Splash Paint von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 12: Freitage -------------------- Mary, die Tochter von Mister Hoffman, saß inzwischen seit drei Stunden am Steuer, was wohl auch nur durch mehrere Tassen Kaffee auszuhalten war. „Wie spät ist es?“, fragte Adia schlaftrunken von dem Rücksitz her. „Sieben Uhr. Die Sonne geht auf.“, war Marys kurze Antwort. Erschöpft ließ Adia sich in den Rücksitz sinken und kuschelte sich müde an Tita, welche sich längs auf sie gelegt hatte. Sie wollte noch nicht Auto fahren, sie wollte schlafen, verdammt! Sie hatten noch über eine Stunde Fahrt vor sich und der Drang zu schlafen war… gewaltig! Adia blinzelte müde in das fahle Sonnenlicht, welches sich langsam vom Horizont abhob und die das blonde Fell Titas in einem hübschen orange erstrahlen ließ. „Na komm… Ich fahr jetzt, legen sie sich hin, ich muss nur noch Tita nach vorne holen.“ Schwerfällig erhob Adia sich aus ihrem Sitz und schob Chiquitita von sich. „Ich halt dann gleich am nächsten Parkplatz an. Wir sollten sowieso mal nach Bailiou schauen.“ Adia verdrehte genervt die Augen und fuhr sich mit den Fingern ein paar Mal durch ihre verfilzten Haare. „Warum eigentlich Bailiou? Das klingt doch scheiße, Blue oder Pretty is doch viel besser.“, meinte Adia schließlich und richtete Titas Halsband wieder richtig hin. Manchmal rutschte ziemlich viel Fell dazwischen, das sah dann immer relativ unschön aus. Ja, Adia hatte einen Fimmel für schöne Dinge. Und ihr Hund war einer davon. Ihr Hund und sie selbst und alles was sie sonst besaß. „Warum nicht?“ „So gewöhnt sie sich doch nie an ihren Namen. Ich finde Pretty klingt am Besten.“, meinte Adia und stöhnte innerlich auf, als Mary auf einen Parkplatz fuhr. Jetzt war sie endgültig dran mit fahren. „So, also dann… Schauen wir kurz nach Blue, dann fahr ich... Tita.“ Adia öffnete die Tür, führte Chiquitita mit hinaus und öffnete ihr dann die Tür zum Beifahrersitz, wo der Afghane brav Platz nahm. Als Adia und Mary schließlich die Tür zum Pferdeanhänger öffneten, war das erste was ihnen entgegen kam… das Heunetz. „Ach Blue!“ Genervt hob Adia das heruntergerissene Heunetz auf und hing es wieder an seinen Bestimmungsort. „Muss diese Stute eigentlich immer die Inneneinrichtung ihres Anhängers zerstören?“, fragte Mary genervt und hob den Salzklotz auf, der ebenfalls aus seiner Halterung gekracht war. Adia richtete währenddessen Blues Decke wieder richtig hin, welche ein bisschen zu sehr nach Links verrutscht war. „Na komm her… Was machst du da, Blue… Du hast Fünfundfünfzigmillionen Jahre Evolution und zweihundert Jahre selektive Zuchtgeschichte hinter dir, dann verhalt dich auch so“, murrte Adia und tätschelte der Stute halbherzig den Hals „Zumindest für die nächsten drei Stunden, dann sind wir wieder bei der Rennbahn und dort kommst du wieder in deine kuschelige Übergangsbox und morgen siehst du dann Katy wieder, na, klingt das nicht toll? Wenn du Glück hast wird sie dich sogar mal länger als drei Sekunden umarmen, ist doch was, hm?“ „Ach Adia, wenn ich du wäre würde ich nicht so über meine Schwester reden, sie froh dass du noch eine hast, im Gegensatz zu mir. Deiner Mutter gefällt dein Verhalten doch bestimmt auch nicht.“, meinte Mary, welche den Anhänger inzwischen verlassen hatte, von draußen. „Oh Gott, du kennst dieses Mädchen nicht, die Kleine ist ein Miststück! Man stellt sich besser gut mit ihr und stimmt ihren strohdummen Ansichten zu, solange ist alles gut, aber wehe man legt sich mit ihr an, dann endet man so wie ich: Zweiundzwanzig, kein Freund, ein Hund mit dem ich innerhalb der letzten Jahre mehr geredet hab als mit meiner Schwester und einem Hass auf Hipster.“, erklärte Adia. „Was zur Hölle ist ein Hipster?“ Nun ja… Mary Hoffman war, wie gesagt, Mister Hoffmans Tochter, dementsprechend alt. Im Grunde hätte sie Adias Mutter seien können, wahrscheinlich hatte sie zu ihr sogar ein besseres Verhältnis als zu ihrer richtigen Mutter. Apropos: Adias Lästereien waren ein offenes Geheimnis. Mary und Adias Mutter waren schon seit Jahren beste Freunde, durch Mary waren die Ferells ja erst auf den Stall für Blue gekommen und Adia war so zu ihrer Ausbildung gekommen. „Ach, ein Hipster ist ein Trendsetter. Du weißt schon, diese Idioten mit Karohemden, die bei dreißig Grad mit Schal rumlaufen, Latte saufen, so tun als ob sie Klassiker verstehen oder gar lesen könnten, mit ihren IPhones die Cafés belagern und alles was jetzt cool ist schon kannten bevor es cool war. Ihre erste Regel besteht darin dass sie nie zugeben dass sie Hipster sind.“, erklärte Adia ihr, während sie zurück ins Auto einstiegen. „Und woher weißt du das alles?