Ikanai de! von Shatai (Don't leave me!) ================================================================================ Kapitel 2: Der Neue ------------------- Nach der letzten Schulstunde war Feli mit ein paar Mitschülern in der Bibliothek verabredet, um ein gemeinsames Referat zu bearbeiten. Die Gruppen waren leider ausgelost worden, so dass sie das Unglück hatte, mit Tracy arbeiten zu müssen. Sie zog sich gerade die Lippen mit Hilfe eines Taschenspiegels nach, als Feli in der Bücherei zu ihnen stieß. "Dann wären wir ja komplett" säuselte sie und klimperte mit den dick getuschten Wimpern. "Also, wer hat die Folienentwürfe angefertigt? Wo sind die Schaubilder?" fragte Janosh in die Runde. Feli legte ihre Unterlagen auf den Tisch. "Hier, ich denke, dass wir sie ungefähr so übernehmen können" sagte sie. Janosh sah sich ihre Arbeit prüfend an und nickte anerkennend. "Gute Arbeit, Feli! Die Schaubilder werden wir zwischen den Text, den Yumiko verfasst hat, platzieren." Einige steckten die Köpfe zusammen um über die nächsten Aufgabenpunkte zu diskutieren, andere verzogen sich an leere Tische um weiter zu arbeiten. Feli, die als nächstes an einem Kreuzworträtsel für die restlichen Mitschüler bastelte, sah nachdenklich auf. "Da hinten ist Riot" wandte sie sich an Yumi und winkte ihn herüber. "In welcher Gruppe arbeitest du eigentlich für das Referat?" fragte si. "Also eigentlich bin ich keiner zugeteilt..." erwiderte er. "Warum machst du nicht einfach bei uns mit?" schlug Feli ihm vor. Du kannst mir beim Kreuzworträtsel helfen" sie lächelte. "Na, warum nicht!" Er setzte sich auf den Stuhl neben sie. "Wenn ihr nichts dagegen habt" Yumi schüttelte den Kopf. "Hauptsache, du arbeitest gut." "Darauf kannst du wetten!" rief er und versuchte seinen Worten Nachdruck zu verleihen, in dem er mit seinem Kulli herumfuchtelte. Zwei Stunden später hatten Sie eine beachtliche Anzahl an Diagrammen, Schaubildern, Texten und dem Rätsel, was sie Janosh vorlegten. "Wir haben Riot, also ich meine Zen Wa spontan in unsere Gruppe aufgenommen" erklärte Feli den anderen. "Hier", sie reichte Janosh seine Unterlagen, "das hat er alles gemacht." Erwartungsvoll musterte sie ihn, wie er anerkennend nickte. "Gute Arbeit, Zen Wa!" "Was? Die Zecke arbeitet in unserer Gruppe mit?" meldete sich Tracy auf einmal zu Wort. "Also ich als Projektleiterin halte das für keine gute Idee, so spät noch eine Person in die Gruppe zu bringen, immerhin befinden wir uns schon in der Schlussphase unseres Projekts!" versuchte sie eine Ausrede zu finden. "Tracy, er ist neu an der Schule, wie sollte er früher in eine Gruppe kommen?" warf Feli ein. Tracy schüttelte ihre blonde toupierte Mähne "Ich bedaure, aber als Projektleitung habe ich das letzte Wort und das lautet nein!" tat sie gespielt bedauert. "Eine noch größere Gruppe geht nich!" "Aber... Aber du siehst doch, wie viel er schon gearbeitet hat!?" versuchte es Feli. "Das ja und das rechne ich ihm auch hoch an" Tracy griff grinsend nach den Unterlagen. "Also wenn das so ist..." mit einer schnellen Bewegung riss Feli Tracy die Blätter und Folien aus der Hand, "bilden wir eben unsere eigene Gruppe! Nicht wahr, Riot?" Tracy verengte ihre Augen zu Schlitzen und zischte leise "Zeckenflittchen!" Entrüstet schrie Feli auf und schnellte vor, um Tracy eine Ohrfeige zu geben. Doch ein Arm, der sich wie ein Schraubstock um sie gelegt hatte, hinderte sie daran. Stumm schüttelte Riot den Kopf "Lass es, Feli!" sagte er ruhig und ließ sie los. Wütend blitzte Feli Tracy an, die inzwischen wieder Oberwasse hatte und hämisch lächelte. Riot zog sie stumm am Handgelenk weg "Lass sie doch reden!" sagte er leise. So wütend Feli war, so angenehm war seine Berührung. Yumiko stand ruckartig auf, so dass der Stuhl hinter ihr geräuschvoll umfiel. Sie klaubte