Awakening von abgemeldet (Honor, Family, Love) ================================================================================ Kapitel 16: The Somebody that I Am ---------------------------------- Er erwachte mit der aufgehenden Sonne. Sein erster Gedanke war sie und so fiel auch sein erster Blick auf ihre zierliche Gestalt, die sich unter den Lacken eingerollt hatte. Ihr Atem ging ruhig und er musste Lächeln. Für ihn gab es nichts schöneres, als am Morgen neben ihr aufzuwachen und zu wissen, dass sie ihn nicht verlassen hatte. Langsam und leise, um sie nicht zu wecken, erhob er sich und begann sich seine Sachen überzuziehen. Gerade hatte er seine Hose übergestreift, da wurde unaufgefordert die Türe einen Spalt geöffnet und Robin streckte seinen zerzausten braunblonden Kopf herein. „Ah, guten Morgen, Guy.“, trällerte er und der Ritter hielt verschreckt seinen Zeigefinger mahnend an seine Lippen. „Ruhig. Sie schläft noch. Wehe du weckst sie!“, zischte er und wandte sich von dem Outlaw ab, um nach seinem Hemd zu suchen, dass irgendwo herumliegen musste. Robin musterte den anderen Mann und grinste. Überall auf Guys Oberkörper waren tiefe Kratzer und Blutergüsse zu sehen. „Wie unschwer zu erkennen ist, hattest du letzte Nacht deinen Spaß mit der Kleinen.“, bemerkte er beiläufig als Guy endlich das vermisste schwarze Hemd entdeckt hatte und es sich überzog. Mit hochrotem Kopf schmälerten sich seine Augen. „Das geht dich gar nichts an.“, murrte er und angelte nach einem seiner Stiefel, der unter dem Bett lag. Sich das Lachen zu verkneifen, fiel dem Anführer der Gesetzlosen wirklich schwer. „Schon gut. Ich bin auch eigentlich wegen etwas anderem hier. Komm mal mit.“, raunte er ihm zu und winkte ihn hinter sich her. Die Augen verdrehend folgte Guy ihm und wurde an ein anderes Fenster geführt. Robin zeigte auf den Eingang des Wirtshauses. Oh, nein! Nicht schon wieder die! Vor ihrer Unterkunft tänzelten mindestens ein Dutzend Schlachtrösser, inklusive Reiter. Die Schergen des Sheriffs hatten also irgendwie davon Wind bekommen, dass sie sich in diesem Dorf aufhielten. Konnte Vaisey sie nicht einfach in Ruhe lassen? „Wir sollten uns wohl besser aus dem Staub machen.“, erklang mit einem Mal die Stimme einer Frau hinter den beiden Männern. Als sie sich umdrehten, war es Alyssa, die sie erblickten, und ihre Augen weiteten sich bei ihrem Anblick. „Oho... Was für eine Augenweide. Alyssa... Ich muss schon sagen! Auch wenn du beinahe eine weibliche Ausführung von unserem lieben Guy abgibst. Es hat wirklich was...“, brabbelte er vor sich hin und musterte sie von oben bis unten. Guy warf ihm einen finsteren, eifersüchtigen Blick zu. Der sollte sie bloß nicht so anstarren! Aber auch er musste zugeben, dass sie mal wieder beinahe alle Dimensionen seiner Vorstellungskraft gesprengt hatte. Sie trug eine hautenge mit lederbesetzte Reithose, eine weiße Bluse und darüber eine lederne Unterbrustcorsage, die mit Ornamenten verziert war. Die Stiefel, die sie trug waren auch aus schwarzem Leder und hatten recht hohe Absätze, die sie etwas größer wirken ließen. Ein schwerer Samtumhang bedeckte ihre schmalen Schultern. „Liebste, du... Ich...“, stammelte er vor sich hin und seine Lider flatterten aufgeregt, da er nicht wusste, wo er zuerst hingucken sollte. Gott! Wenn Robin jetzt nicht daneben stehen würde, hätte er sie gepackt und ihr die Sachen wieder vom Leib gerissen! „Ich weiß, mein Lieber. Aber darüber reden wir später. Kommt lieber. Wir müssen die Anderen holen und verschwinden!“, forderte sie die Beiden amüsiert auf und griff nach Guys Hand, um ihn hinter sich herzuziehen. Auf den Weg nach unten trafen sie auf den Rest des Gefolges, bis auf Alan, der bereits in den Ställen war, um die Pferde zu satteln. Und leider auch auf die Soldaten des Sheriffs, die sich ihnen in den Weg stellten. „Sir Guy of Gisborne! Ihr und Eure kleine Dirne werdet aufgefordert zurück nach Nottingham zu kommen. Befehl des Sheriffs.