Awakening von abgemeldet (Honor, Family, Love) ================================================================================ Kapitel 12: Sins of his Past ---------------------------- Sie lief schnurstracks in den Kerker hinunter. Sie wollte jetzt nur noch zu ihm. Die Wachen wollten sie zuerst nicht vorbeilassen, aber sie schmeichelte ihnen etwas und schnell war der Weg frei. Hastig eilte sie die Treppen hinunter und sah sich dann in den düsteren Gängen um. „Guy?“, rief sie zaghaft nach ihm. Wo konnte er nur stecken? Das Verlies war, eigenartiger Weise ziemlich leer. Nur etwa ein Dutzend der Zellen waren besetzt. Von ganz weit hinten ertönte das Geraschel von Ketten und jemand versuchte sich durch die Gitterstäbe zu drücken. „Alyssa? Bist du das wirklich?“, fragte er sie und sie rannte, so schnell ihre Füße sie trugen, zu ihm. Als sie ihn erreichte griffen ihre Finger sofort nach seinem Gesicht und er tat dasselbe bei ihr. „Oh, Gott. Es geht dir gut.“, stellte er fest und sie lächelte, den Tränen nahe. „Ja... Ja, mein Liebster.“, versicherte sie ihm und streichelte über seine Stirn und seine Wange. Er war schmutzig und fühlte sich kalt an. Sie sah, dass man ihm nichts zu essen gebracht hatte. „Weiß Isabella schon, dass sie dich eingesperrt haben?“, wollte sie wissen und er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Und selbst wenn. Es würde sie nicht interessieren.“, murmelte er betrübt und sank auf die Knie nieder. Sie ließ sich mit ihm auf den Boden fallen und nahm seine Hände. Warum sollte es seine eigene Schwester nicht interessieren, dass man ihn so behandelte? „Ich gehe zu ihr und rede mit ihr. Sie ist deine Schwester. Sie wird nicht zulassen, dass der Sheriff dich einfach so hinrichten lässt.“, entgegnete sie und lehnte sich gegen die Eisenstäbe, die sie trennten, damit sich ihre Nasen berühren konnten. Dann hob sie seine Hände hoch, um sie liebevoll zu küssen. „Ich bin bald wieder bei dir, Guy.“, versprach sie ihm und ließ Schwerenherzens von ihm ab. Er sah ihr hinterher und schluckte. Sie würde Isabella nicht davon überzeugen können, dass Guy zu Unrecht hier unten saß. Niemals. „Wann werdet Ihr meinen Bruder hängen, my Lord?“, erkundigte Lady Isabella Thornton sich bei dem älteren Mann, der einen süßen Wein aus einem silbernen Becher trank und eine Pflaume verspeiste. „Nicht so ungeduldig, meine Liebe. Gisborne soll noch ein wenig dort unten schmoren. Außerdem habe ich mir eine bessere Strafe vorgestellt. Wir werden ihn köpfen und ganz Nottinghamshire ist dazu herzlich eingeladen. Danach werden wir feiern.“, klärte er die Edeldame auf, die amüsiert lachte. „Oh, my Lord. Ihr wisst wirklich, was unterhaltsam ist.“, amüsierte sie sich darüber. Der Sheriff lachte bespaßt und zeigte seinen goldenen Schneidezahn. „Ja... Fragt sich nur, was ich mit Gisbornes kleiner Dirne mache.“, murmelte er gedankenversunken vor sich hin. Sollte er sie verbrennen oder noch besser ertränken? Isabella schien zu ahnen, was er dachte, denn sie richtete sich mit verstörtem Gesicht an ihn. „Tut ihr bitte nichts.“, warf sie ein und der Sheriff verzog skeptisch das Gesicht. „Warum sollte ich sie am leben lassen?