“ „Facebook und Memecenter. Mehr braucht man nicht um Idiotien zu identifizieren.“, erklärte Adia und startete den Wagen. Sie freute sich schon auf heute Abend, wenn sie in ihrem kuschligen Hotelzimmer liegen würde, und die ganze Nacht nicht schlafen könnte. „Ach, deine Handtasche ist hier noch.“ Mary hielt ihr die schwarze Tasche entgegen, als sie bereits im Auto waren. Adias Herz setzte kurz aus, doch sie nahm die Tasche schließlich an sich und sah möglichst unauffällig hinein. Gut, das Antidepressivum war noch immer da wo es hingehörte. Sie gab es nicht gern zu, überhaupt nicht gerne und glücklicherweise wusste niemand davon, doch ihre Sommerdepression war etwas was sie nur noch ankotzte. Sie hatte ihr vor zwei Jahren den Kampf angesagt, denn die Tatsache dass wegen ihrer Unachtsamkeit und Lustlosigkeit Tita fast vor ein Auto gerannt wäre, hatte in ihr damals ein Umdenken bewirkt. Und es war ja auch nur für den Sommer. Im Winter war das ganz anders, im Winter, Herbst und Frühjahr war sie ein Sonnenschein, da war sie so dämlich wie sonst auch immer. Nur der Sommer war ihr persönlicher Erzfeind… Sehr zu Titas Leidwesen. Dieser Hund liebte es vor allem in der heißen Jahreszeit durch die Gegend zu rennen, mit kaltem Wetter konnte sie sich nicht wirklich anfreunden. „So Mary, jetzt schlaf mal… Ich sag schon bescheid wenn wir da sind.“ Adia war gerade losgefahren und wollte ihre Handtasche schon unachtsam in den Beinbereich des Beifahrersitzes schmeißen, als plötzlich die unverkennbare Melodie des Liedes „The Bird ist he word“, gesungen von Peter Griffin, aus Family Guy, zu hören war. Lang lebe Instant Buttons. „Welcher Arsch ruft mich jetzt an?“, zischte Aida genervt und kramte ihr Handy aus ihrer Handtasche. „Du nimmst doch nicht etwa ab?“, fragte Mary, welche es sich grade gemütlich gemacht hatte. „Ach, ich hab schon ganz anderes gemacht…“, murmelte Adia und musste grinsen als sie sie Freds Kontaktbild auf dem Display sah. „Hey Freddy!“, begrüßte sie ihn, als sie abgenommen hatte, doch die Stimme am anderen Ende der Leitung war nicht die, mit der sie gerechnet hatte. „Woah, du hässliche Fotze musst gar nicht so scheinheilig tun! Du mit deinen Siebtklässler-Tittchen und deiner gefickten Töle und deinen hässlichen Gäulen glaubst wohl du kannst dir alles erlauben, für wen hältst du dich dass du glaubst einen auf Nutte machen zu können?!?“, brüllte ihr jemand das Ohr ab. Adia war wie erstarrt. Sie verstand nicht ganz was das sollte, geschweige denn wer sie da grade über Freds Handy beleidigte. Dann hörte sie Geschrei im Hintergrund und eindeutig Freds Stimme, der das Wort „Missgeburt“ schrie. Okay… Das war gut, zumindest hoffte Adia das. „Gib das her! Gib das sofort her du Nutte!“, schrie Fred und sie konnte heftiges rumpeln hören. Es klang so als ob er sich mit jemandem um sein Handy stritt. Dann folgten eine Menge Beleidigungen, die sich Fred und die wohl weibliche Person gegenseitig an den Kopf warfen, dann wieder Gerumpel und schließlich erklang endlich Freds Stimme am Apparat. „Adia?!“, fragte er besorgt, worauf jedoch augenblicklich ein „Fickfotze“ im Hintergrund ertönte. „Woah, jetzt reichts, verpiss dich du behindertes Stück Scheiße und wage es nicht dich hier noch mal blicken zu lassen!“ Stille. Ein Türenknallen. „Adia? Hey, bist du noch dran?“ Adia, die sich mit ihrer freien Hand im Lenkrad festgekrallt hatte, schluckte schwerfällig und gab ein „Ja“ von sich. „Ey, mir tut das sooo leid, aber Charlotte ist grad voll ausgetickt! Ich wette die hat ihre Tage, diese Missgeburt.“ In Adia machte sich plötzlich eine Hoffnung breit die sie seit drei Jahren hegte und sie konnte nicht anders, als sich wie ein Honigkuchenpferd hinter dem Steuer zu freuen. „Habt ihr Schluss gemacht?“, fragte sie gespielt mitleidig, auch wenn der Gedanke daran sie einfach nur glücklich machte. „Ach was, die beruhigt sich schon wieder.“ Und schon lagen alle Hoffnungen in Scherben. Es war einige Sekunden Still, in denen Adia damit zu tun hatte zu fahren und gleichzeitig die Enttäuschung runter zu schlucken. „U-und warum hat sie mich so beschimpft? Ich hab in meinem Leben drei Sätze mit ihr gewechselt.“ „Ach, wir haben uns darüber gestritten wer einen kleinen Einkauf macht und ich hab sie ausversehen Adia genannt und da ist sie voll ausgerastet, ich würde sie mit dir betrügen, du seist voll die Schlampe, sooooo peinlich!“ Adia schluckte und versuchte ein Lächeln in ihre Stimme zu bringen. „Aha, ist sie das? Sie weiß schon dass du in der Bar deines Vaters arbeitest, oder?“ „Ich glaub sie weiß nicht mal dass ich bei meinem Vater wohne.“, lachte Fred. „Was ist eigentlich mit deiner Mutter? Kommt sie nächste Woche mit dir zu Blues vorletztem Rennen? Wenn sie dort platziert wird, hat sie sich für die höheren Rennen für nächstes Jahr qualifiziert!