Splash Paint von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 16: Boah shit, ich hab seit zwei Jahren mein Haustier nich gefüttert! ----------------------------------------------------------------------------- „Schatz, sag mal was zu dem Kleid hier. Meinst du das kann ich bei deinen Eltern anziehen? Oder ist das zu dick aufgetragen?“ Nervös drehte Mikes Verlobte sich in einem knielangen Abendkleid um die eigene Achse. Das war jetzt das vierzehnte Kleid was er sich antun musste. VIERZEHN. Seit fast zwei Stunden saßen sie nun in diesem Laden und das an einem Samstag! Na ja, ER saß, sie rannte wie ein nervöses Huhn durch die Gegend. „Ach Vicky, ich bitte dich“ verzweifelt fasste Audreys Onkel sich an die Schläfen und sah auf „Meine Eltern sind weder die Präsidentenfamilie noch deine Chefs, du kannst dich auch einfach ganz normal anziehen. NIEMAND wird sich bei uns für deinen Besuch in ein Kleid zwängen.“ Empört stämmte die Schwarzhaarige die Hände in die Hüften und sah verzweifelt zu Mike herab. „Ach komm schon! Ich hab schon mindestens sechs Kleider anprobiert und nichts hat dir gefallen! Ich will bei deinen Eltern einen guten Eindruck machen, da kann ich ja wohl mal rausputzen.“ „Ich versteh dich ja, aber als ich bei deiner Familie war musst ich mir das doch auch nicht in dem Ausmaß antun.“ Eingeschnappt setzte Viktoria sich in die Umkleidekabine und sah Mike vielsagend entgegen. „Dann such du mir doch eins aus!“ „Schön, na bitte!“ Genervt erhob Mike sich. Er würde das jetzt ein für alle mal beenden! Etwas unsicher durchkämmte er die Gänge, bis er endlich etwa das fand was er suchte. Ein knielanges, schwarzes Cocktailkleid. Bitte, das passte doch ganz toll! Seine Begeisterung für das Kleid wurde jedoch nicht von Vicky geteilt. „Ernsthaft? DAFÜR müsste ich nicht einkaufen gehen, so was Ähnliches hab ich selber zu Hause.“, beschwerte sie sich und machte sich wieder davon in die ewigen Weiten der Kleiderabteilung. Währenddessen ging das Bankett für Audrey und Katys Familie langsam in Richtung Ende. Die letzten Desserts wurden von den Angestellten in die Küche gebracht und auch Audrey hatte sich über ihr letztes Stück Tiramisu hergemacht. „Woah… was für ein Essen…“, schwärmte sie und legte ihren Teller zur Seite. „Audrey generell war die Letze gewesen, die überhaupt noch gegessen hatte. Katy und ihre Familie so wie auch Miss Hofmann hatten sich die ganze Zeit eigentlich nur noch über Blue und Gott und die Welt unterhalten. Adia hatte hin und wieder sogar mal ein paar Dinge zu Audrey gesagt, die richtig nett waren. Aber ansonsten gab es nicht viel was Audrey mit irgendwem geredet hatte. Sie hatte sich eigentlich nur wirklich direkt mit Katy unterhalten. „Also dann… Ich und Miss Hofmann müssen Blue in den Anhänger bringen“ Adia hielt kurz inne „Katy, willst du dich von unserer Wunderstute vielleicht noch verabschieden?“ Man konnte deutlich hören, dass Adia genau das eben nicht wollte. Warum sie es dann trotzdem gesagt hatte, war Audrey aber nicht wirklich klar. „Nein, ich war vorhin schon bei ihr.“, antwortete Katy. „Also ich würde gerne.“, meinte Audrey plötzlich. „Gut, dann komm mit.“, meinte Miss Hofmann und erhob sich langsam von ihrem Stuhl. „Audrey, kannst du mit kurz beim Bandagieren helfen? Da mag jemand nicht.“ Tatsächlich schien Blue keine Lust darauf zu haben, dass man ihre Beine wieder in Watte bettete. Aber ihre Beine waren eben ihr Kapital und das galt es zu schützen. Audrey, die in ihren neuen, von Katy bezahlten High Heels sowieso kaum Halt hatte, ging nur zaghaft in die Hocke und half Adia so gut es ihre Fähigkeiten zuließen beim Bandagieren der Beine. Adia war da aber schon sehr viel geübter, sie trug immerhin ein Kleid, das ihren Beinen absolut keinen Spielraum gab. Audreys Kleid hörte wenigstens bei den Knien auf. „Muss sie das eigentlich immer über sich ergehen lassen?