What's left of us von Rizuloid (LeaIsa / AkuSai) ================================================================================ Kapitel 5: Cage --------------- Die Zeit im Reich der Dunkelheit schien unregelmäßig zu sein. Keiner von ihnen konnte wirklich sagen, ob sie nun schon zwei Tage oder erst einige Stunden hier unten waren. Sie wussten es nicht. Die kalte Gegend, die nur aus Schatten zu bestehen schien, hatte eine erniedrigende Wirkung, etwas, das jede Kraft aus ihren Knochen zu saugen schien. Es stimmte, sie waren fürs erste hier sicher – aber zu welchem Preis? Es wimmelte von größeren Herzlosen, die ihnen beiden schon stark zugesetzt hatten, und immer noch mussten sie damit rechnen, dass Xigbar sie längst durchschaut hatte und im Reich der Dunkelheit nach ihnen suchte. Konnten sie überhaupt irgendwohin fliehen? Nach einer scheinbar ewigen Wanderung waren sie zumindest an einem Ort angekommen, der ihnen bekannt erschien. Der seltsame Strand... hier hatten sie beide kurz hingefunden, als sie gerade erst Niemande geworden waren. Bevor Xemnas sie aufgelesen hatte. Keuchend ließ Axel sich auf den Boden fallen. Er war müde und leicht verletzt, und seinem Freund ging es kaum anders. So sehr sie auch beide gerne das Gegenteil glauben würden – sie hatten keine Chance, hier noch viel länger zu überleben. Und würden sie die Dunkelheit verlassen, würden sie Xigbar vielleicht mitten in die Arme laufen. Sie saßen hilflos in der Falle. „Axel...“, sagte Saix mit zittriger Stimme und setzte sich zu ihm – Rücken an Rücken aneinander gelehnt, „Ich kann bald nicht mehr... und du auch nicht. Was ist... wenn wir uns einfach freiwillig stellen? Vielleicht... würden sie uns zumindest am Leben lassen...“ Obwohl er, wie er wusste, kein Herz hatte, kam es Axel vor, als würde irgendetwas in ihm aufgrund der Worte seines Freundes zerbrechen. „Ich will nicht, dass dir wieder was passiert“, sagte er und starrte auf den See hinaus. Eine Art Mond schien vom Himmel, vermutlich die einzige kleine Lichtquelle dieser dunklen Welt. Und der einzige schöne Anblick, trotz der bitteren Mischung mit der traurigen, leeren Umgebung. Das schwache Licht strahlte auf Axel’s Gesicht und weckte in ihm den Wunsch, diese Welt auf der Stelle und ohne nachzudenken zu verlassen. Er spürte, wie Saix, immer noch mit dem Rücken an seinen gelehnt, nach seiner Hand griff. „Du bist ein Idiot. Ein gottverdammter Idiot. Glaubst du ich würde wollen, dass dir etwas passiert? Glaubst du, ich hätte mich vor dich geworfen und versucht dich zu schützen, wenn dein Tod damals nicht mein schlimmster Albtraum gewesen wäre? Du kannst nicht immer nur versuchen, mich zu beschützen. Du musst dir auch... von mir helfen lassen...“ Saix’ Stimme wirkte schwach. Er hatte keine gröberen Verletzungen, aber die Leere und Dunkelheit der Umgebung machte sie beide schwach. Vielleicht waren es auch die Erinnerungen. Als sie sich gerade erst als Niemande hier gefunden hatten und nicht einmal ihren eigenen Namen gewusst hatten. Er fragte sich, was wohl schlimmer war – kein Herz zu haben, oder nicht zu wissen wer man war. „Nach dem, was in Radiant Garden passiert ist, hab ich mir Sorgen gemacht...