die restlichen Blätter vom Tisch. "Ich schließ mich den beiden an!" Mit offenem Mund starrte ihr Tracy hinterher, der Rest der Gruppe schwieg betreten. Feli lächelte. Auf Yumi war eben doch verlass wenn es darauf ankam. Nachdem sie die Bibliothek verlassen hatten, wandte sich Feli dankbar lächelnd an Yumi: "Danke, Yumi! Das war echt stark von dir!" Yumi, wandte sich im Gehen um: "Ehrensache!", zwinkerte den beiden zu und deutete mit einem Nicken auf die Referatsunterlagen "Morgen dann wieder hier?!", grinste und ging weiter. "Ähm, danke Feli..." sprach Riot leise. Feli drehte sich zu ihm um und sah, wie er auf einmal verlegen mit der Fußspitze imaginäre Kringel auf den Boden malte. "Das hätte nicht jede gemacht..." Während er sprach, sah er auf den Boden. Feli sah ihn prüfend an, entschloss sich dann, aber nichts zu sagen. Bildete sie sich das nur ein, oder war er verlegen? Riot sah wieder auf und lachte wieder wie der Alte. "Du bist echt süß!" sagte er lässig und ehe sie sich versah, drückte er ihr blitzschnell einen Kuss auf die Wange, grinste sie draufgängerisch an und lief den Korridor entlang. "..." Feli wollte etwas sagen, doch aus ihrem Mund erklang kein Ton. Perplex sah sie ihm hinterher... Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Gerade als sie ihm die Leviten lesen wollte, drehte er sich nochmal um und begann zu sprechen: "Heut Abend ist doch diese Newcomer-Fete..." Riot drehte sich zu ihr um. "Also genau für Neulinge wie mich... Soll uns wohl das Internat schmackhaft machen!" Er grinste schelmisch. "Wie sieht es aus, gehst du auch hin?" Erwartungsvoll sah er sie an, aber Feli nickte nur stumm. "Prima!" rief er, "Dann sieht man sich ja!" und verschwand durch die große Glastür am Ende des Gangs. Verwirrt stand Feli da > Ich weiss einfach nicht, was ich von ihm denken soll...< In diesem Moment sah sie Tracy und ihre Gefolginnen aus der Bibliothek kommen. "Bloß weg hier! Die Haarspraykonzentration in der Luft könnte bald gefährlich werden!" sagte sie leise zu sich selbst und lief in ihr Zimmer. *** Als sie eine halbe Stunde später aus der Dusche kam, stand sie ratlos vor dem Kleiderschrank. Ein typisches, bisher nur bei Frauen gesichtetes Problem trat auf: Was sollte sie nur anziehen? Das Internat war nicht nur für Schüler mit dickem Geldbeutel, es war auch dementsprechend ausgestattet. Während andere Schulen eine Aula oder eine Turnhalle für ihre Feste benutzten, gab es hier eigenes eine Discothek mit richtiger Bar und eine beachtliche Anzahl an Lasern und Discolämpchen, außerdem einen kleinen ruhigen Raum zum Verschnaufen mit vielen lauschigen Sitzeckchen. Auch wenn sie die meisten Schüler nicht besonders mochte, liebte sie es mit Gabriella abzutanzen, bis ihr die Beine weh taten. Tja, nun musst sie da alleine durch. Ratlos über ihr Klamottenproblem ließ sie sich auf das Bett plumpsen, als es an der Tür klopfte. Es war Yumi, fix und fertig gestylt in einem schönen chinesischen Kleid mit Stehkragen und tiefem Rückenausschnitt. "Wow, heisses Teil!" staunte Feli. "War auch nicht ganz billig..." wandte sich Yumi ein wenig verlegen. "Aber was ist mit dir? Willst du etwa so gehen?" Lachend deutete sie auf die ins Badetuch gehüllte Feli. "Lass mich raten, du weißt nicht, was du anziehen sollst?!" tippte sie. Feli nickte kläglich, worauf Yumi an ihren Kleiderschrank trat und anfing darin zu kramen. "Hier, was ist das? Neu?" Sie zog eine dunkel Hose und ein dunkelblaues Samtoberteil zum auf dem Rücken schnüren aus dem Schrank und hielt es prüfend ins Licht der Deckenlampe. Feli hatte es in den Ferien in einer kleinen Designerboutique gekauft. "Wow, da sind ja lauter kleine Glitzerpünktchen darauf... wie kleine Sterne!" Lächelnd war sie es Feli zu. "Anziehen!" befahl sie. Seufzend tat Feli wie ihr befohlen und trat