Sorry, I'm Late! von Shunya (...Seven Years...) ================================================================================ Kapitel 5: I just want to kiss. ------------------------------- In regelmäßigem Tempo laufe ich über den Sportplatz der Schule und spüre kaum die Ermüdung, die so langsam aber sicher bei meinen Klassenkameraden eintritt. Gemütlich jogge ich um den Platz, vorbei an meinen schnaufenden Kollegen. Mein Blick wandert jedoch immer wieder zum Rasen außerhalb des Platzes. Dort steht eine kleine grüne Bank und darauf sitzt Calvin. Wir haben die erste Stunde und er ist später zur Schule gekommen, dabei sind unsere Klassen heute zusammen gelegt worden. Wir haben also seit seine Mutter mich aus dem Haus geworfen hat, keine Zeit gehabt miteinander zu reden. Ich habe ja nicht mal seine Handynummer. Was wirklich schade ist, weil ich ihm gerne Nachrichten schicken oder mit ihm telefonieren würde. Calvin sieht zu uns auf den Platz und ich bilde mir ein, dass er mich beobachtet. Wirklich sicher bin ich mir da aber nicht. Ich bin so schnell bei ihm Zuhause abgehauen, dass es gut möglich sein kann, dass er es mir übel genommen hat. Neugierig, wie es zur Zeit um uns beide steht, beschließe ich zu ihm zu laufen und da ich meine Runden längst abgelaufen bin, kann ich es mir auch leisten, den Platz zu verlassen, während die anderen sich noch mit den letzten Metern abkämpfen. Ich jogge zu Calvin, der mir bereits entgegen sieht und mir klopft das Herz heftig in der Brust, als mir der Kuss wieder in den Sinn kommt. „Morgen!“, rufe ich ihm zu, werde langsamer und gehe zu ihm hin. Er nickt lediglich und so beschließe ich einfach, mich neben ihn zu setzen. Dichter als ich vorhatte, sitze ich auf der Bank und genieße den kurzen Augenblick als sich unsere Knie berühren, ehe er sein Bein wegzieht. „Tut mir Leid, dass ich so schnell abgehauen bin. Ich wollte dich nicht im Stich lassen, aber als deine Mutter ins Zimmer kam, konnte ich irgendwie nicht mehr richtig klar denken.“ Calvin schielt mich von der Seite an und rümpft die Nase. „Sie hat mir einen Vortrag gehalten! Ich bin fast 18, ich kann tun und lassen was ich will! Na und? Dann stehe ich halt auf Männer! Was ist so schlimm daran? Ich bin immer noch ihr Sohn und sie tut es ab, als hätte ich irgendeine Krankheit, die man schon wieder gerade biegen kann. Sie denkt, du hättest mich dazu gebracht, immerhin kommst du aus Amerika und da können Schwule ja auch heiraten. Das ich schon vorher schwul war, daran will sie natürlich nicht glauben!“, meckert Calvin aufgebracht. Ich höre ihm zu und weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll, immerhin konnte ich es mir bis vor Kurzem auch noch nicht vorstellen auch nur irgendetwas mit einem Jungen anzufangen. Kann ich auch nicht wirklich, denn bisher sind meine Gedanken immer nur zu Calvin gewandert und keinem anderen Jungen. „Ich bin auf dem Heimweg Elena über den Weg gelaufen...“, merke ich an und Calvin sieht angesäuert zu mir. „Was hat sie diesmal vom Stapel gelassen?“, fragt er lauernd. Ich seufze und lehne mich ein wenig nach hinten. „Ich verstehe sie einfach nicht. Sie hat sich total verändert! Sie meinte, ich soll mich von dir fernhalten, sonst halten mich alle noch für schwul. Darf ich nicht mal meine Freunde aussuchen?“, frage ich ihn und sehe auf den Sportplatz. „Wieso machst sie nur alles so kompliziert?“ Calvin rümpft die Nase. „Magst du sie?“ Ich sehe zu ihm und lege meinen Kopf schief. Nachdenklich sehe ich zu meinen Mitschülern, die ersten sind schon fertig mit ihren Runden. „Ich mochte sie früher gerne, auch wenn sie eine Nervensäge war, aber so wie sie jetzt ist... Ich weiß nicht.“ „Sie ist in dich verliebt und sieht in mir einen Rivalen. Wir haben uns immer gut verstanden, aber mit meiner Sexualität kommt sie einfach nicht klar!