“, harkte er nach und musterte sein Gegenüber. Die blauen Augen der Lady huschten von der einen zur anderen Seite. „Nun ja... Sie ist ein Dienstmädchen. Macht sie zu einer Dienerin von Nottingham Castle. Sie könnte in der Küche arbeiten.“, schlug sie ihm vor, doch ihm war anscheinend etwas besseres eingefallen. „Nein, nein... Sie wird zu meiner persönlichen Dienerin. Ich mag ihr Temperament, was meiner Ansicht nach eine Verschwendung in den Händen Eures nichtsnutzigen Bruders war. Man muss so einem Weib zeigen, wo es langgeht.“, gab er vorfreudig von sich und Isabella erhob sich, um sich vor ihm zu verneigen. Ihr gefiel es zwar nicht, dass Alyssa nun nur wieder wie ein Gegenstand behandelt werden würde, aber andererseits war sie es auch selbst schuld. Sie hätte sich nie auf ihren Bruder einlassen dürfen. Hastig ging sie auf die Türe zu und stieß diese auf, um auf ihr Zimmer zu gehen. Alyssa, die die ganze Zeit über hinter der großen Eichentür gelauscht hatte, drückte sich an die Wand, um von der anderen Frau nicht entdeckt zu werden. Sie war fassungslos über dieses Gespräch. Wie konnte Isabella das nur tun? Sie hätte Guy verteidigen sollen und sich nicht noch darüber freuen sollen, dass der Sheriff vorhatte ihn zu köpfen. Was war da bloß vorgefallen? Die sandfarbene Mähne des Pferdes wehte wie gesponnene Seide durch den Wind und es galoppierte mit hocherhobenem Schweif durch die nächtliche Dunkelheit. Das Donnern der Hufe, wurde von dem gefallenen Schnee etwas gedämpft, doch umso mehr hörte man das angestrengte Schnaufen der goldenen Stute und ihrer Reiterin. Der schwarze Mantel flog hinter ihr her und Alyssa drückte ihre Fersen nur noch tiefer in die Flanken ihres Pferdes. Sie erreichten eine kleine Lichtung und sie verlangsamte in einen leichten Trab, um der Stute etwas Ruhe zu gönnen, während in ihrem Inneren ein Sturm tobte. Sie hatte sich, nachdem sie Isabella und den Sheriff belauscht hatte, aus Nottingham herausgestohlen und war so weit geritten, wie sie nur konnte. Einfach nur geradeaus. Jetzt begann es wieder zu schneien und sie fröstelte etwas. In kleinen Wölkchen stieg ihr Atem in die Luft. Was sollte sie denn jetzt bloß tun? Guys Schwester war ihre letzte Hoffnung gewesen und die war nun zerstört. Sollte sie versuchen den Sheriff zu erpressen oder ihn sogar zu töten, so wie sie es mit Timett getan hatte? Seufzend unterdrückte sie ihre Verzweiflung und ihre Tränen. Äste knackte neben ihr im Gebüsch und sie schnellte aus ihren trübseligen Gedanken hoch. „Guten Abend, Alyssa. Was macht denn eine junge, hübsche Frau alleine hier im Wald und das ohne ihren Beschützer?“, ertönte Robin Hoods Stimme vor ihr und da stand er urplötzlich. Ihr Pferd scheute und bäumte sich auf, sodass sie sich mit ihren Unterschenkeln festklammern musste, um nicht herunterzufallen. „Robin Hood? Ich habe keine Zeit für deine Späße.“, murrte sie, als sie die kleine Stute wieder unter Kontrolle gebracht hatte und trieb sie an den Mann vorbei. Der griff nach den Zügeln und riss das Tier wieder zu sich herum. „Warum so abweisend? Dabei will ich nur ein bisschen mit dir plaudern.“, warf er ein und sie hätte ihm am liebsten umgeritten. „Wenn du mein Geld haben willst, dann hier...“, erwiderte sie und warf ihm einen Beutel mit Münzen zu, um sich dann aus dem Staub zu machen, was ihr nicht gelang, denn er stellte sich ihr erneut in den Weg. „Wo ist Gisborne, Alyssa? Was ist passiert? Er würde dich nicht alleine in den Sherwood Forest reiten lassen. Nicht um diese Stunde...