“, sprach einer der Männer, die allesamt ihre Schwerter gezogen hatten. Auch die Outlaws griffen nach ihren Waffen. Guy hatte sich beschützend vor Alyssa gestellt, doch gerade die riss ihr Mundwerk umso weiter auf. „Der Sheriff kann uns mal gewaltig!“, entgegnete sie und zog ihr eigenes schmales Schwert, um dem Mann, der sie aufgefordert hatte dem Befehl folge zu leisten, die Stirn zu bieten. Schnell war das Gasthaus vom Klang der Klingen erfüllt. In den ersten Augenblicken sah es für die Gesetzlosen gut aus, doch auf einmal bemerkte Much, dass den Soldaten Verstärkung hinterhergeschickt worden war. Also flüchteten sie sich nach draußen und sprangen auf ihre Pferde, um so schnell wie möglich davon zu galoppieren. Robin drehte sich noch einmal auf seinem Pferd um, um noch ein letztes Mal einen Pfeil abzufeuern. Alyssa tat es ihm gleich und traf sogar einen der Verfolger in die Schulter. „Das war einfach Irre! Oh, ich hätte nie gedacht, dass ein Leben als Outlaw so aufregend sein kann!“, strahlte sie und klopfte den Hals ihrer Stute, die schnaufend in einen Trott verfiel. Guy ritt direkt neben ihr und warf ihr einen erbosten, und gleichzeitig besorgten, Gesichtausdruck zu. Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Sie hatten alle bei dieser Aktion draufgehen können oder zumindest hätte man sie festnehmen können. „Können wir nicht einfach mit Robin und den anderen im Wald leben? Wir bräuchten uns keine Sorgen darüber machen, dass man uns trennt, Liebster.“, wandte sie ein und sein Blick wurde auf einmal wütender. „Willst du wirklich das aufgeben, was dir zusteht? Sei nicht töricht, Alyssa. Du gehörst nicht in einen Wald, sondern nach Hereford Castle.“, erinnerte er sie und stieß seine Fersen in die Flanken des Hengstes, um vorauszutraben. Sie starrte ihm hinterher, bedrückt darüber, dass ihm das alles so mitnahm. Sie wusste, dass er nur das Beste für sie wollte. Das war es schon lange nicht mehr hatte. Eine Familie, Land und Ehre. Sie lächelte innerlich. Dabei war er doch das Beste für sie. Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie beobachten, wie jemand sich zu ihr gesellte. Ihre goldene Stute tänzelte aufgeregt, als ein dunkelbrauner Wallach in ihr Tempo einfiel. „Ruhig, Dawn.“, beschwichtigte sie das feurige Gemüt des Tieres und tätschelte dessen Schulter. Als sie ihren Blick dem Reiter zuwandte, strahlte ihr Robins charismatisches Lächeln entgegen. Sie konnte verstehen, warum Cate ihm so verfallen war. „Macht er dich so glücklich, dass du selbst nach einem Streit mit ihm noch darüber lächeln kannst?“, erkundigte er sich neugierig und lehnte sich forschend zu ihr rüber. Sie lachte amüsiert und schob ihn zurück in seinen Sattel. „Mehr als das... Wenn ein Mensch mehr als Glück empfinden kann.“, entgegnete sie und zwinkerte ihm zu. Der Anführer der Outlaws kratzte sich am Kopf. „Das ist mir immer noch ein Rätsel. Du bist eine eigenartige Frau, Alyssa.“, murmelte er und belustigte sie damit erneut. „Was ist dir denn an der Liebe so ein Rätsel?“, harkte sie nach und ihre blauen Augen blitzten geheimnisvoll auf. „Na ja, die ganzen schlechten Dinge, die du bis jetzt über ihn gehört hast... Es wundert mich nur, dass du ihn immer noch so vergötterst.“, versuchte er ihr klarzumachen, was ihn daran zweifeln ließ, dass sie so jemanden wie Guy lieben konnte. „Weißt du, Robin... Wenn wir uns geliebt haben und beieinander liegen, dann ist er anders... Ein anderer Mann, als du ihn vielleicht kennst. Er beteuert immer wie wichtig ich ihm bin und er ist zärtlich und liebevoll. Und das Alles lässt mich vergessen, was er in seiner Vergangenheit schreckliches getan hat. Denn es sind diese Momente, die wirklich zählen.