Ikanai de! von Shatai (Don't leave me!) ================================================================================ Kapitel 3: Kopfschmerzen ------------------------ In Felis Kopf pochte es furchtbar. Stöhnend öffnete sie ein Auge - was war die Sonne heute aber auch grell. Außerdem fühlte sich ihre Zunge pelzig wie ein toter Maulwurf an. Mühsam richtete sie sich auf und rieb sich erstmal das müde Gesicht. Fühlte sich alles nach einem verdammten Kater an! Naja, sie war ja selbst schuld! Was hatte sie es gestern auch übertreiben müssen? Gestern, ach ja... Feli lies den gestrigen Abend revue passieren, während sie ins Bad schlurfte um dort nach Aspirin zu suchen. Abrupt blieb sie stehen. Gestern! Verdammt, hatte sie das wirklich getan? Hatte sie wirklich versucht Riot zu küssen? Mit aufgerissenen Augen stand sie, eine Hand im Badschränkchen vor dem Spiegel und starrte hinein. "Oh nein!" flüsterte sie leise und legte die Hände vors Gesicht. Was für eine peinliche Aktion, die sie da gestern geschoben hatte. Und vor allem, was war danach passiert? Denn bei dieser Szene im Park hörte ihre Erinnerung an den gestrigen Abend auf. Ermattet lies sie ihre Hand aus dem Schränkchen fallen, wobei einige kleine Schachteln heraus fielen. Unter anderem auch die Kopfschmerztabletten. Feli nahm davon zwei - sicher war sicher - und zog sich aus, um die Wirkung von kaltem Wasser kontra Ochsenkopf zu testen. Nachdem sie sich abgetrocknet und angezogen hatte, die Haare gebürstet und die Zähne geputzt hatte, lief sie zu Yumikos Zimmer und bommerte mit der Faust dagegen. Ein ebenso verschlafenes Mädchen wie sie eben noch gewesen war, öffnete mit verklebten Augen die Tür. "Feli? Was ist denn los?" stöhnte Yumi und hob sich den Kopf. "Du musst mir sagen, was gestern los war!" Feli packte sie an den Schultern und schüttelte sie leicht, "Ich war mit Riot im Park spazieren - und dann???" erwartungsvoll, fast flehend sah sie sie an. "Langsam, langsam! Pass doch auf meinen Kopf auf!" Yumiko befreite sich aus Felis Griff. "Das weiss ich doch nicht, was ihr im Park gemacht habt..." grummelte sie. "Aber es war gestern noch ein nettes Gesprächsthema für alle noch Anwesenden..." Yumi streckte sich und gähnte, während Feli ihr mit immer weiter aufgerissenen Augen zuhörte. "Ach ja," sagte sie beiläufig zwischen einem weiteren Gähner, "Francis ist auf 180 seit er es mitbekommen hat. Du oder besser gesagt Riot solltet euch lieber von ihm fern halten. Bei dem weiß man ja nie, wann er überreagiert..." Feli fing an zu stammeln: "A-aber... Ich hab doch gar nichts gemacht? Oder Yumi? Ich habe nichts getan!!" versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Yumi kicherte schadenfroh "Tja Feli, das wissen nur Du und Riot. Ihr wart schon ein ganzes Weilchen weg... " Sie lies den Satz zweideutig im Raum stehen. Feli fasste sich erneut an den Kopf. "Oh nein, was hab ich nur getan?!" "Geh und frag ihn!" sagte Yumi, als wäre es das normalste der Welt. Und auf Felis Blick der Marke "Du spinnst!" erwiderte sie nur "Etwas anderes bleibt dir nicht übrig, wenn du die Wahrheit wissen willst!" Da hatte sie allerdings Recht. Seufzend ging Feli auf den Gang. Bevor sie die Türe hinter sich schloss, rief ihr Yumi hinterher: "Ich habe dich von Anfang an gewarnt... Was ich in dieser Hinsicht von ihm halten soll, weiß ich nicht! Aber ich weiß, was ich von dir halte und wenn du mich fragst ist nichts passiert - egal wie betrunken du auch