es eine kurze Pause in der wir uns die Beine vertreten können. Ich sitze natürlich neben Connor weiter vorne. Nicholas sitzt wahrscheinlich ziemlich weit hinten mit all den anderen coolen Schülern. Ich schaue kurz nach hinten und schiele zu seinem Platz. Nicholas scheint zu schlafen. Die Arme sind vor der Brust verschränkt und er trägt ein Cappy, das er sich tief ins Gesicht gezogen hat, so dass man sein Gesicht gar nicht richtig erkennen kann. „Alan, willst du auch was?“, fragt Connor mich und hält mir eine Chipstüte vor die Nase. Lächelnd setze ich mich wieder auf meinen Platz und bediene mich. „Ist alles in Ordnung? Du trinkst kaum etwas.“ Connor hält mir seine Flasche mit Wasser entgegen. Ich schüttele nur den Kopf. „Hast du schon die Toilette hier gesehen? Nein, danke.“, erwidere ich nur und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Ich blicke nach draußen und betrachte die Landschaft die an uns vorbei flitzt. Es ist Nacht und schon ziemlich dunkel. Die ersten haben die Vorhänge an den Fenstern zugezogen und schlafen. Irgendjemand ist ziemlich laut am schnarchen. Ich ziehe den Vorhang ebenfalls zu und Connor lacht leise. Irritiert sehe ich ihn an. „Ich wusste gar nicht, dass du es so eilig hast, über mich herzufallen?“, meint er gespielt schockiert und bringt mich zum Lächeln. Hier werde ich wohl sowieso kaum Schlaf finden. Ich kauere mich in meinem Sitz zusammen und versuche es mir irgendwie gemütlich zu machen, aber das ist einfacher gesagt als getan, denn im Sitzen lässt es sich nun mal nicht gut schlafen, da kann ich mich hinbiegen wie ich will. Connor scheint das Ganze nach einer Weile zu blöd zu werden, greift nach meiner Schulter und schiebt mich gegen sich, so dass ich meinen Kopf an seiner Schulter anlehnen kann. Ich sehe kurz zu ihm auf, ehe ich müde meine Augen schließe. Kurze Zeit später spüre ich etwas feuchtes auf meinen Lippen. Mein erster Gedanke gilt Nicholas, doch der würde niemals das Risiko eingehen, mich im Bus zu küssen. Langsam öffne ich meine Augen und sehe Connor vor meiner Nase, der mich wieder küsst. Er kann es einfach nicht lassen. Ich schiebe ihn von mir weg, auch wenn ich zugeben muss, dass der Kuss wirklich nicht übel gewesen ist, aber das waren die anderen davor ja auch nicht und es ist wohl besser so, wenn ich endlich damit aufhöre und Connor in seine Schranken weise. Er kann mich nun mal nicht immer küssen, ich habe einen Freund und ich will auch nicht, dass jeder mich nach Lust und Laune benutzt. Das habe ich langsam ziemlich satt. Connor sieht mich einfach nur an und lässt sich von mir wegschieben. „Ich habe einen Freund, Connor...“, versuche ich ihm klarzumachen, aber es hört sich leider nicht so überzeugend an wie es eigentlich klingen soll. „Der dich auch nur benutzt und dich unglücklich macht!“, raunt Connor mir zu. „Gib mir endlich eine Chance, Alan! Ich kann dir mehr geben als dieser Kerl! Mir ist es egal, was die anderen sagen, ich will mit dir zusammen sein!“ Ich fühle mich so schwach, mir fällt es schwer zu Nicholas zu stehen, denn Connor hat ja Recht. Mit ihm wäre ich wohl besser dran, viel besser. Nicholas würde nicht mal um mich kämpfen oder? Er kann Connor nicht leiden, aber das heißt noch lange nichts. Er hat auch nichts zu mir gesagt, als Connor mich vor der Klasse geküsst hat, als wäre es ihm total egal. Möglicherweise ist es ihm das auch. Wahrscheinlich will er wirklich nur den Sex mit mir. Deprimiert sehe ich Connor an. Er hebt seine Hand und streicht mir zärtlich durch die Haare. Langsam kommt er mir immer näher, ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und kurz darauf kleben seine Lippen wieder an meinem Mund. Mit einem schlechten Gewissen, lasse ich mich von ihm küssen. Muss ich jetzt wirklich mit Nicholas Schluss machen? Ich habe ziemliche Angst vor seiner Reaktion. Connor öffnet seine Lippen und so tue ich es ihm gleich, öffne meinen Mund und lasse seine Zunge ein. Connor's Hand streichelt meinen rechten Arm und seine linke Hand schiebt sich in meinen Nacken. Unweigerlich muss ich die beiden Jungs miteinander vergleichen. Ihre Küsse sind so anders. Connor küsst mich sanft, fast schon zärtlich und lässt sich Zeit dabei. Nicholas Küsse sind wild, gierig und leidenschaftlich. Das völlige Gegenteil. Ich komme mir so dumm vor, die beiden auch noch zu vergleichen. Es passiert mir unweigerlich und ich weiß einfach nicht, wie ich diese Gedanken abstellen soll. Ich bin Nicholas Nähe und Körper so gewohnt, dass es für mich einfach schon ziemlich komisch ist, jemand anderen zu küssen, trotzdem muss ich leider zugeben, dass es mir langsam mit der Zeit immer besser gefällt Connor zu küssen. Er massiert meine Zunge und setzt sich seitlich, zieht mich schon beinahe auf seinen Schoß, sofern es die Sitze denn zulassen würden und gleitet mit seiner Hand von meinem Bein, meinen Körper hoch und unter meinen blauen Pullover. Ich versuche mein Keuchen zu unterdrücken, als Connor mir in die Brustwarzen zwickt und sie liebkost. Er löst den Kuss und schiebt mir das Hemd hoch. Connor senkt den Kopf und küsst sich langsam von unten nach oben. Ich lehne mich in meinem Sitz zurück und lasse es über mich ergehen. Meine Augen schließen sich und außer dem Motorenlärm des Busses und des schnarchenden Jungen weiter hinten bekomme ich nicht allzu viel mit. Mir wird ganz heiß, als Connors Zunge wieder tiefer gleitet, sich in meinem Bauchnabel versenkt und noch tiefer wandert. Ich höre den Reißverschluss und werde blass. Will er mir etwa jetzt einen blasen? Hier im Bus, zwischen all unseren schlafenden Mitschülern? Vor meinem Freund? Ich unterdrücke ein Stöhnen und sehe auf Connor herunter, der mir tatsächlich einen blasen will. Was muss er auch noch so gut darin sein? Meine Hand vergräbt sich in seinen schwarzen Haaren und er leistet da unten ganz Arbeit. Mein Atem geht schneller und ich drücke seinen Kopf tiefer, will mehr von seiner geübten Zunge spüren. Ich sehe auf den grünen Vorhang vor dem Fenster, bemerke den kleinen Spalt und sehe auf die Straße, die vorbeifahrenden Autos und deren Lichter. Mühsam halte ich mir eine Hand vor den Mund, um nicht zu laut zu werden und versuche nicht ständig dabei an Nicholas und mein schlechtes Gewissen zu denken. Mir wird ganz warm im Gesicht und mein Blick wandert herunter zu Connor. Ich spüre meinen nahenden Höhepunkt und will Connors Kopf zurückziehen, doch es ist schon zu spät und so muss er schlucken. Er hustet und lässt von mir ab. Entschuldigend sehe ich ihn an, doch er wischt sich nur grinsend das Sperma mit dem Handrücken weg, leckt es sich von der Hand und trinkt aus seiner Wasserflasche noch einen Schluck hinterher. Ich schließe schnell meine Hose wieder und er setzt sich normal hin. Wir tun so, als wäre nichts gewesen und ich lehne wieder meinen Kopf an seine Schulter, aber in mir macht sich ein Gefühl breit, das mir ganz und gar nicht gefallen will. Habe ich Nicholas gerade betrogen? Mit dem Jungen, den er nicht mag? Ich fühle mich furchtbar und kann lange Zeit nicht einschlafen. Was soll ich nur machen? Ich muss mir mindestens noch zwei Nächte mit Connor ein Zimmer teilen und da bleibt es bestimmt nicht bei einem Blowjob, so wie ich ihn bereits kenne, will er mehr. Ich kann es Nicholas jedoch nicht sagen. Der bringt mich doch um! Ich betrachte Connor von der Seite, sein ruhiges und friedlich schlafendes Gesicht. Mir ist zum Heulen zumute. Was tue ich hier nur? Ich setze mich normal hin und klettere auf meinen Sitz. Ich schaue nach hinten, aber es ist nicht leicht etwas zu erkennen. Ich erkenne schwach Nicholas Silhouette, der den Kopf gegen das Fenster gelehnt hat und ruhig schläft. Mein Kinn sinkt auf die Rückenlehne und an meiner Unterlippe knabbernd beobachte ich ihn. Das ist die einzige Beschäftigung die ich gerne mache. Ihm beim Schlafen zuzusehen. Dann sieht Nicholas aus, als könne er kein Wässerchen trüben, als wäre er der netteste Kerl der Welt. Ich seufze leise und lasse mich wieder in meinen Sitz sinken, schiebe den Vorhang ein wenig weg und schaue nach draußen. Es regnet in Strömen. Wie soll man sich da nur auf den Londontrip freuen? Kapitel 4: Übel gewonnen – Übel zerronnen. ------------------------------------------ „Wow, also das Zimmer kann sich doch mal sehen lassen!“, meint Connor beeindruckt und ich bin es nicht minder, denn immerhin ist das hier ein Hotel, wenn auch kein Teures, aber immer noch besser als eine Jugendherberge. Connor wirft sein Gepäck zu Boden und lässt sich auf sein Bett fallen. Ich stelle meines am Eingang ab, schließe die Tür und gehe auf die Fenster zu. Ich ziehe die Vorhänge schwungvoll zurück und kann sehen, wie der Regen unaufhörlich gegen die Fenster prasselt. Noch immer erschöpft von der langen Anfahrt, spüre ich die Müdigkeit in all meinen Gliedern. Vielleicht hilft ja eine Dusche dagegen? Ich gehe ins angrenzende Badezimmer und stelle entzückt fest, dass es neben der Dusche sogar eine Badewanne gibt. Das ist ja sogar noch besser! Connors Kopf erscheint neben mir. „Wollen wir zusammen baden?“, fragt er mich grinsend und ich werde knallrot. Das hat nicht mal Nicholas mit mir gemacht! Ich schüttele heftig mit dem Kopf und schiebe ihn aus meiner kleinen Oase. „Ich bade zuerst!“, meine ich eindringlich. Das Badezimmer will ich selber einweihen. Connor lacht und hebt abwehrend die Hände. „Ist ja gut, viel Spaß!“, meint er lachend und beugt sich frech vor, um mich zu küssen. Ich halte kurz inne und lasse es zu, erwidere den Kuss und denke dabei an gar nichts. Ich löse den Kuss, als Connor mir seine Zunge in den Mund schieben will und greife nach der Türklinke. Lächelnd schließe ich die Tür vor seiner Nase. Ich lehne mich dagegen und sehe auf meine Füße, die Schuhe habe ich mir bereits am Eingang ausgezogen. „Ich bin ein Idiot...“, murmele ich leise. Ich gehe zur Badewanne, lasse das Wasser ein und gebe die Seife hinzu. Langsam ziehe ich mir ein Kleidungsstück nach dem anderen aus und lasse sie achtlos zu Boden fallen. Ich muss grinsen, als mir der Gedanke kommt, dass Nicholas das alles erst mal aufräumen würde. Meine Laune sinkt und so steige ich schnell in die Wanne. Es ist ziemlich heiß, aber ich nehme es hin und nach einiger Zeit wird das Wasser erträglicher. Ich lehne mich nach hinten und schließe meine Augen für einen Moment. Connor vermiest mir meinen schönen Moment, denn er schaltet den Fernseher ein und das nicht gerade leise, so dass ich den Lärm auch hier hören kann. Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken und blicke an die Decke. Mit Nicholas würde ich jetzt längst im Bett liegen und heftigen Sex haben. Ich hebe mein Bein an, so dass meine Zehen aus dem Wasser lugen und lege den Kopf schief. Was er jetzt wohl gerade macht? Vielleicht macht er jetzt dasselbe wie ich und nimmt ein langes Bad? Oder er liegt schon im Bett und schläft tief und fest? Kichernd stelle ich ihn mir melancholisch aus dem Fenster blickend vor. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Nein, nicht Nicholas! Ehe meine Haut anfängt so furchtbar runzelig zu werden, steige ich aus der Badewanne und schnappe mir eines der Handtücher. Ich trockene mich ab und hänge es mir um die Hüften. Ich klaube meine Kleidung zusammen und öffne die Tür. Connor liegt ausgebreitet auf seinem Bett und sieht zu mir. Ich spüre seinen Blick auf meiner nackten Haut und verlegen gehe ich auf die kleine Sitzecke zu und lege meine Kleidung auf einen der Stühle. Ich setze mich auf mein Bett und sehe auf den Fernseher. „Was guckst du?