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Fremde Welten: Das Schloss am Meer (#2)

Crimsons eigene Serie, yay!
von

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Eindringlinge im Schloss

Kapitel 6: Eindringlinge im Schloss
 

Die schlimmste Verletzung, die Crimson davontrug, als um ihn herum Feuer und Magie in den Boden einschlug, kam durch Schattensturms Krallen, mit denen der schwarze Drache im Kleinformat sich an seiner Schulter festklammerte.

Ansonsten flogen ihm Steine und Erde um die Ohren, Funken stoben aus den Einschlagstellen und elektrische Querschläger von Lichtmagie kribbelten auf seiner Haut. Seine Kleidung wurde nicht zerfetzt, aber genug beschädigt, dass er sie vergessen konnte. Sein Haar wurde herumgewirbelt und zerzaust. Seinem Vater ging es ähnlich. Wie dieser sich dabei fühlte, wusste Crimson freilich nicht, aber er selbst bekam einen Kick wie beim Sprung von einer hohen Klippe, bei dem man sich erst spät Flügel wachsen ließ, um sich abzufangen. Das Gefühl war sogar noch aufregender. Ihm blieb regelrecht die Luft weg bei all den niederprasselnden Angriffen, doch es ging alles ganz schnell. Hätten er oder Shiro sich nur ein wenig vom Fleck bewegt, wären sie vermutlich gegrillt worden.

Als der Staub sich legte, waren die riesigen Drachen in der Nähe gelandet, und vier menschliche Magier kamen auf sie zu, drei Männer und eine Frau. Der auffälligste von ihnen trug eine imposante, dunkle Magierrobe mit einem wehenden Umhang und einem Helm, der sein halbes Gesicht verdeckte. Teile seiner Kleidung wirkten wie protzige Rüstungselemente, etwa der Gürtel. Hinter ihm verblassten die anderen regelrecht.

Auf Crimsons Schulter versuchte Schattensturm, sich aus den langen weißen Haaren zu befreien. Shiro half ihm und ließ den Drachen dann auf seinem linken Arm sitzen wie einen Jagdvogel. Er trat zwei Schritte vor und sprach den Mann mit dem Helm an. „Endymion, ich hatte dich gebeten, nichts zu überstürzen.“

Der Angesprochene schnaubte verächtlich. „In solchen Fällen verstehe ich keinen Spaß, White Skill. Ich muss schon sagen, dein Junge ist entweder sehr mutig oder sehr töricht... auf jeden Fall aber sehr arrogant, dass er uns so die Stirn bietet!“

Er schob Shiro einfach aus dem Weg und nahm sich Crimson vor, indem er ihn direkt am Gewand packte. „Ich will meinen Sohn sehen, und er sollte besser in einwandfreiem Zustand sein!“ Er hatte einen sehr festen Griff – die Fingerknöchel drückten unangenehm auf Crimsons Brust. „Solltest du ihm auch nur ein Haar gekrümmt haben, breche ich dir alle Rippen einzeln, das schwöre ich! Kein Heiler wird dich je wieder vollständig wiederherstellen können, sollte ich rausfinden, dass du ihn ungebührlich berührt hast, und wenn du dich gar an ihm vergangen hast, wird dein Tod sich über Jahre hinziehen, darauf kannst du wetten! Ich werde dich um die Erlösung betteln lassen, bevor... Hey! Wartet auf mich!“

Seine zwei Begleiter waren bereits ins Schloss vorgedrungen. Endymion warf Crimson einen letzten, finsteren Blick durch die Augenschlitze im Helm zu, dann folgte er ihnen mit wehendem Mantel. Auch Crimson wollte ihm nach, doch der vierte Magier hielt ihn auf, indem er ihn an der Schulter packte. Nicht grob, aber bestimmt. Er war anscheinend ein Gefolgsmann Endymions, der Ritter, den Shiro erwähnt hatte. Teile seiner Rüstung wurden freischwebend durch Magie an Ort und Stelle gehalten, so dass er auf den ersten Blick viel bedrohlicher aussah, doch darunter befand sich ein drahtiger, schlanker, sehr durchtrainierter Magier.

