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There’s no one left I love… - Well, there are always exceptions

A Finnick and Johanna Story
von

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Water is the best distraction

11. Kapitel: Water is the best distraction
 

“Rede mit mir…”, bat Finnick seine beste Freundin nun schon zum zehnten Mal und rüttelte an Johannas Schulter, um zu erreichen, dass sie sich zu ihm umdrehte. Doch sie rührte sich kein Stückchen, sondern blieb auf dem Bauch liegen, das Gesicht in ihrem Armen vergraben und strafte ihn mit Nichtbeachtung.

Sie war sauer. Immer noch. Finnick hatte sie seit ihrer kurzen Inhaftierung nur einmal gesehen. Und das war gewesen, als sie beide am Bahnhof angekommen waren. Er vom Trainingscenter, Johanna von ihrer Zelle aus. Sie hatten beide nach Hause gedurft, auch wenn es in Johannas Fall viel zu spät gewesen war. Ihr kleiner Bruder war bereits verstorben, ohne dass sie ihm die Medikamente hatte bringen können. Sie war nicht einmal anwesend gewesen, weil sie im Kapitol festgehalten worden war.

Und sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, wie sauer sie auf Finnick war, weil er vorgeschlagen hatte, dass sie beide so tun könnten als würden sie zusammen auf einer Kapitolparty aufkreuzen, um sich damit die lästigen Kapitolbewohner vom Hals zu schaffen. Nur leider hatten sie dafür ordentlich Ärger kassiert und das Ganze war damit geendet, dass Johanna auf Präsident Snow losgegangen war. Und das wiederum hatte ihr einen Tag Arrest eingebracht und ihre Abreise verzögert.

Doch für diese Verkettung unglücklicher Ereignisse konnte Finnick doch nichts… Er hatte versucht ihr das klar zu machen, als sie ganz und gar undamenhaft im Bahnhof auf ihn losgegangen war und schließlich von Gloss zurückgehalten werden musste, der irgendwann eingegriffen hatte. Er und seine Schwester hatten das Treiben nämlich beobachtet, wobei Letztere eher amüsiert, als besorgt gewesen war.
 

Seitdem hatte Johanna Finnick ignoriert. Sie hatte wortlos aufgelegt, wenn er sie angerufen hatte und hatte ihm nichts auszurichten, wenn Mags sie anrief. Es war schier schrecklich. Keinen Kontakt zu Johanna zu haben, war viel schlimmer, als Finnick es sich je vorgestellt hatte. Dabei traf ihn maximal eine Teilschuld. Johanna hatte immerhin mitgespielt und er konnte weder etwas für Snow noch für ihren eigenen Aussetzer.

Trotzdem fühlte sich Finnick schrecklich. „Jo…, bitte. Es tut mir leid. Ich hab dir am Telefon schon immer wieder gesagt, wie leid es mir tut. Mags hat es dir auch ausgerichtet… was kann ich noch tun?“, fragte er und rüttelte an dem Mädchen.
 

„Nichts… du kannst gar nichts tun, Odair…“, kam es gedämpft von Johanna, die mit ihm sprach ohne aufzusehen. „Oder kannst du Melo zurückholen? Oder kannst du meiner Mutter sagen, dass ich nicht aus Spaß länger geblieben bin? Das denkt sie nämlich. Ich hätte mich vergnügt, anstatt Melo die Medikamente zu bringen.“ Johannas Stimme klang tonlos und beinahe unberührt. Aber Finnick wusste, dass das genaue Gegenteil der Fall war. Und sofort bekam er ein noch schlechteres Gewissen, denn der Part über ihre Mutter war ihm bisher noch unbekannt gewesen.