“, frage ich ihn lächelnd und versuche seinen Blick zu ignorieren, der mich zu verschlingen droht. „Tja, zurzeit gucke ich dich an...“, meint Connor mit leiser Stimme und mich überkommt eine Gänsehaut. Versucht er mich in Verführung zu bringen? Will er mit mir schlafen? Ich senke den Blick. „Connor, ich kann das nicht...“ Er richtet sich auf und kommt zu mir, geht vor mir in die Hocke und sieht zu mir auf. Langsam wandern seine Hände auf meine, vom Handtuch bedeckten Beine, und ziehen es auf. Nackt sitze ich vor ihm und bin knallrot im Gesicht. Er sieht sich meinen Körper genau an und senkt seinen Kopf, um sich meine Beine entlang zu küssen. An den Innenseiten wandert er immer weiter zu meinem Penis vor und küsst die Haut. Ich entspanne mich ein wenig und bin ganz froh, dass wir jetzt unter uns sind. Hätte er das im Bus gebracht, wäre ich wohl tausend Tode gestorben. „Connor, ich kann wirklich nicht mir dir...“, stammele ich und stöhnend greife ich in seine Haare, als seine Zunge viel zu langsam für meinen Geschmack über die Spitze meines Penis leckt. Mein Körper erschaudert wohlig und erregt drücke ich seinen Kopf tiefer. Connor öffnet bereitwillig seinen Mund und nimmt meinen Penis immer tiefer in seinem Mund auf. Ich keuche und lasse seine Haare los, stütze mich auf der Matratze ab und hebe mein Becken an. Connors Hände halten mich an der Hüfte auf der Matratze und immer wieder leckt er über meinen Penis. Ich lasse mich auf das Bett nach hinten fallen und Connor lässt von meiner Erektion ab. Ich sehe zu, wie er meine Beine hochdrückt und ich sie anwinkeln muss. Mit einem zucken spüre ich seine Zunge an meinem Muskel und wie sie sich in mich drückt. Ich halte meine Beine an den Körper gedrückt und bemerke, dass mein Gesicht in Flammen zu stehen scheint. Connor lässt von meinem Eingang ab, steckt mir aber seinen Zeigefinger rein, den er vorher ausgiebig mit Speichel abgeleckt hat. Er saugt an meinen Hoden und erregt kann ich kaum noch klar denken. Während mein Verstand sich abschaltet, greife ich nach meinem Penis und lasse ihn immer wieder durch meine Faust gleiten. Stöhnend genieße ich wie Connor sich meinen Hoden widmet und lasse meine Beine los. Ich richte mich etwas auf und zerre ihn über mich. Hastig reiße ich an seinem Reißverschluss und lachend macht Connor sich nun selber daran, sich so schnell er kann auszuziehen. Er wirft die Kleidung achtlos zu Boden und so kann ich ihn vollkommen erregt über mir hocken sehen. Er beugt sich akrobatisch rüber zu seinem Bett, wühlt in der Tasche herum und holt sich ein Kondom und eine Tube Gleitgel heraus. Er zieht sich das Kondom über und verteilt das Gleitgel großzügig auf sich selber und auf mir. Er weitet mich noch ein wenig mit seinen Fingern, ehe er mit seiner Spitze in mich eindringt. Flach atmend versuche ich mich zu entspannen und ihn in mir aufznehmen. Connor beugt sich über mich und küsst mich verlangend. Ich erwidere den Kuss und schlinge meine Arme um seinen Nacken. Connor drückt sich Zentimeter um Zentimeter tiefer in mich und mir wird immer wärmer. Er wartet nicht lange und bewegt sich in mir, zieht sich heraus und stößt wieder tief in mich. Stöhnend drücke ich den Jungen auf mir fest an meinen erhitzten Körper und umklammere ihn mit meinen Beinen. Schmerzen tut es kaum, dafür habe ich schon zu viel Sex gehabt. Connor's Penis dringt schneller und härter in mich und ich bin froh, dass ich mich hier nicht so zurückhalten muss, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie dick die Wände im Hotel sind. Connor's Hand schließt sich um meinen Penis und massiert ihn ausgiebig. Wir küssen uns und ich spüre seine Hände überall an meinem Körper. Ich ziehe mich zusammen, was Connor mit einem tiefen Stöhnen quittiert und drehe mich mit Connor auf mir auf die Seite. Er rutscht etwas zur Seite, so dass wir nicht vom Bett fallen und ich mache es mir breitbeinig auf ihm gemütlicher. Seine Hände ruhen auf meinen Oberschenkeln, während ich mich mit meinen auf seinem Oberkörper abstütze. Ich erhebe mich langsam und lasse mich keuchend wieder auf ihn sinken. Ich stöhne und wiederhole es, werde langsam schneller und sehe auf Connor herunter. Er umgreift meinen Penis und drückt leicht zu. Lächelnd sehe ich auf ihn herunter und spüre sein pochendes Glied tief in mir. Connor kommt früher als erwartet und kurz darauf komme auch ich, verteile mein Sperma auf seinem Bauch und auf seiner Hand. Nach Atem ringend bleibe ich auf ihm sitzen, spüre den erschlafften Penis noch in mir und erhebe mich nach ein paar Minuten. Connor's Penis gleitet aus mir und ich setze mich erschöpft, aber zufrieden neben ihn. Connor setzt sich auf und zieht sich das Kondom ab. Er verknotet es und wirft es in den Mülleimer, neben dem Bett. „Willst du jetzt zusammen baden?“, fragt er grinsend. Ich zucke mit den Schultern, aber da hat er auch schon mein Handgelenk ergriffen und zerrt mich ins Badezimmer. Am nächsten Morgen fühle ich mich müde und erschlagen. Mir kommt das alles vor wie ein ziemlich übler Traum. Ich habe mit Connor geschlafen und das nicht nur einmal in dieser Nacht. Mich überkommen Schuldgefühle und ich fühle mich einfach nur schrecklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich zu so etwas mal in der Lage sein würde. Ich habe mich auf Connor eingelassen und meinen Freund hintergangen. Ich habe immer gedacht, dass Nicholas so etwas eher fertig bringen würde, aber in der Hinsicht scheint er treuer zu sein als ich, aber ich bin es auch, den diese Beziehung einfach nur kaputt macht. Ich drehe mich ein wenig in Connor's Armen und sehe ihn an. Mir treten die Tränen in die Augen. Ich sollte hier mit Nicholas liegen und nicht mit ihm. Wie kann ich Nicholas jetzt noch unter die Augen treten? Er wird mich dafür hassen. Ein leichter Trotz steigt in mir auf. Ist er nicht auch ein wenig Schuld daran, dass es erst soweit gekommen ist? Jedenfalls kann ich es nicht mehr ungeschehen machen und Connor macht sich jetzt bestimmt auch Hoffnungen, dass wir zusammen bleiben werden. Ist das nicht eine gute Idee? Wenn ich mit Connor zusammen komme und Nicholas den Laufpass gebe? Ich liebe ihn doch sowieso nicht, oder? Mein Magen zieht sich zusammen und bei dem Gedanken wird mir schlecht. Vielleicht ist es ja Nicholas, der jemand besseren als mich verdient hat? Mich hat er nun wirklich nicht verdient. Linda's Worte kommen mir wieder in den Sinn. 'Du musst ihm nur einen Schubs in die richtige Richtung geben.' Ich bezweifle nur, dass es mir je gelingen würde. Connor regt sich leicht und scheint wach zu werden. Seine Hand, die locker auf meinem Oberschenkel geruht hat, gleitet quälend langsam zwischen meine Beine. Meine Gefühle entwickeln wieder ein Eigenleben und mal wieder fällt es mir schwer, mich dagegen zu sträuben. Ich spüre Connor's Latte an meinem Hintern und wie er sich langsam an mir zu reiben beginnt. Seine Hand festhaltend, drehe ich mich auf den Rücken und sehe ihn an. Connor beugt sich zu mir und will mich küssen, aber ich drücke ihn von mir weg. Mürrisch sieht er mich an. „Was soll das? Bist du auf einmal zickig? Wir haben doch in der Nacht so viel Spaß gehabt, was ist los?“, will er von mir wissen. „Das war ein Fehler...“, murmele ich leise und etwas eingeschüchtert. Connor sieht mich skeptisch an. „Das fällt dir erst jetzt auf? Du hast dich aber nicht gerade dagegen gewehrt, als wir es miteinander getrieben haben und soweit ich mich erinnere, hat es dir ziemlich gut gefallen.“ Schuldbewusst sehe ich zu Connor auf, der sich auf der Matratze abgestützt hat und nun auf mich herunter sieht. Ich komme mir ein wenig in die Enge getrieben vor. Nervös umklammere ich die Bettdecke und weiche seinem Blick aus. „Ich bin aber immer noch mit Nicholas zusammen...“, murmele ich. Connor lacht. „Ist doch einfach! Sag ihm, du bist jetzt mit mir zusammen und schon bist du ihn los!“, meint er achselzuckend. Als ob es so leicht ist. Für ihn vielleicht, aber nicht für mich. „Du hast ihn betrogen, jetzt will er wahrscheinlich sowieso nichts mehr mit dir zu tun haben und dich für eine Schlampe halten.“, meint Connor. Gekränkt sehe ich ihn an. Wie kann er mich als Schlampe bezeichnen? Verletzt stehe ich vom Bett auf und gehe zum Stuhl rüber, nehme meine Kleidung an mich und gehe ins Badezimmer. Ich verschließe die Tür hinter mir, so dass niemand reinkommen kann. „Hey, Alan! Ich habe es nicht so gemeint! Komm schon, mach die Tür wieder auf!“, ruft Connor mir hinter der Tür zu und klopft ein paar Mal dagegen. Mit Tränen, die wie Sturzbäche meine Wangen herunterfallen, hocke ich zusammen gekauert auf der Toilette und verstecke mein Gesicht in meinen Klamotten. Mir kommt es vor wie Stunden, dass ich hier sitze und vor mich hinweine, dabei sind es wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Ich schaffe es mich zumindest ein wenig zu beruhigen und mich unter die Dusche zu stellen. Auf einmal komme ich mir so dreckig vor und hastig versuche ich mich mit der Seife zu waschen. Mein Blick ist von den Tränen ganz verschwommen und minutenlang versuche ich dieses Gefühl loszuwerden, aber nur mit Seife komme ich leider nicht sehr weit. Erneut breche ich heulend in der Dusche zusammen und weiß einfach nicht weiter. Zurzeit geht einfach alles schief. Am liebsten würde ich verschwinden und noch mal ganz von vorne anfangen, aber auch das wird mir wohl oder übel verwehrt bleiben. Ich rappele mich auf und drehe den Duschhahn zu. Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab, rubbele mir die Haare trocken und ziehe mich an. Ich gehe zur Tür und halte einen kurzen Moment inne. Ich schließe die Tür auf und öffne sie. Connor sitzt auf dem Bett und sieht zu mir. Ich ignoriere ihn und gehe zur Tür, verschwinde aus dem Zimmer und laufe den Gang runter. Ich will nicht mit Connor reden und ich will Nicholas auch nicht unter die Augen treten. Als ich ins Freie trete, bemerke ich erst, dass ich vergessen habe, meine Schuhe anzuziehen. Nur in Socken laufe ich auf und ab. Meine Socken werden ganz nass und matschig, aber im Moment ist mir das einfach egal. Es interessiert mich nicht. Der Himmel ist grau und wolkenverhangen. In einer Stunde gibt es Frühstück wie mir eine große Uhr mitteilt. Ist das nicht der Big Ben? Fröstelnd sehe ich zu der imposanten Turmuhr auf. „Ach ja, der heißt ja jetzt Elizabeth Tower...“, fällt mir ein. Ich starre das große Uhrwerk an. Zu gern würde ich jetzt da rauf und mir alles ansehen. Vielleicht kann ich dann mal für ein paar Minuten vergessen, das ich noch andere Probleme habe? Ich starre auf das Ziffernblatt und ignoriere die Blicke der Passanten, die an mir vorbeigehen. „Alan?“ Ich höre Connor's Stimme hinter mir, aber ich achte nicht darauf. Ohne den Blick abzuwenden, lausche ich auf seine Stimme. „Willst du krank werden? Es sieht stark nach Regen aus, komm wieder mit rein!“, fordert er mich auf und greift nach meinem Arm. Ich reiße mich los und gehe ein paar Schritte von ihm weg. „Alan, sei nicht so kindisch!“, meint Connor wütend und greift grob nach meinem Arm. Er zerrt mich hinter sich her, zurück ins Hotel und zu unserem Zimmer. Ein paar unserer Mitschüler tummeln sich auf dem Flur, laufen von einem Zimmer ins Nächste und sehen uns interessiert entgegen. Ich lasse mich hinter Connor hinterherschleifen. Erst als sich eine Tür öffnet und Connor beinahe ins Gesicht schlägt halten wir an. Mein Herz setzt einen Schlag aus und entsetzt sehe ich Nicholas ins Gesicht. Er sieht auf unsere Hände und augenblicklich verdüstert sich Nicholas Blick. „Geh aus dem Weg! Alan muss sich aufwärmen!