“, murrt Calvin und fährt sich mit den Händen durch die Haare. „Vielleicht ist sie ja auch in dich verliebt und will nicht wahrhaben, dass du auf Männer stehst?“, werfe ich meine Vermutung ein. Calvin lacht höhnisch auf. „Dann wundere ich mich aber, dass sie all die Jahre vorher nie etwas gesagt hat! Wieso ist sie dann so verbiestert? Sie hat kein gutes Wort für mich übrig! Nein, sie ist ganz sicher nicht in mich verliebt! Dafür aber in dich! Das kann ich an ihrem Blick sehen, so wie sie dich ansieht...“ Ich schaue zu Calvin. „Wie sieht sie mich denn an?“, frage ich ihn neugierig. „So, wie du mich immer ansiehst.“ Ich wende meinen Blick ab und werde rot im Gesicht. Verlegen raufe ich mir die Haare und muss schmunzeln. „Ich weiß auch nicht wie das passiert ist. Ich war mir immer so sicher, dass ich auf Frauen stehe, aber bei dir ist es irgendwie anders.“ „Hast du schon feuchte Träume von mir gehabt?“, fragt Calvin mich lachend. „Wa-was denkst du denn von mir? Also...na ja, irgendwie...“ Mein Stammeln macht es nur noch ersichtlicher, dass ich sehr wohl von ihm geträumt und an ihn gedacht habe. Ich schlucke. „Ist das ein Problem für dich? Ich meine, der Kuss letztens, du warst ja krank...“ „Glaubst du ich habe dich im Fieberwahn geküsst? Du bist mir ja einer!“, meint Calvin grinsend, greift nach meinem Kinn und zieht meinen Kopf zu sich herum. „Ich würde dich jederzeit wieder küssen und was ich schon alles von dir geträumt habe, dass willst du gar nicht wissen!“ Ich ziehe skeptisch eine Augenbraue in die Höhe und sehe Calvin an. „Vielleicht bist du nicht schwul, aber du würdest es gerne mal mit mir treiben. Aus Neugier?“, vermutet Calvin. Ich schüttele heftig mit dem Kopf. Doch nicht aus reiner Neugier! Okay, vielleicht ein wenig, aber ich mag Calvin und ich habe schon immer sehr an ihm gehangen. Warum ich plötzlich so in ihn vernarrt bin und von ihm Träume oder andere Dinge mache, kann ich mir allerdings auch nicht so recht erklären. „Ich bin pervers, oder?“, frage ich ihn. Calvin schüttelt den Kopf. „Nein, bist du nicht. Nur unheimlich verwirrt und voller aufgestauter Hormone!“ Ich muss laut lachen. Er hat ja Recht. Das ich noch Jungfrau bin und alle anderen um mich herum schon ach so viel Erfahrung haben, macht mich schon manchmal ziemlich fertig. Da kriege ich schon ziemliche Angst, dass ich noch mit 30 Jahren nicht zum Schuss gekommen bin. „Du bist attraktiv. Bei den Mädchen in deiner Klasse kommst du doch gut an, wieso hast du es da noch nicht probiert?“, fragt Calvin mich. „Ich habe es bei der Tusse von deinem Zielobjekt versucht. Bin ich froh, dass es nicht geklappt hat, sonst hätte er mich auch noch so fertig gemacht wie dich. Alea find ich ganz hübsch, aber sie ist lesbisch. Da habe ich bestimmt keine Chance...“, stelle ich fest. Calvin haut mir seinen Ellenbogen in die Seite. „Aua! Was soll das?“, meckere ich und schnappe nach Luft. Calvin zieht einen Schmollmund. „Musst du das ausgerechnet mir sagen? Ich will nicht wissen auf wen du schon alles ein Auge geworfen hast, immerhin bin ich selber in dich verliebt!“ Ich sehe ihn schuldbewusst an und lächele schief. „Sorry, daran habe ich jetzt nicht gedacht.“ „Gib mir einen Kuss, dann verzeihe ich dir!“, fordert Calvin mich grinsend auf. Einen Kuss? Auch noch vor allen Leuten? Ich sehe kurz zu meinen Mitschülern. Zur Zeit sieht zwar keiner zu uns, aber was ist, wenn es doch jemand sieht? „Schon gut, du musst nicht...“ Calvin macht einen Rückzieher, was mir irgendwie nicht so recht gefallen will. „Ich mach's!