“, erkannte er richtig und sie war viel zu genervt, als dass sie sich jetzt eine Lüge hätte ausdenken können. „Der Sheriff hat ihn in den Kerker gesperrt, weil Guy mich vor ihm beschützt hat. Sie wollen ihn köpfen, Robin.“, erzählte sie ihm und er sah sie überrascht an. „Wie bitte?“, harkte er verdutzt nach, da er sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass der Sheriff seinen Handlanger hinrichten lassen würde. Sie nickte allerdings und er glaubte ihr. Ihre Augen sagten ihm eindeutig, dass sie die Wahrheit sprach. „Was soll ich denn jetzt machen?“, stammelte sie mit einem Mal und er erkannte Tränen, die auf ihren Wangen schimmerten. „Wenn du willst kannst du dich uns anschließen...Wir...“, wiederholte er das Angebot, dass er ihr schon einmal gemacht hatte, doch sie schüttelte bloß den Kopf. „Nein, ich lasse ihn nicht allein.“, protestierte sie und er stöhnte genervt. „Er würde es genauso mit dir machen, Alyssa. Gisborne... Er...“, wollte er sie davon überzeugen, dass sie etwas anderes verdient hatte, aber sie unterbrach ihn. „Er liebt mich! Und ich liebe ihn auch, mehr als alles andere. Mehr als mein Leben.“, brach es aus ihr heraus und sie schluchzte laut auf. „Bitte hilf mir, Robin. Bitte...“, flehte sie und er nahm beruhigend ihre Hand. Sie brauchte wirklich seine Hilfe. Alleine konnte sie das nicht schaffen und wenn sie Gisborne wirklich so sehr liebte, dann konnte er ihr seine Hilfe auch nicht verwehren, denn er wusste genau wie es sich anfühlte voneinander getrennt zu werden. Niemand sollte so fühlen. „Scht... Ruhig, Alyssa. Ich werde dir ja helfen. Aber ich tue das nur für dich. Nicht für ihn...“, raunte er ihr zu und konnte somit ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zaubern. „Danke... Ich danke dir, Robin.“, brabbelte sie und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Er errötete. „Reite jetzt zurück nach Nottingham Castle. Ich werde euch morgen Abend befreien. Mach dir keine Sorgen...“, verabschiedete er sich von ihr und gab der Goldstute einen Klaps, damit diese davonpreschte. „Ach, da bist du ja, mein schönes Kind. Ich habe schon nach dir suchen lassen.“, gestand der Sheriff of Nottingham ihr und winkte sie zu sich rüber. Er trug sein Schlafgewand und saß vor dem knisternden Feuer des Kamins. Ein leerer Weinkrug stand auf einer Anrichte und ein Diener bracht gerade den nächsten herein. „Ich war in den Stallungen und habe mich um meine Stute gekümmert. Es tut mir leid.“, entschuldigte sie sich und log ihm dabei unverfroren ins Gesicht. Sie würde keine Angst mehr vor ihm haben. Nicht, da sie nun wusste, dass Robin Guy retten würde. „Na, ist ja nun auch egal... Komm näher... Ich werde dir nichts tun.“, lockte er sie und deutete auf einen Stuhl vor ihm. Sie setzte sich, wobei ihre Hände in ihren Schoß vielen. „Was wird nun aus mir, my Lord?“, wollte sie von ihm wissen, obwohl sie das ja bereits wusste. Er grinste angetrunken wie er war und beugte sich etwas vor. „Keine Sorge... Du wirst nicht im Verlies landen, wie unser Freund Gisborne. Du wirst bei mir bleiben und mich glücklich machen.