warst!" Sie lächelte. Feli lächelte dankbar zurück. Dasselbe glaube und hoffte sie auch. Jetzt wollte sie nur noch Gewissheit. Mit aufrechtem Gang, hoch gestrecktem Kinn und jede Menger positiver Gedanken versuchte sie sich auf ihrem Weg ins obere Stockwerk wo die Jungen ihre Zimmer hatten, selbst Mut zu machen. Eigentlich war sie sich ja selbst sicher dass nicht mehr zwischen ihr und Riot passiert war. Aber das wollte sie dann doch lieber von ihm persönlich hören. Vor allem war es von Vorteil, die Wahrheit vor Francis zu kennen. Vor seiner Zimmertür angekommen, atmete sie noch einmal tief durch. Die Stunde der Wahrheit also. Sie hob die Hand, hielt kurz inne, klopfte dann aber entschlossen an die Tür. Ein paar Augenblicke später öffnete Riot. Er sah kein bisschen verkatert aus und für einen kurzen Augenblick beneidete Feli ihn dafür. Andererseits fiel ihr dabei auf, dass die Aspirin wenigstens ihre Kopfschmerzen beseitigt hatten. "Feli!? Das ist aber eine Überraschung!" rief er aus und wies mit einer einladenden Geste ins Zimmer. Zögernd traf Feli ein und sah sich neugierig um. Das Bett war mit schwarzer Satinbettwäsche überzogen, an den Wänden hingen Poster von ihr unbekannten Bands mit bunt gefärbten Haaren, in der Ecke auf der Kommode stand eine teuer aussehende HiFi Anlage , daneben mehrere Stapel CDs. Die Schranktüren standen offen, allerdings hatte er die Hälfte dessen Inhalts zu einem großen Haufen auf dem Boden aufgetürmt. Ihrem Blick gefolgt sprang er mit einem verlegenen Lachen zum Schrank und schlug schnell die offene Türe zu. "Haha, äh, Sorry, ich hatte keine Zeit zum Aufräumen und äh, nya, ich wusste ja nicht, dass du mich besuchst!" versuchte er sich zu entschuldigen. Feli grinste, zwang sich aber sofort wieder, ein ernstes Gesicht zu machen. Wegen seiner Unordnung war sie wirklich nicht hier. Sie räusperte sich: "Ich muss mit dir reden! Über gestern Abend!" sprach sie mit versteinerter Miene. "Gestern Abend, ach ja..." tat er zweideutig, was Feli sofort wieder aus der Fassung brachte. "Naja," setzte sie wieder an, "wie du ja sicher mitbekommen hast, hab ich sehr viel getrunken was dazu geführt hab, dass ich nicht mehr ganz Herrin meines Tuns war... Naja, also, äh, das Problem ist ..." sie machte eine kleine Pause um noch einmal tief durch zu atmen, "Es ist so... Ich weiss nichts mehr von gestern Abend, ab dem Zeitpunkt, als wir im Park waren..." Sie sah zu Boden. "Und jetzt wollte ich dich fragen... Naja, also was passiert ist?!" Riot sah sie fragend an. "Wie was passiert ist?" In diesem Moment schien er zu kapieren, worauf sie hinauswollte und brach in schallendes Gelächter aus. "Du meinst also, du und ich" quiekte er "wir hätten ...?!" Er krümmte sich vor lachen "Das ist zu komisch!" Feli wurde sauer. Sie wusste nicht, was daran so witzig sein sollte. "He!" schrie sie und funkelte ihn böse an, "Das ist gar nicht komisch!" Aber er hörte gar nicht auf sie. Feli deutete sein Lachen komplett falsch. Wütend trat sie näher an ihn heran, packte ihn am T-Shirt, zog ihn ein wenig näher an sich ran und knurrte verächtlich: "Du mieses, kleines Arschloch! Anders kann man zu jemandem, der solch eine Situation so schamlos ausnützt, nicht sagen!" Feli war nach dieser Situation fest davon überzeugt, dass mehr zwischen ihnen passiert wäre und er sie nun auslachte, weil sie nichts mehr wusste. Sie schubste ihn ein wenig nach hinten, so dass er aufs Bett fiel. Verwirrt hörte er auf zu