„Oh, Jo… das tut mir leid… hast du ihr nicht die Wahrheit gesagt?“, fragte Finnick bestürzt. Denn natürlich war Johannas Mutter so sehr auf dem Holzweg, wie kaum möglich. Niemals hätte Johanna ihren kleinen Bruder im Stich gelassen. „Natürlich, du Idiot! Ich habe es die ganze Zeit versucht. Sie glaubt mir nicht… und ich kann ihr nicht die ganze Wahrheit sagen. Ich will ihr nicht sagen, dass ich… du weißt schon…“
 

Finnick seufzte und klopfte Johanna mitfühlend auf die Schulter. Sie wollte ihrer Mutter partout nicht erzählen, dass sie rein gar nichts dafür konnte, dass sie immer mit anderen Männern gezeigt wurde. Sie wollte ihrer Mutter ersparen sich selbst Vorwürfe zu machen, weil das alles nur passierte, weil Johanna ihre Familie schützen wollte. Diese Selbstvorwürfe kannte Finnick wegen Mags. Und schön war das tatsächlich nicht. Aber sich stattdessen anhören zu müssen, dass das eigene Verhalten absolut schrecklich war, war auch nicht gerade angenehm.

„Ich weiß…“, seufzte er und legte sich schließlich neben Johanna. Er starrte an die Decke ihres Zimmers, während er auf weitere Lebenszeichen seiner besten Freundin wartete.

„Du wirst nicht verschwinden oder?“, erkundigte sich Johanna nach einiger Zeit. „Nein“, stimmte Finnick ihr zu und von Johanna kam so etwas wie ein ersticktes Lachen. „Ich bin gar nicht böse auf dich, Finn…“, räumte sie schließlich ein. „Jedenfalls nicht mehr. Wir konnten ja nicht wissen, dass so etwas passiert. Beide nicht. Und ich hätte nicht mal auf dich hören müssen. Und wenn ich nicht ausgerastet wäre…“ Johanna brach ab und Finnick glaubte sie leise schluchzen zu hören. „Es war meine Schuld, nicht deine…“
 

Nun wandte er den Kopf auf dem Kissen um, um das Knäuel aus Haaren und Armen anzusehen, hinter dem Johannas Kopf versteckt war. „Du bist nicht Schuld, Jo. Du weißt, wer schuld ist!“, sagte er nachdrücklich und legte vorsichtig den Arm um ihre Schultern, während er den Kopf gegen ihren lehnte. Es war schmerzhaft Johanna so zu erleben. Dabei kam ihm die Situation vage bekannt vor. Ähnlich hatte sie auch auf den Tod ihres Vaters reagiert und damals hatte Finnick gehofft, dass sie nicht wieder so etwas erleben musste. Und nun waren nur einige Monate vergangen.

„Hey… bekommen wir nicht Ärger deswegen, Exfreund?“, wehrte sich Johanna kraftlos ohne auf seine Worte einzugehen und Finnick erkannte den Versuch das Thema zu wechseln. „Oh… nein, ich glaube nicht. Mags hat mir erzählt, dass sie deinen kleinen Angriff auf mich als… naja Trennungsszene im Fernsehen ausgestrahlt haben. Wir sind offiziell getrennt und nur noch Freunde“, gab er den Bericht wieder, von dem Mags ihm erzählt hatte und den er einfach lächerlich gefunden hatte.

Richtig lächerlich! Aber so hatte der Präsident jedes noch so kleine Gerücht sehr gut aus dem Weg geräumt. Niemand ihrer Interessenten würde jetzt noch an eine Beziehung der beiden denken. Und eigentlich war Finnick Snow ein wenig dankbar, dass er sich nicht vollkommen von Johanna fern halten musste.
 

Johanna schnaubte. „Trennungsszene? Was sollst du getan haben?“, wollte sie wissen und er meinte in ihrer schwachen Stimme ein wenig Belustigung heraus zu hören. „Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, meinem Exfreund die Nase zu brechen“, fügte sie hinzu und Finnick verzog das Gesicht, als er sich an die unschönen Schmerzen erinnerte. Er hatte im Zug die gesamte Zeit kühlende Salbe auftragen müssen, damit seine Nase nicht unschön blau wurde.

„Sie war nicht gebrochen. Hat nur geblutet wie sonst was…“, berichtigte er Johanna, die nun wirklich leise lachte. „Ich habe dich mit Natti betrogen“, fügte er erklärend hinzu, um die Geschichte zu vervollständigen „Sollte ich die kennen?“, erkundigte sich Johanna. „Ja, die Schlangenlady von der Party. Du hast es rausgefunden und bist ein wenig wütend geworden. Mittlerweile sind wir wieder Freunde. Habe ich alles durchs Fernsehen erfahren“, sagte Finnick belustigt.