“, fordert Connor ihn auf und drängt Nicholas zur Seite. Er zieht mich mit sich und beschämt senke ich meinen Blick, wage es nicht mal Nicholas in die Augen zu sehen. „Was soll das werden?!“, raunt Nicholas Connor sauer zu und hält ihn am Arm zurück. „Was hast du mit ihm gemacht?“ Connor sieht Nicholas ungerührt an. „Nichts, er ist so nach draußen gelaufen.“ Nicholas sieht zu mir. „Wieso?“ Connor stellt sich zwischen uns und versperrt ihm die Sicht, was Nicholas nur noch wütender macht. „Weil wir Sex hatten und er Angst vor deiner Reaktion hat, deswegen!“ Nicholas sagt nichts, bleibt nur stocksteif stehen und sieht Connor in die Augen. Ich verkrampfe mich und würde Connor am liebsten anschreien, dafür, was er da gerade gesagt hat. Er hat es nicht mal mir überlassen, es Nicholas selbst zu sagen. Schon in der nächsten Sekunde greift Nicholas unsanft Connor's Schultern und schubst ihn gegen die Wand. Connor lässt überrumpelt meine Hand los und sieht Nicholas überrascht an. Damit hat er nicht gerechnet. „Wer hat dir erlaubt, mit ihm zu schlafen?!“, fragt er Connor bedrohlich und seine Stimme nimmt einen aggressiven Unterton an. „Frag doch Alan!“, meint Connor nur und sieht Nicholas herausfordernd an. Dieser schaut kurz zu mir und ich würde mich am liebsten in Luft auflösen. „Tut mir Leid...“, krächze ich heiser und sehe noch immer zu Boden. Noch während des Umdrehens hebt Nicholas sein Bein hoch und rammt es Connor in den Magen. Dieser keucht auf und hält sich den schmerzenden Bauch, seine Beine versagen ihren Dienst und so sackt er wie ein nasser Sack in sich zusammen. Erschrocken sehe ich auf Connor, der sich blitzschnell zur Seite wirft, als Nicholas ihm ins Gesicht treten will. Sein Fuß schlägt laut gegen die Wand. Gereizt sieht er auf Connor herunter, der zu ihm aufsieht und nur höhnisch lacht. „Er ist nicht dein Eigentum und es ist seine Sache, wenn er nun mal lieber mit mir Sex hat, als mit dir!“, schnauzt er Nicholas an, so dass es alle hören können. Alle um uns tuscheln aufgeregt miteinander und sind mehr als überrascht. Keiner hat damit gerechnet, dass ausgerechnet Nicholas auf Männer steht. Entgeistert sieht Nicholas sich um, alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Den Moment nutzt Connor aus, um sich auf ihn zu stürzen und Nicholas zu Boden zu werfen. Nicholas verliert sein Gleichgewicht und landet unsanft auf dem Boden. Connor setzt sich breitbeinig auf ihn, hebt die Hand und schlägt ihm mit der Faust fest ins Gesicht. Erstarrt stehe ich am Rand und sehe zu, wie die beiden Jungs sich prügeln, unfähig einzuschreiten. Nicholas wehrt sich so gut es geht, aber momentan hat Connor die Oberhand und schlägt immer wieder auf ihn ein, während Nicholas es gerade noch schafft seine Hände abwehrend über sein Gesicht zu halten. Connor greift danach, löst Nicholas Verteidigung und schlägt erneut hart zu. Nicholas Nase blutet, seine Lippen sind aufgesprungen und nicht minder am Bluten. Nicholas nutzt seine Chance und rammt Connor sein Knie in den Rücken. Er wird nach vorne geworfen und verliert sein Gleichgewicht. Nicholas hebt seine Hand und schlägt sie ihm in den Magen. Connor krümmt sich schmerzerfüllt und schon im nächsten Augenblick greift Nicholas in seine Haare, reißt seinen Kopf zur Seite und wirft Connor zu Boden. Befreit, beugt Nicholas sich über ihn und schlägt Connor mit der Faust ins Gesicht. Keiner der Umstehenden greift ein, die Mädchen schreien, aber niemand tut etwas. Wie in Trance sehe ich zu wie Nicholas immer wieder auf den am Boden liegenden Connor einschlägt. Überall ist Blut zu sehen und von dem Anblick wird mir sofort schlecht. Ich schleppe mich nach vorne, zu den beiden Streithähnen und versuche Nicholas mühselig von Connor wegzuziehen. Es gelingt mir nicht. Nicholas ist einfach zu sehr in Rage und zu stark für mich. Ich hänge mich an ihn und versperre ihm den Blick und erst jetzt hört Nicholas auf. Ich drücke sein blutiges Gesicht an meinen Pullover und vergrabe meine zitternden Finger in seinen braunen Haaren. Das einzige was zu hören ist, ist mein leises Schluchzen, das man im ganzen Gang hört, bis endlich ein Lehrer kommt und alle aufgeregt wie die Hühner herumlaufen. Krampfhaft halte ich mich an Nicholas fest und ersticke ihn dabei schon fast. Mürrisch löst er sich von mir und heulend sehe ich auf ihn herunter, sinke zu Boden und halte mich an seinem Pullover fest. Connor rappelt sich auf und sieht nicht weniger ramponiert aus als Nicholas. Er lehnt sich gegen die Wand und lässt sich von unserem Lehrer ansehen. „Alan, geh mal zur Seite, ich muss mir Nicholas ansehen!“, meint mein Lehrer, aber ich schüttele nur den Kopf und halte mich weiter am Ärmel des Jungen neben mir fest. Die ganze Zeit laufen mir Tränen über die Wangen. „Geht schon...“, meint Nicholas brummelnd und nimmt dem alten Mann das Verbandszeug aus der Hand. „Das kann ich auch selber machen.“, meint Nicholas und erhebt sich. Da ich ihn nicht loslasse, muss er mich gleich mit sich zurück in sein Zimmer schleppen. „Komm schon, Alan! Du machst es mir nicht gerade einfach zu laufen!“, murrt er angesäuert und rüttelt an seinem Arm, so dass ich gezwungen bin ihn loszulassen. Schniefend sehe ich zu, wie er sich auf das Bett setzt und versucht sich zu verarzten. Es gelingt ihm nicht auf Anhieb und genervt will er alles wegwerfen. Hastig halte ich seine Hand fest und nehme ihm alles ab, lege es auf das Bett und setze mich vor ihm auf den Boden. Ich greife zu einem Tuch und versuche erst mal das Blut in seinem Gesicht und auf seinen Händen wegzuwischen. Seine Fingerknöchel sind ganz rot und ich spüre wie Nicholas sich zurückhalten muss. Sein ganzer Körper steht noch unter Strom und er kann einfach nicht ruhig sitzen bleiben. „Aua!“, schnauzt er mich wütend an und schiebt meine Hand unwirsch aus seinem Gesicht. „Tut mir Leid...“, meine ich heiser und lasse meine Hand sinken. „Tut mir Leid, tut mir Leid, tut mir Leid...“, schluchze ich immer wieder leise und sitze wie ein Häufchen Elend vor ihm. „Was soll das werden? Willst du Mitleid? Hat's Spaß gemacht, es dir mal so richtig besorgen zu lassen?“, meint Nicholas wütend. Ich schüttele den Kopf und schaffe es immer noch nicht, ihm in die Augen zu sehen. „Nenn mir einen Grund, warum ich jemandem wir dir vergeben sollte!“ „I-ich...“, heulend breche ich den Satz ab, denn mir fällt einfach nichts ein, was ich ihm sagen kann, um Nicholas milde zu stimmen. „Verschwinde!“ Ich erstarre und sehe zu ihm auf. Nicholas sieht mich hasserfüllt an und mir kriecht die Angst bis in die Fingerspitzen hinauf. „Ich will dich nicht mehr sehen! Raus hier! Verzieh dich!“, brüllt er mich wütend an. Meine Lippen zittern und ich erhebe mich mit wackeligen Beinen. Ich taumele zur Tür und öffne sie. „Geh zu Connor und lass dir das Hirn rausvögeln!“, ruft er mir hinterher. Ich ziehe die Tür hinter mir zu und sinke zu Boden. Ich kann nicht aufhören zu weinen und es tut weh, was Nicholas zu mir gesagt hat. Selbst jetzt schafft er es, dass ich mich noch schlechter fühle als ohnehin schon. Ein lauter Knall an der Tür lässt mich zusammenfahren und erschrocken stehe ich auf, laufe den Gang entlang und kauere mich in einer Ecke neben einer großen Pflanze zusammen. Ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf und auch wenn ein kleiner Teil in mir hofft, dass er mir nachläuft, bleibt dieser Wunsch unerfüllt. Kapitel 5: Wer begreift, was er fühlt, kann für sich handeln. ------------------------------------------------------------- Nach einer halben Ewigkeit, wie es mir erscheint, stehe ich wieder vor meinem Zimmer. Ich schiele zur verschlossenen Tür von Nicholas und senke meinen Blick. Unschlüssig liegt meine Hand auf dem Türknauf und nur widerwillig stecke ich meine Karte in den Schlitz, so dass die Tür sich mit einem Klicken öffnet. Ich betrete den Raum und Connor sieht zu mir auf. Er ist bereits verarztet, sieht aber noch ziemlich mitgenommen aus. Ich schließe die Tür hinter mir und lege die Karte auf den kleinen Nachttisch neben meinem Bett. Langsam ziehe ich mich aus und spüre seinen Blick auf mir, ignoriere es diesmal jedoch. Ich bin völlig fertig mit meinen Nerven und will einfach nur noch schlafen und an gar nichts mehr denken müssen. Lediglich mit Boxershorts bekleidet, verkrieche ich mich unter der Decke und ziehe sie mir über den Kopf. „Willst du nicht reden?“, fragt Connor mich mit ruhiger Stimme. Ich gehe nicht darauf ein. Ich kann seine Matratze leise quietschen hören und wie er zur Tür geht. „Ich gehe runter ins Restaurant. Ich bringe dir nachher was zum Essen mit.“ Er schaltet das Licht aus und verlässt den Raum. Erst als es mucksmäuschenstill im Zimmer ist, entspanne ich mich ein wenig, kuschele mich in meine Decke und schließe ermattet meine, vom vielen Weinen, brennenden Augen. Als ich wieder aufwache ist es bereits Mittag. Von Connor keine Spur, aber auf dem Tisch steht eine Packung mit Keksen. Mir fällt der Zettel auf und neugierig klettere ich aus dem Bett und gehe zum Tisch. Ich beuge mich über den Zettel und stelle fest, dass Connor eine saumiese Schrift hat. Nur mit Mühe kann ich den Inhalt entschlüsseln. Wie es scheint sind die anderen schon unterwegs und machen die Stadt unsicher. Zum Glück verpasse ich nur das Shoppen. Wäre echt schade, wenn ich die Sehenswürdigkeiten nicht mitansehen könnte. Weiter unten steht noch etwas, was mich stutzen lässt. „Nicholas ist von allen Aktivitäten ausgeschlossen und bleibt bis zur Abreise im Hotel...“, lese ich leise und mein Herz macht einen Hüpfer. Er ist also jetzt im Moment auch hier? Dann kommt mir allerdings alles wieder in den Sinn und meine Miene wird düster. Er will mich ja sowieso nicht mehr sehen, immerhin hat er mich aus dem Zimmer gejagt. Ich setze mich deprimiert auf einen der beiden Stühle und öffne die Tüte mit den Keksen. Ich fische nach einem Schokoladenkeks und stecke ihn mir abwesend in den Mund. Irgendwie habe ich mir den Trip nach London schöner ausgemalt. Ich wollte doch so viel machen und jetzt bin ich nur am Heulen und stecke zwischen zwei Jungs, die mir beide gefallen, aber der Zwiespalt, in dem ich mich befinde, bringt mir auch nur Schuldgefühle ein. Ich sehe aus dem Fenster. Das Wetter ist immer noch nicht besser. Geregnet hat es zwar nicht, aber es ist stark bewölkt und düster. Ich stehe mit meiner Tüte in der Hand auf und gehe zum Lichtschalter, denn ich habe keine Lust noch länger in der Dunkelheit zu sitzen. Ich schalte den Fernseher ein und zappe gelangweilt durch die Kanäle, nachdem ich es mir in meinem Bett gemütlich gemacht habe. Meine Gedanken driften ab zu Nicholas, der nur ein paar Zimmer weiter wahrscheinlich genauso abhängt und nichts mit sich anzufangen weiß. Ich kenne ihn ziemlich gut und kann mir vorstellen, dass es ihn in dem Zimmer nur einengt und er wie ein Tiger gefangen in einem Käfig unruhig hin und her läuft. Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht bei dem Vergleich. Mir macht so etwas eher wenig aus, ich mache selbst in meiner Freizeit nicht sehr viel. Meistens hänge ich streberhaft über meinen Schulbüchern oder ich hänge eben mit Monty im Garten herum. Seufzend denke ich an meinen Hund. Hoffentlich kommt er auch ohne mich in der Tierpension klar und verträgt sich mit den anderen Hunden? Er ist ja ein friedlicher Hund, eigentlich sollte ich mir da eher weniger Sorgen machen. Was würde ich dafür geben, wenn mir jetzt mein Wischmop Gesellschaft leisten würde. Dann wäre ich hier nicht so alleine im Zimmer, denn auf irgendjemand anderen habe ich jetzt einfach keine Lust. Ich ziehe meine Beine an und schlinge meine Arme darum herum. Zwischen meinem Bauch und meinen Beinen befindet sich die Kekstüte und hin und wieder landet ein Keks in meinem Mund. Im Fernsehen läuft ein alter Krimi auf Englisch. Leider sprechen die Leute viel zu schnell, so dass ich nur die Hälfte aufschnappen und der Handlung kaum folgen kann. Soll ich jetzt bis heute Abend hier im Zimmer versauern? Ich meine, ich bin hier in London! Ich bin mein erstes Mal im Ausland! Wieso sollte ich das nicht mal ausnutzen und mir die Stadt ansehen? Nur weil die anderen unterwegs sind, heißt das doch nicht, dass ich hier bleiben muss. Den Weg zurück finde ich auch schon, zur Not frage ich einfach jemanden nach dem Weg. Gesagt, getan. Ich stehe vom Bett auf, ziehe mir frische Klamotten an und ziehe mich warm an. Ich schnappe mir meinen Rucksack und stecke die Kekse hinein. Meine leere Getränkeflasche fülle ich im Badezimmer mit Wasser auf und abenteuerlustig verlasse ich mein Zimmer. Ich laufe den Gang entlang und bleibe vor Nicholas Tür stehen. Kopfschüttelnd gehe ich daran vorbei und verlasse das Hotel. Draußen empfängt mich die frische und kühle Luft. Na, da haben wir uns ja einen tollen Zeitpunkt für die Klassenfahrt ausgesucht. Fröstelnd stecke ich meine Hände in die Jackentaschen und sehe mich um. Ich schlendere einfach los, ohne vorher auf den Umgebungsplan zu sehen, den ich mir im Hotel mitgenommen habe. Die Passanten laufen hastig an mir vorbei und scheinen es hingegen eher eilig zu haben. Klar, wer will schon bei dem schlechten Wetter lange draußen bleiben? Ich gehe an einigen Geschäften vorbei und blicke durch die großen Fenster in die Auslagen. Schmuck, Kleidung und allerlei andere Dinge lenken ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ständig lasse ich mich ablenken und laufe von einem Schaufenster zum nächsten. Nach einiger Zeit stehe ich vor einer kleinen unscheinbaren Buchhandlung. Ein Blick auf die Bücher sagt mir, dass es wohl eher ältere Bücher und Raritäten gibt. Neugierig betrete ich den Laden und seufze wohlig auf, als mich die warme Luft umgibt. Es riecht nach Büchern und überall wohin ich auch sehe, sind Bücherstapel, weil die Regale schon überfüllt sind. „Welcome, feel free to look around!“, ruft mir ein älterer Mann in unauffälliger, dunkler Kleidung mit weißem Bart entgegen. Er steht auf einer Leiter und sortiert Bücher in ein Regal ein. Dabei wirbelt er eine Menge Staub auf und muss husten. Die Leiter wackelt gefährlich und ich kriege schon das bange Gefühl, dass er jeden Moment herunter stürzt. Zum Glück passiert dem Greis nichts und seelenruhig geht er seiner Tätigkeit nach, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun. „Thanks...“, murmele ich und sehe mich um. Etwas erschlagen, weiß ich gar nicht womit ich zuerst anfangen soll und greife spontan nach dem erstbesten Buch. Der Einband sieht sehr alt und mitgenommen aus, als wäre das Buch bereits durch viele Hände gegangen. Bestürzt bemerke ich, dass einige Seiten lose sind. Will der Mann das Buch in dem Zustand verkaufen? Das wird er doch niemals los! Ich blättere ein wenig darin herum und bekomme kaum mit wie die Zeit vergeht, weil mich das Buch mit der Zeit immer mehr in seiner Geschichte gefangen nimmt. Ich schrecke auf, als plötzlich eine Hand neben mir auftaucht und eine Tasse dampfenden Tees auf den kleinen Tisch neben mir hinstellt. „There is a chair.“ Der Greis deutet auf einen Schaukelstuhl, der nicht sehr einladend aussieht, trotzdem setze ich mich darauf und stelle fest, dass es gemütlicher ist, als es aussieht. „Heute muss ich ziemlich oft hinter die Fassade blicken...“, murmele ich lächelnd und greife nach der Teetasse. Es duftet nach Orange. Die Tasse zum Mund führend, halte ich inne. Hat das irgendwie etwas zu bedeuten? Hinter die Fassade blicken? Hinter wessen Fassade soll ich blicken? Ich trinke langsam den heißen Tee und zucke mit den Schultern. Hat wohl doch nichts zu bedeuten. Der alte Mann lässt sich nicht mehr blicken, aber ich kann einige Geräusche im hinteren Teil der kleinen Buchhandlung hören. Ich mache es mir gemütlich und lese weiter in dem Buch. Dass es so fesselnd ist, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Die Lampe flackert leicht und ich sehe nach oben an die Decke. Eine Fliege schwirrt um die Glühbirne herum. Mir kommt ein Gedanke, der sich immer breiter in meinem Kopf macht. Hastig sehe ich auf die Uhr und zu meinem Schrecken ist es schon Nachmittag. Ob die anderen noch unterwegs sind? Ich habe ja überhaupt keine Nachricht dagelassen. Nicht, dass sie noch nach mir suchen. Ich stehe auf und arbeite mich zum hinteren Teil durch, was gar nicht so einfach ist, denn überall sind Bücherstapel im Weg und lauter kleine Beistelltische, die ebenfalls voller Bücher sind. Der alte Mann wischt munter Staub und feudelt damit eine ganze Menge Staub auf. Es kribbelt in meiner Nase und der Staub kriecht in meinen Hals, so dass ich husten muss. „Excuse me! I want to buy this book!“, rufe ich ihm zu, als er mich noch immer nicht wahrgenommen hat. Der alte Mann, lässt den Staubwedel in seiner linken Hand sinken und sieht mich freundlich lächelnd an. „Of course! Wait a moment, please.“ Er wendet sich von mir ab und geht zu dem Tresen mit der altmodischen Kasse darauf. Ich lege ihm das Buch hin und er sucht nach dem Preisschild. „Hm... there is no price tag...“, stellt er verwundert fest und überlegt kurz. Er reibt seinen Bart zwischen Daumen und Zeigefinger und runzelt die Stirn. „5£!“, meint er dann. „What? But the book is in such a bad condition!“, erwidere ich aufgebracht. Umgerechnet sind das etwa 5-6€, die ich dafür ausgeben müsste. Da kann ich mir auch gleich ein neues Buch kaufen. „3£!“, versuche ich den Preis herunterzuhandeln. Der Mann überlegt kurz. „4£!“, meint er dann und streckt mir vier Finger entgegen. Grummelnd tippe ich auf den Tisch. „The pages are loose and the book is old!“, versuche ich ihm klar zu machen. „Ah, maybe I should go to another store...“ „Okay, 3£!“, meint er alte Mann und gibt sich geschlagen. Zufrieden lächele ich ihn an und drücke ihm meine 3,50€ in die Hand. Erst sieht er mich stirnrunzelnd an. „I'm sorry, but I'm not accepting Euros. You have to pay in Pounds.“, meint er dann kopfschüttelnd. Verlegen starre ich auf meine Hand. Daran habe ich jetzt nicht gedacht, dass ich mein Geld auch noch umtauschen muss. Ich stecke das Geld wieder in meine Geldbörse und sehe auf meiner Unterlippe knabbernd auf das Buch. „You can work here. Two hours and you can keep the book.“, schlägt der alte Mann mir vor. Hoffnungsvoll sehe ich zu ihm auf. Ich habe die Chance das Buch kostenlos zu bekommen und was sind schon zwei Stunden? Ich nicke hastig und er kommt hinter dem Tresen hervor. „What's your name?“, fragt er mich neugierig. „Alan. I'm visiting London with my class. We're staying here for three days.“, erzähle ich ihm und lasse mir einen Stapel Bücher in die Hand drücken. „It's good to travel to other countries. I travelled a lot with my beloved wife, before she died. Now my children are grown up and living their own lives, but I really like this old bookstore.“, erzählt mir der alte Mann und ich folge ihm so gut es eben geht. Mit den Büchern auf den Armen, bahne ich mir mühsam einen Weg durch den engen Gang und spüre ein bekanntes Kribbeln in der Nase. „Yes, it's a great bookstore!“, erwidere ich lächelnd und halte ihm die Bücher entgegen, so dass er sie mir abnehmen und in die Regale legen kann. „So, what is it, that's worrying you?“, fragt der alte Mann mich auf einmal. Erstaunt und auch ein wenig ertappt sehe ich ihn an. „Is it that obvious?“, frage ich betrübt. Er nickt und nimmt mir die letzten Bücher ab. „I had a fight with my friend. I made a mistake and now he hates me.“, erzähle ich und lasse absichtlich einige Details außen vor. Der Greis nickt und wiegt den Kopf nachdenklich hin und her. „You should apologize to him.“ „I did that already...“, erwidere ich kopfschüttelnd. Es hilft ja alles nichts, wenn ich es schon versucht habe, wenn auch nicht so hartnäckig, wie ich es mir gewünscht hätte. „Don't give up! Maybe you'll get the chance to make up for it? You're friends, so you shouldn't hate each other. That's really not good. Hate is never good...“, meint er abwesend und rückt ein paar Bücher im Regal zusammen. Ich nicke und würde es ja auch gerne wiedergutmachen, aber mir fällt einfach nichts ein. Kann man so einen Fehler überhaupt wiedergutmachen? Kann Nicholas mir dafür vergeben? Ich wollte die ganze Zeit nur weg von ihm, zumindest habe ich das gedacht. Momentan bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schmerzhaft sein kann, von jemandem verjagt zu werden, mit dem man bisher so viel Zeit verbracht hat. Wie kann es denn so schmerzhaft sein, wenn ich ihn nicht einmal liebe? „Alan?“ „Ah, it's nothing!“, meine ich hastig, aufgeschreckt aus meinen Gedanken. Ich sehe den alten Mann lächelnd an, während er mir nur grinsend den Staubwedel in die Hand drückt. Ich seufze und mache mich notgedrungen an die Arbeit. Mit viel niesen und husten komme ich nur langsam voran und wahrscheinlich bin ich dem Mann keine allzu große Hilfe, aber was tut man nicht alles um ein kostenloses Buch zu kriegen? Es ist ja nicht so, dass ich unbedingt wieder zurück ins Hotel will. Auf Nicholas und Connor kann ich jetzt gut verzichten und auf den Rest meiner Klasse. Die stellen bestimmt nur dumme Fragen, auf die ich jetzt überhaupt keine Lust habe. Ich wedele den Staub von den Regalen und sehe hinterher nicht gerade besser aus als die Regale und Bücher. Seufzend sehe ich auf meine dunklen Klamotten an denen der Staub nun gut sichtbar ist. Mein Blick fällt auf die alte Standuhr neben der Tür und auf das große Pendel. Die Zeit will irgendwie gar nicht verstreichen und ein Blick nach draußen macht die Freude auf den Rückweg auch nicht gerade besser. Es regnet in Strömen. Aus dem hinteren Bereich kann ich plötzlich Stimmen hören und horche angestrengt. Scheinbar hört sich der Mann Nachrichten im Radio an. Ich kümmere mich nicht weiter darum und gehe meiner neuen Beschäftigung nach. Nach mehreren Tassen Tee, einem dreckigen Äußeren, dafür aber einer einwandfrei sauberen Buchhandlung, gehe ich zufrieden mit meinem Buch in einer Tüte, zurück zum Hotel. Es nieselt nur noch leicht und die Wolken lichten sich endlich ein wenig. Als das Hotel in Sicht kommt, werde ich langsamer und ein nervöses Kribbeln macht sich in meinem Bauch breit. Was mich wohl erwarten wird? Ob die Lehrer schon mitbekommen haben, dass ich einen Alleingang gemacht habe? Ich betrete das Hotel und bin froh, niemandem zu begegnen. Ich biege um die Ecke, in den nächsten Gang ein und kriege beinahe einen Herzinfarkt. „Da ist er ja!“, meint ein Mädchen aus meiner Klasse und die versammelte Mannschaft dreht sich zu mir um. Das schien ja doch für einen ziemlichen Aufruhr gesorgt zu haben. „Äh, hi...