Vorahnungen von amacie ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Teil 3: Abschnitt 1: Spät am nächsten Morgen erwachte Aramis in den Armen ihres Grafen. Ginge es nach den Gesetzen der Welt war er ihr Verlobter. Ihrem Herzen nach war er bereits ihr Mann. Kein Graf und kein Musketier, kein Edelmann und kein Soldat; Er war ihr Mann, und er sollte es für immer sein. Athos erwachte kurz darauf nur um in ihr lächelndes Gesicht zu blicken. Er küsste sie sanft und machte sich daran aufzustehen. Sie war etwas enttäuscht das dieser leicht routiniert erscheinende Morgenkuss schon so früh Einzug in ihre Beziehung hielt. Aramis setzte sich nur mit einem Laken verhüllt auf einen Arm gestützt auf und blickte ihm verzeihend auf den kräftigen Rücken. Als hätte er ihre Gedanken gelesen warf er sich mit einer Drehung zurück in die Laken und flachste, während er sie niederwarf und ihren Hals liebkoste, das nach der Hochzeitsnacht schließlich der Hochzeitsmorgen folgen musste. Geraume Zeit später räkelte Aramis sich allein in ihrem Himmelbett. Irgendwie war sie nun froh das Athos darauf bestanden hatte seinem Weib die wohlverdiente Erholung von dieser strapaziösen Reise zukommen zu lassen. Sie erhob sich erst kurz bevor es Zeit wurde zu Mittag zu speisen. Als sie in den Ankleideraum trat erwartete sie allerdings eine unangenehme Überraschung... D'Artagnan und Porthos waren sofort aufgebrochen nachdem sie das dringlich formulierte Hilfegesuch ihrer Freunde erhalten hatten. Mittlerweile konnten sie nicht mehr sagen wie viele von ihren Pferden wohl zu Schande geritten sein mussten. Genauso wenig konnte D'Artagnan sagen womit er seine Frau dafür belohnen sollte das sie schließlich eingesehen hatte das die Flitterwochen in dieser lebensbedrohenden Situation aufgeschoben werden mussten. Als sie endlich die Region Berry erreichten hatten sie sich zum Sitz des Grafen de la Fére durchgefragt und schlussendlich auch ein malerisches, in einem Wald verstecktes Schloss gefunden. Am Tor fragten sie einen älteren Mann der gerade die Blumen beschnitt ob sie sich nicht in der Adresse geirrt hatten. Er verneinte und empfahl sie zum Eingang an welchem sie sicher jemanden finden würden der ihnen sagen konnte ob der Graf gerade zu sprechen sei. Als sie abgesessen und einen würdigen Hausdiener der sich als Grimaud vorstellte nach seinem Herrn gefragt hatten führte er sie zum Eingang des Speisesaals. Er erklärte das der Graf sie erwarte und wünsche allein mit ihnen zu sprechen. Danach empfahl Grimaud sich und verlies sie eilig um ihnen die gewünschte Diskretion zu ermöglichen. Als sie den Saal betraten blickten sie auf eine lange Tafel die mit Früchten versehen war und an deren gegenüberliegendem Ende sich Athos niedergelassen hatte. Als er seine Freunde sah erhob er sich lächelnd und grüßte sie überschwänglich. Gerade als sie auf ihn zueilen wollten erstarrten sie. Durch eine offene Doppeltür hinter Athos sahen sie einen Engel in einem weiten, seidenen Kleid eine Treppe herabsteigen die offensichtlich direkt in den Himmel führen musste. Eine lange blonde Mähne wehte wie gesponnenes Gold hinter ihr während sie raschen Schrittes auf das Esszimmer zulief. Als sie näher kam konnte man in ihrem von blonden Strähnen eingerahmten Gesicht gerümpfte Brauen erkennen. Porthos und d'Artagnan waren sprachlos über die atemberaubende Gesellschaft mit der Athos sich hier umgab und konnten ihre Überraschung nicht verbergen, doch diese wich einem Schock als sie erkannten das die unbekannte Schöne ausholte und Athos in dem Moment als sie auf gleicher Höhe mit ihm war einen heftigen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf versetzte. Abschnitt 2: Er reagierte mehr irritiert als erschocken und begann sie zu fragen weshalb ihre Laune seit dem Erwachen derart umgeschlagen war. Lauthals begann sich Aramis darüber zu ereifern das einer der Bediensteten ihre Kleidung verlegt hatte. Während sie schliefen hatte wohl jemand die schmutzigen Stücke weggeräumt und sie war gezwungen gewesen in eines dieser hinderlichen Kleider zu steigen das weder in Sachen Tauglichkeit noch Darstellung des Dekolletés auch nur im Ansatz ihren Vorlieben entsprach. Sie kam sich schon beinahe vor wie eine dieser lächerlichen höfischen Konkubinen und war gerade dabei Athos klarzumachen das eine Lungenentzündung sicher schon dabei war sich ihrer zu bemächtigen da der Ausschnitt mehr Lunge zeigte als ihr Gesundheitsförderlich erschien. Allerdings bevor ihr klar wurde das sie nicht allein waren. Ironischerweise blickte dank seines ruhigen Gemütes Porthos nicht annähernd so verwirrt wie d'Artagnan. Aramis wurde in diesem Moment klar das sie noch einiges zu erklären hatte. Sie begrüßte also ihre beiden Freunde als sollte es das natürlichste der Welt sein wenn sie ihren Kameraden plötzlich in einem Kleid und mit dazu passendem Geschlecht vorfanden. Danach begann sie zu erklären was ihnen mittlerweile auf der Reise widerfahren war. Nach einigen Minuten während derer sich Athos und Aramis mit ihren Erläuterungen abgewechselt hatten sah sie das ihre Kameraden dem Ganzen einigermaßen hatten folgen konnten. Falls die beiden ahnten was noch zwischen ihnen vorgefallen war ließen sie sich davon nichts anmerken. Porthos jedenfalls murmelte nur etwas von "Wer hätte das gedacht, unser Hübscher ist eine Frau..." und beäugte gleichzeitig interessiert das Obst, d'Artagnan, über die Geschlechtslage schon seit geraumer Zeit im Bilde, dachte laut darüber nach wer wohl hinter den Beiden her sein konnte. Sie war beruhigt das sie alles so gut aufgenommen hatten, unnötige Störungen in ihrem gegenseitigen Verständnis konnte in Hinblick auf das Kaliber ihrer Feinde tödliche Folgen nach sich ziehen. All dies war jedoch