„Leiste besser keinen Widerstand,“ sagte er. „Ich bin Cross, Endymions Kreuzritter. Du wirst in meiner Obhut bleiben, bis mein Herr weitere Befehle zu deiner Person hat. Wenn sich alles als Irrtum herausstellt, hast du nichts zu befürchten, ich befolge lediglich ein Protokoll, das der allgemeinen Sicherheit dient. Streck deine Hände vor.“

„Das wird doch wohl nicht nötig sein, oder? Meinen Sohn wie einen Verbrecher zu behandeln...“ Shiro schob sich zwischen den Ritter und Crimson. „Er wird nicht fliehen, dafür verbürge ich mich!“

Fast hätte Crimson angefangen zu lachen, denn eben noch hatte sein Vater ihn zur Flucht gedrängt. Aber da hatten die Typen auch noch gar nicht gewusst, dass er überhaupt zu Hause war. Jetzt, da er entschieden hatte zu bleiben, durfte er sich nicht mehr drücken. „Ist schon gut, Paps. Das wird sich bald alles aufklären, keine Sorge.“

Cross besaß keine sichtbare Waffe, auch fühlte sich seine Aura nicht übermäßig stark an, doch das musste bei einem Magier nichts heißen. Er wirkte jedenfalls einschüchternd genug, dass Crimson sich fügte. Während sein Vater schweigend zusah und von dem Wächter wohl nicht als Bedrohung eingestuft wurde, ließ er sich die Handgelenke mit einem speziellen Band fesseln, das sich in ein nahtloses Stück Materie verwandelte, sobald Cross fertig war. Sich von so etwas allein zu befreien, war fast unmöglich. Die Fessel sah aus wie Metall, in das überall magische Symbole eingearbeitet waren.

„Dies mag harmlos aussehen, aber sieh dich vor... es kann effektiv verhindern, dass du fliehst,“ warnte Cross. „Es absorbiert außerdem deine Magie und wendet sie gegen dich. Also verzichte lieber auf ihren Einsatz. Die Folgen eines Fluchtversuches können unangenehm bis tödlich sein.“

Entzückend. Crimson nahm es gelassen, bis ihm einfiel, in welchem Zustand er nicht nur Dharc, sondern auch Milla heute gefunden hatte... Bei der Erkenntnis wurde ihm heiß und kalt, und er konnte nur hoffen, dass man ihm seine Gefühle nicht ansah. Der Boden zu seinen Füßen war aufgerissen und voll frischer Löcher. Er tat so, als beschäftigte er sich mit den Schäden, doch insgeheim versuchte er zu sehen, was im Schloss geschah. Der Schlossgeist ließ ihn bereitwillig alles mit ansehen. Dabei entging ihm nicht, wie verärgert Cathy über den ramponierten Weg war.
 

Das Schlossherz hatte die Gäste zur Krankenstation geführt, da er die gesuchten Kinder dort wusste. Lily war überrascht und empört über den ungebetenen Besuch. „Ihr könnt hier nicht so reinplatzen! Seid leise und regt Euch nicht auf. Könnt Ihr nicht diese bedrohliche Rüstung ablegen?“

Nein, konnte er nicht. „Das ist nur meine offizielle Magierrobe, keine Rüstung, und mein Junge hat dafor keine Angst,“ sagte Endymion.

Von den dreien war es Millas Vater, der sich am ruhigsten und sachlichsten über den Zustand der beiden Kinder erkundigte, während seine Frau zu Milla eilte und sie entsetzt überall berührte und streichelte, wie um sicher zu gehen, dass sie noch ganz war. Sie trug ein schlichtes, edel aussehendes Gewand und hatte glattes, blondes Haar. Ihre Züge wirkten fast elfenhaft, was ja eher nicht auf ihre Tochter zutraf.

Endymion indessen stand sekundenlang neben seinem schlafenden Sohn und starrte ihn nur an. „Wer ist dafür verantwortlich?“ fragte er gefährlich ruhig.