“, erklärte Adia stolz. „Ich weiß nicht, muss noch mit ihr telefonieren… Aber wäre toll wenn sie mal mehr Leute aus meinem Freundeskreis als nur Charlotte kennenlernt.“ „Jaja, is scheiße ein Scheidungskind zu sein… Aber was erzähl ich dir da, ich bin ja keins.“ „Ja, aber wetten du wärst gern eins geworden?“, lachte Fred. „Weißt du, ich glaube das hätte auch nichts mehr geändert…“, seufze sie und stöhnte bei einem Blick auf das Navi auf. „Was ist? Wer bläst dir grad einen?“, fragte Fred neckisch. „Das Navi fickt mich seelisch… Noch immer eine Stunde Fahrt, aber DANN sind wir in Lexington!“ „Na dann… Ich will nicht weiter stören, fahr schon und mach keinen Scheiß.“ „Ich doch nicht… Einen wunderschönen Freitagmorgen übrigens!“ „Hör mir mit Freitag auf, das heißt heute Abend kommen die ganzen Wochenendsaufer… Na dann mach’s gut Adia.“ Zur selben Zeit saß Audrey mit dem Kopf gegen die Tischplatte am Frühstückstisch und ließ unauffällig ein Stück ihrer Wurst bei Babu verschwinden, der schnurrend zu ihren Füßen saß. Der rote Kater schien sich nicht viel daraus zu machen dass er von Cooper beobachtet wurde, der voller Neid auf seinen Erzrivalen starrte. Und, in dem Punkt war Audrey sich sicher, wäre ihr Großvater nicht anwesend gewesen, Cooper hätte alles getan um den Kater los zu werden. „Also dann, ich bin mal wieder weg!“ Audreys Vater lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich, als er eilig vom Tisch aufstand. „Beruhige dich Dad, deine Flugzeugentwürfe rennen dir schon nicht weg!“, seufzte Audrey genervt und setzte sich Babu, der inzwischen nach immer mehr verlangte, auf den Schoß. „Wenn du die Uni fertig hast, reden wir weiter, ja?“ Ihr Vater warf ihr einen vielsagenden Blick zu, strich sich durch das langsam vergrauende Haar und verließ dann das Haus, jedoch nicht ohne im Flur über ein paar herumliegende Schuhe zu stolpern. Audreys Großmutter hatte währenddessen ein tadelndes Auge auf ihre Enkelin geworfen. „Audrey, keine Tiere zu Tisch! Wo sind wir denn hier, setzt Babu wieder ab.“, verlangte sie. „Ach Granny, schau doch wie lieb er ist, er will doch nur ein bisschen Wurst…“, bettelte Audrey und schmiegte ihr Gesicht an Babus Rücken. „Audrey!“ „Jaaaaa, gleich…“, murrte sie, griff nach einer Scheibe Schinken und hielt sie Babu vor die rosa Nase. „Das magst du, nicht? Oh jaaaaa, das tust du!“, flötete sie und setzte den Kater wieder am Boden ab, als er seine Belohnung bekommen hatte. „Ich muss dann auch mal… Als sie einige Zeit später an ihrer Bushaltestelle wartete, schwiff ihr Blick immer wieder zu Splashies Weide ab. Sie hatte den Hengst seit zwei Tagen nicht mehr gesehen. Entweder war das sehr gut, da man sich vielleicht endlich mal um ihn kümmerte und ihn nicht immer nur auf sich gestellt auf einer Weide abstellte, oder es war sehr schlecht, da er möglicherweise nun auf sich gestellt in einem Stall stand und sich zu Tode langweilte. Doch Audrey hatte nicht viel Zeit zum Überlegen, da ihr Bus angerollt kam, Sie setzte sich an den nächstbesten, freien Platz und kramte ihre Geschichtshausaufgaben aus ihrem Schulrucksack, welcher einst mal dunkelblau war und begann Daten zum ersten Weltkrieg auf ihrem Handy zu googeln. So ging das dann einige Minuten, bis Katy und einige andere Schüler an einer Station einstiegen. „Hey Audrey“ Katy setzte sich sofort neben Audrey, ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass sie ihren Arsch zur Hälfte auf derren Rucksack gequetscht hatte „Was ist jetzt wegen morgen?“ „Hm? Oh, ach ja, meine Mutter sagte es würde gehen. Aber wie machen wir das eigentlich? Ich meine weißt du wie früh wir aufstehen müssen um pünktlich in Lexington zu sein?“ Katy, die wohl gestern erst ihren Ansatz nachgefärbt haben musste, da dieser wieder im hellsten Blond erstrahlte, sah Audrey verwirrt an. „Hä? Das dauert doch nicht lange, das sind vielleicht tausendfünfhundert Kilometer, was ist das schon?“ „Na ja, ich brauch schon drei Stunden um nach Omaha zu fahren und das ist nicht mal im Geringsten so weit weg wie Lexington.“ „Oh bitte, wir fahren doch nicht, meinst du echt meine Eltern würden durch den halben Mittleren Westen fahren?“, meinte Katy merklich amüsiert über Audrey. „Sondern?“ „Na wir fliegen. Der Flug geht um zehn, kommt um zwölf an, das Rennen startet um drei, das reicht doch völlig.“ „Oh… Äh, okay…“ Etwas überrumpelt starrte Audrey Katy an, fing sich jedoch schnell wieder „Und wie viel kostet das?“ „Ach vergiss es! Meine Eltern zahlen alles, der Flug ist schon gebucht, erste Klasse natürlich. Wir holen dich um halb sieben ab, dann fährt unser Chauffeur uns nach Omaha, dann fliegen wir.