Sorry, I'm Late! von Shunya (...Seven Years...) ================================================================================ Kapitel 4: Me, my Karma and him. -------------------------------- Es ist Wochenende und nach einem kurzen Blick auf meinen Wecker könnte ich noch gut drei Stunden schlafen. Tue ich aber nicht. Ich hebe meine Hand und ziehe den Vorhang ein kleines Stück zurück, so dass ich in den Himmel sehen kann. Er sieht wunderschön aus und so langsam geht die Sonne auf, aber das interessiert mich herzlich wenig. Meine Gedanken drehen sich um Calvin und unseren Ausflug die letzte Woche. Ich muss immer wieder an Elenas Worte denken. Ist er wirklich in mich verliebt? Vielleicht hat sie es ja auch nur im Affekt gesagt? Ich seufze und weiß nicht was ich davon halten soll. Eigentlich sollte ich mich doch freuen oder? Ich mag ihn ja, aber das Problem ist, er ist immer noch ein Junge. So langsam merke ich aber, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Allerdings stehe ich auch auf Frauen. Eine wie Alea würde ich ganz sicher nicht abweisen. Wirklich schade, dass sie vom anderen Ufer ist. Ich seufze und lache leicht ironisch auf. Bin ich nicht selber schon so gut wie auf der anderen Seite angekommen? Ich meine, ich habe beim Wichsen an Calvin gedacht! Und das war bei weitem nicht das einzige Mal gewesen! Und dann ist da noch Elena. Was soll ich mit ihr machen? Ich meine, sie scheint mich ja zu mögen, aber ich kriege jedes Mal eine tierische Wut, wenn sie schlecht über Calvin spricht. Ich habe sie ganz anders in Erinnerung. Früher war sie immer eine ganz Liebe und leider auch sehr anhänglich, aber irgendwie war das auch wieder niedlich, wenn sie versucht hatte mit mir und Calvin Streifzüge durch anderer Leute Gärten zu machen. Seufzend fahre ich mir mit den Händen durch die Haare und schließe meine Augen. Und jetzt ist Calvin auch noch verletzt. Das alles wäre gar nicht nötig gewesen, wenn die beiden sich nicht wie Kleinkinder verhalten hätten. Wieso können sie sich nicht aussprechen und wieder miteinander vertragen? Ist das denn so schwer? Irgendwie habe ich jetzt so gar keine Lust aufzustehen, dabei ist Samstag. Ich kann endlich mal ausschlafen, nach dieser ereignisreichen Woche. Trotzdem tue ich es nicht. Ich bin einfach nicht in der Lage dazu. Viel zu viele Gedanken schwirren in meinem Kopf herum und lassen mich nicht in Ruhe. So langsam macht es mich verrückt. Ich muss irgendetwas tun und ich habe auch schon eine Idee. Ich hoffe, dass Calvin in der Zwischenzeit nicht umgezogen ist und noch immer in dem Haus lebt, in dem ich ihn früher oft besuchen gegangen bin. Träge setze ich mich in meinem Bett auf und ziehe die Decke zur Seite. Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und stehe auf. In meinem Kleiderschrank wühle ich nach Klamotten. Wenigstens am Wochenende kommt meine Mutter nicht in mein Zimmer, um mir meine Kleidung zurecht zu legen. Entsprechend ziehe ich mir ein einfaches Shirt von den Giants und eine sandfarbene 3/4 Hose an. Ich steige in meine Turnschuhe und lasse das Duschen ausnahmsweise mal ausfallen. Ich sprühe mich ordentlich mit Deo ein und schon nach kurzer Zeit befindet sich mein Zimmer komplett in einem dichten Nebel. Hastig öffne ich mein Fenster, damit meine Mutter nicht erstickt, wenn sie das nächste Mal hinein kommt. Ich gehe zum Schlafzimmer meiner Eltern und öffne leise die Tür. Beide schlafen noch. Auch gut, dann werde ich mir nur kurz etwas Kleines