Der Dämon von Akio21 ================================================================================ Kapitel 65: Der Eisenschlag --------------------------- „Als nächstes bringe ich dir den Eisenschlag bei,“ begeisterte sich Kuron. „Hört sich gut an,“ antwortete ich ihm. Das tat es. Aber Narutos Verhalten beunruhigte mich irgendwie. Überhaupt – was für ein Training sollte das gewesen sein, eben? Er hatte doch nur ganz still dort auf einem freien Platz gesessen mit geschlossenen Augen. Während ich von Kuron´s Blick gefesselt war, oder gelähmt, hatte ich auch keine Kampfgeräusche gehört. Beziehungsweise so etwas wie Geräusche die von einem Training stammen könnten. Besorgt sah ich zu Naruto, der stehengeblieben war. Einen Arm hatte er um sich selbst gelegt und benutzte ihn als Stütze für den Ellenbogen seines rechten Armes, der wiederum als Stütze für sein Kinn diente. Anscheinend war er schwer am Überlegen. Um was es ging war mir klar. „Hey, Kusutani, pass auf, wenn ich dir was beibringe.“ Kuron riss mich aus meinen Gedanken. Ja, ich sollte mich jetzt um meine eigenen Fortschritte kümmern. Vielleicht konnte ich Naruto dann helfen. Ich würde nachher mit ihm darüber reden. Als ich zu Kuron hinsah, hatte der sich leicht gebückt neben einen dicken Baum gestellt. Eigentlich sah er wie ein normaler Baum aus, wie die Bäume, die wir auch auf der Erde hatten. Nur das dieser wie wild mit seinen Ästen um sich schlug und versuchte, Kuron zu treffen. Danach sollte ich Naruto auch fragen, nahm ich mir vor. Kuron erklärte natürlich nichts über das seltsame Benehmen dieses Baumes. Wie auch, er war nie auf der Erde gewesen. Jedenfalls nicht das ich wüsste. Aber, - „Kuron, warum versucht dieser Baum dich zu schlagen?“ Überrascht stellte er sich wieder kerzengerade hin und sah mich verständnislos an. Dann kam ein langgezogenes „Häää?“ „Na ja. Auf der Erde machen die Bäume so etwas nicht.“ „Wie? Die lassen sich das doch nicht etwa einfach so gefallen?“ „Was gefallen?“ „Na – wenn sie um genietet werden.“ „Doch. Eigentlich schon.“ „Wie eigenartig. Was für eine seltsame Dimension, aus der du kommst. Die lassen sich ernsthaft ohne Gegenwehr abschlagen? Kein Witz?" „Nein. Wie war das? Sie, die Technik meine ich. Eisenklinge? Willst du ihn damit fällen?“ fragte ich nach. „Eisenschlag. Na gut, wie du siehst, stehen in diesem Reich die Bäume nicht nur herum und lassen sich alles gefallen. Du musst also aufpassen. In Ordnung?“ „Okay. Ich werde aufpassen, wenn ich in der Nähe eines Baumes bin. Oder eines Pilzes, einer Blume, was auch immer.“ Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Das war ja gefährlicher hier, als in meiner schlimmsten Vorstellung. „Keine Sorge. Er benimmt sich nur so, weil er fühlt, was ich vorhabe. Normalerweise tun sie das nicht. Ich meine, du musst keine Angst haben, wenn du an einem Baum vorbei läufst, sofern du ihn nicht töten willst.“ Diese Aussage beruhigte mich. Bäume und – töten? Klar. Das vergaß man oft, weil sie nichts sagten oder wie dieser Baum hier wild um sich schlug. Aber letztendlich waren Pflanzen auch Lebewesen. Ich fragte mich unwillkürlich, ob er wohl Schmerz empfand. Der Baum. Aber ich war auch gespannt auf das, was Kuron mir zeigen wollte. Neugierig nickte ich ihm zu. Er grinste mich an und bückte sich wieder leicht, so das er seinen rechten Flügel ausbreiten konnte. Ich sah so etwas wie ein silbernes Schimmern an den Rändern seines Flügels, dann schlug er auch schon damit zu und fällte den Baum mit einem einzigen Schlag. Aha, darum hieß diese Technik wohl Eisenschlag. „Wie hast du das gemacht?