Mit großen Schritten . . . von irish_shamrock (→ in Richtung Zukunft! ←) ================================================================================ Kapitel 1: in Richtung Zukunft! ------------------------------- Mit großen Schritten . . . ▬▬▬▬▬▬▬▬▬ in ▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Richtung Zukunft! Lautlos landete eine der Posteulen vor ihr und trug ein Schriftstück im Schnabel. Verwirrt blickte die junge Frau um sich und erkannte, dass nicht nur sie von den kleinen, fliegenden Boten ersucht worden war, denn jeder Schüler in ihrem Jahrgang, bekam zu Beginn des letzten Schuljahres ein solches Schreiben und es war genau der Moment, vor dem ihr seit Anbeginn ihrer Zeit hier auf Hogwarts graute. Misstrauisch betrachtete Bernadette das Pergament, welches noch immer in dem scharfen Schnabel der Schleiereule verweilte. Zögernd streckte sie die Finger nach dem Tier aus, tätschelte dem gefiederten Überbringer kurz das Köpfchen, ehe sie endlich das Papier in die Hände nahm. Ein lautes Schlucken folgte, doch es half nichts. Sie musste den Brief lesen, denn dessen Inhalt entschied, über ihren weiteren Lebensverlauf. Murrend trat die junge Frau über Bücher, umgestoßene Tintenfässer und Schreibfedern und versuchte sich einen Weg durch das Chaos zu bahnen, welches seit Wochen in dem Schlafsaal herrschte. Suchend blickte sie sich in dem kleinen Raum um. Ihre kleine Siamkatze Gwenaël, deren vollen Namen sie nur gebrauchte, wenn ihr Kätzchen wieder seine Krallen an ihrem Bett schärfen wollte, schlummerte schnurrend und zusammengerollt auf dem bereitgelegten Kissen aus grünem Samt. Ihr Stubentieger war seit ihrem ersten Tag hier auf der Schule für Hexerei und Zauberei ihr Begleiter gewesen und nun wurde es Zeit, langsam dem Gewohnten Lebewohl zu sagen. Ihr Abschluss stand unmittelbar bevor, doch nicht nur Bernadette Dunne überkam ein Gefühl von Unsicherheit bei dem Gedanken daran. Auch ihrer besten Freundin und Zimmerkameradin Marion erging es nicht anders. Das meist etwas vorlaute Mädchen hielt sich, wenn sich die Gespräche um die Abschlussprüfungen rankten, zur Überraschung aller vornehm im Hintergrund. Doch wohl jedem wurde mulmig zumute, wenn die Professoren zur Überprüfung der Fähigkeiten riefen. „Es ist gar nicht schlimm“, hatte William gemeint, als er ihr einen seiner vielen Briefe schrieb. Der blonde, hochgewachsene, junge Mann hatte seinen Abschluss vor zwei Jahren gemacht und so lang schon war er ihr Freund gewesen. Nach langem, und fernem Anschmachten, hatte sich die kleine, zierliche Bernadette ein Herz gefasst und dem jungen Ravenclaw ihre Gefühle gestanden. Mit einem Lächeln, das stets als seine Geheimwaffe bezeichnet wurde, hatte er sie bei der Hand genommen und aus dem lauten, bunten Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs geführt. Der Sieg von Ravenclaw über Slytherin hatte ihrer Schwärmerei nie einen Abbruch getan und auch damals, er sie zum ersten Mal geküsst hatte, lag ihr Herz schon längst in seinen Händen. Doch William hatte leicht reden: Für ihn stand bereits fest, dass er weder ein Studium, noch ein Amt im Ministerium antreten würde. Sein Traum war es, für einen Zeitraum von ein paar Monaten, nach Italien zu gehen, um dort von einem alten Meister die Kunst der Eiscreme-Herstellung zu erlernen, nur um dann, irgendwann, den Eissalon von Florean Fortescue in der Winkelgasse übernehmen zu können. Dass diese Art der Beziehung funktionierte, konnte Bernadette selbst kaum fassen, doch in den Ferien, wenn sie daheim war, gehörte William McLaggan schon längst zur Familie. Er war klug und scheute auch schwere Arbeit nicht. Selbst ihr Vater mochte den Jungen, der sich so um seine Tochter mühte und war in den ersten Augenblicken vielleicht nicht sonderlich angetan und überzeugt, von dem Tun des jungen Mannes, doch als William vor zwölf Wochen endlich eine „eilige Eule“ erhielt und man ihm bestätigte, dass sich der alte Florean dazu bereit erklärte, ihm sein Geschäft zu überlassen, musste Ian Dunne seine Skepsis und seinen Argwohn revidieren. Zusammen mit seinem besten Freund Shane Clearwater, betrieb William nun das Eiscafé und konnte nicht über mangelnde Kundschaft klagen. Während ihr Freund nach den Sternen griff, sah sich das junge Mädchen in einer Art Zwickmühle. Seufzend ließ sich Marion neben ihr nieder, doch der Teller ihrer Freundin blieb unberührt. „Bernie“, drängte die Sucherin der Quidditch-Mannschaft der Schlangen und piekste dem Mädchen in die Seite. „Iss! Komm schon!“ Doch dem Bitten kam Bernadette nur mit einem murrenden Laut nach. „Was glaubst du, wie deine UTZ-Prüfung in Verwandlung gelaufen ist?“, den Kopf auf die zusammengefalteten Hände gelegt, betrachtete Marion das Mädchen aus ihren hellen Augen heraus. „Keine Ahnung“, erwiderte Bernadette und zuckte mit den schmalen Schultern. Ihr war überhaupt nicht danach, über die UTZ-Prüfungen nachzudenken, denn nach ihrem Empfinden waren diese zwar gar nicht schlecht gelaufen, doch Angst vor dem Resultat beschlich sie trotzdem. „Die Ergebnisse müssten in der nächsten Woche aushängen“, fuhr Marion fort und häufelte sich Buttergemüse auf ihren Teller. „Willst du auch?“ Doch Bernadette schüttelte abermals den Kopf und schob die ihr dargebotene Schüssel von sich. „Was willst du später machen?“, fragte sie plötzlich und Marion hielt ihrem Tun inne, sich eine Karotte zum Munde zu führen. „Ich will nachher noch eine Runde auf dem Besen drehen, wieso? Willst du mitkommen und dich endlich von der Flugangst kurieren lassen?“, leichter Spott schwang in ihrer Stimme mit, doch Bernadette warf ihr nur einen flüchtigen Seitenblick zu. „Nein, ich meine nicht heute Nachmittag, sondern nachher, also nach dem Abschluss.“, entgegnete das Mädchen und brachte ihre Freundin wahrlich ins Grübeln. Für Marion Nihal Flint stand schon lange fest, dass sie ihre Fähigkeiten dazu nutzen würde, um Karriere als Quidditch-Spielerin zu machen. Aus diesem Grund hatte sie, als man sich zu Beginn des Schuljahres nach ihren Interessen erkundigte, um einen geeigneten Beruf für sie auszuwählen, auch dazu entschlossen, eine Akademie zu besuchen, in der man ihre Talente fördern würde. Leider war dieses in Tschechien und das Band ihrer Freundschaft würde, in Anbetracht der Ferne, auf eine harte Probe gestellt. Doch Bernadette war recht optimistisch, schließlich klappte die Fernbeziehung zu ihrem Freund William ebenso gut und Marion und sie würden auf ewig beste Freundinnen bleiben, darin bestand überhaupt kein Zweifel! „Das weißt du doch!“, holte Marion die junge Frau aus ihren Überlegungen und Bernadette wunderte sich kaum, dass der Ausspruch des Mädchens auf beängstigende Weise sowohl zu ihrer Frage, als auch zu ihren letzten Gedanken passte. „Ich warte nur noch auf die Bestätigung.