“ „Ihr habt einen Chauffeur?!“, hakte Audrey nach. Sie fühlte sich irgendwie verarscht, noch nie hatte sie jemanden gekannt der so viel Kohle hatte! „Ja, netter Mann, arbeitet immer an den Wochenenden und drei Tage die Woche bei uns. Aber zurück zu dir“, wand Katy das Thema ab und musterte Audrey von oben bis unten „Was ziehst du an? Du weißt, wir sitzen in der ersten Reihe, das sind so was wie die Sitze für die Pferdebesitzer und die höhere Gesellschaft, da will man ja auch was Hübsches anziehen.“ Audrey hatte um ehrlich zu sein vor gehabt einfach nur eine Röhrenjeans und dieses eine Oberteil, welches unter der Brust einen Gummi hatte und den Stoff so schön fallen ließ anzuziehen, aber wenn Katy das jetzt so sagte fühlte Audrey sich damit wirklich schäbig. Audreys Schweigen schien jedoch Antwort genug zu sein. „Weißt du was, wir kaufen dir einfach vor Ort was, wird sich schon was finden. Hast du eigentlich einen Hund?“ Schon wieder waren sie bei einem anderen Thema angelangt! „Ja, Cooper, warum?“ „Ah, gut, ich hab auch einen, Humphrey, ein Mops. Der wiegt genau fünf Kilo und hundert Gramm, ich darf ihn also als Handgepäck mitnehmen. Und deiner?“, fragte Katy weiter. „Oh Gott, COOPER?! Der bellt wenn er nur ein Pferd sieht, die machen ihn verrückt.“ „Na und? Macht meiner doch auch.“ „Ja, aber Cooper ist ein bisschen größer, den kann ich nicht wirklich mitnehmen.“ „Was? Wie groß ist der denn bitte?“, hakte Katy nun etwas genauer nach. „Keine Ahnung, würde sagen ein bisschen größer als ein Golden Retriver und er hat bestimmt dreißig Kilo drauf. Und der ist saualt, den schlepp ich garantiert nirgendswo mit hin.“ „Ach, wenn das so ist… Aber ansonsten klappt dann alles morgen?“ „Ja, rein theoretisch schon.“, meinte Audrey, doch als sie merkte dass der Bus wieder gehalten hatte und Nathan, bei Elizabeth eingehakt, einstieg stellte sie sich innerlich bereits vor wie Katy und Elizabeth sich gegenseitig mit Wörtern töten würden. Der Gedanke war zwar lustig, aber was sie von dem Kleikrieg halten sollte, den die beiden da machten wusste sie nicht. „Hey Audrey, komm, wir setzen uns nach ganz hinten, Sam und Jenny steigen die nächste ein.“ „Ja, warte, ich muss noch mein Zeug hier zusammenklauben.“, meinte Audrey und war sichtlich erleichtert, als Katy sich wortlos zu ihren Freundinnen setzte. „So, Seite zwanzig ist Hausaufgabe. Euch allen ein angenehmes Wochenende.“, verabschiedete ihr Mathelehrer seine Schüler für diesen Nachmittag. „Sooo, was machen wir Genies dieses Wochenende?“, fragte Nathan und gesellte sich zu seinen drei Freundinnen. Hach, wenn man das so sagte klang es so als wäre er ein richtiger Player. War er natürlich nicht, sonst hätte Elizabeth ihn schon längst zusammengeschlagen, zumindest seelisch. „Meinen Vater besuchen, meine Schwester dabei haben, meine Schwester dort ertragen, meinen Hund mitnehmen, meinen Hund lieb haben… ja, das war’s. Ihr?“ „Ich und Sam werden ins Kino gehen, wenn’s uns umbringt! Danach werden wir zum Walmart, einkaufen und so… Wir schauen mal.“, meinte Jennifer bestimmt. „Walmart? Ich fühl mich zwar dort immer geistig allem und Jedem überlegen, aber das ist auch das einzige was man dort tun kann.“, erwiderte Nathan. „Ja was machst du denn bitte, was so geistig anspruchsvoll ist?“, knurrte Sam. „Das sagte ich doch schon, ich geh mit meinen Brüdern-“ „Jaja, auf dieses Konzert“, winkte Elizabeth ab und wand sich nun viel lieber Audrey zu „Aber erzähl mal, was ist nun aus Katy geworden?“ „Äh, nun ja…“ Und Audrey erzählte was es zu erzählen gab. Die Reaktionen der Anderen waren eine Mischung zwischen spöttischen Lachen und Augen verdrehen. „Ich hoffe du wirst auch ohne normale Menschen um dich herum glücklich werden… Aber mach Fotos, ich will dieses Pferd sehen, wie weit es noch gewachsen ist… Ich kenn nur Fotos von ihr als Zweijährige, bei ihren ersten Rennen, da war sie noch ein halbes Fohlen. Aber ich wünsch dir trotzdem viel Spaß.“, meinte Elizabeth. „Tja, auf dass ich den haben werde…“ „Wir sind da… Oh endlich!“ Überglücklich ließ Adia sich in ihr Hotelbett fallen, gefolgt von Tita, die sich zu ihr legte. Blue war endlich in ihrer kuscheligen Übergangbox, war bis morgen versorgt und somit war der Freitag für’s Erste gerettet. Sie hatte gerade mal Zeit gehabt um sich zu duschen, als es auch schon an ihrer Tür klopfte. „Mary hier!“, rief eine Stimme. Adia schlüpfte in ihren Bademantel und öffnete die Zimmertüre, jedoch nur um Mary in einem recht schicken Abendkleid zu sehen, perfekt geschminkt, die Haare hochgesteckt. „Hä? Was ist los?“, fragte Adia verwirrt. Mary starrte sie an, als hätte sie eine Todsünde begangen. „Du… Um Himmels Willen, warum bist du noch nicht fertig?!