Das Todesspiel von Sky- (Fortsetzung zu "Das Grauen") ================================================================================ Kapitel 9: Der Turm, der König und die Rochade ---------------------------------------------- „Du hast Jeffrey Blalock auf Beyond gehetzt?“ rief Oliver entsetzt und schlug mit den Fäusten auf dem Tisch, sodass das Porzellan klirrte. „Bist du wahnsinnig?“ Mit einem eiskalten Blick blitzte Andrew ihn an, doch er bewahrte die Fassung. „Ich sehe schon, ich muss euch alles einzeln vorkauen, damit ihr den Sinn und den bisherigen Spielverlauf versteht. Das Ganze ist doch wie ein Schachspiel, bei dem es an mir lag, den ersten Zug zu machen, um das Spiel zu eröffnen. Ich brauchte einen Bauern und Jeff kam mir da ganz recht. Ich hab ihm angeboten, ihm bei der Tötung von Beyond zu helfen, wenn er sich an das hält, was ich sage. Ich hab ihm die Wahl gelassen, welche Familien er abschlachtet, wenn er dafür im Gegenzug seine alte Heimatstadt aufsucht und dort auf Beyond wartet. Meine Wenigkeit sorgte dafür, dass Naomi Misora der Fall zugeteilt wurde und da mir klar war, dass Beyond selbst ermitteln würde, brauchte ich nur zu warten, bis beide aufeinander treffen würden. In seiner Heimatstadt habe ich dann darauf gewartet, dass Beyond sich wieder erinnert, sein Elternhaus aufsucht und dann mit Jeff in eine Kabbelei gerät. Natürlich konnte ich mir nicht sicher sein, dass er von selbst auf das Tagebuch stößt, das ihn zum Slender Man führt, aber zur Not hätte ich es ihm zugeschickt. Und eigentlich hatte ich erwartet, dass Jeff getötet wird aber nein, der Blödmann musste überleben. Ich hatte zwar noch gehofft gehabt, dass er mich ein wenig mehr unterhält, aber als er dann auch noch auf Rumiko losgegangen ist, stand ich kurz davor, ihn umzubringen. Und als Sam Leens es auch nicht geschafft hatte, ihm das Lebenslicht auszupusten, kam mir dann die Idee, diesen lästigen Quälgeist Beyond quasi zum Geschenk zu machen, indem ich ihn vor seinen Augen töte. Vorher habe ich ihn noch ein wenig bearbeitet und da Beyond und seine Adoptivschwester verletzt waren, hatte ich noch mal drei Monate Pause, um mich auf die nächste Runde vorzubereiten. Es galt ja gleichzeitig auch die Schnitzeljagd vorzubereiten und sowohl Fear als auch Anne zu instruieren. Ich habe mir Faith vorgeknöpft und ihn dazu bewegt, mir zu helfen, an das dritte Tagebuch zu kommen, indem er seine Fähigkeiten als Nekromant nutzt, um an Madelines Erinnerungen zu kommen. Dann habe ich die Leiche geklaut, das Grab der ermordeten ersten Madeline verwüstet, um somit Beyond auf Faiths Spur zu bringen. Fear hat schließlich seine Erinnerungen an unser Treffen gelöscht. Früher oder später mussten Beyond oder die anderen beiden „Musketiere“ darauf kommen, dass Faith ein Totenflüsterer ist und als ich die interessantesten Seiten herausgetrennt und sie zusammen mit Jeff auf dem Silbertablett präsentiert habe, musste ich mich auf den Ausflug zum Internat vorbereiten. Mir war klar, dass sie selbst zu viert kaum eine Chance gegen den Slender Man haben und es hat sich ja auch schnell gezeigt, dass sie auf meine Hilfe angewiesen waren. Tja, ich bin ja kein Unmensch und ich wollte ja auch nicht, dass Beyond dabei draufgeht oder unglücklich wird.“ „Aber was war mit dem Opfer? Wenn Sam sich nicht bereit erklärt hätte, dann…“ „Sam hatte es so oder so nicht zugelassen. Deswegen war es wichtig, dass er im Team dabei war. Damit konnte ein lästiger Bauer vom Feld geräumt werden, der obendrein noch versucht hatte, mein Spielzeug kaputt zu machen. Dass Rumiko sich sofort freiwillig melden würde, konnte ich mir auch so denken. Frauen sind einfach viel zu berechenbar!