“, erwidere ich beschämt und halte die Tüte mit dem Buch eng an mich gepresst, als würde sie mir jemand wegnehmen wollen. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“, meint Connor aufgebracht und kommt auf mich zu. Er umarmt mich und unfähig mich in seinem Klammergriff zu bewegen, bleibe ich stehen und lasse es über mich ergehen. „Tut mir Leid...“, erwidere ich leise. Ich wollte ihnen ja keine Sorgen bereiten, wobei meine Mitschüler nicht sonderlich besorgt aussehen, sondern eher neugierig und nach einer Meute, die einfach gerade nichts besseres zu tun hatte und nun eben hier nach Abwechslung sucht. „Nun gut, einer ist schon mal wieder da. Fehlt nur noch der andere.“, meint unser Lehrer und verwirrt sehe ich zu Connor, der mich endlich mal wieder loslässt. „Wer fehlt denn?“, frage ich ihn. „Nicholas.“ Verwirrt sehe ich ihn an. Nicholas ist doch auf seinem Zimmer. Connor seufzt. „Unser Lehrer wollte nach unserer Rückkehr direkt nach ihm sehen und noch mal mit ihm reden, aber da war er schon weg. Keiner weiß wo er ist.“ Entsetzt sehe ich ihn an. Heißt das etwa, dass Nicholas ganz allein irgendwo in London herumläuft? Was hat er sich nur dabei gedacht? Was ist, wenn er sich verläuft oder sich noch verletzt? Besorgt schwirren mir allerlei Bilder im Kopf herum, was ihm passiert sein könnte und die meisten sehen ziemlich blutig aus. Wieso ist er eigentlich abgehauen? Hatte er den selben Einfall wie ich? Oder wollte er mit mir reden und weil ich nicht dagewesen bin, sucht er mich jetzt? Besorgt drehe ich mich um und will das Hotel verlassen, doch Connor hält mich am Arm fest. Ich sehe zu ihm zurück. Skeptisch sieht er mich an. „Wieso willst du nach ihm suchen? Hat er dir nicht schon genug Ärger gemacht?“, fragt er verständnislos. „Aber er kennt sich hier doch gar nicht aus! Was ist, wenn er den Weg nicht mehr zurück findet?“, erwidere ich hartnäckig und sehe Connor herausfordernd an. Er lässt meinen Arm los und schüttelt den Kopf. „In Wirklichkeit weißt du nicht mal selbst was du eigentlich willst! Du hängst einfach nur an eurer Beziehung, obwohl du ihn nicht mal liebst! Eure Beziehung hat doch keine Zukunft!“, meint er aufgebracht. Ich sehe Connor überrascht an. „Und wer gibt dir das Recht das zu beurteilen? Wie willst du es wissen?“ „Falls ich dich daran erinnern darf, wir hatten Sex miteinander!“, raunt Connor mir nun etwas leiser zu, damit es nicht alle mitkriegen. „Ja und es war ein Fehler!“ Connor sieht mich ausdruckslos an. „Also hast du mich nur benutzt?“, fragt er lauernd. Ich zucke zusammen und sehe ihn erschrocken an. Ich habe ihn nicht benutzt. Der Gedanke ist mir anfangs zwar schon gekommen, aber für einen kurzen Moment war ich bereit mich auf ihn einzulassen. Ich habe einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen und dann war Connor plötzlich da. „Hast du mich nicht auch benutzt?“, frage ich ihn. Connor lacht höhnisch auf. „Ich habe dich nicht benutzt, es war mir ernst mit dir!“ „Ich dachte, ich kann mich auf dich einlassen, aber es geht einfach nicht. Ich brauche Nicholas. Ich weiß, dass ich vielleicht nicht unbedingt mit ihm glücklich werden kann, zumindest so wie ich es mir vorgestellt habe, aber da ist irgendetwas das mich davon abhält, mich von ihm trennen zu wollen.“, versuche ich Connor zu erklären. „Es klingt komisch und ich verstehe es selbst nicht so richtig, aber ich will einfach nur bei ihm sein. Ich will ihn finden, verstehst du?“ „Nein, ich verstehe gar nichts!“, murrt Connor wütend. Ich sehe ihn hilflos an. „Es tut mir Leid, dass ich dir Hoffnungen gemacht habe. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich wollte mich wirklich auf dich einlassen. Ich hatte gedacht, dass ich dich lieben kann, aber das habe ich auch bei Nicholas gedacht. Ich bin einfach so verwirrt, ich weiß nur, dass ich jetzt zu ihm will und ich muss wissen, ob es ihm gut geht. Ich mache mir Sorgen um ihn...“ Den Tränen nahe, sehe ich Connor in die Augen. Er ist enttäuscht von mir, dass kann ich ihm ansehen. Ändern kann ich es jedoch nicht. „Alan, ich bin kein Spielball und ich bin auch nicht bereit, dich einfach so aufzugeben!“, meint er plötzlich stur. Ich lächele ihn matt an. „Du bist ein toller Kerl und du hast jemanden verdient, der dich wirklich liebt, Connor.“, erwidere ich, drehe mich um und laufe den Gang entlang, heraus aus dem Hotel und auf die Straße. Kühle Luft schlägt mir entgegen und hastig sehe ich mich um. Wie soll ich nur wissen, in welche Richtung Nicholas gelaufen ist? Da ich keine Ahnung habe, renne ich einfach los, sehe mich überall um und lasse keine Straße und Gasse aus. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Wo steckt Nicholas bloß? Ziellos laufe ich durch die Gegend und bleibe vor den Treppen einer U-Bahn stehen. Hilflos sehe ich mich um und habe einfach keine Ahnung, wo er sein könnte. Ob Nicholas längst wieder im Hotel ist? Ich hätte doch dort warten sollen. Ich will mich gerade umdrehen, als jemand mich unsanft anrempelt. Ich verliere mein Gleichgewicht und taumele überrascht zurück. Mein Fuß rutscht über den Rand der Stufe, die zur Treppe nach unten führt und plötzlich falle ich. Mein erschrockener Schrei, weckt die Aufmerksamkeit der Passanten, doch noch bevor mir auch nur irgendjemand helfen kann, stürze ich die Treppe herunter. Mir gelingt es nicht den Fall aufzuhalten und mühsam versuche ich meinen Kopf zu schützen. Es geht alles so schnell und ich bekomme kaum etwas um mich herum mit. Unten angekommen liege ich zitternd und schwer atmend auf dem kalten Boden. Die Schmerzen sind unerträglich und ich bin kaum in der Lage mich zu bewegen. Kapitel 6: Erkenne die Gelegenheit. ----------------------------------- „Was machst du nur für Sachen?“, fragt Connor mich bestürzt. Ich lächele ihn ermattet an. Ich liege in meinem Bett und fühle mich ziemlich schlecht. Wenigstens konnte ich bewirken, dass ich nicht im Krankenhaus liegen muss. Da wir sowieso bald abreisen, wäre es mir nur umso lästiger. Connor sitzt neben mir auf der Bettkante und hält besorgt meine Hand. Mein Knöchel und mein Kopf sind bandagiert und mir tut alles weh. Ich habe wirklich Glück im Unglück gehabt. Es hätte schlimmer ausgehen können. „Tut mir Leid. Ich wollte dir keine Sorgen machen.“, erwidere ich und sehe zu Connor, der nur den Kopf schüttelt. „Hat Nicholas sich wieder eingefunden?“, frage ich ihn besorgt. Connor schüttelt den Kopf. „Aber wir können doch nicht ohne ihn abreisen!“, entfährt es mir bestürzt. Wenn Nicholas nicht da ist, will ich auch nicht gehen. Zur Not bleibe ich hier im Hotel, bis er wieder auftaucht. Connor beugt sich vor und streicht mir durch die Haare. „Beruhige dich! Er kommt schon noch wieder zurück!“, meint er genervt und es scheint ihm nicht zu gefallen, dass ich mir so viele Sorgen um Nicholas mache. Da kann ich allerdings auch nichts dran ändern. Ich habe nun mal beschlossen, dass aus mir und Connor einfach nichts werden kann. Ich weiß nur noch nicht, wie ich mein Problem mit Nicholas aus der Welt schaffen kann. Ich bin abhängig von ihm, zumindest glaube ich es, aber lieben tue ich ihn irgendwie nicht. Was macht man nur in so einer Situation? Würden wir uns besser verstehen, würde ich es vielleicht auch nicht so schlimm finden, aber wir harmonieren einfach nicht gut zusammen und es macht mir keinen Spaß sein Lustobjekt zu sein. Ich habe auch Gefühle und ich will, dass er mich ernst nimmt. Er hat mich noch nie richtig ernst genommen. Wahrscheinlich funktioniert unsere Beziehung deswegen auch nicht? Ich wende meinen Blick von Connor ab. Wo Nicholas jetzt wohl steckt? Ist er meinetwegen weggelaufen? Ich kann es verstehen. Vor jemandem wie mir würde ich auch weglaufen. Wie konnte ich ihm das nur antun? Das war das erste Mal, dass er mich so hasserfüllt angesehen hat. Ich habe es ja auch verdient. Wie konnte ich nur so dumm sein und mit Connor schlafen? Was habe ich mir nur dabei gedacht? „Lässt du mich ein bisschen allein?“, frage ich Connor, ohne ihn anzusehen. „Okay. Ruh dich aus.“, meint er und steht vom Bett auf. Er verlässt das Zimmer und als mich die Stille des Raumes umgibt, atme ich erleichtert auf. Was mache ich jetzt nur? Ich meine, wir reisen bald ab und Nicholas ist immer noch weg. Es war eine ziemlich dumme Idee ihn auf eigene Faust suchen zu wollen. Ich hätte wissen müssen, dass es mir herzlich wenig bringt, wenn ich nicht mal einen Anhaltspunkt habe, wo er sein könnte. London ist riesig, wie soll man da jemanden finden? Zumal ich mich hier nicht mal richtig auskenne. Er könnte überall stecken. Ich seufze leise. Dabei habe ich mich so sehr auf diesen Trip gefreut und letztendlich habe ich hier in London nicht wirklich etwas erlebt. Das hat sich ja mal so was von gelohnt hierher zu kommen. Vielleicht sollte ich später noch mal wieder hierherkommen, wenn ich alleine reisen kann? Irgendwie kann ich nicht ruhig im Bett liegen bleiben und muss immerzu an Nicholas denken. Was ist, wenn er sich gar nicht soweit vom Hotel entfernt hat? Was ist, wenn er noch hier herumlungert? Ich setze mich im Bett auf. Mit meinem verletzten Knöchel komme ich nur nicht allzu weit. Wie soll ich ihn da noch suchen? Ich schlage die Decke zurück und trete vorsichtig mit meinem Fuß auf. Ein stechender Schmerz fährt mir plötzlich durch mein Bein und schmerzverzerrt sehe ich auf den bandagierten Knöchel. Wenn ich jetzt laufe, mache ich es bestimmt nur noch schlimmer. Connor ist nicht hier, also kann ich ihn auch nicht bitten, nach Nicholas zu sehen, was er wahrscheinlich sowieso nicht tun würde, so wie er Nichoals hasst. Leider beruht das ja auf Gegenseitigkeit. Ich stehe mit meinem heilen Fuß auf und halte das kaputte in der Luft. Hätte mir das Krankenhaus keine Gehhilfen geben können? Das macht es mir nicht gerade leichter. Leider war mein Lehrer der Meinung, dass wir das auch so schaffen können und auskurieren kann ich mich auch daheim noch. Ich hüpfe schwerfällig zur Wand und halte mich daran fest, um nicht noch umzukippen. Eigentlich ist es eine ziemlich bescheuerte Idee, mal wieder einen Alleingang zu machen. Was tut man nicht alles und dann gibt es nicht mal eine Belohnung für mich. Was erwarte ich auch? Das mir alle um den Hals fallen, wenn ich Nicholas gefunden habe? Bei meiner Klasse wahrscheinlich niemand. Ich öffne die Tür und gucke mich im Flur um. Zum Glück ist zurzeit niemand unterwegs und so versuche ich mich hüpfend und humpelnd irgendwie durch den, wie mir scheint, viel zu langen Flur zu kämpfen. War der schon immer so lang? Ich sehe zurück zu meinem Zimmer und einen kurzen Moment lang überlege ich, ob es nicht besser ist einfach in meinem Zimmer zu warten, bis Nicholas wieder von selbst auftaucht. Ich schüttele stur den Kopf und kämpfe mich die restlichen Meter bis zur Ecke. Ich steige in den Fahrstuhl und will gerade einen Knopf drücken, als mein Blick auf den Knopf fällt, der zur Garage des Hotels führt. Eine blöde Idee. Wieso sollte Nicholas da sein? Zögernd hält meine Hand inne, bis ich sie herunter bewege und den Knopf drücke. Es ist wahrscheinlich völlig umsonst, aber ein kleiner Funke Hoffnung macht sich in mir breit. Ich weiß nicht, was Nicholas da unten zu suchen hätte, aber einen Versuch ist es wert. Immer noch besser als gar nicht nachzusehen. Der Fahrstuhl fährt herunter und mich überkommt ein mulmiges Gefühl. Ich lehne mich an die Rückwand und warte, bis ich die Garage erreicht habe. Die Tür öffnet sich und ich spähe in die dunkle Garage. Es ist nichts zu hören und das einzige was ich sehen kann, sind ein paar Autos. Ich humpele aus dem Lift und sehe mich um. Hier scheint nichts zu sein. Ein Klirren weckt meine Aufmerksamkeit. War das nicht Glas? Eine Flasche? Ich höre eine Katze und atme erleichtert auf. Dann ertönt jedoch wieder das Klirren. Wo kommt das nur her? Verwirrt sehe ich mich um. „Nicholas?