„Wir wissen es nicht, der Junge konnte sich noch nicht dazu äußern,“ sagte Lily, wobei sie bei dem anderen Mann stand und halb mit ihm, halb mit Endymion sprach. „Der Direktor fand ihn allein auf dem Gang, so gut wie nackt und ganz benommen.“

„Der Direktor fand ihn?“ wiederholte Endymion.

„Wir sollten vielleicht keine voreiligen Schlüsse ziehen,“ schlug der Vater von Milla leise vor.

„Cybernec. Sieh dir deine Tochter an, denkst du, ihr ging es besser?“

„Sie würde doch nie Drogen nehmen! Dieser Magier muss sie betäubt haben, um ihren Willen zu brechen!“ schluchzte die Frau.

Lily wirkte verstört. „Was, Ihr denkt, Crimson hätte... Aber nein, nicht er.“

„Aber Ihr habt nur seine Aussage, nicht wahr?“ hakte Endymion nach.

Das konnte die Fee nicht leugnen. „Dennoch... er könnte ein Mittel, das er benutzt hat, ganz einfach neutralisieren, ohne mich auf sich aufmerksam zu machen, also warum sollte ich glauben, dass er am Zustand der Kinder schuldig ist?“
 

„Crimson, ist alles in Ordnung?“ Shiros Hand lag sachte auf seinem Arm, was Cross auch nicht verhinderte.

Der Weißhaarige konzentrierte sich auf seinen Vater, doch die Krankenstation blieb in seinem Hinterkopf, als stünde er direkt auf dem Gang davor.

Endymion stürzte sich gerade auf Lilys Aussage. „Ach ja? Dann könnte er das schon öfter getan haben. Vielleicht hat er ihnen sogar etwas gegeben, das ihre Erinnerungen löscht. Soweit ich weiß, ist Shiros Sohn ein begabter Alchemist! Vielleicht ist dieses Mal irgendwas schiefgegangen, so dass er Eure Hilfe brauchte...“

„Ja, alles ist gut, Paps,“ log Crimson.

Shiro glaubte ihm nicht, das war ihm deutlich anzusehen, doch er sagte nichts.

So langsam realisierte Crimson, dass er nicht träumte, und die Furcht kroch in seine Eingeweide. Wie mochte diese Situation auf einen besorgten Vater wirken, der vielleicht eh nicht ganz glücklich mit der Schulwahl seines Sohnes gewesen war?

Doch Cathy konnte ihn beruhigen. [Seid unbesorgt, Meister. Niemand wird Euch verletzen, denn ich weiß, dass Ihr den Kindern nichts angetan habt. Vermutlich wird man meiner Aussage jedoch nicht glauben, denn ich bin Euer Schlossherz. Euer Wille ist immer auch der meine, und ich würde mich Euch fügen, selbst wenn ich anderer Meinung wäre. Ich lüge, töte oder sterbe für Euch, wenn Ihr es wünscht.]

Ob der Geist die Fähigkeit hatte, ihm bestimmte Gefühle zu vermitteln, wusste Crimson bisher nicht, aber die Worte halfen zumindest. Er hätte es gehasst, wegen eines Gerüchts umgebracht zu werden. [Ich werde darauf bestehen, dass sie den Weg reparieren, bevor sie gehen, Cathy.]

[Ja doch, ich bitte darum!] Cathy befand sich für alle sichtbar neben Lily, die im Moment die einzige anwesende Schlossbewohnerin auf der Krankenstation war, wenn man von den schlafenden Kindern absah. Das Schloss war in leichter Alarmbereitschaft und nahm bewusster als sonst die anderen Magier wahr. Am auffälligsten war wohl Mava, der sich gerade mit einer Auswahl von Ausrüstungsgegenständen bewaffnete und auf den Weg zu den Gästen machte, nur für den Fall.

Crimson interessierte sich vorrangig für die Sicherheit der Kinder, obwohl er sich um die wohl keine Sorgen machen musste. Er konnte Saambell und Rosi in ihrem Zimmer entdecken, wo sie sich im Schrank versteckt hatten. Legend und Veiler jedoch rannten gerade durch das Schloss, trafen unterwegs auf Mava und eilten mit ihm zur Krankenstation.

