Der Dämon von Akio21 ================================================================================ Kapitel 35: Die Spiegelwelt 3/Die sieben Sasukes ------------------------------------------------ Die Spiegelwelt 3 Mein Vampirproblem stellte ich für´s Erste hinten an und zerbrach mir angestrengt den Kopf. So einfach war es nicht, von hier zu flüchten. Wir hätten nicht nur Angreifer auf dem Boden, sondern auch aus der Luft und obendrein sogar noch aus dem Untergrund. Nein, nein. So funktionierte das nicht. Wir müssten einen Spiegel finden, durch den wir abhauen könnten. Aber was, wenn Sasuke ein Riese war und sich noch nicht verwandeln konnte? Ach, verdammt. Das viele Denken machte mich nur wieder müde. Am Besten, ich ließ die Dinge einfach auf mich zukommen, so wie immer und reagierte dann. Außerdem, ich zuckte die Schultern, zur Not konnte ich Sasuke auch hier lassen und später mit Verstärkung wiederkommen. Nach einer Weile kam Abik nachdem er zuvor angeklopft hatte herein in diese alberne Hochzeitssuite und forderte mich auf, mitzukommen. Angtom wolle mich sehen. Ich wusste ja wieso, aber ich stand nur wortlos auf. Diesmal war Abik alleine. Aber das konnte mir ja nur recht sein, ich hielt Ausschau nach einem Spiegel der hinausführte. „Willst du uns schon verlassen?“ wurde ich plötzlich gefragt. Mist. Das war auch einer der Gründe, wieso ich Vampire nicht leiden konnte, sogar hasste. Und den da vorne ganz besonders. „Wieso? Soll ich gehen?“ fragte ich zurück. „Nicht das ich wüsste,“ erklärte er sich dumm stellend, „mir fällt nur auf, das du in jeden Spiegel siehst.“ Vampire hatten keine Augen im Hinterkopf. Ohne es zu bemerken hatte er mich mit seinem Ultraschall beobachtet. Innerlich kochte ich. Nach außen hin versuchte ich mich zu beherrschen. Normalerweise nahm ich meine Gegner beziehungsweise die Kämpfe die ich mit ihnen hatte nicht persönlich. Das war einer der Hauptgründe, warum ich gewonnen hatte, beim Turnier. Bei dem hier war es was anderes. „Ja, faszinierend nicht wahr? Ich bin jedes mal aufs Neue begeistert, wenn ich mich selbst sehe. Echt schade, für Dich, das du dich als Vampir nicht sehen kannst. Oder warte, nein, vielleicht auch besser so,“ stellte ich mich genauso dumm. „Ich kann mich sehen.“ „Tatsächlich? Verstehe. Darum guckst du nicht.“ „Amaruk, ich lass mich von einem wie dir bestimmt nicht provozieren.“ Ich beschleunigte meine Schritte, so dass ich neben ihm lief. „Hab ich dich richtig verstanden? Sagtest du gerade von einem wie mir? Ja, das hast du gesagt, nicht wahr!?“ Wir waren inzwischen beide stehen geblieben und starrten uns gegenseitig an, als derartig lautes Gelächter erklang, dass sogar einige der Spiegel zerbrachen. Auch gut, das waren also normale. „Es ist jedes mal wieder lustig mit euch beiden,“ gluckste Angtom. Er kam schnell näher, was bei seiner Größe wohl auch kein Problem war, und legte jedem von uns beiden eine Pranke auf die Schulter. Ich ging leicht in die Knie, aber zu meiner Genugtuung ging es Abik nicht anders. „Herr,“ er befreite sich geschickt, „ihr hättet euch nicht her bemühen müssen, ich hätte euch den Köter – äh – den Fuchs schon gebracht.“ „Oh ja,“ erwiderte ich. „Ich hätte auch von alleine den Weg gefunden, ich brauche als Fuchs keine Maus die voran trippelt, schließlich habe ich meinen Geruchssinn.