“ Bernadette nickte nur und dennoch entkam ihr ein gedehnter Seufzer. Ein Grummeln in der Magengegend signalisierte ihr, dass sie wohl doch etwas Essbares würde zu sich nehmen müssen, denn sonst war ihre schlechte Laune vorprogrammiert. Während Marion in hohen Bögen durch die Luft schoss und die letzten warmen Strahlen der Juni-Sonne genoss, hatte sich Bernadette auf der Tribüne des Hauses Slytherin niedergelassen und beäugte mit einem mulmigen Gefühl das Schriftstück in ihren Händen. Sehr geehrte Miss Bernadette Mari Dunne, wir, die magische Kommission für Hochschulen, Universitäten und berufsbildende Akademien freuen uns, Ihnen bei der Suche nach einer Tätigkeit infolge Ihres baldigen Schulabschlusses behilflich zu sein. Sollten Sie sich für ein Studium entscheiden, haben wir Ihnen, basierend Ihrer Interessen, folgende Studiengänge anzubieten. Irland magische Geschichte, mit frei wählbarem Schwerpunkt in keltischen Sagen und Legenden magische Verständigung in Verbindung mit Koboldkunde Metamorphologie Brauen von Tränken Schweden magisches Recht Medizin Frankreich Kunst/Schauspiel Mode und Design Deutschland Muggelkunde Literatur Astronomie Biologie Alchimie Schweiz Finanzen Physik Algebra Tschechien Entdeckung und Verarbeitung von magischem Gehölz zur Zauberstabherrstellung Festigung der Fähigkeiten in magischen Ballsportarten (Quidditch) bis hin zum Profiniveau Italien / Griechenland magische Architektur Mythologie Ferner haben Sie die Möglichkeit, in Ihrem dritten Studienjahr, an einem nicht europäischen, dreimonatigen Auslandspraktikum teilzunehmen. Folgende Studiengänge würden übergreifend angeboten: Kanada Biologie molekulare Wissenschaften Alchimie und Zaubertränke USA Architektur der Neuzeit Fachbereiche in Musik, Kunst, Schauspiel und Mode/Design Finanzen Mexiko/Chile tote Kulturen / tote Sprachen Nord- und Südamerikanische Geschichte China Drachenpflege / Drachenzucht Japan Sprachwissenschaften Ägypten alt-ägyptische Geschichte und Schriften Archäologie Wir würden uns freuen, Sie im nächsten Jahr bei uns begrüßen zu dürfen. In der Hoffnung, dass Sie wohlauf sind, Odette McGuire, Sachbearbeiterin für Ausbildungen, Weiter- und Fortbildungen London, den 31. Oktober 2022 Hart schluckte die junge Frau an dem Klumpen in ihrem Hals. Ungern erinnerte sie sich an das Gespräch mit einem der Angestellten des Ministeriums für Zauberei, der sie bei der Wahl eines möglichen Studiums über ihre Fähigkeiten und Interessen ausfragte. Jedem Schüler wurde diese Unterredung zuteil, schließlich verlangten die Eltern, dass aus ihren Zöglingen anständige Hexen und Zauberer wurden. Mister Clayton war ein kleiner, etwas dicklicher, älterer Herr mit einer riesigen Brille auf der Nase. Marion hatte bereits mit den Augen gerollt, waren sie Bernadette doch in den selben Bereich eingestuft worden. Die Namen A bis C übernahm eine junge Hexe mit feurroten Haaren, folgend begnügte sich ihr Kollege, Mister Clayton mit den Buchstaben D bis G. Bonnie Hamtington rieb sich schon ihre Finger, als man sie für den großen und überaus gut aussehenden Mister Edwin Goodwine vorsah und ein schmachtender Seufzer verließ die Kehlen der jungen Frauen, als dieser, charmant lächelnd, die junge Hufflepuff bei der Schulter fasste und sie in das leere Klassenzimmer geleitete. Wie dem auch sei, Bernadette musste sich wohl oder übel mit Mister Clayton begnügen, der sich nach ihren Hobbies und ihren Noten in den Schulfächern erkundigte. Später reichte er ihr noch einen Fragebogen, den sie ausfüllen sollte und keine zwei Minuten später hatte man für sie die idealen Studiengänge erfasst. So elegant, wie Marion auf dem Besen flog, Loopings und waghalsige, akrobatische Kunststücke vollführte, bestand gar kein Zweifel daran, dass sie ein Stipendium bekommen und irgendwann in der Quidditch-Profiliga spielen würde. „Hi, Bernie“, jemand riss das Mädchen abrupt aus ihren Gedanken. Der Treiber der Hausmannschaft Hufflepuffs und ebenso Vertrauensschüler der Dachse, ließ sich neben dem Mädchen nieder und betätigte den Auslöser seiner Kamera. „Hey Thomas, schleppst du das Ding eigentlich auch mit unter die Dusche?“, rief Marion von oben auf sie hinunter, als sie den Jungen bemerkte und setzte zum Sinkflug an, ehe sie auf Tribünenhöhe zum Stehen kam. „Hör auf damit!“, knurrte Bernadette und richtete ihren Blick auf den breitgrinsenden Jungen neben sich. „Ich mag das nicht!“ „Wirklich, Thomas, du solltest das lassen, denn Bernie kann sehr ungehalten werden.“, Marion schenkte ihrer besten Freundin ein schiefes Lächeln, ehe sie den Besen am Stiel erneut in die Höhe riss. „Also, Dunne, was deprimiert meine sonst so optimistische Freundin?“, Luan legte dem Mädchen in freundschaftlicher Geste einen Arm um die schmalen Schultern. Ein gedehntes Seufzen verließ die Bernadettes Lippen, ehe sie ihrem besten Freund zwar ein freches, schiefes Lächeln schenkte, doch der Schalk erreichte ihre Augen nicht. Ihre Mundwinkel verzogen sich eher zu einem mitleidigem Grinsen. Das dunkle Braun, das ihn an eine Mischung aus Schokolade und Ebenholz erinnerte, wirkte leblos. Jegliches Leuchten schien für den Bruchteil einer Sekunde verschwunden. „Was... ähm... was machst du, nach dem Abschluss?“, dass das Mädchen unsicher wirkte, entging Luan nicht. Es missfiel ihm, dass die heitere, aufmerksame Bernadette so traurig schien und wie ein verlorenes Häufchen Elend neben ihm hockte. Um ihr keine Antwort schuldig zu bleiben, zuckte er nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, setzte der hochgewachsene, junge Mann nach und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. „Vielleicht werde ich Fotograf.“ „Ja?“, die Vorsicht war noch immer nicht aus ihrer Stimme gewichen und der Glanz ebenso wenig in ihre Augen zurückgekehrt. „Hör mal, Bernie, das, was diese studierten Schnösel dir da anbieten“, begann Luan und deutete auf das Pergament in ihren Händen, „ ist doch nicht zwingend oder bindend oder bestimmt den Rest deines Lebens. Du bist du und wenn du nicht studieren willst, dann lässt du es eben. Eine Uni besuchen kannst du immer noch, wenn du willst.“ „Ich stehe ziemlich unter Druck.“, erwiderte Bernadette und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und atmete hörbar tief ein und aus. „Ach ja? Weshalb? Ich glaube kaum dass dein Vater dich zu einem Studium zwingen wird.“, wieder versuchte sich Luan an einem aufmunternden Grinsen und für einen flüchtigen Moment sah es so aus, als würden die Mundwinkel des Mädchens zucken. „Warum kann es nicht so bleiben, wie es jetzt ist?“, ein leises Jammern brach aus ihrem Mund hervor. „Bist du verrückt? Ich bin heil froh, dass ich diese anstrengenden Abschlussprüfungen hinter mir habe!“, meinte der Hufflepuff mit einem Zwinkern. „Aber ich weiß, was du meinst. Du musst die Freundschaften, die du hier geschlossen hast, zurücklassen.“ Betreten nickte Bernadette und wandte ihren Blick wieder zu der besenreitenden Marion. Sie würde ihr fehlen, Luan würde ihr fehlen und auch alle anderen, mit denen sie Zeit verbracht hatte. Alle würde sie so schmerzlich vermissen. Abrupt schweiften ihre Gedanken zu William, der sich seinen Traum bereits erfüllt und damit Erfolg hatte. „Hör mal, Bernie, der Kontakt wird doch nicht gleich abbrechen, nur weil wir vielleicht in alle Himmelsrichtungen verstreut werden. Es gibt immer noch Eulen.