Mava hielt die Jungen zurück. „Wartet, wir wissen nicht, wer die sind.“ Er hatte geschickterweise keine Waffe als Ausrüstung gewählt, um nicht gleich als Bedrohung zu gelten, aber Crimson konnte seine Kraft in jeder Mauerritze spüren, die er passierte.

Legend und Veiler blieben hinter ihm, als der blonde Magier die Tür leise öffnete und in den Raum trat. „Gibt es hier ein Problem, Lily?“

„Ich... ich weiß nicht so recht. Diese Leute sind die Eltern der Kinder... Sie denken, Crimson hätte ihnen etwas angetan!“

„Ausgeschlossen. Crimson mag ein arroganter Kotzbrocken sein, manchmal, aber er hat es nicht nötig, Kindern Leid zuzufügen. Ich bin Maha Vailo, Lehrer an dieser Schule. Wir sollten am besten woanders darüber reden, findet Ihr nicht?“ Und Mava gelang es tatsächlich, die drei Besucher davon zu überzeugen, das Thema nicht am Krankenbett ihrer Kinder zu erörtern. Cathy folgte ihm, als er die Gruppe auf den Gang lotste.

„Ich will eine Erklärung! Warum ist mein Sohn in diesem Zustand?“ brauste Endymion sogleich auf.

Einem Gedankenimpuls seines Herrn folgend, mischte sich das Schlossherz in das Gespräch ein, bevor Mava antworten konnte. „Erstmal solltet Ihr mir erklären, warum Ihr den Weg vor dem Eingang total ramponiert habt! Ihr kommt mit Drachen und greift mit Magie an, als wolltet Ihr das Schloss stürmen! Seid bloß froh, dass mein Meister sich nicht gewehrt hat, sonst hättet Ihr keinen Fuß auf dieses Grundstück setzen können!“

Tatsache war, dass die magische Verteidigung noch nicht auf der Höhe war, aber das musste man ja nicht verraten.

„Ich mache keine halben Sachen, wenn es um meinen Jungen geht!“ erklärte Endymion energisch.

Der andere Magier konnte sich besser zusammenreißen. Sein Kleidungsstil wich vom üblichen Magierstil ab und sah technologisch aus. Er hatte blasse, bläuliche Haut und blondes Haar. „Ich bin Cybernec, und dies ist meine Frau Creata. Milla ist unsere Tochter. Mein Freund Endymion hier ist der Vater von Dharc. Die beiden gingen zusammen auf die Akademie, daher kennen wir uns. Wir beschlossen gemeinsam, einem Gerücht nachzugehen, das uns zu Ohren gekommen ist. Demnach soll Crimson, Sohn des Hüters des Kristallschlosses und neuerdings Leiter dieser Schule, sich mit Vorliebe Kinder ins Bett holen. Das Kristallschloss lag auf dem Weg, daher landeten wir dort, um mit White Skill zu reden. Er stritt natürlich alles ab, wie es ein Vater nun einmal tut. Dann wollte er sich heimlich davonmachen, um seinen Sohn zu warnen, also folgten wir ihm und fackelten nicht lange... schließlich wollten wir nicht riskieren, dass der Kerl abhaut.“

Crimson stöhnte innerlich, als er diese Szene beobachtete. Dann war es gewissermaßen die Schuld seines Vaters, dass die Gruppe so aggressiv gehandelt hatte! Aber das musste er ihm nicht unter die Nase reiben – schon gar nicht im Moment.

„Euch ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, und das ist alles?“ hakte Mava nach. „Hätte man da nicht diplomatischer vorgehen können?“

„Wie gesagt... wir wollten nicht, dass er abhaut,“ betonte Cybernec. „Schließlich hat Crimson nicht gerade den besten Ruf, wenn auch bisher keinen schlechten...“

„Ähm... wenn wir was dazu sagen dürften...“ meldete sich Veiler zu Wort.

„Halten ihr euch mal da raus, Jungs,“ ermahnte Endymion die Schüler.