“ Adia verstand gar nichts mehr. „Was?“ „Wir treffen uns in einer halben Stunde mit Blues Sponsoren zum Essen, in diesem Feinschmeckerlokal! Verdammt, wie konntest du so was nur vergessen?!“, fuhr Mary sie panisch an. „Warum hast du mich nicht angeschrieben?!“, schrie Adia sie panisch an und begann sofort Unterwäsche, ein grünes Abendkleid, Strumpfhosen, High Heels und eine Silberkette aus ihrem Koffer zu reißen, der bisher noch nicht ausgeräumt worden war. „Ich hab dir eigentlich zugetraut dass du das selbst hinbekommst!“, knurrte Mary. „Hör zu“, begann Adia „Du wirst Tita jetzt die Zöpfe aus dem Fell flechten, ich zieh mich währenddessen um und schmink mich dann im Auto, ja?“ „Na meinetwegen, aber warum zur Hölle hast du ihr Zöpfe ins Fell geflochten?“ „Ich hab sie vor zwei Tagen gebadet, wenn das Fell nass und glatt ist flechte ich immer Zöpfe rein, dann sind sie danach immer schön wellig… Zudem macht das weniger Arbeit für mich. Die Zöpfe flechte ich ihr immer an den Ohren und dann jeweils an den Seiten einen großen, langen, der das gesamte Deckfell, was da runter hängt, beinhaltet.“, erklärte Adia und hatte bereits die Badezimmertür zu gemacht. Man konnte hören dass sie sich mit den Strumpfhosen abmühte und nur schwer den Reisverschluss des Kleides zu bekam, doch ansonsten war sie recht schnell fertig. Ja, ihre Haare waren noch nass, sie war ungeschminkt, doch aufgrund der Tatsache dass sie ihren halben Schminktisch in ihre Handtasche knallte, sich Chicas Leine und Halsband, das „gute“, zum Ausgehen, schnappte, war anzunehmen, dass sie losfahren konnten. „So, wir sind jetzt vor dem Restaurant, hast du es bald?“, fragte Mary genervt und sah Adia dabei zu, wie sie sich das zweite Auge schminkte. Chiquitita saß auf dem Rücksitz, das Fell fiel ihr in langen Wellen herab und durch das Halsband mit der Blumenstickung und den kleinen Glitzersteinen, sah sie natürlich so gut aus wie immer. „Ja, gleich… Wie viel Zeit haben wir noch?“, fragte Adia, noch immer völlig auf ihr Auge konzentriert. „Minus zwei Minuten.“, knurrte Mary warnend. „Oh Scheiße! Schieben wir es auf den Verkehr, warte, gleich hab ich’s!“ Adia verteilte noch den letzten Rest Lidschatten auf ihrem rechten Auge, ihren Blick völlig in die Reflektion des Rückspiegels versteift. „Minus drei Minuten!“, hetzte Mary weiter. „JA! Verdammt, ich hab’s ja!“ Genervt zwängte Adia sich aus dem Wagen und stolperte auf den Parkplatz des Restaurants, ihre Handtasche, welche farblich keineswegs zu ihrem Kleid passte, an sich gedrückt. Sie öffnete die Rücksitztür, woraufhin hin ihr sofort eine aufgeregte Tita an den Hals sprang, jedoch recht ruppig am Halsband gepackt wurde. „Benimm dich, hörst du?“, warnte Adia ihren Hund, legte ihr die Leine an, strich ihr das Fell glatt und machte sicher dass es, vor allem am Kopf und den Ohren, schön fiel und machte sich dann mit großen, eiligen Schritten, auf das Restaurant zu. Als sie das Innere betraten, kam sofort eine gewisse Ruhe über sie, was völlig an dem ruhigen, gehobenen, klassischen, Ambiente lag. Adia liebte dieses Restaurant, das beste was Lexington zu bieten hatte! Auf einer kleinen Bühne spielte gerade eine Jazzband eine klassische Version des Liedes Beat It spielten. Es klang absolut genial, das musste sie den Kerlen lassen! Zwar mochte sie den anderen Singer lieber, da dieser sehr gerne alte Lieder der Beatles oder Elvis coverte, aber der hier war auch nicht schlecht. Adia sah sich, noch immer etwas außer Atem, nach Blues Sponsoren um, doch sie wurden bereits von dem Oberkellner empfangen. „Guten Abend die Damen“, begrüßte er sie freundlich „Ein Tisch für Zwei?“ „Nein, wir suchen nach Jemandem, sie müssten eigentlich schon da sein. Mister Richard Johnson und Stanley Harrison?“, fragte Mary. „Ach ja, ich glaube sie erwarten sie bereits...“ Der Kellner sah in den Reservierungen nach, die in einem kleinen Büchlein standen „Misses Hoffman und Miss Ferell?“ Die beiden nickten. „Ihr Tisch ist dort hinten, gleich neben dem Aquarium.“ Der Ober deutete galant in eine Richtung. Tatsächlich saßen dort, neben einem Aquarium mit vielen, bunten Tropenfischen, zwei ältere, etwas dickere Herren, die sich wohl sehr angeregt über einen Wein unterhielten.“ Eilig liefen die beiden Frauen, mit Tita an der Leine, durch die Menge an Tischen und Stühlen, auf Blues Sponsoren zu. „Guten Abend Mister Harrison, Mister Johnson…“ Mary und Adia setzten sich schnell, als sie den Herren die Hand gereicht hatten. „Ach, Misses Hoffman, Miss Ferell… Wo haben sie denn ihren Mann gelassen?“, fragte Mister Harrison an Mary gewandt. „Ach, der ist zu Hause geblieben.