lachen. "Aber Feli, das stimmt doch so gar nicht!" rief er. "Nein, natürlich nicht!" zischte sie und drehte sich um, um zu gehen. Riot sprang vom Bett und hielt sie am Arm fest. "Jetzt warte doch! Feli!" "Fass mich nicht an!" rief sie und holte mit der anderen Hand aus, um ihm eine zu scheuern. Was bildete der Affenarsch sich eigentlich ein? Er war kein Haar besser wie Francis, womöglich sogar noch schlimmer. Und Yumiko hatte sie doch noch gewarnt! Feli war entsetzt und hätte sich am liebsten in kleines Eck verzogen um zu heulen. Aber daran hintere sie eben Riots Hand, die sich mit festem Griff um ihr Gelenk geschraubt hatte. Geschickt fing er ihre Ohrfeige mit der anderen Hand ab. Feli versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, es gelang ihr aber nicht. "Lass mich los!" schrie sie noch mal und wandte sich weiter, um ihn zum Loslassen zu bewegen. Aber Riot dachte nicht daran, sondern verstärkte seinen Griff noch ein wenig. "Au! Du tust mir weh!" schrie sie ihn abermals an. "Muss ich wohl wenn du mir sonst nicht zuhörst!" Schrie er zurück. Überrascht über seinen wirschen Ton hörte sie auf mit den Armen zu rudern. Riot lockerte seinen Griff und sah ihr ernst in die Augen. "Also wenn du meinst, dass ich mit dir geschlafen habe, dann hast du dich getäuscht. Ich habe dich nicht einmal geküsste, eben weil ich wusste, dass du es nur versucht hast, weil du betrunken warst! Soviel zu diesem Thema!" Wütend ließ er sie los, drehte sich um und begann die Klamotten aufzulesen und auf Bügel zu hängen. Feli erstarrte. War es die Wahrheit, die er da sagte? Ihr war unbehaglich zumute und am liebsten wollte sie im Boden versinken. Was wenn er wirklich die Wahrheit sagte? Feli brauchte ihn nicht zu fragen, sie wusste, dass er nicht log. Beschämt sah sie zu Boden und murmelte leise "Entschuldigung... Ich mein, es tut mir leid..." Riot drehte sich nur kurz um und zog eine Augenbraue hoch. Feli war verunsichert. Was sollte sie denn noch tun, als sich zu entschuldigen? "Weißt du... ich... also..." stammelte sie weiter "Wahrscheinlich denke ich so, weil ich es von Francis gewöhnt bin, dass er sich versucht zu nehmen was er will..." sie sprach nicht weiter. Riot sagte, ohne sich umzudrehen: "Du vergleichst mich also mit deinem netten Cousin Francis!?" Feli starrte auf seinen Rücken. Langsam drehte er sich um und sah sie böse an. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen musterte er sie eine Weile, bevor er verächtlich zu sprechen begann: "Weißt du was? Eigentlich dachte ich, du wärst keine so verzogene, selbstüberzeugte Gans wie die anderen Mädchen hier. Aber ich habe mich wohl geschnitten... Du bist genauso ein Püppchen wie die anderen und kannst nich wahrhaben, dass ich dich "verschmäht" habe! Und weißt du noch was? Du und dein Cousin - ihr würdet wunderbar zusammenpassen, ein süßes Paar, wie Ken und Barbie!" er sah ihr direkt in die Augen. Feli fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Wie konnte er so etwas nur sagen? Ja, sie hatte ihm unrecht getan, aber war es nicht auch sie, die sich auf seine Seite gestellt hatte? Sie war kein Püppchen und sie mit Francis zu vergleichen war ein verbaler Schlag ins Gesicht. Sie biss sich um die Backe um die Tränen zurück zu halten. "Gut. Wenn du das so siehst!" sagte sie mit zitternder Stimme, drehte sich um und ging zurück auf den Gang. Riot sah ihr hinterher. Außer Sichtweite spürte Feli, wie ihr eine Träne über die Wange kullerte. Sie war mehr als Enttäuscht von ihm, aber nach ihren Vorwürfen konnte sie ihm das nicht einmal übel nehmen. Sie hörte Schritte hinter sich. War es Riot? Vorsorglich wischte sie sich die Träne von der Wange. Die Schritte kamen näher und sie begann, schneller zu gehen. Die Person hinter ihr begann zu laufen und hatte sie mit wenigen Schritten eingeholt. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und drehte sie um. "Tut mir leid!" sagte Riot und sah sie zerknirscht an. Seine Hände lagen immer noch ruhig auf ihren Schultern. "Das hab ich nicht so gemeint!" Feli sagte gar nichts. "Hei...?!" sagte er leise und sie hob ihren Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. "Ich glaube wir waren beide nicht ganz fair zueinander. Also Friede?" Riot legte den Kopf schief und sah sie fragend an. Feli konnte nicht anders, sie musste lächeln. "Ok," sagte sie, "vergeben und vergessen!" "Prima!" Riot lächelte ebenfalls. In diesem Moment kam Francis um die Ecke gebogen. Als er die beiden sah - Riot immer noch mit den Händen auf Felis Schultern - blieb er abrupt stehen. Feli und Riot drehten sich gleichzeitig um und konnten so sehen, wie Francis nach Luft schnappte. Mit forschem Schritt kam er auf die beiden zu. Kurz bevor er sie erreicht hatte, fing er an zu schreien: "Du kleine Ratte, nimm sofort deine dreckigen Pfoten von meiner Cousine!" Ehe Riot sich versah, hatte Francis ihn von Feli weggezerrt und ihm seine Faust in die Magengrube geschlagen. Völlig von seinem Schlag überrascht krümmte sich Riot vor Schmerzen. Francis holte zum Kinnhaken aus und die Welt um ihn herum begann zu verschwimmen. Wie durch einen Schleier hörte er Feli schreien und Francis fluchen. Francis nutze seine Chance und versetzte ihm einen weiteren Schlag, worauf Riot zu Boden ging. Francis beugte sich zu dem auf dem Boden sitzenden Riot hinunter und knurrte leise "Wenn du sie noch einmal mit deinen dreckigen Fingern anfässt, mach ich dich alle!" Riot sah im fest in die Augen und schwieg. "Hört auf, verdammt!" schrie Feli, die wie gelähmt alles beobachtet hatte und zerrte Francis am Ärmel. Doch dieser lächelte nur sein schleimiges Lächeln, schob sie weg und sagte: "Hab ich doch gern gemacht, Baby!" Mit einem überlegenen Lächeln richtete er sich wieder auf, zwinkerte Feli zu und stolzierte davon. Feli schüttelte den Kopf Mistkerl! < Sie beugte sich zu Riot hinunter "Alles in Ordnung?" frage sie besorgt. Er stand auf und nickte "Alles o.k. ... er hat mich ziemlich überrascht..." Wütend wischte er sich über die Lippen. Sie waren aufgesprungen. "Der bekommt schon noch sein Fett weg" sagte er halblaut. Aber Feli hatte es gehört. Sie packte ihn am Arm. "Riot?" "Hm?" "Versprich mir eins..." fing sie an und sah ihm flehend in die Augen, "prügel dich nicht mehr mit ihm... nicht aus Rache und auch sonst nicht..." Riot sah weg. Dieses Versprechen konnte er ihr nicht geben. Dieser Schnösel hatte eine Abreibung verdient! Denn er wusste einfach nicht, mit wem er sich angelegt hatte. "Sie mich an!" befahl Feli. Widerwillig versuchte er, ihrem Blick stand zu halten. "Na schön." Er lächelte sie an und wechselte die Taktik, "Weil du's bist!", Hinter seinem Rücken und für Feli nicht zu sehen, kreuzte er zwei Finger. Erleichtert strahlte Feli ihn an. "Danke! Ich wusste, dass du vernünftig bist" Riot lächelte. Mist. In was hatte er sich mit diesem Versprechen bloß hineingeritten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)