“ Kuron stand wieder aufrecht und sah sehr zufrieden aus. Er hatte beide Hände in die Hüften gestemmt und grinste mir entgegen. „Na? Beeindruckt?“ „Ja. Schon. Aber – wie hast du das gemacht?“ Er nahm eine seiner Hände von den Hüften und winkte damit ab, als wäre es die einfachste Sache der Welt gewesen. „Du musst dich nur darauf konzentrieren.“ „Aha.“ Diese Erklärung war keine wirkliche Hilfe. „Breite einfach deine Flügel aus. Setz dich am Besten hin. Und stell dir vor, deine Flügel sind aus Eisen. Zuerst der eine, dann der andere und dann beide. Dazu braucht es keine Magie nur Phantasie. Und Konzentration. Das ist doch einfach für dich, Bruder. Bestimmt hast du mit Kurama schon oft meditiert.“ Kuron kam auf mich zu während er sprach. „Nein. Nein, das haben wir nie getan. Meditiert meine ich.“ „Echt nicht? Wie blöd. Dabei ist das praktisch das kleine abc für Kampftechniken.“ Mittlerweile hatte er mich erreicht. Unvermittelt stieß er mir den Ellenbogen in die Seite. „Ah, verstehe. Ihr hattet anderes zu tun, wie?“ Dann sah er zum Himmel. „Trotzdem – ich hätte von Kurama echt mehr Verantwortungsgefühl erwartet. Mh. Nein. Eigentlich doch nicht. Wenn ich genauer darüber nachdenke, dann...“ „Schon gut,“ unterbrach ich Kuron. Wenn ich ihn nicht stoppte, würde er vielleicht noch einige Stunden über Narutos Verantwortungsbewusstsein philosophieren. Kuron sah mich aus grünen Augen an. „Was hast du denn plötzlich?“ „Nichts.“ Ich sah zu Naruto, der immer noch so da stand, wie zuvor. „Ach so. Mach dir keine Gedanken. Er ist stark. Der findet schon einen Weg, um gegen Heji anzukommen.“ „Meinst du?“ „Klar. Obwohl die Wetten achtzig zu zwanzig gegen ihn stehen.“ „Wetten?“ rief ich empört. „Wie kann man bei einem Kampf um Leben und Tod Wetten abschließen. Es geht hier schließlich um ein Menschenleben.“ „Ein Menschenleben?“ „Uhm – um ein Dämonenleben, meine ich.“ „Du bist komisch, aber das gefällt mir umso besser,“ strahlte Kuron. „Also – versuch es.“ „Ich kann nicht.“ „Aber warum denn nicht?“ „Weil ich mir Sorgen um ihn mache. Ich bin diesem Heji auch schon begegnet und...“ Und er war mir extrem unsympathisch wollte ich sagen, aber Kuron fiel mir ins Wort. „Und du lebst noch? Wow.“ „Okay, das reicht. Ich kann mich jetzt nicht konzentrieren. Sag mir lieber, wie wir Kurama helfen können.“ Kuron´s Blick wurde plötzlich wütend und ablehnend. „Du willst dich nicht ernsthaft da einmischen, oder? Kurama würde dir das nie verzeihen. Der bringt dich um.“ „Quatsch. Doch nicht wenn ich ihm helfe.“ „Doch, gerade dann. Denkst du, Kurama hat keinen Stolz? Der würde lieber sterben, als sich von dir helfen zu lassen. Während des Kampfes meine ich. Tut mir ja fast leid, das zu sagen, aber – Training okay, Einmischen in den Kampf – absolut tabu.“ Auch das noch. Bedeutete das etwa, wenn Heji Naruto töten würde, müsste ich dabei zusehen und dürfte keinen Finger rühren um ihm zu helfen? Verzweifelt sah ich zu Boden. „Ich hab doch gesagt, Kurama ist stark.“ Anscheinend versuchte Kuron mich zu beruhigen. Das war vermutlich nicht wirklich üblich bei Dämonen, oder? Geschweige denn, das sie die Sorge eines anderen überhaupt registrierten. Ich musste noch viel lernen. „Ich weiß, wie stark er ist,“ sagte ich leise. „Wenn es um Menschen geht. Ich kenne auch die Fähigkeiten die er als Kitsune hat. Aber, na ja ...