in den Mund schieben und ihnen eine Notiz dalassen, beschließe ich. Ich gehe durch den Flur in die Küche und werfe zwei Toasts in den Toaster. Nebenbei trinke ich solange Orangensaft und warte. Als die Toasts endlich fertig sind, schiebe ich sie mir einfach so in den Mund und schreibe kurz einen Zettel, den ich auf dem Küchentisch sichtbar liegen lasse. Dann gehe ich aus dem Haus und genieße erst mal die frische Luft an meinem Gesicht. Ich schlendere gemütlich los und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Es ist ruhig, viel zu ruhig. Wo bin ich hier nur gelandet? Es ist Wochenende, wieso ist niemand auf den Straßen unterwegs? Hier scheint ja nicht so viel los zu sein, wie ich gedacht habe oder es liegt da dran, dass alle ihren Rausch vom Feiern ausschlafen? Da ich aber diese Woche so viel mit der Schule zu tun gehabt habe, ist mir meine neue Umgebung kaum richtig aufgefallen. Vielleicht sollte man sich doch mal öfter umsehen und innehalten. Wäre ja komisch, wenn man an einem Ort lebt und ihn nicht mal beschreiben kann. Ohnehin bin ich hier noch nicht viel unterwegs gewesen und so muss ich mir erst mal wieder alles in Erinnerung rufen. Einiges hat sich ja schon geändert. Es gibt viele Neubauwohnungen, dass gab es damals noch nicht, wie ich feststelle. Ich brauche nicht lange um zu Calvins Haus zu gelangen. Er wohnt nicht weit von meiner neuen Wohnung entfernt. Ein Pluspunkt, wir wohnen jetzt näher beieinander. Pfeifend, was sich bei mir wohl eher wie ein Krächzen anhört, gehe ich den Weg entlang und bleibe nach einiger Zeit vor einem großen Haus stehen. Calvins Eltern scheinen zu Hause zu sein, denn ihre Autos stehen vor dem Haus. Hoffentlich wecke ich sie jetzt nicht? Ich habe sie noch nie wirklich leiden können. Sie sind mir gegenüber zwar höflich gewesen und duldeten mich, aber ich habe schon früh gemerkt, dass sie mich nicht mochten. Ich schien damals nicht der Umgang für ihren Sohn gewesen zu sein, den sie gerne gehabt hätten. Ich hole tief Luft und drücke auf die Klingel. Mal sehen, wen ich jetzt aus dem Bett werfe. Es dauert eine Weile, bis mir jemand die Tür öffnet. „Guten Morgen, Frau Janke!“, begrüße ich hastig Calvins Mutter, welche im Morgenmantel vor mir steht und mich missbilligend ansieht. „Und du bist?“, fragt sie mich. Scheinbar erkennt sie mich nicht. Habe ich mich etwa so sehr verändert? „Ich bin Oliver Rados, ein Freund von Calvin!“, stelle ich mich ihr vor. Erst scheint sie damit nicht allzu viel anfangen zu können, doch dann geht ihr ein Licht auf. „Der kleine Oliver! Du bist doch damals mit deiner Familie weggezogen?“, stellt sie erstaunt fest. Ich nicke. „Ja, nach Amerika. Wir sind wieder hierher gezogen. Ich besuche die gleiche Schule wie Calvin.“ Sie sieht mich prüfend an. „Sehr amerikanisch wirkst du auf mich ja nicht!“ Ich lächele unbeholfen. Was soll ich darauf denn sagen? Sehen Deutsche und Amerikaner etwa unterschiedlich aus? Ich habe da noch nie einen großen Unterschied gesehen. „Ähm, wie geht es Calvin?“, frage ich sie und sofort macht Frau Janke einen Schritt zur Seite. „Er ist schon wach, geh in sein Zimmer. Ich bringe euch gleich das Frühstück hoch!