“, fragte sie. „Ja, aber nur wenn es auf Reise geht. Zu Hause badagieren wir sie eigentlich nie. Ist irgendwie unnötig. Ich meine nach dem Training kommt sie entweder in die Box oder die Weide, die Wahrscheinlichkeit dass eines von beidem mal ins Schleudern gerät und ihr die Beide aufreißen kann, ist eher gering“, antwortete Adia mit einer gewissen Gehässigkeit in der Stimme „Wobei ich jedoch sagen muss, dass ich eine Sache auf allen Ebenen nutzlos finde: Schweifschoner. Wer auch immer das erfunden hat, hat eindeutig nicht genug zu tun.“ „Adia, ich hör jedes Wort was du sagst. Und Schweifschoner sind nicht nutzlos, sie ersparen eine Menge Arbeit.“, widersprach Mary. „Oh bitte, was würde es Pretty denn bringen? Sie hat doch vielleicht höchstens einen halben Meter Schweifhaar, das ist nutzlos.“ „Na bitte, ganz wie du meinst, ich halte an den Dingern fest!“, widersprach Mary. Audrey schmunzelte und half schweigend beim Bandagieren. „Hey, wo ist eigentlich meine Olle?“ „Deine Mutter sitzt noch drinnen, am Tisch.“, gab Mary zur Antwort und zeigte nach oben zu dem rennbahneigenen Restaurant. Man konnte von den Ställen aus sehr gut in den verglasten Gästesaal sehen, vor allem um diese Tageszeit, wenn es langsam dunkel wurde. „Eigentlich meinte ich meinen Hund.“, antwortete Adia grinsend zurück. „Oh… Ruf sie doch mal.“ „Als ob das was bringt. Aber bitte…“ Adia räusperte sich „Tita! Tiiita, Tita, komm her, bei Fuß!“ Nichts tat sich. „Oh nicht schon wieder! Wartet kurz hier, ich find die schon wieder.“ Adia bandagierte noch schnell das letzte Bein der Stute, dann machte sie sich auf die Suche nach Tita. „Kommt das öfters vor?“, fragte Audrey irritiert. Wenn Cooper es mal wagen würde zu verschwinden, wäre ihr Großvater krank vor Sorge! „Ach, dauernd. Die treibt sich immer das rum wo man sie nicht sieht, meistens bleibt sie aber irgendwo in direkter Nähe, richtig weggelaufen ist sie jedenfalls noch nie. Auf Rufen reagiert sie meist auch nicht und auch ansonsten ist sie einer der Hunde, der mehr Katze als sonst was ist. Aber sie ist im Grunde ein Schatz, wenn man sie lang genug kennt.“, erklärte Mary und legte Blue für die Reise ein Halfter mit Lammfellpolsterung an. Adia hatte inzwischen gefunden was sie suchte. „Titaaaa, du Idiot, was machst du wieder?“ grinsend ging sie in die Hocke und tätschelte die Afghanin. Sie hatte soeben die Freuden und Vorteile eines Tribünensitzplatzes herausgefunden. „Ach du, was du wieder machst. Aber jetzt komm, wir fahren wieder nach Hause. Na, du magst dreistündige Autofahren bis in die Nacht, hm?“ Ach, es gab nichts über Sarkasmus! Als sie wieder bei Audrey und Mary aufschlug, war Blue bereits verladen. „Na dann, ich setz unseren Superwachhund kurz hinten in den Rücksitz und dann verabschieden wir uns noch schnell von meiner bescheuerten Familie… Und meinem Vater.“ „Ja, langsam sollten wir wirklich los. Hast du eigentlich auch wirklich alles aus dem Hotel mitgenommen?“ „Ich bitte dich, die eine Reisetasche… Da fällt mir ein, dass wir noch an irgendeiner Tankstelle halt machen müssen, ich hab keine Lust in dem Aufzug Auto zu fahren.“ „Gut, können wir machen. Aber davor muss ich noch kurz mit deinen Eltern wegen dem Transport von Bailiou für dieses Jahr nach Nebraska reden. Du wirst wohl kaum den ganzen Weg fahren, nicht?“ „Vergiss es. Ich mach viel für sie, aber das tu ich nicht.“ Audrey musste kichern. Diese ‚Liebe‘, die Adia für jeden aus ihrer Familie, mit Ausnahme vielleicht ihres Vaters verspürte, war einfach zu unterhaltsam. „Also dann, wir müssen dann mal. Wir haben noch einen echt langen Weg vor uns.