Klassentreffen von Felicity (Aus dem Leben eines Mafiaboss - Teil 3) ================================================================================ Kapitel 1: Klassentreffen ------------------------- Der Abend war warm und mild, typisch für die Jahreszeit. Es war noch nicht zu spät, die Sonne begann gerade erst zu sinken und Tsuna war bereits warm. Er bereute die Entscheidung tatsächlich den Anzug anzuziehen und wenn er sich umsah fühlte er sich auch leicht overdressed. Während zwar die meisten Hemden, einige auch Krawatten trugen, wirklich formell war niemand gekleidet – kein Wunder bei den sommerlichen Temperaturen. Er seufzte. Dazu war es nun wohl zu spät. Er zupfte seine Krawatte etwas lockerer und öffnete nun doch die Wagentür, um Kyoko herauszubitten. Sie trug ein langes, schwarzes Abendkleid (in dem sie seiner Meinung nach einfach bezaubernd aussah) und eine aufwendige Hochsteckfrisur. Mit einem Lächeln nahm sie die angebotene Hand und stieg elegant aus. Als Tsuna hinter ihr die Tür schloss, nickte ihr Fahrer und fuhr weiter. Allerdings war es ohnehin zu spät, die Limosine (warum nochmal hatten sie nicht einen der anderen Wagen benutzen können, die deutlich weniger auffällig gewesen waren?) erregte mehr als einen seltsamen Blick und ihr Erscheinungsbild half da wohl auch nicht gerade. Er fühlte sich ein wenig wie auf dem Präsentierteller und insgeheim behagte ihm diese Vorstellung überhaupt nicht, auch wenn er bisher versuchte es mehr oder weniger erfolgreich zu überspielen. „Ach, schön mal wieder hier zu sein.“, kommentierte Yamamoto neben ihm gerade mit einem breiten, ehrlichen Lächeln, ehe er die Arme hinter den Kopf legte und auf das Gebäude zu lief. Gokudera sagte nichts, aber auch um seine Lippen zuckte ein Lächeln – auch Tsuna konnte eine gewisse Nostalgie nicht abstreiten, als er Kyoko nun seinen Arm anbot, sie sich einhakte und sie zusammen ebenfalls auf ihre alte Schule zuliefen. Er war seit ihrem Abschluss nicht mehr wirklich hier gewesen und dieser lag nun schon ein paar Jahre zurück. Dennoch schien es, als wäre die Zeit stehen geblieben, das Gebäude, der Schulhof, alles wirkte absolut unverändert und als sie durch die Eingangstüren traten, fühlte er sich mit einem Mal schlagartig in sein Teenageralter zurückversetzt. Automatisch steuerte er seinen alten Spind an, nur, um festzustellen, dass dieser natürlich neu vergeben wurden war. Mit einem Schmunzeln erinnerte er sich daran, wie oft er morgens in aller Eile noch davor gestanden und etwas herausgekramt hatte. „Tsuna? Kommst du?“ Er fuhr herum und eilte zu den anderen, die bereits auf ihn warteten. Mit einem entschuldigenden Lächeln lief er neben ihnen den Gang entlang zu ihrem alten Klassenraum. Er wirkte noch immer so ungeschmückt und steril wie zu seiner Zeit… schade eigentlich. Das einzig neue war die Farbe an den Wänden, auch wenn es dieselbe wie früher war, sie hatten eindeutig einen neuen Anstrich erhalten. Er schwenkte nach links und sah herab auf den Schulhof. Unwillkürlich kam ihm in den Sinn, wie sie ihn einmal komplett hatten umgraben müssen, um diese blöde Zeitkapsel zu finden… und er lächelte fast traurig. Es war ganz am Anfang gewesen, als er gerade erst Reborn getroffen hatte… und bei dem Gedanken an ihre eigene Zeitkapsel, die mit einigen seiner eigenen Klausuren dort unten lag, schauderte es ihn etwas. Wenn er irgendjemandem seine Geschichte erzählen würde, sie würden ihm vermutlich nicht glauben. Weder diejenigen, die ihn von früher kannten, noch diejenigen, die ihn erst jetzt als Mafiaboss kennengelernt hatten. Es schienen zwei so unterschiedliche Leben zu sein, die er da führte oder geführt hatte… Kyoko zog ihn sacht am Arm und er schreckte aus seinen Gedanken, als sie vor der Tür standen. Er schüttelte über sich selbst den Kopf und betrat den Klassenraum. Ebenfalls kaum eine Veränderung, abgesehen davon, dass die Tische in der Mitte des Raumes zusammen geschoben worden waren, sodass sie sich alle im Kreis setzen und ansehen konnten. Tsuna ließ Kyoko einen Platz (am Fenster) aussuchen und setzte sich neben