“, jetzt, nach Luans Aussage, gab sie ein Schnauben von sich und ein kleines Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Die müssen aber dann weit fliegen, wenn du irgendwann in Amerika bist und Fotos für die ModernWitch schießt.“, endlich war sie wieder da, die Bernadette Dunne, die ihm damals vor Begeisterung über ihren ersten, richtig, gebrauten Trank, in der zweiten Klasse, um den Hals gefallen war, und das nur, weil sie eigentlich Marion erwischen wollte und nicht den schmächtigen, kleinen Hufflepuff. „Ich? Ich werde höchstwahrscheinlich Professor für Verwandlung!“, erklärte Gareth Wood mit breitem Grinsen, als er auf Bernadette und Marion stieß, die vor dem schwarzen Brett standen und sich leise, aber dennoch für Gareths Ohren hörbar, unterhielten. „Wood, niemand hat dich auch nur im Entferntesten danach gefragt, was du nach der Schule machen willst!“, fauchte Marion die Augen verdrehend und nach Luft schnappend. „Ach Flint, bist du etwa immer noch sauer auf uns, weil wir das letzte Spiel der Saison gegen euch gewonnen haben? Komm schon, was ist mit vergeben und vergessen?“, und sein Grinsen wurde noch um einiges breiter, ehe Gareth seine strahlend weißen Zähne entblößte. „Kannst du vergessen!“, zischte das dunkelhaarige Mädchen, dessen helle Augen gefährlich aufblitzten. „Auch wenn du mein Freund bist, heißt das noch lange nicht, dass ich dir verzeihe!“ Ohne ein weiteres Wort zog der hünenhafte Gryffindor die junge Frau in seine Arme, die sich jedoch unter ächzenden Lauten zu wehren versuchte. „Bernie“, keuchte sie erstickt, „hilf mir, bitte!“ Doch das kleine, zierliche Mädchen stand nur ratlos da und schien sich über den Umstand der besten Freundin zu amüsieren. Einen schmatzenden Kuss auf Marions Wange pressend, stolzierte Gareth Wood in Richtung Gryffindor-Turm davon. „Er will also studieren?“, hakte Bernadette vorsichtig nach, während sich Marion mit dem Ärmel ihres Pullovers die Spuren von Gareths Tat von der Wange wischte und nur mit den Schultern zuckte. „Er kann tun und lassen was er möchte. Er ist nicht der Typ, der Rücksicht nimmt, wenn die Chance auf eine viel versprechende Karriere an die Tür klopft.“, die plötzliche Nüchternheit, mit der Marion die Zukunft ihres Freundes und die Beziehung zwischen ihnen beschrieb, kroch wie ein kalter Schauer über Bernadettes Rücken. „Aber ich dachte...“, die Worte holperten über ihre Zunge, doch der Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens, erschreckte selbst die sonst so ruhige Marion. „Nein, ja, nein. Nicht dass du denkst, dass ich mit ihm Schluss mache, nur weil er studieren will. Ich sehe ja, dass es auch gut gehen kann, denn Will und du seid das beste Beispiel, aber wenn es nicht klappen sollte, dann sind wir beide wohl auch nicht allzu traurig.“, fuhr Marion fort und zwang sich zu einem Lächeln. „Nicht jedes Paar, das sich auf Hogwarts findet, bleib auch für ewig und immer zusammen. Das ist leider die Realität, mit und in der wir leben müssen. Aber Kopf hoch, Bernie. Unsere Zeit fängt doch jetzt erst richtig an!“ Bernadette würde sich hüten, den Freund ihrer besten Freundin nach deren Problemen zu fragen, doch etwas brannte ihr unter den Nägeln und ließ ihr keine Ruhe. „Gareth“, fragte sie flüsternd, als sie ihn, auf Anraten von James Potter, in der Bibliothek ausfindig machte. Dieser sah auf und wirkte im ersten Augenblick etwas verwundert und hielt nach Marion Ausschau, doch als das Mädchen den Kopf schüttelte, zuckte er nur mit den Schultern. „Bernadette“, erwiderte er knapp und nickte grinsend. „Gareth, ich habe eine Frage an dich.“, fuhr sie fort und ließ sich ihm gegenüber auf den freien Platz sinken. „Schieß los!“, meinte der hochgewachsene Gryffindor und nickte auffordernd. „Du willst doch Verwandlung studieren richtig? Willst du auch Lehrer für Verwandlung werden?“, so plump es ihr auch erscheinen mochte, schließlich ging Gareth mit seinem Karriereplan seit gut einem Jahr stets und ständig hausieren, doch sie musste es einfach wissen. „Ja, wenn man mich Unterrichten lässt“, gab er mit einem lässigen Zucken der Schultern zurück, erntete einen fragenden Blick und sprach weiter, „es ist leider nicht so leicht, Lehrer an einer magischen Schule zu werden.“ „Nicht?“, der Ausdruck auf ihrem Gesicht amüsierte ihn. „Nein“, lachte er auf und schüttelte den Kopf, „du musst sieben Semester studieren, ein Semester davon im Ausland und mindestens zwei weitere Jahre deine praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Und Referendariat ist natürlich Pflicht. Deine Noten müssen stets im oberen Bereich sein und das Gleiche gilt auch für deinen Abschluss.“ Gareths Erklärungen musste die junge Frau erst einmal verdauen. Der Gryffindor ließ ihr die nötige Zeit. „Aber das gilt ja nur für den Fachbereich Verwandlung. Wie es mit den anderen Studiengängen aussieht, weiß ich leider nicht. Zum Glück wollen aber nicht alle Verwandlung unterrichten, also wird die Klasse wohl recht klein werden.“, erläuterte er weiter. „Und wo willst du studieren? Marion meinte, dass das noch etwas in der Schwebe ist.“, unsicher, ob sie ihm diese Fragen stellen durfte, kaute Bernadette auf ihrer Unterlippe herum. „In Oxford.“, gestand er und zuckte knapp mit den breiten Schultern. Der Tag der Zeugnisse rückte immer näher. Zwei Tage bevor sie endgültig die Schule hinter sich lassen würden, erreichte Marion das lang ersehnte Schreiben der Universität. Die Chance, in Tschechien ihre Quidditch-Fähigkeiten zu trainieren und auf Profi-Niveau zu steigern, war gekommen. Zwar hatte Bernadette noch etwas Zeit, um sich zu entscheiden, doch noch immer haderte sie mit sich. Nur aus Neugierde hatte sie vor ein paar Monaten ein paar Universitäten angeschrieben, die sie interessierten und schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass sich überhaupt noch eine der Schulen in den Fokus rücken würde. Eine Hochschule in Deutschland bot ihr einen Studienplatz an. Muggelkunde und Literatur standen dort noch zur Auswahl. Eine Universität in Frankreich hatte noch einen letzten, freien Platz für sie im Bereich Mode und Design. Und auch in Irland hielt man ihr noch die Chance offen, Zaubertränke zu studieren. Kaum zu glauben, dass es noch immer Universitäten gab, die eine Aufnahmemöglichkeit anboten. Würde sie nach Deutschland gehen, wäre sie ihrer Freundin näher und könnte Marion vielleicht alle drei Wochen besuchen. Wählte sie Frankreich, könnte sie Mode und Design studieren, etwas, das ihr sehr zusagte, denn von Mode verstand Bernadette recht viel und kleidete sich stets adrett. Doch auch das Brauen von Tränken wäre eine Möglichkeit für sie, ihr Talent zu nutzen. Gedankenverloren strich sie über das weiche Fell ihres Kätzchens, doch Gwenaël scherte sich nicht um den Gemütszustand Bernadettes, sondern genoss unter schnurrenden Lauten die Streicheleinheiten. Plötzliches Gackern ließ ihre trübe Stimmung abrupt verpuffen. Die Goldstein-Zwillinge Kimberly und Mindy stürmten in den Schlafsaal und über ihren Armen hingen große, dunkle Kleidersäcke. „Hey, Bernie, was ziehst du zur Abschlussfeier drunter? Du willst doch wohl nicht mit der Schuluniform unter dem Umhang dein Zeugnis entgegennehmen, oder?