“, lachte Mary. „Und sie“ Nun war die Frage an Adia gerichtet „Wo ist denn ihre Familie? Denen gehört das Pferd schließlich.“ „Ach, die schienen es nicht für nötig zu halten bei diesem Gespräch dabei zu sein.“, winkte Adia schnell ab. „Nun ja, aber nun erzählen sie doch mal, wie macht sich die Stute so? Uns ist etwas von einer Zerrung zu Ohren gekommen…“ Adia verdrehte die Augen und winkte schnell ab. „Vergessen sie das. Das liegt fast zwei Wochen zurück, sie macht sich ganz prächtig. Ihrem Bein geht es bestens und ich muss sagen dass ihr Muskelaufbau, im Gegensatz zu Anfang der Saison, wirklich gestiegen ist. Ich garantiere ihnen, diese Stute kommt bestimmt unter die Top Fünf der Gewinner für das morgige Rennen!“, erzählte Adia stolz. „Nur die Besten fünf?“, hakte Mister Harrison fast schon enttäuscht nach. „Nana, das ist für ein Pferd wie sie gar nicht schlecht!“, wand Mary ein, als sie bemerkte dass Adia darauf plötzlich keine Antwort wusste. Was war denn an dem fünften Platz schlecht? Das Pferd war drei, keine sechs. Das war ihre erste richtige Saison, in der es um wichtige Rennen ging, nächstes Jahr würde sie dann richtig durchstarten. Während Blues Sponsoren und Mary sich also anfingen über Gewinnchancen und Wahrscheinlichkeiten zu unterhalten, wurde Adia plötzlich von einem leisen Knurren aus der Konzentration gerissen. Tita, die sich bisher eigentlich sehr ruhig, fast schon vorbildlich verhalten hatte, stand kurz davor zu platzen. Ein Malteser, vielleicht auch ein weißer Lhasa Apso oder vielleicht auch ein Bologneser, sie wusste es nicht so genau, vom Nebentisch, der einer jungen Dame gehörte, die gerade wohl mit ihrem Zukünftigen anbändelte und die Leine des kleinen Hunds nur an das Stuhlbein gebunden hatte, sprang die ganze Zeit schon recht provokant auf Tita zu und nicht selten konnte Adia ein leises Knurren, beziehungsweise Kläffen hören. Eigentlich war Tita nicht aggressiv, aber wenn es zwei Dinge gab, die sie hasste, dann waren es zum einen Hunde, die sehr viel kleiner waren als sie und Freche Hunde. Freche, dominante Hunde. Tita war an sich schon kein leichter Brocken gewesen, was ihre Erziehung anging, sie war eben ein Windhund, sie wollte eben immer ganz oben stehen, aber wenn andere Hunde es wagten sie in irgendeiner Art und Weise anzugreifen... Aua. Sie mochte andere Hunde, doch alles was ihr dumm kam, wurde eben, nach einer deutlichen Warnung, in seine Schranken gelenkt. Und wenn Tita jetzt, in diesem Restaurant, einen kleinen, ungezogenen Kläffer töten würde, wäre das zwar ganz lustig anzusehen, aber wahrscheinlich eher negativ für Adia und irgendwie auch für Tita… „Tita… Hey, Baby…“ Adia begann ihre Hündin in die Seite und den Hals zu pieken und sie hier und da am Rücken zu kraulen, einfach damit sie aus ihrem Starren auf den kleinen Hund rausgerissen wurde. Es wirkte, zumindest solange, bis der Kellner kam um die Bestellungen aufzunehmen. Adia und alle anderen am Tisch hatten bereits ein paar Gläser Wein hinter sich, was auch nur daran lag dass zwei Flaschen für vier Personen einfach zu viel waren. Der Kellner war bereits fertig mit Bestellungen aufnehmen, doch jemand anderes schien den guten Mann nicht so zu mögen. Der kleine Kläffer vom Nachbartisch begann wie manisch den Kellner anzubellen, was ganz nebenbei die gesamte gehobene Atmosphäre von dem Restaurant nahm. Es wunderte Adia dass bisher noch niemand die Halterin wegen der Töle angesprochen hatte. Tita schein die Schnauze langsam jedoch voll zu haben, sowohl von dem Kläffen als auch von der Respektlosigkeit dieser Töle ihr gegenüber, weshalb sie, nachdem der Kläffer sie bestimmt schon zum dritten Mal hintereinander versucht hatte anzuspringen, es sich dann aber doch nie traute, plötzlich aufsprang, auf den kleinen Hund zustürzte, ihn, verdammt laut übrigens, anknurrte und ihm scheinbar noch im selben Augenblick, irgendwo hin biss und der kleine Hund ein schrecklich lautes Fiepen von sich gab. Das alles passierte in vielleicht einer Sekunde, dann war es auch schon wieder vorbei. Und dann war es still. Fast alle Gäste die um Adias Tisch herumsaßen hatten beobachtet was passiert war und im Grunde war doch jeder froh dass der kleine Käffer endlich die Schnauze hielt. Und das tat er auch. Ja, er trollte sich richtig ängstlich unter den Tisch, als Tita den Kläffer mit immer noch hochgezogenen Lefzen und einem hörbaren Knurren anstarrte. Im Grunde war dieses Knurren das einzige was man in dem Gastraum hörte, selbst die Jazzband hatte vor Schreck, als der Kläffer gefiept hatte, aufgehört zu spielen. Und eigentlich hätte diese Ruhe so bleiben können. Die Band hätte wieder spielen können, die Restaurantbesucher hätten sich einfach wieder ihren Gesprächen zuwenden können, Titas Knurren klang ja auch langsam ab, sie hatte die Töle in seine Schranken gewiesen und für den Rest des Abends würde der keinen Mucks mehr machen. Aber wie so oft, machen in solchen Momenten irgendwelche Idioten mal wieder künstliche Panik. In diesem Fall die Besitzerin des Wischmobs. „Was erlauben sie sich!?