“, flüstere ich leise und zu meinem entsetzen klingt es eher wie ein heiseres Krächzen. Ich höre mich an wie eine alte hässliche und runzlige Hexe! Ich schleiche mich langsam vorwärts, so gut es eben mit einem kaputten Knöchel geht und linse durch das Fenster eines Wagens. Ich kann nichts erkennen, also muss ich mühsam um den Wagen herumlaufen. Wenn ich das hier überlebe, dann bleibe ich für den Rest des Monats liebend gerne in meinem Bett liegen. Ich schaue um die Ecke des Autos und irgendwie überrascht es mich jetzt gar nicht, was ich nun zu sehen bekomme. Nicholas sitzt auf dem kalten Asphaltboden, inmitten von lauter Flaschen, wobei ich mich frage, wo er die herbekommen hat? Er sieht furchtbar aus! Seine Klamotten sind dreckig und voller Flüssigkeit, die darauf getropft sein muss. Einmal scheint er sich auch übergeben zu haben, denn das Resultat ist nicht weit von ihm entfernt. Die Alkoholleiche blickt mich mit trüben Blick an. „Nein, wen haben wir denn da?“, lallt er mir entgegen. „Alan, du kleiner Schwanzlutscher! Los, Hose runter und setz dich auf meinen Schoß!“ Er lacht und findet das alles scheinbar sehr spaßig. „Nicholas, was machst du hier?“, frage ich ihn entsetzt und versuche mir einen Weg durch all die Flaschen zu bahnen. Einige sind schon kaputt und es scheint als würde Nicholas einen neuen Rekord im Weitwurf schaffen. Es ist das reinste Chaos. „Hier, willst du probieren? Oder soll ich dir die Flasche in den Arsch schieben?“, fragt er mich und kichert dümmlich vor sich hin. Ich hocke mich mühsam vor ihn, auch wenn mein Knöchel tierisch schmerzt. „Nicholas, alle machen sich Sorgen! Du bist einfach abgehauen! Komm wieder mit hoch!“, fordere ich ihn auf und greife nach seinem Arm, den er mir jedoch sofort wieder entreißt. „Ich bleibe hier! Diese Seite muss noch leergetrunken werden! Hey, wenn du pissen musst, da sind noch ein paar leere Flaschen...irgendwo...“, meint er und zeigt mit einer ausschweifenden Armbewegung über den gesamten Platz. „Ah! Ich habe dich noch nie beim pinkeln gesehen. Los, zeig mal!“, meint er und will nach meinem Reißverschluss greifen. Hastig greife ich nach seinen Händen und halte sie fest. „Hör auf damit!“, murre ich und sehe ihm ins Gesicht. „Okay, dann ficken wir gleich hier!“, meint er geschäftig und löst seine Hände aus meinem Griff um nun seine eigene Hose zu öffnen. „Du bist doch irre!“, entfährt es mir wütend. „Ja, ich weiß! Ich bin irre sexy. Hilf mir mal, ich kriege die Hose nicht auf!“, meint er völlig nebensächlich. Entgeistert schüttele ich nur den Kopf. Selbst wenn er betrunken ist, denkt er nur an Sex. „Du wolltest mich nicht mehr sehen, wieso willst du dann noch mit mir schlafen?“, frage ich ihn. Nicholas sieht zu mir. „Wir haben doch gar nicht Schluss gemacht, also kann ich mit dir schlafen wann ich will!“, meint er trotzig. „Du willst noch mit mir zusammen sein?“, frage ich Nicholas und würde ihm glatt um den Hals fallen, wäre er nicht so dreckig und besoffen. „Aber ich habe mit Connor geschlafen! Stört dich das denn nicht?“, frage ich ihn irritiert. Eigentlich ist es keine gute Idee, dass alles mit Nicholas in seinem Zustand zu besprechen, aber das ist mir im Moment herzlich egal. „Connor...ach ja, ich muss ja noch einen Mord begehen...“, meint Nicholas und legt den Kopf in den Nacken. „Connor...wenn ich den ficke, vergeht ihm noch hören und sehen...!“ „Hör auf Nicholas!“, fahre ich ihn wütend an. So langsam reicht es mir wirklich. Ich ziehe seinen Kopf zu mir, auch wenn er furchtbar aus dem Mund riecht und mir einen Moment übel wird. „Ich habe mir wegen dir den Knöchel verstaucht und den Kopf angeschlagen! Jetzt reiß dich endlich zusammen und komm mit hoch auf dein Zimmer, damit du deinen Suff ausschlafen kannst!“, fahre ich ihn gereizt an. „Klar, gerne!“, meint er breit grinsend und grapscht mir an den Hintern. Seufzend lasse ich den Kopf hängen. Hat der Kerl mir überhaupt richtig zugehört, oder geht er davon aus, dass wir oben Sex haben werden? „Du kannst so viel grapschen wie du willst, aber erst wenn wir oben sind!“, meine ich und schiebe seine Hände von mir. Nicholas murrt und beugt sich einfach vor, um mich zu küssen. Angeekelt schiebe ich ihn sofort von mir weg. Den will ich jetzt ganz sicher nicht küssen! Ich greife stattdessen nach seinen Armen und stelle mich mühsam hin. Schwerfällig lässt Nicholas sich hochziehen und macht es mir nicht gerade einfach. „Jetzt stell dich nicht so an und komm mir ein bisschen entgegen!“, schnauze ich ihn an. Nicholas sieht zu mir und ist davon so gar nicht beeindruckt. Er stellt sich etwas wackelig hin und schon im nächsten Moment fällt mir auch schon sein schwerer Körper entgegen. Ich falle gegen das Auto, das zum Glück keine Alarmanlage zu haben scheint und halte Nicholas mühsam in den Armen. „Nein, nicht jetzt...“, meine ich seufzend, als ich auch schon seine Lippen an meinem Hals spüre. Der Kerl kann nicht mal warten. Seine Hände gleiten unter mein Hemd und er drückt sich gegen mich. Ich spüre seine Erektion an meinem Schritt und seufze erneut. „Du kannst echt pervers sein...“, murre ich und lege meine Arme um Nicholas. Ich muss gestehen, dass es mir gefällt, was er mit mir macht und mich nicht wieder abweist. Trotzdem wüsste ich schon gerne, wie es in seinem Hirn zugeht. Mal abgesehen von jetzt, wo er nur daran denkt, mich zu vögeln. Gesagt, getan. Er dreht mich um, so dass ich mich am Auto abstützen muss und zieht mir die Hose in die Kniekehlen. „Sehr romantisch, Nicholas!“, raune ich ihm höhnisch zu. Ich höre wie er seinen Reißverschluss öffnet und drehe meinen Kopf zu ihm. Er geht in die Hocke und ich zucke zusammen, als ich seine Zunge spüre. Wie soll ich das nur dem Autofahrer erklären, wenn er oder sie nachher das Sperma am Wagen findet? „Ah~...“ Ich sehe über meine Schulter und spüre, wie Nicholas Zunge in mich eindringt. Ich selber würde das wohl nie fertig bringen, aber Nicholas stört es gar nicht. Das hat es noch nie getan. Er massiert meine Pobacken und eine Hand wandert nach vorne und widmet sich ausgiebig meinen Hoden und meinem Penis. Ganz toll, ich lasse mich hier in einer Garage von einem besoffenem Kerl vögeln. Das nenne ich doch mal ein Erfolgserlebnis! Ich lehne mich mit dem Kopf gegen den Wagen und genieße es, wie seine Zunge mich weitet und er kurz darauf auch noch seine Finger zur Hilfe nimmt. Die ersten Lusttropfen fallen auf den Asphalt. Ich höre ein Knirschen und Nicholas steht auf. Er drückt mich gegen den Wagen, so dass mein pochender Penis schmerzhaft gegen die Tür drückt. Schon im nächsten Moment fühle ich wie Nicholas Penis sich hart in mich drückt. „Langsam!“, keuche ich und greife nach seiner Hüfte, um ihn davon abzuhalten sich sofort, mit seiner ganzen Länge, in mir zu versenken. Laut stöhne ich auf, denn es schmerzt doch ziemlich ohne die übliche Vorbereitung. Nicholas spuckt in seine Hand und reibt seinen Penis mit dem Speichel ein. Dann drückt er sich weiter in mich. Es fühlt sich an, als würde er mich zerreißen wollen. Ich werde gegen den Wagen gedrückt und halte mich keuchend daran fest. Mein steifer Penis wird bestimmt noch platt gedrückt, wenn das so weiter geht. Atemlos klebe ich an dem Wagen und bin ziemlich erleichtert, als es geschafft ist und Nicholas endlich in mir ist. Mir ist warm und irgendwie muss ich doch zugeben, dass mich diese Situation schon ein bisschen anmacht. Auch der Gedanke, dass wir jeden Moment gesehen werden könnten. Ich lehne mich mit meinem ganzen Gewicht auf den intakten Fuß und entlaste den kaputten Knöchel etwas. Langsam und stöhnend zieht sich Nicholas aus mir und stößt sich mit einem heftigen Ruck wieder in mich. Ich kneife die Augen zusammen und versuche den Schmerz zu unterdrücken. Nicholas Lippen küssen meinen Nacken und knabbern an meinem Hals. Er leckt darüber und will mich küssen, aber das lasse ich dann doch nicht zu. Erstmal soll der sich den Mund auswaschen, bevor ich Nicholas küsse. Er bewegt sich schneller, ist aber immer noch so unsensibel und so langsam kommt mir der Gedanke, als würde er mich mit Absicht so hart rannehmen. Will er seinen Frust an mir auslassen? Keuchend lehne ich mich wieder an den Wagen und lausche den komischen Geräuschen die unsere Körper von sich geben und Nicholas tiefem stöhnen. Der Wagen vor mir wird ordentlich durchgeschüttelt. Nicholas scheint auch seinen Spaß zu haben und versenkt sich immer wieder tief in mir, wie in einem Rausch. Ich schließe meine Augen, gebe mich meiner Lust hin und spritze mein Sperma gegen den schwarzen Lack. Noch einige Stöße und dann kommt auch Nicholas endlich in mir. Er lehnt sich ermattet gegen mich und sein heißer Atem streift mein Ohr. Er zieht sich aus mir heraus und kurz darauf spüre ich wie sein Sperma mein Bein entlangläuft. Mein Hinten tut ziemlich weh. Das wird noch eine tolle Heimfahrt... Nach einer halben Ewigkeit habe ich es endlich geschafft Nicholas in sein Bett zu verfrachten. Ich sitze auf der Bettkante und beobachte ihn, wie er friedlich schläft. Ich beuge mich zu ihm herunter und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Er stinkt immer noch nach Erbrochenem und Alkohol. Meine Finger fahren durch seine braunen Haare. Nicholas regt sich nicht und schläft fest wie ein Stein. Jammernd bücke ich mich und fahre mit meiner Hand über meinen schmerzenden Knöchel. War wohl alles wirklich keine sehr gute Idee gewesen. So ein Mist. Wenn ich Pech habe, dann schwillt der Fuß bestimmt noch auf die doppelte Größe an. Ich lehne mich etwas gegen Nicholas und lege meinen Kopf auf seinen Brustkorb. Mit geschlossenen Augen lausche ich seinem Herzschlag. Nicholas sieht mich verwirrt an. „Nö, kann mich nicht erinnern.“, meint er dann stirnrunzelnd. Mir entgleiten die Gesichtszüge. Das ist jetzt wirklich nicht sein ernst! „A-aber du hast gestern...“, stammele ich fassungslos. „Was habe ich gestern?“, fragt er mich und beugt sich zu mir vor. Ich weiche ein wenig zurück und senke den Blick. „A-also du hast gesagt...“ „Vergiss es einfach, egal was ich gesagt habe, ich war betrunken oder nimmst du so etwas echt für bare Münze?“, meint Nicholas verächtlich. Ich seufze. All den Aufwand hätte ich mir sparen können. Nicholas hat seinen Spaß mit mir gehabt und ich bin der einzige der sich noch daran erinnert. Was für ein Urlaub! „Du hast aber gemeint, dass wir noch zusammen sind.“, erwidere ich enttäuscht. „Mit dir? Kleiner, ich war es nicht der mit diesem Arsch gefickt hat!“ Nicholas sieht mich gereizt an. Ich nicke zögernd. „Ich weiß, aber ich werde es wieder gut machen!“, versuche ich ihn zu überreden. Nicholas schüttelt seinen Kopf und lacht. „Wie willst du das bitte wieder gut machen? Den Sex kannst du nicht ungeschehen machen!“ Deprimiert blicke ich auf den Boden. Er hat Recht, das kann ich wirklich nicht. Mir fällt auch keine Alternative ein. „Weißt du was? Vergiss es einfach! Sieh zu, dass du in den Bus kommst!