Hin und wieder erfuhr er nämlich Dinge über das Fernsehen oder den Tratsch der Menschen, die er selber noch nicht über sich wusste. Aber mittlerweile war ihm selbst das herzlich egal. Denn bis auf wenige Eingeweihte hatte sich ganz Panem ohnehin ein Bild von ihm gemacht, das der Realität nicht besonders nahe kam. Irgendwann lernte man darüber zu stehen. Wirklich zählten doch nur diejenigen, die ihm nahe standen und die wussten es wirklich besser.
 

„Und dann kam ein laaaanger Beitrag darüber, dass ich bei so vielen Schönheiten einfach nicht treu bleiben könnte und ein Aufruf, dass sich alle gefälligst Mühe geben sollten, dich jetzt aufzumuntern“, beendete Finnick die Geschichte und nun schnaubte Johanna wieder verächtlich. So dummen Berichten konnten nur Kapitoler Glauben schenken.
 

„Interessant. Und beim nächsten Mal sollte ich richtig zu schlagen… halbe Sachen mag ich nämlich nicht“, ärgerte Johanna ihn, wie Finnick überrascht feststellte. Erleichterung durchflutete ihn. Wenn Johanna schon wieder Witze riss, dann war sie auf dem Weg der Besserung. Schließlich lugte sie sogar unter ihrem Arm hervor und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Schlag mich nicht noch mal. Ich bekomme Angst vor dir“, bat er sie und Johanna rollte sich auf die Seite um ihn besser ansehen zu können. „Solltest du auch.“

Spielerisch knuffte sie ihn in die Seite. Lachend erwiderte Finnick den leichten Schlag, bis sie in einen regelrechten Schlagabtausch verwickelt waren. Johanna war zwar nicht so stark wie er, aber flink und wendig. Und er ließ sie ganz klar gewinnen. Sollte sie sich ruhig darüber freuen. Aber Finnick musste zugeben, dass es selbst für ihn etwas anstrengend geworden wäre, hätte er wirklich ernsthaft versucht die Oberhand zu gewinnen.
 

Er hob die Arme über den Kopf um zu signalisieren, dass er aufgab, als Johanna ihn auf ihrem Bett nieder gewrestelt hatte. Denn das konnte sie erstaunlich gut. „Okay, ich ergebe mich. Tu mir nichts“, lachte Finnick, während sich Johanna ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

Dann jedoch wurde sie wieder ernst. „Lenk mich ab, Finn… ich brauche dringend Ablenkung von zu Hause“, bat sie ihn und Finnick verstand sofort. Es war nie gut sich seinen eigenen Gedanken überlassen zu werden, wenn die einen derart quälten.

„Okay“, willigte er ein und wackelte mit den Augenbrauen. „Ich bin verdammt gut im Ablenken!“, raunte er ihr mit seiner verführerischsten Stimmlage zu, woraufhin Johanna entsetzt die Augen aufriss und ihn einen Schlag versetzte. „Ihhh! Du Idiot! Nicht so!“, protestierte sie lachend und sprang vom Bett um sich in Sicherheit zu bringen.
 

Nun war es an Finnick zu lachen und sich aufzurichten. „Danke, das tue ich mir auch kein zweites Mal an“, ließ er sie wissen und stand auf, während Johanna ihm noch einmal einen leichten Schlag verpasste. „Zieh dir Schuhe an, wir gehen“, informierte er Johanna und schlüpfte in seinen eigenen Schuhe. „Wohin, ich hab keine Lust auf eine Party…“, entgegnete Johanna wenig begeistert. „Das beunruhigt mich… wenn du nicht einmal Lust aufs Betrinken hast… aber das wollte ich nicht vorschlagen. Es wird eher eine Privatparty“, erklärte Finnick und schob sie zu ihren Schuhen.

Seufzend gehorchte Johanna und ließ sich von Finnick aus dem Trainingscenter scheuchen, damit sie in die kühle Herbstnacht des Kapitols entschwinden konnten.
 