“, lallte er und fuhr durch ihre langen Locken. Ihr Blick huschte an ihm vorbei und sie entdeckte den großen, schweren Schlüsselbund, der neben dem Krug lag. Da mussten auch die Schlüssel für Guys Zelle dran sein. Vielleicht brauchte Robin sie ja überhaupt nicht zu retten, wenn sie es vorher schaffte. Nur wie konnte sie unbemerkt an dieser rankommen, ohne dass der Sheriff etwas bemerkte. In ihrem Kopf rumorte es und sie zermarterte sich das Hirn, aber nicht für lange, denn ihr fiel zum Glück ein, dass sie über eine der gefährlichsten Waffen verfügte, die man sich vorstellen konnte. Verführung. Und sie wusste, dass auch der Sheriff die gleichen Gelüste, wie jeder andere Mann hatte. Außerdem war er ein sehr stolzer Lord. Lasziv lehnte sie sich zu ihm hin und sah ihn forschend in die braunen Augen. „Wenn Ihr den Jungen fortschickt, dann könnte ich Euch zeigen, wie glücklich ich Euch machen könnte.“, offerierte sie ihm und er schluckte, denn er ahnte, was sie damit meinte. Mit nur einer kleinen Handbewegung hatte er den jungen Burschen, der ihn eben noch bedient hatte, hinausgeworfen. „Dann bin ich ja mal gespannt.“, forderte er sie auf, sich ans Werk zu machen, und lehnte sich erwartungsvoll zurück. Mit verborgenem Widerwillen kniete sie sich vor ihm, genau zwischen seine gespreizten Beine, um mit ihren Händen seine Oberschenkel langzufahren und sie zu massieren. Die Augen des älteren Mannes ruhten dabei fortwährend auf ihr. „Wisst Ihr, es war dumm von mir, nicht zu bemerken, dass Ihr viel mehr Charisma und Intelligenz besitzt als Sir Guy of Gisborne. Ein Mann von Eurem Format sollte viel mehr sein, als nur Sheriff of Nottingham.“, schmeichelte sie ihm überschwänglich, was ihn aufhorchen ließ. „Oh, ich sehe, dass du deine Fehler einsiehst, süßes Kind. Was bin ich denn deiner Meinung nach?“, wollte er neugierig wissen und sie kicherte, um sich aufzurichten und ihm ins Ohr zu flüstern. „Ein König... King Vaisey von England.“, raunte sie ihm zu und er erschauderte unter diesen Worten. Ja, König. Das wäre wirklich angemessen. „Warum sollte dieser Waschlappen Prince John Richard ersetzen, wenn Ihr viel besser dafür geeignet seid, my Lord?“, bemerkte sie und er merkte zu ihrem Glück nicht, dass sie das nur sagte, um sein Gehirn zu vernebeln. „Kluges Mädchen... Vielleicht mache ich dich zu meiner Kurtisane, wenn es soweit sein sollte.“, bot er ihr an und ein Lächeln legte sich auf die Gesichter der Beiden, während sie sich aufmerksam betrachteten. Sie wusste natürlich, dass es ihm gefiel und ging gleich einen Schritt weiter. Ihre Brüste streiften seine Knie, als sie sich erhob, um sich auch gleich rittlings auf seinen Schoß zu setzen. Ein hauchendes Atemgeräusch entwich ihm und sein Griff um die Armlehnen wurde immer fester. „Was hast du jetzt vor?“, wollte er mit einem breiten Grinsen wissen und sie rieb über seine beharrte Brust, die sich ganz anders anfühlte als die von Guy. Guy war viel muskulöser und gespannter. „Das werdet Ihr gleich sehen.“, munkelte sie und ihr Gesicht kam seinem immer näher. Er zog sie an sich, erfasst von einer plötzlichen Leidenschaft. Eigentlich wusste er genau, dass es ziemlich unklug war ihr so zu trauen, doch er konnte nicht anders. Hatte sie dasselbe mit Gisborne gemacht? Ihn verzaubert und nicht mehr losgelassen? „Weißt du, ich steh drauf, wenn es ein bisschen gröber zur Sache geht.