argwöhnisch vor den Spiegel und saß sich prüfend von allen Seiten an. "Na wenn dich dein Riot darin nicht zum Anbeissen findet..." neckte sie Yumiko. "Haha!" Feli schnappte sich ein Kissen und warf es zu Yumi, die ihm aber geschickt auswich. "Spar dir deine Energie .... Für später!" grinste sie zweideutig. Feli schüttelte grinsend den Kopf, so anständig wie Yumiko aussah, vermutete man den kleinen Vamp, zu dem sie vor Feten mutierte, gar nicht. Sie verschwand im Bad um kurz darauf geschminkt und frisiert wieder zu erscheinen. "Fertig?" fragte Yumi. "Fertig!" entgegnete sie und hakte sich bei Yumi ein. Voller Vorfreude verließen sie das Zimmer und stolzierten gen Disco. "Hm, weißt du was ich erschreckend finde?" "Was?" wollte Yumiko wissen. "Dass wir so gestylt fast schon zu Tracys Konsorten gehören könnten" Lachend stieß Feli die Schwingtüre zur Discothek auf. Die Fete war schon in vollem Gange. An der Bar wurde heimlich Wodka ausgeschenkt, wenn keiner hinsah. Denn auch wenn es eine moderne Schule war, offiziell war das Trinken verboten. Einigen Schülern sah man allerdings nur zu gut an, dass schon einige Male keiner hingesehen hatte. Feli fand es amüsant, ihre sonst so feinen Mitschüler angeheitert zu sehen. Sie zupfte Yumi am Ärmel und deutete mit dem Kopf zur Bar. Wieso sollte man sich auch nicht mal einen kleinen Drink gönnen? Sie nahmen an der Bar platz und hatten auch schon im Nu einen Longdrink vor sich stehen. "Eigentlich trinke ich ja nicht..." begann Yumi den Satz "Aber heute mach ich mal eine Ausnahme!" Feli grinste. Das sagte sie jedes mal. Vielleicht mochte sie Yumi deshalb. Wenn es nicht unbedingt um die Schule ging, war sie richtig flippig und für jeden Spaß zu haben. Gut gelaunt prosteten sie sich zu und ließen ihre Blicke über die Tanzenden gleiten. "Riot ist gar nicht da!" sprach Yumi das aus, was Feli schon lange aufgefallen war. "Ist wohl nicht so seine Musik..." Feli zuckte möglichst teilnahmslos die Schultern. "Du kannst mir nichts vormachen!" zwinkerte Yumi und zog sie mit sich "Los, lass uns tanzen!" Ausgelassen mischten sie sich unter die Menge und bewegten sich zur Musik. Als die Uhr auf halb elf vorrückte, verschwanden immer mehr der Aufsichtslehrer auf ihr Zimmer. Die Party konnte also richtig losgehen. Der eigens engagierte DJ legte eine Runde Trance auf und nach dem zweiten Wodka kletterte Feli auf ein Podest und tanzte, als wenn es kein Morgen gäbe. Total in ihrem Element verschwamm die Welt um sie herum, es gab nur noch sie, die Musik und das Tanzen. Mit geschlossenen Augen ließ sie im Takt sexy die Hüften kreisen und streckte die Arme in die Höhe. Als sie kurz die Augen öffnete, merkte, wie sie eine am Rande stehende Person beobachtete. Riot! Irritiert hielt sie inne und kam beinahe aus dem Takt. Riot lächelte zu ihr hinauf. Kurz entschlossen sprang sie mit einem eleganten Satz vom Podest, holte sich einen dritten Cocktail und ging auf ihn zu. "Na du?" lächelte sie, durch den Alkohol schon ein wenig gesprächiger geworden. "Tztztztz! Ist das etwa Alkohol??" er grinste und Feli hob ihm ihr Glas entgegen: "Willst du probieren?" Riot beugte sich zu ihr hinunter sog am Strohhalm. Ich kann schon wieder sein Aftershave riechen... < Feli atmete tief ein. "Hast du Lust mit rüber in die Lounge zu gehen? Außerdem ist es hier so laut!" schlug sie ihm vor und war selbst überrascht über diesen Vorschlag. Sie wollte gerade in Richtung des Chill-out-rooms gehen, als er sie am Arm sanft festhielt. "Lass uns doch nach draußen gehen, da ist die Luft besser!" Feli nickte. Spazieren war eine gute Idee. Er nahm ihr das Glas aus der Hand und hielt ihr galant die Tür auf. Verlegen begann sie albern zu kichern. Die Wodkamischungen hatten es in sich, frische Luft würde ihr gut tun. Draußen hüllte sich die sternenklare, schwarze