“, erwidere ich und drehe mich zu ihm herum. Mir ist es egal, was die anderen dann von mir halten. Sollen die doch denken, was sie wollen! Ich beuge mich leicht vor und spüre Calvins Atem auf meinem Gesicht. Ich lächele ihn an und schon im nächsten Moment drücke ich meine Lippen auf seinen Mund. Augenblicklich schließe ich meine Augen. Er erwidert den Kuss und drängt sich mir entgegen, umarmt mich und mit Genugtuung stelle ich fest, dass das alles gar nicht mal so übel ist. Calvins Kuss lässt mich alle Sorgen vergessen und auch alles um mich herum. Es fühlt sich gut an und ich wünschte er würde gar nicht mehr damit aufhören. Tut er auch nicht, denn schon im nächsten Moment steckt er mir seine Zunge in den Mund und verführt mich zu einem intensiverem Kuss. Nur zu gerne gehe ich darauf ein. Erst der schrille Ton der Pfeife unseres Sportlehrers lässt uns den Kuss unterbrechen. Ich lecke Calvin noch einmal kurz frech über die Lippen und erhebe mich dann von der Bank. „Kommst du mit in die Umkleide?“, frage ich ihn lächelnd. Calvin erhebt sich mühsam. „Glaubst du das lasse ich mir entgehen? Ich wollte dich schon immer nackt sehen!“ Ich blase meine Backen auf und tue so als wäre ich empört. „Wer hat denn hier von nackt geredet?“, meckere ich und muss doch noch lachen. Es tut gut so locker mit Calvin reden zu können. Das hat mir doch sehr gefehlt. Immer noch besser, als ständig angemotzt zu werden, ist es auf jeden Fall! Wir gehen zusammen zu den Umkleiden und lassen die anderen sich an uns vorbeidrängeln. Ich bleibe stehen und sehe kurz zu Calvin bevor wir zu den Jungs in die Umkleide gehen. „Hey, mir tut's Leid, dass ich dir keine Nachrichten geschickt habe.“, meine ich. Irgendwie muss das jetzt auch noch raus. Calvin sieht mich an. „Wenn das noch mal passiert sind wir geschiedene Leute!“, erwidert er mürrisch. Ich grinse breit. „Ich wusste gar nicht, dass wir schon verheiratet sind?“, frage ich keck. Calvin muss lachen und schiebt mich in die Umkleide. Augenblicklich ist es still und alle sehen uns an. Ich ziehe skeptisch meine Augenbraue in die Höhe. Was ist denn nun los? Ich bemerke, dass sie nicht mich anstarren, sondern Calvin. „Was ist?“, murre ich sie an und die Jungs widmen sich wieder ihen Klamotten und Gesprächen. Ich sehe Calvin hinter mir an, der nur den Kopf schüttelt und darauf wartet, dass ich fertig werde, damit wir endlich wieder hier herausgehen können. Also tue ich ihm den Gefallen und gehe zu meiner Sporttasche. Ich ziehe mir mein Shirt über den Kopf und spüre deutlich seinen Blick auf mir. Mich überkommt eine Gänsehaut. Ich ziehe meine Shorts aus und drehe mich zu ihm. Calvin grinst mich kurz an. Ich ziehe mir meine Freizeitkleidung über und muss wohl mal auf eine Dusche verzichten. Wenn Calvin sich hier nicht wohl fühlt, will ich ihn nicht noch länger den dummen Blicken meiner Mitschüler aussetzen. In ihm sehen sie nur den Schwulen oder den Jungen der ständig gemobbt wird. Die kennen ihn ja nicht mal richtig. Sie sehen nur, was sie sehen wollen. Ich drehe mich fertig angezogen zu Calvin um, schnappe mir meine Sporttasche und gehe mit ihm hinaus. Die Kommentare der Jungs übergehen wir gekonnt. Für Calvin scheint es sowieso nichts Neues zu sein, er hat sich wohl daran gewöhnt, auch wenn ich es mir schwer vorstellen kann. „Gehen wir in den Park?“, frage ich ihn. Calvin schaut zu mir. „Was willst du denn im Park machen?“, fragt er mich neugierig. „Ich habe mein Skateboard dabei!“, meine ich triumphierend und klopfe auf meine Sporttasche. Calvin lacht. „Ich kann doch gar nicht fahren!“, erwidert er lachend und deutet mit seinem Zeigefinger auf seinen Fuß. „Das vielleicht nicht, aber du kannst mich anfeuern und anschmachten.“ Ich grinse ihn frech an und er zieht mich überraschend schnell zu sich, um mich zu küssen. Ich reiße überrascht meine Augen auf und lasse mich küssen. „Hätte ich gewusst, dass dich das so anturnt, hätte ich es schon eher gemacht...