I'm not the one von Mismar (Juugo x Kimimaro) ================================================================================ Kapitel 5: In meinem Raum ------------------------- „Du musst das nicht tun. Wirklich nicht.“ „Tu ich aber. Ich mach grundsätzlich das, was ich will.“ Kimimaros Blick ruhte auf der schweren Metalltür, die mit hörbarem Klicken geschlossen wurde. Jetzt waren sie eingesperrt. Es gab kein Entkommen. „Ja schon... trotzdem. Und wenn...“, leise redend merkte Juugo an, „... ich dich wieder verletze?“ „Ich bin stärker. Außerdem sind die Kameras hier.“ Mit einem Lächeln und zufrieden wirkenden Eindruck nahm Kimimaro auf der Liege Platz und gesellte sich somit zu seinem körperlich großgewachsenen Freund. Dieser sah ihn besorgt an, Kimimaro wusste, worauf dieser anspielte. Es war allerdings ein Thema, das er nicht ansprechen wollte. Denn innerlich zerfraß ihn dieses... zumal die Schwäche von vorhin die Sorge untermauerte. „Hast du es ihm erzählt...?“, flüsterte Juugo und warf einen vernichtenden Blick zur Kamera, da es ein Leichtes war, sie zu belauschen. Er wusste ja, dass Kimimaro seine Krankheit verschweigen wollte, wegen der er das Juin in Kauf genommen hatte... er hatte es für seine Krankheit getan, Orochimaru hingegen wusste nichts von dieser, und hätte Kimimaros Tod voll und ganz akzeptiert. Zumindest war dies ein guter Grund, diese Schlange zu hassen. „Du machst dir zu viele Gedanken. Es geht mir schon viel besser, seit ich das Juin trage. Das Schicksal hätte mich sterben lassen, wenn es nicht vorgesehen hätte, meinen Körper als Gefäß dienen zu lassen.“ Er lächelte geradezu glücklich. Der Weißschopf war sich sicher, dass ihn das Juin heilen würde. Es wäre ein grausamer Wink des Schicksals, sollte das, was Orochimaru, Juugo und ihn verband, ihm schaden. „Schon möglich...“ Er hatte ja nicht vor, zu streiten. Dennoch wäre es wohl das Beste gewesen, zumindest Kabuto in Kenntnis zu setzen. Möglicherweise hätte dieser eine medizinische Lösung parat. „Wieso hast du dich keinem Arzt anvertraut?“ Kimimaro lachte bitter. „Kabuto würde das nur freuen... aber... er würde niemals Orochimarus Ziele behindern für sein eigenes Glück. Außerdem wissen wir beide, dass sein Körper zu untauglich ist, um die Rolle des Gefäßes zu übernehmen.“ Eine gewisse Arroganz schwang bei dieser Aussage mit. Er hatte ja nicht vor, oberflächlich zu behaupten, Kabuto sei zu schwach und zu alt, um sich perfekt mit dem Körper Orochimarus zu einigen. Mochte Kabuto ein Genie sein, die geistige Intelligenz war bei der Auswahl nicht von Belang. Er war das perfekte Gefäß und keiner würde ihm je diese Rolle streitig machen können. „Und einem anderen Arzt...? Es sind genug Leute da, die du um Rat fragen kannst.“ „Ich weiß... aber sie unterstehen alle Orochimarus Anweisungen. Ich möchte nicht, dass er sich unnötig Sorgen macht, verstehst du? Und dir vertraue ich voll und ganz. Du würdest mich nie verraten.“ Er nahm Juugos große Hände in seine und massierte diese mit einem liebevollen Druck. „Also bleibt das unser kleines Geheimnis, das sich eines Tages selbst in Luft auflösen wird. Da bin ich mir da sicher.“ Das wehleidige Thema, das sie angeschnitten hatten, wurde durch belanglose, freundschaftliche Gespräche ersetzt. Sollte dies jemand belauscht haben, so hätte er dies in kurzer Zeit bereut, denn das, was besprochen wurde, hatte schnellstens an Niveau verloren. So ging das bis in die Nacht. Müdigkeit überkam sie beide. Außerdem war es wichtig, am Morgen in einer guten körperlichen Verfassung zu sein. Die Liege war ziemlich klein für einen jungen Mann in Juugos Größe. Kimimaro hatte sich an dessen breit gebauten Körper anschmiegen müssen, um einigermaßen Platz bekommen zu können. Aber es störte ihn nicht, er mochte dessen Nähe sehr. Juugo hingegen hörte sein Herz rasend schnell schlangen. Nervosität, dabei hätte er sich doch an diesem Umstand hier gewöhnt haben müssen. Doch in letzter Zeit empfand er ein anderes, weit über das freundschaftliche Ausmaß hinaus, unbekanntes