“, schrie sie außer sich und hätte fast ihren Stuhl umgekippt, als sie sich nach Adia umgedreht hatte. Ihren Hund hatte sie auf dem Arm. „ICH?! Ma’am ich habe NICHTS getan, was ihr Hund soeben bekommen hat war eine Lektion in Sachen Respekt und Erziehung, was sie ja wohl völlig verschlafen haben!“ Adia versuchte ja ruhig zu bleiben, aber bei solchen Reaktionen könnte sie kotzen. Merkte die Frau denn gar nicht wie scheiße ihr Hund war? „Ladys, nun beruhigen Sie sich doch…“, versuchte der Kellner einen kleinen Versuch, wurde jedoch völlig ignoriert. „Wie DUMM sind Sie eigentlich?! Haben sie überhaupt eine Ahnung von Hundeerziehung?! Ich denke kaum! Ihre Töle sollte man erschießen, schauen sie was sie-“ „Was, wollen Sie mir jetzt die Schramme zeigen die mein böser Hund ihrer Ratte gegeben hat? Soll ich ihnen mal was sagen? Ich glaube sie sollten sich mal ganz schnell wieder setzten und ihre verfettete Gänsestopfleber aufessen, sonst würg ich ihnen meine Faust tiefer in den Hals als den Gänsen der Mais!“ Jetzt schien die Tussi geplättet. Sie sah sich sofort hilfesuchend nach ihrem Freund um, welcher das ganze jedoch eher amüsiert beobachtete, fuhr dann jedoch ihre Spezialwaffe aus. „Ich verlange den Manager! Sie und die Töle sollten Hausverbot bekommen, der Hund gehört erschossen! So was ist eine Gefährdung für die Allgemeinheit!“, schrie sie so laut dass es mit Sicherheit das gesamte Restaurant hörte. „Hören Sie Lady, entweder sie setzten sich jetzt wieder hin, achten darauf dass ihr Köter nicht mehr das gesamte Restaurant nervt ODER ich kann auch noch ganz andere Saiten aufziehen!“ „Ich könnte sie wegen Bedrohung und Sachbeschädigung anzeigen, ich schwöre es ihnen, die Tierarztrechnung bezahlen Sie!“, drohte die Dame weiter. „Welcher Tierarzt?! Ihr Köter bekam was er vierdient hat, eine Respektschelle! Und glauben Sie mir, ich bin so kurz davor Ihnen auch gleich eine zu verpassen!“ „Adia!“, rief Mary nun aus und wollte Adia an ihrem Abendkleid wieder zurück auf den Stuhl ziehen, denn wenn Adia sich erhob, war die Situation ernst. „Wenn sie das wagen, ich rufe meinen Anwalt und DER verklagt sie auf alles was sie haben!“ Adia lachte spöttisch auf. „Ach, das wäre? Das wertvollste was ich besitze ist mein Bett, DAS war teuer, den Rest können Sie mal!“, fauchte Adia sie an. „Es reicht! Ich will den Manager dieses Schuppens sprechen sofort! Und wenn man Sie nicht AUGENBLICKLICH rausschmeißt, kann sich dieser Laden als auch sie auf was gefasst machen!“, drohte die Dame. „Ach, wirklich?!“ Adia riss plötzlich ihren Stuhl umher, stellte sich mit ihren High Heels und einem vollen Weinglas oben drauf und begann durch den gesamten Gastraum zu schreien, was, wenn man angetrunken war, sehr viel leichter war als im nüchternen Zustand. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich mag zwar nur eine unreife Pferdetrainerin aus Nebraska sein, aber ich möchte Ihnen eine Frage stellen!“, begann Adia und tatsächlich hatte sie die Aufmerksamkeit aller Restaurantbesucher, denn wirklich ausnahmslos jeder hatte von dem Streit der beiden Frauen mitbekommen. Sogar das Küchenpersonal und alle Kellner hielten inne, nur eine Zweiundzwanzigjährige zu sehen, die auf einem Stuhl stand. „Ich möchte nun wissen wer von Ihnen sich von dem Gekläffe des Hundes dieser Lady hier genervt oder gar in seinem Besuch gestört gefühlt hat. Wer auch immer das wunderschöne Ambiente dieses Restaurants aufgrund des lautstarken Bellens dieses Hundes nicht genießen konnte, den bitte ich den Arm zu heben… Aber bitte“ Sie machte eine bedeutende Pause „Nicht den rechten! Das macht einen sehr schlechten Eindruck auf die dunkelhäutigen Gäste hier…“ Ein kurzes Kichern ging durch die Tischreihen, doch tatsächlich erhob eine recht große Anzahl an Gästen, vor allem die, die in der Nähe des Tisches saßen, den Arm. Wow, Adia konnte kaum glauben zu was sie angetrunken imstande war… bisher wurde sie nicht mal ausgelacht, war nicht nackt, hatte den Ruf ihres Hundes gerettet und musste nicht kotzen… Sie war so gut! „Gut! So, nun sagen Sie, hat irgendwer in diesem Raum, außer mir“ Sie kicherte gespielt selbstverliebt „Ahnung von Hunden und ihrem Sozialverhalten?