„Wir sollen uns raushalten, ja?“ meinte Legend verärgert. „Dabei wissen wir, was mit Milla und Dharc ist!“

„Er steht nicht auf Kinder, wir haben es getestet!“ rief Veiler, als Endymion schon zu einer Erwiderung ansetzte.

Alle starrten die beiden Jungen schweigend an. Legend nutzte die Gelegenheit und zog einen Bogen Papier aus seiner Tasche. „Hier... diesen Brief hat Milla gekriegt. Darin schreiben ihre Eltern, dass sie sofort die Schule verlassen soll, weil der Lehrer pädophil sein könnte. Milla mochte das aber nicht glauben. Sie war ein oder zwei Tage ganz komisch, bis sie es uns schließlich sagte. Uhm... wir haben sie und Dharc überredet, das hilflose Opfer zu spielen, an dem sich jemand vergreifen würde, der auf Kinder steht.“

„Das musst du uns erklären,“ verlangte Creata. „Was habt ihr mit Milla gemacht? Warum ist sie bewusstlos? Sie soll irgendein Mittel genommen haben!“

Legend war offensichtlich peinlich berührt. „Äh, ja... das ist ein Zeug gewesen, das ich besorgt habe, ich meine... ich hatte es schon länger. Ist eigentlich harmlos, wenn man alt genug ist und Erfahrung damit hat, aber bei Kindern in Millas Alter, die das noch nie genommen haben, wirkt es wie zuviel Alkohol. Wahrscheinlich erinnern sie sich später nicht. Wir haben dafür gesorgt, dass Milla Crimson über den Weg lief, als er ganz alleine mit ihr war, sie sich nicht wehren konnte und kaum was anhatte. Natürlich haben wir auf sie aufgepasst. Wir haben uns hinter der nächsten Ecke im Gang versteckt. Der Direktor hat Milla einfach nur zu Lily gebracht. Zur Sicherheit versuchten wir es dann nochmal mit einem Jungen, also Dharc, da ist auch nichts passiert.“

Die drei Eltern starrten Legend entgeistert an. Auch Mava wusste nichts dazu zu sagen.

„Vielleicht hat er gewusst, dass ihr da wart,“ meinte Endymion schließlich. „Er ist der Schlossherr, oder? Sein Schlossherz könnte ihn gewarnt haben.“

„Ich habe meine Augen nicht überall!“ zischte Cathy ihn an.

„Aber vielleicht, wenn er nicht erwischt werden will,“ beharrte der Magier.

„Er hat ihnen nichts getan,“ wiederholte Legend, und Veiler nickte dazu. „Wir alle verehren Direktor Crimson, und er hat uns nie enttäuscht. Wer hat überhaupt dieses blöde Gerücht verbreitet?“

Die drei sahen einander fragend an. Cybernec sagte: „Nun... es wurde uns von einem unserer Bekannten erzählt, einem Magier, der es von seinem Sohn gehört hat, der wiederum... naja ihr wisst doch, wie sich sowas verbreitet.“

Crimson konnte sich seinen Teil dazu schon denken, entschied jedoch, dieses Argument nicht anzuführen, denn alles konnte ihm als Ausrede ausgelegt werden. Olvin hatte anscheinend schon eifrig daran gearbeitet, sein Leben zu ruinieren. Und wenn es sehr schlecht lief, wurde er dieses Gerücht nie wieder ganz los. Manche Sachen hafteten einem ewig an.

„Ja, sowas verbreitet sich viel zu schnell,“ bemerkte Mava. „Und hinterher weiß keiner mehr, wo es herkommt. Vielleicht hat ganz am Anfang mal einer was missverstanden.“

„Was ist das hier für eine Versammlung mitten auf dem Gang?“ schaltete sich plötzlich eine weitere Stimme ein. Niemand hatte Paladia bemerkt, bis sie fast bei ihnen war. Sie stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, mit der anderen hielt sie ihren Bauch. „Der Vater meines Kindes soll herkommen. Danach könnt ihr mit ihm klären, was immer es zu klären gibt. Aus dem Weg.“

Die hochschwangere Amazone hatte eine solche Autorität an sich, dass niemand sich ihr in den Weg stellte. Aber vielleicht lag es auch an ihrem mühsam beherrschten Gesichtsausdruck und der generellen Art, wie sie sich verhielt. Creata eilte an ihre Seite und stützte sie. Endymion hielt die Tür auf, und drinnen nahm Lily sie in Empfang. Da sie seit Tagen darauf vorbereitet war, gab es kein Problem.