sie, während Gokudera zu seiner rechten und Yamamoto links von Kyoko Platz nahm. Sie waren relativ spät dran, die meisten waren bereits da. Tsunas Blick huschte interessiert durch die Runde und er musste sich eingestehen, dass viele sich verändert hatten (und dass sie in der Abendgarderobe tatsächlich unangenehm auffielen). Er erkannte die meisten zwar als seine Klassenkameraden wieder, aber sie sahen teilweise doch stark verändert aus. Nun, es waren Jahre vergangen, sie waren erwachsen geworden und die allermeisten von ihnen dürften inzwischen im Berufsleben stehen… das alles ging wohl nicht spurlos an der äußeren Erscheinung vorbei. Unwillkürlich fragte er sich, wie sie selbst auf die anderen wirken mussten. Und wieder musste er schmunzeln. Ob sie ihm glauben würden, wenn er an der Reihe war zu erzählen, was er inzwischen tat? Ehe er etwas zu den anderen sagen konnte, öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und Tsuna stockte. Ihr ehemaliger Klassenlehrer. Er wirkte… alt. Er musste inzwischen wohl auch über 60 sein, doch, und das verwunderte ihn deutlich mehr, er wirkte auch ruhiger – und lächelte, etwas, das er zu Schulzeiten nie getan hatte. Mit einer Ruhe, die er ebenfalls nicht von ihm kannte, ließ sich der Lehrer am Kopfende nieder und warf einen nachdenklichen Blick in die Runde. Dann, langsam und mit einem sanfteren Tonfall als früher, begrüßte er sie: „Einen schönen guten Abend, ich bin froh zu sehen, dass die meisten von euch es offenbar geschafft haben zu kommen. Für mich als Lehrer ist es immer schön zu sehen, was aus meinen Schülern geworden ist. Auf jeden Fall seit ihr alle erwachsen geworden, soviel sehe ich auf den ersten Blick.“ Ein leises Lachen ging durch die Runde und auch der Herr Lehrer lächelte. „Ich gebe heute gerne zu, dass ich mir bei einigen von euch sehr sicher war, dass sie ihren Weg gehen würden, bei einigen anderen…“ Sein Blick wanderte durch den Raum und Tsuna spürte, wie er auf ihm hängen blieb. „Sawada, was…“ Er stockte leicht, vermutlich angesichts der Kleidung. Tsuna lächelte. „Ich habe die Führung des Unternehmens meines Großvaters übernommen.“, erwiderte er versucht locker (er hielt es für keine gute Idee die ganze Mafiageschichte anzusprechen). Gemurmel wurde laut, verebbte dann aber wieder, als sich alle Blicke fassungslos auf ihn richteten. „Du?“, fragte jemand ungläubig. Tsuna lachte leise. „Ja, ich war auch ein wenig überrascht, als er es mir angeboten hat, aber er war… wohl sehr überzeugt, dass ich der richtige wäre. Und ich mache das jetzt seit guten zwei Jahren, bisher steht noch alles.“ Naja, das war nicht ganz gelogen, wobei er einiges umstrukturiert hatte, aber darum ging es ja gerade nicht. „Was für ein Unternehmen denn?“, kam die verdutzte Frage von jemand anderem. „Äh…“, das hätte er vorhersehen sollen. „Ein international agierendes Unternehmen mit Stammsitz in Italien, das sich auf Schutzdienste, sowie Controlling und Handel spezialisiert hat.“, half Gokudera ihm aus, woraufhin nun alle ihn anstarrten. Ehe das ganze aus dem Ruder lief, erklärte Tsuna schnell (und förmlicher, als er es sonst tun würde): „Gokudera-kun hat sich zu meinem Glück dazu bereiterklärt mich dabei zu unterstützen.“ Gokudera lächelte, als ihn alle weiterhin mit offenem Mund anstarrten. „Ich tue nur meine Arbeit als…“, er zögerte kurz, „Assistent und Chefsekretär.“ Tsuna musste an sich halten, um bei dieser Aussage (und Untertreibung) nicht loszulachen. Während ihre ehemaligen Klassenkameraden nun noch ungläubiger dreinblickten, räusperte sich der Lehrer und sein Blick wanderte über Tsuna weiter zu Kyoko. An ihrer Kleidung war wohl offensichtlich, dass sie auch dazu gehörte… Ehe er aber etwas sagen konnte, lächelte Kyoko. „Ich habe Tsuna geheiratet und bin…“ Aber sie kam nicht mehr dazu zu erklären, dass sie im dritten Monat schwanger war, denn ein Raunen ging durch die anderen und Tsuna war sich fast sicher, dass er Sätze im Sinne von „wie hat Sawada bitte so eine abgekriegt?“ und „sie hat etwas besseres verdient“ und „ist sie schön geworden, was macht sie bei dem?