“, meint sie. Ich lächele und bedanke mich bei ihr. Wieso ist sie auf einmal so freundlich? Ich verstehe es nicht. Zögerlich gehe ich an ihr vorbei und laufe die Treppe hoch. Mich überkommt ein eigenartiges Gefühl, alte Erinnerungen schießen in meine Gedanken und ich erinnere mich wieder an die Wohnung, in der ich damals ein- und ausgegangen bin. Ich laufe über den Flur und höre das Laminat unter meinen Füßen knarzen. Ich bleibe vor der Tür stehen und halte kurz inne. Was würde Calvin für ein Gesicht machen, wenn ich jetzt in sein Zimmer komme? Ehe ich mich umentscheide und Reißaus nehme, greife ich nach der Türklinke und drücke sie herunter. Ich öffne die Tür und sehe mich im Zimmer um. Es ist nicht mehr das Kinderzimmer, wie ich es kenne, sondern ein Jugendzimmer. Für einen Jungen sogar sehr ordentlich. Scheinbar räumt Calvins Mutter ihm auch ständig hinterher, so wie es meine Mutter tut. „Oliver?“, höre ich eine leise Stimme. Ich drehe mich um und stehe direkt vor Calvin. Er liegt im Bett und sein verstauchter Knöchel lugt bandagiert unter der Bettdecke hervor. Ich lächele schief und hebe etwas unbehaglich die Hand. „Hey! Wie geht’s dir?“, frage ich ihn, nur um überhaupt etwas zu sagen. Er sieht mich an und schüttelt den Kopf. „Geht so, ich kann ein paar Wochen nicht laufen.“ Ich nicke und sehe auf seinen Fuß. Es tut mir irgendwie leid, dabei ist es nicht mal meine Schuld gewesen, dass es passiert ist. Schweigend stehe ich im Zimmer herum und erst als Frau Janke mit einem beladenen Tablett ins Zimmer kommt, regen wir uns wieder. Sie stellt das Tablett auf einem kleinen Beistelltisch ab und geht aus dem Zimmer. Ich gehe langsam auf Calvins Bett zu und setze mich auf die Matratze, er rückt leicht ab, um mir Platz zu machen. Calvin setzt sich etwas im Bett auf und betrachtet mich, was mich schon leicht verlegen macht. Hastig schnappe ich mir eine Tasse mit Kaffee und kippe ordentlich Milch dazu. „Du magst immer noch keine bitteren Getränke?“, fragt Calvin mich und ich bekomme gerade mal ein Nicken zustande. „Wieso bist du hergekommen?“ Ich schiele zu ihm und brumme dann in meine Tasse. „Wollte nur mal sehen wie es dir geht, weil du den Rest der Woche nicht in der Schule warst.“ „Ach so...“, meint Calvin und starrt auf seine Hände, die er in seinen Schoß gebettet hat. Wieder schweigen wir. Krampfhaft suche ich nach einem Thema, aber mir fällt einfach nichts ein. Ich sehe zu Calvin und betrachte ihn, während er nachdenklich sein belegtes Brot isst. Als er aufsieht, treffen sich unsere Blicke. Ich schlucke und sehe hastig wieder in meine Tasse. „Wie ist es so in Amerika?“, fragt Calvin mich und geht nicht weiter darauf ein, dass ich seinem Blick ausweiche. Ich drehe meine Tasse in der Hand und betrachte die hellbraune Brühe, welche leicht hin- und herschwappt. „Ganz okay...“, erwidere ich wage. Calvin sieht mich an. „Sehr gesprächig bist du ja nicht gerade.“ Ich sehe auf und direkt in seine Augen. Er hat sich etwas vorgebeugt und ist mir mit einem Mal so nahe, dass ich rot anlaufe und hoffe, er würde es nicht merken. „Na ja, also...“ Was soll ich ihm denn erzählen? Ich habe keine Ahnung und seine Nähe macht es auch nicht unbedingt besser, eher schlimmer, denn ich kann keinen klaren Gedanken fassen, wenn er mich so direkt anstarrt. Ich lecke mir über meine trockenen Lippen und bemerke, dass er mir dabei zusieht. Mit klopfendem Herzen drehe ich meinen Kopf zur Seite und sehe wieder stur in meine Tasse. „Wa-was willst du denn wissen?“, stammele ich und spüre die aufwallende Hitze in meinem Gesicht. „Na ja, es kommt so plötzlich, dass du wieder hier in Deutschland lebst. Wieso seid ihr zurückgezogen?