“, wollte die brünette Mindy wissen und ihre blonde Schwester legte fragend den Kopf schief. Es war unter den Schülerinnen des Abschlussjahrganges bereits in der ersten Woche des neuen Schuljahres abgemacht worden, dass keine von ihnen in den üblichen Kleidern die Urkunde entgegennehmen würde. Und so, wie Kim und Mindy ins Zimmer gestürzt kamen, fühlte sich Bernadette unweigerlich an das Versprechen erinnert. Ihre Robe hing bereits seit fast einem halben Jahr in dem Kleiderschrank und nun war es an der Zeit, dass es seine Pflicht erfüllte. Das schallende Klatschen ebbte ab, als Direktor Warrington die Pergamentrolle in die Hand nahm und die Namen der Schüler vor trug, die nun, nacheinander, ihre Zeugnisse und Empfehlungen in entgegennehmen sollten. Ähnlich wie bei der Auswahl-Zeremonie der Erstklässer, stiegen die aufgerufenen Schüler das Podest hinauf, teils mit zitterigen Knien, teils leicht beschwingt, und nahmen unter erneut aufwallendem Applaus die Urkunden in Empfang. Man schickte die jungen Menschen also hinaus in die weite Welt. Rektor und Lehrkräfte hatten ihr bestes getan, um den Schützlingen beizubringen, was von Wichtigkeit war. Fleiß wurde belohnt, Faulheit bestraft und das Resultat prangte nun, in rabenschwarzer Tinte, auf Pergament. Wie die meisten anderen Schüler, hatte auch Bernadette mit einem schlimmeren Ergebnis gerechnet, doch ihre Noten konnten sich sehen lassen. Weder ein „Mies“, noch ein „Schrecklich“ oder „Troll“ konnte sie erspähen. Nun, dass sie es in Astronomie und Kräuterkunde nur auf ein „Annehmbar“ gebracht hatte, konnte sie noch verkraften, doch hätte man ihr, statt eines „Ohnegleichen“ nur ein „Erwartungen übertroffen“ in Zaubertränke gegeben, hätte selbst Bernadette noch einmal ein Wort mit dem Rektor wechseln müssen. Alles in allem hatte sie einen guten und viel versprechenden Abschluss ihrer Jahre auf Hogwarts zu verzeichnen. Auch wenn Marion neben ihr etwas aus der Fassung geriet, was über ihre Note in Verwandlung betraf (Gareth hatte ihr zwar Nachhilfe angeboten, doch sie hatte es, aufgrund des Trainings, ausgeschlagen), schien auch das Ergebnis des Flint´schen Sprosses sehr zufriedenstellend zu sein. Einen hastigen Blick zum Tisch der Dachse verriet ihr, dass Luan ebenso zufrieden war, mit den Resultaten seiner Leitungen und auch Marion riskierte einen kurzen Augenkontakt mit Gareth, dessen Gesicht ein breites, triumphierendes Lächeln zierte. Als die Erst- bis Sechstklässer vom Wildhüter und Halbriesen Hagrid zum Bahnhof nach Hogsmead geleitet wurden, hielt man die Älteren dazu an, sich auf den Ansturm der Familien vorzubereiten, der unweigerlich folgen würde. Selbstverständlich war es den jüngeren Geschwistern erlaubt, bei den Schulabgängern zu bleiben, da die Eltern dann mit ihren Sprösslingen in aller Ruhe die Heimreise antreten konnten. Die Freude war groß, als die Verwandten die große Halle betraten und unter staunenden und theatralischen Lauten bekundeten, wie sehr sich doch das alte Hogwarts verändert hatte. Zielgerichtet hielten Ian und Saeko Dunne auf den Haustisch der Slytherins zu, in Begleitung der Flints und deren Abkömmlingen. Neben ihrem um zwei Jahre jüngeren Bruder Riley und ihrer in Gryffindor untergekommenen Schwester Jade, hatte es auch der älteste Spross der Flints, Dorian, es geschafft, beim großen Tag seiner kleinen Schwester Marion anwesend zu sein. Die sonst so toughe Marion ließ in diesem Moment ihre stets bekannte, beherrschte Art vermissen und konnte die großen Krokodilstränen nicht mehr hinter einer, vor Sarkasmus triefenden Aussage verstecken. Bernadette ließ sich von ihrer Mutter fest in die Arme schließen und ohne protestierende Laute von sich zu geben, das bekannte Martyrium von Küssen über sich ergehen, während ihr Vater nur glucksende Töne von sich gab und das jüngste Kind, Emile, umarmte. „Unsere kleine Bernadette hat endlich ihren Abschluss“, schluchzte Saeko auf und presste den schmalen Körper ihrer Tochter noch enger an ihre Brust. Ein Räuspern, unmittelbar hinter ihnen, zog die Aufmerksamkeit der Familie Dunne auf sich. Verwirrt blinzelte die frisch gebackene Absolventin ein paar mal, ehe sie begriff, wer dort um Beachtung bettelte. Das so lang schon vermisste, scheue aber freundliche, Grinsen zierte die Lippen des jungen Mannes, der die Arme ausgebreitet hielt, um das Mädchen in Empfang zu nehmen, das sich von der Mutter loseiste, um ihm entgegen zu laufen. Ähnlich einem Fisch schnappte Bernadette gierig nach Luft, doch nicht ein Ton entkam ihrem Mund. Tränen der Freude sammelten sich in ihren dunkelbraunen Augen, ehe ihr Sichtfeld endgültig hinter einem Schleier verschwand. Die Tage und Wochen vergingen, noch ehe Bernadette registrierte, wie viel Zeit ihr noch blieb, um sich für ein College zu entscheiden. Noch immer war sie hin- und her gerissen zwischen den drei Universitäten, auch wenn sich gleichzeitig wieder die Angst in ihr breit machte, was geschehen würde, wenn sie sich für eine andere Alternative entschloss. Doch allzu viele Möglichkeiten gab es nicht. Läge die Entscheidung bei ihren Eltern, so würde sie im Ministerium für Zauberei eine Tätigkeit in der Abteilung für magisches Transportwesen aufnehmen. Doch den schwärmenden Tönen ihres Vaters schenkte sie nur wenig Beachtung. Mit diesem Mann unter einem Dach zu leben, ginge ja noch, aber auch mit ihm zusammenarbeiten kam für die junge Frau nicht infrage. Dass ihre Mutter in einem kleinen Laden in der Muggel-Welt arbeitete, störte sie zwar nicht, doch auch diese Art der Arbeit entsprach nicht dem, was sich Bernadette erträumte. Die Angebote der Universitäten aus Irland, Frankreich und Deutschland prangten seit mehr als sechs Wochen an ihrer Pinnwand. Doch auch die mahnenden Worte, die das Mädchen beinahe täglich zu hören bekam und zur Eile und baldigen Entscheidung drängten, konnten nichts an dem Zustand der Ratlosigkeit ändern. William hatte ihr vor ein paar Tagen das Angebot gemacht, bei ihm als Aushilfe zu arbeiten, sollte sie sich noch nicht entschieden und womöglich die Anmeldefrist der ausländischen Schulen versäumt haben, doch noch blieben ihr noch gute vier Wochen, bis es endlich zu einem Entschluss kommen musste. „Vielleicht sollte ich eine Münze werfen“, murmelte sie, als sie mit Marion an dem kleinen Bach saß, der hinter dem Anwesen der Flints leise dahin plätscherte. „Warum bist du nicht bei William?