„Bei uns zu Hause sind die Laubbäume viel schöner… sie haben bunte Blätter“, seufzte Johanna, als sie an den Bäumen des Kapitols vorbei gingen, deren Blätter immer noch saftig Grün aussahen. „Hier ist alles nicht echt…“, gab Finnick zu bedenken und sah dann Johanna an. „Obwohl ich bunte Bäume auch nicht gerade… normal finde...“, gab er zu bedenken und Johanna lachte. „Ist es aber. Im Herbst werden die Blätter bunt… jedenfalls rot oder gelb oder braun“, belehrte sie ihn und Finnick zuckte mit den Achseln.

Mit Bäumen kannte er sich nicht aus. Es gab kaum welche in seinem eigenen Distrikt und er konnte einfach das Gefühl nicht abschütteln, in dem er Bäume mit etwas Negativen assoziierte. Bäume konnten Schutz bieten, aber auch als Hinterhalt dienen. Finnick war sich nicht sicher, was er von Bäumen in großer Anzahl halten sollte. Johanna hingegen war gerne im Park. Sie mochte es hier. Ein Ort, der sie an zu Hause erinnerte.
 

Und so schlecht war der Park wirklich nicht. Denn die meisten Kapitoler schienen gar nicht so angetan davon zu sein. Natur passte ihnen nur auf Bildern, nicht in der Realität, obwohl die wenigen Grünflächen in der Hauptstadt nicht ganz natürlich waren. Aber kühl war es trotzdem, vor allem, sobald die Sonne unterging. Um diese Zeit war der Park verlassen und nicht gerade hell beleuchtet. Noch eine schöner Nebeneffekt. Es war viel angenehmer, den grellen Lichtern zu entfliehen, als durch sie hindurch zu wandern. Und die Bewohner der Stadt hatten nun allesamt Besseres zu tun. Es gab unzählige Partys und wichtige Ereignisse bei denen sie dabei sein mussten. Ein Parkspaziergang war die reine Zeitverschwendung.
 

Zielstrebig steuerte Finnick einen See an, der im Park gelegen war und an dem er einmal an nettes Picknick gehabt hatte, bevor die Dame in der Öffentlichkeit über ihn hergefallen war und er sie nur mit Mühe und Not in ein Hotelzimmer hatte lotsen können.

Trotzdem mochte Finnick den See, denn der wiederum erinnerte ihn an seine Heimat. Im Kapitol gab es wenig Gewässer. Da war der kleine See schon fast etwas Besonderes. Und genau den steuerten sie gerade an.

„Wir sind da“, ließ Finnick seine Begleitung wissen und wandte sich zu Johanna um, die wenig begeistert wirkte. Skeptisch zog sie die Augenbrauen hoch und schien nicht recht zu wissen, was sie hier sollte. „Nett gemeint, aber ich hatte weniger daran gedacht, mich zu ertränken“, sagte Johanna und verschränkte die Arme vor der Brust, während Finnick lachend die Augen verdrehte.
 

„Gut, denn genau das Gegenteil habe ich auch vor“, fand er und zog sich den dünnen, hellgrünen Pullover aus, den er heute erst aus seinem Kapitolkleiderschrank gefischt hatte und der nun achtlos auf dem Parkboden landete.

Überrascht musterte Johanna ihn. „Sicher? Es macht eher den Eindruck, als würdest du mich geradezu in den Selbstmord treiben wollen“, fand sie und ihr Blick streifte kurz seine nackte Brust, bevor sie die Augen wieder auf den See richtete.
 

Zwar wusste sie, wie er nackt aussah, aber anscheinend versuchte Johanna das zu vergessen. Eigentlich war ihre einzige gemeinsame Nacht immer noch ein wenig peinlich, weil Finnick Johanna wirklich nicht derart gut kennen wollte. Aber andererseits kam diese Nacht auch unter die Top Ten seiner persönlichen Bestenliste, weil es eben Johanna war, die ihm tatsächlich viel bedeutete.

Aber gerade weil Johanna wusste, wie er gebaut war, war es mittlerweile auch vollkommen egal für Finnick, ob sie ihn spärlich bekleidet sah. Vor allem, weil anscheinend ganz Panem zu wissen schien, wie er aussah. Mit der Zeit machte sich Finnick immer weniger Gedanken darum, was sicher auch besser so war, bevor er deswegen durchdrehte. Er musste sich schließlich mit dem abfinden, was er nicht ändern konnte.
 