“, fragt Calvin mich und sieht mich an. Ich verziehe meinen Mund. „Mein Vater hatte einen Siebenjahresvertrag bekommen und den konnte er unmöglich abschlagen. Ich wollte damals nicht mitgehen, aber wir haben hier niemanden von der Verwandtschaft, der mich genommen hätte. Das hätten meine Eltern auch nicht zugelassen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mitzugehen.“, erkläre ich ihm und trinke einen Schluck von dem Kaffee. „Danach sind wir zurückgezogen. Der Vertrag ist abgelaufen und Dad hat hier eine Stelle bekommen. Klar, er hätte auch in Amerika arbeiten können, aber wir sind nun mal fest davon ausgegangen, dass wir danach zurück nach Deutschland ziehen. Amerika ist schon toll, aber ich hab halt auch meine Heimat vermisst.“ Ich trinke wieder einen Schluck, weil ich nichts mehr zu sagen habe. „Du hast mir gefehlt...“, kommt es von Calvin. Prompt verschlucke ich mich und muss stark husten. Tränen treten mir in die Augen und ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Calvin versucht mir beruhigend auf den Rücken zu klopfen, macht es damit allerdings nur noch schlimmer. Ich schiebe seine Hand weg. Mag ja eine gutgemeinte Geste sein, aber es bringt nun mal nichts. Ich sehe ihn an und hole tief Luft. „Geht schon wieder!“, krächze ich hastig, damit er es nicht missversteht. Calvin sieht mich prüfend an und lächelt leicht. Er sieht umwerfend aus, mein Herz klopft unruhig in meiner Brust und am liebsten würde ich ihn jetzt fest an mich drücken. Ich kann mich nur nicht dazu überwinden, weil ich nicht genau weiß, ob das was Elena gesagt hat, auch wirklich stimmt. Ich will nichts Falsches tun, ihn nicht schon wieder verlieren. Während ich so in meinen Gedanken verweile, leert Calvin das Tablett Stück für Stück und betrachtet mich. Ich drehe wieder meinen Kopf zu ihm und lächele ihn an. Er erwidert es und ertappt sehe ich ihn an. Schon allein so eine kleine Geste bringt mich heute völlig aus dem Konzept. Was ist nur los mit mir? „Sag mal...“, ich halte inne und weiß nicht wie ich es richtig angehen soll. Ich will Calvin nicht vor den Kopf stoßen, aber ich mache mir eben Sorgen um ihn. „Seit wann wirst du schon in der Schule gemobbt?“ Ich halte die Luft an und wage es kaum, ihn anzusehen. Er antwortet mir nicht und als ich mich doch noch dazu durchringe, Calvin ins Gesicht zu sehen, kann ich den Schmerz in seinen Augen sehen. Er schluckt und dreht seinen Kopf zur Wand. „Was soll das? Wieso fragst du mich das?“ „Weil es wichtig ist und ich will, dass sie damit aufhören!“, meine ich eindringlich und ziehe sein Gesicht zu mir. Ich weiß genau, was passiert ist. Elena hat es mir ja bereits erzählt, aber ich will es eben noch einmal genau von Calvin wissen. Ich muss wissen, was da passiert ist, damit ich ihm überhaupt helfen kann. Ich will für ihn da sein und ihn trösten. Ich will, dass er nicht mehr so verletzt wird! „Calvin, erzähl mir davon. Bitte!“, fordere ich ihn auf und Calvin hebt seinen Blick und sieht mir nun direkt in die Augen. Seinen Blick kann ich nicht deuten, ich weiß nicht, was er gerade empfindet. Trotzdem habe ich den Drang ihn jetzt in meine Arme zu schließen, ihn zu küssen und ihm einfach nur zu sagen, wie gern ich ihn habe. Ich bringe es nicht über mich. Calvins Lippen öffnen sich ein wenig, er sucht nach Worten und sein Blick senkt sich zur Bettdecke. Ich lasse sein Kinn los und rücke etwas näher heran. Ich lausche angestrengt, habe Angst, ich könnte ein wichtiges Detail nicht mitbekommen, dabei hat er noch gar nichts gesagt. „I-ich...