“, gestand er ihr und stöhnte leise, als sich ihre Fingernägel in seine Haut gruben und ihr Becken an seinen Schoß stieß. Wieder waren sich ihre Lippen nahe und sie berührten sich auch beinahe, als ihm mit einem Mal ein Schmerz erwischte, der ihm die Lichter ausschaltete. Alyssa erhob sich und warf den Silberkrug beiseite. „Grob genug, my Lord?!“, zischte sie angewidert und schnappte sich die Schlüssel, um sich aus dem Staub zu machen, bevor er wieder zu sich kommen konnte. „Alyssa? Was machst du denn hier? Du solltest lieber etwas schlafen.“, kam es von Guy, als er ihre Gestalt an der Zellentüre entdeckte. Er selbst hatte natürlich kein Auge zugemacht. „Schlafen kann ich später auch noch. Ich bin hier, um dich rauszuholen.“, verriet sie ihm und öffnete das große Vorhängeschloss. Erstaunt sah er ihr dabei zu, wie sie die Türe aufschlug. „Wie...? Woher hast du die Schlüssel? Der Sheriff hütet sie sonst immer wie seinen Augapfel.“, erkundigte er sich und sie nahm ihm die Handschellen ab. „Frag lieber nicht...“, murrte sie und verdrehte die Augen. Er griff nach ihrer Wange und strich über die weiche Haut. „Du hast das alles für mich getan.“, stellte er gerührt fest und sie fasste an die Hand, mit der er sie streichelte. Ihre Lippen legten sich zu einen seichten Kuss in seine Handfläche. „Natürlich... Schließlich liebe ich dich, Guy.“, flüsterte sie ihm zu und er umfasste sie, um sie leidenschaftlich zu küssen, denn er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie verlor sich in diesem Kuss und schmiegte sich an ihn. „Ich hätte es wissen sollen!“, schrie auf einmal der Sheriff wutentbrannt hinter ihnen und sie schreckten auseinander. „Wachen!“, brüllte er dann und die Wachmänner stürmten vor, um die Beiden auseinander zu nehmen. „Werft Gisborne wieder zurück in seine Zelle und dieses Miststück auch!“ befahl er ihnen und so wurde auch Alyssa in Ketten gelegt. „My Lord, was tut ihr denn?“, erklang Isabellas aufgebrachte Stimme. Er hatte doch gesagt, er würde Alyssa nicht einsperren. „Dieses Weib hat mich auf hinterhältige Weise niedergeschlagen und wollte zusammen mit Gisborne fliehen. Das dulde ich nicht!“, wetterte er zornig. „Ich dachte, Ihr mögt es grob.“, konterte Alyssa schmunzelnd und er ging auf sie zu, um ihr Kinn zu umfassen. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr den Kiefer brechen wollte, so fest war sein Händedruck. Guy versuchte sich gegen die Wachen zu wehren, was ihm leider nicht gelang. „Ich hätte es gleich wissen sollen, als du mit deinem Süßholzgeraspel angefangen hast.“, knurrte der Sheriff und stieß sie von sich, um sich dann an den Ritter zu wenden. „Kein Wunder, dass Ihr Euch so zu ihr hingezogen fühlt. Die Speichelleckerei scheint Euch zu verbinden.“, mutmaßte er, was Guy ein amüsiertes Schmunzeln ins Gesicht zauberte. „So viel zu Eurer Lepratheorie, Sheriff.“, verspottete er ihn und erntete dafür einen durchaus erbosten Blick. Dann machte der ältere Mann auf dem Absatz kehrt und stapfte die Treppen hinauf. „Sie werden morgen früh zusammen hingerichtet werden und diese Hure zuerst, damit er mit ansehen kann, wie ihr hübsches Gesicht in einem Kübel landet.“, versprach er im Hinaufgehen und war auch schon verschwunden. Die junge Frau blickte verzweifelt auf Isabella. „My Lady... Bitte, Ihr müsst ihn umstimmen.