nebensächlich als Köchin Chevreuse mitteilte das dass Mittagessen inzwischen aufgetragen werden konnte. Während ein Mahl kredenzt wurde das genau zeigte wie sehr die Küchenchefin vermisst hatte für eine aristokratische Gesellschaft zu kochen beratschlagte man die weitere Vorgehensweise. Das sich der Feind nicht gezeigt hatte bedeutete lange nicht das er nicht in der Nähe war. Es erschien allen unwahrscheinlich das die Unbekannten der deutlichen Spur nicht gefolgt waren, die Falschheit selbiger konnten sie ebenfalls nicht erahnen da die gesamte Zurschaustellung immer dem Bild des Grafen und seiner Gespielin entsprochen hatte. Möglicherweise genossen sie sogar den Vorteil das der Gegner sich in seinen Ansichten bestätigt fühlte und nicht mit Überraschungen wie Aramis tatsächlich vorhandener Kampfkraft rechnete von der bisher abgesehen von einem Stuhlschlag und einem Hieb nichts zutage gefördert worden war. Das und der Heimvorteil waren das einzige was ihre Lage etwas lichter erscheinen lies. Alles in allem kamen sie zu dem Schluss das man dem Feind die Gelegenheit bieten musste sich seinem Ziel, also der Rache an Athos, nähern und ihn dabei in eine Falle laufen zu lassen. D'Artagnan und Porthos waren von der Reise welche sie in deutlich zügigerem Tempo gemacht hatten als ihre Freunde doch deutlich mitgenommen, daher lies Athos ihnen von Grimaud ein Zimmer ganz in der Nähe des ihrigen geben damit sie niemals allein schliefen um nicht unnötig verwundbar in solch prekären Momenten zu sein. Das würde für das Erste auch das Zimmer erklären das sie sich mit ihrem Zukünftigen teilte. Bei dem Gedanken errötete sie unmerklich, doch dem Gascogner entging dies, wie sollte es auch anders sein, nicht für einen Moment. "Warum wirst du so rot Fräulein Aramis? Welche urweiblichen Überlegungen treiben dir denn die Schamesröte ins Gesicht?" Mit einem leichten Husten unterstrich sie ihre folgende Behauptung: "Es muss bereits das Fieber sein das von mir Besitz ergreift. Und alles dank dieser vermaledeit gewissenhaften Dienerschaft!" Ihr stand momentan zwar eher der Sinn nach einer kräftigen Backpfeife für den Lümmel, doch in diesem Aufzug wäre sie sich lächerlicher vorgekommen als das nächstbeste hysterische Frauenzimmer. Mit einem nur für Athos Ohren bestimmten Fluch verlies sie den Speisesaal gen Schlafzimmer. Natürlich musste ihr gerade in diesem Moment die Köchin entgegenkommen und mit vor Entzücken geweiteten Augen ein Kompliment darüber Aussprechen welch eine entzückende Braut sie doch abgebe. Weiterhin murmelnd begab sie sich die Treppe bis zur letzten Stufe hinauf, blieb dort stehen und horchte. Keine Minute später ertönte das brüllende Gelächter dreier Männer was ihr in Erinnerung rief das d'Artagnan seit der Hochzeit noch den einen oder anderen Denkzettel gut hatte. Doch als sie endlich das Zimmer betrat lächelte sie. Im Großen und Ganzen hatte dieser Tag durchweg positiv begonnen. Sie alle vereint gegen den unbekannten Gegner, auf ihrem Grund und Boden, umgeben von einer loyalen Dienerschaft. Sie hatten nun genügend Trümpfe in der Hand um sich in diesem Spiel berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg machen zu dürfen. Während sie diesen Gedanken nachhing erblickte sie Hose und Hemd, frisch gewaschen und ordentlich zusammengelegt. Mit einem kleinen Jauchzer der unzweifelhaft ihre Freude betonte endlich aus diesem zu tief ausgeschnittenen Taschentuch herauszukommen begann sie sogleich sich desselbigen zu entledigen. Als sie jedoch gerade ihr Hemd übergezogen hatte fiel ihr auf das mit dem Bett etwas nicht stimmte. Zu einem großen Teil war es ordentlich, bis auf einen kleinen Hügel der etwa mittig vor dem Kopfkissen lag. Langsam näherte sie sich dem Bett und begann die Decke geradezuziehen. Ihre Hoffnung es möge nur eine Unachtsamkeit der Bediensteten gewesen sein sollte sich nicht bewahrheiten. Die störende Erhebung wollte nicht weichen, ganz im Gegenteil, sie schien sich eher auf ihre Versuche hin sie zu beseitigen aus beleidigtem Stolz wieder zu voller Größe aufzurichten. Sie schritt langsam um die Lagerstatt herum die sie vor kurzem noch mit ihrem Geliebten geteilt hatte, welche ihr jedoch zu gegenwärtigem Zeitpunkt nichts anderes als Unruhe einflößte. Zaghaft nahm sie einen Zipfel der Tagesdecke zwischen zwei Finger und begann sie zu heben. Ihr Atem ging stoßweise, ihre Kehle wurde trocken. Dann erkannte sie es! Sie war durch die teilweise schlimmen, teilweise wundervollen Erlebnisse der letzten Tage zu einem Nervenbündel geworden! Sie, die sie kalt lächelnd jedem Schrecken getrotzt hatte! Mittlerweile fürchtete sie ein verrutschtes Kissen! Wütend riss sie die Decke von den Laken. Aramis Schrei fuhr dem gesamten Haushalt ins Mark... Abschnitt 3: Bis ihre Freunde ins Zimmer stürzten hatte sie nichts getan als ihn anzustarren. Dieser Dämon hatte es geschafft sie durch halb Frankreich bis hierher zu verfolgen. Sein erster Blick war direkt auf den ihren Getroffen und hatte sie mit einer Gewalt niedergeworfen als stellten diese Augen das Tor zu Plutos Sphäre dar. An dem Platz an dem sie bis vor wenigen Stunden noch von ihrem über alles geliebten Athos in die Freuden der Zweisamkeit geführt worden war hatte er sich nun niedergelassen und diesen zu seiner höllischen Domäne gemacht. Und dort thronte er nun. Wie ein Feldherr von seinem Hügel aus lies er den Blick über alles im Raum schweifen und heftete ihn schließlich wieder auf ihre Augen. Sie konnte nicht anders als sich in diesem nachtschwarzen Rundungen zu verlieren. Nicht einmal als ihre Gefährten in den Raum stürzten trennten sich ihre Blicke. Dann erhob er sich mit einigen mächtigen Schlägen und glitt majestätisch über die Köpfe der restlichen Musketiere hinweg, wie vor