“, fängt Calvin stammelnd an und weiß nicht was er sagen solle. Seine Stimme klingt so unsicher. Wird er es mir überhaupt erzählen? Nervös leckt er sich über seine Lippen, so dass sie glänzen und ich komme nicht umhin darauf zu starren. „Ich bin schon seit Ewigkeiten in dich verliebt...“, meint er unsicher und sieht mich nicht an. Ich starre zu ihm, sehe ihn aber nicht wirklich. Habe ich mich gerade verhört? Wunschdenken? Das kann er gerade unmöglich gesagt haben. Bilde ich mir das etwa ein? „Äh, also, ich...“, was soll ich ihm denn nun sagen? Mein Kopf ist mit einem Mal komplett leer gefegt und ich habe keine Ahnung, wie ich ihm nun darauf antworten soll. Wieso fühle ich mich auf einmal so durcheinander? Sollte ich mich denn nicht darüber freuen? Ich habe es doch die ganze Zeit so sehr gehofft. Wieso bin ich denn dann jetzt nicht glücklich? Calvin beißt sich auf die Unterlippe und schüttelt leicht seinen Kopf. „Als du weggezogen bist, habe ich mich verlassen gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass du mich im Stich gelassen hast. Blöd, ich weiß. Ich hab dich halt vermisst und außer dir hatte ich nicht gerade viele Freunde...“, mit einem gequälten Gesichtsausdruck fährt er sich mit seinen Fingern durch seine rabenschwarzen Haare. Angespannt sitze ich neben ihm und habe keine Ahnung, ob ich jetzt etwas sagen muss oder besser meine Klappe halte. „Ich hatte keine Lust mehr, mir neue Freunde zu suchen. Ich wollte eben nicht schon wieder im Stich gelassen werden. Mir hat ja keiner gesagt, wieso du weggezogen bist. Ich bin davon ausgegangen, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest.“, gesteht Calvin mir und ich sehe ihm deutlich an, wie schwer es ihm fällt, darüber zu reden. „Ich habe es irgendwie geschafft, meine Gefühle im Zaun zu halten. Ich habe auch niemandem erzählt, dass ich dich mag. Ich habe es immer für mich behalten. Irgendwann wollte ich sehen, ob ich nur auf dich stehe oder ob ich mich auch wieder neu verlieben könnte. Ich habe mich mit einem Jungen aus deiner Klasse angefreundet. Ich mochte ihn irgendwie. Anfangs lief ja auch alles ganz gut zwischen uns. Wir haben uns prima verstanden, aber mit der Zeit, als ich anfing mich ihm zu nähern, wurde es ihm wohl zu viel. Er hat mir gesagt er ist nicht schwul und dass er auf Frauen steht. Ich habe das ja auch verstanden und ihn in Ruhe gelassen, aber irgendwann hat er es wohl seiner Freundin erzählt...“ Calvin bricht ab und ich greife nach seiner Hand, streiche ihm über den Handrücken und fühle mich so hilflos. Wie kann ich ihn nur aufmuntern? „Sie hat ihm erzählt, dass ich mich an sie rangemacht hätte. Sie wollte ihn wohl wütend machen. Er weiß, dass ich schwul bin, aber seitdem hasst er mich regelrecht.“ Calvin nimmt meine Hand zwischen seine Hände und betrachtet meine Handinnenfläche. „Er ist ausgerastet... “ Er lacht kurz auf und sieht mir ins Gesicht. „Ich bin so dumm gewesen. Ich habe ihn in Ruhe gelassen und dann hetzt er auch noch seine Freunde auf mich.“ „Er hat nicht mehr aufgehört...“, stelle ich wütend fest und balle meine Hände zu Fäusten. Beruhigend streicht Calvin mit seinen Fingern darüber, aber es hilft nicht. Ich würde diesen Typen am liebsten verprügeln und ich habe seine dämliche Freundin auch noch angesprochen! Würde sie dasselbe auch mit mir machen, wenn ich nicht locker gelassen hätte? Ich sehe Calvin an und versuche mich zu beruhigen. Ich setze mich im Schneidersitz auf das Bett, nachdem ich mir meine Turnschuhe abgestreift habe und sitze nun etwas dichter vor Calvin. Die leichte Röte in seinem Gesicht, kann er nicht verbergen. „Was ist das mit dir und Elena? Wieso hasst ihr euch so?