“, fuhr der Blauhaarige leise fort, immer noch Axel’s Hand fest in seiner, um sich ein bisschen von seiner Wärme zu borgen, „Ich habe selbst gedacht, dass es das beste wäre, zu verschwinden. Hätte ich nicht geglaubt, dass wir eine Chance hätten, egal wie groß meine Zweifel waren... hätte ich gewusst, dass wir nicht einmal für einen Tag wirklich unentdeckt bleiben können, ich hätte dich einfach wieder bewusstlos geschlagen um dich daran zu hindern. Aber ich hab genauso geglaubt, dass es klappen könnte, wie du... es ist nicht deine Schuld.“ Damit beantwortete er automatisch einen Gedanken, der sich bereits seit etlichen Stunden in Axel’s Kopf eingenistet hatte. Ein einzelner Gedanke wie ein Parasit. Es war seine Schuld. Wegen ihm waren sie in Gefahr. Wegen ihm würde Saix vielleicht vernichtet werden. Die Schuld lag einzig bei ihm. Und dennoch behauptete sein Freund das Gegenteil. „Hey... noch sind wir nicht tot“, sagte Axel und zwang sich zu einem Lächeln, drückte für einen Moment die Hand des anderen. „Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst. Mir völlig egal, was du darüber denkst“, sagte Saix. Er lehnte seinen Kopf gegen die Schulter des Rothaarigen. Er wusste nicht, ob sein Freund ihn ernst nahm, aber diese Worte waren nicht nur dahingesagt. Egal was jetzt noch passierte, er würde das letzte beschützen, von dem seine Erinnerung ihm klar sagen konnte, dass es wichtig war. Nur zwei Dinge – sein Herz, und Lea. Saix zuckte zusammen. Für einen Moment wünschte er, er hätte sich die Gestalt in einiger Entfernung nur eingebildet, aber seinen scharfen Augen entging nichts und das schwache Mondlicht reichte aus, um die Umrisse einer Person zu erkennen. Xigbar? Oder jemand anders? Mit einem Ruck stand er auf und riss in derselben Bewegung Axel mit sich, der einen überraschten Laut von sich gab. Er verstand, dass Saix offensichtlich irgendeine Art von Gefahr entdeckt hatte, und ließ sich widerstandslos von ihm mitziehen. Sie rannten zu einem Felsen, die in dieser Welt mehr wie schwarze Hügel wirkten, und versteckten sich dahinter. „Ist... jemand da?“, fragte Axel so leise wie möglich. „Irgendjemand... oder etwas. Ich bin mir nicht sicher“, flüsterte Saix und spähte für einen Moment zur Küste. Niemand war dort. Aber in der Ferne konnte er immer noch diesen Umriss einer Person erkennen, die eindeutig auf dem Weg zur Küste war. „Weg hier. Wir können nichts riskieren“, beschloss Saix und erwartete überhaupt keine Antwort, sondern öffnete ein Portal und verließ sich darauf, dass Axel ihm folgte, was dieser natürlich auch ohne Widerspruch tat. Für einen kurzen Moment allerdings sah der Rothaarige noch einmal nervös zurück. Er bildete sich ein... ein Mädchen gesehen zu haben. Nur Einbildung? Als sie aus dem Portal heraustraten, ging plötzlich alles so schnell, dass Axel sich kaum mehr an seine eigenen Reaktionen erinnern konnte. Scharfe Schüsse verfehlten sie nur knapp und noch bevor sie sich vom Schock erholen und ausmachen konnten, woher sie kamen, schien der Boden vor ihnen plötzlich zu erzittern. Ein dunkler Fleck breitete sich aus, wie ein schwarzes Loch, und aus ihm stieg langsam ein Herzloser empor. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass Herzlose in der Größe eines riesigen Gebäudes überhaupt existierten. Axel’s Augen waren vor Schock weit aufgerissen. Einzelne Finger dieser Kreatur waren so groß wie er selbst. „Was für ein Timing! Heute muss mein Glückstag sein!