“ Wieder hoben einige Leute den Arm, Adia schien wohl langsam aber sicher so was wie die Sympathie der der Gäste zu erhaschen. „Aha, sehr gut… Sie da, der Kellner, könnten Sie mir, freundlicher Weise sagen was ein normaler Hund tut wenn ein anderer Hund ihn auf’s Äußerste nervt, ankläfft, reizt, aufregt und keinerlei höfliche Zurückhaltung zeigt?“ „Er macht ihm klar dass es so nicht geht, warnt ihn mit knurren vor und wenn der andere Hund dann nicht aufhört kommt es eben auch mal zu Bissen.“ „Jaaaa, genau, richtig! Wer kann mir das bestätigen? Bitte erheben die sie Hand wenn sie derselben Meinung sind!“ Wieder erhob eine gewisse Menge die Hand. Adia grinste zufrieden, kippte die Hälfte ihres Weinglases runter und meinte dann an die freundliche Dame gewandt: „So, Sie sehen… Ihr Hund hat sich das selbst zuzuschreiben, ja, im Grunde hätte man sogar Sie rauswerfen können, wegen Lärmbelästigung, also lassen Sie mich in Ruhe und wenden Sie sich wieder Ihrem Essen zu.“ „Ich-“ Die Frau schien noch einen verschüchterten, fast schon beschämten Versuch zu machen, doch wurde sofort wieder von Adia unterbrochen. „Und bevor ich es vergesse: Wer von Ihnen ist froh dass der Hund endlich Ruhe gibt?“ Alle Hände erhoben sich. ALLE. Adia meinte auch alle. Selbst die Köche erhoben den Arm, doch wahrscheinlich nur um Adia zu unterstützen, denn es war merklich dass sie eine gewisse Sympathie gewonnen hatte, sonst wäre schon längst jemand gekommen und hätte sie notfalls mit Gewalt aus dem Restaurant geworfen. „Ha, Sie sehen… Niemand mag ihre Töle… Also dann… Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend!“, trällerte Adia, schluckte den Rest ihres Weines, stieg etwas betorkelt vom Stuhl und plötzlich hörte sie Geklatsche. Sie konnte nicht mal wirklich sagen von wo es kam, doch irgendwer hatte damit angefangen und plötzlich schien jeder einzustimmen. Sie bekam sogar einige Jubelrufe zu hören, wie ‚klasse Aktion‘ oder Ähnliches, doch die größte Hochachtung ließen ihr noch immer Blues Sponsoren entgegenkommen. Und sie konnte gar nicht so schnell reagieren, da stand auch schon der Manager des Restaurants neben ihr und ratterte eine Lobrede herunter, wie toll sie das doch gemacht hatte, wie klasse doch ihre Aktion war, was für einen tollen Hund sie doch hatte… Verdammt, sie fühlte sich gut. Nie hätte Adia gedacht dass dieser Abend so eine spektakuläre Wendung nehmen würde. Und das alles nur durch unglaubliche Genervtheit und Alkohol… Tja, bei ihr bewirkte das eben Wunder! Und Adia fühlte sich grade einfach nur so unglaublich toll! Sie war der absolute Mittelpunt, ihre Aktion wurde irgendwie von jedem belobt und das letzte Mal dass sie so viel Lob bekam das war… Als sie den armen, besoffenen Fred nach Hause fahren musste. Er meinte sie fahre besoffen besser als er nüchtern und das… war das Beste was eine Frau hören konnte. „Oh, wissen Sie was ich noch will“, gab Adia plötzlich von sich und grinste über das ganze Gesicht „Bis mein Essen kommt habe ich ja noch ein bisschen Zeit und meine Frage wäre ob ich… Nun ja, ihre Band, spielt die auch was von Elvis?“ Der Manager lachte begeistert auf. „Sie haben einen Musikwunsch? Aber gerne, welches Lied?“ „Tjaaa, schauen sie auf meinen Hund, was fällt ihnen da als erstes ein?“, fragte sie vielsagend. „Hound Dog?“ Der Manager schien von Adias Musikwunsch merklich begeistert und angesichts der Tatsache dass sie den anwesenden Gästen, zumindest den meisten, den wohl unterhaltsamsten Abend seit Ewigkeiten beschert hatte, schien Anlass genug um ihr Extrawünsche zu erfüllen. „Aber eine Bitte hab ich noch… Darf ich singen? Bitte, ich kann Singen, glauben Sie mir und wenn die Gäste gehen, kriech ich schon allein zurück zu meinem Tisch, darf ich?“, flehte Adia aufgeregt. Okay, Karaoke war auch nicht eingeplant gewesen, aber sie hatte einen Musikwunsch offen und sie hatte einen Hund der dazu passte… Mehr konnte sie nicht verlangen. „Also gut… Aber wenn sie katastrophal sind…“ „Keine Sorge, ich merke wenn ich mich blamiere…“ Adia stand auf, nahm Tita bei der Leine und drückte Mary ihr Handy im Fotomodus in die Hand „Mach bitte Fotos und Videos, wenn ich morgen aufwache will ich zumindest sagen können dass Tita verdammt gut aussah… Also wie immer. Ach, und ganz nebenbei… Adia klang gut. Ziemlich gut. So gut dass sie und ihr verdammt gutaussehender Hund Applaus bekamen, für ein Lied das älter war als Deine Mutterwitze. Aber eigentlich klang sie ja immer gut, aber das Problem war, dass das nur geschah wenn sie betrunken war. Tja, lang lebe der Alkohol und seine gesetzlosen Freunde! Denn an eines sollte Jeder denken, wenn er auf eine Besoffene Adia Ferell traf: Nirgendwo wirst du mehr Abschaum und Verkommenheit versammelt finden als hier! – Obi Wan Kenobi. 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