“, appellierte sie an die feministische Seite der Frau, die sich allerdings kalt zeigte. „Du wusstest doch, was passieren würde, wenn du so etwas versuchst.“, meinte sie nur und richtete sich dann an ihren älteren Bruder. „Ich freue mich jetzt schon auf das Gesicht, dass du machen wirst, wenn ihr Blut dich besudelt, Bruder. Nun wirst du endlich dafür büßen, was du mir angetan hast.“, beteuerte sie verheißungsvoll und schon war auch sie fort. Er ließ sich gegen die Gitterstäbe fallen, die sie beide voneinander trennte. „Warum hast du das getan, Alyssa? Jetzt sind wir beide verloren und Isabella bekommt, was sie schon so lange will.“, grummelte er vor sich hin. Sie ließ sich neben ihm nieder und lehnte ihren Kopf auf seine Schulter. „Was hast du ihr denn nur getan...?“, wisperte sie und er wusste, dass sie eine Antwort wollte. Doch wie würde sie reagieren, wenn sie die schreckliche Wahrheit über ihn wusste? Wenn sie erfuhr, was für ein Monster er wirklich war? Seufzend erhob er sich und sie folgte ihm mit ihrem Blick, während er durch seine Zelle tigerte. „Ich habe dir doch erzählt, dass Isabella und ich nach Frankreich geflohen sind... Erinnerst du dich daran?“, begann er dann und sie nickte langsam. Was wollte er ihr denn sagen? „Um wieder nach England zurückzukehren und wieder in den Adelsstand eintreten zu können, habe ich sie mit einem Mann verheiratet. Mit Lord Thornton. Sie war damals gerade erst dreizehn Jahre alt.“, verriet er ihr und sie erhob sich ebenfalls, um sich mit den Händen an den Gitterstäben festzuhalten. Na und? Es war doch durchaus üblich, dass einem Mädchen von ihrem Vater, oder in Isabellas Fall von ihrem Bruder, ein Mann ausgesucht wurde. Was war also so schlimm daran, dass Isabella Guy so sehr verachtete? „Er schlug sie, Alyssa... Und ich wusste es. Nicht von Anfang an, aber bei Besuchen. Sie bat mich immer wieder, sie mit zunehmen und sie nicht allein zu lassen. Zuerst wollte ich ihr nicht glauben...“, fügte er aufklärend hinzu und der jungen Frau blieben die Worte im Halse stecken. Was? „Warum hast du es dann getan, Guy? Sie brauchte deine Hilfe.“, brachte sie fassungslos hervor und er wandte sich von ihr ab, um sich über die Stirn zu reiben. „Herrgott, ich wollte doch, dass es ihr gut geht. Sie sollte einen Mann mit Einfluss haben. Jemand mit genug Geld, um für sie sorgen zu können, während ich mir meinen eigenen Besitz aneignete.“, rechtfertigte er sein Handeln und sie konnte Tränen in seinen Augen schimmern sehen. „Es tut mir doch leid... Ich... Ich weiß, dass ich ein schlechter Mensch bin und sie mich zurecht hasst.“, stammelte er und zuckte zusammen, als er mit einem Mal ihre warme Hand an seiner spürte. „Ist schon gut... Du hast eben einen Fehler begangen, den du nicht mehr rückgängig machen kannst. Ich weiß, wie das ist. Das passiert jedem einmal...“, redete sie liebevoll auf ihn ein und ihre andere Hand legte sich in seinen Nacken, um ihn beruhigend zu streicheln. Er schloss die Augen. „Ich liebe dich, Alyssa.“, hauchte er und küsste ihre Hand, um sich dann zu ihr umzudrehen und sie immer wieder zuküssen, so gut es eben durch die Gitterstäbe hindurch ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)