“, hakte Marion nach, ließ sich ins Gras sinken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, ehe sie den vorbeiziehenden Wolken nach sah. „Er arbeitet“, erklärte Bernadette seufzend, zog die Knie an und umschloss diese mit ihren Armen. „Er hat keine Zeit. Außerdem wollte ich letzten, mir noch verbleibenden Tage nutzen, um sie mit meiner besten Freundin zu verbringen, denn die will mich ja auch verlassen.“ „Hey Bernie, mir Schuldgefühle einzureden bringt jetzt sowieso nichts mehr.“, nuschtelte Marion und stieß die junge Frau mit dem Fuß an. „Ich werde immer deine beste Freundin sein, egal was passiert oder wie viele Kilometer uns trennen, das weißt du doch! Es ist egal, was du machst, oder wo du hingehst, es wird sich nichts ändern. Natürlich werden wir andere Leute kennen lernen, aber du bleibst du, und ich bleibe ich, obwohl ich mir schlecht vorstellen kann, warum jemand mit meinem Esprit nicht reihenweise neue Bekanntschaften machen sollte, um sie gegen die alten auszutauschen.“ Das spitzbübische Zwinkern, das Marion ihr entgegen brachte, ließ Bernadettes Mundwinkel ein wenig nach oben schnellen. „Das werde ich wohl am meisten vermissen. Ohne deine tägliche Dosis Selbstüberschätzung und Egoismus gehe ich unter!“, endlich ließ sich das Mädchen zu einem Lachen hinreißen, von dem sich Marion unweigerlich angesteckt fühlte. „Aber, ich habe mich entschieden!“ „So plötzlich, ja?“, hakte Marion nach und erntete nur ein stummes Nicken. „Was soll ich denn hier? William muss doch arbeiten, außerdem muss ich noch...“, ihr lauter Protest wurde weder von Marion, noch von Luan zur Kenntnis genommen. Beide hatten es doch tatsächlich gewagt, sie an diesem schönen Juli-Super-Sommer-Tag zu entführen und nun wollten sie nicht einmal verraten, warum man in die Winkelgasse apparieren musste. Die Abendsonne brannte auf der Haut und es schien keine Abkühlung in Sicht, außer der Eisdiele, die ihrem Freund gehörte. Verwirrt zog Bernadette die dunklen Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. Den ganzen Tag schon hatten Marion und Luan das Mädchen nicht aus den Augen gelassen und dass, obwohl sie heute ihren achtzehnten Geburtstag beging. Am Morgen hatten ihre engsten Freunde bereits das Haus der Dunnes gestürmt und schienen merkwürdig und angespannter Stimmung zu sein. Die Geschenke, die Bernadette bis zu diesem Zeitpunkt zu ihren Errungenschaften zählte, waren eher nützlicher Natur. Doch zu den Federkielen, Tintenfässern und Bögen von edelstem Pergament gesellten sich ebenso die vielen, wunderschönen Blumensträuße und die diversen, süßen Leckereien, die man ihr überreichte. Aber Marion und Luan waren mit leeren Händen erschienen und hatten sich gerade einmal zu einer flüchten Gratulation hinreißen lassen. Misstrauisch beäugte Bernadette das Schild, das an der Eingangstür zum Café angebracht worden war und las. Geschlossene Gesellschaft, prangte in großen und geschwungenen Lettern auf dem Holzbrett. „Und ich dachte, dass es hier aus allen Nähten platzt und kein besetzter Stuhl mehr frei wäre. Offenbar mussten McLaggan und Clearwater dicht machen.“, spekulierte Luan und legte spielerisch grübelnd den Zeigefinger an sein Kinn. „Nein, sonst wäre da doch kein Schild, oder? Du Blitzmerker!“, fauchte Marion, doch ihr Versuch, ernst zu bleiben, kostete sie eine Menge Kraft. „Für eine Geschlossene Gesellschaft ist es da drinnen aber noch ziemlich ruhig.“ „Vielleicht ist die Party aber auch so lahm, dass schon alle Leute gegangen sind?“, schlussfolgerte Luan. „Oder sie hat noch gar nicht begonnen.“, riet Bernadette und setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Aber Will hat nichts davon geschrieben.“ „Ich geh jetzt rein“, meinte Marion und ihre Hände griffen bereits nach den Klinken. „Nein, nicht doch! Marion, bist du verrückt? Du bist doch gar nicht eingeladen und wer weiß, was das für eine Gesellschaft ist, die da feiern will und wo du da hineinplatzt? Bleib hier!“, doch Bernadettes Versuch, ihre Freundin in ihrem Tun aufzuhalten, misslang. Unter knarrenden und quietschenden Lauten ächzte die Pforte, als die junge Frau eine der beiden Flügeltüren öffnete und in die Finsternis spähte, die sich vor ihren Augen ausbreitete, ehe Marion in den kühlen Schatten verschwand. Neugierde spiegelte sich in den dunklen Augen des Mädchen, aber auch Frucht machte sich darin breit, als Bernadette ihrem Freund einen vorsichtigen und unsicheren Blick zu warf. „Marion“, erhob Luan plötzlich seine Stimme, „geht es dir gut?“ Gemurmel drang bis nach draußen, ehe sich Luan an dem zierlichen Mädchen vorbei schob und ebenso, wie Marion, den Eissalon betrat. „Hey!“, protestierte Bernadette erneut, „Ihr könnte mich doch hier draußen nicht einfach so allein lassen!“ Als ein gellender Schrei ertönte, hielt die junge Frau inne und lauschte. Der Ausruf kam eindeutig von Marion und irgendetwas schien diese erschreckt, wenn nicht sogar verängstigt zu haben. Mutigen Schrittes trat auch Bernadette auf die Pforte zu, ehe auch sie die Kühle des Empfangsbereiches verspürte und dem Lichtschein folgte, der sich vor ihren Augen auftat. Zu ihrer Linken befanden sich die Kühltresen, in denen eigentlich Eiskrem, Torten und kleine Kuchen dargeboten wurden, aber diese waren wie leer gefegt. Zu ihrer Rechten sollten die kleinen, runden Tische stehen, an denen man einen Platz finden konnte, doch auch von diesen war nichts zu entdecken. „Marion? Luan?“, rief sie in die Finsternis hinein, doch die erhoffte Antwort blieb aus. Tapfer tastete sie sich Schritt für Schritt voran, ehe sie in den hinteren Bereich des Ladens kam. Vorsichtig suchten ihre Finger die kalten Fliesen ab, denn es gab hier einen Lichtschalter, irgendwo. Alles war mucksmäuschenstill, nur das Brummen der Kühlmöglichkeiten erklang in ihren Ohren. Es wurde lauter, je mehr sie den hinteren Teil des Geschäftes betrat. Endlich fanden ihre Fingerspitzen den Schalter der Lichtquelle und mit einer hastigen Bewegung schnellte diese nach unten und erhellte den Raum, in dem sich das Mädchen befand. Ihre Augen hatte mühe, ihrem Gehirn begreiflich zu machen, was sie sahen, denn das, was sie erblickten, hatte sich der jungen Frau noch nie geboten. „Überraschung!