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There’s no one left I love… - Well, there are always exceptions

A Finnick and Johanna Story
von

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Our lives will never be easy

8. Kapitel: Our lives will never be easy
 

„Sag mal, sind das noch mehr geworden?“, erkundigte sich Johanna und zerrte nicht besonders sanft an seinem Hemdkragen, um einen Blick auf seinen Hals zu werfen. Finnick fasste nach ihren Händen um Johanna wegzuschieben. Denn es waren tatsächlich mehr rote Flecken dazu gekommen, die er ihr nicht unbedingt zeigen. Johanna musste ja keinen Grund geliefert bekommen, sich über ihn lustig zu machen. „Ich würde lieber das Thema wechseln“, bat Finnick, als er an den Saugerfisch dachte, der ihn endlich entlassen hatte.

Doch Johanna lachte nur amüsiert oder zumindest tat sie so. „Es ist schon nach Mittag. Ich dachte, sie lässt dich nie gehen“, fuhr sie einfach weiter fort und ignorierte sein warnendes ‚Johanna‘. „Dass sie dich mit Erdbeeren totfüttert, hab ich gedacht“, redete sie ungerührt weiter und Finnick verdrehte die Augen. Hatte diese Frau ja auch fast getan. Aber es gab gerade schließlich Wichtigeres, worüber sie reden sollten, fand Finnick.

„Johanna, möchtest du mir sagen, wie der Anruf war?“, wechselte er das Thema und Johanna drehte ihm den Rücken zu, um herumliegenden Kleidungsstücke einzusammeln, was sie sonst nie tat. Sie war unordentlich, genau wie er. Und wenn sie jemals aufräumen würde, dann sicher nicht seine Klamotten. Aber da sie in seinem Zimmer gewartet hatte, konnte sie gerade nur seine Sachen herum räumen und würde damit auch für lange Zeit eine Beschäftigung haben. Ein geschicktes Manöver also, das nichts Gutes bedeuten konnte.
 

Finnick wurde mit jedem Teil, das sie wortlos aufhob, nervöser. „Jo, rede mit mir“, forderte er leise und überbrückte den Abstand zwischen ihnen schnell. Seine Hände ruhten auf Johannas Schultern, zwangen sie so innezuhalten und Johanna richtete sich gerade auf. „Nicht besonders gut. Melo geht es schlechter“, erklärte sie leise und an der Art wie sie sprach konnte Finnick erkennen, dass sie versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Das ist einfach nicht fair. Melo ist acht, Finn. Ach! Und meine Mom ist gerade über Dads Unfall hinweg gekommen.“ Das Wort Unfall betonte Johanna besonders giftig und Finnick war sich sicher, dass sie jetzt wirklich weinte.

Wortlos massierte er Johannas Schultern, denn egal, was er sagen würde, es wäre etwas Belangloses, was sie doch nicht aufheitern würde. Er lehnte die Stirn an ihren Hinterkopf, während Johanne seine Hemden an ihre Brust drückte und leicht zitterte, weil sie nicht laut weinen würde und versuchte das Schluchzen zu unterdrücken.
 

„Nur noch einen Tag, Jo. Morgen Abend bist zurück in Distrikt Sieben. Vielleicht schaffst du es rechtzeitig“, sagte Finnick und Johanna lachte verschnupft auf. „Vielleicht? Odair, du bist der miesteste Aufmunterer aller Zeiten“, ließ sie ihn wissen und auch Finnick musste ein wenig lachen. „Willst du was anderes hören?“, erkundigte er sich dann wieder ernst. Denn er konnte ihr auch gut zureden, irgendwelche Lügen erzählen oder unrealistische Aufmunterungsversuche starten. Aber Johanna war zu realistisch oder auch zu pessimistisch, als dass sie ihm Glauben schenken würde. „Nein, nichts Unrealistisches“, entgegnete Johanna und bestätigte damit seinen Verdacht. „Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber du kannst wirklich gerade nichts tun. Du machst dich vor Sorge verrückt und ich kann das nicht mit ansehen. Morgen Abend bist du zurück und kannst wieder helfen. Mit den Medikamenten kommt er auch sicher durch“, sagte Finnick leise und Johanna zuckte mit den Schultern.
 

Jedenfalls war es das, was Finnick hoffte. Wenn der kleine Melo weiter durchhalten würde bis Johanna zurück war, könnte er wieder gesund werden. Leider hatte Finnick nicht einmal eine Ahnung, wie der Junge aussah. Johanna meinte er wäre kräftiger geworden, seit sie die Hungerspiele gewonnen hatte und dass ihre Familie mehr Geld für Nahrung hatte. Aber anscheinend war der Junge immer schon kleiner und zierlicher gewesen. Finnick stellte ihn sich wie eine Miniversion von Johanna vor, nur eben männlich. Johanna war immerhin auch ziemlich klein, aber zäh. Und wenn ihr Bruder nach ihr kam, gab es ja vielleicht doch Hoffnung.
 