„Jemand muss meinen Meister herholen!“ erinnerte Cathy die Gruppe.

Besagter Meister regte sich nämlich draußen plötzlich sehr auf. „Meine Tochter wird geboren!“ rief Crimson, an Cross gewandt. „Nimm mir das ab! Ich muss zu Paladia!“

Der Ritter schaute verständnislos von ihm zu Shiro. „Ist das eine neue Masche?“

„Paladia ist eine Amazone,“ erklärte der Lichtmagier. „Sie ist hochschwanger. Anscheinend bekommt sie gerade ihre Wehen – mein Sohn müsste es wissen, er ist der Schlossherr.“

Cross wurde es sichtlich unbehaglich zumute. Er musste eigentlich auf einen Befehl warten, doch wollte im Schattenreich auch niemand den Zorn einer Amazone auf sich ziehen, die gerade Mutter wurde. Was ihre Kinder betraf, nahmen Amazonen alles sehr ernst.

„In Paladias Stamm ist es Brauch, dass sie den Kindsvater bei der Geburt bei sich haben wollen. Ich muss zu ihr, doch ich muss zuvor etwas aus meinem Turm holen,“ drängte Crimson.

Shiro, der das bestätigen konnte, nickte zustimmend. „Crimsons Mutter ist auch eine Amazone, deshalb weiß ich, dass er die Wahrheit sagt. Es ist eine Art Ritual. Ein Junge wird nach der Geburt direkt dem Vater übergeben. Die Mutter bleibt zwar noch ein paar Tage oder Wochen, um das Kind zu stillen, doch alle anderen Aufgaben übernimmt der Mann, während sie sich von Anfang an distanziert. Vermutlich fällt es auch einer Amazone nicht leicht, ihren Sohn zu verlassen. Ist es eine Tochter, dann darf der Vater einige Tage lang für Mutter und Kind sorgen, ehe die Amazone von ihm geht und ihr Kind mitnimmt. Traditionsgemäß bekommt das Kind von dem Elternteil, das es verlässt, ein Schmuckstück zur Erinnerung geschenkt.“

„Eine Geburt kann Stunden dauern. Ich warte auf meine Befehle,“ entschied Cross.

Crimson wäre am liebsten einfach vor ihm geflüchtet, aber er war in keiner Position dafür. Wenn er sich nicht fügte, wurde alles nur noch schlimmer. Doch unter diesen Umständen fiel es ihm schwer, sich zu beherrschen. Er bekam mit, dass drinnen alles gut verlief. Lily kommandierte alle herum. Sie brachten Paladia zu einem Bett in einem abgeteilten Bereich der Krankenstation, und Creata half mit, als hätte sie das schon oft getan. Die Männer indessen standen schweigend irgendwo herum und führten gelegentlich eine Anweisung aus. Auf Cathys Drängen hin und nach Paladias dritter, diesmal sehr energischer Aufforderung machte sich Endymion schließlich auf den Weg, um seinem Ritter weitere Befehle zu geben. Crimson verfolgte seinen Weg, ließ Cathy jedoch bei Paladia bleiben, damit er dort alles mitbekam.

Als wäre die ganze Aufregung jetzt nicht schon genug, kam es natürlich noch dicker. Ein weiterer Drache befand sich im Anflug. Er kreiste zweimal über dem Schloss, da er wohl unschlüssig war, wo er landen sollte. Crimson erkannte den Berserkerdrachen von Lord Genesis und fragte sich, ob es jetzt etwa auch noch Schelte von dem Vampir gab, doch als der Drache einmal in eine Kurve ging, sah er, dass drei Reiter auf ihm saßen, die allesamt gewiss nicht Genesis selbst waren. Er war jedenfalls auch gesehen worden, und so entschieden die Ankömmlinge wohl, in seiner Nähe zu landen. Der Berserkerdrache setzte zwischen den vier bereits anwesenden Drachen und den drei Menschen auf, und von seinem Rücken sprang...