“ Mit einem Lächeln, das von Überlegenheit zeugte, genehmigte sich Andrew noch einen Schluck Wein und sah L mit einem eiskalten Blick an. „Man betrachte das Ganze wie eine Art Schachspiel. Ich selbst bin der König. Wenn ich verliere, dann ist das Spiel automatisch vorbei und ich besitze nicht die gleiche Bewegungsfreiheit wie meine anderen Figuren. Fear ist der Turm und solange er in Sicherheit ist, verkörpert Anne sowohl Dame als auch Springer. Jeff war der Bauer, den ich bis ans Ende des gegnerischen Feldes geschickt habe. Damit kann eine Umwandlung erfolgen, wodurch der Bauer mit der Dame auswechselt. Allerdings ist auch eine Unterverwandlung möglich, indem der Bauer durch einen Läufer, einen Turm oder durch einen Springer ersetzt wird. Gleichzeitig war er damit eine größere Gefahr, aber auch ein willkommenes Ziel, das von mehreren Seiten angegriffen werden konnte. Indem ich den Bauern umgewandelt habe, hab ich das FBI auf den Plan gerufen und meine anderen Figuren losgeschickt. Wie beim Schach wurden die Bauern geopfert und während ich mich im Hintergrund gehalten und Fear losgeschickt habe, um die Buchstaben als auch Roger Ruvie aufzuspüren und zu töten, hab ich schon mal die finalen Züge geplant. Es gab nur drei wichtige Regeln, die es zu halten gab: Erstens, Beyond durfte mich nicht sehen. Zweitens: Niemand nahe stehendes durfte verletzt oder getötet werden und drittens: Beyond durfte zu keinem Zeitpunkt in eine Situation geraten, die eskalieren könnte.“ So wie Andrew das erklärte, war sein komplexer Plan tatsächlich einfacher zu verstehen, auch wenn es unglaublich erschien, wie genau er alles mit eingeplant hatte. Alle Entscheidungen, alle Handlungen und alle zufälligen Begegnungen waren mit einberechnet. Jetzt erkannte selbst L, dass Andrew nicht übertrieben hatte. Er war wirklich besser als er. Selbst er hätte niemals alles so haargenau über solch einen Zeitraum planen können. „Natürlich ist zu betonen, dass es eigentlich nicht geplant war, dass ihr jetzt hier seid. Eigentlich sollten I und U sofort getötet werden, aber als Fear dann erst einmal Mist gebaut hatte, musste ich umdenken. Und da sich Beyond von euch verabschiedet hatte, kam mir das gerade Recht. Ich hab also gewartet, bis ihr bei den beiden Physikern aufkreuzt und habe Anne beauftragt, die beiden zu töten und euch hierher zu bringen. Ich möchte nämlich nicht, dass das Spiel vorschnell beendet wird.“ „Warum ist Fear der Turm und nicht die Dame?“ „Ganz einfach: Anne ist eine ausgebildete Killerin und kann perfekt schauspielern und sich ebenso gut tarnen. Eben weil sie die größte Schlagkraft in dem Sinne hat, macht sie das zur Dame und damit zur stärksten Figur im Spiel. Fear hingegen macht sich da besser als Turm, weil er zusammen mit mir die Rolle von Nummer 14 gespielt hat. Im Notfall also könnte ich eine Rochade ausführen!“ „Rochade?“ fragte Oliver, der leider so gut wie nichts vom Schach verstand und damit auch nicht viel mit diesem Begriff anfangen konnte. L erklärte es ihm schließlich. „Die Rochade ist ein Doppelzug, bei der König und Turm der gleichen Farbe gleichzeitig bewegt werden. Ziel ist es, den König in eine sichere Position zu bringen. Der König bewegt sich dabei weiter als nur ein einziges Feld und der Turm darf den König überspringen und die Plätze werden getauscht. Bedingungen sind, dass das Feld zwischen beiden frei steht und sowohl der König als auch der Turm noch nicht gezogen wurden.“ „Ganz recht. Genau aus dem Grund ist Fear der Turm. Damit wäre die Frage ja wohl geklärt.“ „Nur begreife ich nicht, wie Anne auf dich hören kann. Ich dachte, sie würde nur auf Fears Befehle hören und auch niemanden sonst.“ „Der gute Fear hat mir sein Lieblingsspielzeug ausgeliehen, solange ich auf meines verzichten muss. Und Anne hört auf mich, weil sie verhindern will, dass ich ihrem geliebten Herrn etwas antue. Sie würde wirklich alles für ihn tun und da sie über eine ganz besondere Fähigkeit verfügt, ist sie so gut wie unbesiegbar. Aber ich habe ihren Schwachpunkt gefunden und wenn sie nicht spurt, werde ich sie ausschalten und dann Fear umbringen.