wenigen Tagen noch, dieselbe Spur des Schreckens nach sich ziehend. Athos war mittlerweile zu ihr geeilt um sie beruhigend in seinen Armen zu wiegen. Doch ganz im Gegensatz zu dem was er vermutet hatte war sie nicht hysterisch sondern vollkommen ruhig. "Er war wieder hier. Mit ihm kommt das Unheil. Es war bisher immer so. Er hat sich immer nur an einem guten Tag gezeigt um zu verkünden das der Nächste von Grauen erfüllt sein wird. Morgen wird wieder etwas geschehen." Sie war von ihren Worten überzeugt. Diese Worte waren das Produkt ihrer eigenen Beobachtungen. Der schwarze Teufel war gekommen um ihr das Verderben zu verkünden. Wie immer. Athos versuchte sie zu beruhigen. Seine Sätze waren voller guter Argumente. Es hieß immer wieder "Es gibt viele schwarze Vögel!" oder "Der arme Kerl hat sich nur einen warmen Platz gesucht!". Doch sein Lächeln war diesmal nicht so vollständig wie sonst. Sie erhob sich und betrachtete den nun verlassenen Thron des Raben. Als sie dort eine kleine Notiz vorfand war ihr klar das Athos Logik hier fehl am Platze war. Sie gab sie ihren Freunden welche unverzüglich deren Sinn zu entschlüsseln suchten. Doch diese war verständlich für jedermann abgefasst: "Wir holen in der Nacht deine Seele, Graf." Aramis wurde bleich bei dem Gedanken das der Feind unbemerkt in das Schlafzimmer ihres Verlobten vorgedrungen war und dort kaltblütig ein Schreiben hinterlassen hatte. Der Vorteil war dahin, ihre Zuversicht auf ein Minimum geschmolzen. Den Kameraden erging es scheinbar ähnlich, keiner hatte die Nachricht soweit verdaut als das sie schon etwas verwertbares über das ganze sagen konnten. Doch nach einer Weile hatte sich d'Artagnan mit den Tatsachen soweit arrangiert das er eine Feststellung machen konnte: "Sie wollen dich in einer der folgenden Nächte töten. Ich denke sie werden entweder kurz vor Morgengrauen oder nach Einbruch der Dunkelheit Zuschlagen. Wir sollten sie erwarten." "Ganz meine Meinung, diesen Kerlen werden wir gehörig die Hammelbeine lang ziehen!" Porthos hatte wieder zu sich selbst gefunden und den Teil wiederentdeckt der sich immer gern auf eine gehörige Rauferei einließ. Athos machte ebenfalls einen zuversichtlichen Eindruck: "Dies ist mein Haus. Ich kenne es wie meine Westentasche und daher sollten wir wohl in der Lage sein es zusammen mit den Dienern so zu überwachen das es diesen Lumpen unmöglich ist hier einzudringen!" Sie begann zögernd zu lächeln. Alle hatten zu ihrem Kampfgeist zurückgefunden. Sie wollte nicht zurückstehen: "Denen werde ich zeigen was es heißt mir einen Vogel in mein Bett zu verfrachten! Sie werden für diese Frechheit Federn lassen müssen!" Alle lächelten wieder über die neugefundene innere Stärke der Gruppe. Aramis hatte jedoch die Ahnung das nicht allein ihre Zuversicht aufgesetzt war. Abschnitt 4: Nachdem der Schrecken über Vogel und Nachricht gleichermaßen verdaut war hatten sie sich alle in einem kleinen Lesezimmer eingefunden. Athos hatte gerade eben erst seinen Bediensteten eingeschärft unter keinen wie auch immer gearteten Umständen allein außerhalb des Hauses herumzustreunen. Sie sollten jede noch so kleine Eigenartigkeit sofort bei ihm melden, von zertretenen Blumen bis zu zerkratzten Fenstern, jede noch so geringe Spur des Eindringens war wichtig. Ihr war durch die Jahre bei den Musketieren klar das ein Hinweis über den Modus Operandi von unschätzbarem Wert sein konnte. Menschen, selbst die größten Feldherren, neigen dazu in Mustern zu denken und sobald dieses einmal nachvollziehbar ist wird der Weg des Feindes zum Ziel berechenbar. Nun konnten sie nur hoffen das die Einbrecher auch so liebenswürdig gewesen waren und in dem Bereich ein gewisses Zuvorkommen gezeigt hatten. Athos Hofstaat fand allerdings keinen Hinweis, daher vertrieben sie sich die Zeit bis zum angekündigten Gefecht mit allem was ihnen angebracht erschien. Porthos sammelte Kräfte in Form von jedweder Art wohlschmeckender Nahrung die aufzufinden war, d'Artagnan begnügte sich mit einem Nickerchen im sicheren Kreis seiner Freunde. Sie selbst versuchte ebenfalls noch etwas Erholung zu finden bevor die folgende Nacht einbrach welche anstrengend zu werden versprach, doch das einzig beruhigende war für sie zur Zeit Athos der sich scheinbar durch und durch entspannt in ein Buch vertieft hatte. Ab und zu lies er den Blick über die Freunde schweifen, besonders ihr, seiner Verlobten, wurde ein langes Betrachten zu teil welches immer wieder das Vertrauen auf Erfolg in der herannahenden Schlacht stärkte. Kurz nachdem die Dämmerung hereingebrochen war nahmen sie, vom Warten ermüdet, in dem kleinen Raum ihr Abendessen zu sich. Nachdem sie die Mahlzeiten verzehrt hatten erschien die Köchin wieder. Aramis war erstaunt das sie das ganze Geschirr ohne Hilfe von Grimaud abräumte. Auf ein Nachhaken antwortete Chevreuse das Grimaud Planchet zur Hand hatte gehen wollen weil im Garten noch einiges zu tun war bevor der Winter einbrach. Plötzlich war Athos hellwach. In einem Sekundenbruchteil war er auf den Beinen und hatte die stattliche Dame bei den Schultern gegriffen. "Sind sie eben zusammen hinaus? Redet, es ist dringlich!" Die leicht verstörte Köchin antwortete das Grimaud Planchet etwa vor einer halben Stunde in den Garten gefolgt sei. Wann Planchet aufgebrochen war konnte sie nicht mehr sagen. Aramis erkannte das Athos sichtbar erbleichte. Sie hatte bemerkt welches Vertrauen er in seinen Diener und seinen Gärtner hatte. Wenn die beiden solange weggeblieben waren mussten sie auf etwas gestoßen sein. Vielleicht hatten sie endlich eine Spur, so etwas hätte nicht zu einem besseren Zeitpunkt kommen können da mit der Nacht ebenfalls der Feind näher rückte. Mit gezogenen Klingen stürmten sie in den Garten hinaus, mit