“, frage ich ihn noch. Calvin verzieht sein Gesicht und grummelt leicht. „Komm schon, sag's mir!“ Ein verdächtiges Glitzern macht sich in seinen Augen bemerkbar. „Ich habe ihr gesagt, dass ich schwul bin. Sie fand es gar nicht so schlimm und hatte auch kein Problem damit, aber als ich ihr erzählte, dass ich in dich verliebt bin, hat sie angefangen mich zu meiden und wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich habe es anfangs nicht verstanden. Ich dachte, es liegt an meiner Neigung zu Männern, aber das ist es nicht. Sie war nur eifersüchtig. Sie ist in dich verliebt und sie gönnt mir meine Gefühle nicht.“ Calvin sieht mich an und schluckt. „Ich wollte mich ja wieder mit ihr anfreunden, aber sie blockt immer wieder ab. Sie redet mich bei allen schlecht...“ Calvins Stimme wird brüchig. Ich seufze. Er hat Elena schon immer gemocht, kein Wunder, dass er jetzt so fertig ist. „Calvin, ich mag dich auch!“, meine ich und sehe ihn ernst an. Er erwidert meinen Blick, lächelt und wischt sich dann mit dem Ärmel über die Augen. „Das musst du nicht sagen, damit es mir besser geht.“ Er scheint es nicht zu verstehen. Noch immer schaue ich ihn an und weiß nicht, wie ich es ihm klar machen soll, dass seine Gefühle erwidert werden. Zwar bin ich noch nicht so weit, dass ich ihm meine Liebe gestehen kann, aber ich fühle mich doch ziemlich zu ihm hingezogen. Ich meine, dass ist doch schon mal ein Anfang, oder nicht? Calvin weicht meinem Blick aus und scheint mich wirklich nicht ernst nehmen zu wollen. Mein Blick fällt auf seine Lippen. Soll ich ihn küssen? Vielleicht versteht er dann was ich meine? Ich beuge mich zögerlich vor und Calvin dreht sein Gesicht zu mir, verwirrt schaut er mich an und ich nutze diese Gelegenheit zu meinem Vorteil. Mein erster Kuss überhaupt und dann auch noch mit einem Jungen. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll, aber ich mache es einfach, überlege nicht lange, sondern presse meine Lippen auf seinen Mund. Etwas unsanft stoßen sie auf seine Lippen und ich komme mir schon ein wenig linkisch vor. Ich spüre wie ich knallrot werde und kneife meine Augen zusammen. Von Calvin spüre ich keine Regung. Habe ich etwas falsch gemacht? Zaghaft öffne ich meine Augen leicht und kann ihm nun direkt in sein fassungsloses Gesicht sehen. Unsicher ziehe ich mich etwas von ihm zurück. Sehr erfreut wirkt Calvin ja nicht auf mich. Was soll ich denn jetzt machen? „Was soll das?“, fragt Calvin mich ungläubig und sieht mich noch immer an. Jetzt bin ich es, der seinem Blick ausweicht. Ja, was war das eben eigentlich? „Na ja, ich wollte dir zeigen...“, weiter komme ich gar nicht, da spüre ich auch schon seine Lippen auf meinem Mund. Er zieht mich näher an sich und überrumpelt starre ich ihn an. Seine Lippen bewegen sich gegen meine und es fühlt sich gut an, wenn auch ungewohnt. Ich schließe meine Augen und lasse mich von ihm küssen. Calvins Hände machen sich auf eine Rundreise und gleiten fahrig über meinen Körper, krallen sich in mein Shirt und zerren daran. Seine Hände finden ihren Weg zu meinem Hintern und bleiben dort, wie ich errötend feststelle. Mit einem Ruck zieht er mich auf seinen Schoß. Ich schlinge meine Arme um seine Schultern und öffne vor Schreck meinen Mund einen Spalt. Calvins Zunge dringt unsanft in meine Mundhöhle und erschrocken ziehe