“, murmele ich lächelnd gegen seine Lippen. Auch Calvin kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er schlingt seine Arme um meinen Hals, stellt sich auf die Fußspitzen, weil ich doch etwas größer bin als er und küsst mich leidenschaftlich. Ich halte ihn an den Hüften fest und erwidere den Kuss. Die Blicke der Passanten stören mich erstaunlicherweise genauso wenig wie die meiner Klassenkameraden, von denen wohl eh keiner den Kuss gesehen hat. Ich küsse hier einen Jungen und es stört mich nicht im Geringsten. Das muss doch wohl mal ein gutes Zeichen sein! Wir lösen unsere Lippen voneinander und gut gelaunt greife ich nach Calvins Hand, ziehe ihn einfach hinter mir her. Wir gehen den Gehweg entlang und laufen vorbei an diversen kleineren Geschäften. Wir bleiben vor einer Buchhandlung stehen. Eigentlich bleibt nur Calvin stehen und ich bin gezwungen es ebenfalls zu tun. „Was ist los?“, frage ich ihn und folge seinem Blick. In der Buchhandlung steht Elena. Sie stöbert in den Büchern und scheint beschäftigt zu sein. Völlig versunken in ihrer eigenen kleinen Welt. Ich starre sie an und weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Ich sehe zu ihm, als Calvin einfach weitergeht und mich hinter sich herzieht. Obwohl sein Fuß sicherlich ziemlich schmerzen muss, geht er sehr schnell. Ich zerre an meinem Handgelenk, so dass er gezwungen ist, etwas langsamer zu laufen. „Was ist los mit dir? Wieso redest du nicht mit ihr, wenn euer Streit dir so nahe geht?“, frage ich ihn verständnislos. Ich verstehe ihn in dem Punkt sowieso nicht. Ich packe solche Sachen lieber gleich an und schaffe sie aus der Welt. Calvin scheint seine Probleme lieber vor sich herzuschieben. „Bringt doch sowieso nichts...“, murrt er und geht weiter. „Sie lässt nicht mit sich reden! Als hätte ich es nicht schon versucht!“ Ich folge ihm und hole dann auf, um neben Calvin herzugehen. „Aber irgendwie müssen wir das doch mal klären. Das ist doch einfach nur kindisch. Wenn ihr Rivalen seid, solltet ihr es fair austragen und euch nicht gegenseitig fertig machen!“, werfe ich meine Bedenken ein. „Hah! Sag das nicht mir, sondern Elena!“, empört sich Calvin und sieht genervt zu mir. Ich zucke mit den Schultern. Was soll ich da großartig machen? Bin ich etwa jetzt so etwas wie ihr Streitschlichter? Wieso können die beiden es nicht selber regeln? Wir kommen am Park an. Zum Glück ist noch nicht sehr viel los, aber bei dem schönen Wetter lassen die Besucher bestimmt nicht lange auf sich warten. Wir gehen zu der Anlage für Skateboardfahrer, die extra aufgebaut worden war und die ich schon damals gerne mit Calvin zusammen benutzt habe. Calvin lässt sich vor dem Platz auf einer Bank nieder und ich lege neben ihm meine Sporttasche hin. Ich öffne den Reißverschluss und ruckle genervt daran, als der Haken sich im Stoff verhakt. Calvin schiebt meine Hände weg und versucht nun seinerseits die Tasche zu öffnen. Er schiebt den Haken zurück und zieht den Stoff glatt, zieht den Reißverschluss noch einmal auf und blickt mich dann lächelnd an. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und beuge mich zu ihm herunter, gebe ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, ehe ich mein Skateboard aus der großen Tasche herausnehme. Calvin greift nach meinem Arm und hält mich zurück. Er greift nach dem Skateboard und zieht es zu sich. „Von wem sind all die Unterschriften da drauf?“, fragt er mich überrascht. „Von meinen Freunden aus Amerika.“ Sein Blick hängt auf all den Namen und mit einem Mal bekomme ich ein schlechtes Gewissen. „Ist nicht so wichtig!