hoch erhobenen Laternen um den Freunden heimzuleuchten falls sie sich noch an diesem Ort befanden. In einiger Entfernung sahen sie mit einem Mal ebenfalls Laternenschein von entgegengesetzten Enden des Gartens her. Porthos und Athos eilten in Richtung des Tors von wo aus der erste Schein so plötzlich zu strahlen begonnen hatte. Aramis hatte bereits den ihr am nächsten stehenden d'Artagnan am Arm gepackt und eilte mit ihm zwischen dem hohen Buschwerk des Gartens hindurch auf das zweite Flackern zu. Als sie endlich dessen Quelle ausgemacht und schon fast erreicht hatten legten sie noch weiter an Tempo zu. Grimaud stand dort, sich schwerfällig an einen Baum stützend, und schien intensiv etwas am Boden zu betrachten. Sie näherten sich ihm grüßend und nach seinem Wohl fragend um das sie aufgrund des langen Fortbleibens doch ernstlich besorgt gewesen waren. D'Artagnan erreichte Grimaud zuerst und beugte sich interessiert über den kleinen Haufen Erde der Grimaud so fesselte das er nicht einmal den Gruß erwiderte. Aramis betrachtete die ganze Situation mit immer größer werdendem Unwohlsein. Im Schein der Laterne fiel ihr auf einmal ein roter Fleck am Hemd des Dieners auf. Jemand hatte dem armen Teufel hinterrücks eine dünne Klinge zwischen die Rippen getrieben so das er nicht schreien konnte und ihn danach an den Baum gelehnt. Bevor sie ihn warnen konnte war es schon zu spät! Ein massiger Leinensack löste sich aus einer Vertäuung in der Baumkrone und schmetterte den Gascogner bewusstlos nieder. In demselben Augenblick warf sich eine vermummte Gestalt von den Ästen her auf sie. Der Aufprall lies sie beide zu Boden gehen und sie musste ihr Rapier fahren lassen, schaffte es jedoch sich rittlings auf den Attentäter zu befördern und begann auf ihn einzuschlagen. Er reagierte instinktiv und riss beide Arme ungeschickt nach oben um nach Feiglingsart das Gesicht zu schützen. Siegessicher hieb sie zwischen seinen Armen hindurch und überwältigte die erbärmliche Abwehr die dieser Lump vor ihrem Zorn zu errichten versucht hatte. Doch mit einem Male wurde ihr klar das an der ganzen Sache etwas nicht stimmen konnte. Die Augen die sie zwischen den Armen erkennen konnte strahlten dieselbe Kälte und Konzentration aus wie die ihres Peinigers der sie vor kurzem dermaßen entblößt hatte. Dann fühlte sie wie ihre rechte Faust zu Brennen begann. Der Kerl hatte sie wieder reingelegt! Diesmal hatte er sie mit Hilfe einer am Unterarm verborgenen Klinge erwischt. Ihr wurde schwindlig. Er hatte sie einfach in eine vergiftete Schneide hineinschlagen lassen! Mit einem schrecklichen Gefühl all dies schon durchlebt zu haben kippte sie von ihm herunter. Bevor sie auf den Boden aufschlug war bereits alles schwarz und das er sie davon schleppte bekam sie nur noch ansatzweise mit. Athos und Porthos standen schwer atmend über ihrem Gegner. Der Kerl war eine regelrechte Bestie gewesen. Er hatte den armen Planchet mit Draht erdrosselt, ihn dann damit am Gittertor festgebunden und von einer Laterne anscheinen lassen. Als sie auf das Tor zugeeilt waren hatte er Porthos mit einer vergifteten Wurfklinge niedergestreckt und war dann auf ihn losgegangen. Der überraschende Angriff und die hinterhältige Art zu kämpfen bei der er seine liebe Mühe gehabt hatte den immer wieder urplötzlich hervorschnellenden Wurfmessern auszuweichen hätte ihn gut und gern das Leben kosten können, doch Porthos unfassbare Kondition hatte dem Kerl einen Strich durch die Rechnung gemacht! Der Koloss hatte sich, noch immer durch das Schlafgift geschwächt, in einem günstigen Moment aufgerichtet und dem Feind einen mächtigen Schulterstoß ins Rückgrat versetzt. Vollkommen überrumpelt war selbiger auf Athos zugestürzt und dieser war nicht verlegen darum dem Feind den Knauf seiner Waffe ins Gesicht zu stoßen. Nun war der Gegner niedergerungen, bewusstlos schleiften sie ihn den Weg hinauf um ihn schließlich im Eingangsbereich auf den Boden fallen zu lassen. Kurz nach ihnen tauchte d'Artagnan auf, er konnte kaum noch gerade laufen und hielt sich Kopf und Nacken. Seine Worte waren eindeutig: "Wir sind in eine Falle gelaufen! Aramis ist verschwunden!" Athos wurde in diesem Moment alles klar. Es ging von Anfang an hauptsächlich um sie! In diesem Komplott war Aramis keine Nebenrolle zugefallen. Sie hatte unfreiwillig die Hauptrolle in einem Drama übernehmen müssen in dessen Handlung sie das Instrument der auf ihn gerichteten Rache sein sollte. Sie hatten angekündigt seine Seele zu rauben. Und sie hatten es geschafft! "Was tun wir jetzt?" Porthos war mit der Situation überfordert, er war nicht gewöhnt derart bekämpft und reingelegt zu werden. Athos versuchte nun die Ruhe zu bewahren: "Zuerst versorgen wir unseren Kleinen. Danach quetschen wir aus dem Mistkerl raus wohin sie meine Renée verschleppen wollten. Und Gnade ihnen Gott wenn sie ihr auch nur ein Haar gekrümmt haben!" Porthos bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick. "Ich denke nicht das du aus ihm etwas herausholst." Damit deutete er auf den Meuchler. Athos drehte sich zu dem mittlerweile toten Mann aus dessen Mund sich ein Strom Blut ergoss. "Er hat sich kurzentschlossen die Zunge abgebissen. Dann müssen wir sehen ob wir irgendwie aus seinen Habseligkeiten schlau werden können." Abschnitt 5: Aramis fühlte sich als wäre sie von tiefster Schwärze eingeschlossen. Sie wusste nicht ob sie träumte oder einfach nur nicht die Kraft hatte ihre Augen zu öffnen. Nach geraumer Zeit von der sie nicht abschätzen konnte ob es ein Moment oder eine halbe Ewigkeit gewesen war erwachte sie aus ihrem Dämmerzustand. Mir einem Male war alles wieder vorhanden. D'Artagnan am Boden, der Mörder unter ihr, die Klinge die sie vergiftete... Aramis riss ihre Augen