“, der Ausruf war so laut und kam so schnell, dass Bernadette kaum reagieren konnte. Tröten gaben quietschende Laute von sich, Papierschlangen und buntes, kicherndes Konfetti sausten durch die Luft und rieselten auf Köpfe und den schwarzweiß gefliesten Boden. Hier und da explodierten Knallfrösche und hinterließen farbenfrohe Nebelschwaden. Dem Mädchen blieb beinahe das Herz stehen, hätten sich in den braunen Augen nichts bereits Tränen der Rührung und Freude gesammelt. Bernadette nahm kaum wahr, was um sie herum geschah, denn plötzlich waren da Gesichter von denen sie dachte, sie würde sie nie wiedersehen. „Alles Gute zum Geburtstag“, konnte man aus verschiedenen Ecken her vernehmen, ebenso viel Gelächter und Gejohle. Junge Menschen strömten auf sie zu, umarmten sie, drückten sie oder fielen ihr sogar um den Hals. Stolperten, strauchelten auf sie zu, nur um sie zu ihrem Tag zu beglückwünschen. Bernadette konnte der Menge kaum Herr werden, die ihre Hände schüttelte, sie herzte und ihr kleine Präsente in die Hand drückte. Fast der gesamte, siebte Jahrgang der Schule hatte sich in dem Café eingefunden. Und neben diesen waren die anderen Freunde und Bekannten, die Bernadette zu ihrem Kreis zählte. William und Shane standen grinsend neben ihr, ehe Bernadette die warmen Hände ihres Freundes auf ihren Schultern ausmachte, jedoch noch immer mit den Tränen kämpfte. Marion wies Gareth wiedereinmal lauthals zurecht und die Goldstein-Schwestern kicherten ungehalten. Doch neben den Slytherins, die man eingeladen hatte, und die für Bernadette in den Jahren des Besuchs auf Hogwarts einer Familie gleichkamen, waren auch noch James, Albus und Lily Potter anwesend, ebenso wie die Scamander-Zwillinge, die einem ständig Streiche spielten. Aus dem Augenwinkel konnte sie Roxanne Weasley aus ihrem Jahrgang, und deren jüngeren Bruder Frederick erspähen. Neben den Mitgliedern der Quidditch-Mannschaften, die sich offensichtlich an dem Geschehen beteiligten, waren auch einige bekannte Gesichter aus dem Schulchor dabei. Zwar hatte Berndadette weder Qudditch gespielt, noch im Chor gesungen, doch zählte sie die anwesenden Hexen und Zauberer zu ihrem Bekanntenkreis, schließlich war man über die engsten Freunde mit ihnen ins Gespräch gekommen, oder hatte sich beim Hogsmead-Besuch an ein und demselben Tisch wiedergefunden, gelacht, gescherzt oder eine hitzige Debatte begonnen. Nach einer flammenden Rede, die von William ausgearbeitet und vorgetragen wurde, war es Shane Clearwater, der mit einem galanten Schwung des Zauberstabes dafür zu sorgte, dass die vielen Köstlichkeiten auf den Tischen kredenzt wurden, die das Geschäft der beiden, jungen Männer zu bieten hatte. Eistorten, Parfait, Cup Cakes, Muffins, Bonbons, Waffeln, Zuckerblumen, Schokoladentafeln... Einige der jungen Damen kamen aus dem Seufzen beinahe nicht mehr heraus. Die Cousinen Rose und Dominique Weasley lungerten beinahe eine viertel Stunde vor der dreistöckigen Torte aus Vanille-, Schokoladen- und Waldmeistereiskrem. Kleine Marzipanfiguren saßen auf den Rändern der Etagen und warfen munter mit Smarties um sich, bis Louis Weasley einer der Miniaturen den Kopf abbiss und schuldbewusst dreinblickte. Während die Geschwister Amy und Sam Gates sich nicht zwischen den Fruchtsorbets entscheiden konnten, schien Charlott-Claire Buckitt mit sich zu hadern, welches der Kremtörtchen wohl am ehesten ihren Geschmack traf. Das reichhaltige Büfett bewies, dass Florean Fortescue den jungen Männern mit gutem Gewissen die Leitung des Geschäftes überlassen hatte und sich nicht sorgen musste. Und nachdem das Gros an Naschwerk vertilgt worden war, schien es an der Zeit, dass das Geburtstagskind die Geschenke auspackte, die sehnsüchtig darauf warteten, endlich geöffnet zu werden. Als erster überreichte ihr William ein kleines Päckchen und fügte mit verschwörerischem Zwinken hinzu, dass Bernadette es erst zu einem späteren Zeitpunkt öffnen solle. Dem Geschenk Williams folgte das Präsent, welches unter übertriebenem Geächze von Marion in den Raum getragen wurde. Eine große Rolle Pergament, die eher an eine riesige Tapete erinnerte, entpuppte sich als eine Collage aus magischen Polaroid-Fotos, die Luan, in Zusammenarbeit mit Marion, angefertigt hatte und die die schönsten Momente im Leben des Mädchens zeigte. Bernadette in all ihren Facetten, mal traurig, mal euphorisch und überschwänglich während sie ihre Freundin auf der Tribüne anfeuerte. Bernadettes Blick wanderte über die vielen Bilder. Eine Dokumentation ihrer Schulzeit, gebannt auf einem hiesigen Stück Papier. Auf einer der Aufnahmen saß sie am schwarzen See und blickt mit einem optimistischem Lächeln dem Sonnenuntergang entgegen. Ein anderes zeigte sie mit William, der sie in den Arm nahm und ein weiteres präsentierte den gesamten Abschlussjahrgang. Die Hufflepuffs, Ravenclaws, Gryffindors und nicht zuletzt die Slytherins. „Wie habt ihr denn alle zusammengetrommelt? Und wann habt ihr das aufgenommen?“, argwöhnisch, aber dennoch fasziniert von so viel Einfallsreichtum, richtete sie das Wort an ihre engsten Freunde. Marion zuckte nur mit den Schultern und verkniff sich ein Grinsen. „Es hat eben seine Vorteile, wenn man Quidditch spielt“, meinte Gareth unter breitem Lächeln und zwinkerte Marion verschwörerisch zu. „Hey!“ „Wood hat nur unter Androhung von Flint alle überreden können“, James Potter schlug seinem Teamkameraden scherzhaft auf die Schulter, ehe er ihn in den Schwitzkasten nahm. Während Gareth unter keuchenden und ächzenden Lauten versuchte, sich aus dem Griff des älteren Potters zu befreien, stießen weitere Gratulanten zu dem Grüppchen rund um Bernadette. „James Sirius Potter, lass meinen Freund in Ruhe! Den brauche ich noch.“, fauchte Marion und stemmte gebieterisch die Hände in die Hüften, ehe sie sich umwandte und mittels einem Wink einer weiteren Gruppe gebot, sich dem Mädchen zu nähern. „Ist von uns Mädels.“ , meinte Roxanne überreichte im selben Augenblick ein großes Päckchen an das Geburtstagskind. „Noch eins?“, hakte Bernadette nach und zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Alles Gute, Kleines!“, Roxanne ließ sich einen Humpen Butterbier geben, hob diesen in die Höhe und nickte ihr unter strahlenden Augen zu. „Auf Bernadette!“ Dem Toast des Weasley-Mädchens wurde anstandslos und unter jubelnden Lauten zugestimmt, während die zierliche, junge Frau alle Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, denn der Karton war beinahe so groß wie sie. Vorsichtig legte Bernadette die Schachtel auf den Boden, ehe sie an den Enden des roten Schleifenbandes zog, den Deckel abhob und ein ersticktes Keuchen von sich gab. Eingebettet zwischen Seidenpapierbögen lag dort ein Kleid, das Bernadette einmal beim Einkaufen in der Winkelgasse bei Twilfitt und Tatting aufgefallen war. Natürlich hatte sie Marion davon erzählen müssen und diese musste sich jedes Detail genau einprägen, um die Robe zu einem späteren Zeitpunkt und mit Hilfe der schriftlichen Bitte, es zurücklegen zu lassen, zu erstehen. Der fein verarbeitete und ebenso schön bestickte Stoff wurde unter den jungen Hexen als Vintage, ein alter, aber dennoch „angesagter“ Stil, bezeichnet und galt, laut der TeenWitchVogue, als absoluter Trend in Sachen Mode und Design. Völlig überwältigt und perplex öffnete Bernadette den Mund und schloss ihn aber sogleich wieder. Nicht ein Ton entwich ihrer Kehle, außer einem knappen, spitzen Keuchen. „Ich glaube, die Überraschung ist uns mehr als gelungen.“, giggelte Molly Weasley und fiel mit in das Lachen ein, das ringsum erklang. „Hey, Bernie“, Luan trat an das Mädchen heran, nachdem Bernadette ihren Freundinnen um den Hals gefallen war, noch immer überwältigt von dem Präsent, das sie nun ihr eigen nennen durfte, „damit du mich nicht vergisst.