“, weiche ich ihm aus und drehe mich um, um zum Platz zu gehen. Wieso fühle ich mich jetzt schlecht, weil ich mehr Freunde als Calvin habe? Weil momentan nur ich sein Freund bin? Sofern er mich überhaupt schon als Freund betrachtet? Ich werfe einen kurzen Blick zurück über meine Schulter und sehe zu Calvin. Er nickt mir zu und hebt kurz die Hand. Ich tue es ihm gleich und klettere die Rampe hoch. Etwa zwei Meter über dem Boden stelle ich mich mit dem Skateboard in Position. Ohne Vorwarnung drücke ich das Skateboard herunter und komme schnell in Fahrt, fahre über den Boden und auf der anderen Seite wieder hoch. Das mache ich ein paar Mal, bis ich richtig in Schwung komme. Nach einiger Zeit probiere ich ein paar Tricks aus, die mir Freunde aus Amerika gezeigt haben und werde etwas wagemutiger. Ich bin geübt, aber leider beherrsche ich noch nicht alle Tricks. Ich fahre über den ganzen Platz und benutze alles was sich in meiner Nähe befindet. Bänke bleiben davon auch nicht verschont. Einen Patzer mache ich dann aber doch und falle mit einem erstaunten Aufschrei unsanft auf meinen Hintern. Ich stöhne und reibe mir mein schmerzendes Gesäß. „Oliver!“, ruft Calvin mir besorgt zu. „Geht schon, keine Panik!“, rufe ich ihm zu, was ihn jedoch nicht wirklich interessiert. Er humpelt hastig zu mir und geht vor mir in die Knie. „Keine Sorge, mir geht’s gut.“, meine ich und versuche ihn zu beruhigen. Calvin fällt mir um den Hals und klammert sich an mir fest, dabei falle ich überrumpelt nach hinten und lande auf dem Boden, mein Freund auf mir liegend. „Calvin mir geht’s gut!“, erkläre ich ihm lachend und streiche ihm über den Rücken. Er sagt kein Wort und jetzt bin ich es der sich Sorgen macht. Ich drücke ihn von mir, so dass ich Calvin ins Gesicht sehen kann. Er sieht mich nur an und presst die Lippen aufeinander. „Manchmal bist du wirklich bezaubernd!“, säusele ich und beuge mich zu ihm hoch. Ich stütze mich mit einer Hand am Asphalt ab und mit der anderen ziehe ich Calvin am Nacken näher an mich heran. Er öffnet seinen Mund und gierig lasse ich meine Zunge hinein gleiten. Wir küssen uns erneut, nur diesmal verlangender. Ich packe ihn an seinem Hintern und ziehe Calvin auf meinen Schoß. Er umarmt mich und zieht mich fester an sich. „Also wirklich! Könnt ihr das nicht woanders machen?!“, hören wir auf einmal eine Stimme hinter uns. Calvin und ich lösen uns hastig voneinander und drehen uns zu der Person um, die uns so empört angemeckert hat. „Auch noch in der Öffentlichkeit! Habt ihr keine Manieren?“, pöbelt uns eine alte Dame mit ihrem Gehwagen entsetzt an. Wir laufen rot an und stehen hastig auf. „Also wirklich diese Jugend heutzutage! Einfach unerhört!“, murmelt sie und geht an uns beiden vorbei. Ein paar Meter weiter können wir die Frau noch immer meckern hören. Ich muss lachen und Calvin sieht mich an. „Was ist los?“, fragt er mich verwundert. „Sie findet es furchtbar, dass wir uns in der Öffentlichkeit küssen, aber es stört sie nicht, dass wir Jungs sind. Find ich lustig!“, erkläre ich ihm und sehe Calvin an. Er sieht der alten Frau wieder hinterher. „Tja, einige Leute sind eben tolerant, auch wenn sie alt sind!“, meint er schmunzelnd. „Wollen wir woanders hingehen?“, fragt Calvin mich. Interessiert sehe ich ihn an. „Wohin denn?“, frage ich ihn. „Wie wäre es mit der alten Fabrik?“, schlägt er vor und sieht mich mit einem merkwürdigem Blick an. Die Fabrik? Was will er denn dort? „Willst du wieder in dem alten Schuppen abhängen?“, frage ich belustigt. „Warum nicht?