auf. Sie fand sich in einem Bett wieder, in einem kargen Raum in dem sich eine Hand voll Möbel befanden. Hier ein Tisch, dort ein paar Stühle, eine Kommode und ein Schrank. Es musste einmal eine edle Einrichtung gewesen sein, doch die dicke Staubschicht deutete darauf hin das sie seit langem der erste Gast war. Sie setzte sich auf und bemerkte dabei das sie nicht mehr ihre normale Kleidung trug. Stattdessen war sie in ein dunkelblaues Kleid mit breitem, weißen Kragen und ebensolchen Ärmelausläufen gekleidet. Letztere endeten in fein gearbeiteten seidenen Handschuhen. Ein edles, goldbesticktes Unterkleid schloss über einem Paar leichter Schuhen ab welche den Platz eingenommen hatten der vornehmlich für schwere Stiefel reserviert gewesen war. Gerade als sie sich fragte ob sie sich schon wieder von ihrem unfreiwilligen Lager erheben konnte öffnete sich die Tür. Es trat ein seltsamer junger Mann durch die Tür der vielleicht einmal recht attraktiv gewesen war, dessen offensichtlich finsteres Gemüt seine Augen aber dermaßen durch Trauer entstellt hatte das er mit einem Blick durch die blonden Strähnen die ihm ins Gesicht hingen keinerlei Sympathie in seinem Gegenüber wecken konnte. Er grüßte sie höflich, einen Anflug von müder Traurigkeit in der Stimme und setzte sich auf den nächstbesten Stuhl. Er sah sie unverhohlen an. Aramis war nach allem was vorgefallen war nicht mehr in der Laune für sinnlose Floskeln. "Wer seid ihr? Wo bin ich? Warum bin ich hier? Wo sind meine Sachen?" Der fordernde Klang ihrer eigenen Stimme machte ihr Mut. Sie spornte sich selbst dazu an ihrem Gegenüber als Musketier gegenüberzutreten und nicht als schwache entführte Frau. Seltsamerweise reagierte er nicht einmal im Ansatz auf ihren Aggressiven Unterton. Er schien sie mit verklärtem Blick zu mustern, einige Minuten ohne jedwede Regung. Dann lächelte er flach und begann traurig vor sich hinzumurmeln: "Wie sehr steht ihr doch das Kleid. Du erinnerst mich so sehr an sie, mein hübsches Kind." Dann erhob er sich schwer von seinem Stuhl als laste die Welt auf seinen hängenden Schultern und schickte sich an das Zimmer zu verlassen. Die Türe öffnete sich und ihr Entführer trat ein. Er war es wirklich gewesen, er, der sich als Bote eingeschlichen, sie niedergeschlagen und beschämt hatte. Hitzige Wut stieg ihr in den Kopf als ihr eigenartiger Besucher sich wieder zu ihr drehte. Mit einem Male war das Alter und die Last verschwunden, die Augen glühten vor Leben, die Schultern straff und gespannt richtete er seinen Blick auf sie, nein viel eher über sie. Er begann mit ebenso leiser, doch viel festerer Stimme als zuvor: "Bald werde ich dafür gesorgt haben das dein Wille geschieht! Warte nur noch ein wenig, bald werde ich deinen Namen reinwaschen und deine Ehre wiederherstellen! Unsere Zeit, deine Zeit kommt! Warte es nur ab, meine Liebe!" Ruckartig drehte er sich um und verschwand mit weit ausholenden Schritten aus dem Raum. Nachdem sein Bediensteter sich, ironischerweise nachdem er sie bisher geschlagen, entehrt und vergiftet hatte, mit einer leichten Verbeugung verabschiedete wagte sie bei geschlossener Tür endlich nachzusehen was dieser komische Kauz dermaßen angestarrt hatte und ihm solche Kraft verlieh. Als sie sich umdrehte entwich alle Stärke die sie vor kurzem noch gesammelt hatte um aufstehen zu können augenblicklich aus ihrem Körper. An der Wand hinter dem Kopfende des Bettes indem sie zwangsweise geruht hatte blickte von einem furchterregend realistischen Bild Mylady auf sie herab. Abschnitt 6: Aramis starrte ungläubig auf das Portrait ihrer toten Feindin. Eine Schönheit mit verdorbenem Herzen war sie zu Lebzeiten gewesen, doch auf diesem Bildnis erkannte man nur ihre offensichtlichen Vorzüge, gewandet in ein elizabethanisches Kleid das ihrem beunruhigend ähnlich schien. Athos hatte recht gehabt, dieser Kerl war darauf aus sich im Namen Myladys zu rächen, doch nicht an ihm sondern an ihr. Sie waren ihnen mit den Vermutungen die sie über das Ziel ihrer Gegner gemutmaßt hatten direkt auf den Leim gekrochen. Wahrscheinlich hatten diese Kerle mit allem gerechnet und sie deswegen darin bestärkt sich auf den Schutz von Athos zu konzentrieren. Sie war ihnen direkt in die Falle gelaufen und nun stand sie allein da, Gegnern ausgeliefert die schon viel zu häufig ihre ruchlose Kaltblütigkeit unter Beweis gestellt hatten und mit Sicherheit unsagbare Vorhaben planten. Doch was war es genau? Wollten sie sie als Lockmittel für Athos verwenden? Eher unwahrscheinlich denn sie hätten sich dann genauso gut seiner bemächtigen können. Das ganze erschien ihr wie der Traum eines wirren Verstandes. Da sie nicht wirklich aus den Gegnern schlau wurde begann sie einen Weg aus ihrem staubigen Kerker zu ersinnen. Das Fenster war nur durch ein paar dünne Metallstangen gesichert, aber ohne Werzeug war sie selbst dem dünnsten Eisen nicht gewachsen. Die Tür war abgeschlossen und sicherlich bewacht, keine Gegenstände die sie als Waffe hätte verwenden können für den Fall das sie sich entschloss beim nächsten Besuch den Weg nach draußen freizukämpfen. Sie war so hoffnungslos gefangengesetzt wie damals als sie nur in einer Verkleidung als Frau hatte entfliehen können. Selbst dieser Ausweg blieb ihr nun verschlossen da genau das dieses Mal der Grund für ihre Gefangenschaft war. Sie war Athos zukünftige Frau und sie planten sicher sie in irgendeiner Weise zu benutzen, ihn zu irgendeiner Torheit zu verleiten die etwas Furchtbares nach sich ziehen würde. Ein Spielball der Rachepläne fremder Männer, eingekerkert wie ein wehrloses Weib in aufgebauschten Kleidern , bis vor kurzem hätte sie sich nicht träumen lassen das es einmal mit ihr derart enden würde. Doch dann rief Aramis sich ins Gedächtnis was