“, murrt Nicholas und geht an mir vorbei. Ich sehe ihm nach. Ich kann ihn nicht mehr für mich gewinnen. Jetzt ist es wohl endgültig aus mit uns. Traurig sehe ich auf seinen Rücken und dann ist er auch schon im Bus verschwunden. Mein Lehrer kommt zu mir und hilft mir in den Bus. Auch diesmal sitze ich wieder neben Connor, der desinteressiert seine Kopfhörer aufsetzt und Musik hört. Scheinbar will jetzt keiner mehr etwas mit mir zu tun haben. Ich presse meine Lippen aufeinander und blicke aus dem Fenster. Endlich scheint die Sonne wieder, nur habe ich diesmal nicht viel davon. Ich hebe meinen Rucksack auf meinen Schoß und krame darin herum. Ich hole das alte Buch hervor und kauere mich auf meinem Sitz zusammen. Das wird eine ziemlich lange und stille Fahrt werden. Hastig streiche ich eine einzelne Träne von meiner Wange und hole tief Luft. Das habe ich mir alles selber eingebrockt und damit muss ich jetzt auch leben. Nur, wieso tut es dann so weh? Ich greife an meine Brust und sehe wieder aus dem Fenster. Habe ich ihn doch geliebt und es nur nicht bemerkt? Spürt man so was nicht immer erst dann, wenn es längst zu spät ist? Aber wann hat es dann angefangen? Kapitel 7: Fällst du siebenmal, stehe achtmal auf. -------------------------------------------------- Ich habe mich damit abgefunden. Es war schon vorher so, dass keiner auch nur ein Wort mit mir geredet hat und die Mobbingattacken sind auch nichts Neues. Ich bin es gewohnt und lasse es über mich ergehen. Meine Eltern sind natürlich nicht sehr erfreut darüber gewesen, dass ich ein wenig demoliert nach Hause gekommen bin. Das ist überhaupt das erste Mal gewesen, dass sie sich beide wirklich Sorgen um mich gemacht haben. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung, dass meine Eltern noch einmal zueinander finden? Ich sehe es zwar nicht so positiv, aber ein kleiner Hoffnungsschimmer hat sich fest in meinem Kopf verankert und den werde ich irgendwie nicht mehr los. Die Pausen habe ich jetzt wieder für mich alleine und so sitze ich auch heute in meiner Lieblingsecke, weitab von all den anderen Schülern und esse mein Pausenbrot. Ich versuche mich nicht klein kriegen zu lassen. Okay, Connor will nichts mehr mit mir zu tun haben und auch Nicholas hat nichts mehr von sich hören lassen, aber ich werde damit schon noch irgendwie fertig. Ich knabbere an meinem Brot und beobachte lustlos die Jugendlichen um mich herum. Wir haben langsam Frühling und das merkt man nicht nur an den paarungswilligen Tieren, sondern auch daran, dass sich neuerdings ziemlich viele Schüler zusammen gefunden haben, bei denen ich niemals auch nur im Traum daran gedacht habe, dass aus denen mal etwas wird. Das einzig blöde ist, dass ich zurzeit Single bin und es sich wohl auch nicht weiter ändern wird. Zumindest nicht in der nächsten Zeit. Mein letzter Sex ist auch schon einige Monate her. Vielleicht liegt es daran, dass ich zurzeit ein wenig frustriert bin? Oder es liegt daran, dass ich meinem Exfreund ständig über den Weg laufen muss. Das einzig gute ist, dass er endlich aufgehört hat mich zu mobben, aber jetzt wo er kein Wort mehr mit mir spricht ist das schon ein komisches Gefühl. Erst da habe ich wirklich gemerkt, wie viel Nicholas mir bedeutet hat. Wir haben wirklich keine gute Zeit miteinander gehabt, aber ich scheine doch mehr für ihn empfunden zu haben, als ich mir eingestehen wollte. Mein Blick fällt auf Nicholas, der sich mit seinen Freunden unterhält. Ich glaube, er ist in letzter Zeit etwas ruhiger geworden, nicht mehr so aufbrausend. Trotzdem hat er noch eine ziemlich freche Klappe und ein loses Mundwerk, aber es wäre äußerst merkwürdig, wenn er sich so dermaßen verändern würde. Als würde er wissen, dass ich ihn beobachte, sieht er kurz zu mir und schaut mich an. Hastig wende ich meinen Blick ab. Nach ein paar Sekunden wage ich es wieder ihn anzusehen, aber er geht längst mit seinen Freunden ins Schulgebäude. „Wieso sagst du ihm nicht, dass du ihn immer noch liebst?“, höre ich hinter mir eine Stimme. Erschrocken drehe ich mich um und sehe direkt in Connor's dunkle Augen. Ich seufze und schüttele den Kopf. „So ist es doch viel besser. In einer Beziehung machen wir uns nur gegenseitig kaputt.“, erkläre ich ihm meine Bedenken. Connor setzt sich zu mir und lehnt sich nach hinten. „Aber so ist es doch auch Scheiße, ich meine, wenn du noch Gefühle für ihn hast, dann rede halt noch mal mit ihm!“ Ich sehe Connor zweifelnd an. „Ich kann nicht. Ich habe ihn verletzt und einen total blöden Fehler gemacht!“ „Sollte da nicht irgendwann Gras über die Sache wachsen? Ich meine, man kann doch nicht ewig auf so einer Sache herumreiten? Es gibt wichtigere Dinge im Leben!“ Ich senke meinen Blick. „Es wird aber nicht mehr so sein wie vorher.“ „Hast du dir das nicht immer gewünscht?“, fragt Connor mich verwundert. „Du wolltest doch immer, dass es anders wird!“ „Aber ich glaube, er wird mir nicht mehr vertrauen können. Sein Vater hat sein Vertrauen schon ausgenutzt und ich habe es auch getan!“, gestehe ich deprimiert. Connor sieht mich schweigend an. Er hebt seine Hand und kratzt sich am Kopf. „Ihr seid beide solche Sturköpfe.“, meint er seufzend. Ich nicke lediglich. „Was ist mir dir? Geht’s dir gut?“, frage ich Connor. Er sieht mich von der Seite an und zuckt mit den Schultern. „Ja, schätze schon. Ich mache bald ein Praktikum in einem Tattoostudio. Na ja und ich habe so etwas wie einen Freund.“ „So etwas wie einen Freund?“, frage ich ihn verwirrt und sehe zu ihm. Was meint er denn damit? „Na ja, er ist halt ein Stricher. Wir treffen uns ab und an. Er will aufhören, weißt du? Wenn ich dann in der Stadt als Tätowierer arbeite, will er mit mir zusammenziehen.“, erklärt er mir. Entsetzt sehe ich Connor an. „Ein Stricher?“, frage ich ihn fassungslos und mit großen Augen. „Warum nicht? Er sieht heiß aus! Okay, er ist etwas älter als ich, aber was soll's?“ Connor zuckt mit den Schultern und sieht das scheinbar alles nicht so eng. „Und du meinst, er meint das alles ernst? Also mit dem Zusammenziehen?“, frage ich ihn zweifelnd. Connor grinst breit und nickt. „Wir sind seit ein paar Monaten zusammen. Am Anfang war es wirklich nicht einfach und ich war ziemlich eifersüchtig und fertig, wenn er mit anderen geschlafen hat, aber jetzt will er endgültig damit aufhören und sich einen richtigen Job suchen und mit mir zusammenleben.“ Ich nicke langsam und versuche das alles erst mal zu verarbeiten. Das alles ist passiert, seit wir wieder hier sind. Zurück aus London. Ein paar Monate und soviel kann schon passieren. „Glaubst... glaubst du, dass Nicholas auch...?“, frage ich ihn zögernd. „Was?“, fragt Connor und sieht mich neugierig an. „Denkst du, Nicholas ist jetzt inzwischen auch in festen Händen? Hat er einen Freund? Oder eine Freundin?“ Connor verzieht sein Gesicht. „Du siehst ihn doch jeden Tag auf dem Schulhof! Hast du ihn da noch nicht mit jemandem gesehen? Wenn nicht, dann ist er entweder ziemlich gut darin, es niemanden wissen zu lassen oder er geht mit jemandem der oder die nicht von unserer Schule ist!“, vermutet er. Ob das stimmt? In mir zieht sich alles zusammen, bei dem Gedanken, dass Nicholas inzwischen jemanden gefunden haben könnte. „Ich muss los. Ach ja, ich nehme es dir nicht mehr übel, was da zwischen uns gelaufen ist. War halt blödes Timing.“, meint Connor und steht auf. Er sieht zu mir herunter und beugt sich vor. „Rede mit ihm, Alan!“ Ich sehe Connor ins Gesicht, ehe er sich von mir abwendet und vom Schulhof schlendert. Ich sehe ihm nach, bis er hinter der nächsten Ecke verschwunden ist. Ich lehne mich nach hinten, schließe meine Augen und lasse mein Gesicht von der Sonne wärmen. Ich gebe es nur ungern zu, aber dieser eiskalte, perverse Grobian fehlt mir sehr. Was bringt es mir, jetzt noch mit ihm zu reden? Wir haben seit ein paar Monaten kein einziges Wort miteinander gewechselt, es sei denn wir haben in der Schule in Projekten zusammengearbeitet. Das war es dann aber auch schon wieder. Ich lasse meinen Blick über den Schulhof gleiten. Eigentlich sollte ich längst in der Klasse sitzen, es hat bereits geklingelt, aber das ist mir im Moment egal. Was Nicholas jetzt wohl macht? Ob er in der Klasse sitzt oder wieder im Kartenraum schwänzt? Ich stehe langsam auf und gehe ins Schulgebäude. Ich gehe in die entgegengesetzte Richtung von meiner Klasse, gehe die Treppe hoch zum Kartenraum und bleibe kurz vor der Tür stehen. Ich gebe mir einen Ruck, auch wenn mich irgendetwas versucht zurückzuhalten. Ist es die Angst vor seiner Reaktion? Ich drücke die Türklinke herunter, doch die Tür lässt sich nicht öffnen. Sie ist abgeschlossen. Dann sitzt er jetzt wohl in der Klasse. Meine Hand gleitet langsam von der Türklinke. Was mache ich jetzt? Ich drehe mich um, lasse mich an der kalten Tür heruntergleiten und setze mich unschlüssig hin. Mit angezogenen Beinen warte ich. Ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt heute noch mal hier vorbeischaut. Es wäre wohl sinnvoller draußen auf Nicholas zu warten. Eigentlich wollte ich mir keine Hoffnungen mehr machen. Was hat Connor mir da nur für Flausen in den Kopf gesetzt? Nach fünf Minuten merke ich langsam wie die Langeweile in mir hochkriecht. Einfach nur dumm dazusitzen ist ja auch nicht wirklich so das Wahre. Was soll ich aber dann machen? Ich sehe mich um und seufze. Eine gute Alternative scheint es ja nicht zu geben. Zumindest nicht auf die Schnelle. Träge erhebe ich mich und schlurfe wieder die Treppen herunter. „Ist das jetzt an? Ach, scheiße! Ich kenne mich mit diesem Schrott nicht aus!“ Irritiert sehe ich mich um. Was soll das denn? Ich lausche angestrengt und bleibe auf einer Stufe stehen. Ist das nicht Nicholas Stimme? Was hat er am Mikrofon für die Durchsagen zu suchen? Ich muss grinsen. Nicholas scheint es egal zu sein, dass hier gerade alle mithören können. „Alan? Kannst du mich hören?“ Mir bleibt das Herz stehen. Meint der mich? Der meint echt mich, oder? Einen anderen Alan kenne ich hier nämlich nicht. „Scheiße Nicholas, was machst du da? Wir kriegen echt noch Ärger mit den Lehrern!“ Ist das einer seiner Freunde? Breit grinsend höre ich ihnen zu. Was machen die da nur? „Halt die Klappe! Alan! Also, wenn du mich hören kannst... Ach, ich weiß nicht wie ich das sagen soll. Fuck!“ Stille kehrt ein. Meine Wangen glühen regelrecht. Was will Nicholas mir sagen? Wieso über die Schullautsprecher? „Scheiß drauf, ich sage es jetzt einfach!“ Wieder kehrt Stille ein. Ich kann ein Poltern hören. Haben die beiden sich etwa in dem Raum eingeschlossen? „Hier kennt mich ja eh jeder und für alle Deppen, die es nicht tun, ich heiße Nicholas Török!“ Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Er nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund! „Ich bin schwul! So jetzt ist es raus!“ Mir bleibt das Herz stehen. Nicht sein Ernst oder? Das habe ich mir gerade nur eingebildet! Das hat er nicht gerade der ganzen Schule mitgeteilt? Entsetzt starre ich vor mich hin. Wieso tut er das? „Alan!“ Ich sehe wieder auf. „Ich weiß, dass du Scheiße gebaut hast und dass du es bereust. Ich fand es echt mies von dir, dass du mit Connor gevögelt hast!“ Na, danke. Jetzt kennt die ganze Schule mein Privatleben, wenn er so weitermacht. Muss dieser Idiot denn auch noch alles preisgeben? „Ich kann dich aber nicht vergessen. In der Zeit, in der wir getrennt waren, habe ich keine Beziehung gehabt oder sonst was gemacht. Ich habe über uns nachgedacht... Haltet die Klappe da draußen!