Ikanai de! von Shatai (Don't leave me!) ================================================================================ Kapitel 1: Hitotsuno tane kara ki ga .... ----------------------------------------- IKANAI DE! ~ Don't leave me! ~ Sodele, nach einem langen hin und her, ob ich jetzt ein DJ zeichne oder ne Fanfic schreib, hab ich mich entschieden, einfach beides zu tun *gg* ~ ~ ~ Kapitel 1 Hitotsuno tane kara ki ga, hitotsuno deai kara yume ga umaremasu (Aus einem Samen wird ein Baum, aus einer Begegnung wird ein Traum) Frustriert lehnte Feli den Kopf gegen das Busfenster. Die Sommerferien war zu Ende gegangen. Es war wie immer abgelaufen: Ihre Eltern hatten sie mit dem teuren, neuen Wagen vom Bahnhof abgeholt. Dann fragten sie nach ihren Noten und der Woche. Zuhause tischten die Hausmädchen die opulentesten Mähler auf, welche die Köche schon seit Stunden emsig gekocht und gebraten hatten. Zeremoniell aß man im großen Wohnzimmer, Vater, Mutter, die Zwillinge, Felis Bruder und sie selbst an diesem Ungetüm von Tisch vereint. Blütenweiße Spitzentücher und vergoldete Serviettenringe strahlten um die Wette, während man bedächtig mit dem silbernen Messerchen das Fresschen in mundgerechte Teile schnitt. "Kinder, habt ihr schon gehört, Paula wird heiraten!" rief Felis Mutter vor dem Dessert begeistert aus. Erschrocken ließ Feli ihre Gabel fallen. Paula war das Stiefkind ihrer Cousine Stella und wohl das dickste Mädchen, das sie kannte. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie sie in einem Brautkleid aussehen würde: Wie eine Wurst in der Pelle. Vor allem fragte sich, wie man es endlich geschafft hatte, Paula unter die Haube zu bringen. Denn sie war nicht nur fett und zeigte enorme Ähnlichkeit mit einem Ferkel, sondern zudem noch eine notorische Nörglerin. An allem und jedem hatte sie etwas auszusetzen. Während Feli sich von ihrem Schock erholte, johlten die Zwillinge begeistert. Ihr Bruder Alessandro quittierte es mit einem gelangweilten Schulterzucken. "Großartig, nicht wahr?" freute sich ihr Vater. Er stand genau wie ihre Mama auf große, kitschige Feste. Seufzend krabbelte Feli unter den Tisch um ihre Gabel aufzuheben. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Das konnte ja heiter werden. Endlich bog der Bus durch das große Tor, welches den Eingang zum Internat Ehrenfels zierte. Feli rappelte sich auf, schulterte ihr Gepäck und lief ins Gebäude. Sie war jetzt schon seit 7 Jahren auf diesem Internat und würde dieses Jahr nach voraussichtlich erfolgreicher Prüfung abgehen. Ihre Eltern wollten, dass sie Rechtsanwältin oder Ärztin werden sollte. Zwar wusste Feli noch nicht, was sie später machen würde, doch eins war sicher: Jurist oder Artz war nichts für sie! In ihrem Zimmer, das sie sich bis vor den Ferien mit ihrer Mitschülerin Gabriella geteilt hatte, gähnten sie zwei leere Betten an. So wie es aussah, würde sie alleine in diesem Zimmer bleiben. Gabriella war zurück nach Spanien um dort das letzte Jahr abzuschließen und danach Architektur zu studieren. Traurig lies sie sich auf ihr Bett plumpsen. Gabriella war das einzige normale Mädchen der Schule gewesen. Sie hatten beide die Vorliebe für Fremdsprachen, Erdbeerkuchen und laue Sommerabende. Außerdem hatten sie dieselben Wahlfächer belegt und besuchten einen Kunstkurs am Internat. Am letzten Schultag vor den großen Ferien hatten sie sich unter Tränen geschoren, sich jede Woche zu schreiben. Feli überzog ihr Bett und legte sich erschöpft von der Anreise ins Bett. Unter leisen Tränen schlief sie ein. Am nächsten Morgen stand Geschichte an erster Stelle des Stundenplans. Feli seufzte leise. Sie hasste Geschichte und schlug missgelaunt ihr Buch auf. In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und ihre Geschichtslehrerin Mrs. Smith trat ein, hinter ihr ein Kerl mit wuscheligen, blau gefärbten Haaren in schwarzer Lederkluft. Ein Raunen ging durch die Klasse. Man konnte ihre abfälligen Gedanken förmlich hören: Was will so einer denn hier? "Das ist euer neuer Mitschüler" sagte Mrs. Smith. Beinahe abwertend wies sie auf den Jungen. Klar, dass er hier zwischen den ganzen geschniegelten Mädchen und Jungen auffiel. Die Schüler trugen durch die Bank teure Designerroben, feine Kleidchen und schicke Anzüge. Feli hob den Kopf und beobachtete gespannt, was vorn am Pult vor sich ging. "Das ist Dewon, Zen Wa" stellte die Lehrerin den Jungen vor. Er grinste fröhlich in die Klasse. "Zen Wa ist ab heute euer neuer Mitschüler". Sie richtete ihr Wort an ihn "Lass uns mal überlegen, wo wir dich hinsetzen..." Sie fuhr mit dem Finger über den Sitzplan. "Bitte nicht zu mir" hörte man Tracy Sparks flüstern und ein Kichern ging durch die letzte Mädchenreihe. "Tracy! Ich muss doch sehr bitten" ermahnte Mrs. Smith, doch es war ihr deutlich anzumerken, dass sie Tracy nur zu sehr verstand. Als sie sich wieder umdrehte, streckte Zen Wa Tracy die Zunge raus. Feli musste grinsen. Endlich mal jemand, der sich von diesen aufgetakelten Hühnern nicht blöd anmachen lies. Und Tracy war sichtlich empört, so sehr, dass sie nach Luft schnappte und ihre Freundinnen aufgeregt schnatterten. Schließlich hatte Mrs. Smith einen freien Platz gefunden und wies ihn Zen Wa zu. Lässig schlappte er zu seinem neuen Platz, immer noch dieses fröhliche und irgendwie freche Grinsen auf den Lippen. Komisch, dass einer wie er auf solch eine Schule kam. Feli wunderte sich, wo sonst doch nur Kinder reicher Eltern hier lernten. Und eins war sicher, die Art Schüler, die hier auf die Schule gingen, legten Wert auf Etikette und gepflegtes Aussehen. Unauffällig musterte Feli den Neuen, der nun eine Reihe neben ihr saß. Nein, ungepflegt war er nicht. Es zog sogar eine kleine Prise seines Rasierwassers zu ihr hinüber. Nicht schlecht, nicht schlecht... Feli betrachtet ihn eingehender: sportlicher Körperbau, leicht gebräunte Haut, viele Ohrringe, eine schwarze Lederhose, dazu ein scharzes, enges T-Shirt, unter dem sich seine Muskeln abzeichneten. >Eigentlich sieht er gar nicht mal übel aus...< Just in diesem Moment drehte sich Zen Wa zu ihr und sah sie an. Als hätte er ihre Gedanken lesen können, grinste er sie schelmisch an. Feli wurde sofort rot und drehte sich beschämt weg. Oh nein, ich hab ihn angegafft wie einen Affen im Zoo! < schalt sich Feli selbst. Schamgebeutelt beugte sie sich über ihr Geschichtsbuch und versuchte dem Unterricht zu folgen, ohne nochmal zu ihm herüber zu sehen.. Endlich läutete es zur Pause. Erleichtert klappte Feli ihr Buch zusammen und packte ihre Schreibunterlagen weg. Als nächstes stand Englisch auf dem Stundenplan. Eines der wenigen Fächer, die Feli mochte. Für Sprachen hatte sie sich schon immer interessiert. Aber erstmal war Frühstückspause. Sie stapelte ihre Englischsachen, nahm ihre Bäckertüte und lief auf den Schulhof. Zwei Jungs aus der Zweiten kamen lärmend um die Ecke gerannt. Der vordere drehte sich zu seinem Verfolger um und lachte, während er genau auf Feli zu raste. "Achtung!" schrie sie, aber zu spät, er prallte voll auf sie, worauf ihr alles aus den Händen viel. Ärgerlich sah sie ihn an. "Tschuldigung!" rief der Bengel und rannte weiter. Seufzend bückte sie sich um ihre Hefte einzusammeln. "Kann ich dir helfen?" fragte eine tiefe Stimme und sie sah, wie neben ihr ein Arm nach ihrem Englischbuch griff. Erstaunt sah sie hoch - es war der Neue. "Danke, das ist nett" erwiderte sie. Zen Wa hob ihre restlichen Hefte auf und reichte sie ihr zurück. Feli lächelte dankbar. Am Äußeren eines Menschen konnte man wirklich nicht seine Manieren festlegen. "Gern geschehen! Ich bin Zen Wa, aber meine Freunde nennen mich Riot" Er lächelte zurück. "Ich bin Feli. Eigentlich heisse ich Charlotta Felizia Feroe, aber das ist mir zu lang." "Feli also, geht klar" sagte er und schüttelte ihre Hand. Felis Cousin Francis bog um die Ecke und musterte die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen. "Charlotta, da bist du ja!" rief er aus. Feli deutete auf ihn und stellte ihn vor "Das ist Francis. Francis, das ist Riot..." "Nett!" er zog eine Augenbraue hoch und übersah Riots ausgestreckte Hand einfach. Stattdessen zog er Feli am Handgelenk auf die Seite. "Mit was treibst du dich denn rum?" raunte er ihr vorwurfsvoll ins Ohr. "Aber wieso denn, er ..." Aber Francis unterbrach sie einfach "Hast du denn keine Augen im Kopf?". "Wir müssen dann!" wandte er sich mit gespielter Freundlichkeit an Riot. "Ciao Feli, war nett dich kennen gelernt zu haben!" Riot winkte ihr hinterher. "Find ich auch..." rief Feli beschämt über ihre Schulter zurück und ließ sich von ihrem Cousin wegziehen. Als sie außer Hörweite waren, fuhr Feli Francis an: "Was soll das, Francis?" "Nunja, du weißt doch, dass Tante Maria und Onkel Jaques es nicht mögen, wenn du dich mit solchen Leuten abgibst!" belehrte er sie. Feli riss sich los. "Es ist immer noch meine Sache mit wem ich mich abgebe und mit wem nicht" funkelte sie ihn aus ihren blaugrünen Augen böse an. "Feli Süße..." Er spielte mit einer ihrer Haarlocken "Du verdienst etwas besseres!" Sag bloß dich, du Schleimer < dachte sie bei sich und schüttelte demonstrativ den Kopf, damit ihre Strähne aus seinen Fingern glitt. "Das ist meine Sache!" Trotzig presste sie ihre Bücher und Hefte an sich und lief weiter. "Feli, Feli... Du bist richtig süß wenn du wütend bist!" Sie konnte allein am Klang seiner Stimme hören, dass er sein schleimigstes Lächeln aufgesetzt hatte. Und so etwas war mit ihr verwandt! "Du kannst mich mal!" rief sie. "Ohho!" Francis wedelte mit der Hand, als hätte er sich verbrannt. "Dein italienisches Temperament bricht wohl mal wieder mit dir durch?!" Doch Feli hörte gar nicht mehr hin, sondern lief eilig zum Unterrichtsaum, in dem die Englischstunde stattfinden sollte. Erleichtert ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen und seufzte laut. Was bildete sich dieser Schnösel auch ein? Er war schon immer hinter ihr her gewesen und er wurde dabei auch immer dreister. Letztens hatte er sich sogar erfrecht, ihr während einer Familienfeier an den Hintern zu fassen, als keiner hingesehen hatte. Am liebsten hätte sie ihm eine geknallt, aber das ging ja im Trouble der Familie schlecht. Wieso viel sowas nicht schon unter Inzucht und war verboten? Nach und nach trudelten auch die übrigen Kursschüler im Klassenzimmer ein. Yumiko, ihre Nebensitzerin beugte sich zu ihr: "Sag mal, hast du schon diesen Neuen gesehen? Unmöglich wie der rum läuft!" Sie sah sie gespannt durch ihre spiegelnden Brillengläser an. Yumiko war überaus intelligent und würde es einmal weit bringen. Nur leider war sie genauso übertrieben vornehm wie ihre Eltern. Trotz allem mochte Feli sie recht gern. "Ach Yumi, wieso seid ihr alle so vorurteilsbesessen? Er hat mir vorhin sogar geholfen meine Bücher aufzuheben als sie mir...." Doch sie wurde unwirrsch von Yumiko unterbrochen: "Natürlich, er will sich bei dir beliebt machen und dann..." Mit verschwörerischem Blick lies sie den Satz unbeendet im Raum stehen. Feli schüttelte seufzend den Kopf. "Du wirst schon sehen!" raunte Yumiko, den Blick auf Riot gerichtet, der gerade ins Klassenzimmer kam. "Eigentlich sollte man ja meinen, dass man einer Multikulti-Schule wie dieser nur auf aufgeschlossene und vorurteilsfreie Menschen trifft, aber wie man sieht, kann man sich auch täuschen!" zischte Feli zynisch und verstumme, als Riot hinter ihnen Platz nahm. "Hei Feli" tippte Riot sie grinsend an, "War das vorhin dein Freund?" "Was?" rief sie empört und fügte eine etwas leiseres "Du spinnst wohl!" hinzu und tippte sich an den Kopf. Riot grinste frech. "Scheint ja ganz schön spitz auf dich zu sein, der Gute" Schamesrot drehte sich Feli weg und versuchte ihren Groll zu verbergen. So ein Frechling! Lachend piekste er sie in die Seite und sah ihr in die Augen: "Hei, war doch nur ein Spaß!" Wow, er hat so wahnsinnig schöne Augen! < dachte Feli, und konnte ihm gar nicht mehr böse sein. Doch schon wieder kam sie sich ihrer Gedanken ertappt vor und wandte sich schüchtern ab. Riot deutete Felis Verhalten allerdings anders. "Ist es dir unangenehm?" Was meint er damit? < Feli erschrak. Konnte der Kerl etwa Gedanken lesen? "W.. Was?" stammelte sie. "Na dass ich dich auf diesen Kerl - Francis oder wie er hieß, angesprochen habe?" "Achso..." Feli, der mit der Erleichterung auch wieder Farbe ins weiße Gesicht schoß, winkte ab. "Nein, nein!" "Und wieso wirst du dann rot?" fragte er grinsend. "I.. Ich bin doch gar nicht rot!" Langsam wurde Feli diese Unterstellerei wirklich peinlich. Womöglich dachte Riot jetzt, dass sie auf so Schnösel wie Francis stand. "Ich mag ihn doch gar nicht, ich kann ihn überhaupt nicht leiden!" verteidigte sie sich. "Jaja, was sich liebt das neckt sich!" Riot bog sich vor lachen, als er sah, wie Feli sich in Verlegenheitskrämpfen wandte. Yumiko mischte sich ungefragt ein: "Da siehst dus...." "Lasst mich doch alle in Ruhe!!" maulte Feli und verzog gespielt beleidigt den Mund. "Siehst ja richtig süß aus, wenn du wütend bist!" kicherte Riot. Feli schnaubte "Du hast uns belauscht!?" schrie sie ihn eine Spur zu laut an. "Miss Feroe... Be quiet, please. Or do you have to tell me and your classmates anything??" scholt sie der Englischlehrer. Verlegen verstummte sie und sah artig nach vorn. "Danke!" grollte sie durch ihre zusammengebissenen Zähne. Yumiko und Riot grinsten nur schadenfroh. "Naja, lustig ist er ja, dass muss man ihm lassen" flüsterte Yumi. Die Welt war einfach gemein! Jetzt verschwor sich auch noch ihre Freundin gegen sie. Kapitel 2: Der Neue ------------------- Nach der letzten Schulstunde war Feli mit ein paar Mitschülern in der Bibliothek verabredet, um ein gemeinsames Referat zu bearbeiten. Die Gruppen waren leider ausgelost worden, so dass sie das Unglück hatte, mit Tracy arbeiten zu müssen. Sie zog sich gerade die Lippen mit Hilfe eines Taschenspiegels nach, als Feli in der Bücherei zu ihnen stieß. "Dann wären wir ja komplett" säuselte sie und klimperte mit den dick getuschten Wimpern. "Also, wer hat die Folienentwürfe angefertigt? Wo sind die Schaubilder?" fragte Janosh in die Runde. Feli legte ihre Unterlagen auf den Tisch. "Hier, ich denke, dass wir sie ungefähr so übernehmen können" sagte sie. Janosh sah sich ihre Arbeit prüfend an und nickte anerkennend. "Gute Arbeit, Feli! Die Schaubilder werden wir zwischen den Text, den Yumiko verfasst hat, platzieren." Einige steckten die Köpfe zusammen um über die nächsten Aufgabenpunkte zu diskutieren, andere verzogen sich an leere Tische um weiter zu arbeiten. Feli, die als nächstes an einem Kreuzworträtsel für die restlichen Mitschüler bastelte, sah nachdenklich auf. "Da hinten ist Riot" wandte sie sich an Yumi und winkte ihn herüber. "In welcher Gruppe arbeitest du eigentlich für das Referat?" fragte si. "Also eigentlich bin ich keiner zugeteilt..." erwiderte er. "Warum machst du nicht einfach bei uns mit?" schlug Feli ihm vor. Du kannst mir beim Kreuzworträtsel helfen" sie lächelte. "Na, warum nicht!" Er setzte sich auf den Stuhl neben sie. "Wenn ihr nichts dagegen habt" Yumi schüttelte den Kopf. "Hauptsache, du arbeitest gut." "Darauf kannst du wetten!" rief er und versuchte seinen Worten Nachdruck zu verleihen, in dem er mit seinem Kulli herumfuchtelte. Zwei Stunden später hatten Sie eine beachtliche Anzahl an Diagrammen, Schaubildern, Texten und dem Rätsel, was sie Janosh vorlegten. "Wir haben Riot, also ich meine Zen Wa spontan in unsere Gruppe aufgenommen" erklärte Feli den anderen. "Hier", sie reichte Janosh seine Unterlagen, "das hat er alles gemacht." Erwartungsvoll musterte sie ihn, wie er anerkennend nickte. "Gute Arbeit, Zen Wa!" "Was? Die Zecke arbeitet in unserer Gruppe mit?" meldete sich Tracy auf einmal zu Wort. "Also ich als Projektleiterin halte das für keine gute Idee, so spät noch eine Person in die Gruppe zu bringen, immerhin befinden wir uns schon in der Schlussphase unseres Projekts!" versuchte sie eine Ausrede zu finden. "Tracy, er ist neu an der Schule, wie sollte er früher in eine Gruppe kommen?" warf Feli ein. Tracy schüttelte ihre blonde toupierte Mähne "Ich bedaure, aber als Projektleitung habe ich das letzte Wort und das lautet nein!" tat sie gespielt bedauert. "Eine noch größere Gruppe geht nich!" "Aber... Aber du siehst doch, wie viel er schon gearbeitet hat!?" versuchte es Feli. "Das ja und das rechne ich ihm auch hoch an" Tracy griff grinsend nach den Unterlagen. "Also wenn das so ist..." mit einer schnellen Bewegung riss Feli Tracy die Blätter und Folien aus der Hand, "bilden wir eben unsere eigene Gruppe! Nicht wahr, Riot?" Tracy verengte ihre Augen zu Schlitzen und zischte leise "Zeckenflittchen!" Entrüstet schrie Feli auf und schnellte vor, um Tracy eine Ohrfeige zu geben. Doch ein Arm, der sich wie ein Schraubstock um sie gelegt hatte, hinderte sie daran. Stumm schüttelte Riot den Kopf "Lass es, Feli!" sagte er ruhig und ließ sie los. Wütend blitzte Feli Tracy an, die inzwischen wieder Oberwasse hatte und hämisch lächelte. Riot zog sie stumm am Handgelenk weg "Lass sie doch reden!" sagte er leise. So wütend Feli war, so angenehm war seine Berührung. Yumiko stand ruckartig auf, so dass der Stuhl hinter ihr geräuschvoll umfiel. Sie klaubte die restlichen Blätter vom Tisch. "Ich schließ mich den beiden an!" Mit offenem Mund starrte ihr Tracy hinterher, der Rest der Gruppe schwieg betreten. Feli lächelte. Auf Yumi war eben doch verlass wenn es darauf ankam. Nachdem sie die Bibliothek verlassen hatten, wandte sich Feli dankbar lächelnd an Yumi: "Danke, Yumi! Das war echt stark von dir!" Yumi, wandte sich im Gehen um: "Ehrensache!", zwinkerte den beiden zu und deutete mit einem Nicken auf die Referatsunterlagen "Morgen dann wieder hier?!", grinste und ging weiter. "Ähm, danke Feli..." sprach Riot leise. Feli drehte sich zu ihm um und sah, wie er auf einmal verlegen mit der Fußspitze imaginäre Kringel auf den Boden malte. "Das hätte nicht jede gemacht..." Während er sprach, sah er auf den Boden. Feli sah ihn prüfend an, entschloss sich dann, aber nichts zu sagen. Bildete sie sich das nur ein, oder war er verlegen? Riot sah wieder auf und lachte wieder wie der Alte. "Du bist echt süß!" sagte er lässig und ehe sie sich versah, drückte er ihr blitzschnell einen Kuss auf die Wange, grinste sie draufgängerisch an und lief den Korridor entlang. "..." Feli wollte etwas sagen, doch aus ihrem Mund erklang kein Ton. Perplex sah sie ihm hinterher... Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Gerade als sie ihm die Leviten lesen wollte, drehte er sich nochmal um und begann zu sprechen: "Heut Abend ist doch diese Newcomer-Fete..." Riot drehte sich zu ihr um. "Also genau für Neulinge wie mich... Soll uns wohl das Internat schmackhaft machen!" Er grinste schelmisch. "Wie sieht es aus, gehst du auch hin?" Erwartungsvoll sah er sie an, aber Feli nickte nur stumm. "Prima!" rief er, "Dann sieht man sich ja!" und verschwand durch die große Glastür am Ende des Gangs. Verwirrt stand Feli da > Ich weiss einfach nicht, was ich von ihm denken soll...