Der Winter kann warten! von Shunya (...oder auch nicht...) ================================================================================ Kapitel 1: Zwei Eiszapfen wider Willen -------------------------------------- „Scheiße, das kann ja auch nur dir passieren!“ Dieser Möchtegern-Autofahrer neben mir hat es wirklich geschafft, dass wir im tiefsten Winter im Schnee stecken bleiben! Noch dazu habe ich es mir nicht mal ausgesucht mit ihm hier im Auto zu sitzen. Womit habe ich das nur verdient? Da würde ich ja lieber neben einem hungrigen Eisbären sitzen, als ausgerechnet neben diesem Vollidioten! „Jetzt meckere nicht gleich herum! Der springt bestimmt gleich wieder an!“, versucht Tony mich zu beruhigen. Als ob! Soll der doch mal schön weiter träumen. Dieser Idiot hat doch tatsächlich den Motor abgewürgt! Und dann stecken wir auch noch im Schnee fest! Der Abend wird wirklich immer besser! Grummelnd sitze ich neben ihm, mit verschränkten Armen vor der Brust und verfluche Tony Prescher bis aufs Bitterste. Ich sehe ihn an, mit seinem Möchtegern-Emoverschnitt und den blonden Strähnchen im Haar. Hallo? Was hat bitte das Blond dazwischen zu suchen? Sind die Strähnchen dafür da, dass entgegenkommende Autos ihn bemerken? Ich würde am liebsten aussteigen und von hier abhauen, ihn mit seiner Rostbeule sitzen lassen, aber das ist mir leider nicht möglich, denn wir sitzen hier in der Pampa fest und ich habe keine Ahnung, wie lange ich brauche, um zurück in die Stadt zu kommen. Reicht es denn nicht, dass wir in der gleichen Klasse sind? Wieso sitzen wir dann auch noch im selben Auto nebeneinander fest? Hier kann man sich ja nicht einmal aus dem Weg gehen! Ich schiele zu Tony, der besorgt versucht, den Wagen zum Laufen zu kriegen. Was erwartet er? Das er wieder anspringt? Ja, wäre auch zu schön... Er sieht schief lächelnd zu mir und sofort drehe ich meinen Kopf unwirsch weg. Da starre ich lieber durch das Fenster in die dunkle Nacht hinein, als den Trottel ansehen zu müssen. Im Fenster erkenne ich schemenhaft mein mürrisches Gesicht. Hey, ich kann auch lächeln, aber wem ist in so einer Situation schon danach? Ich weiß mit wem ich jetzt gerne hier wäre und dann würden wir ganz sicher nicht stur nebeneinander, sondern heiß und innig aufeinander sitzen. Aber auch das bleibt mir wohl verwehrt. Wie so vieles an diesem Abend. Wäre ich doch nur daheim geblieben! Dann wäre mir all das auch erspart geblieben. „Reg' dich nicht auf Vico, irgendjemand fährt bestimmt noch an uns vorbei und kann uns helfen. Da bin ich mir sicher!“, meint Tony lächelnd und versucht mich aufzumuntern. Da würde er wohl eher einen Esel zum Lachen kriegen als mich zu besänftigen. Ich brumme nur vor mich hin und erwidere kein Wort. Eine Wand wäre noch ein besserer Alleinunterhalter als ich. Armer Tony, aber ich bin ihm wohl kein guter Gesprächspartner. Ich seufze und lehne mich in meinem Sitz zurück. Ich habe nicht mal meine Jacke dabei, weil ich gedacht habe, dass wir gleich wieder im Warmen sind. Soviel dazu. Wieso hat Tony eine warme Jacke? Das ist so was von unfair! Ich will auch eine... Ich sehe wieder missmutig aus dem Fenster und allein bei dem Anblick des dichten Schneegestöbers fange ich an leicht zu frösteln. Ich drücke meine Arme fester an meinen Körper und versuche mich zusammen zu reißen, um nicht hysterisch zu werden. Bringt mir ja doch nichts und schlecht drauf bin ich ja sowieso schon. Tony scheint es auch aufgegeben zu haben mich anzusprechen. Draußen schneit es und ich kriege langsam Angst, dass wir hier noch eingeschneit werden. Noch läuft die Autobatterie ja, aber für wie lange? Ich drehe mich zu Tony um. „Ich muss pinkeln...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)