“ Mit einem verschmitzten Lächeln und einem Zwinkern überreichte er ihr abermals ein kleines Päckchen. Argwöhnisch betrachtete das Mädchen das Paket, schüttelte es und zog an dem Band, das um die eckige Box geschlungen war. „Eine Kamera?“, hakte sie nach und beäugte die Schachtel skeptisch. „Was soll ich damit?“ „Na Fotos machen, du Dummerchen! Damit du mir auch mal eine Collage machen darfst.“, meinte er mit einem breiten Grinsen. „Nun“, begann die junge Frau zögernd, „danke Luan. Aber du weißt schon, dass ich miserable Fotos mache!“ Ihrem Ausspruch folgte ein kehliges Lachen. Während Luan noch immer kicherte, und den Kopf schüttelte, verzog Bernadette ihren Mund zu einer beleidigten Schnute. „Ach was, Bernie, du packst das schon. Ist ja auch nicht allzu schwer. Du drückst einfach auf den Auslöser und dann...“, der junge Mann nahm ihr die Kamera aus der Hand und knipste munter umher. Ein Lichtblitz blendete das Mädchen, als der ehemalige Huffllepuff das Objektiv auf sie gerichtete hatte und den kleinen Knopf betätigte. Das Ergebnis dieser Aktion wurde sofort deutlich, da das Ding ein Polaroid ausspie, das die junge Frau schmollen und die Lippen schürzend zeigte. „Bist du dir sicher, dass du sie nicht besser gebrauchen kannst, als ich?“, hakte Bernadette nach und zog fragend die Augenbrauen empor. „Nun, das ist das Nachfolgermodel meiner Kamera. Du siehst, ich habe mich nicht lumpen lassen und meiner besten Freundin das Beste vom Besten gekauft.“, mit einem erneuten Augenzwinkern tätschelte er ihren Kopf und drückte ihr abermals die Kamera in die Hand. „Und das aller Beste, sie geht nicht so schnell kaputt. Nur Quidditch oder Fußball würde ich eher nicht empfehlen, dafür ist sie dann doch nicht robust genug. Aber sie hält Wasser aus, außer du spülst sie die Toilette herunter, und auch ein paar kleine Kratzer ändern nichts an der Qualität. Die Bilder sind ziemlich scharf, du kannst aber auch in den einzelnen Programmen andere Optionen wählen, zum Beispiel schwarzweiß Bilder oder den Sepia Effekt. Hier.“ Luan erklärte ihr in knappen Worten, wie sie ihr Geschenk zu händeln hatte, reichte ihr das zuletzt gedruckte Foto und amüsierte sich über den argwöhnischen Ausdruck, der auf Bernadettes Gesicht trat. Seufzend nahm sie die Erklärungen hin und bemühte sich, sich nicht von so viel Technik einschüchtern zu lassen. In all den Jahren, die Luan und sie nun schon befreundet waren, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, ihr sein Hobby schmackhaft zu machen, und obwohl das Mädchen nie sonderliches Interesse zeigte, hoffte er, dass sie vielleicht trotz allem ein wenig Freude an seinem Geschenk hatte. „Danke, Luan“, meinte Bernadette abermals und drückte den hochgewachsenen jungen Mann sich, während er ihr liebevoll auf den Rücken klopfte, „auch, wenn ich nicht weiß, wann und ob ich zum Photographieren Zeit finde.“ Langsam trat Bernadette an den großen, runden Tisch, auf den man ihre Geschenke gelegt hatte. Das Kleid verweilte fein säuberlich zusammengelegt neben der Kamera, während die Collage wieder eingerollt und zugebunden an den Tisch gelehnt worden war. Viele, kleine Päckchen, deren Inhalt auf Süßigkeiten schließen ließ, lagen rings um die anderen Präsente verteilt. Die Flasche Feuerwhisky, die sie von Shane Clearwater bekommen hatte, würde wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt geöffnet werden. Einen Blick umher schweifend bemerkte sie, dass der Großteil der Gesellschaft es wohl vorgezogen hatte, sich bei dem warmen Wetter ins Freie zu begeben, um sich auf der Terrasse zu versammeln oder etwas in dem Garten umher zu spazieren, der zu dem Café gehörte. Der Duft nach Gegrilltem lockte die junge Frau ebenso nach draußen. Die Stereo-Anlage, spielte abwechselnd Muggel- und Zaubererinterpreten, während die jungen Leute zu kleinen Gruppen versammelt beieinander standen, lachten und scherzten. Mit einer pompösen Kochmütze auf dem blonden Haupt, bemühte sich William die Schar hungriger Mäuler zu besänftigen. Ein Gefühl von Wehmut machte sich in ihrem Inneren breit, als Bernadette ihre Freunde betrachtete, die bald in alle Winde verstreut ein neues Kapitel in ihren Leben aufschlugen, doch sie bildete keine Ausnahme. Endlich hatte sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen. Sie würde ein Studium aufnehmen und sich schweren Herzens von den Menschen trennen müssen, die sie lieben gelernt hatte. Noch wusste niemand, außer ihrer Freundin Marion, welchen Weg sie einschlagen würde und die Reaktionen würden wahrscheinlich nicht vorhersehbarer sein. Einige ihrer Freunde würden sich freuen und andere, William zum Beispiel, würden sie ansehen, kurz den Mund zu einem schmallippigen Lächeln verziehen und die Enttäuschung nicht verbergen können. Es half nichts, denn in England war kein Studienplatz mehr zugänglich gewesen. Den hiesigen Kloß in ihrer Kehle herunter schluckend, trat sie auf ihn zu und zupfte kurz an dem Ärmel seines blau-karrierten Hemdes. „Will, kann ich dich kurz sprechen?“, sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen, den das freundliche Lächeln, das sich eben noch auf seinen Lippen befand, verschwand abrupt. William reichte die Grillzange weiter an Albus Potter, der ihm bis eben noch Tipps gegeben hatte und nun, perplex dreinblickend, den Posten des Grillmeisters übernahm. Gemächlichen Schrittes gingen beide den schmalen Pfad entlang, der von Hecken aus magischen Rosen gesäumt wurde. Dass der Garten so weitläufig schien, war dem Mädchen noch nie aufgefallen, doch nun war sie dankbar dafür, dass der Weg, bestehend aus kleinen, mosaikförmigen Platten, sich als weit genug entpuppte, um William ihr Anliegen darzubringen. „Hast mein Geschenk schon aufgemacht?“, wollte er wissen und ein verschmitztes Grinsen zierte sein Gesicht, während sich Bernadette zu einem Lächeln hinreißen ließ. „Noch nicht“, war die kleinlaute Antwort, denn noch immer vermied sie den Blickkontakt zu ihm, „William ich...“ „William? Jedes Mal, wenn du mich so nennst weiß ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Was ist los?“, länger konnte sie seinem durchdringenden Blick nicht standhalten. Eine der Fähigkeiten ihres Freundes war es, jedes Geheimnis sofort zu entlarven, und dafür war nur ein einziger Blick vonnöten. Seiner Frage wusste sie nur mit einem hastigen Kichern entgegen zu wirken. „William, ich... ich gehe nach Frankreich. Ich möchte Mode und Design studieren.“, die junge Frau schloss die Augen, als sie sich bemühte, ihr Anliegen pfeilschnell vorzubringen und so das mögliche Gewitter etwas ab zu dämpfen. Perplex blinzelte der blonde Mann, ehe er die Worte seiner Freundin aufnahm. Flink waren die Worte über ihre Zunge gestolpert und für einen flüchtigen Augenblick hatte er gemeint, dass ihre Stimme inmitten des Satzes brach. William war sich bewusst, dass die junge Frau lang mit sich gehadert hatte und möglichen Optionen soweit, wie es ihr möglich gewesen war, aus dem Wege ging. Doch nun hatte sie sich offenbar dazu entschlossen, ein Studium aufzunehmen. Weg von zu Haus. Weg von England. Weg von ihm. „Ist das alles?