“ „Passt auf euch auf und sagt bescheid wenn ihr gut angekommen seid.“, bat Misses Ferell ihre Freundin. „Machen wir. Also dann, ich starte schon mal den Wagen. Man hört sich dann. Also dann, macht’s gut, tschüss Daddy“ Sie bückte sich nach ihren Vater und umarmte ihn flüchtig „Und war nett dich kennenzulernen, Audrey.“ Wow, Audrey wurde extra von Adia erwähnt! Sie konnte sich hier echt was drauf einbilden, immerhin wurde nur ihr und Adias Vater diese besondere Ehre zuteil. „So, unser Flieger geht morgen um sieben…“ Katy, die gerade in ihrem Pyjama auf ihrem Bett saß und Humphrey die Krallen schnitt, fuhr ihren Laptop herunter. „Okay, ich steh dann so gegen halb sechs auf, du?“ „Fünf… Ich muss mich noch duschen.“, meinte sie und klopfte die abgeschnittenen Krallen ihres Mops vom Bett. Audrey, die auf ihrem Bett grade ihr Kleid zusammenlegte, bevor sie duschen gehen würde, zuckte zusammen, als Humphrey auf einmal wie wild zu kläffen begann. „Oh Gott, was hat er jetzt schon wieder?“ „Ach, wahrscheinlich hat er Hunger. Er bekommt um die Uhrzeit immer noch von mir eine besondere Kleinigkeit.“, erklärte Katy und öffnete ihre Nachttischschublade um einen Müsliriegel hervorzuholen. „Das gibst du ihm doch jetzt nicht wirklich?“, hakte Audrey ungläubig nach, während sie ihren Schlafanzug aus der kleinen Tasche holte, in der nun auch ihr Kleid und das neue Paar Schuhe platz fand. „Doch, was ist dabei? Er bekommt ja nicht alles.“ Sie brach den Riegel in zwei und hielt eine Hälfte Humphrey vor die Nase, was dieser auch recht schnell zur Kenntnis nahm und verschlang. „Aw, du bist so ein toller Hund, naaaa? Jaaaaa, du bist ganz toll!“ Sie drückte dem kleinen Hund einen Kuss auf die Stirn und setzte ihn dann auf den Boden. „Also so nimmt er garantiert nicht ab.“ „Was habt ihr nur immer alle mit seinem Gewicht, so dick ist er doch gar nicht. Er ist eben ein Mops, das gehört so.“, verteidigte Katy ihren Hund sofort energisch. Audrey lachte nur kurz auf. Sie hatte keine Lust auf Streit mit Katy, solange sie noch mit dieser zusammen in einem Hotelzimmer war. Noch am selben Abend, gegen elf Uhr, kam Adia endlich zu Hause an. Misses Hofmann hatte sie und Tita vor ihrer Wohnung abgesetzt und war allein auf den Hof zurückgefahren. Und ganz im ernst, es war ihr scheißegal. Sie war fertig, der Tag war lang gewesen und sie wollte nur noch schlafen. Müde schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung auf und schmiss die Tasche aufs Bett. Tita legte sich ohne umschweife in ihre Körbchen, welches im Wohnzimmer lag. Irgendwie hatte Adia nicht mal mehr Lust sich umzuziehen, sie zog einfach nur ihre Klamotten aus und legte sich in Unterwäsche ins Bett. Und plötzlich schaffte es ihr Handy sie wieder hellwach zu machen. Der edle Fred hatte ihr eine Nachricht zukommen lassen. „Wow, er kommt JETZT auf die Idee mich zu fragen wie das Rennen verlaufen ist. Tita, ich muss ihm eins lassen, er ist so aufmerksam, nicht Tita?“ Den Hund interessierte es einen Scheiß, wie überraschend! Am nächsten Morgen, als Audrey um die Mittagszeit endlich wieder zu Hause angekommen war, half ihre Mutter ihr beim Ausräumen ihrer Tasche. „Wow, wer hat dir denn dieses Kleid geschenkt?“ „Ist cool, hm?“, fragte Audrey begeistert und zeigte ihr die passenden Schuhe dazu. „Und wann willst du das tragen? Ich kenn dich doch, du trägst keine High Heels, ich meine ich find‘s toll dass du dir so was mal geholt hast, aber war das nötig?“, fragte ihre Mutter und packte die paar Klamotten die Audrey sonst noch dabeigehabt hatte zurück in ihren Schrank. „Ich hatte keine Wahl, ich wurde sozusagen gezwungen, wirklich!