“, offenbarte sie ihm und er lächelte mit gerührtem Blick. Wieder dachte er an Marian, als er sie ansah. Sie hatte auch immer das Gute in jedem gesehen, selbst wenn dieser jemand für alle anderen verloren war. So wie Guy. Sie ritten weiter und weiter. Schließlich überquerten sie die Grenze nach Herefordshire. Für Alyssa war es so, als würde ein Traum wahr werden. Die Landschaft kam ihr unglaublich bekannt vor und sie atmete tief die kühle Winterluft ein. Ein angenehmes Kratzen breitete sich in ihren Lungen aus und sie schmunzelte. Aber die größte Überraschung kam für sie, als sie die Burg erreichten. Es war genau so, wie sie es immer gesehen hatte. Das weiße Gemäuer ragte vor ihnen in den Himmel, als sie den Buchenhain, der darum lag, durchquerten. Die Bäume waren kahl, da sie über den Winter alle ihre Blätter verloren hatten. Doch der kleine Fluss schlängelte sich zwischen ihnen hindurch und glitzerte silbern in der Sonne. Guy bemerkte das Lächeln, dass sich auf Alyssas Lippen ausbreitete. „Freust du dich?“, raunte er ihr fragend zu und griff zu ihr hinüber, um ihre Hand in seine zu nehmen. Sie wirkte wie ein Engel, wenn sie so strahlte, und das steckte ihn förmlich an. „Es ist so, als wäre ich nie fort gewesen.“, erwiderte sie und schloss die Augen, um die wärmenden Sonnenstrahlen besser spüren zu können. Ja, sie war wieder zu Hause. Doch ihre gute Laune wurde schlagartig zerstört, als sie das Tor passieren wollten. „Halt, wer seid ihr und was wollt ihr in Hereford?“, fragte sie ein Soldat und senkte einen Sperr, sodass sie gezwungen waren ihre Pferde anzuhalten. Ein Zweiter kam hinzu. Robin war der Erste, der seine Worte wiederfand. „Guten Tag, mein Freund. Wir sind in Hereford, um Lord Henry und seiner Frau, Lady Matilda, etwas wiederzugeben, dass sie schon lange suchen.“, klärte er dem Mann auf, der dadurch allerdings nur noch verwirrter dreinschaute. „Und das wäre?“, harkte er nach. „Ihre Tochter. Alyssa.“, gab er zurück und die Augen des Mannes wurden immer weiter, dann schickte er seinen Partner los, der innerhalb von zwanzig Minuten zurück kam. Diesmal allerdings in Begleitung eines älteren Mannes, in Reitleder gekleidet, auf einem großen fuchsfarbenen Hengst, der beinahe so imposant war, wie der von Guy. Der Mann selbst war eine Art männliche Version von Matilda of Hereford, mit stahlgrauen Haar. Als er auf die Gruppe zuritt, fiel ihm Guy sofort auf und ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Guy of Gisborne? Was führt Euch nach Hereford und das mit einem derartigen Gesindel im Schlepptau?“, begrüßte er den jüngeren Ritter und ließ seinen Blick über die Anderen schweifen, wobei nur noch das Naserümpfen gefehlt hätte, um seinem Eindruck Ausdruck zu verleihen. Die Augenbrauen des Jüngeren zogen sich herablassend hoch. „Für Euch immer noch Sir Guy of Gisborne, Sir Braden. Und das hier ist Robin of Locksely, der Earl of Huntington. Wir sind hier, um mit Eurer wehrten Schwester und ihrem Gemahl zu sprechen.“, erklärte er die Gefolgschaft. Sir Braden warf einen abschätzenden Blick auf Robin, der nur breit grinste. Dann, es war nicht mehr als ein Augenblick, doch es schien ihr wie eine Minute, verweilten seine blassblauen Augen auf ihr und Alyssas Herz machte einen Sprung. Sein Gesicht war ihr so unglaublich bekannt. Sie erinnerte sie daran, dass sie als kleines Mädchen mit ihm und ihren Brüdern im Garten gespielt hatte und dass er ihr einmal eine Puppe geschenkt hatte. Mit einem roten Kleid. „Lord Henry ist wieder ins heilige Land geordert worden. In der Zeit ist meine Schwester alleinige Herrin über Hereford Castle... Also, aus welchem Grund wollt ihr mit ihr reden, Sir Guy?