< In diesem Moment sah sie Tracy und ihre Gefolginnen aus der Bibliothek kommen. "Bloß weg hier! Die Haarspraykonzentration in der Luft könnte bald gefährlich werden!" sagte sie leise zu sich selbst und lief in ihr Zimmer. *** Als sie eine halbe Stunde später aus der Dusche kam, stand sie ratlos vor dem Kleiderschrank. Ein typisches, bisher nur bei Frauen gesichtetes Problem trat auf: Was sollte sie nur anziehen? Das Internat war nicht nur für Schüler mit dickem Geldbeutel, es war auch dementsprechend ausgestattet. Während andere Schulen eine Aula oder eine Turnhalle für ihre Feste benutzten, gab es hier eigenes eine Discothek mit richtiger Bar und eine beachtliche Anzahl an Lasern und Discolämpchen, außerdem einen kleinen ruhigen Raum zum Verschnaufen mit vielen lauschigen Sitzeckchen. Auch wenn sie die meisten Schüler nicht besonders mochte, liebte sie es mit Gabriella abzutanzen, bis ihr die Beine weh taten. Tja, nun musst sie da alleine durch. Ratlos über ihr Klamottenproblem ließ sie sich auf das Bett plumpsen, als es an der Tür klopfte. Es war Yumi, fix und fertig gestylt in einem schönen chinesischen Kleid mit Stehkragen und tiefem Rückenausschnitt. "Wow, heisses Teil!" staunte Feli. "War auch nicht ganz billig..." wandte sich Yumi ein wenig verlegen. "Aber was ist mit dir? Willst du etwa so gehen?" Lachend deutete sie auf die ins Badetuch gehüllte Feli. "Lass mich raten, du weißt nicht, was du anziehen sollst?!" tippte sie. Feli nickte kläglich, worauf Yumi an ihren Kleiderschrank trat und anfing darin zu kramen. "Hier, was ist das? Neu?" Sie zog eine dunkel Hose und ein dunkelblaues Samtoberteil zum auf dem Rücken schnüren aus dem Schrank und hielt es prüfend ins Licht der Deckenlampe. Feli hatte es in den Ferien in einer kleinen Designerboutique gekauft. "Wow, da sind ja lauter kleine Glitzerpünktchen darauf... wie kleine Sterne!" Lächelnd war sie es Feli zu. "Anziehen!" befahl sie. Seufzend tat Feli wie ihr befohlen und trat argwöhnisch vor den Spiegel und saß sich prüfend von allen Seiten an. "Na wenn dich dein Riot darin nicht zum Anbeissen findet..." neckte sie Yumiko. "Haha!" Feli schnappte sich ein Kissen und warf es zu Yumi, die ihm aber geschickt auswich. "Spar dir deine Energie .... Für später!" grinste sie zweideutig. Feli schüttelte grinsend den Kopf, so anständig wie Yumiko aussah, vermutete man den kleinen Vamp, zu dem sie vor Feten mutierte, gar nicht. Sie verschwand im Bad um kurz darauf geschminkt und frisiert wieder zu erscheinen. "Fertig?" fragte Yumi. "Fertig!" entgegnete sie und hakte sich bei Yumi ein. Voller Vorfreude verließen sie das Zimmer und stolzierten gen Disco. "Hm, weißt du was ich erschreckend finde?" "Was?" wollte Yumiko wissen. "Dass wir so gestylt fast schon zu Tracys Konsorten gehören könnten" Lachend stieß Feli die Schwingtüre zur Discothek auf. Die Fete war schon in vollem Gange. An der Bar wurde heimlich Wodka ausgeschenkt, wenn keiner hinsah. Denn auch wenn es eine moderne Schule war, offiziell war das Trinken verboten. Einigen Schülern sah man allerdings nur zu gut an, dass schon einige Male keiner hingesehen hatte. Feli fand es amüsant, ihre sonst so feinen Mitschüler angeheitert zu sehen. Sie zupfte Yumi am Ärmel und deutete mit dem Kopf zur Bar. Wieso sollte man sich auch nicht mal einen kleinen Drink gönnen? Sie nahmen an der Bar platz und hatten auch schon im Nu einen Longdrink vor sich stehen. "Eigentlich trinke ich ja nicht..." begann Yumi den Satz "Aber heute mach ich mal eine Ausnahme!" Feli grinste. Das sagte sie jedes mal. Vielleicht mochte sie Yumi deshalb. Wenn es nicht unbedingt um die Schule ging, war sie richtig flippig und für jeden Spaß zu haben. Gut gelaunt prosteten sie sich zu und ließen ihre Blicke über die Tanzenden gleiten. "Riot ist gar nicht da!" sprach Yumi das aus, was Feli schon lange aufgefallen war. "Ist wohl nicht so seine Musik..." Feli zuckte möglichst teilnahmslos die Schultern. "Du kannst mir nichts vormachen!" zwinkerte Yumi und zog sie mit sich "Los, lass uns tanzen!" Ausgelassen mischten sie sich unter die Menge und bewegten sich zur Musik. Als die Uhr auf halb elf vorrückte, verschwanden immer mehr der Aufsichtslehrer auf ihr Zimmer. Die Party konnte also richtig losgehen. Der eigens engagierte DJ legte eine Runde Trance auf und nach dem zweiten Wodka kletterte Feli auf ein Podest und tanzte, als wenn es kein Morgen gäbe. Total in ihrem Element verschwamm die Welt um sie herum, es gab nur noch sie, die Musik und das Tanzen. Mit geschlossenen Augen ließ sie im Takt sexy die Hüften kreisen und streckte die Arme in die Höhe. Als sie kurz die Augen öffnete, merkte, wie sie eine am Rande stehende Person beobachtete. Riot! Irritiert hielt sie inne und kam beinahe aus dem Takt. Riot lächelte zu ihr hinauf. Kurz entschlossen sprang sie mit einem eleganten Satz vom Podest, holte sich einen dritten Cocktail und ging auf ihn zu. "Na du?" lächelte sie, durch den Alkohol schon ein wenig gesprächiger geworden. "Tztztztz! Ist das etwa Alkohol??" er grinste und Feli hob ihm ihr Glas entgegen: "Willst du probieren?" Riot beugte sich zu ihr hinunter sog am Strohhalm. Ich kann schon wieder sein Aftershave riechen... < Feli atmete tief ein. "Hast du Lust mit rüber in die Lounge zu gehen? Außerdem ist es hier so laut!" schlug sie ihm vor und war selbst überrascht über diesen Vorschlag. Sie wollte gerade in Richtung des Chill-out-rooms gehen, als er sie am Arm sanft festhielt. "Lass uns doch nach draußen gehen, da ist die Luft besser!" Feli nickte. Spazieren war eine gute Idee. Er nahm ihr das Glas aus der Hand und hielt ihr galant die Tür auf. Verlegen begann sie albern zu kichern. Die Wodkamischungen hatten es in sich, frische Luft würde ihr gut tun. Draußen hüllte sich die sternenklare, schwarze Nacht wie Seide um sie. Die beiden steuerten den nahe gelegenen Park an, der zum Schulgrundstück gehörte. Riot reichte Feli ihr Getränk, aber sie hob abwehrend die Hände "Trink du, ich glaub ich habe schon genug!" Er warf den Strohhalm weg, setzte an und trank das Glas in einem Zug leer. Feli staunte nicht schlecht. Neugierig begann sie Riot aufzufragen: "Wie kommt es eigentlich, dass du auf dieses Internat hier gehst? Riot lachte "Du meinst, weil ich hier optisch nicht hin passe?" Feli errötete, das war genauso Schubladendenken wie es die anderen auch taten. "Ähhh, nein! Also doch, äh, ich mein..." verhaspelte sie sich. Riot unterbrach sie, bevor sie sich noch mehr in Verlegenheit brachte. "Ich weiss durchaus, dass ich dem gängigen Bild der Schüler hier nicht entspreche... Aber meine Pflegeeltern wollten es so. Sie sind sehr reich und hoffen, dass ich hier zu einem "ordentlichen, jungen Mann" werde" "Pflegeeltern?" Feli musterte ihn mit großen Augen "Und deine richtigen Eltern?" Riot sah zu Boden "Sind sind bei einem Unfall kurz nach meiner Geburt ums Leben gekommen..." "Das... das tut mir leid, ich, ich wollte nicht so unverschämt fragen, sorry" Feli wandt sich beinahe vor Verlegenheit, wie konnte sie nur so unhöflich nachfragen. "Macht nichts" sagte Riot leise und sah ihr kurz in die Augen. "Ich kann mich nicht mal an sie erinnern... aber ich vermisse sie trotzdem..." Wieder starrte er auf den Boden. "Tut mir wirklich leid..." begann sie wieder. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, sah sie wieder an und lächelte: "Lass uns von was anderem reden... Erzähl du was von dir!" forderte er sie auf. Feli begann von ihren Eltern zu erzählen und davon, dass sie sich immer mehr innerlich gegen dieses Leben sträubte. Schweigend gingen sie nebeneinander her. "Dann mach es doch wie ich" Riot sah sie erwartungsvoll an. "Was?" Ihre Puppillen weiteten sich, als sie ihm in die Augen sah. "Was soll ich wie Du machen?" Doch statt ihr zu antworten, beugte er sich interssiert zu ihr hinunter. So dicht, dass sich ihre Nasen fast berührten. "Du hast wunderschöne Augen, Bella!" Sogar im Schein des Mondlichts konnte er sehen, wie sie errötete. Dennoch hielt sie seinem Blick stand. Sieh weg! Sieh weg! < befahl sie sich > Du weißt genau, was sonst passiert: Alkohol, Mondschein und ihr zwei allein im Park...< und es war, als würde eine Stimme in ihr schreien "Na los, dann tu's doch!" Feli schloss die Augen und beugte sich vor, um Riot zu küssen. Doch ihre Lippen berührten das Nichts. Verwundert öffnete sie die Augen. Riot sah sie prüfend an. Lange sagte er nichts, sondern musterte sie nur stumm. Feli war verunsichert... Dabei hätte sie schwören können, dass er auch daran gedacht hatte, sie zu küssen. Auf einmal begann sie sich furchtbar blöde vorzukommen. Vielleicht war er ja gar nicht an ihr interessiert. Sie war betrunken und da wurde man schnell freizügiger... Riot legte den Kopf schief und schüttelte ihn leicht: "Nein Süße, du bist betrunken!" Mag er keine trinkenden Mädchen? Habe ich eine Fahne? Will er mich denn nüchtern küssen?< Tausend Vermutungen kreisten in Felis Gedanken. "Naja, eine Fahne hast du schon, aber das macht nichts!" Sie spürte, wie ihr das Blut wieder in den Kopf schoss. Hatte sie das mit der Fahne wirklich laut ausgesprochen?? Riot nahm ihre Hand und sah sie an. "Nein, Süße, ich will lediglich nicht dass du denkst, ich würde deinen kleinen Rausch ausnutzen!" Er lächelte. Feli wusste nicht, ob das positiv oder negativ war. Scheiss Alkohol! Man konnte ihr ihre Verwirrung förmlich ansehen. Riot legte grinsend den Arm um ihre Schulter. "Na, dann lass uns mal zurück gehen" entschied er und führte sie wie ein entlaufenes Schäfchen zurück zum Wohngebäude der Schule. Kapitel 3: Kopfschmerzen ------------------------ In Felis Kopf pochte es furchtbar. Stöhnend öffnete sie ein Auge - was war die Sonne heute aber auch grell. Außerdem fühlte sich ihre Zunge pelzig wie ein toter Maulwurf an. Mühsam richtete sie sich auf und rieb sich erstmal das müde Gesicht. Fühlte sich alles nach einem verdammten Kater an! Naja, sie war ja selbst schuld! Was hatte sie es gestern auch übertreiben müssen? Gestern, ach ja... Feli lies den gestrigen Abend revue passieren, während sie ins Bad schlurfte um dort nach Aspirin zu suchen. Abrupt blieb sie stehen. Gestern! Verdammt, hatte sie das wirklich getan? Hatte sie wirklich versucht Riot zu küssen? Mit aufgerissenen Augen stand sie, eine Hand im Badschränkchen vor dem Spiegel und starrte hinein. "Oh nein!" flüsterte sie leise und legte die Hände vors Gesicht. Was für eine peinliche Aktion, die sie da gestern geschoben hatte. Und vor allem, was war danach passiert? Denn bei dieser Szene im Park hörte ihre Erinnerung an den gestrigen Abend auf. Ermattet lies sie ihre Hand aus dem Schränkchen fallen, wobei einige kleine Schachteln heraus fielen. Unter anderem auch die Kopfschmerztabletten. Feli nahm davon zwei - sicher war sicher - und zog sich aus, um die Wirkung von kaltem Wasser kontra Ochsenkopf zu testen. Nachdem sie sich abgetrocknet und angezogen hatte, die Haare gebürstet und die Zähne geputzt hatte, lief sie zu Yumikos Zimmer und bommerte mit der Faust dagegen. Ein ebenso verschlafenes Mädchen wie sie eben noch gewesen war, öffnete mit verklebten Augen die Tür. "Feli? Was ist denn los?" stöhnte Yumi und hob sich den Kopf. "Du musst mir sagen, was gestern los war!" Feli packte sie an den Schultern und schüttelte sie leicht, "Ich war mit Riot im Park spazieren - und dann???" erwartungsvoll, fast flehend sah sie sie an. "Langsam, langsam! Pass doch auf meinen Kopf auf!" Yumiko befreite sich aus Felis Griff. "Das weiss ich doch nicht, was ihr im Park gemacht habt..." grummelte sie. "Aber es war gestern noch ein nettes Gesprächsthema für alle noch Anwesenden..." Yumi streckte sich und gähnte, während Feli ihr mit immer weiter aufgerissenen Augen zuhörte. "Ach ja," sagte sie beiläufig zwischen einem weiteren Gähner, "Francis ist auf 180 seit er es mitbekommen hat. Du oder besser gesagt Riot solltet euch lieber von ihm fern halten. Bei dem weiß man ja nie, wann er überreagiert..." Feli fing an zu stammeln: "A-aber... Ich hab doch gar nichts gemacht? Oder Yumi? Ich habe nichts getan!!" versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Yumi kicherte schadenfroh "Tja Feli, das wissen nur Du und Riot. Ihr wart schon ein ganzes Weilchen weg... " Sie lies den Satz zweideutig im Raum stehen. Feli fasste sich erneut an den Kopf. "Oh nein, was hab ich nur getan?!" "Geh und frag ihn!" sagte Yumi, als wäre es das normalste der Welt. Und auf Felis Blick der Marke "Du spinnst!" erwiderte sie nur "Etwas anderes bleibt dir nicht übrig, wenn du die Wahrheit wissen willst!" Da hatte sie allerdings Recht. Seufzend ging Feli auf den Gang. Bevor sie die Türe hinter sich schloss, rief ihr Yumi hinterher: "Ich habe dich von Anfang an gewarnt... Was ich in dieser Hinsicht von ihm halten soll, weiß ich nicht! Aber ich weiß, was ich von dir halte und wenn du mich fragst ist nichts passiert - egal wie betrunken du auch warst!" Sie lächelte. Feli lächelte dankbar zurück. Dasselbe glaube und hoffte sie auch. Jetzt wollte sie nur noch Gewissheit. Mit aufrechtem Gang, hoch gestrecktem Kinn und jede Menger positiver Gedanken versuchte sie sich auf ihrem Weg ins obere Stockwerk wo die Jungen ihre Zimmer hatten, selbst Mut zu machen. Eigentlich war sie sich ja selbst sicher dass nicht mehr zwischen ihr und Riot passiert war. Aber das wollte sie dann doch lieber von ihm persönlich hören. Vor allem war es von Vorteil, die Wahrheit vor Francis zu kennen. Vor seiner Zimmertür angekommen, atmete sie noch einmal tief durch. Die Stunde der Wahrheit also. Sie hob die Hand, hielt kurz inne, klopfte dann aber entschlossen an die Tür. Ein paar Augenblicke später öffnete Riot. Er sah kein bisschen verkatert aus und für einen kurzen Augenblick beneidete Feli ihn dafür. Andererseits fiel ihr dabei auf, dass die Aspirin wenigstens ihre Kopfschmerzen beseitigt hatten. "Feli!? Das ist aber eine Überraschung!" rief er aus und wies mit einer einladenden Geste ins Zimmer. Zögernd traf Feli ein und sah sich neugierig um. Das Bett war mit schwarzer Satinbettwäsche überzogen, an den Wänden hingen Poster von ihr unbekannten Bands mit bunt gefärbten Haaren, in der Ecke auf der Kommode stand eine teuer aussehende HiFi Anlage , daneben mehrere Stapel CDs. Die Schranktüren standen offen, allerdings hatte er die Hälfte dessen Inhalts zu einem großen Haufen auf dem Boden aufgetürmt. Ihrem Blick gefolgt sprang er mit einem verlegenen Lachen zum Schrank und schlug schnell die offene Türe zu. "Haha, äh, Sorry, ich hatte keine Zeit zum Aufräumen und äh, nya, ich wusste ja nicht, dass du mich besuchst!" versuchte er sich zu entschuldigen. Feli grinste, zwang sich aber sofort wieder, ein ernstes Gesicht zu machen. Wegen seiner Unordnung war sie wirklich nicht hier. Sie räusperte sich: "Ich muss mit dir reden! Über gestern Abend!" sprach sie mit versteinerter Miene. "Gestern Abend, ach ja..." tat er zweideutig, was Feli sofort wieder aus der Fassung brachte. "Naja," setzte sie wieder an, "wie du ja sicher mitbekommen hast, hab ich sehr viel getrunken was dazu geführt hab, dass ich nicht mehr ganz Herrin meines Tuns war... Naja, also, äh, das Problem ist ..." sie machte eine kleine Pause um noch einmal tief durch zu atmen, "Es ist so... Ich weiss nichts mehr von gestern Abend, ab dem Zeitpunkt, als wir im Park waren..." Sie sah zu Boden. "Und jetzt wollte ich dich fragen... Naja, also was passiert ist?!" Riot sah sie fragend an. "Wie was passiert ist?" In diesem Moment schien er zu kapieren, worauf sie hinauswollte und brach in schallendes Gelächter aus. "Du meinst also, du und ich" quiekte er "wir hätten ...?!" Er krümmte sich vor lachen "Das ist zu komisch!" Feli wurde sauer. Sie wusste nicht, was daran so witzig sein sollte. "He!" schrie sie und funkelte ihn böse an, "Das ist gar nicht komisch!" Aber er hörte gar nicht auf sie. Feli deutete sein Lachen komplett falsch. Wütend trat sie näher an ihn heran, packte ihn am T-Shirt, zog ihn ein wenig näher an sich ran und knurrte verächtlich: "Du mieses, kleines Arschloch! Anders kann man zu jemandem, der solch eine Situation so schamlos ausnützt, nicht sagen!" Feli war nach dieser Situation fest davon überzeugt, dass mehr zwischen ihnen passiert wäre und er sie nun auslachte, weil sie nichts mehr wusste. Sie schubste ihn ein wenig nach hinten, so dass er aufs Bett fiel. Verwirrt hörte er auf zu lachen. "Aber Feli, das stimmt doch so gar nicht!" rief er. "Nein, natürlich nicht!" zischte sie und drehte sich um, um zu gehen. Riot sprang vom Bett und hielt sie am Arm fest. "Jetzt warte doch! Feli!" "Fass mich nicht an!" rief sie und holte mit der anderen Hand aus, um ihm eine zu scheuern. Was bildete der Affenarsch sich eigentlich ein? Er war kein Haar besser wie Francis, womöglich sogar noch schlimmer. Und Yumiko hatte sie doch noch gewarnt! Feli war entsetzt und hätte sich am liebsten in kleines Eck verzogen um zu heulen. Aber daran hintere sie eben Riots Hand, die sich mit festem Griff um ihr Gelenk geschraubt hatte. Geschickt fing er ihre Ohrfeige mit der anderen Hand ab. Feli versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, es gelang ihr aber nicht. "Lass mich los!" schrie sie noch mal und wandte sich weiter, um ihn zum Loslassen zu bewegen. Aber Riot dachte nicht daran, sondern verstärkte seinen Griff noch ein wenig. "Au! Du tust mir weh!" schrie sie ihn abermals an. "Muss ich wohl wenn du mir sonst nicht zuhörst!" Schrie er zurück. Überrascht über seinen wirschen Ton hörte sie auf mit den Armen zu rudern. Riot lockerte seinen Griff und sah ihr ernst in die Augen. "Also wenn du meinst, dass ich mit dir geschlafen habe, dann hast du dich getäuscht. Ich habe dich nicht einmal geküsste, eben weil ich wusste, dass du es nur versucht hast, weil du betrunken warst! Soviel zu diesem Thema!" Wütend ließ er sie los, drehte sich um und begann die Klamotten aufzulesen und auf Bügel zu hängen. Feli erstarrte. War es die Wahrheit, die er da sagte? Ihr war unbehaglich zumute und am liebsten wollte sie im Boden versinken. Was wenn er wirklich die Wahrheit sagte? Feli brauchte ihn nicht zu fragen, sie wusste, dass er nicht log. Beschämt sah sie zu Boden und murmelte leise "Entschuldigung... Ich mein, es tut mir leid..." Riot drehte sich nur kurz um und zog eine Augenbraue hoch. Feli war verunsichert. Was sollte sie denn noch tun, als sich zu entschuldigen? "Weißt du... ich... also..." stammelte sie weiter "Wahrscheinlich denke ich so, weil ich es von Francis gewöhnt bin, dass er sich versucht zu nehmen was er will..." sie sprach nicht weiter. Riot sagte, ohne sich umzudrehen: "Du vergleichst mich also mit deinem netten Cousin Francis!?" Feli starrte auf seinen Rücken. Langsam drehte er sich um und sah sie böse an. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen musterte er sie eine Weile, bevor er verächtlich zu sprechen begann: "Weißt du was? Eigentlich dachte ich, du wärst keine so verzogene, selbstüberzeugte Gans wie die anderen Mädchen hier. Aber ich habe mich wohl geschnitten... Du bist genauso ein Püppchen wie die anderen und kannst nich wahrhaben, dass ich dich "verschmäht" habe! Und weißt du noch was? Du und dein Cousin - ihr würdet wunderbar zusammenpassen, ein süßes Paar, wie Ken und Barbie!" er sah ihr direkt in die Augen. Feli fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Wie konnte er so etwas nur sagen? Ja, sie hatte ihm unrecht getan, aber war es nicht auch sie, die sich auf seine Seite gestellt hatte? Sie war kein Püppchen und sie mit Francis zu vergleichen war ein verbaler Schlag ins Gesicht. Sie biss sich um die Backe um die Tränen zurück zu halten. "Gut. Wenn du das so siehst!" sagte sie mit zitternder Stimme, drehte sich um und ging zurück auf den Gang. Riot sah ihr hinterher. Außer Sichtweite spürte Feli, wie ihr eine Träne über die Wange kullerte. Sie war mehr als Enttäuscht von ihm, aber nach ihren Vorwürfen konnte sie ihm das nicht einmal übel nehmen. Sie hörte Schritte hinter sich. War es Riot? Vorsorglich wischte sie sich die Träne von der Wange. Die Schritte kamen näher und sie begann, schneller zu gehen. Die Person hinter ihr begann zu laufen und hatte sie mit wenigen Schritten eingeholt. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und drehte sie um. "Tut mir leid!" sagte Riot und sah sie zerknirscht an. Seine Hände lagen immer noch ruhig auf ihren Schultern. "Das hab ich nicht so gemeint!" Feli sagte gar nichts. "Hei...?!" sagte er leise und sie hob ihren Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. "Ich glaube wir waren beide nicht ganz fair zueinander. Also Friede?" Riot legte den Kopf schief und sah sie fragend an. Feli konnte nicht anders, sie musste lächeln. "Ok," sagte sie, "vergeben und vergessen!" "Prima!" Riot lächelte ebenfalls. In diesem Moment kam Francis um die Ecke gebogen. Als er die beiden sah - Riot immer noch mit den Händen auf Felis Schultern - blieb er abrupt stehen. Feli und Riot drehten sich gleichzeitig um und konnten so sehen, wie Francis nach Luft schnappte. Mit forschem Schritt kam er auf die beiden zu. Kurz bevor er sie erreicht hatte, fing er an zu schreien: "Du kleine Ratte, nimm sofort deine dreckigen Pfoten von meiner Cousine!" Ehe Riot sich versah, hatte Francis ihn von Feli weggezerrt und ihm seine Faust in die Magengrube geschlagen. Völlig von seinem Schlag überrascht krümmte sich Riot vor Schmerzen. Francis holte zum Kinnhaken aus und die Welt um ihn herum begann zu verschwimmen. Wie durch einen Schleier hörte er Feli schreien und Francis fluchen. Francis nutze seine Chance und versetzte ihm einen weiteren Schlag, worauf Riot zu Boden ging. Francis beugte sich zu dem auf dem Boden sitzenden Riot hinunter und knurrte leise "Wenn du sie noch einmal mit deinen dreckigen Fingern anfässt, mach ich dich alle!" Riot sah im fest in die Augen und schwieg. "Hört auf, verdammt!" schrie Feli, die wie gelähmt alles beobachtet hatte und zerrte Francis am Ärmel. Doch dieser lächelte nur sein schleimiges Lächeln, schob sie weg und sagte: "Hab ich doch gern gemacht, Baby!" Mit einem überlegenen Lächeln richtete er sich wieder auf, zwinkerte Feli zu und stolzierte davon. Feli schüttelte den Kopf Mistkerl! < Sie beugte sich zu Riot hinunter "Alles in Ordnung?" frage sie besorgt. Er stand auf und nickte "Alles o.k. ... er hat mich ziemlich überrascht..." Wütend wischte er sich über die Lippen. Sie waren aufgesprungen. "Der bekommt schon noch sein Fett weg" sagte er halblaut. Aber Feli hatte es gehört. Sie packte ihn am Arm. "Riot?" "Hm?" "Versprich mir eins..." fing sie an und sah ihm flehend in die Augen, "prügel dich nicht mehr mit ihm... nicht aus Rache und auch sonst nicht..." Riot sah weg. Dieses Versprechen konnte er ihr nicht geben. Dieser Schnösel hatte eine Abreibung verdient! Denn er wusste einfach nicht, mit wem er sich angelegt hatte. "Sie mich an!" befahl Feli. Widerwillig versuchte er, ihrem Blick stand zu halten. "Na schön." Er lächelte sie an und wechselte die Taktik, "Weil du's bist!", Hinter seinem Rücken und für Feli nicht zu sehen, kreuzte er zwei Finger. Erleichtert strahlte Feli ihn an. "Danke! Ich wusste, dass du vernünftig bist" Riot lächelte. Mist. In was hatte er sich mit diesem Versprechen bloß hineingeritten? Kapitel 4: Heartbeat -------------------- Die Woche ging überraschend schnell vorüber und es war den Schülern des Internats möglich, über das Wochenende nach Hause zu fahren. Feli tat das meist nicht, sie blieb lieber im Internat. Riot hatte ihr vorgeschlagen, eine alte Freundin zu besuchen. Sie hatte eingewilligt. Vielleicht würde es ja ganz witzig werden. Zwischen ihm und Francis war es die letzten Tage zum Glück zu keinen Zwischenfällen mehr gekommen. Sie konnte nur hoffen, dass es auch so bleiben würde. Freitagnachmittag klopfte Riot an Felis Tür, um sie abzuholen. "Na, alles startklar?" fragte er. Feli bejahte, schulterte ihre Tasche und folgte ihm hinunter vors Internat. Auf dem Schülerparkplatz steuerte er zielstrebig ein schwarzes Cabrio an, der deshalb unter den ganzen anderen teuren Autos so auffiel, da er sehr klein und schlicht war. Gentlemen-like öffnete Riot Feli die Tür: "Madmoiselle, bitte einsteigen!" witzelte er, stieg ebenfalls ein und fuhr langsam vom Internatsgrundstück. "Was für eine Freundin ist es denn?" wollte Feli neugierig wissen. Immerhin konnte es ja auch DIE Freundin sein. Feli konnte es sich auch nicht so recht erklären, aber diese Vorstellung störte sie. "Mya? Mya ist eine alte Freundin von mir, wir kennen uns schon über 10 Jahre. Sie hat früher in der Nachbarschaft gewohnt." Erklärte er und sah kurz zu ihr hinüber. Feli nickte. "Wir kennen uns in - und auswendig!" füge er hinzu. Feli schluckte. "In- und auswendig..." echote sie. Prüfend sah Riot sie abermals von der Seite an. "Was denkst du denn schon wieder?" Feli wurde rot. Jetzt hielt er sie sicher für einen Perversling. Was musste er sich auch so zweideutig ausdrücken. Und bei Jungs in seinem Alter wusste man ja nie... Erwartungsvoll sah er sie an, aber sie schwieg und sah starr gerade aus durch die Windschutzscheibe. Man sah ihr förmlich an, dass es sie brennend interessierte, wie genau sie sich kannten. Riot wartete noch ein Weilchen, bevor er weiter sprach. "Mya ist Lesbe..." Feli fuhr mit aufgerissenen Augen zu ihm herum. "Lesbe? Sie steht also auf Frauen?" rutschte es ihr eine Spur zu erleichtert heraus. "Das hört sich ja fast an, als wenn dich diese Tatsache beruhigt?" er grinste sie schelmisch an. So machte sie es ihm ganz leicht, den coolen Macker rauszuhängen. "Also... Also das behauptest jetzt aber du!" versuchte sich die tomatenrote Feli galant aus der Affäre zu ziehen. "Du glaubst wohl, jede wäre auf dich scharf?" Feli wechselte die Taktik von Ertappt auf Überlegen. Aber Riot zuckte nur mit den Schultern und grinste. "Weiß man's?" Feli schnappte nach Luft. So ein eingebildeter Fatzke aber auch! Oder hatte er sie wirklich durchschaut? Wusste sie selbst denn überhaupt, was sie momentan fühlte? Feli sah auf ihre Hände, die sie auf ihrem Schoß überkreuzt liegen hatte. Sie wusste nicht warum, aber Riot übte eine sehr große Anziehungskraft auf sie auf. Aber verlieben? Nein, Feli hatte sich noch nie richtig verliebt und überhaupt, er passte doch gar nicht zu ihr. Er war Punk und sie in seinen Augen doch sowieso nur eine "Tussie". Unauffällig sah sie ihn von der Seite an. Hübsch war er, das musste man ihm lassen. Aber ein Mann musste mehr als nur gut aussehen, da war sie sich sicher. Riot stöpselte den Zigarettenanzünder ein. "Stört es dich?" meinte er und deutete darauf. Feli schüttelte den Kopf. Ein Raucher kam auch nicht in Frage. Die hatten gelbe Zähne und gelbe Finger. Riot fingerte eine Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie am Zigarettenanzünder an. Er hat gar keine gelben Finger < fiel Feli sofort auf. Als sie weiter grübelte, fiel ihr auch ein, dass sie sie nicht daran erinnern konnte, dass er gelbe Zähne hätte. Aber trotzdem, kein Raucher! Schalt sie sich. Feli begann, das Schweigen unangenehm zu finden. Seit dem Gespräch über Mya schien die Stimmung irgendwie verändert. Auch Riot schien es ähnlich zu gehen, denn kurz darauf schaltete er den CD-Player an. Feli erwartete, dass gleich kreischende Gitarren aus den Boxen heulen würden. Stattdessen begann das Stück mit einem ruhigen Gitarrensolo. Tatsächlich war es eine Ballade. Feli wunderte sich. Sie hätte eher getippt, dass Riot Balladen schnulzig fand. "Gefällt es dir?" fragte er sie. Feli nickte. "Meine Band." Erwiderte er knapp und zog an der Zigarette. "Du spielst in einer Band?" wollte sie überrascht wissen. Er blies den Rauch aus dem Fenster und nickte. "Das ist unser neustes Stück..." sagte er und begann am CD-Player herum zu drücken. Nun kamen die von Feli erwarteten, kreischenden Gitarren. "Geil oder?" freute sich Riot. Ihm zuliebe nickte Feli lächelnd. Naja, eigentlich hörte es sich gar nicht mal so schlecht an. Er sah sie prüfend an. "Du lügst!" sagt er und zog eine Augenbraue hoch. "Ähhh " sagte sie, "nein, nein, es ist... ungewohnt... Das heißt aber nicht, dass es mir nicht gefällt!" stammelte sie. Sie war für ihn durchschaubar wie ein Glas. Das musste wohl für ein sehr sensibles Gemüt zeugen. Passt gar nicht so sehr zu seinem eher mackermäßigen Auftreten < wunderte Feli sich. "Eine andere CD hab ich momentan leider nicht im Auto." Entschuldigte er sich. "Nein, nein, ist schon ok. Ich sagte doch, es ist nur ungewohnt!" Sie lächelte ich an. Riot sah ihr kurz in die Augen und lächelte zurück. "Ok" Nach einer halben Stunde Fahrt, fuhr er von der Autobahn ab und drehte die Musik ein wenig leiser. "Jetzt ist es nicht mehr weit." Beruhigte er Feli. "Gleich die nächste Ortschaft..." Sie nickte. "Mya ist total in Ordnung, ich denke, ihr werdet euch gut verstehen!" erwähnte er. Feli war schon sehr gespannt, wie diese Mya denn war. Sie schien ihm ja sehr viel zu bedeuten. Während sie noch überlegte, kam Riot vor einem großen Mehrfamilienhaus zu stehen. "Wir sind da!" rief er fröhlich. Sie stiegen aus und Feli folgte Riot, der zielstrebig die Treppen vor der Tür ansteuerte und klingelte. Kurz darauf hörte man Schritte im Treppenhaus und die Tür wurde von einem schlanken Mädchen aufgerissen, dass Riot sofort jubelnd um den Hals fiel. Es hatte quietschgrüne, verwuschelte Haare, saphirblaue Augen (Feli tippte auf Kontaktlinsen), eine weite, schwarze Hose und ein weißes Armytop an. Das musste Mya sein. Sie und Riot lagen sich immer noch jubelnd in den Armen. Riot bemerkte Felis Blick auf sich und löste sich von Mya. "Mya, darf ich vorstellen? Meine Mitschülerin Feli!" sagte er und deutete auf Feli. "Feli, das ist Myaka!" Er strahlte und Feli fiel es schwer zu glauben, dass sie wirklich nicht auf Männer stand. "Hallo" lächelte Mya "Freut mich!" und schüttelte Feli die Hand. "Mich auch!" grinste Feli verlegen zurück. "Kommt doch rein! Na los!" rief Mya und winkte mit den Fingern, dass sie ihr ins Haus folgen sollten. Im zweiten Stock bat sie die beiden in ihre Wohnung. Riot sah sich staunend um "Das ist also deine neue Bleibe? Fett!" und Mya fügte erklärend an Feli gewandt hinzu "Ich bin erst kürzlich von zuhause ausgezogen." Feli nickte und sah sich ebenfalls um. Die Wohnung war sparsam aber dennoch sehr schön eingerichtet. Allerdings wirkte sie eher untypisch für ein Mädchen; in der Ecke stand eine Hantelbank, gegenüber ein Fernseher mit Konsole, auf dem Schreibtisch ein aufgeschraubter Computer. An der Wand hing ein großes gerahmtes Bild von einem hübschen Mädchen mit blonden Locken. Mya, die Felis Blick gefolgt war, erklärte "Momo, meine Freundin" und lächelte sie verschmitzt an. Feli nickte. Irgendwie fühlte sie sich erleichtert. Nein, das musste sie sich nur einbilden. Immerhin konnte es ihr ja egal sein mit wem Mya zusammen war, selbst wenn es Riot war. "Sie ist leider gerade in Kanada auf Studienfahrt," fügte sie hinzu. "Vielleicht fängt sie auch an, dort zu studieren..." setzte sie wehmütig dazu. Dann stand sie auf, um Tee zu holen. "Was haltet ihr davon, wenn wir nachher etwas leckeres kochen und später ins Kino gehen?" schrie sie aus der Küche. Riot sah Feli fragend an "Na was hältst du davon?" "Hört sich gut an" erwiderte Feli und tatsächlich wurde es auch ein witziger Nachmittag. Das Essen, das sie zusammen gekocht hatten, schmeckte vorzüglich und über den Film lachten sie Tränen. Riot hatte Recht gehabt, Mya war schwer in Ordnung. Sie war sehr nett und unkompliziert. Gastfreundlich zog sie für die beiden ihr Sofa aus. "Tut mir Leid... Ich habe sonst keine andere Schlafmöglichkeit!" entschuldigte sie sich verlegen. "Macht doch nichts" grinste Riot, "Oder Feli?" Feli sah von einem zum anderen und dann wieder zum Sofa. Hatte sie das jetzt richtig verstanden, dass sie zu zweit auf diesem kleinen Ding schlafen würden? "Ähhh, nein, natürlich macht es nichts!" stammelte sie schnell. Sie wollte sich ihre Verlegenheit nicht anmerken lassen, damit Riot sie nicht wieder damit aufzog. Vor allem vor Mya wäre ihr das sehr peinlich gewesen. "Fein" lachte Mya und verschwand nach nebenan. Einen Augenblick später streckte sie ihren Kopf noch einmal aus der Tür und kicherte: "Aber dass ihr mir hier anständig bleibt!" Dabei sah sie Riot durchdringend an. Feli war es, als wäre er leicht zusammengezuckt. Dann kicherte er ebenfalls. "Immer doch!" und zwinkerte ihr zu. Länger als nötig lies sie ihren Blick auf ihm ruhen, bevor sie wieder verschwand. Feli registrierte es missbilligend. Was denke ich schon wieder? < schalt sie sich. >Mya steht nicht auf Kerle, hat eine Freundin und mag Riot einfach nur... Kein Grund also, sich aufzuregen! < versuchte sie sich zu beschwichtigen. Demonstrativ schüttelte sie den Kopf. Riot sah sie an. "Machs dir bequem, ich schlafe auf dem Boden!" und nahm sich eine der beiden Decken, die Mya ihnen bereit gelegt hatte. Feli sagte gar nichts. Riot sah sich suchend nach einem Plätzchen um, was gar nicht so einfach war, da überall entweder ein Möbelstück stand, oder Konsolenspiele herumlagen. Feli grinste und klopfte neben sich auf das ausgezogene Sofa. "Du kannst auch hier schlafen... " sagte sie und spürte, wie sie rot wurde. "Aber nur, wenn du anständig bleibst!" versuchte sie alles mit einem Witz zu überspielen. Riot grinste "Ich versuch's" und zeigte ihr das Victory-Zeichen. Feli stand auf und ging ins Bad, um sich bettfertig zu machen. Als sie umgezogen zurück kam, lag Riot schon auf dem Sofa. Sie schaltete das Licht aus und krabbelte vorsichtig ebenfalls aufs Sofa. Schüchtern drängte sich an das andere Ende und legte sich mit dem Rücken zu ihm. "Gute Nacht!" murmelte sie. Feli war die Situation mehr als unangenehm... wie sie da lagen, in einer fremden Wohnung auf einem aufgeklappten Sofa.... So nah und doch noch so weit voneinander entfernt. "Feli?" kam es aus dem Dunkeln. "Hm?" machte sie. "Bevor du vom Sofa fällst... ich beiße nicht!" Feli erstarrte... Was sollte sie tun? Sie rang mit ihrem Herzen und ihrem Gewissen. Letztendlich war es Riot, der die Sache entschied. Sanft schob er seinen Arm unter ihre Hüfte und zog sie in die Mitte des Sofas. "Nicht dass ich am Ende schuld bin, wenn du raus fällst!" flüsterte er. Feli blieb stumm liegen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie dachte, er müsste es hören. In ihr machten sich tausend Gefühle breit. Und was war das, was so in ihrer Magengrube kitzelte? Riot riss sie aus ihren Überlegungen und flüsterte leise: "Also, Gute Nacht, Süße! Schlaf gut!" Feli merkte, wie ihr abermals das Blut in den Kopf schoss. Sie drehte ihren Kopf zu ihm: "Du auch!" Trotz des spärlichen Lichts, das durch die Fenster fiel, konnte sie sehen, wie er sie ansah. Einige Sekunden, die ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkamen, hielt sie seinem Blick stand. Doch dann drehte sie sich abrupt um. Die gleiche Situation wie im Park... Feli hatte Angst, dass es wieder zu so einer peinlichen Situation kam. Aber war das nicht schon wieder ein deutlicher Vorbote eines Kusses gewesen? Hätte sie sich nicht weggedreht, hätte er dann...?? Feli wusste es nicht. Von Riot hörte sie eine ganze Weile keinen Mucks. Er musste wohl schon eingeschlafen sein. Während Feli weiter über ihre Gefühle nachdachte, drehte er sich im Schlaf und legte den Arm um sie. Feli lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Auf der anderen Seite wusste sie nicht, ob es richtig war, es zu dulden. Sie konnte seinen Atem in ihrem Nacken spüren. Feli lag ganz still und stumm da, da sie diesen wunderbaren Moment nicht zerstören wollte. Das sie sich dieses eingestand, musste wohl eines bedeuten: Sie war dabei, sich zu verlieben! Innerlich war sie hin und her gerissen. Doch dann gab sie sich einen Ruck und drehte sich zu ihm, um sich vorsichtig an ihn zu kuscheln. Zaghaft legte sie einen Arm um und zuckte zusammen - er hatte, als sie im Bad war, alles bis auf seine Boxershorts ausgezogen. Felis Hand auf seinem Rücken fühlte seine weiche, warme Haut und spürte, wie sich sein Rücken beim Atmen ganz leicht hob und senkte. Am liebsten hätte sie sich noch enger an ihn gekuschelt, tat es aber nicht, aus Angst ihn aufzuwecken. Aufgeregt und doch zufrieden lag sie wach, am liebsten würde sie für immer so liegen bleiben. Riot drückte sie im Schlaf noch mehr an sich. Feli hatte das Gefühl, ihr Herz würde gleich zerspringen. In ihrem Magen kribbelte es wie in einem Ameisenhaufen. "Ich glaub ich bin verliebt" flüsterte sie fast lautlos um nur wenige Minuten später an seiner Seite einzuschlafen. Kapitel 5: Heartache -------------------- Riot erwachte schon früh. Im Zimmer war es noch sehr dämmerig und nur wenige Sonnenstrahlen blitzten durch die Jalousien. Er lag auf dem Rücken und schloss die Augen um weiter zu schlafen, als er realisierte, dass da etwas auf seinem Bauch war, was da sonst nicht war. Überrascht hob er den Kopf und bemerkte, dass das Etwas eine Hand war - Felis Hand um genau zu sein - die sich da auf seinem Bauch niedergelassen hatte. Als er seinen Kopf auf die Seite drehte, blickte er direkt in ihr entspanntes Gesicht. Sie schläft noch... < Er stützte sich vorsichtig auf einem Arm ab und sah ihr eine Weile beim Schlafen zu. Wie süß sie aussieht < er lächelte stumm vor sich hin und ließ seinen Blick über die schlummernde Feli gleiten, die im Schlaf die Decke von sich gestrampelt hatte. Hotpants als Schlafhöschen?! Hwoooh < dachte er und fing an zu grinsen. Sein Blick glitt weiter über ihren Körper und schließlich wieder zurück zu ihrer Hand, die immer noch sanft auf seinem Bauch ruhte. Riot riss die Augen auf. Verdammte scheiße! Morgenlattenalarm! < Verzweifelt versuchte er die Decke unter Felis Körper wegzuziehen, um sich darunter zu verstecken. Durch sein rumgehample wurde Feli wach. Langsam und sichtlich müde schlug sie die Augen auf. "Riot?" murmelte sie verschlafen und sah in sein verkrampftes Gesicht, das auch noch rot anlief. "Was hast du denn?" sagte sie, gähnte und rieb sich die Augen. Nervös, den Deckenzipfel immer noch in der Hand, sah er sich hektisch im Raum nach einer Fluchtmöglichkeit um. Am Ende hielt sie ihn noch für einen Perversling! Einen ekelhaften Spanner, der es nur darauf abgesehen hatte, das Bett mit ihr zu teilen! Das Klo! Warum war ihm das nicht früher eingefallen! "Och, nichts, schlaf nur weiter!" redete er sich heraus. Feli öffnete abermals die Augen und musterte ihn skeptisch. "Wie du meinst..." Sie zuckte mit den Schultern, zog ihm den Deckenzipfel aus der Hand und die Decke bis zu den Schultern hoch um sich noch mal schlafen zu legen. Riot fiel ein Stein vom Herzen. Schnell stand er auf und verschwand im Badezimmer. Puh! Glück gehabt! < Er streckte sich ausgiebig und blickte dabei auf das Regal, in dem Mya zahlreiche Kosmetikartikel aufgebahrt hatte, darunter eine beachtliche Anzahl an Haarfarben. Er sah in den Spiegel. > Eine neue Farbe würde mir auch mal wieder nicht schaden < Neugierig zog er diverse Farbtiegel heraus um eine potentielle Farbe herauszusuchen, dass er ganz vergas, weshalb er eigentlich ins Badezimmer gekommen war. Aber das "Problem" hatte sich inzwischen von selbst erledigt. Riot stellte die Tiegel zurück ins Regal, ging auf die Toilette und anschließend zurück ins Wohnzimmer. Als er zurückkam, saß Feli im Schneidersitz auf der Decke. "Morgen!" er lächelte sie an "Gut geschlafen?" "Hmmm! Feli nickte. "Hunger?" Feli nickte wieder und gähnte. "Lust auf frische Brötchen?!" "Klar" Feli grinste ihn an. Ob er wohl gemerkt hatte, dass sie sich in der Nacht heimlich an ihn gekuschelt hatte? "Also, ich fahr kurz zum Bäcker" Riot zwinkerte ihr zu, griff im Vorbeigehen nach seinem Autoschlüssel, der auf dem Tisch lag und schloss die Tür hinter sich. Feli lies sich wieder rückwärts aufs Sofa fallen und sah zur Decke. Sie konnte gar nicht aufhören an die vergangene Nacht zu denken. Aber sie grübelte, warum er sie nicht geküsst hatte. Immerhin sah es so aus, als wenn er an ihr interessiert wäre. Wieso hatte er es also nicht getan? Womöglich bildete sie sich das doch alles ein... gerade jetzt, als sie halbwegs Klarheit über ihre Gefühle erlangt hatte. Mya, die aus ihrem Zimmer kam, riss sie aus ihren Überlegungen. "Morgen Feli. Na, hast du gut geschlafen?" Feli richtete sich wieder auf. "Ja, danke" Mya sah sich im Wohnzimmer um. "Wo ist Riot?!" fragte sie. "Beim Bäcker" antwortete Feli. Mya registrierte es mit einem Nicken und begann schweigend den Tisch zu decken. Feli stand auf und half ihr. Eine weile schwiegen sie, doch dann sah Mya auf und sprach: "Läuft zwischen euch etwas?" Feli war ziemlich überrascht über diese Frage. Mya sah ihr mit ihren blauen Augen tief in die ihren. "Zwischen mir und Riot?" Mya nickte ohne den Blick von ihr abzuwenden. Feli schüttelte den Kopf. "Nein." "Ich glaube, er mag dich sehr" sagte Mya und sah dabei auf den Tisch. "Kann schon sein..." entgegnete Feli leise und legte stumm Kaffeelöffel auf den Tisch. Irgendwie war das eine komische Situation zwischen ihnen. "Wieso fragst du?" wollte sie wissen. Mya, die gerade Kaffe in die Kaffeemaschine schaufelte, hielt inne. "Nur so" sagte sie und zuckte die Schultern. "Du weißt ja, ich steh nicht auf Kerle" fügte sie ein paar Minuten später hinzu und grinste. Feli nickte. So ganz wollte sie das nicht mehr glauben. Fast kam es ihr vor, als wenn Mya ein kleines bisschen eifersüchtig auf sie wäre. Riot unterbrach das unangenehme Schweigen zwischen ihnen. Mit einer großen, duftenden Bäckertüte kam er zur Tür herein. "Frühstück, Ladies!" "Gut dass du kommst, ich war nahe am verhungern" bemerkte Mya. Sie goss Kaffee in die Tassen und Riot warf die Brötchen in ein Bastkörbchen, dass er in die Mitte des Tischs stellte. Immer noch ein wenig verwirrt setzte sich Feli. "Greif zu" Riot lächelte. Feli nickte stumm und griff schüchtern nach einem Brötchen. Seit dem Gespräch, das sie und Mya geführt hatten, fühlte sie sich irgendwie unbehaglich in ihrer Haut. Auch Mya war ungewohnt schweigsam. Selbst Riot schien es aufzufallen. Während er sein Brötchen mit Butter und Marmelade bestrich, sah er auf: "Ist was?! Ihr seid so still!" Mya und Feli schüttelten synchron den Kopf. "Nö, ich bin nur n bisschen müde" erwähnte Mya und um die Aussagekraft ihrer Behauptung zu verstärken, gähnte sie laut, bevor sie ihn ihr Brötchen biss. Riot nickte und da er nicht weiter fragte, glaubte Mya, dass er sich mit dieser Antwort zufrieden gab. Feli entschuldigte sich, um auf die Toilette zu gehen. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte sich Riot an Mya: "Da war doch was zwischen euch?!" Mya schüttelte betont gleichgültig den Kopf und sah auf die ihren Teller "Nö." "Mya, ich sieh mir in die Augen wenn du mit mir sprichst" Er sah sie eindringlich an. Zaghaft sah sie ihm in die Augen und schwieg. "Also doch?!" fragte er abermals. Mya sah zu Boden. "Bist du eifersüchtig?" Mya atmete laut durch den Mund aus. "Hast du Angst, dass Feli deine Position einnehmen könnte?" Aber Mya schwieg beharrlich. Riot begann sich zu ärgern. "Also bist du eifersüchtig!" Mya sah auf. "Seh es wie du willst!" zischte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. In diesem Moment kam Feli aus der Toilette und sah vom einen zum anderen. "Ist was passiert?" fragte sie verdutzt, als sie Myas glasigen Augen sah. Mya schluchzte laut auf, sprang vom Stuhl und ging schnurstracks ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Feli sah fragend zu Riot. "Was hat sie denn?" Riot zuckte die Schultern, schob seinen Stuhl zurück, stand auf und ging ebenfalls ins Bad. Die perplexe Feli stand immer noch ganz verdattert vor dem abgegessenen Tisch. Sie hörte, wie Riot mit Mya sprach, allerdings war es zu leise um es zu verstehen. Nach einer Viertelstunde kam Riot aus dem Bad, begann stumm den Tisch abzuräumen und raunte Feli zu: "Pack deine Sachen, wir gehen." "Was .... Was ist denn?" fragte Feli vorsichtig. "Es ist besser, wir lassen sie jetzt erstmal allein." Riot stellte die Kaffeetassen ins Spülbecken. "Das mit ihrer Freundin... Dass sie so weit weg ist, das ist nicht leicht für sie." Feli nickte. Riot lehnte sich gegen sein Auto und rauchte eine Zigarette, als Feli mit gepackter Tasche aus dem Haus kam. Fragend sah sie ihn an, aber er schwieg weiter. Sie öffnete die Beifahrertür, warf ihre Tasche auf die Rückbank und stieg ein. Na super, jetzt ist die Laune von uns allen total im Keller< dachte Feli. >Ob das alles wirklich nur an ihrer Freundin liegt? < Riot schnippte den Stummel weg und setzte sich ebenfalls ins Auto. "Sorry", nuschelte er. "Ich weiß auch nicht ganz, was momentan mit Mya los ist." Und etwas freundlicher fügte er hinzu: "Und wir? Was machen wir jetzt?" Feli zuckte mit den Schultern. Wenigstens lächelte Riot wieder. Aber dennoch fühlte sie sich komisch. Wenn sie es nicht besser wüsste würde sie sagen, dass Mya nur so reagiert hatte, da sie eben doch nicht nur auf Frauen stand. "In der Innenstadt gibt es einige nette Läden. Hast du Lust dir die anzusehen?" fragte er sie. Feli nickte. Hauptsache, sie würden auf andere Gedanken kommen. Riot startete den Wagen. Er drehte die Musik wieder laut auf, was Feli nur recht war. So kamen sie schon nicht in Versuchung, wieder über Myas Gefühlsausbruch zu sprechen. Kapitel 6: Die Kette -------------------- Und wirklich, in der Stadt dachte Feli schon fast nicht mehr daran. Riot hatte nicht zuviel versprochen, es gab wirklich viele kleine Boutiquen und Läden mit den unpterschiedlichsten Waren. Nachdem sie es schaffte, Riot in einen reinen "Mädchenladen" zu schlepen, entschied sie sich für ein geblümtes Sommerkleid und einen neuen Bikini. Das Kleid fand nicht besonders viel Anerkennung von seiner Seite, der Bikini dafür umso mehr. Anschließend sah sie sich neugierig in einem Schmuckgeschäft um. Ein silberner Anhänger hatte ihr es besonders angetan. Er sah aus wie ein Halbmond mit zusätzlicher Sichelspitze und in der Mitte war er mit drei kleinen blauen Steinchen besetzt. Feli betrachtete ihn eine Weile und zuckte zusammen, als ihr eine Stimme: "Gefällt er dir?" ins Ohr raunte. Die Stimme gehörte zu Riot. Feli nickte. "Er ist wunderschön!" hauchte sie. Riot nahm ihn ihr lächelnd aus der Hand, worauf sie ihn fragend ansah. "Guck nicht so böse, ich nehme ihn dir nicht weg. Im Gegenteil: Ich will ihn dir schenken!" Und bevor Feli protestieren konnte, hatte er seinen Geldbeutel gezückt und den Anhänger bezahlt. Draußen hielt er ihr den eingepackten Anhänger vor die Nase und gerade als sie danach greifen wollte, zog er schnell die Hand zurück. "Moment, ich habe etwas vergessen!" sagte er mit geheimnisvoller Miene und verschwand noch mal im Laden um kurz danach wieder heraus zu kommen. "Schließ die Augen!" befahl er und hatte wieder sein spitzbübisches Lächeln aufgesetzt. Feli tat wie ihr geheißen und spürte, wie er ihr etwas um den Hals band. Sie öffnete die Augen: Es war der Anhänger, für den er noch einen schwarzes Lederband gekauft hatte. Wie süß von ihm. Sie lächelte ihn ebenfalls an. Riot stand ganz dicht vor ihr und sah sie an. "Danke, er ist wirklich wunderschön!" Riot sah ihr fest in die Augen und strich ihr eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinters Ohr. "Genauso wie du!" Felis lächeln erstarb und sie starrte zurück. Meinte er das wirklich ernst? Sie spürte, wie ihr mal wieder die Röte ins Gesicht schoss. Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte Riot wieder sein draufgängerisches Lächeln aufgesetzt und war ganz der Alte. "So, und was machen wir jetzt?" fragte er sie. Feli sah ihn stumm an. Immer wieder kam es zu solchen Situationen zwischen ihnen, was er durch lockere Sprüche und lässiges Auftreten zu überspielen versuchte. Riot deutete auf eine Eisdiele auf der anderen Straßenseite. "Wie wär's mit einem Eis oder einem Kaffee?" "Ja, warum nicht." Sagte sie gedankenverloren. War es ihm ernst, oder spielte er nur mit ihr? Lies er nur seinen Charme auf sie wirken und labte sich daran, dass sie ihm immer mehr verfiel? Feli wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie es so schnell wie möglich herausfinden wollte. Riot schob die Karte des Eiscafes näher zu ihr herüber, so dass sie beide hineinsehen konnten. "Na, schon entschieden?" fragte er sie nach ein paar Minuten. Verwirrt wie sie war, konnte sie sich die exotischen Namen der Eisbecher nicht einmal merken. "Ich nehme einen Eiskaffee." Entschied sie sich spontan. Eigentlich wäre ihr etwas hochprozentiges jetzt lieber gewesen, aber wie sollte sie ihm erklären, wieso sie ausgerechnet an einem sonnigen Samstagnachmittag nach Schnaps verlangte? Die Bedienung kam mit ihrem Bestellungsblöckchen und weißer Schürze angetrippelt und nahm ihre Bestellung auf. Riot hatte sich für eine Eisschokolade entschieden. "Ich mag es heut lieber süß!" witzelte er zweideutig und zwinkerte ihr zu. Oder kam es Feli nur zweideutig vor? "Hehe..." machte sie lahm und kam sich ziemlich dämlich vor. Was bringt er mich auch so aus dem Konzept < fragte sie sich und seufzte. "He, was gibt es zu seufzen, Süße?" Riot beugte sich zu ihr. "Ach, gar nichts!" lachte sie verlegen. "Wegen heute Morgen?" Feli wollte gerade verneinen, als ihr einfiel, dass das die perfekte Ausrede war. Außerdem würde sie so vielleicht erfahren, was er mit Mya im Bad besprochen hatten. "Ja..." entgegnete sie knapp. Aber Riot schwieg. Also musste sie die Initiative ergreifen. "Was... Was war eigentlich los mit ihr?" Dieses Mal war es Riot der seufzte. "Naja..." begann er. "Du weißt ja, ihre Freundin wird höchstwahrscheinlich im Ausland studieren.... Sie sehen sich ja jetzt schon kaum mehr...." Riot kam ins Stocken. "Und dann...?!" warf Feli ein. "Naja... also es ist so, dass sie Angst hat, dass sie mich auch noch verlieren könnte." Feli zog eine Augenbraue hoch. "Verlieren?" Riot wurde verlegen. "Ähm, sie hat Angst, dass du... " Er beendete den Satz nicht. "Dass ich was?" Feli wurde langsam hellhörig und lehnte sich interessiert nach vorn. Er spielte hektisch mit dem Strohhalm. "Naja, dass du ihre Position als meine beste Freundin einnimmst!" stieß er hervor. Beste Freundin?!! < Feli lies sich zurück gegen die Lehne ihres Stuhls fallen. Er sah sie also nur als eine Freundin. Riot lächelte verlegen. "Aber keine Sorge! Ich krieg das schon gebacken, dass sich keiner vernachlässigt fühlt!" sagte er, bevor er sich wieder seinem Getränk widmete. Feli zog abermals eine Augenbraue nach oben. Einerseits war er ihr ja immerhin nicht verpflichtet, so kurz wie sie sich kannten. Auf der anderen Seite schien er ja wirklich nur an einer guten Freundschaft interessiert zu sein. Und mal ehrlich, welcher Kerl hätte sich eine Szene wie die im Schulpark entgehen lassen? Na also, keiner! Demnach war er einfach nicht scharf auf sie. Felis Laune war merklich gesunken. Allerdings wollte sie es sich nicht anmerken lassen und nickte Riot verständnisvoll zu, was er mit einem weiteren Lächeln quittierte. Geräuschvoll sog er die letzten Tropfen der Eisschokolade durch seinen Strohhalm. "Erzähl etwas über dich!" forderte er sie spontan auf. "Über mich?!" fragte Feli überrascht. "Ja." Riot grinste. "Über dich... deine Familie... was du sonst noch so treibst!" "Naja, meinen widerlichen Cousin kennst du ja schon!" seufzte Feli. "Der Rest der Bande ist ungefähr genauso... Und bald heiratet zu allem übel auch noch das Kind meiner Cousine. Da muss ich natürlich antanzen und das brave Mädchen spielen!" Sie seufzte abermals. "Au weia, hört sich ja grausig an!" bemerkte Riot. Feli nickte und starrte auf die Tischplatte. "Mach es einfach wie ich." Warf er beiläufig ein, lehnte sich lässig zurück und zündete sich eine Zigarette an. Feli sah auf und ihm fragend in die Augen. "Was?!" Riot zog genüsslich an seiner Kippe bevor er zu sprechen begann. "Lass dir nicht alles gefallen! Sei rebellischer!" "Haha!" machte Feli, "das ändert auch nichts an meiner Familie und an dieser dämlichen Hochzeit!" Verärgert und ratlos stützte sie den Kopf auf ihren Händen auf. "Das nicht, aber du musst ja nicht unbedingt das brave Mädchen spielen!" entgegnete er. Feli seufzte. "Du hast doch keine Ahnung!" Worauf Riot nur grinsend mit den Schultern zuckte. "Mach was du für richtig hältst!" Feli sagte gar nichts. Es war sowieso sinnlos, Riot davon überzeugen zu wollen, dass die Hochzeit grauenvoll für sie werden würde. Egal ob sie rebellierte oder nicht. Also nickte sie nur lahm und trank ihren Eiskaffee aus. "Und jetzt?!" wandte sie sich an Riot. Er sah auf die Uhr. "Langsam könnten wir mal zu Mya zurück." Sagte er und winkte der Kellnerin um zu zahlen. Hoffentlich hat sie sich abreagiert!" < dachte Feli. "Meinst du, sie hat sich wieder beruhigt?" fragte sie vorsichtig. Riot nickte. "Ich glaube schon!" behauptete er lächelnd. Feli war einigermaßen beruhigt. Eigentlich passte es auch nicht besonders zu dem, was sie bis jetzt von Myaka kennen gelernt hatte. **** Als sie klingelten, öffnete ihnen eine schweißgebadete Mya die Tür. "Ich bin grad am trainieren" sagte sie verschmitzt lächelnd und fügte ein wenig ernster hinzu: "Sorry wegen heute Morgen!" Riot winkte ab. "Kein Problem, Süße!" Feli grinste nur dämlich. Irgendwie fühlte sie sich immer noch unbehaglich, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Sie wollte nicht unnötig einen weiteren Streit provozieren. "Also wenn du gerade beim Training bist, wollen wir dich lieber nicht weiter stören! Außerdem hab ich heute Abend ja noch was vor." fuhr Riot fort. Feli sollte das nur recht sein, wenn sie bald verschwinden würden. Nur wäre es interessant zu erfahren, was Riot denn noch so wichtiges zu tun hatte. Mya wischte sich mit dem Handtuch, das sie über den Schultern hängen hatte, den Schweiß aus dem Gesicht. "Ok!" sagte sie knapp und gab Riot zum Abschied ein Küsschen auf die Wange. Feli reichte sie lächelnd die Hand. Hm, sie scheint weder sauer noch sichtlich eifersüchtig zu sein. Oder überspielt sie es nur perfekt?! < Grübelnd schüttelte sie ihr die Hand zum Abschied und bedankte sich artig für die Gastfreundschaft. "Viel Glück heute Abend!" sagte sie noch und zwinkerte Riot zu. Dann begleitete sie die beiden noch vor die Tür und winkte ihnen hinterher, bis sie um die Ecke gefahren waren. Kapitel 7: "Kaeri Chuu" oder "Küsse und Tränen" ----------------------------------------------- Zurück im Internat gingen beide auf ihre Zimmer um ihr Gepäck auszupacken und ein wenig auszuruhen. Feli lies den Besuch bei Mya Revue passieren. Sie grübelte immer noch über Myas Verhalten. Und für was sie Riot nur Glück wünschte? Nachdenklich rieb sie sich das Ohr. Ihr Ohrring fehlte!! Sie sprang auf und wühlte die Tasche, die sie bei Mya dabei gehabt hatte durch. Doch Fehlanzeige, der Ohrring blieb verschwunden. So ein Mist! Der war so schön! < ärgerte sie sich. Grummelnd warf sie sich aufs Bett und starrte an die Decke, als es an der Tür klopfte. Wenn das nicht Yumiko sein wird... < mutmaßte sie. Doch es war Riot, der zwischen Daumen und Zeigefinger einen kleinen, silbernen Gegenstand schwenkte: Ihren Ohrring! Feli öffnete überrascht den Mund. "Cool, du hast meinen Ohrring gefunden!" freute sie sich. "Er war im Auto" entgegnete er und späte über Felis Schulter neugierig in ihr Zimmer. Feli nahm ihm den Ring aus den Fingern und legte ihn in eine Schmuckschatulle. Riot folgte ihr unaufgefordert ins Zimmer. "Hm", machte er "sehr stilvoll", und sah sich um. "Stilvoll?! In deinen Augen eher spießig, oder?" witzelte Feli und schloss die Türe hinter ihm. "Tzzzz! Was du immer von mir denkst!" er schüttelte kaum merklich den Kopf. "Das hab ich alles zusammen mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin Gabriella ausgesucht" fügte sie doch ein wenig stolz hinzu. "Und wo ist Gabriella dieses Jahr?" fragte er. "Sie ist zurück in ihr Heimatland Spanien..." erklärte Feli seufzend, "Gabriella war meine beste Freundin! Sie war nicht so eine Spießerin wie die anderen hier." Fügte sie traurig hinzu. "Jetzt bin ich ja da." Zwinkerte er. "Na wenn das so ist werde ich ab jetzt mit dir darüber diskutieren müssen, wie schlimm die Kerle doch sind!" lachte Feli. Riot verzog gespielt beleidigt das Gesicht. "Du hast ja Vorurteile!" "Bei meinem Cousin kein Wunder!" erklärte Feli. Riot nickte. Da konnte sie Recht haben. "Aber weshalb ich eigentlich hier bin..." fing er an. "Ich habe heute Abend einen Auftritt mit meiner Band." Riot machte eine kleine Pause. "Willst du mitkommen?" "Einen Auftritt?!" echote Feli erstaunt. "Klar!" sagte sie und grinste. "Wirklich?" Riot glaubte es kaum. "Auch wenn es eine Punkband ist?" Feli nickte. "Ja, auch dann!" versicherte sie. Riot freute sich. "Fein. Also dann... Ich würde dich dann in einer Stunde wieder hier abholen damit wir zusammen zur Halle fahren können!" Feli willigte ein. Als Riot gegangen war, sah sie auf die Uhr. Noch eine Stunde?! Au weia, da musste sie sich aber sputen. Zu erst galt es, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Aber wie sollte sie das nur anstellen, immerhin hatte sie fast nur feine Designerfähnchen und damit würde sie sich nur zum Gespött der anderen Konzertbesucher machen. Kurzerhand orderte sie Yumiko zur Beratung in ihr Zimmer. "Yumi, was soll ich nur anziehen?" jammerte Feli. "Ich hab doch nichts..." Yumi zog eine Augenbraue hoch. "Da scheint es jemanden aber verdammt wichtig zu sein, einen guten Eindruck zu machen!" bemerkte sie spöttisch. Feli rannte aufgeregt im Zimmer herum, lief von hier nach dort um immer wieder verstreut im Kleiderschrank zu wühlen. "Jeans, dunkles Oberteil -den Rest erledigt das Make-up!" schlug Yumi vor. "Besser!" rief Feli auf einmal aufgebracht und zog eine Lederhose aus ihrem Kleiderschrank, die sie triumphierend hochhielt. "Oh weia, wo hast du die denn her?" Yumi sah sie kritisch an. "Na, die waren doch letzten Winter der letzte Schrei!" grinste Feli und schlüpfte in die Hose. "Wer hätte gedacht, dass die mir mal so nützlich werden wird?" Dazu suchte sie ein schlichtes rotes Trägertop heraus und begann sich unter Yumis immer noch kritischen Augen die selbigen dunkel zu umrahmen. "Feli! Spinnst du?" rief sie auf einmal aus und nahm ihr den Kajal, mit dem sie sich gerade die Lippen dunkel anmalte, aus der Hand. "Du übertreibst! Ich denke er mag dich so, wie er dich kennen gelernt hat!"" schalt sie Feli, die nur schuldbewusst und mit dem Gesichtsausdruck frisch verliebter lächelte. Yumi schüttelte den Kopf. "Au weia, dass du verliebt bist sieht ja ein Blinder!" bemerkte sie lächelnd. Feli zuckte verlegen die Schultern. Aber eigentlich hatte Yumi recht: Sie war verliebt. Blieb nur noch die Frage offen, ob dies auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Da klopfte es auch schon an der Tür. Feli fuhr herum. "Das wird er sein!" Yumi lächelte ihr aufmunternd zu und machte mit den Fingern das Victoryzeichen. "Du siehst super aus!" Feli schnappte sich ihre Tasche, winkte Yumi zu und lief aus dem Zimmer. Riot hatte sich mit verschränkten Armen lässig gegen die Wand vor ihrem Zimmer gelehnt. "Wow!" sagte er, als er sie sah. "Wer hätte gedacht, dass dir auch ein weniger elegantes Outfit so gut steht?" Feli lächelte geschmeichelt. "Wer hätte gedacht, dass Gucci so coole Hosen herstellt?!" versuchte es Riot mit einem Witz, doch Felis lachen gefror auf ihren Lippen. Also hielt er sie immer noch für eine reiche Göre. Aber was dachte sie sich auch? Ein Stylwechsel machte noch lange keine andere Persönlichkeit aus ihr. "Haha, ja ja!" machte sie verunsichert und rang sich ein Lächeln ab. Aber war sie denn so sehr anders als all die anderen Mädchen hier? War sie denn nicht eine von all denen, die das Leben mit ein wenig Luxus genossen? War sie besser als die anderen, nur weil sie sich auch mit weniger begnügte und weil sie sich eben ausgerechnet für einen Außenseiter interessierte? Riot unterbrach sie bei ihren Grübeleien. "Du wirst sehen; das wird ein jenseits Spaß!" schwärmte er voll Vorfreude. "Und du bekommst sogar einen Ehrenplatz!" erwähnte er. "Einen Ehrenplatz?" wiederholte Feli. "Ja also du kleines Persönchen ganz vorn in der ersten Reihe?!" prustete er. "Ich glaube wohl kaum! Oder soll ich dich nach der Show vom Boden wegkratzen?!" Amüsiert sah er sie an. Feli wollte gerade protestieren als sie