Nacht wie Seide um sie. Die beiden steuerten den nahe gelegenen Park an, der zum Schulgrundstück gehörte. Riot reichte Feli ihr Getränk, aber sie hob abwehrend die Hände "Trink du, ich glaub ich habe schon genug!" Er warf den Strohhalm weg, setzte an und trank das Glas in einem Zug leer. Feli staunte nicht schlecht. Neugierig begann sie Riot aufzufragen: "Wie kommt es eigentlich, dass du auf dieses Internat hier gehst? Riot lachte "Du meinst, weil ich hier optisch nicht hin passe?" Feli errötete, das war genauso Schubladendenken wie es die anderen auch taten. "Ähhh, nein! Also doch, äh, ich mein..." verhaspelte sie sich. Riot unterbrach sie, bevor sie sich noch mehr in Verlegenheit brachte. "Ich weiss durchaus, dass ich dem gängigen Bild der Schüler hier nicht entspreche... Aber meine Pflegeeltern wollten es so. Sie sind sehr reich und hoffen, dass ich hier zu einem "ordentlichen, jungen Mann" werde" "Pflegeeltern?" Feli musterte ihn mit großen Augen "Und deine richtigen Eltern?" Riot sah zu Boden "Sind sind bei einem Unfall kurz nach meiner Geburt ums Leben gekommen..." "Das... das tut mir leid, ich, ich wollte nicht so unverschämt fragen, sorry" Feli wandt sich beinahe vor Verlegenheit, wie konnte sie nur so unhöflich nachfragen. "Macht nichts" sagte Riot leise und sah ihr kurz in die Augen. "Ich kann mich nicht mal an sie erinnern... aber ich vermisse sie trotzdem..." Wieder starrte er auf den Boden. "Tut mir wirklich leid..." begann sie wieder. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, sah sie wieder an und lächelte: "Lass uns von was anderem reden... Erzähl du was von dir!" forderte er sie auf. Feli begann von ihren Eltern zu erzählen und davon, dass sie sich immer mehr innerlich gegen dieses Leben sträubte. Schweigend gingen sie nebeneinander her. "Dann mach es doch wie ich" Riot sah sie erwartungsvoll an. "Was?" Ihre Puppillen weiteten sich, als sie ihm in die Augen sah. "Was soll ich wie Du machen?" Doch statt ihr zu antworten, beugte er sich interssiert zu ihr hinunter. So dicht, dass sich ihre Nasen fast berührten. "Du hast wunderschöne Augen, Bella!" Sogar im Schein des Mondlichts konnte er sehen, wie sie errötete. Dennoch hielt sie seinem Blick stand. Sieh weg! Sieh weg! < befahl sie sich > Du weißt genau, was sonst passiert: Alkohol, Mondschein und ihr zwei allein im Park...< und es war, als würde eine Stimme in ihr schreien "Na los, dann tu's doch!" Feli schloss die Augen und beugte sich vor, um Riot zu küssen. Doch ihre Lippen berührten das Nichts. Verwundert öffnete sie die Augen. Riot sah sie prüfend an. Lange sagte er nichts, sondern musterte sie nur stumm. Feli war verunsichert... Dabei hätte sie schwören können, dass er auch daran gedacht hatte, sie zu küssen. Auf einmal begann sie sich furchtbar blöde vorzukommen. Vielleicht war er ja gar nicht an ihr interessiert. Sie war betrunken und da wurde man schnell freizügiger... Riot legte den Kopf schief und schüttelte ihn leicht: "Nein Süße, du bist betrunken!" Mag er keine trinkenden Mädchen? Habe ich eine Fahne? Will er mich denn nüchtern küssen?< Tausend Vermutungen kreisten in Felis Gedanken. "Naja, eine Fahne hast du schon, aber das macht nichts!" Sie spürte, wie ihr das Blut wieder in den Kopf schoss. Hatte sie das mit der Fahne wirklich laut ausgesprochen?? Riot nahm ihre Hand und sah sie an. "Nein, Süße, ich will lediglich nicht dass du denkst, ich würde deinen kleinen Rausch ausnutzen!" Er lächelte. Feli wusste nicht, ob das positiv oder negativ war. Scheiss Alkohol! Man konnte ihr ihre Verwirrung förmlich ansehen. Riot legte grinsend den Arm um ihre Schulter. "Na, dann lass uns mal zurück gehen" entschied er und führte sie wie ein entlaufenes Schäfchen zurück zum Wohngebäude der Schule. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)