“, wandte er sich dann wieder an den Mann, der sich räusperte und auf Alyssa zeigte. „Wir haben ihre Tochter gefunden.“, entgegnete er und die Augen des Älteren weiteten sich. Seine Verblüffung schien auf seinen Hengst überzugehen, denn dieser tippelte auf einmal nervösschnaubend von der einen in die andere Richtung. Auch er schien sie zu erkennen, was man in seinem Gesicht erkannte. Doch er wollte es nicht zugeben. „Das kann überhaupt nicht sein. Alyssa ist tot. Sie wurde entführt mit vier Jahren und man hat nie wieder etwas von ihr gehört, geschweige denn gesehen.“, stammelte er drauf los, doch nun unterbrach ihn Robin. „Nein, ist sie nicht. Und dieses Mädchen kann sogar beweisen, dass sie Alyssa of Hereford ist. Wenn Ihr ihr eine Chance gebt.“, brachte er, mehr fordernd, als bittend hervor. Mit blitzenden Augen tauschten die Männer Blicke aus und keiner von ihnen schien dem anderen nachgeben zu wollen. Der Ritter murmelte etwas in seinen ergrauten Vollbart hinein und nickte dann einverstanden, um ihnen vorauszureiten. Auf dem Weg zum Castle wurden sie von Bürgern begrüßt, die sie etwas argwöhnisch betrachteten und anfingen miteinander zu tuscheln. Anscheinend wussten einige von ihnen, wer Guy und Robin waren und somit auch deren Gefolgschaft zumindest vom Sehenhören kannten. Das Castle war vom Nahen noch viel imposanter, als von außerhalb der Mauern. Der weiße Stein schimmerte silbern im schwachen Licht der Sonne und ein Falke flog kreischend über die Turmspitze hinweg, um sich in einen Horst niederzulassen. Vielleicht hatte er Junge, das konnte man vom Erdboden aus nicht sagen. Ihnen wurden die Pferde von Stallburschen abgenommen und versorgt und die wurden allesamt von Sir Braden aufgefordert ihm erneut zu folgen. „Lady Matilda ist in ihren Gemächern. Ich werde sie fragen, ob sie überhaupt Zeit für solchen Besuch hat.“, knurrte er säuerlich, da er ehrlich gesagt keine Lust darauf hatte, dass seine Schwester noch einmal einen Schwindel, im Bezug auf das Verschwinden ihrer Tochter, ertragen musste. Es waren schon zu viele Mädchen gekommen, die gesagt hatten, sie wären Alyssa of Hereford. Doch keine hatte das Familienmahl getragen. Warum sollte es also bei dieser jungen Dame anders sein? Mit langen Schritten schritt er ihnen voraus und sie eilten ihm nach, wobei sie sich natürlich nicht nehmen lassen, die Pracht der Burg auf sich wirken zu lassen. Hereford Castle war bei Weitem prachtvoller als Nottingham Castle. Nicht so finster und trostlos, sondern freundlich und einladend mit den bunten Wandteppichen, auf denen Jäger und Ritter zu Pferd mit ihren Jagdhunden abgebildet waren. Einige erzählten sogar Geschichten von Fabelwesen, wie Einhörnern oder Drachen. Beinahe alle zwei Meter erleuchtete eine Fackel ihnen den Weg und Alyssa sah sich in den Gängen herumtollen und nach Geistern suchen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und sie griff unbewusst nach Guys Hand, der die ihre fest drückte. Vor einer großen Eichentür blieb Braden stehen und klopfte kurz, um dann einzutreten und die Türe vor den Nasen der neugierigen Outlaws zuschließen. Es dauerte seine Zeit bis ihnen wieder die Türe geöffnet wurde, diesmal war es ein Bediensteter. „Ihr dürft eintreten.“, bat er sie und öffnete die Türe etwas weiter. So wollten sie alle hinein, doch er hielt sie noch einmal zurück. „Nur Lord Robin, Sir Guy und das Mädchen.“, fügte er hinzu und so mussten ihre Freunde draußen warten und konnten nur erahnen, was in dem Raum passieren würde. Die hübsche Lady of Hereford saß auf einem alten, bequem gepolstertem Stuhl. Ihre schwarzen Locken legten sich um ihr, trotz der kleinen Falten, immer noch jugendliches Gesicht. Sir Branden stand zu ihrer rechten Seite, wie eine Art Bewacher, und zur ihrer Linken lag ein großer, alter Jagdhund mit zotteligen grauen Fell. „Sir Guy of Gisborne, ich bin erfreut darüber, dass Ihr dem Urteil des Sheriffs entkommen konntet. Und Lord Robin of Huntington oder lieber Robin Hood? Der berühmte Gesetzesbrecher, der den Reichen nimmt und den Armen gibt. Ganz England redet von Euch.