“ Ich lausche angestrengt und habe Angst ich könnte etwas verpassen, von dem was er sagt. „Ich will wieder mit dir zusammen sein! Ich weiß, dass ich ein Arschloch bin und dass wir keinen guten Start gehabt haben, aber ich liebe dich verdammt noch mal und ich will dich! Ich weiß, dass du mich auch noch willst!“ Ich lasse mich taumelnd auf die Stufen sinken. Habe ich mich gerade wirklich nicht verhört? Er will mir noch mal eine Chance geben? Ich lasse meinen Kopf sinken und verstecke ihn zwischen meinen Händen. Mein Herz pocht ungesund in meiner Brust und in meinem Bauch gibt es Massencrashs von wild umherfliegenden Flugzeugen. Ich lausche noch mal, aber dann kommt nichts mehr von Nicholas. Ich erhebe mich und renne die Treppen herunter. Ich stolpere und falle beinahe die restlichen Stufen herunter. Ich rappele mich wieder auf und renne durch das Schulgebäude. Vor der Tür stehen einige Lehrer und dann sehe ich endlich Nicholas. Er legt sich mal wieder mit den Lehrern an, aber das scheint ihn nicht sonderlich zu kümmern. Mich ebenfalls nicht, denn so schnell ich kann, renne ich zu ihm. Er hebt verwundert den Kopf, aber da hänge ich auch schon an seinem Hals wie eine Klette und lasse nicht mehr von ihm ab. „Ich liebe dich!“, flüstere ich ihm ins Ohr und spüre mit klopfendem Herzen wie er mich umarmt und fest an sich presst. Dass unsere Lehrer um uns herum so meckern, ignorieren wir gekonnt. Er schiebt mich von sich und ich sehe ihn irritiert an, aber da hat er sich auch schon meine Hand geschnappt und zerrt mich laufend hinter sich her. Die Lehrer beschweren sich lauthals. Nicholas rennt mit mir aus der Schule und zerrt mich quer über den Schulhof. „Wo willst du hin?“, frage ich atemlos und lasse mich nur zu gerne von ihm entführen. Dass unsere Rucksäcke noch in der Schule liegen, fällt mir nur am Rande auf, aber die wird wohl eh keiner klauen. „Nicholas, ich liebe dich! Hast du gehört?“, rufe ich ihm noch mal zu. Er dreht sich zu mir um und rennt einfach weiter. „Nicholas!“ Er wird langsamer und wir sind beide völlig außer Puste. Ich sehe schwer atmend zu ihm und schon im nächsten Moment fühle ich auch schon seine Lippen auf meinem Mund. Oh Mann, wie sehr habe ich diese Lippen vermisst. Nicht gerade sensibel küsst er mich, fast schon gierig und immer noch schwer atmend. Ich lasse es zu und schlinge meine Arme um seinen Körper. Meine Finger krallen sich in seinen grauen Pullover und am liebsten würde ich ihn jetzt von oben bis unten abküssen. Ein paar kleine Freudentränen gleiten meine Wangen herunter und stürmisch drücke ich Nicholas gegen die Hauswand hinter uns. Der scheint ziemlich überrascht zu sein, dass ich es so eilig habe und stolpert rückwärts. „Nicht so hastig, Kleiner!“, meint er lachend, nachdem er den Kuss gelöst hat. Ich sehe ihn an und will ihn sofort wieder küssen, aber er hält mich zurück. Er beugt sich vor und leckt mir die Tränen von den Wangen. „Bist du nicht etwas zu alt um noch zu heulen?“, raunt er mir grinsend zu. „Halt den Rand und küss mich lieber!“, bettele ich und versuche immer wieder ihn zu küssen, aber Nicholas macht sich einen Spaß daraus, mich immer wieder zurückzuschieben. „Der Entzug scheint dir irgendwie nicht gut bekommen zu sein, Alan!“, meint er gespielt ernst und sieht mir in die Augen. Wieder muss ich heulen und wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln. „Ich habe dich halt vermisst...“, schluchze ich und werde in eine feste Umarmung gezogen. Ich schließe meine Augen und atme tief seinen Geruch ein, oder ist es sein Shampoo? Egal, er riecht gut. Nicholas Hände streicheln meinen Kopf und zupfen leicht an meinen blonden Haaren. Er greift nach meiner Brille und nimmt mir damit auch die Sicht. Wie ein Maulwurf schaue ich in sein verschwommenes Gesicht. Ich spüre seinen Atem auf meinem Auge und schließe es automatisch, als er mein Augenlid küsst. Fahrig gleiten unsere Hände über unsere Körper und wären wir jetzt unter uns, dann hätten wir wahrscheinlich längst keine Klamotten mehr an. Der Gedanke erregt mich ein wenig. Meine Lippen suchen Nicholas Hals und vorsichtig knabbere ich an der empfindlichen Haut. Er seufzt und tut es mir gleich, vergräbt seine Zähne tief in meiner Haut und eine Gänsehaut schleicht sich meinen Körper entlang. Wie ich es kenne, geht Nicholas nicht gerade zimperlich zur Sache. Seine Hände greifen fest in meinen Hintern und irgendwie wäre es jetzt wirklich schön, wenn wir nicht unbedingt draußen auf der Straße stehen würden. „Ist bei dir jemand?“, frage ich ihn also leise. „Lass uns lieber zu dir gehen.“ Ich nicke und wir lösen uns voneinander. Nicholas reicht mir meine Brille und zusammen gehen wir zu mir nach Hause. Ich schaue nach unten, als Nicholas nach meiner Hand greift. So sind wir noch nie in der Öffentlichkeit herumgelaufen. „Woher der Sinneswandel?“, frage ich ihn. Nicholas sieht zu mir. „Was meinst du?“ „Wieso hast du dich jetzt geoutet? Vor der ganzen Schule?“, frage ich ihn neugierig. Wir schlendern den Weg entlang und Nicholas schweigt sich aus. „Nicholas?“ „Irgendwie hatte ich es satt! Ich wollte es nicht mehr verbergen und wie ein Feigling dastehen! Du hast dich sogar vor mir geoutet und warst dabei viel mutiger als ich. Ich wollte dir darin eben in nichts nachstehen. Und wenn ich meinen Freund küssen will, dann will ich es nicht heimlich machen müssen!“, murrt er trotzig und entlockt mir ein Lächeln. „Wieso liebst du mich auf einmal?“, fragt er nun mich. Ich sehe ihn überrascht an. „Ich glaube, ich habe es erst richtig gemerkt, als ich dich verloren hatte. Erst da habe ich gewusst, was ich wirklich an dir habe. Klingt komisch, nicht wahr? Ich habe mich die ganze Zeit nach dir gesehnt und es war einfach nur furchtbar ohne dich!“, gestehe ich ihm. „Ja, ich weiß, ohne mich kannst du einfach nicht!“, meint er lachend. Ich boxe ihm leicht in den Arm und schmolle. „Hast du es dir besorgt?“, fragt er mich breit grinsend und beugt sich zu mir vor. Ich weiche ihm aus und laufe knallrot weiter, komme jedoch nicht weit, da er mich noch immer an der Hand hält. „Sei nicht so schüchtern! Glaubst du, ich habe es nicht getan?“, fragt er mich laut lachend. Ich sehe zu ihm und verziehe mein Gesicht. Nicholas zuckt mit den Schultern. „Das staut sich halt mit der Zeit an und muss irgendwann mal raus, damit musst du leben!“, meint er breit grinsend. „Du bist pervers!“, schimpfe ich und gehe beschämt weiter. „So knallrot im Gesicht bist du echt süß!“, meint er gut gelaunt, bringt mich damit jedoch nur noch mehr in Verlegenheit. Umso erleichterter bin ich dann aber, als wir endlich bei mir ankommen und ich die Tür aufschließen kann. Nicholas grapscht mir einfach an den Po und scheint sich nicht länger zurückhalten zu können. „Jetzt warte doch mal!“, murre ich und öffne die Tür. Sofort kommt mein weißer Wischmop hechelnd angerannt und rennt mich beinahe über den Haufen. Laut bellend springt er an uns beiden hoch und lässt uns kaum die Gelegenheit einzutreten. „Monty, geh aus dem Weg, lass uns erst mal reinkommen!“, meine ich und schiebe den Hund zurück ins Haus. „Genau, erst mal rein und wieder raus und wieder rein...“, flötet Nicholas belustigt und fängt sich einen mahnenden Blick von mir ein. „Was denn?“, fragt er unschuldig. Er tätschelt Monty den Kopf und geht dann schon mal vor in mein Zimmer. Monty folgt ihm schwanzwedelnd. „Monty, bleib hier! Was ist mit deinem Futter?“, rufe ich meinem Hund hinterher, der scheinbar gerade mehr Interesse an meinem Besuch hat, als an seinem heißgeliebten Futter, welches ich ihm eigentlich gerade geben wollte. Gut, dann muss er eben warten. Ich lasse die Futterpackung auf dem Tisch liegen und gehe zu Nicholas in mein Zimmer, der scheinbar einen neuen Kuschelgefährten gefunden hat. Monty hat sich platt wie eine Flunder auf seinen Beinen breit gemacht und lässt es sich gut gehen. Ich setze mich zu Nicholas auf die Bettkante und kraule Monty hinter den Ohren. Ich lasse mich aufs Bett fallen und sehe zu Nicholas auf. „Willst du dein Geschenk auspacken?“, frage ich ihn lächelnd. Das lässt er sich nicht zweimal sagen und schiebt Monty von seinem Schoß. Nicholas krabbelt über mich und macht sich daran mich auszuziehen. Epilog: Was lange währt, wird endlich gut. ------------------------------------------ „Nach dem Sex solltest du mit mir kuscheln und nicht mit Monty!“, murrt Nicholas und zerrt unnachgiebig an meiner Schulter. Davon lasse ich mich jedoch nicht abbringen und schmuse weiter mit meinem Hund, der es sich einfach wieder bei uns im Bett gemütlich gemacht hat. „Aber er hat so flauschiges Fell...“, murmele ich müde und verstecke meine Nase darin. Nicholas beugt sich vor und beißt mir in die Schulter. Ich drehe mich missmutig zu ihm um. „Sei nicht so eifersüchtig!“ „Bin ich doch gar nicht!“, braust er auf und und greift mit seinen Händen um meinen Bauch. Fordernd drückt er mich an sich und müde gebe ich nach. Ich drehe mich in seiner Umarmung und störe mich nicht daran, dass wir beide noch nackt sind. Nicholas schiebt sein Bein zwischen meine und das stört mich dann doch etwas. „Nicht schon wieder, ich bin müde...“ „Du klingst wie so eine Ehefrau, die keinen Bock mehr auf Sex mit ihrem heißen Mann hat!“, meckert Nicholas. Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin kaputt, du hast ja kaum die Finger von mir lassen können. Mir tut alles weh...“, jammere ich und winde mich ein wenig in seiner Umarmung. Nicholas gibt nach und schmiegt sich an mich. „Dann warten wir eben noch ein bisschen und dann machen wir es noch mal, okay?“, schlägt er vor. „Du bist echt unverbesserlich!“, murre ich. „Wie wäre es, wenn du mal herhälst?“ „An meinen Arsch kommst du nicht ran, Süßer!“, meint Nicholas und grinsend lasse ich meine Hand über seinen Hintern gleiten, immer tiefer, bis ich seinen Muskelring erreiche. „Hey, nimm deinen Finger da weg!“, meint er gereizt und greift nach meiner Hand. „Was denn? Du magst nicht?“, frage ich belustigt und nehme meine Hand wieder zurück. „Gut, ich schlafe erst wieder mit dir, wenn du mich ranlässt!“, entschließe ich unnachgiebig. Nicholas sieht mich entsetzt an. „Was? Das kannst du nicht machen!“, meckert er ungehalten. „Oh und wie ich das kann!“, erwidere ich ungerührt und drehe ihm meinen Rücken zu, um wieder ausgiebig mit Monty zu kuscheln. „Alan! Komm schon!“, jammert er und rüttelt wieder an meiner Schulter. Ich sehe über meine Schulter hinweg zu ihm und mustere Nicholas einen Moment. „Sag mir vorher aber noch was Schönes!“, fordere ich ihn auf. Nicholas überlegt einen Moment. „Du hast einen sexy Arsch?“ Ich grummele und widme mich wieder Monty. „Okay, okay! Ähm, wie wäre es damit?“, meint er und beugt sich nahe zu meinem Ohr. „Ich liebe dich.“ Er flüstert es mir leise ins Ohr und eine Gänsehaut überkommt mich. Ich drehe meinen Kopf zu ihm herum und lächele leicht. „Ich liebe dich auch, du Arschloch.“ „Nein, wie romantisch!“, flachst Nicholas lachend und gibt mir einen Kuss. Während wir uns küssen, springt Monty vom Bett herunter, läuft schwanzwedelnd in die Küche und findet dort das auf dem Tisch stehende Hundefutter. Er richtet sich etwas auf und schnappt mit seiner Schnauze danach. Die Tüte fällt um und der Inhalt verteilt sich großflächig auf dem Küchenboden, über den er sich zufrieden schmatzend hermacht, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)