bemerkte, dass er vielleicht Recht haben könnte. Sie war noch nie auf einem Punkkonzert gewesen, aber wahrscheinlich war sie wirklich zu schmächtig um vorn mitzumischen. Sie lächelte gequält und spürte, wie ihre "coole" Fassade zu bröckeln begann. Daran konnte auch ein punkig angehauchtes Outfit nichts ändern, sie war und blieb eben doch eine kleine, reiche Göre. Die Halle in der das Konzert stattfinden sollte, war sehr klein. Immerhin war Riots Band "Kaeri Chuu" auch nicht sonderlich bekannt und bis jetzt immer nur durch die umliegenden Städchen getingelt. Aber dennoch war Feli sehr beeindruckt und geschmeichelt, dass sie mit dem "Leader" der Band hier aufkreuzte und fühlte sich beinahe wie ein VIP. Riot steuerte auf eine Gruppe Jungs zu und plauderte mit ihnen. Es waren die übrigen Bandmitglieder und alte Freunde von Riot. Überrascht stellte Feli fest, dass auch darunter auch "Normalos" waren und fühlte sich nicht mehr ganz so fremd. Einer mit blondierten Threadlocks reichte ihr die Hand und stellte sich als "Micky" vor. Er würde das Konzert auch vom sagenunwobenen Ehrenplatz aus verfolgen. Da Riot und die anderen Bandmitglieder noch einiges vorzubereiten hatten, vertraute Riot Feli seinem Kumpel Micky an. "Und das du mir ja gut auf sie acht gibst!" witzelte er, was Feli mal wieder mehr als peinlich war. "Ey, ey, Sir!" grinste Micky und ging mit Feli in die Halle. Vor dem Mischpult, von dem aus der Tontechniker auch die Lichter steuerte, gab es einen kleinen, langen Bartisch, hinter dem vier Barhocker standen und so von der rockenden Meute getrennt waren, welchen er mit einladender Geste als den "Ehrenplatz" vorstellte. "Willst du auch ein Bier?" fragte Micky, der bereits zwei Flaschen in der Hand hielt Feli nickte aufgeregt und nahm auf einem Barhocker platz. Eigentlich hätte sie lieber etwas anderes gehabt, aber sie wollte nicht unhöflich sein. Micky hob die Flasche und prostete ihr zu. "Auf einen gelungenen Gig!" Feli lächelte und hob ebenfalls die Flasche. Langsam füllte sich die Halle mit konzerthungrigen Jugendlichen. "Hast du sie schon mal spielen gesehen?" erkundigte sich Micky, worauf Feli den Kopf schüttete. "Na dann sei gespannt!" prophezeite er. "Sie sind einsame spitze!" "Ja, gespannt bin ich wirklich!" entgegnete sie und nahm noch einen Schluck vom Bier. Endlich kamen auch "Kaeri Chuu" auf die Bühne und begannen mit ihrer Show. Die Menge grölte und hüpfte wie wild, so dass Feli doch ganz froh über ihren "Ehrenplatz" wurde. Auch wenn es allesamt unbekannte Songs waren, so fingen sie doch an, ihr zu gefallen. Riot hing das Haar schon in schweißnassen Strähnen ins Gesicht und auch sein weißes Hemd klebte an ihm, als er den letzten Song ansagte. Feli konnte ihren Blick gar nicht mehr von ihm wenden. "Der letzte Song ist diesmal ein Cover..." begann er. "...it's for someone special..." sprach er weiter und sah Feli von der Bühne aus direkt in die Augen. Perplex ließ sie die Bierflasche, die sie gerade zum Mund führen wollte, sinken und starrte zu Riot. Als er begann, ein langsames Gitarrensolo anzustimmen, zückten viele Konzertbesucher ihre Feuerzeuge. Micky schlug ihr lachen ins Kreuz und sprach das aus, was sie sich kaum zu denken wagte: "Ich glaub, er meint dich, Baby!" Feli sagte nichts, sondern starrte nur weiter zur Bühne und hörte ihm zu, als er zu singen begann. Es war "Everything I do" von Bryan Adams. Dass die übrigen Bandmitglieder zum Refrain einsetzten und aus dem Cover wie angekündigt ein Punkcover wurde, fiel Feli gar nicht mehr auf. Völlig in Gedanken versunken, mit einem Lächeln auf den Lippen grinste sie vor sich hin. Auch dass die Menge jubelte und die Band von der Bühne ging, nahm sie nur durch einen Schleier wahr. Micky stupste sie an. "Komm, lass uns hinter die Bühne zu den Jungs gehen!" schlug er vor. "Man, das war klasse!" murmelte er vor sich hin und Feli nickte wieder nur stumm. Sie fühlte sich wie in einer Wattekugel eingebettet. Alles schien so unwirklich. Hinter der Bühne warteten sie, bis die Jungs geduscht hatten und nur mit Badetüchern um die Hüften aus den Duschen kamen. Und abermals war Feli an der Reihe, Riot anzuglotzen. Was sich bisher immer nur unter seinen Shirts abgezeichnet hatte, war wirklich bewundernswert. Es kam ihr so vor, als wäre er ein wenig verlegen, als er ihr lächelnd mitteilte, dass er sich nur kurz umziehen müsste und dann sofort wieder kommen würde. Na ja, in gewisser Weise war diese Songwidmung ja so eine Art Liebeserklärung gewesen. Feli begann sich erneut zu fragen, was Riot eigentlich wollte. Einmal zeigte er seine Interesse an ihr so offensichtlich, das andere Mal sah es so aus, als wäre er nur an einer Freundschaft interessiert. "Und? Wie hat es dir gefallen?" wollte Riot wissen, als er frisch umgezogen wieder erschien. "Es war super!" sagte Feli voll offener Bewunderung, aber insgeheim meinte sie damit nur den letzten Song. Riot freute sich über ihre Antwort. Zusammen mit den restliche Bandmitgliedern und Micky wollten sie noch in eine Kneipe um auf das gelungene Konzert anzustoßen. Zwar wäre Feli lieber allein gewesen um endlich wieder klar denken zu können, lies sich aber doch widerstandslos mitschleppen. Die anderen entpuppten sich als recht lustige Kerle und so wurde Feli wenigstens ein bisschen von ihrem Gefühlschaos abgelenkt. Auf der Heimfahrt grübelte Feli darüber, ob sie ihn auf das letzte Lied ansprechen sollte. Allerdings wäre es ganz schön peinlich gewesen, hätte es doch nicht ihr gegolten. Also beschloss sie lieber ihre Vermutung für sich zu behalten. Nachdem Riot sein Auto auf dem Internatsparkplatz geparkt hatte, überredete er Feli sich im Park noch kurz die Beine zu vertreten und eine Zigarette zu rauchen. Der Mond ging gerade hinter den Bäumen auf, als sie den Park betraten. Schweigend steuerten sie eine Bank an, nur der Kies knirschte unter ihren Füßen und eine Grille zirpte leise im Gras. Hui, richtig romantisch hier, fast wie in einem Film < dachte Feli und setzte sich neben Riot auf die Bank. Sie schwiegen sich weiter an. Riot zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, bevor er den Stummel wegschnippte. Er lehnte sich ein bisschen vor und stützte sich mit den Armen auf seinen Schenkeln ab. "Ich fand den Tag wirklich schön mit dir!" sagte er ohne sie anzusehen. Überrascht sah ihn Feli von der Seite an. "Wenn man von dem kleinen Streit heute morgen mal absieht hatte ich schon lange kein so schönes Wochenende mehr!" fügte er leise hinzu und setzte sich wieder auf. "Ich äh, ich fand den Tag auch sehr schön!" erwiderte Feli hörbar verlegen. "Vor allem den Anhänger..." sagte sie und fasste sich dabei an den Hals. Riot drehte sich zu ihr, sah erst auf ihre Kette und dann in ihr Gesicht. "Wie schon gesagt, er ist fast so schön wie du!" Er sah ihr tief in die Augen, was in Feli das Gefühl auslöste, gleich von der Bank zu kippen. Ihr Bauch fühlte sich an, als hätte sie einen Ameisenhaufen zu Abend gegessen. Sein Gesicht war so nah an ihrem, dass sie wieder sein Aftershave riechen konnte. Ernst hielt sie seinem Blick stand, während er sich näher zu ihr beugte um sie sanft auf den Mund zu küssen. Feli schloss die Augen. Riot legte seine Hand in ihren Nacken und zog sich näher zu sich. Langsam glitten seine Lippen über die ihre, bis sie ihren Mund öffnete und sich ihre Zungen fanden. Nun kippte Feli wirklich beinahe von ihren Gefühlen überwältigt von der Parkbank. Er küsste wirklich phantastisch! Vorsichtig bahnte sie sich mit ihren Fingern den Weg unter seine Lederjacke, vorauf seine Küsse immer fordernder wurden. Sanft strich er ihr mit den Händen über die Wangen und küsste sie ein letztes Mal auf die Lippen. Atemlos sahen sie sich in die Augen. Felis Herz klopfte, als wolle es gleich zerspringen. Sie lächelte ihn an, doch er sah ihr ohne mit der Wimper zu zucken in die Augen. "Hat es dir gefallen?" fragte er fast flehend. Obwohl er nicht erwähnte, was er meinte, wusste Feli, dass er auf das Lied anspielte. Sie senkte verlegen den Blick und nickte. "Es war wunderschön!" flüsterte sie. Dann schloss er sie in seine Arme und zog sie ganz nah zu sich. Feli genoss seine Nähe, den Geruch der Lederjacke und seines Parfüms und legte den Kopf an seine Brust. Sein Herz schlug mindestens so schnell wie das ihre. Er stütze sanft sein Kinn auf ihrem Kopf an und murmelte leise und für Feli nicht hörbar: "Ikanai de!" Sie saßen ziemlich lange so aneinandergekuschelt auf der Bank. Als Feli aufsah, stand der Mond schon weit oben am Nachthimmel. Mehrere Grillen zirpten und der Wind strich durch das hohe Gras. Feli begann zu frieren. "Komm, lass uns rein gehen, du zitterst ja schon!" bemerkte Riot. Hand in Hand liefen sie über den Kiesweg zurück zum Gebäude. Vor der Eingangstür drückte Riot Felis Hand. "Langsam bin ich richtig glücklich darüber, dass man mich auf dieses Internat geschickt hat!" Feli lächelte. "Ich auch..." sagte sie leise, als er sie zu sich drehte, um sie erneut zu küssen. Just in diesem Moment kam Tracy zur Tür heraus und gaffte die beiden mit großen Augen und geöffnetem Mund an. "Also... Das ist ja...!" stotterte sie sprachlos. Im Gehen drehte sie sich noch einmal um, musterte sie von oben bis unten und fand letztendlich schneller als vermutet die Sprache wieder: "Also wenn Francis das erfährt, dann könnt ihr euer blaues Wunder erleben!" "Und lass mich raten, wer es ihm erzählen wird?!" seufzte Feli leise. Tracy begann hysterisch zu kichern. "Oh mein Gott! Das ist zu komisch!" meinte sie albern und lief hämisch grinsend weiter. Riot schüttelte den Kopf und sah wieder zu Feli hinunter. "Und wenn schon?! Ist es dir etwa unangenehm?" fragte er. Feli schüttelte vehement den Kopf. "Nein! Natürlich nicht!" Sie sah zu Boden. "Aber er wird ausrasten..." fügte sie leise hinzu. "Na und?" Riot lachte. "Ich kann mich verteidigen!" Feli schaute ihn grimmig an. "Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich nicht will, dass..." Riot erstickte ihre Wörter mit einem Kuss. "Ja, ich weiß!" sagte er. "Aber mach dir keine Sorgen, Süße!" Aber Feli seufzte nur. Ob das gut geht? < Riot legte den Arm um sie und brachte sie zu ihrem Zimmer. Zum Abschied gab er ihr noch einen Kuss auf die Stirn und wünschte ihr eine gute Nacht. Nachdenklich schloss Feli die Tür. Francis war unberechenbar, wenn etwas nicht nach seinen Regeln lief. Und eins war sicher, einfach so würde er das mit Riot nicht hinnehmen! Feli hatte sich nicht geirrt und so kam es, dass Francis am nächsten Tag wutschnaubend und ohne anzuklopfen ihre Zimmertür aufriss. "F - Francis!" stammelte Feli erschrocken, aber sie fing sich schnell wieder. "Was fällt dir ein hier ohne zu klopfen einfach hinein zu stürmen?" fragte sie ihn forsch. "Was fällt DIR ein mit diesem asozialen Penner rumzumachen?" schrie er. "Riot ist kein asozialer Penner!" widersprach Feli, doch Francis hörte gar nicht auf sie. "Ich kann es nicht billigen, dass sich meine Cousine auf solch ein niederes Niveau herablässt!" "Francis, das ist MEINE Entscheidung!" Feli wurde schon etwas lauter. Francis packte sie an den Schultern. "Nein!" Er sah ihr durchdringend in die Augen. "Du gehörst mir!" zischte er und versuchte sie näher an sich zu ziehen. Feli wehrte sich so gut sie konnte. "Du spinnst ja wohl!" rief sie und wandte sich in seinem Griff. "Halt deinen frechen Mund!" schrie er. "Francis! Du snobistisches Arschloch! Lass mich sofort los!" schrie sie zurück, doch Francis hielt ihr nur den Mund zu, während er sie mit der anderen Hand weiter festhielt. "Halt den Mund, sagte ich!" knurrte er, worauf Feli ihn in die Hand biss. "Aaaah!" schrie er. "Du kleine Zeckenschlampe!" schrie er, holte aus und gab Feli eine Ohrfeige. Völlig überrascht hörte sie auf sich zu winden und starrte ihm in die kalten Augen. Auch Francis schien verunsichert. Abrupt ließ er Feli los und ging wortlos aus dem Zimmer. Sie ließ sich wo sie stand auf den Fußboden sinken, eine Träne bahnte sich den Weg über ihr Gesicht. Feli hob sich die gerötete und schmerzende Wange. Wie konnte er nur?! Plötzlich kam jemand ins Zimmer und kniete sich neben sie. Es war Riot. "Feli? Was ist los?" fragte er erstaunt. Feli sah ihn durch einen Tränenschleier an und wollte etwas sagen, doch aus ihrer Kehle kam nur ein leiser Schluchtser. "Francis? Hat er dir etwas getan? Er kam mir im Gang entgegen..." kombinierte Riot. Feli blieb stumm. Riot schob ihre Hand sanft von der roten Wange. "Er hat doch nicht etwa... " er schnappte entsetzte nach Luft. Feli vermied es, ihn anzusehen. Stattdessen rollte ihr eine weitere Träne aus dem Auge. "Francis hat dich geschlagen! War es nicht so?!" Aber Feli antwortete abermals nicht. Aber er wusste auch ohne Worte, das so gewesen sein musste. Bestürzt schloss er die aufgelöste Feli in die Arme. "Dieser Arsch!" sagte er fassungslos. Dann zischte er durch seine vor Wut zusammengebissenen Zähne: "Na warte, der kann was erleben!" Vorsichtig schob er seine Arme unter die von Feli um ihr hoch zu helfen und zum Bett zu bringen. "Lass nur, ich kann schon noch alleine laufen..." sagte diese und zwang sich zu lächeln. Riot schloss die Tür und setzte sich anschließend neben sie auf das Bett und legte einen Arm um sie. Mit der anderen Hand streichelte er ihr zärtlich über den Rücken. "Oh man, Süße, das tut mir so leid für dich!" sagte er. "Es geht schon wieder!" flüsterte Feli und legte den Kopf auf seine Schulter. "Er weiß es, oder?" wollte Riot wissen. Feli nickte. "Ja." Sie seufzte. "Er kann es einfach nicht ertragen, dass er sich gewisse Dinge nicht kaufen kann!" Setzet sie hinzu. "Der bekommt noch eine Abreibung von mir, darauf kannst du dich verlassen!" knurrte er. Feli schüttelte den Kopf. "Das ändert doch auch nichts." Sagte sie fast tonlos. "Das nicht, aber..." "Kein Aber! Du erinnerst dich doch sicher noch an dein Versprechen?!" "Ja" schnaubte er, zog es aber vor, nicht zu widersprechen. Spätestens jetzt hielt er es für völlig legitim Francis trotzdem eine kleine Lehre zu erteilen. Feli musste es ja nicht erfahren... Kapitel 8: Feelings... ---------------------- Nachdem sich Feli ein wenig beruhigt hatte, gingen sie zu den Unterrichtsräumen. Es stand Geschichte - also ein Kurs, den sie gemeinsam besuchten, auf dem Stundenplan. Auf dem Gang trafen sie Yumiko, die sich aufgrund Felis desolatem Zustand bereit erklärte, mit Riot den Platz zu tauschen. Bevor sie das Klassenzimmer erreichten, nahm Riot Felis Hand und sah sie entschlossen an. Sie wusste, was er ihr damit sagen wollte und lächelte. Sollten es doch alle wissen! Wie erwartet verstummten alle Gespräche, als sie das Zimmer betraten und alle ungläubigen Augenpaare waren auf sie gerichtet. Feli hatte das Gefühl, die Blicke würden sie auffressen, aus einer Ecke hörte sie Tracy zischen. "Seht ihr? Ich habe es euch doch gesagt!" Feli sah nicht hin. Sie fühlte sich seltsam obwohl sie sich sicher war, das richtige zu tun. Riot drückte ihre Hand und zwinkerte sie an. Lässig grinste er in die Runde und lief selbstbewusst mit Feli im Schlepptau zu ihrem Tisch. Als sie sich gesetzt hatten, fingen alle an zu tuscheln. Wortfetzen wie "Oh Gott, das glaube ich nicht! Der mit seinen bunten Haaren ist doch nicht ganz richtig im Kopf!" und "Wenn das Francis sieht können sie was erleben!" drangen zu ihnen und Feli begann unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen. Riot fiel Felis zunehmende Nervosität auf. Er beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte: "Vielleicht ist der mit den bunten Haaren nicht ganz richtig im Kopf, aber eins ist richtig; nämlich dass er ganz arg in die mit den nicht bunten Haaren verliebt ist!" Feli musste grinsen und ehe sie sich versah küsste er sie vor der ganzen Klasse auf den Mund. Erneut ging ein Raunen durch die Klasse. Dass der Englischlehrer das Zimmer betrat, bemerkte kaum jemand. Erst als er sich räusperte und mit dem Lineal gegen sein Lehrerpult klopfte, verstummten die Gespräche langsam. Feli konnte sich kaum auf die Vokabeln konzentrieren, im Gegensatz zu Riot, der sich mehrmals meldete, was sogar den mürrischen Lehrer Mr. Speck freute. Kurz vor Ende der Stunde lehnte sich Yumiko auf ihrem Stuhl zurück. "Und Francis hat dir wirklich eine Ohrfeige geben?!" flüsterte sie und rückte sich aufgeregt die Brille zurecht. Feli nickte. "Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist..." Mr. Specks böser Blick streifte sie und lies sie verstummen. "Ich erzähl es dir später!" zischte Feli nur noch. Riot, der ihrem Gespräch gefolgt war, sah grimmig auf den Tisch und ballte eine Faust. Wie konnte Feli den Vorfall nur einfach so hinnehmen? Hatte sie denn gar keinen Stolz? Das Bürschchen würde er sich noch vorknöpfen, das war sicher! Umso mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er. Ein Mädchen ohrfeigen, also wirklich! Als es zur Pause klingelte, stand er auf, um für Feli eine Cola aus dem Getränkeautomat zu holen. Neben dem Automat stand Francis bei den Schließfächern und holte etwas aus seinem Fach. Abfällig sah er zu Riot hinüber. Riot warf stumm das Geld in den Automaten und drückte auf den Cola-Knopf, jedoch geschah nichts. Selbstgefällig umrundete Francis überfreundlich grinsend Riot, um sich auf der anderen Seite gegen den Getränkeautomat zu lehnen. Lässig überkreuzte er die Beine und stütze einen Arm auf seiner Hüfte ab. Dann beugte er sich nah zu Riot, verengte die Augen zu Schlitzen und fauchte: "Wenn du deine dreckigen Pfoten nicht von ihr lässt, wirst du noch dein blaues Wunder erleben!" Sein Blick blieb in Riots blauen Haaren hängen. "Was für ein schönes Wortspiel!" fügte er lachend hinzu. Riot sah ihm grimmig in die eisgrauen Augen und schlug dann ohne den Blick von ihm zu wenden mit der rechten Faust fest gegen den Automaten, dass es nur so schepperte. Es machte ein klackendes Geräusch und der Automat spuckte die Dose aus. Bevor er sie aus der Ausgabe nahm, packte er Francis flink am Kragen und zog ihn näher an sich. "Sei froh, das Feli in der Nähe ist. Denn sonst würdest DU dein blaues Wunder erleben!" Gereizt stieß er Francis zurück, der sich taumelnd an der Wand abfing, nahm die Dose aus dem Automaten und drehte sich um. Francis lachte leise. "Das werden wir ja sehen mein Freund!" rief er ihm hinterher, zog seinen Hemdkragen zurück, nahm seinen Rucksack und lief den Gang entlang. "Fick Dich!" zischte Riot leise, sah sich aber nicht noch einmal um. Zurück im Klassenzimmer stellte er die Dosen vor Feli, die Yumi gerade die Details von Francis' Übergriff erzählte. "Das darf ja wohl nicht wahr sein!" empörte sich Yumi. "Das solltest du dem Rektor melden!" "Ich weiß nicht... " entgegnete Feli. "Das bringt doch auch nichts. Vor allem: ob man mir das glaubt?! Immerhin ist Francis nach vorne hin immer der Gentleman. Und der wird ja wohl kaum seine eigene Cousine schlagen?!" Seufzend öffnete sie die Cola und nahm einen Schluck. Yumi nickte. "Da hast du Recht, Feli. Aber ungeschoren kann er ja wohl kaum davon kommen?" Riot nickte zustimmend. "Derselben Meinung bin ich auch!" Feli sagte gar nichts, sondern drehte die Dose in den Händen und sah unglücklich ins Leere. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was der Vorfall noch mit sich ziehen würde. Francis würde keine Schandtat scheuen und Riot wirkte auch sehr entschlossen, ihm eine Lehre zu erteilen. Nur saß Francis hier am längeren Hebel. Auf dem Internat waren genug Jungs, die ihn wie seine Untertanen umschwänzelten. Klar, dass sie auf seiner Seite standen. Während der Mittagspause in der Cafeteria debattierten Yumi und Riot weiter über Francis' Verhalten, aber Feli hörte nur noch mit halbem Ohr hin. Lustlos stocherte sie in ihrem Salat. "Schmeckt es dir nicht?!" wandte sich Riot an sie. Feli schüttelte den Kopf. "Könnt ihr nicht mal von was anderem reden?" fragte sie und Riot seufzte. "Du tust gerade so, als wenn es eine Lappalie gewesen wäre!" mischte sich Yumi aufgebracht ein. Genervt schob Feli ihren Teller von sich und verdrehte die Augen. "Nein, aber es ist auch keine Tragödie!" Riot und Yumi schüttelten verständnislos die Köpfe. Feli nahm ihren Kalender aus der Tasche und sah auf den Stundenplan. "Philosophie... entfällt!" freute sie sich. "Tja ihr Süßen, ich hab für heute frei!" "Du glückliche!" Riot grinste müde. "Hätte ich doch bloß ausschließlich die gleichen Kurse wie du belegt..." Aber Feli zuckte nur grinsend mit den Schultern und lachte. Dann schnappte sie sich ihre Schultasche und rief den beiden winkend zu: "Bis später! Und viel Spaß in euren Kursen!" Als sie außer Hörweite war, wandte sich Riot an Yumi. "Weißt du, es beruhigt mich, dass du der selben Meinung bist wie ich: Sie hat es mir eigentlich verboten... Aber ich kann es doch nicht einfach so hinnehmen!" Etwas leiser fügte er hinzu: "Immerhin war es wegen mir..." Yumi nickte. "Na ja", setzte sie an, "Francis hat bis jetzt immer bekommen, was er wollte." Riot ballte abermals die Faust. "Dann ist es ja höchste Zeit, dass man ihm das Gegenteil zeigt!" Währenddessen war Feli zu ihrem Zimmer gelaufen. Sie öffnete die Türe und blieb überrascht stehen. Auf ihrem Schreibtisch stand ein riesiger Strauß roter Rosen. Rosen? Von wem sie wohl sind?! < Neugierig warf sie ihre Tasche in die Ecke und lief zum Tisch. Dort angekommen zog sie eine Rose aus der Vase und roch daran. Hmmm.... Ich liebe Rosen! < Feli lächelte. >Sicher sind sie von Riot! Wie süß von ihm mich aufzumuntern! < Verträumt vergrub sie ihre Nase wieder in der roten Blüte. Plötzlich legten sich zwei Hände von hinten über ihre Augen. Feli lachte. "Du glaubst wohl, ich würde nicht erraten wer du bist?" fragte sie. Ob seine Stunde wohl auch ausgefallen ist? Oder schwänzt er womöglich? < "Das ist wirklich süß von dir!" seufzte sie und drehte sich um, um Riot einen Kuss geben zu können. "Was? DU?" rief sie entsetzt, als sie die Augen öffnete und hob abwehrend die Hände. Vor ihr stand nicht, wie erwartet Riot, sondern Francis. "Felizia, Süße, warte!" rief er besänftigend und hielt sie an den Handgelenken fest. "Ich wollte... Ich meine... " stammelte er überraschend zerknirscht. "Es tut mir leid, Feli!" und beinahe sah es so aus, als täte es ihm wirklich leid. Feli starrte ihn wütend an. "Es ist mir egal, ob es dir Leid tut!" zischte sie. "Aber Feli... Ich bin dein Cousin!" "Eben!" Francis schüttelte den Kopf. "Aber ich kann doch nicht zulassen, dass dieser Kronjuwel von Frau mit so einem..." Doch Feli unterbrach ihn vehement. "Hör auf so über Riot zu sprechen! Du kennst ihn doch gar nicht!" rief sie. "Ich brauche ihn nicht zu kennen um diese Feststellung zu machen!" entgegnete er. "Francis! Das ist meine Entscheidung!" Nun schrie Feli beinahe. "Ob du es wahr haben willst oder nicht, ich liebe ..." Doch bevor Feli ausgesprochen hatte, schrie Francis. "Nein das tust du nicht!" Aufgebracht sah er ihr in die Augen. "Ich liebe Dich, Feli!" sagte er leise. Feli sah ihn stumm an. Hatte er nur die Taktik gewechselt oder sollte Francis tatsächlich so etwas wie Gefühle für einen anderen Menschen kennen? Eine Weile sah sie ihn an, wie er da stand, fast schon verzweifelt. Doch dann zog sie ihre Arme mit einem Ruck aus seinem Griff und sagte tonlos: "Geh jetzt!" Francis sah sie immer noch an und rührte sich nicht vom Fleck. "Du sollst gehen!" rief sie daraufhin laut. Sie blitze ihn angewiedert an, bis er sich schließlich umdrehte und das Zimmer verließ. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, warf Feli die Rose, die sie immer noch in der Hand hielt, gegen die Tür und schrie: "Und deine scheiß Rosen kannst du gleich wieder mitnehmen!", bevor sie sich weinend auf den Boden setzte. Kapitel 9: Strange Feelings --------------------------- Feli saß nun schon eine halbe Stunde mit dem Rücken ans Bett gelehnt auf dem Boden und dachte nach. Die Rose hatte sie wieder aufgehoben und zupfte daran herum. Francis' Geständnis hatte sie sehr überrascht. Dennoch war sie sich nicht sicher, ob er wirklich so für sie fühlte oder es einfach nur der Reiz war, weil er sie nicht haben konnte. Sie sah auf zu ihrem Tisch, auf dem immer noch der große Strauß stand. Kurz entschlossen stand sie auf, steckte die einzelne Rose zurück in die Vase, welche sie in beide Hände nahm und damit auf den Gang lief. Wenn er dachte, dass mit einem Blumenstrauß alles vergessen wäre, hatte Francis sich gewaltig geschnitten. Vor seinem Zimmer macht sie halt, klopfte energisch an die Tür und riss die Klinke herunter. Francis fuhr herum und sah sie verdutzt an. "Feli?" "Man kann nicht alles im Leben kaufen, Francis! Ich will deine Rosen nicht!" sagte sie entschlossen bevor sie ihm die Vase in die Hände drückte, sich wortlos umdrehte und die Tür hinter sich schloss. Francis sah ihr nur stumm hinterher. Sieh mal einer an, da sagt er nichts mehr! < dachte Feli triumphierend. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass Riots Kurs in wenigen Minuten zu ende war und so lief sie zu den Klassenräumen, um ihn abzuholen. Erwartungsfreudig lächelte sie, denn gerade war ihr eine Idee gekommen, um es Francis und überhaupt allen ihren spießigen Familienmitgliedern zu zeigen. Feli setzte sich auf einen Fensterbrett. In diesem Moment ging die Tür des Klassenzimmers auf und die Schüler strömten hinaus. Als sie Riot und Yumi entdeckte, winkte sie ihnen zu. "Na, hast du eine schöne Freistunde gehabt?" fragte Riot sie, bevor er ihr einen Kuss gab. Feli nickte. Vorerst würde sie die Rosengeschichte für sich behalten. Es würde Riot nur unnötig wieder wütend machen. "So, ich gehe dann mal!" verabschiedete sich Yumi. "Ihr wisst ja, ich muss mein Biologiereferat morgen halten und will es noch mal durchgehen!" Feli fing wieder an zu grinsen. "Was gibt's zu lachen?!" wandte sich Riot an sie und zog gespielt misstrauisch eine Augenbraue hoch. Feli sah lächelnd zu Boden. "Versprichst du mir was?" "Deine Art von Versprechen decken sich, wie die Erfahrung gezeigt hat, leider nicht mit meiner Lebensweise!" warf Riot ein und lehnte sich gegen die Wand. "Diesmal doch!" grinste sie weiter. Riot sah sie neugierig an. "Ja dann schieß los!" Feli legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel. Ein wenig aufgeregt war sie schon. Was wenn er nein sagen würde? Vielleicht wollt er ja gar nicht... "Erinnerst du dich an die Hochzeit, von der ich dir erzählt habe?" "Ja, und?" fragte er verdutzt. Feli sah ihn kurz an, um dann gleich wieder weg zu sehen. "Ich möchte, dass du mit mir hin gehst!" sagte sie schnell und wartete auf seine Reaktion. "Ich - ich soll was? Aber wie stellst du dir das vor? Ich meine, also deine Eltern - die sind doch alle total spießig!" stammelte er. "Ja gerade deshalb!" Feli sah ihn gespannt an. "Ich verstehe nicht, was du damit erreichen willst?" entgegnete er verdattert, stieß sich von der Wand ab und stellte sich vor sie. "Du hast mir doch gesagt, ich soll es wie du machen!" Sie lächelte und sah ihm wieder in die Augen. Riot nickte, er erinnerte sich an ihr Gespräch in der Eisdiele. "Und wäre das nicht eine wunderbare Gelegenheit, meiner Familie meinen Freund vorzustellen?" sagte sie verschmitzt. Diesmal sah sie nicht weg. Riot musste ebenfalls grinsen, als er in Felis schelmisches Gesicht sah. So kannte er sie ja gar nicht! "Ok! Wenn du es möchtest, dann begleite ich dich!" Feli schlang ihre Hände um seine Hüften und lächelte. "Schön." Sagte sie leise und Riot wuschelte ihr zärtlich durchs Haar. "Mach ich doch gerne für Dich, Süße!" sagte er. Feli lehnte verträumt den Kopf gegen seinen Bauch und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete und den Blick durch den Gang schweifen lies, machte sie einen Schatten aus. Dieser Schatten gehörte zu keinem anderen als Francis, der sie mit grimmigem Blick beobachtete. Feli zuckte zusammen. "Was ist denn?" fragte Riot und sah in dieselbe Richtung wie Feli. "Ach so..." murmelte er und streckte Franics die Zunge heraus. Dieser reckte das Kinn ein wenig höher und verschwand. "Und weg ist er!" sagte Riot triumphierend und strich ihr über den Rücken. Feli, den Kopf immer noch an seinen Körper gelehnt, starrte ins Leere und schwieg. Was, wenn Francis doch die Wahrheit sagte? Was, wenn er sie wirklich liebte? Was, wenn dieses Ekel das erste mal in seinem Leben echte Gefühle für einen anderen Menschen empfand? Das darf doch nicht wahr sein! Wieso bekomme ich jetzt Schuldgefühle? < schalt sie sich. "Riot?" flüsterte sie kaum hörbar in sein dunkles Shirt. "Hm?" machte er. "Er hat mir gesagt, dass er mich liebt..." murmelte sie. Riot riss sie hoch. "Er hat was?" zischte er und sah ihr dabei fest in die Augen. Feli senkte den Kopf, doch Riot hob ihr Kinn hoch, damit sie ihm in die Augen sehen musste. "Er hat mir einen riesigen Rosenstrauß zukommen lassen... Ich dachte erst, er wäre von dir und dann war auf einmal Francis in meinem Zimmer und hat gesagt er liebt mich... " Feli redete immer schneller. "Ja und?!" knurrte Riot. Feli sah auf den Boden. "Sag jetzt bitte nicht, dass er dir leid tut?!" deutete er ihr Schweigen. Aber Feli blieb erneut stumm. "Also ist es so!" wütend lies er sie los und ging zwei Schritte zurück. Prüfend sah er sie an. "Der Idiot will mich vermöbeln und du...? Auf welcher Seite stehst du eigentlich?! Bist du dir sicher, dass du mich willst und nicht ihn?" Erschrocken sah Feli auf. "Nein!" rief sie und sprang von der Fensterbank. "Ich weiss auch nicht, wieso er mir auf einmal leid tut...!" setzte sie leiser hinzu. "Dann solltest du dir mal über deine Gefühle klar werden!" sagte Riot kalt. "Aber..." begann Feli. Zen Wa schüttelte den Kopf. "Kein aber! Du sollst nachdenken!" entgegnete er, bevor er sich umdrehte und ging. Aber ich will nur dich! < vervollständigte Feli den Satz in Gedanken. So eine Scheisse, was hatte sie bloß wieder angerichtet? Francis schien es wohl immer zu schaffen, einen Keil zwischen sie zu treiben. In Feli stieg die Wut hoch. Riot dachte jetzt womöglich, dass sie etwas für Francis empfand. "Verdammte Scheiße!" schrie sie laut und ihre Worte hallten durch den Gang. Was konnte sie denn dafür, dass sie so schnell Mitleid empfand? Sie konnte es sich ja selbst nicht erklären, dass sie sogar für Francis... Ob Riot recht hatte... ob sie wirklich etwas für Francis empfand?! Niedergeschlagen ging sie zurück in ihr Zimmer und legte sich nachdenklich aufs Bett, den Blick starr an die Decke gerichtet. Sie lies die Wochen mit Riot Revue passieren. Feli dachte an ihre erste Begegnung im Gang, an den Abend im Park. An das Konzert. Als er für sie sang. Für sie! Und sie dachte an ihren ersten Kuss. Mitleid oder nicht, sie empfand nichts für Francis! Sie brauchte nicht länger nach zu denken. Das musste sie nur noch Riot glaubhaft machen! Zur selben Zeit erreichte Riot sein Zimmer. Er war immer noch total sauer. Eigentlich hatte er sich Felis Gefühle sicher geglaubt. Aber war es auch wirklich mehr, was er für sie empfand? War es nicht einfach nur die Faszination, der Jagdtrieb? Wütend stieß er die Tür seines Zimmers auf. Als sein Blick auf sein Bett fiel, hielt er erschrocken inne. Vor ihm lag ein zusammengerolltes Etwas, das bei seinem Anblick aufsprang um ihm um den Hals zu fallen. "Riooooot!!" schrie das Etwas. "Mya?!" rief er verdattert und schob der nach Bier riechenden Person die Kapuze ihres Pullovers vom Kopf. Darunter kam ein platt gedrückter, kreischroter Haarschopf zum Vorschein. Es war tatsächlich Myaka. "Wa-Was machst du denn hier?" Mya sah ihn schief an. "Du scheinst dich ja nicht gerade zu freuen?" "Do-doch!" stammelte Riot weiter. "Aber wie bist du hier rein gekommen?" Grinsend deutete Mya hinter sich. "Durch das Fenster!" Riot nickte anerkennend und bemerkte eine große Reisetasche, die Mya wohl mitgebracht haben musste. Stumm deutete er darauf und zog Fragend die Augenbrauen nach oben. Mya wurde ernst. "Ich halte es einfach nicht mehr aus..." sagte sie und warf sich kurz darauf weinend in seine Arme. "Mya! Was um Gottes Willen ist denn passiert?! Du bist ja völlig betrunken!" rief er und tätschelte er ihr den Kopf. "Ich hab' es getan..." schluchzte sie. "Was hast du getan?" wollte Riot verzweifelt wissen. "Ich hab Schluss gemacht!" Mya heulte noch lauter als zuvor. Riot verstand gar nichts mehr. "Du hast Momo verlassen? Warum?" Aber Mya antwortete nur mit lautem Schniefen. Riot zog sie an sich und streichelte sie tröstend. "Hei, jetzt beruhig dich mal!" flüsterte er. "Es hat doch keinen Sinn mehr..." sagte sie etwas später. "Sie hat also einen Studienplatz in Kanada bekommen?" kombinierte Riot, doch zu seinem Erstaunen schüttelte Mya den Kopf. "Hat sie dich betrogen?" "Schlimmer!" entgegnete Mya leise. "Aber was dann? Wieso, Mya?" rief Riot aufgebracht. Wieso um alles in der Welt hatte Myaka ihre Freundin dann verlassen? Feli stapfte entschlossen den Korridor entlang. Hoffentlich glaubte ihr Riot. Wie konnte sie nur so blöd sein und auch nur eine Sekunde lang an ihren Gefühlen zweifeln? Riot schob Mya sanft von sich und wollte abermals den Trennungsgrund wissen. "Jetzt sag doch!" bettelte er ungeduldig. Mya wischte sich die Tränen von der Wange und sah ihn schüchtern an. "Versprich mir, dass du nicht böse bist!" Riot nickte. Was für einen Grund sollte er auch haben? "Jetzt sag schon, wieso hast du Schluss gemacht?" "Weil mir nach deinem letzten Besuch klar geworden ist, dass ich meine Gefühle nicht länger unterdrücken kann!" sagte sie und sah ihm in die Augen. Riot starrte perplex zurück. Worauf wollte Mya bloß hinaus?! Feli hatte Riots Zimmertür erreicht. Hier stand sie doch schon einmal um sich zu entschuldigen. Fast fand sie etwas Komisches an diesem Dejavu. Nicht lachen! Das macht unglaubhaft! < schalt sie sich selbst und drückte energisch die Klinke hinunter. Weder Mya noch Riot bemerkten Feli, die erstaunt im Türrahmen stand. "Verdammt noch mal, ich liebe Dich, Riot!" rief Mya. Ohne sich zu Rühren beobachtete Feli das Szenario mit aufgerissenen Augen. In diesem Moment beugte sich Mya mit leicht geöffneten Lippen vor und küsste Riot auf den Mund. Feli entfuhr ein Laut des Entsetzens. Riot und Mya fuhren herum. Dieses Arschloch! Behauptete, seine beste Freundin sei lesbisch und betrog sie bei der nächst besten Gelegenheit mit der angeblichen Lesbe! Von wegen, sie stünde nur auf Frauen! Feli stiegen die Tränen der Wut und der Enttäuschung in die Augen. Riot löste sich von Mya und machte ein paar Schritte auf Feli zu. "Feli!" Aber diese drehte sich nur um und rannte so schnell sie ihre Füße tragen konnten, davon. Feli raste die Treppe hinunter, stieß die Tür auf und draußen beinahe mit einem Schüler zusammen "Pardon!" murmelte sie und lief in den Park. Dort wurde sie langsamer. Wie konnte er nur? Und sie hatte geglaubt, er hätte wirklich Interesse an ihr. Alles nur Show! Und sie war so naiv darauf herein zu fallen! Traurig ließ sie sich auf eine Parkbank fallen. Es war die, auf der sie sich das erste mal geküsst hatten. Feli zog die Beine an und stützte den Kopf auf die Knie. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Gerade jetzt, wo sie ihm sagen wollte, wie viel sie für ihn empfand. Gerade jetzt, wo sie sich sicher war, das richtige zu tun. Gerade jetzt, wo sie ihren Eltern zeigen wollte, wie sehr sie auf ihre Regeln pfiff. Geräuschvoll zog sie den Rotz in der Nase hoch. Nicht besonders damenhaft, aber darauf konnte sie jetzt auch verzichten. "Scheisse!" seufzte Riot. Er drehte sich zu Mya. "Was hast du dir dabei gedacht?" schrie er sie an, "Was fällt dir ein, mich zu küssen?!" Mya sah ihn fassungslos an. "Riot! Hast du mir überhaupt zugehört?" flüsterte sie. Zen Wa sah zu Boden. Er seufzte abermals. "Tut mir leid..." Riot fuhr mit einem Fuß über das Parkett. Dann sah er entschlossen auf. "Mya, es tut mir leid, aber ich liebe nur eine!" Und diese denkt, ich würde sie mit meiner besten Freundin betrügen! < Mya nickte stumm. Riot legte ihr versöhnend eine Hand auf die Schulter. "Mya..." begann er, "Momo ist eine tolle Frau. Du solltest vielleicht erst mal deinen Rausch ausschlafen und darüber nachdenken, ob du wirklich kampflos alles hinwerfen willst!" Mya sah eine Weile stumm aus dem Fenster und nickte. "Vielleicht hast du recht..." murmelte sie leise und wischte sich abermals eine Träne aus dem Augenwinkel. "Und jetzt geh deine Feli holen... ich hab sie in den Park rennen sehen!" sagte Mya und rang sich ein Lächeln ab. Riot sah sie dankbar an und ging dann eilig aus dem Zimmer. Mya blieb am Fenster stehen und sah zu Zen wa hinunter, der eben über den Kiesweg in den Park lief. Kapitel 10: Real Love? ---------------------- Zügig schritt er über den knirschenden Kiesweg, durch den Torbogen in den Park hinein. Unschlüssig blieb er stehen und sah sich um. Der Park war relativ groß, Feli konnte überall sein. Seufzend fuhr er sich durch das Haar und sah sich um. Suchend lief er den Weg entlang in der Hoffnung, zufällig auf Feli zu stoßen. Und tatsächlich, nach ein paar Metern konnte er die Bank - ihre Bank - sehen, auf der einen zusammengekauerte Person saß. Feli! < Riot beschleunigte seinen Gang. Feli sah auf, als sie den Kies unter seinem Gewicht knirschen hörte. Riot... < Ihr Herz machte einen Sprung. Doch ohne sich zu rühren sah sie ausdruckslos durch ihn hindurch. Jetzt wird er mir gleich erklären, es wäre nicht das, wonach es aussieht! < innerlich kochte Feli. Oder war sie nur traurig? Sie wusste es nicht. Tausend Gefühle auf einmal schienen sich in ihr breit zu machen. Und war da nicht auch etwas wie Freude, dass er gekommen war? Nein! < schalt sie sich. Ich habe genug gesehen, es bedarf keinerlei Erklärungen mehr! < Inzwischen hatte Riot sie erreicht. "Feli!" Doch sie hob nicht einmal den Kopf. "Feli, es tut mir leid! Es ist nicht so, wie du denkst!" stammelte er. "Das sagen sie alle!" schnaubte sie und blitze ihn an. "Du bist dir wohl für kein Klischee zu schade?!" fauchte sie weiter. "Und dann auch noch mit Mya, deiner angeblichen besten Freundin, die auf Frauen steht!" Feli spürte, wie sich ein dicker Klos in ihrem Hals bildete. Nein! Sie würde nicht vor ihm weinen, immerhin hatte sie ihren Stolz! Riot ging vor der Bank in die Hocke und stützte sich sanft auf ihren Knien ab. "Feli, bitte, lass mich erklären!" sagte er beschwichtigend. "Ha!" machte sie schrill, "Ja dann erklär mal bitte!" Zen Wa räusperte sich. "Ich weiss, es hört sich grotesk an, aber genau in dem Moment, als du ins Zimmer kamst, hat mich Mya geküsst!" betreten sah er zu Boden. "Aha, und das ganz gegen deinen Willen!" entgegnete Feli schnippisch. Riot sah wieder auf in ihre glasigen Augen. Sie weint fast... < "Nein! Äh, doch!" Er räusperte sich abermals. "Ich wusste doch nicht, was sie vor hat! Weißt du noch, damals, als wir bei Mya waren und sie sich im Bad eingeschlossen hat...?" Feli nickte. "Sie hat damals schon Andeutungen gemacht, dass sie mehr für mich empfinde als Freundschaft. Ich dachte, es wäre nur, weil sie Momo so vermisst. Ich glaube, sie weiß gar nicht, was sie da tut.... Sie war nicht auf dich als normale Freundin eifersüchtig, sondern..." Zen Wa machte eine Pause und suchte nach den passenden Worten. Betreten sah er weg, es fiel ihm nicht leicht es so direkt zu sagen. "Sondern?!" wollte Feli wissen. "Weil sie damals schon spürte, dass ich für dich mehr empfinde!" sagte er leise und sah ihr erwartungsvoll in die Augen. Feli sagte gar nichts, sondern starrte ihn nur an. Also hatte sie sich mit dieser Badgeschichte doch nicht getäuscht. Aber die Situation im Zimmer war eindeutig gewesen... Feli wusste gar nicht mehr, was sie denken sollte. Riot lies sich seufzend neben ihr auf die Bank fallen und zündete sich eine Zigarette an. Eine Weile zog er schweigend daran. Dann begann er