ich meinen Kopf zurück, was Calvin's Hand an meinem Hinterkopf aber unterbindet, mich sogar noch näher an ihn heran drückt. Ich kneife meine Augen zu und rutsche auf seinem Schoß hin und her, was Calvin aufstöhnen lässt. Eine Gänsehaut überkommt mich dabei. Calvin lässt sich nach hinten sinken und zieht mich einfach mit sich mit. Wir kommen zum Liegen und ich kann seine Hände fühlen, die sich unter mein Shirt schleichen und meine Haut berühren. Seine rechte Hand gleitet über meinen Hintern und unter den Stoff. Er greift fest in meine Pobacke und massiert sie. Ich muss zugeben, dass es sich ziemlich gut anfühlt. Seine andere Hand, die noch eben meinen Rücken entlanggefahren ist, gesellt sich hinzu und so umgreift er meinen Po noch fester, drückt mich dabei gegen seine Hüfte und erregt kann ich seinen Penis an meinem spüren. Ich keuche und kann nicht anders, als mich an ihm zu reiben. Calvin geht es nicht anders und auch er findet schnell gefallen an der ganzen Sache. Sein Kuss wird eindringlicher und intensiver, unser Keuchen hallt in meinen Ohren wider und so langsam verabschieden sich nach und nach meine Gehirnzellen. Unsere Körper reiben sich gierig aneinander. Calvin spreizt seine Beine und drückt mich noch fester an seine Erregung. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, überlasse ihm alles und erwidere lediglich den Kuss. Calvin stöhnt und greift mit seinen Händen nach dem Saum meines Shirts. Er zieht es immer höher und reißt es mir beinahe schon von meinem Körper. Das Shirt landet auf dem Boden neben dem Bett und sofort spüre ich Calvins Hände auf meinem Oberkörper, wie sie über meine Muskeln gleiten und meine Brustwarzen solange umkreisen, bis diese sich aufrichten. Ich stemme mich mit den Armen auf der Matratze ab und lasse seine Berührungen zu. Es fühlt sich gut an, seine Finger auf meiner erhitzten Haut zu spüren. Calvin öffnet seine Lippen und ich tue ihm den Gefallen ihn zu küssen. Seine Arme umschlingen mich, drücken mich auf seinen Körper und berühren mich überall. „Was macht ihr da?!“ Erschrocken reißen wir uns voneinander los und sehen ertappt zur Tür. Ich springe beinahe von Calvin herunter und sehe entsetzt in die Augen seiner Mutter. Wir haben gar nicht mitbekommen, dass sie das Zimmer betreten hat. Betreten sitzen wir auf dem Bett und sehen sie an, als wären wir Schwerverbrecher. Die kurze Stille im Zimmer ist erdrückend und keiner von uns beiden wagt es auch nur ein Wort zu sagen. „Ich habe schon immer gewusst, dass du kein guter Umgang für meinen Sohn bist! Sieh zu, dass du Land gewinnst! Verschwinde! Los! Raus hier!“, meckert Frau Janke wütend und mir klopft das Herz bis zum Hals. Sie ist also immer noch ganz die Alte. Ich schnappe mir mein Shirt, ziehe es mir hastig über und schlüpfe in meine Turnschuhe. Ich wage es kaum Calvin anzusehen und verschwinde schleunigst aus seinem Zimmer. Noch im Flur kann ich hören, wie die beiden oben miteinander streiten. Die Haustür fällt hinter mir ins Schloss und so schnell ich kann renne ich nach Hause. Ich fühle mich wie auf der Flucht und alle möglichen Gedanken drängen sich mir auf. Nach einiger Zeit werde ich langsamer, bis ich stehen bleibe, um wieder zu Atem zu kommen. „Yes! Das war mein erster Kuss!“, rufe ich gut gelaunt und ein breites Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Was mir aber schnell vergeht, nachdem ich aufsehe und direkt in Elenas Augen blicke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)