“, hörten sie plötzlich jemanden rufen. Ihre umso mehr geschockten Blicke trafen sich mit Xigbar’s grinsendem Gesicht. Er stand in einiger Entfernung auf einer Erhöhung, seine Waffe auf die anderen Niemande gerichtet. Der Herzlose schien ihn kein bisschen zu kümmern. Im Gegenteil. Anscheinend wollte er ihnen dabei zusehen, wie sie gegen ihn kämpfen. Panisch sah Saix zu dem Monster vor ihnen auf. Aus dem dunklen Loch, aus dem er aufgestiegen war, quellten nun zusätzlich noch hunderte von kleineren Schattenlurchen. Längst hatten er und Axel ihre Waffen beschwört, aber alles an dieser Situation erschien derartig aussichtslos, dass sie sich genauso gut gegenseitig töten könnten. „Was denn, Kinder? Hat da jemand Angst? Hättet ihr euch vielleicht vorher überlegen sollen!“, rief Xigbar, der offensichtlich die Show genoss, zu ihnen herunter. Es machte Axel wütend. Aus Verzweiflung und Wut – Dinge, von denen er nicht sicher war, ob er sie tatsächlich fühlte – sammelte er seine Kraft zusammen und begann die Herzlosen zu attackieren. Entfernt hörte er, wie sein Partner seinen Namen schrie. Saix selbst vernichtete die Schattenlurche mit seiner Claymore, allerdings nur jene, die ihn angriffen. Sie hatten keine Chance zu kämpfen. Sie mussten fliehen. Er musste einen Weg finden, wieder klar denken zu können, und vor allem eine Chance, ein Portal zu erschaffen und sie hier wegzubringen...! Die Bewegungen des riesigen Herzlosen waren langsam. Wenn sie es schafften, die kleinen weitestgehend zu erledigen, hatten sie eine Chance zu entkommen. Nicht vor Xigbar. Aber vielleicht vor dem Tod. Unzählige Schattenlurche stürzten sich gleichzeitig auf Axel. Er war bereits angeschlagen und hatte Mühe, sich zu verteidigen. Dennoch brannte ein Feuer in seinen Augen, in seinem ganzen Körper. Es brannte sich ein um ihn innerlich anzuschreien, dass er jetzt unmöglich sterben konnte. In der Hitze des Gefechts fand er sich schwer keuchend Rücken an Rücken mit Saix wieder. Es brauchte keine Worte um klarzumachen, dass sie sich gegenseitig decken mussten um zu überleben. Die Hand des riesigen Herzlosen schwebte plötzlich durch die Luft und raste auf sie nieder. Axel bemerkte den Schatten. Selbstlos warf er sich mit aller Kraft gegen Saix, um ihn aus dem Weg zu stoßen. Er selbst machte einen Satz nach oben um auszuweichen, doch er war eine Spur zu langsam gewesen. Die volle Wucht des Faustschlags schleuderte ihn zurück auf den Boden. Für einen Moment konnte er nicht atmen. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. Er war gezwungen liegen zu bleiben. War es das...? Er spürte eine Hand an seinem Arm, die ihn grob und schnell hochzog. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass die kleineren Schattenlurche alle verschwunden waren. Saix riss ihn mit sich durch ein Portal. Was folgte, war völlige Stille. Nur schmerzhaftes Keuchen und Stöhnen der beiden Niemande war zu vernehmen. Noch im Moment als sie den dunklen Tunnel verließen brach Axel kraftlos zusammen. Saix versuchte noch, ihn vor dem Sturz zu bewahren - Aber das nächste Problem stand bereits direkt hinter ihnen und packte beide Arme des Blauhaarigen, um sie unsanft auf seinen Rücken zu verdrehen. Saix zischte leise vor Schmerz. „Na na... wo wollt ihr denn hin? War der etwa doch eine Nummer zu groß für euch?