Der Dämon von Akio21 ================================================================================ Kapitel 43: Endlich an der Grenze --------------------------------- Ich dachte noch eine Weile über Sasuke nach. Aus dämonischer Sicht war er immer noch so etwas wie ein Neugeborener. Vielleicht würde er den Rest seiner Menschlichkeit noch verlieren. Der Gedanke behagte mir irgendwie so gar nicht. Ich mochte nach wie vor den alten Sasuke. Den, den ich kennen gelernt hatte. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Das erste Treffen, in dieser Bar. Dann im Park. Zu dumm, das ich keine Ahnung hatte, wie diese Dämonisierung in der Spiegelwelt genau vor sich ging. Nun, aber ganz sicher würde er immer besser mit seinen Fähigkeiten umgehen können und vermutlich noch weitere entwickeln. Jeder Dämon wurde stärker, je älter er wurde. Zwar nicht unendlich stärker, aber Sasuke hatte noch jede Menge Potential, da war ich mir sicher. Sogar ich konnte noch stärker werden. Allerdings würde ich trainieren müssen. Dazu war ich – eigentlich – zu faul. Nur, ich könnte es niemals auf mir sitzen lassen, wenn Sasuke stärker werden würde, als ich. Leicht schielte ich ihn kurz von der Seite her an. Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Vielleicht philosophierte er gerade. Über Sinn oder Unsinn. Oder sonst irgendetwas. Ich schloss die Augen wieder und dachte über seine Fragen nach. Was würde wohl passieren? Ja, ich war mit Kurama verschmolzen, körperlich als auch seelisch, aber im Grunde genommen waren wir doch zwei Seelen gewesen. Nein, eigentlich – Kurama hatte keinen wirklichen Körper gehabt, nur seinen spirituellen Körper. Mein menschlicher Körper hatte sich nur verändert durch seine geistigen und magischen Stärken. Je größer sie geworden waren, desto mehr hatte sich auch mein Körper daran angepasst. An die Fähigkeiten, die ich durch seine beziehungsweise unsere Schwänze bekommen hatte, hatte ich mich auch nur langsam gewöhnen können. Aber das war schon ewig her. Trotzdem hatte es Spaß gemacht. Ich hatte Menschen und Dämonen viele Streiche gespielt, durch die Kraft, die ich von den vier Kitsuneschwänzen erhalten hatte. Mittlerweile setzte ich sie aber überhaupt nicht mehr ein. Vielleicht sollte ich es wieder tun, überlegte ich. In den ganzen Jahrhunderten hatte sich mein vierter Schweif nicht geteilt. Oder gab es da andere Gründe? Ob sich meine Seelen wohl trennen würden nach dem physischen Tod? Das würde bedeuten, Naruto wurde als Mensch und Kurama als Dämon wiedergeboren, oder nicht? Und wie war das bei Sasuke? Ich nahm mir vor, Inari danach zu fragen. Wer weiß, vielleicht gab er/sie mir ja auch von selbst Antwort, immerhin war Inari mein Lehrmeister gewesen und wollte mich als Bote haben. „Du solltest auch schlafen,“ nuschelte ich vor mich hin bevor ich völlig in meine Träume davon driftete. Naruto murmelte im Halbschlaf irgendwas von Schlafen. Träumte der vielleicht, das er schlief? Ich konnte nicht verstehen, warum dieser Kerl so verdammt sorglos war, immerhin hatte er eine offizielle Warnung bekommen von einem Wicht der so schnell war, dass man seine Bewegungen überhaupt nicht sehen konnte. Aber so war er ja von Anfang an gewesen. Zum Davonlaufen. „Weißt du was? Ich hasse dich. Du bist einfach...,“ nicht unausstehlich, ich suchte in meinem Kopf nach dem richtigen Wort, „nervig, unerträglich,“ grollte ich leise. Seine Fuchsohren hatte er nicht ausgefahren, also würde er mich wohl nicht verstehen. Allerdings waren seine menschlichen Ohren auch viel besser, als