Lektion in Sachen Liebe von ReWeJuIs ================================================================================ Epilog: -------- An Schlaf war für Ciel in dieser Nacht nicht mehr zu denken gewesen. Mit offenen Augen und starrem Blick hatte er wach gelegen, eng an den warmen Körper Sebastians geschmiegt, hatte dessen ruhigem Atem gelauscht und darüber nachgedacht, was er sagen wollte. Welche Worte er wählen sollte, um das Glück und die Hoffnung des Mädchens zu zerstören, das ihn so abgöttisch verehrte und ihn in wenigen Stunden ehelichen wollte. Schließlich war es so weit. Er fühlte sich wie gerädert als es an der Zeit war aufzustehen, auch das leichte Ziehen in seiner Kehrseite trug nicht unbedingt zu seinem Wohlgefühl bei, aber nach einem Blick auf das lächelnde Gesicht des Teufels war das schnell vergessen. „Sebastian, meine dunkelblaue Staatstracht bitte.“, verlangte er entschlossen, ignorierte den pinken Kleidersack an seinem Schrank, um nichts in der Welt würde er den orangen Frack anziehen, und jetzt, nachdem seine Entscheidung gefallen war, schon gleich gar nicht mehr. „Aber Herr, seid Ihr sicher, dass Ihr-“ „Zweifelst du an mir?“ „Nein, ganz wie Ihr wünscht Herr.“, gab Sebastian nach, schlug die Decke zurück, schlüpfte in seine Hose, warf sich lose sein Hemd über die Schultern und ging dann zum Schrank hinüber, um den verlangten Anzug zu holen. Zwei Stunden später fuhren sie mit der Kutsche auf den Hof des Anwesens der Middtons. Ciel war überwältigt von all der Pracht, all den Blumen und Bändern und Girlanden die überall im Garten verteilt waren, er erkannte sogar einen roten Teppich vor der kleinen Familienkapelle wo die Trauung stattfinden sollte, er konnte gar nicht glauben, dass Sebastian das alles in nur zwei Tagen geschafft haben sollte. Auch wenn er über die herausragenden Fähigkeiten seines Dieners bestens Bescheid wusste, so fand er es doch erstaunlich und einigermaßen verwunderlich, dass die Middtons nicht misstrauisch geworden waren über die vollbrachten Wunder eines vermeintlich einfachen Butlers. Lizzy wartete bereits auf der großen Freitreppe auf ihn die zum Haus gehörte, noch trug sie eines ihrer normalen Kleider, ein hübsches fliederfarbenes Sommerkleid das sich luftig um ihre schmale Gestalt bauschte. Kurz verzog sie das Gesicht als sie sah, dass er nicht seinen Hochzeitsanzug trug, fing sich dann aber wieder, stürmte auf ihn zu und fiel ihm übermütig lachend um den Hals. „Ciel! Mein lieber, lieber Ciel! Wie schön, dass du jetzt schon da bist, ich bin schon so aufgeregt, das wird alles so wundervoll werden, ich kann es kaum noch-“, schnatterte sie los, wurde aber von Ciel unterbrochen als der eine seiner behandschuhten Hände hob und ihr bedeutete zu schweigen. „Elizabeth bitte, wir haben etwas zu bereden. Bring mich bitte zu deinen Eltern.“ Verwirrt starrte das Mädchen ihn an, fand dann aber wieder zu ihrem Lächeln zurück, packte ihren Zukünftigen an der Hand und zog ihn ungestüm hinter sich her die lange Treppe hinauf zum großen Saal, wo ihre Eltern gerade die letzten Arbeiten der nun wieder gesunden Dienstboten und Helfer überwachten. „Lord und Lady Middton, verehrter Onkel, liebste Tante.“, begann Ciel als er vor den beiden stand, und ließ sich anmutig auf ein Knie sinken, sein Herz klopfte laut in seiner Brust aber er würde nicht zurückschrecken, er hatte eine Entscheidung getroffen und es war nicht fair wenn Lizzy ein Leben lang wegen ihm leiden müsste, sie hatte etwas Besseres verdient. „Es gibt etwas, das ich Ihnen mitteilen muss. Es wird Ihnen nicht gefallen, und mir ist bewusst, dass mein Verhalten Konsequenzen nach sich ziehen wird, aber mein Entschluss steht fest.