“, hörte er Xigbar’s Stimme direkt an seinem Ohr. Der gefährliche Ton ließ ihn erzittern. Ihm war klar, dass er einfach in ihr eigenes Portal übergegangen war, um am selben Ort aufzutauchen. Sein Blick fiel auf Axel. Der Rotschopf versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Sein entschlossener Blick und der feste Griff um seine Chakrams zeugten davon dass er immer noch bereit war zu kämpfen. Trotz der zahlreichen Verletzungen und der Tatsache, dass er kurz vor der Ohnmacht zu stehen schien. Saix wünschte sich, er würde aufgeben. „Wie... hast du uns gefunden...?“, keuchte Axel. Er schaffte es wieder aufzustehen, aber sein ganzer Körper schien dabei leicht zu zittern. „Nur eine Frage der Zeit...“, antwortete der Schütze und verstärkte seinen Griff um Saix’ Arme, sodass ein wenig mehr ihm vermutlich beide brechen könnte, „Natürlich, im Reich der Dunkelheit ist es kaum möglich, Schattenportale zu spüren. Da hattet ihr eine wirklich nette Idee. Dummerweise seid ihr aber keine Herzlosen... Ihr seid Niemande. Nicht Wesen der Dunkelheit, sondern Wesen des Nichts. Ihr gehört nicht hierher. Mit jedem eurer Kämpfe gegen Herzlose konnte ich eure Gegenwart spüren und verfolgen. Aber meinen Glückwunsch! Ihr habt es geschafft, ganze drei Tage zu entwischen!“ Saix zitterte wie verrückt, ob vor Schmerz oder vor Aufregung wusste er nicht. Für einen Moment war er froh, dass er die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation nicht fühlen konnte. Er würde es nicht ertragen. Auch, wenn ein wenig seiner geglaubten Emotionen in diesem Moment ihm täuschend echt erschienen. „Lass ihn sofort los...!“, zischte Axel plötzlich und umklammerte seine Chakrams noch fester. Panisch riss Saix seine Augen auf. „Axel, hör auf...!“, rief er, aber seine Stimme schien zu versagen, seine Worte verloren an Kraft. Sie hatten längst verloren! Dennoch stürmte der Rothaarige mit seiner letzten Kraft auf Xigbar zu, der daraufhin breit grinste, Saix tatsächlich los ließ und sich blitzschnell über ihn teleportierte, um mit gezückter Waffe Schüsse auf seinen Gegner regnen zu lassen. Entgegen seiner Erwartung schaffte es der Rotschopf allerdings irgendwie ihnen allen auszuweichen, und noch ehe er das wirklich bemerken konnte – war er doch völlig überzeugt von seiner Treffsicherheit – flog eines der flammenden Chakrams auf ihn zu und traf seinen rechten Arm. Xigbar gab einen mehr wütenden als schmerzhaften Schrei von sich. Der Treffer hinterließ eine tiefe Wunde. „Du...“, zischte er sichtlich verärgert. Einen Gegenangriff zu starten war jedoch nicht mehr nötig. Axel war an seinem Limit und brach zusammen. Er war bewusstlos. Als Xigbar näher kam und seine Waffe auf den Rotschopf richtete, auf ihn herabsah als wäre er eine Art Ratte, die man beseitigen musste, stellte sich Saix ihm sofort in den Weg. Mehr als das - er fiel vor dem Ranghöheren auf die Knie. „Lass ihn. Bitte... Wir... kommen wieder mit. Du hast nicht den Auftrag bekommen, uns zu vernichten, oder?“ Es war eine vage Vermutung. Er hatte keine Ahnung, ob der Superior befohlen hatte sie zu vernichten, oder sie zurückzuholen. Doch er schien richtig zu liegen – der Schütze ließ seine Waffe verschwinden. „Ihr gebt ein erbärmliches Bild ab“, bemerkte er abfällig und grinste dann leicht, „Aber du hast recht, Kleiner. Eigentlich soll ich euch nur zurückbringen. Ob beschädigt oder nicht ist allerdings meine Entscheidung.