wieder zu sprechen. "Du musst mir glauben, Feli!" sagte er flehend und legte ihr seine Hand auf die Schulter. "Bekomm ich auch eine?" fragte Feli beinahe tonlos. "Bitte was?!" rief er aus dem Konzept gebracht. "Eine Zigarette..." Feli sah ihn mit großen Augen an und Riot mit ebenso großen zurück. "Eine Zigarette?!" echote er. "Du spinnst!" Aber Feli schwieg. Kopfschütteln zog er eine Kippe aus dem Päckchen und reichte sie ihr widerwillig. Feli zündete sie an und inhalierte den Rauch. Schlagartig fingen ihr die Augen an zu tränen und sie konnte nur mühsam ein Husten unterdrücken. Wieso sie das machte, wusste sie selbst nicht. Aber es schien verwegen und passte zur Situation. Riot schüttelte stumm den Kopf. "Dein Rebellion scheint ja immer weiter zu gehen!?" murmelte er leise mehr zu sich selbst als zu Feli. Aber sie rauchte schweigend weiter. Was sollte sie tun? Ihm einfach verzeihen? Aber wenn er log? Andererseits traute sie ihm das nicht zu. Aber wer wusste das schon?! Vielleicht war sie ja wirklich nur ein kleiner Zeitvertreib für ihn. Überhaupt passte Mya doch viel besser zu Riot. Sie war vom selben Schlag, Feli dagegen ein kleines, herausgeputztes Mädchen. Zen Wa sah sie von der Seite an. Oh Süße, was machst du nur?! Hockst hier mit mir auf der Bank und frägst nach einer Kippe... < "Du musst mir glauben! Bitte!" flehte er abermals. Dann trat er seine Zigarette aus und stand auf. Bevor er ging, beugte er sich noch mal ganz nah zu Feli hinunter. "Es ist die Wahrheit!" Feli sah ihm in die traurigen Augen. Wahrheit oder Lüge? Am liebsten hätte sie ihn an sich gezogen, so als wenn alles nie passiert wäre. Einen kurzen Moment war sie auch gewillt, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Aber sie konnte den Anblick von Mya, wie sie Riot küsste nicht vergessen. Dann drehte er sich um und ging wortlos den Weg zum Internat zurück. Feli blieb rührungslos auf der Bank sitzen und sah ihm hinterher. Was soll ich nur machen?! Was, wenn er die Wahrheit sagt? Was wenn es wirklich so gewesen ist? Myas Eifersuchtsanfall... es würde alles passen... < Es gab nur eine Person, die ihr jetzt helfen konnte! Eilig kramte Feli ihr Handy aus der Tasche und wählte Gabriellas Nummer. Schnell erklärte sie ihr die Sachlage und wartete auf Gabriellas Urteil. "Entweder du glaubst ihm, oder du lässt es bleiben!" riet ihr diese. "Na super, darauf bin ich auch schon gekommen!" grummelte Feli. Das war nichts Neues. "Wenn ihm wirklich etwas an dir liegt, dann wird er versuchen, dich auf jeden Fall von der Wahrheit zu überzeugen. Also lass ihn ruhig noch ein wenig zappeln!" Da war etwas Wahres dran. Feli nickte in den Hörer. "Ich glaube, du hast Recht! Vielleicht sollte ich einfach abwarten!" Nachdem Gabriella ihr noch ein wenig aus Spanien erzählt hatte, klappte Feli das Handy zusammen und steckte es zufrieden in ihre Tasche. Wieso war sie darauf eigentlich nicht selbst gekommen? Mya saß auf dem Bett, als Riot zurück ins Zimmer kam. "Und?" fragte sie vorsichtig. "Sie glaubt mir nicht!" sagte Zen Wa leise. Mya schwieg betreten und sah auf ihre Füße. Sie fühlte sich schuldig. Das Schweigen wurde ihr unangenehm. "Kann... kann ich heute Nacht noch hier bleiben?!" fragte sie in die Stille hinein. Riot nickte. "Kein Problem, es hat ja zwei Betten!" sagte er, rang sich ein Lächeln ab und deutete auf das andere, nicht genutzte Bett, damit Mya ja nicht auf den Gedanken kam, er würde sein Bett mit ihr teilen. Nicht nach ihrem Geständnis. "Lass dich nur nicht von einem der Lehrer erwischen!" fügte er noch hinzu. "Sonst komme ich in Teufels Küche..." >falls ich das nicht schon bin < setzte er in Gedanken hinzu. Die Wände im Internat schienen Ohren zu haben. Vielleicht hatte es auch der Wind, der raschelnd durch das Laub im Park fuhr, geflüstert. Aber es war kein Geheimnis mehr, dass Riot und Feli kein Paar mehr waren. Als Feli am nächsten Morgen durch den Gang zu ihrem Schließfach lief, um die Bücher für ihre Kurse zu holen, kam sie an einer Gruppe Mädchen vorbei. Unter ihnen war auch Tracy, die sie schadenfroh angrinste. Feli sah weg und schloß ihr Fach auf. Als sie die Bücher in ihrer Tasche verstaut hatte und die Tür des Fachs zuschlug, stand Tracy vor ihr. "Was hört man denn über dich?" säuselte sie. "Hast du ihn endlich gekickt?" Tracy verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. "Na ja, einen geilen Hintern hat er ja..." sagte sie beiläufig. Feli fuhr herum. Was hatte Tracy da gesagt?! "Vielleicht sollte ich es mal bei ihm versuchen? Na was meinst du?" Feli starrte Tracy böse an, doch diese lachte nur und stolzierte zu ihren Freundinnen zurück. Diese Pute! < Feli ballte die Fäuste. In diesem Moment kam Riot um die Ecke. Auch Tracy war es nicht entgangen und sie löste sich wieder von ihrer Clique. Wie zufällig lief sie in dieselbe Richtung wie er. Zen Wa kam vor seinem Schließfach zu sehen. Er war nur noch wenige Meter von Feli entfernt, als er sie bemerkte und sie traurig ansah. Feli sah schnell wieder weg. Gerade als sie ihre Tasche schulterte und gehen wollte, hatte Tracy Riot erreicht. "Oh, Riot! Guten Morgen!" sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. Riot war perplex. "Du sprichst mit mir?!" "Man kann seine Meinung ja ändern!" entgegnete Tracy. "Oh ho, Wunder gibt es immer wieder!" witzelte Riot. Feli konnte nicht hören, was sie miteinander sprachen, aber Tracy ließ ihren triumphierenden Blick immer wieder zu ihr gleiten. Sie sah, dass auch Riot lächelte und begann sich zu ärgern. Das darf ja wohl nicht wahr sein! < Wütend packte sie ihre Tasche und drehte sich um. Riot murmelte: "Ja dann, Tracy. Also, ich muss dann mal!" während er an ihr vorbei und Feli hinterher sah. Tracy registrierte es verärgert. "Ja dann, Riot!" Sie sah ihn gekonnt lasziv von unten an, bevor sie sich umdrehte und ging. Aber Zen Wa sah es gar nicht mehr. Mit ein paar schnellen Schritten hatte er Feli eingeholt und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Feli, warte!" Feli blieb stehen. "Was willst du?" fragte sie unwirsch. "Willst du jetzt etwa nicht einmal mehr mit mir reden?" wollte Riot wissen. Feli sah zu Boden. Übertreiben musste sie es ja nicht. "Nein, natürlich spreche ich noch mit dir!" murmelte sie schließlich. "Gut, immerhin sitzen wir in einigen Fächern nebeneinander!" Riot grinste und Feli nickte. Unschlüssig blieb er vor ihr stehen und sah ihr lange und tief in die Augen. Ach Feli, wieso glaubst du mir nicht? < Feli wurde sein Blick langsam unangenehm. "Ja ich geh dann mal - Wir sehen uns nachher." Murmelte sie und verschwand mit den restlichen Schülern eilig in einem Zimmer. Riot blieb stehen und sah ihr hinterher. Der Gang war inzwischen leer und die Stille fast unheimlich. "Tja, da war sie, meine Prinzessin!" riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. Sie gehörte natürlich zu Francis, der ihn schadenfroh ansah. "Und heute Abend werde ich sie ausführen!" Francis grinste breit. "Lass deine Finger von meiner Freundin!" Riot verengte seine Augen zu Schlitzen. "Wenn überhaupt, mein lieber Zen-Wa, wenn überhaupt, dann ist es deine EX-Freundin!" Francis lachte laut. "Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass sie eine Ratte wie dich haben will, wenn sie auch mich haben kann!" ergänzte er selbstgefällig. "Eine frisch getrennte Frau lässt sich gerne trösten... vor allem von mir, wenn du weißt, was ich meine!" er grinste zweideutig. Riot sah rot. Flink hatte er Francis am Kragen gepackt. "Ich warne dich!" zischte er. "Du bist doch überhaupt schuld an allem!" "Willst du mich etwa jetzt dafür verantwortlich machen, dass die Kleine endlich zur Vernunft gekommen ist und dich in den Wind geschossen hat?" Francis war das Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht zu bringen. "Ich will doch nur etwas Spaß mit ihr haben!" In rasender Wut drückte Riot ihn gegen die Schließfächer. "Wenn du sie anrührst, bist du tot!" Aber Francis lachte wieder nur. "Das werden wir ja sehen!" Gerade als Riot seinen Griff lockerte und von Francis ablassen wollte, holte dieser aus und schlug ihm in die Magengrube. Doch diesmal war Riot nicht so überrascht wie das erste Mal und revanchierte sich mit einem kräftigen Kinnhaken. Im nu war eine wilde Prügelei im Gange. Francis trat wild um sich, doch Riot wich ihm geschickt aus. Zu guter letzte traf Zen Wa Francis mitten auf die Nase, worauf er jaulend zu Boden ging. "Aaarg! Du hast mir die Nase gebrochen!" jammerte Francis, die Hände schützend um die Nase gelegt. Riot zuckte mit den Schultern. "Leg dich nicht mit mir an. Ich werde dir noch ganz andere Körperteile brechen, wenn du Feli nicht in Ruhe lässt!" drohte er. Mit seinem zerrissenen Hemdärmel wischte er sich über das Gesicht. Dann sah er auf die Uhr. Die erste Stunde war fast zu Ende, wenn er sich beeilen würde, konnte er sich vor der nächsten noch umziehen. "Schönen Tag noch!" sagte er zu Francis und lief zu seinem Zimmer. Dort angekommen, wusch er sich im Bad das Gesicht. Er hatte eine kleine Schramme von der Prügelei an der Schläfe. Nichts im Gegensatz zu einer gebrochenen Nase. Riot konnte nicht umhin, er musste grinsen. Hoffentlich war es Francis eine Lehre. Schnell zog er sich ein neues, sauberes Shirt an und warf das Zerrissene in den Müll, bevor er zurück zu den Unterrichtsräumen lief. Es hatte schon geläutet, als er sich atemlos neben Feli auf den Stuhl fallen ließ. Diese registrierte natürlich die frische Schramme und zeiget mit dem Finger darauf "Woher ist die?" fragte sie streng. "Ach, nicht der rede wert!" winkte Riot ab. Einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken ihr zu erzählen, dass er gegen den Schrank gefallen wäre. Aber dann entschied er sich lieber, bei der Wahrheit zu bleiben. Feli hakte nach. "Ich glaube schon, dass es das wäre!" Riot sah ihr betreten in die Augen. "Lass es uns nach dem Unterricht klären!" schlug er vor und Feli stimmte kapitulierend zu, da der Englischlehrer das Zimmer betrat und es ganz sicher nicht dulden würde, wenn sie das jetzt ausdiskutieren würden. Als es zum Ende der Stunde läutete, zog Feli Riot augenblicklich an der Hand auf den Gang. Widerwillig lies Zen Wa es sich mich sich geschehen und setzte sich resignierend auf einen Heizkörper. Feli baute sich vor ihm auf und sah strafend und mit in den Seiten aufgestützten Armen zu ihm hinunter. "Ich höre?!" "Eh, nicht das was du denkst!" fing er an und lächelte beschwichtigend, aber bei Felis eisigem Blick hörte er sofort wieder auf damit. Schuldbewusst sah er auf den Boden. "Du kannst es dir ja eh schon denken, aber wenn du es unbedingt hören willst: Ja, ich habe mich mit deinem widerwärtigen Cousin geprügelt. Er machte eine kleine Pause. "Und ich hab ihm die Nase gebrochen!" sagte er nicht ohne Stolz in der Stimme. Aber das hätte er lieber nicht tun sollen, denn im nächsten Moment fuhr wie aus dem Nichts eine ausgestreckte Hand aus der Luft und klatschte gegen seine Wange. Die Hand gehörte natürlich zu Feli. "Du betrügst mich und jetzt brichst du auch noch deine Versprechen!" schnaubte sie. "Aber du weißt doch gar nicht, was er über uns gesagt hat!" versuchte Riot sich zu verteidigen und fasste sich überrascht an die Wange. "Es gibt aber kein "uns" mehr!" fauchte Feli und wollte gehen, aber Riot bekam im letzten Moment ihre Hand zu fassen und zog sie zurück. "Na, jetzt warte doch mal! Dein Cousin hat aber respektlos über dich geredet!" fuhr er fort. Feli hob abschätzend eine Augenbraue. Kurz sah sie ihn an, doch dann zog sie ihre Hand aus seiner und ging. "Er will dich flachlegen!" raunte er ihr hinterher. Feli erstarrte, lies sich aber nichts anmerken und lief weiter. Das würde zu Francis passen, dass er Riot gegenüber solche Vorhaben äußerte. Feli schüttelte wütend den Kopf. Was bildete sich ihr schmieriger Cousin ein? Eigentlich war es ja süß von Riot, dass er ihre Ehre verteidigt hatte. Feli spürte gegen ihren Willen einen Stich im Herzen. >Ach Riot... Vielleicht sollte ich einfach über meinen Schatten springen? < Feli blieb stehen. Langsam drehte sie den Kopf und sah zu Riot. Er saß immer noch auf der Heizung. Seine Schultern hingen nach unten und er machte einen ziemlich bedrückten Eindruck. Von der taffen, unerschütterlichen Fassade ist gar nichts mehr übrig...< Sie zögerte, doch dann machte sie kehrt und lief zurück zu ihm. "Riot?" "Hm?" "Nach der letzten Stunde im Park?!" fragte sie leise. Überrascht sah Riot Feli an. Dann lächelte er. "Klar! Ich hol dich ab, ok?" Feli lächelte zurück und ging wieder ins Klassenzimmer. Es war höchste Zeit für ein klärendes Gespräch zwischen ihnen. Riot konnte es kaum abwarten, bis der Schultag zu ende war. Den restlichen Unterreicht über war er unruhig auf seinem Stuhl hin und her gerutscht und hatte nervös mit seinem Bleistift gespielt. Nun lief er mit Feli, die er davor in ihrem Zimmer abgeholt hatte, durch den Park. "Du wolltest reden?" fragte er sie. Er hatte einen hellen Strickpulli an und sah auf einmal ziemlich verletzlich aus. Feli hätte ihn am liebsten ohne langes reden in die Arme genommen und gedrückt. Aber es gab wichtiges zu klären! "Ich wollte mich entschuldigen..." Feli sah zu Boden. "Also für die Ohrfeige..." Riot grinste. "Ach, das war doch nichts!" sagte er. Feli sah in verlegen von der Seite an. "Trotzdem tut es mir leid!" Riot nahm Felis Hand und blieb stehen. Tief sah er ihr in die Augen und begann zu sprechen: "Nein, mir tut es leid! Dass ich mein Versprechen gebrochen habe und das mit Mya, aber du musst mir glauben, da war nichts!" Flehend sah er sie an und Feli sah stumm zurück. Er war ganz nah bei ihr und sie konnten seinen vertrauten Geruch riechen. "Ich liebe Dich!" sagte er leise, ohne den Blick von ihr zu wenden. Sanft strich er ihr mit einem Finger über die Wange. Dann zog er sie an sich und küsste sie. Feli schloss die Augen. Das hatte ihr noch niemand gesagt. Der Klumpen in ihrem Inneren schien sich im Nu aufzulösen. Sie schlang die Arme um ihn und erwiderte den Kuss. Dann drückte er sie an sich. "Du hast mir total gefehlt!" flüsterte er in Felis Haar. "Du mir auch!" wisperte sie zurück. Nachdem sie ein paar Minuten eng aneinander gekuschelt verharrten, schob Feli Riot sanft von sich, um ihm in die Augen sehen zu können. "So schnell bringt uns nichts mehr auseinander!" flüsterte sie lächelnd. Riot lächelte ebenfalls und küsste sie auf die Stirn. "Keine Mya, kein Francis und auch sonst keiner!" Kapitel 11: Everything I do.... ------------------------------- Bis zur anstehenden Hochzeit war es nur noch ein Tag. Feli hatte bewusst die Orte gemieden, an denen sich Francis für gewöhnlich aufhielt um nicht wieder einen Konflikt zu provozieren. Stundelang saß sie eng umschlungen mit Zen Wa auf der Bank im Park, oder aber saß im Schneidersitz auf seinem Bett und hörte ihm beim Gitarre spielen zu. Auch zwischen ihr und Mya war es zu keinen Streitereien gekommen. Bei ihrer Abreise hatte sich Mya sogar mehrfach verlegen entschuldigt. Feli konnte ihr nicht einmal böse sein, dass sie ihr Riot förmlich ausspannen wollte. Aber dennoch fühlte sie sich zunehmend angespannt. Oft fragte sie sich oft, ob sie unterbewusst vielleicht sogar noch einen viel größeren Konflikt provozierte, indem sie Riot mit auf Paulas Hochzeit brachte. Denn das würde ihr nicht nur ihr beschränkter Cousin übel nehmen. Eigentlich kannte sie die Antwort hierauf schon, diese lautete eindeutig "Ja!". Aber war es nicht auch das, was sie wollte? Einfach mal das tun, was sie selbst wollte? Ihr ganzes Leben lang hatte sie nach den Regeln ihrer Familie und der feinen Gesellschaft gelebt; sie war immer höflich und sittsam gewesen und hätte es nie gewagt, sich gegen ihre Eltern aufzulehnen. Nachdenklich sah sie Riot an. Sie lag wieder auf seinem Bett, den Kopf auf die Hände gestützt, während er auf seiner schwarzen Gibson zupfte. Einige Strähnen hingen ihm in das konzentrierte Gesicht. Sie lies ihren Blick über seinen Körper gleiten; über die nackten Füße, die aus seiner Lederhose lugten, die leicht gebräunten Arme, sein dunkles Shirt, unter dem seine Muskeln spielten, die feingliedrigen Finger. Feli entwich ein leiser Seufzer, worauf Riot den Kopf hob. "Was gibt es zu Seufzen, meine Süße?!" wollte er wissen und sah sie dabei von unten herauf an. Seine grünblauen Augen blitzen scheinbar schelmisch zwischen den blauen Haarsträhnen hindurch. Um ihn nicht glauben zu machen, dass sie sich wieder nicht sicher mit ihm war, schüttelte Feli nur den Kopf und grinste. "Nichts... Es ist alles ok." Skeptisch hob er die Augenbrauen. "Du bist eine sehr schlechte Lügnerin, Felizia Feroe!" sagte er gespielt streng. "Ich glaube, ich werde wohl zu dir rüber kommen müssen und es aus dir rauskitzeln!" Im Nu hatte er die Gitarre zur Seite gelegt und wollte seine Drohung wahr machen. Alarmiert richtete sich Feli auf und hob abwehrend die Hände in seine Richtung, doch Riot war schon auf dem Bett, hatte sie flink gepackt und piekte sie in die Seiten. "Lügen müssen bestraft werden!" lachte er. Feli quiekte. "Ahh, hör auf, hihi, du bist gemein!" schrie sie und versuchte sich mit wildem Strampeln zu befreien. "Na warte!" drohte sie kichernd. Aber Riot lachte nur weiter und drückte sie aufs Bett. Mit festem Griff hob er mit einer Hand ihre beiden Arme fest und setzte sich auf ihren Bauch. "Ja und jetzt?!" grinste er. Feli hörte auf zu strampeln. Zen Wa beugte sich zu ihrem Gesicht und flüsterte spöttisch: "Ich warte!" Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Aber Feli sah ihn still und auf einmal beinahe ernst an. Riot lockerte seinen Griff und auf einmal konnte er auch förmlich die Spannung in der Luft knistern hören. Felis Puppillen waren geweitet und glänzten im spärlichen Licht, das die untergehende Sonne noch in das Zimmer warf. Er lies ihre Hände los, die sie langsam sinken lies. Sanft strich er ihr die von der Kitzelpartie verwuschelten Haare glatt. Abwartend sah sie ihn an. Oder bildete er sich das nur ein? Sie sah so zerbrechlich, so verwundbar und doch so verdammt sexy aus, wie sie da lag und ihn mit großen Augen ansah. Er beugte sich noch weiter zu ihr hinunter. Feli schloss die Augen, als sich ihre Lippen trafen. Sie umfasste seinen Nacken mit beiden Händen und vergrub sie in seinen Haaren. Langsam glitten Zen Was Lippen über die zarte Haut ihres Halses. Feli legte genießerisch den Kopf in den Nacken. Ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen. Fordernd fuhr sie mit den Händen über Riots nackten Rücken. Riots glitt immer weiter nach unten und bedeckte jeden einzelnen Zentimeter ihres Dekolletes mit Küssen. Vorsichtig begann er ihr Oberteil aufzuknöpfen. Dann war er in doppelter Hinsicht erstaunt, denn in selbem Moment, als unter Felis Top ein verdammt scharfer Spitzen-BH zum Vorschein kam, zog sie ihm das T-shirt über den Kopf. Zärtlich sah er sie an und fuhr mit dem Finger die Kontur ihres Gesichts nach. Dann richtete er sich auf, küsste Felis Bauchnabel und knöpfte ihre Hose auf. Er hielt kurz inne, ob Einwände ihrerseits laut wurden, aber Feli hatte die Augen immer noch geschlossen, den Kopf genießerisch nach hinten gelehnt. Vielleicht war sie doch nicht so unschuldig wie er immer glaubte? Behutsam zog er die Jeans über ihre Beine und warf sie neben das Bett auf den Boden. Feli richtete sich auf und küsste ihn. Ihre küsse wurden immer intensiver und fordernder. . Langsam glitt er mit seiner Hand über ihren Rücken. Feli machte sich währenddessen an seiner Hose zu schaffen. Schließlich fuhr sie mit ihren Händen unter seine Boxershorts und ließ ihre Hände auf seinen Pobacken ruhen. Riot lief ein angenehmes Schaudern über den Rücken. Ungeduldig zupfte er am Verschluss ihres BHs herum. Feli konnte seine Erregung spüren. Noch niemals davor war sie so scharf auf Küssen gewesen, noch nie zuvor hatte sie so sehr Lust auf mehr gehabt. Verlangend zog er sie, einen Arm um ihre Taille gelegt, näher an sich. Die andere Hand lies er sanft über ihre Brüste wandern, worauf Feli abermals genießerisch seufzte. Draußen war die Sonne beinahe entgültig hinter den Bäumen untergegangen und nur die Wolken über ihr leuchteten noch in intensivem orange und malerischem rosa. Riot beugte sich atemlos über Feli und durch die dunklen Gänge des Internats klang leise eine Melodie, die jemand auf dem Klavier spielte. Bevor Feli die Sinne schwanden und sie sich keuchend an Zen Wa klammerte, erkannte sie die Melodie. Es war "Everything I do" ... ... Feli erwachte, als die aufgehende Sonne das Zimmer langsam in Helligkeit tauchte. Verschlafen blinzelte sie, setzte sich auf und sah auf Riot, in dessen Armen sie geschlafen hatte. Ach ja, gestern... Sie lächelte versonnen. Nachdem sie erstmal im Bett gelandet waren, ging alles ganz schnell. Sie konnte es sich ja selbst nicht einmal erklären, zumal sie die Initiative ergriffen hatte. Die Decke bedeckte Zen Wa kaum noch und gab die Linie aus dunklem Haar, die sich zu seinem Bauchnabel schlängelte, frei. Feli konnte nicht anders und fuhr mit dem Zeigefinger über seinen muskulösen Oberkörper, umrundete seinen Bauchnabel und verfolgte die Linie bis hinunter zu ihrem Ursprung. Von einer plötzlich aufkeimenden Lust getrieben, umfasste sie ihn und spürte, wie er zwischen ihren Fingern wuchs. Sanft küsste sie Riot wach. Überrascht öffnete dieser die Augen und sah sie fragend an, als er registrierte, wo sich ihre Hand befand. Dann lächelte er. Er zog sie zu sich herunter und schloss die Augen, bevor sich ihre Lippen trafen. Stürmisch stieß er seine Zunge in ihren Mund, umspielte die ihre um sich ihr sanft wieder zu entziehen. Mit den Händen glitt er ihren Körper entlang, umfassten ihre Brüste und strich mit den Daumenkuppen über ihre Brustwarzen. Feli begann ihre Hand sanft zu bewegen und erstickte einen leisen Seufzer seinerseits in einem weiteren Kuss. Gerade als Riot seine Hände weiter wandern lies und zielstrebig ihr weiches Delta anpeilte, wurde die Tür aufgerissen. "Dachte ich es mir doch, dass du dich hier herumtreibst..." sagte eine tiefe Stimme. Feli zog die Decke bis zum Hals und Zen Wa fuhren herum. Für einen nie enden wollenden Moment herrschte Totenstille. Die zwei Liebenden und der Störenfried starrten sich stumm an. "Nimm deine dreckigen Finger von meiner Cousine!" kreischte der Eindringling, der kein geringerer als Francis war, dann. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, begann er, Riot am Arm aus dem Bett zu zerren. Völlig perplex stolperte dieser aus selbigem. Als Francis sah, dass Zen Wa nackt war - schlimmer noch - deutlich sichtbar erregt war, hielt er inne und starrte auf Riots Schritt. Fix angelte sich Riot seine Boxershorts, die immer noch vor dem Bett lagen und schlüpfte hinein. "Hör auf mich anzustarren!" knurrte er und spottete "Oder bist du neidisch?!" Inzwischen war das Blut wieder an seinen rechtmäßigen Bestimmungsort gelangt und er sah böse zu Francis. Dieser sah ihm wieder Zen Was Gesicht und stürzte sich mit einem wütenden Schrei auf ihn. Feli schnellte hoch und packte Francis am Hosenbund, um ihm zurück zu ziehen. Dabei rutschte ihr die Decke über eine Brust, was Francis wiederum völlig aus der Fassung brachte. "Und mich sollst du auch nicht anstarren! Du Perversling!" kreischte Feli, holte aus und hab ihm eine schallende Ohrfeige. Riot nützte die Gelegenheit, packte Francis von hinten an den Schultern und schob ihn in Richtung der Tür. Felis Cousin tobte, schrie und strampelte. Aber Riot war stärker. "Raus, du Wichser!" zischte er. "Du kleines dreckiges Arschloch! Dafür wirst du büßen! Du hast ihr die Unschuld geraubt!" schrie Francis theatralisch zurück, aber Riot drückte mit einem letzten, kräftigen Ruck die Tür vor seiner Nase zu. "So, jetzt ist Ruhe!" sagte er, rieb sich die Hände und grinste. "Wenn hier einer etwas büßen muss, dann er, weil er uns gestört hat!" sage er wehmütig und seufzte. Feli grinste ebenfalls und zog ihn an einer Hand zu sich aufs Bett. Liebevoll schloss er sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Feli schloss die Augen und schmiegte sich an seinen warmen Körper. Sie dachte über die Szene von gerade eben nach und fand sie auf einmal grotesk komisch. Sie fand es unpassend, aber bald wurde ihr Körper von unterdrücktem Lachen geschüttelt. "Warum lachst du?" wollte Riot wissen. Da brach es aus Feli heraus. "Haha, wie er, wie er... hahaha..." Vor lachen konnte sie nicht sprechen. "Was?" ungeduldig piekste er sie in den Oberarm. "Wie er dich... hihi, wie er IHN angestarrt hat!" Feli brach vor lachen beinahe zusammen. Langsam begann auch Riot das Ganze komisch zu finden und fing ebenfalls zu lachen an. "Wahrscheinlich ist er jetzt traumatisiert!" grinste Feli. "Vor Neid natürlich!" fügte er nach einer kleinen Pause hinzu. "Männer!" lachte Feli und legte den Kopf auf seinen Bauch. Tief sog sie seinen Geruch ein, während Zen Wa zärtlich durch ihr Haar fuhr. Jetzt. Jetzt bin ich mir wirklich sicher... < dachte sie glücklich und schmiegte sich noch näher an ihn. > Wie konnte ich jemals daran zweifeln? < Kapitel 12: Die Hochzeit ------------------------ Feli löste sich aus Riots Armen. "Ich geh' dann mal zurück in mein Zimmer, ich muss mich noch für die Hochzeit stylen." "Hm, verstehe. Sicher erwarten sie, dass du im Seidenkleidchen anmarschierst." Mutmaßte Riot. Feli grinste und nickte. Seidenkleid ja, aber das war noch lange nicht alles. Sie küsste ihn auf die Stirn und sprang galant vom Bett. "Bis später!" rief sie über ihre Schulter und schloss die Tür hinter sich. Eilig lief sie zu ihrem Zimmer. Es gab viel zu tun! Genau zweieinhalb Stunden später stand Zen Wa in ihrem Zimmer. Feli war noch im Badezimmer und Riot fuhr sich nervös durch das wie immer wild gegelte Haar. Eigentlich war es für ihn bislang kein größeres Problem gewesen, einen spießigen Haufen aufzumischen, doch jetzt, wo es Felizias Familie war, konnte er sich nicht so recht davon überzeugen lassen. Während er noch darüber grübelte, wurde die Badtüre geöffnet und Feli trat heraus. Sie trug ein dunkellila Kleid aus Satin mit einem beinahe unverschämt hohen Schlitz, der den Blick auf ihre langen Beine freigab. Um den Hals hatte sie sich ein schwarzes Lederband geschnürt. Darunter baumelte der Anhänger, den er ihr geschenkt hatte. Riot schluckte beeindruckt. Das Haar fiel ihr in violetschwarzen Strähnen in die Stirn, ein sehr hoher und sehr verwuschelter Pferdeschwanz krönte das ganze. Feli, die Zen Was Blick gefolgt war, deutete verlegen lächelnd auf ihr Haupt. "Auswaschbar! Ist nur eine Tönung!" erklärte sie. Riot kam auf sie zu und griff nach ihren Händen. "Wow!" sagte er beeindruckt und zog sie an sich. "Da hast du dich ja mächtig in Schale geworfen!" Feli lachte. Zen Wa musste ebenfalls lachen, das war seine Feli; niemals um eine verrückte Idee verlegen. "Na dann, my lady?" sagte er mit verstellter Stimme, machte einen Diener und hob ihr seine Hand unter die Nase, worauf sie die ihre galant hineinlegte. "Na dann!" sagte sie aufmunternd, schulterte ihre Tasche und lief mit ihm zu seinem Wagen. Als sie vor dem eigens angemieteten Schloss ankamen, standen die teuren Autos schon dicht an dicht auf den Parkplätzen. Vor dem Eingang standen kleine, in teure Designerroben gekleidete Grüppchen, schlürften edlen Champagner und plauderten. Feli rümpfte die Nase. "Da siehst du's... " sagte sie. Riot sah zum Eingang und nickte stumm. Feli holte ihre Tasche von der Rückbank, hakte sich bei ihm ein und schritt langsam auf den Eingang des Schlosses zu. Die ersten drehten sich schon nach ihnen um. "Felizia! Mai Kleine!" ihr Großonkel in seinem typischen Dialekt, winkte ihr zu und lachte. Gequält lachte Feli zurück. Sie hatte ihn schon seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. "Main Gott, bist du ab'r groß g'word'n. Ha a richtige junge Dame bist du!" fuhr er fort. "Damals," setzte er an, "Damals warst' noch sooo a kleines Mädel!" und zeigte mit seiner Hand auf Kniehöhe. "Eh, jaja!" machte Feli. Dann sah er sie genauer an. Vom Scheitel bis zur Sohle. "Ah geh, ihr verrückten jungen Leut' mit euren Modeticks!" sagte er. "Früher, da hatten die Madeln noch schöne Dirndln an. Also Feli..." In diesem Moment bemerkte er Riot. "Hi!" Riot lächelte sein schelmisches Lächeln und zeigte das Victoryzeichen. Irritiert lies er seinen Blick hinter Feli schweifen und begutachtete Riot. Abschätzend zog er die Augenbrauen nach oben. "Ha da schau her, an Knabe mit schwarz'n Fingernäg'ln!" reif er aus. Feli nahm genervt Zen Was Hand und zog ihn hinter sich ins Gebäude. "Wir müssen dann weiter!" rief sie über ihre Schulter. Der Onkle sah ihnen kopfschüttelnd hinterher. "Die junge Leid von heid..." Im Vorraum drängten sich weitere champustrinkende Gäste dicht an dicht. Feli und Riot bahnten sich den Weg in den Festsaal. Riesige Tafeln mit üppigem Tischschmuck erstreckten sich durch den ganzen Raum. Alessandro saß alleine an einer der Tafeln und sah gelangweilt in die Menge. Zielstrebig steuerte sie auf ihn zu und machte Riot eine Geste, neben ihr Platz zu nehmen. "Mein kleiner Bruder Alessandro!" flüsterte sie Riot grinsend zu. Alex winkte ihr müde zu. Dann schien sich so etwas wie Interesse in seinem Gesicht breit zu machen. "Du hast einen Freund?" flüsterte er ihr aufgeregt ins Ohr. Feli nickte lächelnd. "Das ist Zen Wa", wisperte sie mit Verschwörermiene zurück, "er spielt in einer Band!" Alex machte große Augen. "Wow! Wirklich?" Feli nickte. So leicht konnte man einen 15-jährigen beeindrucken. Jungs in diesem Alter schienen ein Fabile für Sportler und Musiker zu haben. "Voll der Rocker!" entfuhr es ihm ehrfürchtig. Nach einer kurzen Pause füge er fragend hinzu: "Und was sagen Mama und Papa dazu?!" Feli presste kurz die Lippen auf einander. Dann zuckte sie mit den Schultern. "Das ist mir egal!" Alessandro sah sie erstaunt an. Dann lächelte er über das sommersprossige Gesicht. "Ey Schwester, ich hab' gar nicht gewusst, dass du so cool sein kannst!" Feli erwiderte sein Lachen. Jetzt war wenigstens einer der Familie einer Meinung mit ihr. Kapitel 13: Sekt und Selters ---------------------------- Langsam füllte sich der Saal. Die Hochzeitsgäste nahmen Platz und eine eigens beorderte Band begann zu spielen. Auch das Brautpaar hatte inzwischen Platz genommen. Feli verrenkte sich den Hals, um sie am Kopf der Tafeln erspähen zu können. Schlimmer hatte sie es sich in ihren kühnsten Phantasien auch nicht vorgestellt: Paula trug ein cremefarbenes Kleid, sichtlich eine Nummer zu klein, dazu ein kleines, ebenfalls cremefarbenes Käppchen mit Schleier. Der Bräutigam lächelte blöde und rückte seine Hornbrille gerade. Neben Feli begann Riot, der ihrem Blick gefolgt war, zu kichern. "Gesucht und gefunden, was?!" grinste er. Auch Alessandro war diese Bemerkung nicht entgangen. Feli registrierte zufrieden, wie Riot in den Augen ihres Bruders immer mehr an Ansehen gewann. Dann stand der Bräutigam auf und hielt eine Rede. Er bedankte sich formvoll dafür, dass die Gäste so zahlreich ihrer Einladung gefolgt waren, rühmte seine zauberhafte Braut und wünschte allen schließlich ein gesegnetes Mahl. Wie auf Kommando trugen die Bediensteten auch schon das Essen herein. Auf großen, hübsch garnierten Silbertabletten wurden große ausgehöhlte Kürbisse serviert, die mit dampfender Kürbiscremesuppe gefüllt waren. Ferner wurden auf rollenden Wägelchen gigantische Salat-, Wurst-, Käse- und Gemüseplatten hereingefahren. Riot stand der Mund offen. "Na etwas Gutes hat dieser Menschenauflauf hier: Wir können futtern bis zum Umfallen!" Er grinste zufrieden und machte sich über die Suppe her. Eigentlich hat er Recht, " dachte Feli und hob den Löffel, "man musste nur das Positive vom Negativen trennen!" Nach dem dritten Gang - Perlhuhn im Gemüsebett - spannte Feli das Kleid. Nach den Desserts glaubte sie, sich übergeben zu müssen. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so viel gegessen habe!" flüsterte sie Riot zu, der auch schon ziemlich satt aussah. "Felizia! Da bist du ja endlich!" hörten sie plötzlich eine Stimme rufen. Felis Mutter hatte die beiden in der Menge entdeckt und kam mit wehendem Chanel-Rock auf sie zugeeilt. "Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!" sagte sie mit strengem Blick. Feli sah verlegen zu Boden, was ihre Mutter als Scham deutete und zufrieden nickte. Doch der Grund, weshalb sie den Blick senkte, war ein ganz anderer. Sie sprach sich innerlich gut zu, holte tief Luft und lächelte. "Mama, das ist Zen Wa!" Feli deutete auf Riot, der sofort wieder sein typisch schelmisches Lächeln aufsetzte. Nur vielleicht eine Spur nervöser wie sonst. Aber da musste sich Feli täuschen. Für Riot musste es eher ein Festtag sein, eine Spießerfamilie ein wenig aufzumischen. Mama Feroe warf ihm einen flüchtigen Blick zu und nickte wieder. "Und? Wo ist er, der Traumprinz?" fragte sie dann wissbegierig. "Traumprinz?!" entfuhr es Riot und Feli gleichzeitig. "Ja aber natürlich!" Felis Mutter klatschte wie ein aufgeregter Teeny in die Hände, dass ihre langen Dior Ohrringe nur so wippten. "Felizia, du wolltest uns doch heute deinen Freund vorstellen!" "Eh, ja, das ist er!" Feli setzte ihr süßestes Lächeln auf und nahm Zen Was Hand, während er verwirrt von ihr zu ihrer Mutter sah. "Zen Wa ist mein Freund!" Die Mutter, die Riot bislang kaum Beachtung geschenkt hatte, riss die Augen auf, um sie gleich wieder zusammen zu kneifen und ihn von oben bis unten zu mustern. "Der da?" fragte sie ungläubig und runzelte die Stirn. "Das ist ja wohl nicht dein Ernst!" sie begann zu lachen. Tatsächlich schien sie es für einen Scherz zu halten. Feli wurde sauer. Außerdem war ihr das Verhalten ihrer Mutter vor Riot furchtbar peinlich. "Oh doch, Mama, auch wenn du es nicht wahr haben willst" sagte sie langsam, nur mühsam ihre aufkeimende Wut unterdrückend. "Ach Feli, du bist noch so jung und unerfahren, da vergreift man sich schon mal!" fuhr ihre Mutter fort und machte eine unwirsche Handbewegung in Riots Richtung. "Theo von Lingenschmid hat seine Brüder dabei, zwei davon im heiratsfähigen Alter! Ich meine, sie flanieren gerade durch den Westflügel. Ich werde euch nachher bekannt machen!" "Verdammt noch mal! Ich liebe ihn!" rief sie schon eine Spur lauter. Riot sah die kochende Feli von der Seite an. Er drückte ihre Hand und begann zu lächeln. Für den Bruchteil einer Sekunde waren die Menschen um ihn herum verschwunden, die Mutter ganz weit weg. Ein Liebesgeständnis? Vielleicht... Langsam schien bei Felizias Mutter der Groschen zu fallen. Ihr Lachen erstarb. Endlich fiel ihr auch Felis Outfit auf. "Oh mein Gott, was hast du da überhaupt an? Das sind ja billige Fetzen!" Theatralisch legte sie die Fingerspitzen vor den Mund. "Und deine Haare erst! Felizia, warum tust du uns das an?" flüsterte sie beinahe weinerlich. "Verdammt noch mal weil es mein Leben ist! Weil es meine Gefühle sind und weil ich auf eure Regeln und euer Spießerleben scheiße!" schrie Feli. Plötzlich war es um sie herum mucksmäuschenstill geworden und ihre Worte hallten im Saal. Die Sektschlürfenden Gäste hielten verwirrt inne und sahen zu ihr herüber. Ein betrunkener Onkel hob das Glas und lallte: "Auuuf dasch Braudbaar!" "Akzeptiere es einfach!" zischte Feli. Dann stand sie schwungvoll auf und warf dabei den Stuhl um, der krachend auf dem Boden aufschlug. Dann nahm sie Riots Hand und zog ihn hinter sich hinaus ins Freie. Ihre Mutter und die neugierigen Gäste sahen ihnen stumm hinterher. Feli wollte sich für diese Szene in Grund und Boden schämen. Es tat ihr weh, wie ihre Familie über Riot urteilte, ohne ihn zu kennen, und das nur, weil er nicht ihren Vorstellungen entsprach. Schweigend liefen sie Hand in Hand um das Anwesen, das von einem kleinen Park umgeben war. Auf der Rückseite des Gebäudes befand sich unter einer riesigen, knorpeligen Eiche ein kleiner Brunnen, der von verschnörkelten Marmorwindungen gesäumt wurde, die das Wasser spielerisch in einen kleinen Teich gleiten ließen. "Wie in einem Märchengarten." flüsterte Feli in die Stille hinein und setzte sich neben Zen Wa auf einen Marmorblock. "Das mit meiner Mutter tut mir leid..." sagte sie leise. "Das braucht dir doch nicht leid tun!" versicherte ihr Riot und zog sie lächelnd an sich. "Wichtig ist mir nur, was du über mich denkst!" Der Wind fuhr sanft durch die Blätter der alten Eiche und der Brunnen plätscherte fröhlich. Feli kuschelte sich enger an Riot und sah in das dichte Blätterdach des Baumes. "Es tut mir aber weh, wenn sie so über dich sprechen" fuhr sie dann fort. Riot schüttelte den Kopf und küsste sie lächelnd auf die Wange. "Das muss es dir aber nicht!" In diesem Moment fuhr ein kleiner Lieferwagen vor. Der Fahrer stieg aus und öffnete eine Tür auf der Rückseite des Schlosses. Kurz darauf kam er mit zwei Bediensteten in weißen Schürzen wieder heraus und lief in Richtung Eingang davon. Auch nach 5 Minuten waren die Männer nicht wieder gekommen, die Tür, die wohl zu einem Vorratsraum führen musste, stand immer noch offen und warf einen Lichtstreifen auf den Kiesweg. Riot sprang auf und ging auf die Tür zu. "Wo gehst du hin?" rief Feli, aber Riot legte lächelnd den Finger auf den Mund und wies sie an, still zu sein. Als er die Tür erreicht hatte, sah er vorsichtig nach links und rechts. Dann trat er ein. Feli sah gespannt von ihrem Marmorblock aus zu, dann konnte sie ihn nicht mehr sehen. Was er wohl vor hatte? Es dauerte keine Minute und Riot kam wieder zurück. Auf dem Rücken verbarg er einen Gegenstand. "Na, welche Hand willst du?" frage er und lächelte spitzbübisch. "Beide!" sagte Feli. "Eine gute Wahl!" entgegnete Riot und zauberte zwei Flaschen Sekt hinter seinem Rücken hervor. "Direkt aus der Flasche ist es vielleicht etwas sprudelig, aber besser als aus Gläsern wie die Spießer da drin!" sagte er und knibbelte die Folie vom Flaschenhals, um den Korken zu entfernen. Dann reichte er Feli eine geöffnete Flasche, öffnete die andere und prostete ihr zu. "Auf dich!" sagte er und küsste Felis Nasenspitze. "Nein, auf uns!" entgegnete sie lächelnd und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Nachdem sie die halbe Flasche geleert hatte, erhob sie sich, um sich die Beine zu vertreten. Neugierig betrachtete sie das Wasserspiel des Brunnens. "Feli?" rief ihr Zen Wa hinterher, als sie schon einige Schritte gegangen war. Sie drehte sich um und sah ihn fragend an. Scheinbar verlegen drehte Riot seine Sektflasche in den Händen. "Das, was du vorhin zu deiner Mutter gesagt hast, ehm, hast du das ernst gemeint?" Feli errötete und sah auf den Boden. Sie wusste, dass er auf den Satz anspielte, als sie ihrer Mutter gegenüber erklärt hatte, sich in Riot verliebt zu haben. Ihre Wangen wurden ganz heiß und daran war nicht nur der Sekt schuld. Langsam lief sie auf ihn zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Verlegen fuhr sie mit den Fingern über den Marmorblock, auf dem er immer noch saß. Dann hob sie ihren Blick, lächelte und sah ihm tief in die Augen. Feli nickte. "Ja..., " sagte sie und neigte den Kopf zur Seite, "ja, ich habe es ernst gemeint!" Riot sah sie schweigend an, während sie sprach. Dann nahm er ihre Hände und zog sie zu sich, ganz nah, so dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. "Ich liebe dich auch!" flüsterte er leise, bevor er die Augen schloss und sich ihre Lippen trafen. Glücklich legte Feli ihren Kopf aus seine Schulter und sah empor zu den Sternen. In diesem Moment merkte sie, wie egal ihr all das Geld, der Reichtum, der Glamour, der sie all ihr Leben lang begleitet hatte, war. Wie wertlos und kalt das alles war. Jetzt zählte nur noch eins: Riot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)