Gefühl. Er hatte versucht, dieses fremdartige Gefühl zuzuordnen. Es war wohl etwas Intensiveres, denn seit Neustem hatte er Gedanken, die man besser nicht hätte haben sollen. Und während sein Arm um den Körper des anderen lag, diesen näher zu sich ziehend, bemerkte er nicht, wie seine Hand von selbst streichelnde Bewegungen machte fast wie bei einem Tier. Es war aber nacktes Fleisch, das er berührte. Nichts Weiches, Pelziges. Die Haut war so makellos, keine Wunden zierten diese und genau dies machte ihn so wild. Er hatte plötzlich Hunger auf Fleisch und Blut. Der Mitarbeiter seufzte schwer, während er mit hochgelegten Füßen die Monitore beobachtete. Es war nichts Besonderes zu sehen. Er hatte zwar den Auftrag, Juugos Zelle zu bewachen, doch dieser hatte ja Besuch von seinem Freund Kimimaro. Er hätte schwören können, es würde zu mehr kommen als nur einem freundschaftlichen Gespräch. Nicht, dass er dies hatte sehen wollen, aber er war sich in dieser Hinsicht einfach sicher gewesen. Doch dann, als Juugo sich aus dem Bett erhob, ohne den Weißschopf zu wecken, da zog der Mitarbeiter eine Augenbraue skeptisch in die Höhe. Dass dieser aber zur Kamera schritt, vor dieser stehen blieb und apathisch zur Linse schaute, jagte dem auf dem Drehstuhl sitzenden Mann einen kalten Schauer über den Rücken. Eine fremdartige Eigenart, bislang hatte sich Juugo nicht zu so einer seltsamen Handlung hinreißen lassen. Was er damit zu bezwecken versuchte? Wie auch immer... solange dieser nur da stand und nichts Verwerfliches mit Kimimaro trieb, solange war ihm diese beängstige Reaktion egal. Er würde ebenfalls mit einem starren Blick den Monitor beobachten, nur im Gegensatz zu ihm konnte Juugo ihn nicht sehen. Dass mittlerweile eine Stunde vergangen war, schien den Rotschopf nicht zu stören. So langsam aber sicher fühlte er doch ein Unwohlsein. Hätte sich Kimimaro nicht im Schlaf bewegt und gedreht, dann hätte er einen defekten Fehler bei der Kamera vermutet. Plötzlich glitt die Tür des Kontrolleraumes auf, ein weiterer Mitarbeiter trat hinein und dieser lenkte mit seiner Anwesenheit den anderen ungewollt ab. Kimimaro lag in einem festen Schlaf wie ein Bewusstloser. Dass sich Juugo aus dem Bett entfernt hatte, bemerkte er erst, als etwas Warmes seine Haut berührte. Blut. Er schmeckte die metallartige Substanz und sah verschlafen drein, als er Juugo sich über ihn beugend erblickte und das Blut bemerkte, das aus einer feinen tiefen Schnittwunde an seinem Hals trat. Sorge trotz Juugos Lächeln. Es war ein ungewohntes, bösartiges Lächeln. Und da war er wieder... vielleicht wäre es das Beste, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Umgekehrte Psychologie, der Weißschopf erwiderte das Lächeln. „Wieso bist du verletzt?“ Die Frage wollte er trotzdem wissen, denn ehrlich gesagt war es eine unnötige Verletzung, die er sich da zugezogen hatte... aber das Blut, das immer wieder seine Lippen berührte, das schmeckte ihm. „Du magst den Geschmack, nicht wahr? So wie ich.“ Selbst wenn dies der Fall sein sollte, so wäre das kein Grund, sich die Kehle halb aufzuschneiden. Er hätte ja auch bei dieser sinnlosen Tat draufgehen können. Aber dieser Kerl über ihm war verrückt, es machte keinen Sinn, eine Logik zu hinterfragen. Kimimaros Kopf wandte sich nach rechts. „Womit?“ Die Antwort kam allerdings überraschend. Juugo zeigte ihm die blutigen Fingerkuppen und obwohl diese nicht so lang waren wie die bei einer Frau (oder bei Orochimaru), hatte sich dieser problemlos eine klaffende Wunde am Hals aufschneiden können. Ihm fiel nur ein einziges Wort ein: Bestie. „Gut... das war dumm von dir. Wieso hast du das gemacht...? Nein, das hat bestimmt keinen Grund. Aber ich sag dir was: Geh von mir runter, ich bin sowieso stärker.“ „Genau deswegen habe ich es ja getan.“ Das Lächeln wurde größer. Wahnsinniger. Juugo beugte sich zu Kimimaros weißer Haarpracht herunter, an der er einen großen Gefallen gefunden hatte. „Tu mir doch weh. Stech’ mich mit deinen Knochen ab.