“ Eigentlich gefiel es ihm, dass der Kleine vor ihm kniete. An den Anblick könnte er sich glatt gewöhnen. Aber fürs erste beschloss er, dass er genug mit ihnen gespielt hatte. Eine Handbewegung genügte, um ein Portal zu öffnen, und Xigbar selbst schnappte sich den bewusstlosen Axel, um mit ihm über seiner Schulter durch den dunklen Tunnel zu verschwinden. Saix schwieg und folgte ihm mit gesenktem Kopf. „Ich hoffe du hast ne gute Story für Xemnas, Nummer VII.“ Saix wusste, dass sie irgendeine Art von Bestrafung erwartete. Vielleicht würde Xemnas sie doch noch vernichten. Und selbst wenn nicht, mit einem Fluchtversuch kamen sie garantiert nicht glimpflich davon. Er hatte keine Ahnung was ihn erwartete, aber jede neue Vorstellung machte ihm Angst. Konnten sie Angst empfinden...? War nicht alles, was sie glaubten zu fühlen, einfach nur ein ‚wollen’ und ‚nicht wollen’? Er wollte dem Superior nicht gegenübertreten, das wusste er. Aber er war auch irgendwie erleichtert. Denn Axel war bewusstlos. Das gab ihm eine Chance. Der Rothaarige wurde direkt auf sein Zimmer gebracht. Xigbar sagte er würde warten, bis er wieder aufwacht. Saix hingegen hatte den Befehl, sich sofort im Versammlungsraum blicken zu lassen, wo Xemnas ihn erwartete. Ohne Widerrede machte er sich auf den Weg. Keine weiteren Fehler mehr. Nichts mehr, was Axel verletzen könnte. Er war entschlossen, ihn zu schützen, was auch immer ihn das kosten würde. Wenn er dafür gehorsam sein musste, dann sollte es so sein. Wenn er dafür die doppelte Strafe erhielt, war das in Ordnung. Diese Entscheidung hatte er bereits getroffen. Der Versammlungsraum war leer, bis auf Xemnas, der ganz oben thronte. Saix war auf seinem Sitz aufgetaucht, den Kopf demütig gesenkt. „Nummer VII... Wie schön, dich wieder bei uns zu haben.“ Die Stimme des Superiors war eiskalt und völlig emotionslos. Saix glaubte, selbst wenn er es versuchen würde, könnte Xemnas abgesehen von Wut nicht einmal Gefühle vortäuschen. Wusste er überhaupt irgendetwas über Emotionen? Hatte er überhaupt einmal wirklich gelebt...? „Ich hoffe dir ist klar“, fuhr der Silberhaarige fort, „dass euer Verhalten nicht wirklich angebracht war. Genau genommen müsste ich euch beide vernichten.“ Saix erstarrte beinahe zu Eis. Aber der Superior sprach einfach weiter. „Allerdings seid ihr wichtige Bestandteile der Organisation. Du und Nummer VIII, ihr werdet noch gebraucht.“ Es ließ ihn aufatmen und gleichzeitig zittern bei der Vorstellung, was er stattdessen machen würde. Was die Strafe sein würde. Und ob er eine Chance hatte, Axel aus der Sache rauszuziehen. „Die Sache... war meine Schuld“, begann er vorsichtig und zwang sich, zu Xemnas aufzusehen, um seinen Worten mehr Kraft zu verleihen, „Ich habe Axel- Nr. VIII dazu gezwungen, mit mir zu kommen. Ich war es, der fliehen wollte. Ihn trifft keine Schuld.“ Er wusste, wie lächerlich dieses Argument für Xemnas klingen musste. Und tatsächlich – der Superior lächelte leicht, für seine Verhältnisse ein Anzeichen, dass er wahnsinnig amüsiert sein musste. Saix’ Hoffnungen schwanden langsam dahin. Er konnte ja doch nichts tun... „Du willst eine Strafe für einen Niemand auf dich nehmen? Was für ein seltener Narr...“, sagte Xemnas und schenkte ihm einen gespielt mitleidigen Blick, „Wenn du allerdings darauf bestehst, bin ich bereit dir den Gefallen zu tun.“ Beinahe wäre Saix ein „wirklich?!