“ Er lachte wieder. Ich spürte einen schmerzhaften Stich im rechten Ohr und fasste mit der Hand hin. Blut. Angtoms Lache hatte mir glatt mein Trommelfell zertrümmert. Verärgert sah ich zu Abik. Der zeigte ein eingefrorenes Grinsen im Gesicht. „Deinen Geruchssinn wirst du auch gleich brauchen, Amaruk. Ich habe eine Überraschung für dich.“ Angtom drehte sich um und ging voraus. Ich ließ Abik vor mir laufen, nicht aus Respekt, aber ich wollte ihn nicht im Rücken haben. Nach zwei Abzweigungen kamen wir zum Thronsaal. Tatsächlich standen dort sieben Sasuke an der rechten Wand. Gwens Info war also korrekt gewesen. „Na, was sagst du?“ fragte Angtom stolz. Sogar die schwarzen Federn seiner Flügel schienen sich vor Stolz zu sträuben. Ja, in der Tat, das musste einer seiner besten Einfälle sein. Jedenfalls seiner Meinung nach. „Ohhh. Ich bin beeindruckt.“ Ich wusste, ich war kein guter Schauspieler, aber ich hoffte er war von sich selbst so eingenommen, das er mir meine Bewunderung abkaufte. „Und wer ist der Echte?“ „Das mein lieber Amaruk, musst du selbst herausfinden.“ Angtom stützte einen Arm in die Hüfte und sah mich aus glänzenden Augen an. „Verstehe, ein Spiel,“ rief ich begeistert. „Genau. Findest du den Echten darfst du ihn behalten.“ „Und wenn nicht?“ „Behalte ich ihn. Das ist nur fair, meinst du nicht?“ Ich nickte. „Gut. Schön das wir uns so gut verstehen. Ich erkläre dir die Regeln. Du darfst jedem Sasuke eine Frage stellen. Nach einer Viertelstunde musst du dich entschieden haben.“ „Verstanden.“ Ich ging auf die sieben Sasukes zu, die in Reih und Glied an der Wand standen. Alle rochen nach gar nichts und auch ihre Augen waren so stumpfsinnig, dass das alles verwandelte Zantims sein konnten. Niedere Dämonendiener mit einem ähnlichen Aussehen wie ein Säbelzahntiger. Und mit Sicherheit keine Intelligenzbestien. Zu dumm, das ich keine Ahnung hatte, was für eine Art Dämon Sasuke war. Ein Zantim aber mit Sicherheit nicht. Mist, warum hatte ich mir darüber keine näheren Gedanken gemacht? Ich drehte mich zu Angtom um. „Und Sasuke ist mit Sicherheit unter denen da?“ Er nickte grinsend. Na schön. Ich ging nochmal die Reihe rauf und runter und suchte nach einem Anzeichen, das mir weiterhelfen würde. Einer lächelte mir freundlich zu und hob versteckt an der Seite den Daumen. Auf so was würde ich sicher nicht hereinfallen. Ich seufzte. „Nun? Hast du dich entschieden? Spielst du oder spielst du nicht?“ „Ich spiele.“ Die sieben Sasukes Ich stellte mich vor den ersten Sasuke. Davon ausgehend, das Angtom nicht damit gerechnet hatte, das ich mich vor einem Menschen verwandeln würde, fragte ich: „Welche Farbe hat mein Fell?“ Er sah mich erschrocken an dann schielte er an mir vorbei. Mit selbstsicherem Blick sah er mir dann in die Augen. „Silbernes.“ Ich drehte mich zu Angtom um, der mich freundlich angrinste. Was man so unter Grinsen oder Lächeln bei dem Gesicht verstehen mochte. „Das ist er nicht,“ sagte ich und sein Lächeln verschwand. Volltreffer. Ich wandte mich wieder an den falschen Sasuke und forderte ihn auf, sich von der Sasuke-Gruppe zu entfernen. Was konnte ich noch fragen? Mh. „Warum hat deine Freundin dich verlassen?“ „Weil sie dachte ich liebe sie nicht. Äh, ich meine...“ Das war mit Sicherheit ein Zantim. „Raus aus der Reihe.