Finnick zog sich die helle Stoffhose aus ohne sich darüber Gedanken zu machen und beobachtete, wie Johanna zwischen ihm und dem See hin und her schaute. Sie wirkte unschlüssig, was sie sich lieber ansehen wollte. „Du machst mir Angst“, fauchte sie und wedelte mit der Hand vor ihm herum. „Wenn du dich weiter ausziehst, breche ich dir wirklich die Nase“, drohte sie und gab ein leises, erschrockenes Quietschen von sich, als Finnick ihr die Hände auf die Schultern legte. „Mach schon, mit Kleidung ist das Ganze eher hinderlich“, drängte er Johanna, die ihm den Ellenbogen in die Rippen rammte. „Was glaubst du, warum ich noch angezogen bin. Ich will das auch verhindern!“, erklärte sie und zog wieder die Augenbrauen hoch, als Finnick leise auflachte.
 

„Jo, ich will nicht mit dir schlafen!“, beruhigte er sie und nickte dann zum See hinüber. „Ich will dir schwimmen beibringen. Mein Dad und ich sind immer mit dem Boot rausgefahren, wenn ich traurig war. Oder viel mehr: Ich durfte mit, wenn er arbeiten musste. Was aber eigentlich das Gleiche ist“, erklärte Finnick und zuckte mit den Schultern. „Unser Boot ist aber nicht hier und das Naheliegenste, was mir eingefallen ist, war der See. Schwimmen macht Spaß, komm schon, Jo“, ermutigte er seine beste Freundin, die nun noch weniger Begeisterung zeigte.

Sie fokussierte nun Finnick, weil sie sich vom See abgewendet hatte. „Ach weißt du, wenn ich es mir recht überlege, würde ich es lieber mit dir tun“, entgegnete sie in einem Versuch cool zu bleiben, der scheiterte. Johanna hatte keinerlei Erfahrungen mit tiefem Gewässer. Sie kannte bestenfalls Badewannen. Kaum ein anderer Bewohner außerhalb von Distrikt Vier konnte schwimmen. Und das war mehr als schade.
 

„Willst du nicht. Aber danke, dass ich das kleinere Übel wäre“, grinste Finnick und kam auf Johanna zu. Denn ein ‚Nein‘ ließ er nicht gelten. „Kleiner? In der Tat.. Au!“, beschwerte sich Johanna, als er ihr an den kurzen Haaren zog, um ihre Beleidigung zu stoppen. „Komm schon, es kann nichts passieren. Ich bin dabei. Und man weiß nie, wozu es gut ist“, überredete Finnick sie weiter, bis Johanna schließlich seufzend aufgab und ihr rotes Kleid über den Kopf zog. „Genau, weil ich ja unbedingt schwimmen lernen muss, weil ich sonst in meinem Distrikt niemals überleben würde“, murmelte sie sarkastisch vor sich hin, was Finnick großzügig ignorierte.
 

Er reichte ihr lieber die Hand, als sie sich ebenfalls bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte. Bloß nahm Johanna seine Hand nicht an, sondern schälte sich auch aus ihrem BH und dem Slip, was nun bei Finnick für Verwirrung sorgte. „Du weißt schon, dass du mich nicht durch Sex von meinem Ursprungsplan ablenken kannst?“, erinnerte er sie daran, während Johanna die Augen verdrehte. „Ich will das nicht nass machen!“, fauchte sie und machte die ersten unsicheren Schritte in den See hinein, bevor sie erschauderte.

„Es ist kalt! Scheiße“, fluchte Johanna zu Finnicks Amüsiertheit und ihn kurz von der Beschämtheit ablenkte, die ihre Nacktheit mit sich zog. Kaum merklich schüttelte Finnick den Kopf. Es war schließlich auch nicht so, als ob er nicht ständig nackte Frauen zu Gesicht bekam. Und außerdem wollte er vor Johanna nicht kleinbeigeben und zog sich die Boxershorts so beiläufig wie möglich von den Hüften, was Johanna netter Weise – abgesehen von einem kurzen Blick- ignorierte, während sie sich leise fluchend weiter in den See vorarbeitete.
 