“ Ein Lachen, bitter und überheblich, erklang leise an seinem Ohr. Dass dieser dann mit seiner feuchten Zunge dieses berührte, war nicht der einzige Grund, weswegen Kimimaro sich in einem Schockzustand befand: Der andere hatte indirekt zugegeben, dass es ihm keine Probleme machte, unterlegen zu sein, Schmerzen verursacht zu bekommen. „Ach, habe ich dir die Sprache verschlagen? Wieso hältst du dich zurück? Das geht doch ganz einfach.“ Juugo entfernte sich von seinem Ohr. Erleichterung machte sich in Kimimaro breit, das Herz hatte wie wild zu klopfen begonnen und das keineswegs im positiven Sinne. Der Rotschopf nahm eine aufrecht sitzende Haltung ein und fuhr bereits die wunde Stelle erneut nach. Nur dieses Mal schob er die Fingerkuppen sehr tief in sein Fleisch und hätte in einem anderen Menschen Brechreiz ausgelöst. „Lass das gefälligst!“, sagte Orochimarus Traumgefäß mit kräftiger Stimme. Natürlich hätte er auch handgreiflich werden können, aber jetzt bestand die Gefahr, mit einer falschen Bewegung das Leben des anderen zu gefährden. „Machst du dir Sorgen. Um mich? Oder um ihn?“ Juugo grinste schamlos, aber ihm zuliebe entzog er der bereits geweiteten Wunde die Hand. Außerdem machte es ihm Spaß, diesen Ausdruck in dessen makellosem Gesicht zu sehen. Eine Mischung aus Hass, Verzweiflung, Wut und natürlich Sorge. Natürlich nicht um ihn, dennoch hatte der andere zu tolerieren, dass sie ein- und denselben Körper teilten. Somit war es sein gutes Recht, sich selbst Schmerzen zuzufügen. „... das muss verbunden werden. Lass mich wenigstens die Blutung stoppen.“ Juugos Wunden heilten sich zwar, aber dies brauchte seine Zeit. Besonders am Hals eine zu haben hätte tödlich enden können. Egal, wie sehr er diesen Juugo hier verabscheute, er würde das Leben der guten Seite nicht gefährden; allein schon, weil Orochimaru diesen brauchte – und das lebend. „Nein.“, sagte dieser ruhig, eine Stimmlage, die nicht identisch war mit seiner brutalen Persönlichkeit. Kimimaro hatte es leid, er wäre das Beste für alle, dass er die Wachen dazu anschickte, die Tür zu öffnen, er warf sogar einen recht hilflosen Blick zur Kamera. Was erhoffte er sich eigentlich? Juugo war nun in einem instabilen Zustand und so unberechenbar wie eh und je. Wäre es nicht sogar dumm von ihm, die Zelle jetzt zu verlassen? Sollte die Wunde ihn einschüchtern, sich ihm zu beugen, oder war sie tatsächlich ein Vorzeichen dafür, dass der andere sich gegebenenfalls das Leben nehmen würde? Der Weißschopf sagte dann spottend: „Als wenn du dir das Leben nehmen würdest. Dafür giert es dich zu sehr, zu töten.“ „Ja, das tut es. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, noch einmal in diesen Genuss zu kommen?“ Er beugte sich wieder zu seinem Gesicht runter, bleckte belustigt die Zähne. „Allein zu wissen, dass sich deine Wunden heilen, dass ich dir jeden Knochen einzeln brechen, herausreißen kann, erregt mich.“ Wunschvorstellung, wenn Kimimaro bedachte, dass er ihm trotz allem überlegen war. Er machte sich keine Gedanken, der andere würde es nicht schaffen, ihm auch nur einen Knochen zu brechen (davon abgesehen, dass er schnell wieder einen nachwachsen lassen konnte). Egal wie sehr er seinen Freund auch mochte, sollte aber diese dunkle, in ihm schlummernde böse Seite handgreiflich werden, würde er sich mit allen Mitteln wehren. Selbst wenn dies bedeutete, dem eigentlichen Juugo wehzutun. Langes Schweigen. Keiner von beiden sprach ein Wort. Kimimaro wartete nur, dass sich der gute Juugo zeigte. Dass das Blut hin und wieder auf sein Gesicht tropfte, hinterließ in ihm ein ungutes Gefühl. Wie lange würde der andere sich am Bewusstsein halten können? Irgendwann müsste der Blutverlust doch stark genug sein, um ihn kurzweilig außer Gefecht zu setzen. „Wie wäre es mit einem Deal?“ Das süffisante Lächeln bedeutete nichts Gutes. „Ich kann mich einmal an dir austoben und dafür verspreche ich dir, dem anderen nicht wehzutun.“ ... die Frage war jetzt nur, wie viel Wert das Versprechen eines Psychopathen hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)