“ Noch fünf. Angtom hatte sie bestimmt gut vorbereitet und ein Trick wie dieser würde wohl kein zweites Mal funktionieren. „Du hast noch neun Minuten,“ hörte ich Abiks Stimme hinter mir. Aha, jetzt kam der psychologische Teil. Eigentlich war ich erfahren genug, um mich von so etwas nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, aber hier ging es um Sasuke, verdammt. „Wer hat dich ermordet?“ fragte ich den Dritten. „Es war ein Unfall.“ Mist. Das hatte ich mir fast gedacht. Ich ging zum Vierten. „Stimmt es, ich meine, hast du das ernst gemeint als du neulich sagtest, ich sei kein schlechter Dämon?“ „Ja, absolut.“ „Das ist falsch, Sasuke meinte, ich sei kein schlechter Mensch. Also raus.“ Sein Nachbar hatte sich nicht länger unter Kontrolle und fing an zu kichern wie eben ein Zantim kichert. „Du auch – raus.“ Glück gehabt. „Drei Minuten,“ hörte ich Abik sagen. Ich fuhr herum. Das konnte nicht stimmen. Angtom stand nur mit verschränkten Armen da und ich nahm mir vor, Abik zu töten, bei der nächstbesten Gelegenheit. „Zwei Minuten.“ „Wofür wolltest du deine Seele eintauschen?“ „Um ein Dämon zu werden.“ „Warum wolltest du ein Dämon werden?“ wandte ich mich an den Letzten. „Um mit dir zusammen zu bleiben.“ Erleichtert atmete ich aus. Hätte er gesagt, um die Missverständnisse aufzuklären, hätte ich auf gut Glück entscheiden müssen. „Die Zeit ist um, welcher ist es?“ „Der,“ ich deutete auf den siebten. War sieben nicht überhaupt die Glückszahl? An Abiks Gesichtsausdruck erkannte ich, das ich Recht hatte. Am liebsten hätte ich mich vor Erleichterung jetzt doch auf den Boden gesetzt. Angtom nahm es mit Humor. Ich schützte mein Ohr mit einer Hand, es war immer noch am Heilen. „Hahaha, kein Wunder, das Inari dich haben will, man merkt das er dein Lehrer war.“ Eigentlich nicht so, dachte ich. Eine Veränderung ging bei den sieben Dämonen vor sich. Es waren zwei Zantims, ein Gargoyle, das war der der den Daumen gehoben hatte, der Dritte, den hatte ich eigentlich schon im Vorfeld ausgesondert, aber wegen seiner Antwort noch drin gelassen. Der vierte war ein Knochenfresser, auch so ein ekliges Teil, der fünfte noch ein Zantim und der sechste war ein Incubus. Beim siebten hielt ich unwillkürlich die Luft an. Er wurde größer, so groß wie ich, wenn ich mich zur Hälfte in einen Menschen verwandelte, seine Augen waren blau, seine Haare lang und schwarz, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, spitze Ohren, Fledermausflügel wuchsen aus seinem Rücken. Ein Fledermausdämon? Abik lachte: „Zu schade, das du keine Mäuse magst.“ Sasukes Augen färbten sich braun, als er ihn wütend ansah. Oho. Seine Augenfarbe änderte sich also je nach Stimmung? Interessant. Auf seinem Kopf trug er einen lustigen Hut, fast wie eine Vogelscheuche, eine ärmellose, ausgefranste Lederjacke und um die Arme hatte er Lederriemen gewickelt. Außerdem wurde eine Art Rock von einem wesentlichen breiteren Ledergürtel gehalten, den er mehrfach um sich geschlungen hatte, darunter sah man schwarze Lederhosen. Er sah – gut aus. So gefiel er mir viel besser, als zuvor. Sehr viel besser sogar. „Wenn ihr euch noch lange so verliebt begafft, werden noch alle Zantims läufig,“ knurrte Angtom. Das weckte mich auf. Ich sprang auf die Füsse. „Wow, Sasuke. Ich mein, Ekusas, du siehst klasse aus. Quatsch, ich meinte eigentlich, tja also was ich sagen wollte, sorry wegen dieser Sache aber immerhin hatte sie auch was Gutes oder? Ich meine, du wolltest doch ein Dämon werden nicht wahr?“ Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ich hatte keine Ahnung, was Sasuke da in der Kammer durchgemacht hatte. Ob er sauer war? Natürlich war er sauer. Und ich noch nie so nervös. „Gehen wir noch zelten?“ fragte ich unsicher. „Mit dir? Zelten? Ich glaube nicht.“ Seine Stimme klang extrem arrogant. Ein wenig von meiner Begeisterung sollte eigentlich wieder verschwinden, tat sie aber nicht. „Ich glaube, wir sollten lieber eine Weltreise machen,“ fügte er mit blauen Augen hinzu. „Ooohh, okayy. Gehen wir jetzt,“ ich hakte mich bei ihm unter und hoffte das wir ohne Probleme verschwinden konnten. Angtom gab dem Incubus einen Wink mit der Hand. „Kommt, ich zeig euch den Ausgang.“ Die schöne Gestalt glitt graziös vor uns zu einer Treppe, die nach unten führte. Mit Kellern hatte ich keine gute Erfahrung. Mittlerweile hatte ich Sasuke wieder losgelassen. „Da unten?“ „Ja,“ antwortete die verführerischste Stimme die ich je gehört hatte. Sasuke stieß mir den Ellbogen in die Seite. Seine Ohren standen jetzt fast waagrecht vom Kopf. „Was ist das für einer?“ wollte er wissen. „Ein Sexdämon. Er ernährt sich von na ja, gewissen Gedanken der Menschen. Sehnsüchten und so weiter.“ „Die er selbst hervor ruft?“ „Ja. Er erscheint Menschen im Traum, lass dich nicht von seinem Aussehen täuschen, das ist ein Killer.“ „Tu ich nicht. Du etwa?“ Nun ja. Ich konnte schlecht leugnen, das diese Dämonen selbst auf andere Dämonen einen gewissen Einfluss hatten. Auf manche aber auch überhaupt keinen. Ich sah Sasuke an. „Kannst du ihn nicht riechen, macht es dir nichts aus?“ „Nein, gar nichts, riechen kann ich ihn. Süßlich irgendwie, oder?“ Ja, oh süße Verführung. Kein Wunder, das so viele normale Menschen Selbstmord begingen, wenn sie so einem verfallen waren. „Gut, mir macht es auch nichts aus, lass uns erst mal hier raus kommen, dann können wir reden.“ Tatsächlich standen wir in einem Keller in dem allerlei Zeugs herumstand aber auch ein riesiger Spiegel hing an der Wand. Der Incubus zeigte darauf. „Hier ist der Ausgang.“ Ich konnte immer noch nicht glauben, dass man uns so einfach gehen ließ. Hm, kein Wunder, das der Incubus keinen Einfluss auf Sasuke hatte. Er war selbst eine Art Sexdämon. Von Natur aus ein Gestaltwandler, was auch ein Kitsune drauf haben konnte, griff er Menschen in der Nacht an. Das konnte von tätlichen Angriffen bis hin zu poltergeist-ähnlichen Aktivitäten gehen, aber auch Sodomie, die war natürlich am meisten gefürchtet. Eigentlich logisch, immerhin war Sasuke ja schwul. Und ähnlich wie ein Vampir brauchte er ein offenes Fenster, er war sozusagen eine Mischung aus Vampir und Incubus. Vielleicht war er deswegen...er hatte anscheinend beide Arten nicht wirklich gemocht. „Was brummelst du vor dich hin?“ fragte mich Sasuke. „Hm? Nichts. Ich hätte mir denken können, das du ein Bat Demon wirst. Das ist alles.“ „Wieso?“ „Dein Blutverlust, deine Schwulität...eben deswegen.“ „Meine was?“ „Gar nichts. Lass uns gehen.“ Ich stieg voran, die Treppe hinauf. Sasuke folgte mir. Ich konnte fühlen, das er Fragen hatte, aber ich musste selbst erst mal damit klar kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)