“, grüßte sie die zwei Männer und beide erwiesen ihr den Respekt ihre Hand zu küssen. „Lady Matilda. Ich schäme mich, dass ich als Outlaw vor Euch treten muss, aber es gibt etwas, dass ich nicht länger vor Euch versteckt halten will.“, entgegnete Guy auf die Begrüßung und erhob sich vorsichtig, um Platz zu machen, damit sie auf das junge Mädchen sehen konnte. Mit taxierenden, etwas eisigen Blick, der dem von Sir Braden glich, betrachtete sie Alyssa und lächelte dann, um sich wieder an den jungen Ritter zu wenden. „Ihr bringt mir Eure Dienstmagd, Sir Guy?“, harkte sie nach und bevor er noch etwas erwidern konnte, war es sie, die sich einmischte. „Matilda... Ich meine, my Lady... Bitte, hört mich an. Seit ich Euch das erste Mal in Nottingham begegnete, wusste ich, dass es etwas gibt, dass uns verbindet.“, sprach sie drauflos und wollte auf die Frau zugehen, doch Sir Braden griff nach dem Griff seines Schwertes, was auch Robin und Guy in Alarmbereitschaft versetzte. Doch die Lady of Hereford hob beschwichtigend ihre Hand und winkte Alyssa dann zu sich ran. „Wie kommst du dadrauf, Kind?“, wollte sie wissen und man konnte genau sehen, dass sie sich Hoffnungen machte, dass es diesmal das richtige Mädchen sein könnte. Alyssa kniete sich vor ihr und nahm ihre Hände in ihre, um sie vertraut zu streicheln. „My Lady... Ich habe Träume, die ich mir nicht erklären kann. Von einem Schloss, das diesem hier bis aufs kleinste Detail gleicht. Von einem Schlossgarten übersät von Rosensträuchern. Weiße Rosen im Sommer. Und weitere Blumen. Margeriten, Dahlien und Narzissen. Ich spiele mit drei Jungen. Einer sehr viel Älter, bald schon ein Ritter, Humphrey. Er sah aus wie euer Ehemann. Und zwei jüngere Rabauken, Ralph und Henry, die immer nur Unsinn aushecken.“, begann sie und die Augen der Frau begangen zu zittern. Woher konnte sie all das wissen? „Ihr habt uns gerne beim Spielen beobachtet, während ihr gestickt habt. Lord Henry hat uns das Bogenschießen beigebracht, obwohl Ralph und Henry immer geschimpft haben, dass ich nicht mitmachen dürfe, weil ich ja eine junge Lady bin und kein Ritter.“, führte sie ihre Erzählung weiter und warf einen Blick auf Sir Braden. „Wir sind auch oft ausreiten gegangen mit unserem lieben Onkel, der uns bei jedem Besuch Geschenke mitgebracht hat. Einmal schenkte er mir eine Puppe, mit einem roten Kleid und blonden Haar, doch Henry hat sie mir weggenommen und ihr das Haar abgeschnitten, wofür er fürchterlichen Ärger bekommen hatte, sodass er sich weinend bei mir... bei mir entschuldigte.“, brach es aus ihr heraus und sie ließ den Tränen freien Lauf. Die Erinnerung an ihre Brüder machte sie traurig, da sie nie wieder mit ihnen so ausgelassen tollen konnte. Auch Matilda weinte mittlerweile und auch Guy und Robin waren von ihrer Geschichte zutiefst berührt. Sie zog Alyssa zu sich hoch und schloss sie in ihre Arme. „Oh, mein Mädchen. Mein kleines Mädchen, bist du es wirklich?“, fragte sie noch einmal, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Die junge Frau nickte wild und ließ sich von der wiedergefundenen Mutter einen Kuss auf die Stirn drücken. „Ja, Mutter. Oh, ich habe so lange auf diesen Tag gewartet.“, freute sie sich und schmiegte sich in die Arme der anderen Frau. Der Einzige, der immer noch nicht an das Alles glaubte, war der Bruder der Lady. Sir Braden ließ auch nichts anbrennen, sondern packte Alyssa und zerrte sie aus den Armen ihrer Mutter, um sie in Guys und Robins Richtung zu schleudern. Die beiden jungen Männer konnten sie gerade noch auffangen, bevor sie auf den Boden aufgeprallt wäre. „Braden, was ist denn auf einmal los mit dir?