es ihr gebracht hatte mit sich selbst ins Reine zu kommen. Athos war nun der ihre, das würde ihr jedes Leid erträglich machen. Während sie vor sich hingrübelte in was für einer Lage sie war und wie sie wieder aus dieser herauskommen könnte öffnete sich die Tür. Der Attentäter brachte ein Tablett herein. Sie hatte nicht einmal bemerkt das es draußen bereits zu dämmern begann. Stumm stellte er es in sicherem Abstand von ihr auf den Tisch. "Ihr glaubt doch nicht das ich etwas anrühre das mir von Abschaum wie euch kredenzt wird?" Der Meuchler blickte sie stumm an. Ihr fuhr es kalt den Rücken hinunter wenn sie daran dachte das er möglicherweise instruiert war sie bei widerborstigem Verhalten mit weiteren seiner Gifte bekannt zu machen. Dann sagte er plötzlich: "Esst wenn ihr bei Kräften bleiben wollt. Ihr habt zwei Nächte und einen Tag geschlafen." Dann überlies er sie wieder ihren Gedanken. Nachdenklich betrachtete sie ihr Mal. Es war solide Kost die sie sicher gut gebrauchen konnte so wie ihr Magen sich bemerkbar machte. Während sie aß betrachtete sie nachdenklich die Landschaft. Das Haus war zweistöckig und gut zwischen dichten Bäumen verborgen. Zufällig würde sicher niemand auftauchen der bei einer Flucht Hilfestellung leisten konnte. Sie musste sich selbst helfen oder auf ihre Freunde vertrauen. Letzteres erschien ihr, so widerwillig sie es auch zugeben musste, bei weitem realistischer. Wenn das Glück sich nicht wenden würde wäre sie wohl kaum in der Lage allein und waffenlos mit ihren Peinigern fertig zuwerden. Als ihr Hunger gestillt war beschloss sie das weiteres Grübeln weder ihrem Geist noch ihrem von Gift geschundenen Körper helfen würde, sie begab sich also wieder zu ihrem Bett wo sie unter dem wachsamen Blick Myladys in einen traumlosen Schlaf viel. Abschnitt 7: Am nächsten Morgen erwachte sie als die Sonne die nächtliche Schwärze aus dem Zimmer vertrieben hatte. Sie streckte sich und ihr wurde klar wie sehr sie das Bett in Athos Waldschlösschen vermisste. Es war weicher, breiter und vor allem nicht so einsam und daher auch viel wärmer. Sie blickte auf das Portrait. Unter diesem Bildnis wäre ihr selbst im weichsten Bett Europas keine wirklich erholsame Nachtruhe vergönnt. Die Tür öffnete sich und der verwirrte Mann den sie bereits am Vortag kennen gelernt hatte brachte ihr das Frühstück. Im Gegensatz zu seinem Knecht blieb er jedoch nachdem er das Tablett abgestellt hatte. Aramis fand das Geschirr vom Vortag nicht mehr, scheinbar hatte sie dermaßen tief geschlafen das jemand unbemerkt in dieses Zimmer eintreten hatte können. Sie blickte auf den Besucher der sich mittlerweile auf einem Stuhl niedergelassen und begonnen hatte ihr Mahl zuzubereiten. Sie erhob sich und wählte einen Platz direkt gegenüber ihres seltsamen Kerkermeisters. Dem Mann dem sie all dies zu verdanken hatte wollte sie offen gegenübertreten. Er beantwortete dies mit einem typisch traurigen Lächeln und bot ihr mit einer Geste Wein an. Sie blickte misstrauisch auf den Krug. Der wirre Mann wusste den Blick zu deuten und goss sich selbst etwas ein. Ohne zu zögern kostete er von dem Getränk und bot ihr erneut etwas an. Sie nickte zustimmend und er füllt ihren Becher. Als sie etwas getrunken hatte begann er zu reden: "Wein zu vergiften ist eine Verschwendung, ihr könnt mir glauben das ich derartige Methoden nicht gut heiße. Ich hoffe ihr habt wohl geruht?" "Wie könnte ich nachdem man mich gewaltsam entführt und zu Schurken wie euren Mordbuben gesperrt hat! Was wollt ihr von mir? Welchen kranken Plan verfolgt ihr mit derart menschenverachtenden Mitteln? Und wer beim Rat der sieben Teufel seit ihr eigentlich?" "Nun, wenn es euch etwas gibt meinen Namen zu kennen, ich werde ihn nicht verheimlichen. Ich bin Baron Freiherr Manfred von Richthofen und, mein hübsches Kind, was ich will ist euch sicher klar. Ich will Rache. Rache für meine Geliebte!" In diesem Moment blitzte für einen Herzschlag der Wahnsinn in seinen Augen auf. Dann fuhr er mit träumerischem Blick fort: "Sie war so liebreizend wie ein Engel. Alles an ihr war perfekt. Alles! Die Lilie auf ihrer Schulter, die kleine Lücke wo ihr einer der Backenzähne fehlte. Einfach alles! Sie hatte Geist und Körper wie ihn nur von Gott selbst erwählte Menschen erhalten. Großes war ihr bestimmt! Ihr loyaler Diener war ich, und für meine Treue schenkte sie mir ihre Liebe. Doch dann hat dieser Bastard sie endgültig vernichtet! Der Mann der sie verstoßen hatte trieb sie schließlich in den Tod! Dafür wird er leiden! Er soll leiden wie ich! Er hat mir das Einzige genommen was meinem Leben einen Sinn gab und dafür nehme ich ihn mit mir in die Hölle!" Er hatte sich immer weiter in Rage geredet, für einen Moment war Aramis regelrecht benommen von der Intensität mit der diese Hasstirade vorgebracht wurde. Doch dann verfinsterten sich seine Züge und er blickte ihr direkt in die Augen während er mit eiskalter Stimme flüsterte: "Das ihr bei diesem Rachefeldzug auf der Strecke bleibt bedaure ich zutiefst." Nach dieser letzten monströsen Aussage wollte Sie aufspringen und ihm mit bloßen Händen die Kehle herausreißen. Doch ihre Beine ließen sie im Stich und sie stürzte zu Boden. Plötzlich wurde ihr klar das nicht die Rede sie benommen gemacht hatte. Sie kniete vor dem Tisch und versuchte verzweifelt sich wieder aufzurichten während seine aus unendlicher Ferne zu ihr sprechende Stimme sie belehrte: "Wein zu vergiften ist wie gesagt eine Schande. Warum für einen vergifteten Schluck der ausreichend ist einen ganzen Krug des edlen Getränkes verschwenden? Da ist es doch viel besser einfach Gift in den Becher des Opfers zu streichen." Während sie Verwünschungen gegen ihren Peiniger murmelte wurde sie vom Boden gehoben und rücklings