“ Und das sagte Andrew so ganz nebenbei, als wäre es überhaupt nichts Besonderes, zwei Menschen einfach so umzubringen. Andrew, der wohl genug vom Wein hatte, warf sein Glas weg und ließ es auf dem Boden zerbrechen. Dieses gleichgültige Wegwerfen von Gegenständen unterstrich seine Skrupellosigkeit, wie er einfach so Menschenleben verwarf, bis sie genau wie das Weinglas auf dem Boden zerschellten und unrettbar kaputt waren. „Wusstet ihr, dass Fear und Anne in einem russischen Forschungslabor gefangen waren? Man entfernte Fear im Alter von vier Jahren ein Auge ein, das zwar seinen Verstand zerfraß, ihm aber dafür die Fähigkeit gab, Menschen zu hypnotisieren und Illusionen real werden zu lassen. Anne ist ein Hybrid, eine Art Kreuzung aus Mensch und einer Turritopsis nutricula, einer Quallenart, die sich selbst erneuert und somit unsterblich ist. Annes Körper regeneriert sich in solch rasender Geschwindigkeit selbst, dass sogar abgetrennte Körperteile nachwachsen und keine Waffe der Welt sie töten kann. Man hatte an ihr brutale Experimente durchgeführt, ihr bei vollem Bewusstsein Organe entfernt oder Amputationen vorgenommen. Fear gelang es dank seines rechten Auges, zusammen mit Anne zu entkommen und da er sie vor einem grausamen Schicksal bewahrt hatte, beschloss Anne, für immer an seiner Seite zu bleiben und ihn zu beschützen. Sie ist sein Dienstmädchen, sein Spielzeug, seine Killerin, seine Leibwächterin und seine Bezugsperson. Eine unbesiegbare Killermaschine, die nicht mal altern kann. Ein wahres Wunderwerk der Genforschung.“ „Aber du hast einen Weg gefunden, sie zu töten?“ „Jep!“ Und damit präsentierte Andrew eine Spritze, in der eine bernsteinfarbene Flüssigkeit war. „Dieses Schätzchen habe ich während meiner Zeit in Wammys House entwickelt. Es programmiert sozusagen Annes Zellen so um, dass sie den Regenerationsprozess aufhalten und sich dann selbst zerstören. Ich habe es an Versuchspersonen getestet und alle zeigten das gleiche Merkmal: Multiples Organversagen, innere Blutungen und schließlich werden die Lungen löchrig und füllen sich mit Blut. Schließlich kriegt man keine Luft mehr und erstickt. Innerhalb von zehn Minuten ist der Betroffene tot.“ Andrew schwieg und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Dann aber leuchtete etwas in seinen Augen auf, so als habe er eine Idee und sofort stand er auf. „Ich sehe, es war sehr gut, mit euch zu sprechen. Mir kommt da eine wunderbare Idee, wie wir das Finale perfekt machen können. Fear!“ Und der Illusionist mit der Augenklappe, der mit irgendwelchen Dingen beschäftigt war, wandte sich ihm zu. „Hast du eine Idee?“ „Oh ja, eine brillante Idee! Wir werden eine Rochade durchführen. Ich werde sofort alles vorbereiten und dir alles später erklären. Kümmere du dich um unsere beiden Gäste, aber mach nicht schon wieder einen Fehler.“ „Was hast du mit uns vor?“ fragte L und stand nun ebenfalls auf. Die ganze Sache gefiel ihm überhaupt nicht und ihm beschlich ein ziemlich mieses Gefühl. Was auch immer Andrew vorhatte, es würde nichts Gutes bedeuten. „Keine Angst, ich werde euch nicht töten lassen. Aber ihr wisst mir leider viel zu viel. Deswegen muss ich sicher gehen, dass ihr mir keine Probleme machen werdet. Fear, ich überlass sie dir.“ Und damit verließ Andrew den Raum, ohne die beiden noch eines Blickes zu würdigen und warf die Tür hinter sich zu. Fear kicherte hämisch und grinste breit. „Na dann wollen wir mal!“ Vorsichtig nahm er seine Augenklappe ab, die er stets zu tragen pflegte und offenbarte das, was er vor der Öffentlichkeit geheim hielt: Sein rechtes unmenschliches Auge. Im Grunde war es nichts Weiteres als ein schwarzes Loch, in dem ein rotes pulsierendes Licht leuchtete und kaum hatte er es entblößt, floss ein kleines Blutrinnsal heraus. Oliver schrie entsetzt auf, als er das sah und L fiel vor Schreck nach hinten. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas Scheußliches und Bizarres gesehen und am liebsten hätte er gar nicht hinsehen, aber wie bei einem Unfall konnten beide nicht anders, Sie starrten beide in das pulsierende rote Licht und sie hatten nicht einmal drei Sekunden darauf geschaut, schon wurde ihnen schwummrig und ihr Bewusstsein setzte aus. Beyond hatte das Krankenhaus erreicht und fragte direkt nach, ob sich die Chirurgin Dr. Hester Holloway im Hause befand. Doch dem war bedauerlicherweise nicht so. Sie war nach ihrer Schicht mit einer Frau weggegangen, deren Namen die Schwester von der Aufnahme leider nicht wusste. „Ich weiß noch, dass ein junger Mann auch dabei gewesen ist und sie dringend sprechen wollte.“ „Können Sie sich noch an das Aussehen erinnern?“ „Tut mir leid, aber ich habe heute so viele Leute gesehen und gesprochen, dass ich mich nicht mehr erinnere.“ Verdammt, Fear war ihm zuvor gekommen und wahrscheinlich schon längst mit seinem blutigen Werk fertig. Er musste also zu Hesters Wohnung und an ihren Überresten herauslesen, wo Fear auf ihn warten würde. Und da die Schwester eine von der misstrauischen Sorte war, wollte sie die Privatadresse nicht angeben und so war Beyond gezwungen, sich heimlich an den Computer zu setzen und die Datenbank zu durchforsten. Und als er sie herausgefunden hatte, rief er sich sofort ein Taxi. Während der Fahrt versuchte er noch, Hester auf dem Handy zu erreichen, aber dann erhielt er die Nachricht, dass das Handy ausgeschaltet war. Verdammt, so war Hester schon immer gewesen. Hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe aber nie zu erreichen! Schon als sie im Waisenhaus als Medizinstudentin gearbeitet hatte, konnte sie es sich niemals angewöhnen, ihr Handy mitzunehmen oder es wenigstens anzuschalten. Das konnte ja noch echt heiter werden. Und als er versuchte, L und Oliver anzurufen, meldete sich nur die Mailbox. Na super, die beiden waren auch nicht zu sprechen und mit Sicherheit hatten sie schon längst Fears Spur aufgenommen. Nachdem Beyond dem Taxifahrer noch zwanzig Pfund bot, damit der Penner endlich aufs Gaspedal trat, erreichte er endlich Lancester Street, wo Hester wohnte. Wie zu erwarten, reagierte sie nicht auf die Klingel und da kam wieder Beyonds Geschick zum Einsatz, indem er das Türschloss mit seinem eigenen „Ersatzschlüssel“ öffnete. „Hester?“ rief Beyond, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Hester!“ Beyond hoffte insgeheim, dass er nicht zu spät war. Zwar hatte er nie ein richtiges freundschaftliches Verhältnis zu ihr gehabt, aber sie hatte ihn niemals ausgegrenzt, ignoriert oder gemieden. Sie war immer diejenige gewesen, die als Einzige aus der Gruppe gefragt hatte, ob er vielleicht mitspielen möchte und sie hatte ihm mit den lateinischen Vokabeln geholfen. Gegen sie hatte er gar nichts und deswegen wollte er auch nicht, dass Nummer 14 sie tötete. Zu seiner Erleichterung war die Wohnung verlassen und es sah auch nicht danach aus, als hätte es einen Kampf gegeben. Nirgendwo ein Anzeichen von Blutspuren, keine Leichenteile und auch keine Nachrichten, die extra für ihn hinterlassen wurden. Stattdessen fand er neben einem Laptop einen Notizzettel, auf dem mehrere Zahlen geschrieben waren: T: 24.01.12.06.32 G7 RK Die Nachricht trug Hesters Handschrift und nach der Art zu urteilen, wie sie schrieb, hatte sie es in aller Hast geschrieben. Dieses Kauderwelsch musste wohl eine Art Kürzel sein, wahrscheinlich für einen Patienten, den es zu operieren galt. Jedenfalls stand schon mal fest, dass Hester noch nicht getötet worden war… zumindest nicht hier. Aber vielleicht war sie ja gar nicht das nächste Opfer und er hatte sich ganz einfach geirrt. Womöglich war diese Nachricht, die Fear für ihn hinterlassen hatte, der Hinweis auf seinen Aufenthaltsort. „Die Anblicke der Hölle bringen ihre Betrachter wieder dorthin zurück.