“ meine Stimme versagte. „Verstehe. Aber jeder Dämon sieht gegenüber einem Menschen stark aus. Vermute ich mal. Kurama hat lange Jahre im Tempel von Inari verbracht. Es gibt keine Pflanze, die er nicht kennt. Nicht hier, nicht in der Anderswelt und auch nicht auf der Erde. Für Kurama ist selbst Unkraut eine tödliche Waffe oder eine lebensrettende Medizin.“ „Ich verstehe nicht!“ „Weißt du nicht, wer Inari ist?“ „Ein Gott.“ „Der Fuchsgott. Er bringt im Frühling die Samen und sammelt sie im Herbst wieder ein. Und jeder Fuchs steht unter seinem Schutz. Selbst ein gewöhnlicher.“ Und er war Narutos Meister. Oder Lehrer gewesen. Trotzdem konnte ich mir darunter nicht wirklich was vorstellen. Ich sah zu dem umgestürzten Baum. Ob Inari darüber verärgert war? Und Naruto? Der stand immer noch wie angewurzelt. Als wäre jetzt er es, der vom lähmenden Blick getroffen worden war. OH. „Kuron, du hast Naruto doch nicht etwa mit diesem Blick verhext?“ „Wen?“ Verdammt. „Ich fragte, ob du Kurama mit dem lähmenden Blick verhext hast?!“ „Quatsch.“ „Wirklich nicht?“ „Unsinn. Nebenbei, der lähmende Blick wirkt bei einem Dämon von seiner Stärke überhaupt nicht. Nur bei schwachen und mittelstarken kannst du ihn einsetzen.“ Ich fühlte Ärger in mir aufsteigen. „Bedeutet das, ich bin schwach?“ Bei mir hatte er ja gewirkt. „Was soll das denn heißen? Glaubst du, ich sei schwach?“ empörte sich Kuron. „Na, du sagtest doch eben selbst, der wirkt nur bei schwachen und mittelstarken.“ „Ja. Aber bei einem Batdämon ganz offensichtlich eben auch.“ „Äh – du hast gar nicht gewusst, das dieser Blick bei dir wirkt und auch bei mir?“ „Nein. Sonst hätte ich es dir anders beigebracht. Was ist nun? Versuchst du den Eisenschlag oder kommst du mit zu mir nach Hause?“ „Ich kann mich jetzt nicht konzentrieren, klar? Weil ich mir Sorgen mache, ja ich mache mir Sorgen um einen anderen Dämon, weil ich ihn nämlich liebe. Und wenn es dich stört, kann ich es eben auch nicht ändern. Was soll ich bei dir zu Hause?“ Je mehr ich mich in Fahrt redete, desto lauter wurde ich. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, das Naruto sich zu uns umdrehte. Vielleicht täuschte ich mich, aber Kuron´s Gesichtszüge schienen auf einmal weicher zu werden. Aber er ging nicht auf meinen Gefühlsausbruch ein. „Um besseres Essen zu finden. Hatte ich dir doch versprochen,“ meinte er ganz versöhnlich. „Ach ja. Das Essen. Hast du Menschen bei dir zuhause?“ In meiner Vorstellung sah ich eine Art Schweinestall vor mir, in dem Menschen hausten. Unbehaglich räusperte ich mich. „Etwas viel Besseres. Es ist mein Geheimnis. Nicht einmal der König weiß davon.“ Ich wurde neugierig, war mir aber immer noch nicht sicher, ob ich dieses Geheimnis überhaupt wissen wollte. Kuron drehte sich zu Naruto um. „Du kannst auch mitkommen. Mit vollem Magen kann man besser denken. Und besser kämpfen.“ „Bin nicht so gierig wie ihr,“ meinte Naruto nur abfällig, drehte sich aber ganz zu uns herum und kam auf uns zu. „Also dann ist es beschlossene Sache. Lasst uns fliegen.“ Kaum hatte er ausgesprochen, rannte er auch schon los und hob ab. Ich sah Naruto an, der schwebte ebenfalls schon hoch. „Tja, dann bleibt mir ja eigentlich gar nichts anderes übrig, als mitzugehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)