auf das Bett geworfen. Als ihre Sinne schwanden wurde ihr noch gewahr das der Wahnsinnige mit irrem Grinsen auf ihr lag und mit einer Dolchspitze ihre Lippen entlang fuhr... Abschnitt 8: Um sie war wieder nur Dunkelheit und Schmerz. Als ihre Wahrnehmung langsam wiederkehrte öffnete sie mühsam die Augen. Aramis befand sich nicht mehr in ihrem Zimmer sondern saß in einem großen Raum auf einem mächtigen Stuhl der sie aufrecht hielt. Ihr Kopf schmerzte wahnsinnig, sie musste die Augen schließen, sie offen zu halten war nahezu unerträglich. Als nach einer Weile das Schlimmste vorüber zu sein schien versuchte sie noch einmal sich der Umgebung bewusst zu werden. Es schien als befände sie sich im Eingangsbereich, eine ausladende Doppeltür führte den Fenstern nach zu schließen direkt in die Freiheit. Doch die aufkeimende Hoffnung wurde jäh zunichte gemacht als sie bemerkte das die heimtückische Substanz welche man ihr eingeflösst hatte noch nicht bereit war ihr die Kontrolle über den eigenen Körper wieder zu überlassen. Ein schepperndes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Sie bemerkte den Wahnsinnigen der sich an einer Art Kohlebecken zu schaffen machte. Mit einem Male drehte Richthofen sich um und starrte sie wieder mit diesem irrsinnigen Blick an. Er flüsterte grinsend vor sich hin, dann kam er schnellen Schrittes auf sie zu, griff sie an den Schultern und redete auf sie ein. Erst jetzt bemerkte Aramis das man ihr das Kleid von der linken Schulter gerissen hatte. Ständig wiederholte er Sätze wie "Bald hat sie ihren Frieden" , "Ich werde ihn leiden lassen wie sie und mich" oder "Ihr werdet sein wie sie, ihr werdet meine Rache" und starrte dabei als wäre er des Wahnsinns fette Beute. Dann machte er sich wieder an dem Gestell zu schaffen bis er ein zufriedenes Lachen ausstieß. Er wandte sich wieder Aramis zu und blickte ihr durchdringend in die Augen. "Mein hübsches Kind, nur wenige Augenblicke trennen euch noch davon das Werkzeug meiner Rache zu werden. Bald wird euer Anblick diesen Narren la Fére zerschmettern und mir endlich meinen Frieden verschaffen. Seid ihr bereit?" Mit diesen Worten griff er zum Becken und holte ein glühendes Brandeisen hervor auf dem eine Lilie prangte. Aramis wollte sich winden und schreien aber sie konnte immer noch nicht mehr als ein wenig mit den Fingern zu zucken. Das Gift verlor zwar seine Wirkung, doch viel zu langsam! Bis sie sich wieder wehren könnte würde alles längst vorbei, die grauenhafte Blume schon längst unwiderruflich in ihr Fleisch gebrannt sein. Da trat plötzlich der Attentäter durch eines der Fenster ein. "Sie kommen. Einer ist auf der Strecke geblieben, einer verletzt und der Graf de la Fére noch unversehrt." Diese Worte erfüllten sie mit Freude und Furcht. Athos war unverletzt, doch die anderen? Wie schwerwiegend waren die Verletzungen? War einer etwa vollends dahin? Der Attentäter zog ein Rapier und wandte sich der aufspringende Tür zu. Athos stürmte mit d'Artagnan herein. Baron von Richthofen wandte sich den Eindringlingen zu und machte einige Schritte in ihre Richtung. "Willkommen meine Herren. Wie ich sehe habt ihr euch direkt überschlagen um rechtzeitig einzutreffen. Nun, eure Mühe soll belohnt werden." Mit diesen Worten hob er das Eisen und blickte Athos direkt an. "Ihr sollt Zeugen werden wie wir der Gerechtigkeit genüge tun und an Ort und Stelle eine Dirne brandmarken." Mit diesen Worten trat er auf Aramis zu, packte rau ihren Unterkiefer und riss ihren Kopf so nach oben das sie Athos direkt in die Augen sah. Rasender Schmerz zog durch ihren Mund und sie wimmerte als ihr Blut über die Lippen lief und den Unterkiefer entlang rann. Sie erkannte weshalb dieses Monster sie zuvor seiner Gnade ausgeliefert haben wollte. Um ihr mit dem Dolch einen ihrer Backenzähne herausbrechen zu können. Athos Gesicht verzerrte sich vor Wut und er machte Anstalten sich auf den Baron zu stürzen doch der Meuchler war in Windeseile zwischen sie getreten und hatte Rapier und Parierdolch bedrohlich gehoben. Aramis erkannte das wenn Athos sich rasend vor Zorn auf ihn stürzte er gegen diese Art von Gegner nicht die geringste Chance hatte. Der Kleine würde ebenfalls keine große Hilfe sein so wie er mit verzerrtem Gesicht versuchte eines seiner Beine möglichst nicht zu belasten. Doch sie erkannte erleichtert das ihr Geliebter sich wieder gefangen hatte und er und sein Gegner sich nun lauernd umkreisten. Als die Klingen aufeinander trafen erkannte sie die Fertigkeit der beiden Kontrahenten und erkannte das dieser Zweikampf eine Weile dauern würde. D'Artagnan schleppte sich derweil auf den Baron zu. Dieser warf das Eisen zurück ins Feuer und zog seine Waffe. Er machte sich anfangs einen Spaß daraus gegen den Jungen zu kämpfen doch dann verlegte er seine Bemühungen darauf die Verletzung seines Gegners auszunutzen. Aramis konnte nur hilflos zusehen wie der Baron sich immer wieder in einen toten Winkel manövrierte und d'Artagnan, durch seine Verletzung eingeschränkt, nur mühsam den tödlichen Stichen ausweichen konnte. Das verdammte Gift lies zu langsam nach, sie konnte gerade einmal ihren linken Arm wieder ganz fühlen. Derweil hatte der Baron d'Artagnan mit einem heftigen Tritt in die rechte Kniekehle, der den Gascogner aufschreien lies, zu Boden geschickt. Sie erkannte das er sich nach Athos umsah und erblickte ihn und den Attentäter vollkommen verkeilt. "Nun mein Junge, genug der Spielereien. Keine Sorge, ich lasse dich am leben damit du der Vollstreckung beiwohnen kannst! Ich könnte," und bei diesen Worten starrte er Athos an, "nicht verantworten wenn jemandem dieser Anblick entgehen würde!" Der Baron schritt wieder auf das Eisen zu und zog es aus der Glut, dann heftete er seinen Blick auf Aramis