“ Ich zucke mit den Schultern. Soll mir nur recht sein. Ich schnappe mir mein Skateboard vom Boden und gehe mit Calvin an der Hand zurück zu meiner Tasche, die noch auf der Bank liegt. Ich verstaue mein Skateboard und ziehe den Reißverschluss zu. Die Tasche hänge ich mir über die Schulter, halte den Riemen fest und greife mit meiner freien Hand wieder nach Calvins Hand. Selbst das stört mich nicht mehr. Wir verlassen den Park gemütlich schlendernd, auch weil Calvin immer noch leichte Schmerzen am Fuß hat. Wir gehen zur nächsten Bushaltestelle und warten auf den Bus. Ich schaue auf unsere ineinander verschlungenen Hände und muss schmunzeln. Das erinnert mich an das eine Paar, dass ich mal an der Bushaltestelle gesehen habe. Da hätte ich ganz sicher nie gedacht, dass ich mal an ihrer Stelle stehen würde. Mit meinem Freund an der Seite, Händchen haltend und scheinbar bis über beide Ohren verliebt. Verliebt? Ich lege meinen Kopf schief und denke nach. Bin ich in ihn verliebt? Mir ist das gar nicht in den Sinn gekommen. Ich betrachte Calvin von der Seite. In einen anderen Jungen würde ich mich bestimmt nicht verlieben. Ich stehe eindeutig auf Frauen. Wieso finde ich Calvin faszinierend? Etwa weil er gut aussieht? Weil er sensibel ist? Weil ich Mitleid mit ihm habe? Oder bin ich nur neugierig, weil ich wissen will wie es mit einem Jungen ist? So viele Fragen, die mich nur noch verwirrter machen. Vielleicht sollte ich nicht so viel nachdenken und mich einfach nur meinen Gefühlen hingeben? Was soll ich ihm sagen, wenn er mich irgendwann mal fragen wird, ob ich ihn liebe? Ich bin ratlos. Zumindest habe ich keine Probleme damit mich mit ihm in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ehe ich weiterdenken kann, hält auch schon der Bus vor uns. Die Türen öffnen sich und ehe ich mich versehe, zerrt Calvin mich auch schon ungeduldig in den Bus. Was hat er es denn auf einmal so eilig? Er sucht uns freie Sitzplätze und schiebt mich auf den Fensterplatz. Calvin lässt sich neben mir auf dem Sitz nieder und greift sofort wieder nach meiner Hand. Ich platziere die Sporttasche auf unseren Beinen und sehe aus dem Fenster, wie die Passanten und Geschäfte schnell an uns vorbeiziehen. Der Busfahrer scheint es ebenfalls sehr eilig zu haben. Nach einiger Zeit hält der Bus und wir steigen hastig aus, ehe sich die Türen hinter uns schließen und der Fahrer wieder davon braust. Calvin zieht mich hinter sich her, wir gelangen vom Fußweg auf den kleinen schmalen Pfad und laufen diesen entlang, bis der Weg auf das offene Fabrikgelände mündet. Wir gehen den Asphaltweg entlang und steuern direkt auf den alten Schuppen zu. Calvin lässt meine Hand los und drückt gegen die morsche Tür. Wie beim ersten Mal, als ich versucht habe die Tür zu öffnen, knarzt es laut und schief. Ich verziehe meinen Mund bei dem Geräusch. Vielleicht sollten wir mal versuchen die Scharniere zu ölen? Ich helfe Calvin beim Öffnen und betrete nach ihm den Schuppen. „Es sieht immer noch so furchtbar aus!“, stelle ich amüsiert fest. Calvin geht sofort in die hintere Ecke des Raumes und sucht hinter einigen Kisten etwas. Ein bisschen Staub wirbelt auf und er muss niesen. Nach wenigen Sekunden holt er eine Tasche hervor. „Ziehst du schon ein?“, frage ich ihn lachend und gehe neben ihm in die Hocke, nur um eine Decke in die Hand gedrückt zu bekommen. Ich breite sie aus und setze mich darauf, Calvin tut es mir gleich und entleert den Inhalt der Tasche darauf. Meine Augen weiten sich, als ich Schwulenmagazine, Kondome, Gleitgel und diverse Sexspielzeuge finde. „Bist du wirklich Calvin Janke?“, frage ich ihn verblüfft und weiß nichts mit den Sachen anzufangen. Irritiert hebe ich eine Schnur mit Kugeln hoch. Im ersten Moment habe ich tatsächlich gedacht, es sei eine Kette! Ich laufe rot an und sehe zu Calvin. „Willst du etwa...?“, frage ich ihn und wage es kaum den Satz zu beenden. Calvin sieht mich an und krabbelt auf meinen Schoß, drückt mich an den Schultern nach unten und setzt sich auf mich. „Wonach sieht's denn aus?“, fragt er mich und beugt sich zu mir herunter. Ich halte ihm hastig die Liebeskugeln vor die Nase. „Können wir die weg lassen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)