„Yugi?!“

Der kleine Magier kam auf ihn zu gerannt, das Gesicht ganz besorgt. „Hey, Crimson! Hast du Probleme?“

„Könnte man sagen.“

Cross verhinderte nicht, dass Yugi sich näherte, anscheinend hatte er keine Befürchtung, dass sein Gefangener floh, solange dieser die Fessel trug. Yugi hatte eine schwarze Lederkombination an, die sehr nach der Welt des Blauen Lichts aussah, aber seine Haare waren zu einem strengen Zopf gebunden und ganz platt. Furchtlos betrat er die Szene, und kurz nach ihm tauchte noch ein Yugi auf, der nur etwas größer war, aber ansonsten kaum anders aussah, bis auf die härteren Gesichszüge. Das war dann wohl Yami, auch bekannt als der Pharao.

„Shiro, hallo!“ begrüßte Yugi nun auch seinen Vater. „Ihr beide kennt Yami, nehme ich an, so mehr oder weniger?“

Yami nickte beiden zu. „Ich konnte es kaum erwarten, euch persönlich kennen zu lernen. Wir sind uns einmal im Duell begegnet, Crimson.“

„Oh, ja... das.“ Crimson lächelte schief. „Willkommen auf Schloss Lotusblüte.“

Dann betrat noch jemand die Szene, und mit ihm hatte Crimson jetzt nicht gerechnet. Erst hielt er ihn für Blacky, den Magier des Schwarzen Chaos, doch er war muskulöser und hatte keine sichtbaren Pupillen. Seine Kleidung sah nach den vornehmen Sachen aus, die Genesis immer seinem Besuch aufdrängte, doch er schien sich entweder erfolgreich gegen einen Zopf gewehrt zu haben, oder er hatte ihn schon wieder gelöst. Er bewegte sich etwas zurückhaltend, jedoch nicht etwa ängstlich. Als er einen Arm seitlich ausstreckte, schrumpfte der Berserkerdrache auf Vogelgröße und landete darauf.

Crimson konnte es kaum glauben. „Sorc.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-06-23T12:37:36+00:00 23.06.2013 14:37
Hallo ^_^

ganz schön viel action für ein einzelnes Kapitel :D Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es wirklich die Kinder waren, die ihre Klassenkameraden unter drogen gesetzt haben, oder ob sie Crimson nur schützen wollten, aber so viele Einzelheiten, wie sie wußten, ist es wohl unwahrscheinlich, das es ausgedacht ist Ein wenig bin ich ja schonmal froh, das die Eltern nicht sofort draufgehauen haben, sondern in begrenzem Maß mit sich haben reden lassen. Bis jetzt hatte Olvin immer nur teilerfolge bei seinen Plänen, hoffentlich bleibt das auch so.

Ich bin gespannt, was Yugi und Yami vor haben und weshalb sie Sorc mit im Schlepptau haben, ob er noch immer die Anstellung haben will – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt mit dem Chaos dort aufzutauchen.

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
24.07.2013 20:34
Die haben das schon wirklich gemacht, weil sie wissen wollten, ob Crimson wirklich auf Kinder steht. Wenn sie nur so getan hätten, als stünden sie unter Drogen, hätte Crimson es gemerkt. Die Kinder/Jugendlichen hatten da halt mal ne ziemlich bescheuerte Idee.^^°
Oh ja, Sorc hatte sich vorher ja schon da beworben. Mir fällt gerade auf, dass diese Tatsache später ein bisschen unter den Tisch gefallen ist. XD Muss ich mir mal ne Ausrede ausdenken.
Von:  Hikari-Yumi
2012-10-19T16:34:55+00:00 19.10.2012 18:34
huhu^^
jetzt ist es auch hier da xD
was kann ich noch sagen?
was die wohl in genesis schloss getrieben haben?
wird seto nicht eifersüchtig?
ich meine... jetzt yami, yugi, genesis...
wer braucht einen kaiba, wenn er ein duelmonster haben kann?
^^


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