Geschenkpapier von queermatcha ================================================================================ Kapitel 1: Viel Spaß beim Auspacken. ------------------------------------ Es gab zwei mögliche Erklärungen für das Bild, das ihm sich gerade bot. Entweder, Toru träumte. Und zwar einen ziemlich abgedrehten Traum. Oder aber seine geheimsten Wünsche waren von irgendeiner nicht genauer definierten höheren Macht erhört worden. Wobei zweiteres wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte. Also ein Traum. Konnte ja nicht anders sein, oder? Warum sollte Taka in Geschenkpapier vor ihm auf dem Boden sitzen, nachdem Toru schlaftrunken aus seinem Schlafzimmer getapst gekommen war? Mit Schleife in seinem dunklen, lockigen Haar? So etwas kam definitiv nur in Torus geheimsten Träumen vor. Träume, von denen der blonde Gitarrist natürlich niemandem erzählen würde. „Ähm… Toru?“, sagte der in Geschenkpapier eingewickelte Traum-Taka zu Toru. „Kannst… kannst du mir mal helfen?“ Wie in Trance blickte Toru seinen besten Freund an. Den besten Freund, in den er schon eine halbe Ewigkeit so sehr verliebt war, dass er immer wieder von ihm träumte. Dinge wie diese, nur, dass Taka in den meisten von Torus Träumen nackt war und nicht von Kopf bis Fuß in knallgrünes Geschenkpapier eingewickelt war, auf dem Pandas waren. Pandas! Warum ausgerechnet Pandas? Toru schüttelte den Kopf und lachte. „Was für ein abgedrehter Traum.“, sagte er laut zu sich selbst. Taka blickte ihn an. „Was redest du da, Toru?“, fragte er, die Tonlage leicht gereizt. „Kannst du dich endlich mal in Bewegung setzen und mir hier raushelfen? Ich kann mich überhaupt nicht bewegen!“ Und um das zu demonstrieren, wackelte er herum, versuchte, sich von dem Papier zu befreien, was aber nicht funktionierte. Wie gefesselt lag der junge Sänger vor Torus Couch und fluchte immer wieder leise. „Toru!!“, rief er dann, nun wirklich wütend, weil der Blonde immer noch keine Anstalten machte, auch nur einen Muskel zu rühren. „Hilf mir endlich! Das tut weh!“ Durch Takas wütenden Tonfall wurde Toru aus seinen Gedanken gerissen. Er blickte sich kurz um und erkannte, dass sein Wohnzimmer aussah wie nach einem Bombeneinschlag. Der Tisch barst beinahe unter den ganzen leeren Bier- und Schnapsflaschen, überall flogen Girlanden und Luftschlangen herum und der Boden war bedeckt von Konfetti. „Was zur Hölle ist denn hier passiert?“, fragte Toru leise und griff sich an den Kopf, weil ein stechender Schmerz ihn durchfuhr. „Blöde Frage!“, meckerte der immer noch gefesselte Taka. „Wir haben in deinen Geburtstag reingefeiert und viel zu viel getrunken.“ Er wollte sich drehen und landete plötzlich auf dem Bauch, nun noch bewegungsunfähiger. „Toru!“, war seine gedämpfte Stimme zu hören, weil er nun in den Teppich hinein sprach. „Hilf mir! Ich krieg keine Luft!“ Toru starrte Taka an und rieb sich die Augen. „Das heißt, das hier ist kein Traum?“ Taka gelang es, den Kopf zu drehen, so, dass er Toru sauer anfunkeln konnte. „Wenn du noch so eine bescheuerte Frage stellst, dann rede ich nie wieder ein Wort mit dir, Toru, verdammt nochmal!“, fauchte der kleine Sänger seinen besten Freund an und zappelte mit den Beinen. „Hilf! Mir! Endlich! Verdammte Scheiße!“ So sehr fluchte Taka eigentlich selten und das brachte Toru dazu, sich endlich in Bewegung zu setzen. „Warum zur Hölle bist du in – zugegeben, ziemlich hässliches – Geschenkpapier eingewickelt? Und wer hat das überhaupt mit dir angestellt?“, fragte der blonde Leader und drehte Taka vorsichtig um, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er den Sänger so musterte. Das Geschenkpapier war wie eine zweite Haut um seinen Körper gewickelt. Es sah nicht so aus, als befände sich Kleidung darunter. Was das bedeutete, war dem verkaterten Gitarristen aber noch nicht klar. Gerade, als er an Takas Hals anfangen wollte, das Geschenkpapier zu zerreißen, fiel ihm auf, dass ein kleiner Zettel an der Schulter des Sängers klebte. Toru fischte diesen von seinem Freund und entfaltete ihn. „Was ist das denn jetzt noch?“, jammerte Taka weiter. Torus Augen weiteten sich, als er las, was auf dem Zettel stand. Happy Birthday, Toru!, stand in Ryotas krakeliger Handschrift darauf geschrieben. Ich hatte keine Ahnung, was ich dir schenken sollte, also habe ich dir einfach mal das Geschenk gemacht, das du dir wohl am meisten wünschst. Tomoya hab ich übrigens eingeweiht, sieh es… beziehungsweise ihn einfach als Geschenk von uns beiden. :D Viel Spaß beim Auspacken! Ryota Ein lautes Seufzen entfuhr Torus vollen Lippen, was dazu brachte, dass Taka den Gitarristen verwirrt ansah. Toru hatte Ryota vor ein paar Wochen erzählt, dass er in Taka verliebt war. Eigentlich hatte er gehofft, der Bassist würde dieses Geheimnis für sich behalten, aber da lag er wohl falsch. Kurzerhand schob Toru diesen verräterischen Zettel in die Gesäßtasche seiner Jeans, bevor er sich wieder dem bewegungsunfähigen Sänger zuwendete. Vorsichtig fing er an, das Geschenkpapier, das mit einem halben Kilo Klebeband umwickelt worden schien, zu lösen, was aber gar nicht so einfach war. „Sag mal… Warum zur Hölle hast du das mit dir machen lassen?