“ Diese Diskussion hätte jetzt noch ewig so weitergehen können. Glücklicherweise klopfte ihre Oma an ihre Tür, was im Grunde unnötig war, da sie sowieso ohne weiteres herein kam. „Audrey! Ich kam noch gar nicht dazu dich zu begrüßen, wie war das Rennen gestern?“ „Oh, ganz interessant, ich hatte meinen Spaß… Und mein Hass gegen Katy ist gefährlich geschrumpft, sie ist fast schon nett. Aber ihr Mops ist scheiße… Oh, Katys Schwester ist aber auch ganz nett und ihr Pferd ist sooo schön! Oh je, eines kann man ihr lassen, ihr Pferd ist echt hinreißend!“ „Schön dass es dir gefallen hat. Aber jetzt sei doch so lieb und helf uns ein bisschen beim Aufräumen, wir wollen bei Mikes Verlobten doch keinen schlechten Eindruck hinterlassen.“ Das hätte Audrey fast vergessen, diese Viktoria kam ja heute vorbei! „Ach Mum, jetzt sei nicht so, Audrey hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Audrey, räum einfach dein Zimmer auf, Mikes Freundin kommt erst um fünf. Du hast noch gut drei Stunden.“ Nachdem Audreys Zimmer tatsächlich wieder halbwegs annehmbar aussah, begab sie sich hinunter ins Esszimmer, wo ihr bereits der markante Geruch von Rindschmorbraten, Kartoffeln, gekochtem Gemüse, Tiramisu und Bratensoße entgegen. Die Mischung aus all diesen Gerüchen war… interessant. Und mit ‚interessant‘ meinte sie ekelhaft. „Granny… Übertreibst du’s nicht ein bisschen was das Essen angeht?“, fragte Audrey, als sie ihre eher kleine, gekrümmt stehende Großmutter vor all den brodelnden Töpfen sah. „Ach Audrey, ich bitte dich, ich bin noch nicht so alt und gebrechlich, dass ich nicht kochen kann. Helf mir lieber und stell das Tiramisu in den Kühlschrank.“, war die schroffe Antwort ihrer Großmutter, welche ihr sofort die Auflaufform in die Hände drückte. Und wie Audrey das Dessert in den Kühlschrank stellte und all das Gemüse im unteren Kühlschrankfach sah, da fiel ihr plötzlich ein, dass es zwei Wesen da draußen, in den Weiten dieses Universums gab, die voll und ganz auf sie angewiesen waren. „Äh… Ich muss kurz nach was schauen, wo ist Cooper?“, fragte Audrey etwas hektisch. „Im Hof, warum?“ Gut, das passte doch. „Heeey, Rattis, wie geht es euch? Hey, ihr Süßen, na, geht’s? Ihr glaubt gar nicht was für eine Angst ich hatte.“ Audrey goss den beiden grade frisches Wasser aus einer Plastikflasche in ihren leeren Wassernapf. Sie hatte sich am Freitagabend das letzte Mal um die zwei gekümmert und jetzt war Sonntagnachmittag. Sämtliches Futter der zweien war leergefressen worden und Audrey hatte ein richtig schlechtes Gewissen. „So, hier… Das war alles was ich auffinden konnte, aber fürs erste reicht es euch doch, nicht?“ Das trockene Brot und die halbe Banane, die sie ihnen reingelegt hatte wurden sofort von beiden verschlungen. Eigentlich waren sie nur mit fressen beschäftigt und Audrey fühlte sich wie der schlimmste Mensch auf Erden. Sie Monster hatte zwei arme, kleine Ratten hungern lassen! Apropos Futter: was rein kam, musste auch wieder raus. Audrey nahm einen Handfeger und versuchte das gröbste so gut wie möglich auf die Schaufel zu bekommen. Glücklicherweise hatten die zwei sich eine Ecke als Klo ausgesucht, so dass sie nicht allzu viel zu tun hatte. Als sie ihnen die paar Gemüsereste in den Käfig legte, stürzten sich die zwei darauf, als stünden sie kurz vorm Verhungern. Kurzum taten sie Audrey so leid, wie sie die Karottenscheiben in ihre winzigen Pfötchen nahmen und gierig daran herumknabberten. Doch sie waren so sehr damit beschäftigt zu fressen, dass Audrey ihnen zum ersten Mal, seit sie sie bei sich hatte, in aller Ruhe mit dem Finger über den Rücken streichen konnte. Sonst waren sie immer zu wuselig gewesen. „Ich schau mal was ich euch heute Abend bringe… Also bis dann… Auf dass mein Bruder endlich mal einen Abnehmer für euch findet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)