nackte Schulter. D'Artagnan bemühte sich auf ihn zuzukriechen aber erntete für seine verzweifelten Bemühungen nur einen Stiefeltritt in die Rippen. Athos versuchte fast panisch seinen Gegner von sich zu treiben aber der lies einfach nicht locker, blitzende, ja vielleicht sogar giftige Klingen schnitten ihm ständig den Weg ab. Endlich war der Baron nun an sie herangetreten. Das schreckliche Eisen in der einen Hand, ihren zierlichen linken Oberarm in der anderen blickte er auf die auserkorene Stelle. "Noch etwas zu sagen bevor ihr vor Schmerz das Bewusstsein und euer Geliebter den Verstand verliert?" Aramis Lippen brachten nur ein von blutigen Bläschen gezeichnetes Flüstern zustande. Richthofen näherte sich ihr und fragte erneut höflich: "Was hattet ihr vor uns zu sagen?" Sie heftete ihre Augen starr und kalt auf die seinen und antwortete mit einer leisen und eiskalten Stimme: "Nichts!" Mit diesem Wort fasste sie mit der linken Hand sein Gesicht und trieb ihren Daumen tief in eines seiner Augen. Vor Schmerz schreiend taumelte er eine Schritt zurück, d'Artagnan warf Aramis sein Rapier zu. Sie fing es, warf sich mit der Klinge voran mit ihrem gesamten Gewicht auf den Gegner und trieb ihm die Waffe bis zum Korb durch den Hals. Danach sackte sie kraftlos zusammen. Mit ungläubigem Blick auf seinem verbliebenen Auge stürzte der Baron tot in das Kohlebecken. Flammen leckten beinahe augenblicklich von seiner Kleidung aus gierig empor und begannen auf das alte Holz der Behausung überzugreifen. Aramis erkannte das der Attentäter in dem Moment als sein Herr verschied augenblicklich den Kampf eingestellt hatte. Er verneigte sich kurz vor Athos und stürmte dann aus dem Fenster durch welches er auch eingetreten war. Athos wandte sich sofort ab und half d'Artagnan auf die Beine. Gemeinsam schleppten sie Aramis aus dem immer stärker brennenden Zimmer und überließen den Toten und seine wahnsinnigen Rachepläne den Flammen. Abschnitt 9: Draußen wartete bereits Porthos der sich verstohlen seinen Hinterkopf rieb. Die Freunde ließen sich in sicherer Entfernung zum Brandherd nieder und sahen zu wie die Flammen das Haus restlos verschlangen während sie ihre zahlreichen Wunden versorgten. Dabei erzählten sie Aramis was vorgefallen war: Sie hatten bei dem zweiten Attentäter nichts gefunden was Aufschluss über ihre Operationsbasis hätte geben können. Dann war ihnen aufgefallen das er Pflanzenreste unter den Stiefeln hatte die nicht von überall stammen konnten. Der einzige passende Ort mit einem leerstehenden Haus war hier gewesen, also hatten sie sich gesputet ihn zu erreichen Nach einer Weile mussten sie die Pferde allerdings zurücklassen und hatten sich zu Fuß durchgeschlagen. Aus dem Hinterhalt hatte der Meuchler Porthos hinterrücks angefallen und einen Hügel hinabgestoßen, doch bis auf eine Beule und eine Weile in Bewusstlosigkeit war dabei nicht viel herumgekommen. Bei dieser Gelegenheit hatte auch eine Wurfklinge d'Artagnans Bein getroffen und bevor sie sich des Überfalls wirklich bewusst waren war er auch schon wieder vorüber und sie hatten zwei Verwundete. Scheinbar hatte es der Baron nur darauf angelegt sie zu bremsen da diesmal das sonst so reichlich vorhandene Gift nicht zum Einsatz kam. Richthofen wollte wohl unbedingt Zuschauer für seine Rache, allerdings auch genug Zeit sie vorzubereiten. Aramis wiederum erzählte ihren Freunden von dem Wahnsinnigen und seiner fatalen Leidenschaft für Mylady, das er scheinbar zwei Persönlichkeiten in einem Kopf beherbergte und das sie plötzlich mit einem Backenzahn weniger aufgewacht war. Nachdem sie sich alles erzählt und zumindest mit dem Nötigsten versorgt hatten brachen sie zu Athos Schloss auf. Sie hatten dort einiges zu organisieren, leider auch einige Beerdigungen... Abschnitt 10: "Ich sehe nicht ein weshalb ich meine Uniform nicht anziehen sollte!" flüsterte sie ihm zu. "Weil eben nur einer Uniform tragen kann und ich kein Brautkleid in meiner Größe finden konnte!" neckte er seine frisch Angetraute. Noch auf den Stufen den Kirche stritten sie scherzhaft über die Kleiderfrage. Aramis und Athos strahlten an diesem Tag wie noch nie und tief in ihrem inneren hatte sie sich unendlich darauf gefreut in diesem langen, weißen Kleid die Stufen der Kirche als Gräfin de la Fére hinunterzusteigen. Schlussendlich war sie doch nur eine Frau. Seine Frau. Eine Frau die sich zuerst das Beste der Männerwelt zueigen gemacht hatte und nun dabei war sich mit ihm zusammen eine eigene Welt zu schaffen. Die zärtlichen Blicke die sie austauschten, die sanften Berührungen, das langsame Heben des Schleiers, der Kuss vor dem Altar, jeder Moment den sie mit ihm verbrachte verschönerte diese Welt und bereicherte ihr Leben. Aramis hatte vor dieses Leben so reichhaltig wie nur möglich zu gestalten. Als sie, wie vor nicht allzu langer Zeit schon im Hof eines Gasthauses, nun jedoch in der Gartenanlage des Grafen de la Fére an einer Ehrentafel für fünf Personen platz nahmen tat Porthos sein möglichstes um diese Bereicherung zu bieten. Constance und d'Artagnan hatten die meisten Vorbereitungen übernommen doch er hatte eigenhändig dafür gesorgt das dass prächtigste Ferkel Frankreichs präpariert worden war um, wie er so gern sagte, der Ehe die kulinarische Grundlage zu bieten die einer Verbindung die notwendige Festigkeit verleiht. Den großen schwarzen Vogel auf dem Dach der Kirche und kurz darauf auf dem des Schlosses hatte niemand bemerkt. Kein Wunder, denn ich für meinen Teil hatte in diesem Fall beschlossen dem Ferkel und dem Himmelbett fern zu bleiben. Oder sollte ich vielleicht doch noch vorbeischauen? Wenn ich bedenke was bei den letzten Malen alles passiert ist... Nimmermehr Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)