“, fragte Toru und riss vorsichtig am Papier, versuchte, seinem besten Freund nicht wehzutun. „Das geht gar nicht ab, alles mit Klebeband befestigt.“ Taka seufzte genervt und schickte Toru einen wütenden Blick. „Keine Ahnung! Ich hab das gar nicht gemerkt, glaubst du, ich hätte das freiwillig mit mir machen lassen?! Ich habe, genau wie du übrigens, viel zu viel getrunken und als ich heute Morgen aufgewacht bin, waren Tomoya und Ryota weg und ich in diesem blöden Zeug eingewickelt!“ Als Toru leise kicherte, erntete er einen weiteren bösen Blick von Taka. „Das ist nicht lustig!“, keifte er. „Die haben mich einfach ausgezogen und das Geschenkpapier um mich gewickelt!“ Als der Leader das Wort ‚ausgezogen‘ vernahm, blickte er Taka mit riesigen Augen an. „Ausgezogen?!“, fragte er laut. Taka gab einen Laut des Frusts von sich. „Ja! Oder glaubst du, das hätte mit Klamotten geklappt? Und jetzt hol mich endlich hier raus!“ Toru schluckte schwer und nickte. Er griff nach einer Schere, die Tomoya und Ryota anscheinend nach ihrer kleinen Einpack-Aktion hatten auf seinem Couchtisch liegen lassen, und schnitt vorsichtig das Geschenkpapier an Takas Hals ein. Dann konnte er es weiter einreißen und als der Hals und die Brust des Sängers zum Vorschein kamen, merkte er, dass Taka Recht hatte. Er schien unter dem Geschenkpapier wirklich splitternackt gewesen zu sein. Schnell, beinahe hastig befreite er die Arme seines besten Freundes und versuchte, nicht zu offensichtlich auf den nackten Oberkörper des Älteren zu starren. „D-den Rest kannst du ja alleine machen, oder?“, stammelte er dann, erhob sich und verschwand kurzerhand in die Küche. „Danke.“, hörte er nur noch von Taka und dann war zu hören, wie der Lockenkopf anscheinend den Rest des Papiers von seinem Körper entfernte. „Wenn ich die beiden in die Finger kriege, dann gnade ihnen Gott.“, konnte er Taka murmeln hören. Dann war es für einige Augenblicke still. Als Schritte sich der Küche näherten, blickte Toru mit riesigen Augen zur Tür. Kam Taka gerade nackt zu ihm? Sein Herz raste und Toru war teils erleichtert, teils aber auch enttäuscht, als Taka in Jeans und einem T-Shirt den Raum betrat. Aber sein Herz konnte sich noch nicht beruhigen, denn Taka hielt den Zettel, den Toru vorher von seiner Schulter gezogen hatte, in der Hand. Anscheinend war er ihm aus der Hosentasche gefallen. „Was hat das denn bitte zu bedeuten?“, fragte Taka und musterte Toru mit so intensivem Blick, dass der Leader eine richtige Gänsehaut bekam. „A-also, ich…“, stotterte der Gitarrist und blickte Taka beinahe ängstlich an. Was nun? Toru hatte eigentlich nie vorgehabt, Taka seine Gefühle zu gestehen. „Ich bin das, was du dir am meisten wünschst?“, fuhr Taka fort und kam bedrohlich langsam auf Toru zu, ließ ihn nicht für eine Sekunde aus den Augen. „Hab ich das richtig verstanden?“ Der Gitarrist konnte nur leicht nicken, irgendwie lief das gerade ganz falsch ab. Sicher, dass er doch nicht träumte? So kannte er Takahiro gar nicht. Und sich selbst im Übrigen auch nicht. Plötzlich lachte Taka leise. „Sag mal… kann es sein, dass du mir etwas zu sagen hast?“, fragte er den Leader. „Ich… ich glaube, das… kannst du dir doch jetzt denken, oder?“, kam es da von Toru, dessen Ohren und Wangen verräterisch rot angelaufen waren. „Oh Mann.“, seufzte Taka da. „Anscheinend sind wir beide Vollidioten.“ Da runzelte Toru die Stirn. „Häh?“ Taka schob die Hände in seine Jeanstaschen und lief zu Toru, stand ihm nun genau gegenüber. „Ich habe Ryota gestern etwas gesagt. Und zwar, dass ich mich in dich verliebt habe.“, sagte er. Dem Leader klappte unelegant der Unterkiefer herab. „Ist das dein Ernst?!“, fragte er, Taka nickte. „Ja. Und du… fühlst doch auch etwas für mich, oder?“ Sofort nickte der Blonde eifrig. Da musste Taka dann doch lachen. „Super. Anscheinend wusste Ryota davon?“ Erneutes Nicken seitens Toru. Lächelnd lehnte Taka sich nach vorn und bettete seine Stirn an der Brust des Jüngeren, lächelte noch mehr, als er merkte, wie schnell das Herz seines besten Freundes schlug. „Also eins ist klar.“, kam es von Taka, der langsam die Arme hob und sie um die Hüfte des Gitarristen legte. „Ryotas Verkupplungspläne sind äußerst fragwürdig.“ Toru lachte und zog Taka noch näher, drückte ihn sanft an sich. „Ja, das sind sie allerdings.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)