“, empörte Matilda sich über das Verhalten des Älteren und er sah sie erbost an. „Du bist so naiv, Schwester. Wie kannst du dir sicher sein, dass sie es wirklich ist? Sie könnte sich das Wissen auch einfach nur angeeignet haben.“, hinterfragte er das Gehörte und zog damit Guys Zorn auf sich, dem er jetzt freien Lauf lassen wollte. „Was fällt Euch ein, Braden! Wollt Ihr mir damit den Betrug unterstellen?!“, zischte er und ließ Alyssa in Robins Obhut, um auf den älteren Ritter zuzugehen. „Wieso nicht? Ihr seid immerhin schon vor dem Urteil des Sheriffs of Nottingham geflohen und habt Euch unter Gesetzlosen und Bauern versteckt! Vielleicht wollt Ihr Euch damit nur wieder Eure Ehre zurückkaufen!“, gab Sir Braden zurück und zog sein Schwert, um in einen Angriff überzugehen. Doch im letzten Moment riss sich Alyssa aus Robins Griff und warf sich zwischen die Beiden. „Wartet! Ich kann es beweisen! Bitte!“, flehte sie Sir Braden an, ihr eine Chance zu geben. Der Alte murrte in seinen Bart und sah dann auf seine Schwester zurück, die sich bereits verschreckt erhoben hatte, da sie mit einem Blutbad gerechnet hatte. „Alyssa...“, wisperte Guy ihr zu, doch sie strich ihm nur zärtlich und beruhigend über die Wange. Er sollte sich keine Sorgen um sie machen, sie wusste schon, wie sie ihm beweisen konnte, dass sie die Wahrheit sprachen. Schluckend wandte sie Sir Braden und Lady Matilda den Rücken zu, um die Schnüre ihrer Corsage zu öffnen und dann ihre Bluse über ihren Kopf zu ziehen. Guy senkte beschämt den Blick. Es war ihm mehr als unangenehm, das nun jeder, der sich im Raum befand ihre nackten Brüste sehen konnte, die doch allein für ihn bestimmt waren. Lady Matilda und Sir Braden stießen einen schockierten Ausruf hervor, denn nun sahen sie den eingebrannten Löwen auf ihrer Schulter. „Sie ist ja tatsächlich... Oh, Gott... Es tut mir so leid, Lady Alyssa!“, kam es ehrfürchtig von Braden und er ging vor ihr auf die Knie. Schnell zog sie sich wieder an, um ihrer Mutter in die Augen zu sehen. Die Frau konnte nun nicht mehr an sich halten und rannte auf das Mädchen zu, um sie wieder in ihre Arme zu schließen. „Oh, Alyssa! Mon petit tresór!“, schluchzte sie und sie hielten sich so fest, sie nur konnten. Nachdem sich die Wiedersehensfreude der Frauen etwas gelegt hatte, wurden auch die anderen Outlaws in den Raum gebeten und Matilda dankte jedem persönlich dafür, dass sie ihre Tochter sicher nach Hause gebracht hatte. Alyssa erzählte ihr und Sir Braden, was ihr in all den Jahren wiederfahren war. Dass ein Bauer in Caen sie gefunden hatte und sie bei sich aufgenommen hatte, dass sie von da aus an ein Bordell verkauft worden war und bei Lord Gilbert of Norwich und seiner schrecklichen Familie gelandet war. Und wie Guy ihr schließlich den Tod durch den Strick erspart hatte und wie gut er sie behandelt hatte. Dann klärten sie die Zwei darüber auf, dass der Sheriff plante Prince John zum König zu machen und dass sie Lord Henry und King Richard so schnell wie möglich darüber informieren sollten. Lady Matilda ließ sofort einen Brief aussenden, der um Hilfe in dieser Angelegenheit bitten sollte und in dem sie auch darum bat, dass man ihren Mann heimschicken sollte, damit er seine Tochter endlich wieder in die Arme schließen konnte. Den Tag ließen sie mit einer kleinen Feier ausklingen, denn trotz der Nachricht über den Komplott von Sheriff und Prinz, waren doch alle froh, dass es wieder einen Erben für Hereford Castle gab. Alyssa konnte ihr Strahlen überhaupt nicht verbergen. Sie war wieder dort, wo sie hingehörte. Sie war wieder die, die sie schon immer gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)