„Ich hoffe nur, es kommt keiner vorbei!“, fand Finnick, während er Johanna überholte und nur kurz den Kälteschock zu überwinden hatte. In seinem Distrikt ging man schließlich andauernd ins Meer und vor allem die Fischer hatten gar keine andere Wahl als zu jeder Jahreszeit mit dem kalten Meerwasser in Berührung zu kommen.

„Wenn ich so aussehen würde, würde ich das auch hoffen“, bibberte Johanna und blieb stehen, als das kalte Wasser ihren Bauch erreichte. Das war der schlimmste Part, wie Finnick wusste und brachte diesen schneller hinter sich, in dem er sich einfach nach vorne fallen ließ und in gleichmäßiges Schwimmen verfiel, während Johanna bereits wieder fluchte.
 

„Pass auf, wen du nass machst!“, rief sie ihm zu, während Finnick lachend auf sie zu schwamm. „Der Sinn von Wasser ist, dass man nass wird, Jo“, erklärter er ihr gespielt geduldig, bevor er die kleinere Siegerin packte und das strampelnde Wesen mit sich zog. Im Wasser war das gar kein Problem mehr, immerhin wog Johanna hier beinahe gar nichts.

Außerdem kam es ihm zu Gute, dass sie sich haltsuchend an ihn klammerte, wie eine Schlingpflanze. „Ich hab meine Meinung geändert, bring mich zurück! Finn, bring mich zurück!“, fuhr sie ihn an und Finnick hielt tatsächlich inne, um Johanna auf den Boden zu stellen. Es hätte fast etwas Lustiges gehabt, wie sie dort auf und hab hüpfte, um an der Wasseroberfläche zu bleiben. Allerdings hatte sie offensichtlich wirklich ein wenig Angst. Finnick erinnerte sich noch gut daran, dass er ebenfalls Angst gehabt hatte, als sein Vater ihm das Schwimmen beigebracht hatte. Und dann hatte es sich als einfacher als erwartet herausgestellt.
 

„Keine Panik, ich bin hier. Dir kann gar nichts passierte“, beschwichtigte er Johanna, die nach seinem Arm griff und so leichter an der Wasseroberfläche blieb. „Ja, aber bist du auch vertrauenswürdig?“, entgegnete sie und Finnick griff sich beleidigt an die Brust. „Autsch!“, kommentierte er Johannas Beleidigung und fasste nach ihrer anderen Hand.

„Obwohl du das nicht verdient hast…“, sagte Finnick und wies Johanna an die Schwimmbewegungen nach zu machen, die sie eben noch bei ihm gesehen hatte. Und nach anfänglichen unkoordinierten herum Paddeln schaffte sie sogar die Beinbewegungen. Zufrieden nickte Finnick.

„Für eine jämmerliche Landratte gar nicht schlecht“, zog er Johanna auf, die wütend zu ihm auf funkelte. „Hast du mich mit einem Nagetier verglichen, Odair?“, erkundigte sie sich genervt und schien doch erleichtert, als er ihre Hände vorsichtig losließ und sie sich wieder mit den Füßen auf den sicheren Grund stellen konnte.
 

„Arme?“, erkundigte sich Finnick und erhielt ein resigniertes Seufzen. „Warum noch mal, machen wir das?“, fragte Johanna, während sie Finnicks Bewegungsabläufen mit den Augen folgte. „Weil es Spaß macht!“ „Sagt wer?“

Johanna kreischte leise auf, als das kalte Wasser ihr Gesicht und ihre Haare traf. „Du Kind!“, lachte sie und reckte den Kopf, als Zeichen, dass sie reifer war als Finnick, was diesen noch mehr amüsierte. „Sei nett zu mir, sonst lasse ich dich untergehen“, drohte Finnick, bevor er die Hände unter Johannas Bauch legte und sie tatsächlich gehorsam und konzentriert vor sich hin paddelte. Finnick unterließ es auch, ihr zu sagen, dass das Ganze noch unbeholfen aussah. Aber was erwartete man auch von jemanden, der gerade anfing schwimmen zu lernen? Und wann würde Johanna jemals wirklich in den Genuss kommen, ihr Können einzusetzen? Das hier war wirklich nur reiner Spaß und Finnick freute sich, dass seine Ablenkungstaktik funktionierte.