die von normalen Menschen. Besorgt beugte ich mich vor und musterte sein Gesicht. Er sah aus, wie ein friedlich schlafender Teenager. Kein einziger Muskel war angespannt. Erleichtert lehnte ich mich wieder in meinen Sitz zurück. Nein, er hatte mich nicht gehört. Ich sah zur Decke. Vielleicht hatte Naruto recht und dieser winzige Feuerdämon versteckte sich dort oben? Wenn ich meine Gestalt wechselte konnte ich mit Leichtigkeit aus dem Fenster steigen und das überprüfen. Ja, genau. Ich entschloss mich, meinen Gedanken sofort in die Tat umzusetzen. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie ich den flinken Zwerg besiegen sollte, aber eine Schwäche musste er ja haben. Um eine Maus zu fangen, brauchte man Käse. Es war mir nur recht, wenn ich dieser Käse war, alles war besser, als hier herum zu sitzen und nichts zu tun. Nicht auszudenken, wenn der Kerl hier hereinkam und Naruto im Schlaf überfallen würde. Dämon eben. Ich stand auf und wollte gerade das Fenster öffnen, als die Sonne herein fiel. Durch die Glasbrechung mit der das Sonnenlicht auf Narutos Haar strahlte sah es aus, wie flüssiges Gold. Einfach zu schön. Ich betrachtete es eine Weile, um mich selbst anzufeuern. Auf keinem Fall wollte ich ihn verlieren. Und wenn ich selbst dabei draufgehen würde, ich würde es einfach nicht zulassen, das ihm etwas passieren würde, basta. Auf diese Weise mental gestärkt, schickte ich mich an, das Fenster zu öffnen. Die obere Klappe fiel krachend und quietschend ein Stück weit auf, so als wäre sie schon seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. Erschrocken sah ich zu Naruto. Auch als ich eine gefühlte Stunde gewartet hatte, bewegte er sich nicht. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Na schön, umso besser. Man soll ja immer nur das Gute sehen. Aber an dem Fenster sah ich keinen Riegel zum Öffnen. Blieb nur, es einzuschlagen. Und das würde Naruto mit Sicherheit alarmieren und aufwecken. Etwas sagte mir, vielleicht meine eigenen dämonischen Instinkte, das der Grund, warum Naruto durch den Krach nicht aufgewacht war genau dieser war. Sein Instinkt. Er hatte einfach gewusst, das ihm keine Gefahr drohte. Ich setzte mich wieder. Dann würde ich eben Wache schieben. Es war schon dunkel, als ich mich an den Schultern gepackt fühlte und geschüttelt wurde. „...suke. Sasuke.“ „Hm?“ „Wach endlich auf. Wir müssen aussteigen?!“ Seine Stimme. Aussteigen? Mitten während der Fahrt? Der war ja verrückt. „Naruto, wir müssen bis zum Ende sitzen bleiben,“ erklärte ich ihm. „Was meinst du?“ „Du bist so – bist du noch nie Achterbahn gefahren? Es ist gefährlich, während der Fahrt aus zusteigen,“ erklärte ich weiter. Dumm hatte ich sagen wollen, aber dann fiel mir ein, das dieser alte Dämon vermutlich nicht so genau über einen Jahrmarkt Bescheid wusste. „Wir sitzen im Zug, nicht in der Achterbahn.“ Plötzlich war ich hellwach. „Was hast du gesagt?“ „Wir sitzen im Zug, nicht...“ „Das meine ich nicht,“ unterbrach ich Naruto. „Wieso denn aussteigen?“ Schon wieder verfolgte mich das Bild dieses Heji. Der personifizierten Bedrohung und Bosheit. „Sind wir schon da?“ „Wir sind schon nahe an der Grenze. Und du hast keinen Ausweis. Ich weiß zwar, das man vielleicht nicht mehr kontrolliert wird, keine Ahnung, auf jedem Fall will ich kein Risiko eingehen. Also lass uns hier aussteigen.“ Ich konnte mich irren, aber ich glaubte, ein sanftes Lächeln zu sehen, als er hinzufügte: „Schließlich will ich dich nicht verlieren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)