“ herausgerutscht, doch er hielt seinen Mund. Seine Hände zitterten. Er würde Axel tatsächlich verschonen? Xemnas teleportierte sich nach unten, in die Mitte des Raums. Er deutete ihm ebenfalls herunterzukommen, was Saix widerwillig befolgte. „Knie nieder. Wehr dich nicht.“ Saix zitterte unkontrolliert. Er wollte sich nicht vorstellen, was mit ihm geschehen würde. Er versuchte sich einzureden, dass es vielleicht nicht allzu schlimm war. Hätte er auch nur ansatzweise eine Ahnung gehabt, was hier tatsächlich mit ihm geschah, er hätte sich vermutlich vorher selbst vernichtet. Widerstandslos fiel er auf die Knie. Der Superior beschwor eine Waffe. Doch zu Saix erstaunen waren es nicht seine ätherischen Klingen. Es war etwas anderes. Ein seltsames Schwert, von dem er glaubte es irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Er wollte panisch zurückweichen, war aber gezwungen sich nicht zu bewegen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie Xemnas sich selbst mit dem Schwert eine Wunde zufügte, genau da, wo sein Herz sein sollte. Völlig fassungslos starrte Saix ihn an. Was tat er? Wieso erstach er sich selbst? Das Schwert schien ihn nicht sonderlich verletzt zu haben, aber nun richtete er es auf Saix. Und rammte es in exakt dieselbe Stelle. Was Saix in diesem Moment laut schreien ließ, war nicht die Wunde des Schwerts, denn die spürte er kaum. Es war irgendetwas in ihm. Sein ganzer Körper schmerzte. Alles in ihm schien zu ziehen und zu zerren, sich gegen einen unbekannten Schmerz zu wehren, der mit jeder Sekunde größer wurde. Hilflos krallte er seine Hände an die Stelle, wo Xemnas das Schwert gerade erst wieder herausgezogen hatte, versuchte verzweifelt die Schmerzen zu dämmen, die ihn innerlich zu zerfressen schienen. Er konnte sich nicht einmal mehr auf den Knien halten, fiel zu Boden, hielt sich den Kopf. Seine Schreie wurden lauter. Für einen Moment glaubte er sogar, Tränen in seinen Augen zu spüren. Irgendetwas war in ihm. Überall. In seinem Körper, in seinem Kopf. Es hörte nicht auf, es wurde schlimmer. „Aufhören... Bitte... Xemnas...!“, flehte er und sah zu ihm auf, den blanken Horror ins Gesicht geschrieben. Das Gesicht des Superiors war emotionsloser denn je. Das Schwert war verschwunden. Stattdessen hielt er nun eine seiner ätherischen Klingen und beugte sich zu Saix hinunter, der wie Espenlaub zitterte. Schmerzen jagten sich wie gewaltige Stromstöße durch seinen Körper. Er fühlte sich, als würde er gegen etwas ankämpfen, dass versuchte von ihm Besitz zu ergreifen. „Bereust du deine Entscheidung?“, fragte der Superior lächelnd, ohne dabei eine Antwort zu erwarten. Gequält sah Saix zu dem Silberhaarigen auf, der plötzlich seine Klinge auf ihn richtete, auf sein Gesicht. Er setzte sie an, sie brannte sich in Saix’ Haut. „N-nein...! BITTE NICHT!“ Zitternd und schreiend musste er es über sich ergehen lassen, wie Xemnas ihm ein blutiges X mitten in sein Gesicht schlitzte, während er immer noch verzweifelt versuchte gegen die Schmerzen anzukämpfen, die ihn innerlich zerrissen. „Damit du nicht wieder vergisst, wo du hingehörst.“ Es war das letzte was Saix hörte, ehe alles um ihn in Dunkelheit getaucht wurde, und er selbst sich vollkommen sicher war, dass er tot war. Zumindest ein Teil von ihm. Xemnas ließ ihn allein zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)