“, erklärte er, atmete noch einmal tief durch und stürzte die Familien Phantomhive und Middton mit seinen nächsten Worten in den größten Skandal seit dem schrecklichen Tod seiner Eltern. Rumpelnd fuhr der Zweispänner am späten Abend durch das Tor des Anwesens der Phantomhives, rollte über den Hof und hielt dann direkt vor der großen Treppe die zur Eingangstür führte. Finnian stand schon bereit und nahm Sebastian die Zügel ab, führte die verschwitzten Tiere zu den Stallungen und ließ den Butler mit seinem Herrn zurück. Schweigend stand Ciel vor der ersten Stufe zu seinem Anwesen, er konnte noch immer nicht fassen was er getan hatte. „Herr, geht es Euch gut? Bereut Ihr irgendetwas?“, hörte er Sebastians Stimme von irgendwo hinter sich, nicht einmal ihm hatte er gesagt was er vorhatte, der Teufel war mindestens ebenso überrascht von seiner Entscheidung gewesen, wie Lizzy und ihre Eltern. „Es geht mir gut. Und nein, ich bereue nichts. Ich hätte sie ins Unglück gestürzt und über kurz oder lang hätte sich ihre Liebe in Hass verwandelt. Irgendwann werden die Leute etwas anderes finden um sich das Maul darüber zu zerreißen, und dann hat sie zumindest die Chance glücklich zu werden.“ Dann stand er einfach nur da, ließ seinen Kopf hängen und fragte sich, warum er sich so leer fühlte, warum sein Herz schmerzte und warum er das Gefühl hatte, dass…. ja, was? Dass er selbst niemals glücklich werden würde? „Und was erwartet Ihr jetzt?“ Ciel spürte wie Sebastian direkt hinter ihn trat, fühlte seinen Blick in seinem Nacken und erschauderte. Was sollte er schon erwarten von einem Teufel? Es wäre hoffnungslos naiv anzunehmen, Sebastian könnte das, was er in seinem Innersten empfand auch nur im Ansatz erwidern. Aber auch das Wissen darum machte es nicht leichter. Es tat weh. Es tat einfach so unglaublich weh. „Nichts.“ Lüge „Wirklich?“ Er liebte die Stimme des Teufels, genoss es wie sie summend durch seinen Körper vibrierte und ihn ausfüllte. Seufzend schloss er seine Augen und ließ sich in von Sebastians Gegenwart einhüllen, sog dessen Präsenz in jede seiner Zellen auf, riss an sich was er konnte und verschloss es tief in seinem Herzen, wo es der andere niemals finden und zurückverlangen konnte. „Ja.“ Lüge „Ihr wisst, was ich bin, und dass ich Euch niemals so lieben kann wie Miss Elizabeth es tut? Ihr wisst, dass es mir nicht möglich ist für irgendjemanden Liebe zu empfinden, und dass ich Euch nichts bieten kann als meinen Hunger nach Euch, meine unstillbare Gier nach Euch, Eurer Seele und Eurem Körper? Ihr wisst es und doch ist es Euch genug, um ein Leben in Einsamkeit zu führen bis zu dem Tag, an dem der Vertrag erfüllt wurde?“ Gänsehaut breitete sich über seinen gesamten Körper aus, er spürte wie ihm die Knie weich wurden, die Worte Sebastians schnitten in seine Seele, schlitzten ihn auf, quälten ihn, peinigten ihn, aber er hatte sich selbst dazu entschieden, nun gab es kein Zurück mehr. Ein Leben in süßer Einsamkeit an der Seite eines Teufels, der ihn auf Händen seinem Tod entgegentrug. „Ja, es genügt.“ Lüge, Lüge, Lüge Er spürte wie sich starke Arme um seine Schultern schlangen und er von Sebastian mit dem Rücken an dessen starke Brust gezogen wurde. Ein Schluchzen kroch seine Kehle hinauf, es kostete ihn alle Kraft die er aufbringen konnte seinen Mund geschlossen zu halten, die Wahrheit nicht über seine Lippen schlüpfen zu lassen, die Lüge zu enttarnen, von der sie beide wussten, dass sie nichts war, als in prächtige Farben und Sanftheit gekleideter Schmerz. „Nun, dann wird es mir eine Ehre sein Euch weiterhin zu dienen, mit allem was ich kann und bin.“ Eine einzelne Träne löste sich aus Ciels Augenwinkel, suchte sich einen Weg über seine brennende Wange und tropfte dann als seine Antwort darauf von seinem Kinn in den Kies zu seinen Füßen. Wahrheit Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)