Wenigstens schien Johanna mehr und mehr Gefallen daran zu finden, herum zu schwimmen und so schaffte sie ziemlich schnell etwas, das vielleicht schwimmen sein sollte, aber ohne Hilfe. Zufrieden beobachtete Finnick sie dabei. Es wirkte fast so, als hätte er ihre trüben Gedanken in eine andere Richtung gelenkt. Er war fast versucht, sich selbst dafür auf die Schulter zu klopfen. Aber vor allem, war er unglaublich erleichtert, dass Johanna überhaupt wieder mit ihm sprach. Ohne sie wäre es verdammt einsam hier gewesen.
 

„Hey! Träum nicht! Du sollst auf mich aufpassen!“, rief Johanna ihm zu und bespritzte ihn mit Wasser, während Finnick die Augen verdrehte. „Du kannst doch jetzt schwimmen“, entgegnete er und erwiderte den kleinen Wasserangriff. „Gott, du bist echt ein Kind“, lachte Johanna und schien sich nicht um die Tatsache zu kümmern, dass sie ebenfalls mit Wasser spritze.

Ein wenig schwelgte Finnick im Glück, weil es ihm gelungen war, Johanna wieder zu bekommen und sie dazu zu bringen, wieder mit ihm zu sprechen. Doch leider wurde ihr kurzer Rumtollen schnell beendet, als sie laute Stimmen hörten. Feierwütige Kapitoler, die eine Party verließen und sicher zur nächsten zogen und dabei die Abkürzung durch den Park wählten, schätze Finnick, wobei es an sich schon überraschend war, dass sie kein Auto nahmen.
 

Und trotzdem stürzten er und Johanna beinahe gleichzeitig aus dem Wasser, um unerkannt und immer noch leise kichernd ihre Sachen wieder anzuziehen. Nicht auszudenken, was das wieder für einen Fernsehbeitrag geben würde, sollte man sie hier wirklich so vorfinden. Vermutlich war es völlig kindisch, dass sich Finnick darüber amüsierte, und Johanna hatte schon Recht, aber etwas in Finnick schaffte es einfach nicht, ernst zu bleiben.

Auch nicht, als sie endlich mit nassen Haaren und am Körper klebender Kleidung auf die Straße vor dem Park traten und ein Auto heran winkten. „Sie sind nass“, stellte der Fahrer unzufrieden fest, bevor sie beide wie auf Kommando ein Lächeln heraufbeschworen. „Ist das ein großes Problem?“, fragte Johanna zuckersüß, so dass Finnick den nächsten Lachanfall unterdrücken musste, als sich die Miene des Fahrers aufhellte.

Da war also auch schon jemand, der versucht war Johanna ebenfalls aufzuheitern und das sicher auf Grund des Fernsehbeitrags. „Miss Mason! Natürlich nicht, steigen Sie ein, bevor Sie sich erkälten! Ich habe die neuste Technik im Auto. Extra für Regentage“, begann der Mann hinter dem Steuer begeistert zu sprechen, während Johanna und Finnick sich verschwörerische Blicke zu warfen und Finnick das Gefühl hatte, das alte Gleichgewicht wieder hergestellt zu haben. Mit Johanna schien alles gleich halb so schlimm und sogar das Kapitol konnte unter Umständen Spaß machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Marron-Kaetzchen
2013-07-07T21:48:00+00:00 07.07.2013 23:48
Huhu :)

Ein sehr lustiges Kapitel, und eine amüsante Erklärung warum Johanna bei den 75. spielen schwimmen konnte.
Ich fand es nur ein wenig schade dass man ihre Trauerphase nicht so mitbekommen hat.
Aber ansonsten Daumen hoch und weiter so =)
By marron
Antwort von:  Fairyannie
10.07.2013 22:28
Hallo, ja ich weiß. Das liegt daran, dass die ganze Kapitel (noch) aus Finnicks Sicht geschrieben sind und sie eben in Distrikt Sieben zum Trauern war.
Aber es freut mich, dass dir das Kapitel trotzdem gefallen hat und ich danke dir für dein liebes Review :) :)


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