“, frage er und blickte abschätzig auf das kleine Wesen vor sich. Seine Stimme strotzte vor Kälte und Bernadette bereute es bereits, ihn von der Party weggelotst zu haben. Die Feier, ihr Geburtstag und ihre Beziehung hingen plötzlich am seidenen Faden und das Mädchen war sich nicht sicher, ob sie dem nun folgenden Gespräch ausweichen, oder standhalten sollte. „Ich...“, erneut verfiel sie in unübliches Stottern. Haspelte, schluckte und unterdrückte die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten. Etwas warmes umfing die junge Frau plötzlich, als sie den bekannten Duft einatmete und starken Arme spürte, die sich um ihren Körper schlangen. Der Impuls, sich zur Wehr zu setzen, verschwand, als William begann, sie langsam in seinen Armen zu wiegen. „Es ist in Ordnung“, murmelte er ruhig und bettete sein Kinn auf ihrem Haupt, „es ist in Ordnung.“ Er wiederholte seine Worte wie ein Mantra, leise, ruhig und gefestigt. Stumm rollten Tränen über ihre Wangen, als sie seiner Stimme lauschte, die nichts von Entsetzen oder Wut preisgab. „Du bist nicht wütend?“, endlich hatte Bernadette den Mut, ihn um eine Erklärung für seine Reaktion zu bitten. „Warum sollte sich wütend sein? Wenn das dein Wusch ist, dann bin ich der Letzte, der dich daran hindern wird.“, meinte er und schob sie ein Stück von sich. Mit einem milden Lächeln auf den Lippen, fasste er mit beiden Händen nach ihrem Gesicht und blickte in das schuldbewusste Antlitz der jungen Frau, deren dunkle Augen leicht gerötet und die Wangen beinahe Tränen überströmt und feucht glitzerten. Ganz der Gentleman zog William ein großes Tuch aus der Gesäßtasche seiner Jeans und reichte es ihr. Erneut stieg ihr sein Duft in die Nase und beruhigte ihr aufgewühltes Gemüt. Bernadette tupfte sich die Augen und schnäuzte ungehindert in den baumwollenen Stoff. Kurz verzog der junge Mann das Gesicht, ehe sich ein schiefes Grinsen auf seine Züge legte. „Das ist aber nicht sehr Lady-like.“, neckte er und erntete ein zerknittert wirkendes, schwaches Lächeln. „Ich dachte, dass du meine Entscheidung anders aufnimmst.“, gestand sie. „Nun ja, begeistert bin ich nicht, aber wenn du gern nach Frankreich möchtest, dann kann ich dich nicht aufhalten.“, die Ruhe, mit der er sprach, kroch langsam über ihren Körper und hinterließ trotz allem ein ungutes Gefühl. „Hey Kleines, die Entfernung wird nichts an unserer Beziehung ändern. Ich bin gern mit dir zusammen und das wird auch noch sein, wenn du studierst. Ich weiß ja selbst, dass ich ziemliche egoistisch gewesen war, als ich unbedingt nach Italien wollte und ich mache dir keine Vorwürfe, wenn du ebenso deinen Weg gehst.“ Seinen Worten folgte ein Schweigen, ehe er das Mädchen an sich heran zog und Bernadette in einen innigen Kuss vertiefte. Dass er ihre Entscheidung so hin nahm, überraschte sie, denn sie war es gewohnt, dass andere für sie bestimmten und ihr die Richtung wiesen. Doch nun galt es, auf eigenen Beinen zu stehen und sich in ungewohnte Gefilde zu begeben. Wie ein Kätzchen schmiegte sie sich an den jungen Mann, der seinen Weg bereits gegangen und seine Ziele mit Erfolg in Angriff genommen hatte. Bernadette versicherte ihm schon jetzt, dass sie ihm einmal in der Woche eine Eule schicken würde und William versprach, es ebenso zu tun. Die Jahre, die ihr Zusammensein nun schon überdauerte, waren nicht leicht gewesen, denn beiden Seiten war bewusst, dass Schulstress, Interessen oder andere, interessante Leute den Weg des jeweils anderen kreuzten und doch hatten sie es geschafft, ihrer Bande durch Vertrauen und Ehrlichkeit mehr Stabilität zu geben, als sie es für möglich hielten. Mädchenhaftes Kichern zog die Aufmerksamkeit beider auf sich. Lucille Weasley, an der Hand von Scorpius Malfoy, gebot dem Geburtstagskind wieder zurück zur Feier zu kommen. „Wir dachten schon, der Ehrengast hätte sich aus dem Staub gemacht.“, meinte die Schülerin des Hauses Ravenlaw. „Wir sollten nach euch suchen, aber wenn ihr noch etwas Zeit braucht dann...“, bemerkte Scorpius, dessen Mundwinkel sich zu einem knappen, spitzbübischem Lächeln anhoben. Schweigend zog er das Mädchen wieder zurück zur Gesellschaft, während William die Lippen Bernadettes erneut für wenige Augenblicke in Beschlag nahm. „Vergiss mein Geschenkt nicht!“, flüsterte er beschwörend und eine erneute Gänsehaut überzog den Körper des Mädchens, jedoch kam dies einem wohlig-warmen Schauer gleich. Ausgelassenes Treiben, entspannte Musik und schmackhaftes Essen bescherten dem Mädchen einen der schönsten Tage in ihrem noch so jungen Leben. William verschränkte seine Finger mit ihren und führte sie abermals in den Gastraum, wo die vielen Päckchen und Geschenke aufgetürmt lagen. Die kleine Schachtel, die er ihr reichte, hatte in etwa die Größer eines Schokofrosches. Vorsichtig nestelte Bernadette an dem Papier, ehe eine Schatulle zum Vorschein kam. Kurz wechselte sie einen Blick mit William, dessen Gesicht aber keine Regung zeigte. Langsam hob die junge Frau den Deckel an und schluckte. Eingebettet in ein rotes Bett aus Samt, lag ein goldenes Glöckchen, um dessen Öse sich eine ebenso goldene, feingliedrige Kette wand. Bedächtig zog Bernadette an dem Band und bestaunte das helle Klingeln, dass das Kügelchen von sich gab. Ihre Finger fuhren über die Oberfläche der Schelle, als die junge Frau leichte Vertiefungen bemerkte. „Ein verzaubertes Glöckchen“, erklärte William, „jedes Mal, wenn du Sehnsucht nach mir hast und an mich denkst, dann...“ Er hielt in seinen Ausführungen inne und bedeutete ihr den weiteren Verlauf seiner Erläuterungen. Die feinen Kratzer, die Bernadette auf dem Kügelchen ausgemacht hatte, begannen sich zu einem Muster heraus zu bilden. „Siehst du?“, hakte er nach und die junge Frau blickte angestrengt auf die Linien, die sich auf der kleinen Glocke abzeichneten. Um das Glöckchen herum erkannte sie die Initialen ihrer beiden Namen und zwischen diesen zwei Herzen, ähnlich einem Ring. .B.M.D.♥.W.O.M.♥4ever♥ Ein verträumtes Seufzen entkam ihren Lippen, ehe sie zu William auf sah und sich ihm in die Arme warf. Er hatte es erstanden, noch ehe sie ihm gebeichtet hatte, wie ihr weiteres Leben aussah. William glaubte an sie und an ihre Beziehung und auch Bernadette würde daran festhalten. Zwar würden sowohl die Distanz, als auch die neue Umgebung ihre Verbindung erneut auf eine harte Probe stellen, doch durch Zuversicht und Optimismus hätten Zweifel und Ängste nicht den Hauch einer Chance. Ihre Familie, die Jahre auf Hogwarts und die Bande zwischen ihren Freunden hatten Bernadette Mari Dunne zu einer jungen Frau werden lassen, die ihren Weg gehen musste, egal, welche Hindernisse dieser noch bereit hielt, denn es war der Pfad in Richtung Zukunft. .E.N.D.E. Liebe , ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag und hoffe, dass all deine Wünsche in Erfüllung gehen♥ ! Deine Wichtelmama Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)