“ Was konnte er damit nur meinen? Die Anblicke der Hölle…. Was konnte man denn in der Hölle sehen? Tote Menschen, Dämonen, das Fegefeuer…. War etwa das Feuer der Hinweis? Musste er zurück nach Wammys House und dort nachsuchen? Nein, das Haus war bis auf die Grundmauern niedergebrannt und außerdem abgesperrt. Sicherlich würde sich Fear nicht dort verstecken, das war auch unter seiner Würde. Aber welche Hölle meinte er denn? Es musste eine Hölle sein, die auch Beyond kannte, sonst hätte er nicht diesen Hinweis hinterlassen. Mal überlegen, was konnte man alles andere mit der Hölle in Verbindung bringen? Sie war der Wohnort von Luzifer und den anderen gefallenen Engeln, vor seinem Tod musste man eine Beichte ablegen damit man nicht in die Hölle kam, wer sündigt kommt in die Hölle und Hexen wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Moment mal… Hexenverbrennung? Aber ja doch, das war es! Mit den Anblicken der Hölle war der grausame Feuertod von Andrew gemeint. Und die Betrachter waren alle, die davon wussten oder beteiligt waren. Also musste es die Arroway Psychiatrie sein, die seit einigen Jahren verlassen war. Nur um sicherzugehen, schaltete er Hesters Laptop an und öffnete die letzten Seiten, die sie zuvor geöffnet hatte. Statt aber Informationen über die Psychiatrie zu finden, öffnete sich die Homepage des Heathrow Airport. Offenbar hatte Hester kalte Füße gekriegt und wollte sich ins Ausland absetzen oder aber, sie erwartete jemanden. Ach Quatsch, Hester hatte weder Familie noch andere Verwandte und mit Sicherheit gab es auch niemanden, den sie aus dem Ausland kannte. Sicher wollte sie abhauen, als sie die Lunte gerochen hatte. Naja, ehrlich gesagt war das auch ganz gut so. Hester war ein grundehrlicher Mensch, der niemals etwas so Furchtbares tun würde. Zumindest darin konnte er sich tausendprozentig sicher sein. Da er schon den Laptop angeschaltet hatte, konnte er auch genauso gut die Adresse der Arroway Psychiatrie suchen. Diese befand sich sehr abgelegen und scheinbar wurde auch nichts geplant. Damit lag das Gebäude für lange Zeit leer. Nur stellte sich die Frage, warum die Psychiatrie eigentlich geschlossen wurde. Beyond forschte näher nach und fand einige Artikel über einen Arzt, der von den Medien „Dr. Tod“ genannt wurde. Dieser hatte Patienten als Probanten für gefährliche Medikamente benutzt, überflüssige Schocktherapien und sogar Lobotomien durchgeführt. Als die Polizei ihn verhaften wollte, war er von einem Patienten umgebracht worden und aufgrund des daraus resultierenden schlechten Rufs und den Skandalen musste die Psychiatrie geschlossen werden. Die Patienten wurden daraufhin verlegt. Dann war das Feuer also gar nicht der Grund für die Schließung zuständig, sondern die Schandtaten von Dr. Tod. Hatte Watari das etwa nicht gewusst, als er Andrew in diese Psychiatrie einweisen ließ? Und überhaupt: Warum zum Teufel war er nicht in eine Jugendpsychiatrie eingewiesen worden, wo er doch zu dem Zeitpunkt fast 15 Jahre alt war? Die Arroway Psychiatrie war eine Art Spezialklinik für Psychopathen und unheilbare Fälle. Konnte es etwa sein, dass Watari Andrew bewusst dorthin geschickt hatte, weil er ihn auf diese Weise loswerden wollte, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen? Nein, das konnte doch nicht sein. Aber andererseits würde nichts anderes Sinn machen! Man hatte gehofft, dass Andrew ein weiteres Opfer von Dr. Tod wird und als dieser getötet wurde und Andrew einer der wenigen Überlebenden war, schlossen sich die Buchstaben zusammen und übten den Brandanschlag aus, der ihm schließlich das Leben kostete. Wie hinterhältig und kaltblütig konnte man nur sein, dass man so etwas tat? Mit jeder weiteren Schlussfolgerung wuchs der Hass in Beyond immer weiter heran und es würde nicht viel fehlen, dann würde sich seine Klinge wieder dunkelrot färben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)