“ hörte. Und entgegen seiner sonstigen Art, lächelte er. Ja, er fragte sich auch manchmal, womit er sie verdient hatte, aber er würde sie um nichts in der Welt hergeben, seine Kyoko… Der Lehrer staunte wohl auch nicht schlecht, er räusperte sich und ging schnell weiter. „Yamamoto, deiner Kleidung nach schätze ich, du arbeitest auch für Sawadas Unternehmen?“ Yamamoto nickte freudig. „Ja, ich bin der Regenwächter.“ „Idiot.“, zischte Gokudera neben Tsuna leise und schlug sich die Hand vors Gesicht. Sie hatten eigentlich abgesprochen, dass sie, wenn es irgendwie ging so etwas vermieden. „Regenwächter?“, fragte jemand verwundert, „Du meinst so wie… ein Voodoopriester oder so?“ Yamamoto blinzelte, dann wurde ihm offenbar klar, was er da gerade gesagt hatte und er rieb sich lachend den Hinterkopf. „Haha, ja, so was… in der Art…“ Tsuna stöhnte leise. Was dachten die jetzt alle bitte, was er für ein Unternehmen führte? Sie liefen bereits wieder den altbekannten Flur herunter zum Ausgang, als auf einmal jemand rief: „Hey, Sawada, Yamamoto, Goku…“ Der junge Mann brach angesichts eines ganz und gar nicht freundlichen Blicks von Gokudera ab und hielt sofort inne. Es war einer ihrer früheren Klassenkameraden, der, wenn Tsuna das richtig mitbekommen hatte – im Gegensatz zu ihm – wirklich Leiter eines Handelsunternehmens geworden war. Ehe er aber dazu kam, zu fragen, was genau ihm auf dem Herzen lag, unterbrach sie eine weitere Stimme: „Hey, Tsuna, Leute!“ und Ryohei tauchte breit grinsend (und ebenfalls im Anzug) hinter ihnen auf. Offenbar war auch er beim Klassentreffen gewesen. Der Mann vor ihnen stutzte kurz, dann lächelte er. „Kaptain!“ Ach, stimmt, der war ja im Boxclub gewesen… Ryohei schien das auch grade einzufallen, denn er strahlte und boxte den anderen leicht in die Seite (der offenbar ziemlich aus der Übung war und ganz schön zusammenzuckte). „Gut, dich zu sehen, was machst du heute? Bist du dem Boxen treu geblieben?“ Sein Gegenüber schüttelte etwas gequält den Kopf. „Leider nicht… bist du inzwischen Meister? Man hört gar nichts mehr von dir…“ Ryohei lachte und stützte sich ungefragt auf der Schulter des anderen auf. „Nee, meine Frau will nicht, dass ich mich ständig so zurichten lasse, ich mach’s nur privat. Hätte eh keine Zeit.“ „Keine Zeit? Was machst du denn heute?“ „Ich bin Sonnenwächter und…“ Ein weiterer Blick Gokuderas brachte auch Ryohei zum Schweigen, doch es war bereits zu spät. „Sonnenwächter? Machst du was mit Yamamoto-kun zusammen?“ „Öh…“, Ryohei zuckte kurz, tauschte einen Blick mit Yamamoto, der nur die Schultern zuckte, dann lachte er wieder, „Ja, natürlich, wir sorgen für das passende Wetter!“, erklärte er dann freudenstrahlend und während Kyoko neben ihm leise kicherte, konnte Tsuna das Bedürfnis die Hand vors Gesicht zu schlagen nicht mehr unterdrücken. „Ich hasse es, wenn so viele Leute auf einer Stelle verweilen. Geht weiter.“, erwiderte eine neue Stimme kühl und mit einem Mal stand Hibari hinter ihnen. Es war noch nicht ernst (er hatte seine Tonfa nicht gezückt), aber sein Blick sagte eindeutig, dass er es gleich tun würde – und erst jetzt fiel Tsuna auf, wie viele weitere bekannte Gesichter sich auf einmal um sie herum versammelt hatten. „Hibari, was machst du hier? Auch Klassentreffen?“, fragte Yamamoto ruhig, woraufhin Hibari ihm einen kurzen, absichernden Blick zuwarf und dann den Kopf schüttelte. „Nein. Tsunayoshi, ich hab von deiner Entscheidung bezüglich der Erklärung gehört und…“ Doch Gokudera ging dazwischen, schob alle in Richtung Ausgang und fort von der Menschentraube. Während der junge Mann, der eigentlich hatte fragen wollen, ob ihre Unternehmen an einer Zusammenarbeit interessiert wären, zurückblieb und ihnen irritiert hinterher sah. Loser-Tsuna war Boss eines großen Unternehmens, dem offenbar nicht nur Gokudera, Yamamoto und der Kaptain, sondern auch noch Hibari angehörten? Und er hatte das vermutlich hübscheste Mädchen der ganzen Schule geheiratet? Also, irgendwas hatte er wohl falsch gemacht im Leben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)