„Meine Mom versteht nicht, warum ich hier bin, und warum ich nicht eher zurückkommen kann. Sie findet, ich sollte mit den Medikamenten sofort nach Hause kommen. War ein hässlicher Streit.“ Johanna Stimme verlor sich und Finnick umarmte sie mitfühlend, während Johanna immer noch keine Anstalten machte sich umzudrehen. Deswegen zwang er sie nicht dazu. Es war ihr sicher lieber so. „Du kannst es ihr immer noch erzählen, Jo“, erwiderte er leise und jetzt schüttelte Johanna so heftig den Kopf, dass sie unsanft gegen seine Nase stieß. Doch dazu sagte Finnick nichts. Johanna hatte immerhin genug andere Probleme. „Das geht nicht! Dann weiß sie, dass ich Schuld daran bin, dass Dad…“
 

Johanna brach ab und warf seine Sachen wütend auf die Erde. Manchmal neigte sie dazu Dinge zu zerstören, wenn sie wütend oder frustriert war. Und Finnick war fast froh darüber, dass er keine Prozellangegenstände in seinem Zimmer hatte. „Du musst aufhören, dir die Schuld daran zu geben“, sagte Finnick eindringlich und Johanna fuhr zu ihm herum, sodass Finnick ein wenig vor ihr zurückzuckte. Ihre geröteten Augen hefteten sich spöttisch auf sein Gesicht. „Sagt der Richtige. Ich weiß ganz genau, dass du es dir auch nicht verzeihen kannst, dass dein Vater ermordet wurde.“

Finnick wich einen Schritt zurück, als hätte Johanna ihn geschlagen. „Also gib mir keine dummen Ratschläge, an die du dich selbst nicht hältst!“ Er musste ihr Recht geben. Dass sein Vater seine Sturheit hatte ausbaden müssen, konnte sich Finnick nicht verzeihen. Und deswegen war er wohl wirklich der Falsche, um Johanna solche Ratschläge zu geben.

Aber ihm genau das an den Kopf zu werfen war auch nicht das Netteste gewesen, was Johanna hatte tun können. Und Finnick musste zugeben, dass er aufrichtig verletzt war. Erinnerungen strömten auf ihn ein, die er lieber verdrängte. Er presste die Lippen fest zusammen, um nicht auch etwas Unüberlegtes zu sagen. Denn wenn sie auf einander losgingen, würde das kaum weiterhelfen.
 

„Tut mir leid, okay?“, sagte Johanna leise, als Finnick sich in Schweigen übte und kam auf ihn zu, um ihn beschwichtigend an der Schulter zu berühren. „Mags sagt, es ist nicht meine Schuld“, gab Finnick leise zu Bedenken. „Es ist seine.“ Jedenfalls sagte Mags das immer und Finnick glaubte ihr nur zu gerne. Präsident Snow war Schuld an allem, was ihm Schlimmes widerfuhr.

Wegen ihm hatte Finnick keine normale Kindheit gehabt, sondern war darauf gedrillt worden, ein möglichst guter Kämpfer zu sein. Nach den Hungerspielen, von denen er dachte, dass sie das Schlimmste waren, was ihm wiederfahren konnte, hatte es nur nicht aufgehört. Ja, vermutlich hatte Mags Recht. Ohne Präsident Snow würde das meiste Unheil nicht über ihn hinein brechen.
 

Johanna lachte leise und irgendwie seltsam auf. „Alles was hier passiert, ist seine Schuld, Finn. Wir sind nur Spielfiguren. Aber das macht es nicht gerade leichter zu akzeptieren. Wenn ich könnte, würde ich…“

„Du kannst aber nicht!“, ging Finnick schnell dazwischen und fasste jetzt seinerseits nach Johannas Arm und packte eindringlich zu. Was immer sie sagen wollte, blieb besser unausgesprochen. Johanna war leichtsinniger als er. Sehr viel leichtsinniger und Finnick tat sein Bestes sie und sich selbst vor dieser Leichtsinnigkeit zu beschützen.

„Johanna, lass es. Ich hab keine Lust dabei zuzusehen, wie du dich in Schwierigkeiten bringst oder mich gleich mit“, warnte er sie und Johanna riss sich los. Ihre Augen funkelten wütend zu ihm auf. „Wir sind schon in Schwierigkeiten, Finnick!“, entgegnete sie, allerdings weniger feurig, als ihre kleine Hasstirade auf den Präsidenten. „Wenn Melo das nicht überlebt…“
 

Finnick fasste Johanna an den Schultern, als ihr Blick sich verfinsterte und schüttelte sie leicht. „Johanna Mason, egal was passiert, du wirst nichts Blödes anstellen, hast du kapiert? Deine Mom braucht dich. Du kannst ihr nicht noch mehr Sorgen bereiten. Egal, was du dir da zusammenspinnst, du wirst nur dir und ihr damit schaden. Ihm ist es nämlich egal“, sagte Finnick scharf.

Denn Johanna hatte bereits einige Male geäußert, wie gerne sie dem Präsidenten die Meinung sagen würde, oder dass er wohl nicht mehr so allmächtig wäre, wenn sie mit einer Axt auf ihn losgehen würde. Und manchmal fragte sich Finnick, ob sie solche Äußerungen ernst meinte. Denn das konnte sehr gefährlich werden. Johanna müsste übergeschnappt sein, wenn sie glaubte, etwas gegen Snow ausrichten zu können.
 

„Ich brauch dich nebenbei bemerkt auch. Also stell nichts Dummes an, das verzeih ich dir nie, Jo“, fügte Finnick hinzu und Johanna seufzte. „Du bist so ein Weichei, Odair. Wissen die Leute, was für ein Sensibelchen du bist?“, fragte sie und ihre Arme fanden den Weg um seine Taille. Wenigstens waren ihr Taten versöhnlich und auch Finnicks Griff lockerte sich ein wenig, während Johanna den Kopf an ihn lehnte.

„Nein, ich bin ziemlich gut darin, meine Verlustängste zu überspielen“, entgegnete Finnick genervt. Johanna war zwar oftmals eine Nervensäge. Aber jetzt wo sie einmal da war, wollte Finnick nicht, dass sie wieder verschwand. Immerhin hing er an ihr. Wann immer er im Kapitol war, war Johanna seine Bezugsperson.

Und er hatte schon fast vergessen, wie es war ein gewöhnlicher Teenager zu sein. Alle anderen Sieger waren so alt und ernst. Sodass sich Finnick selber schon alt und ernst vorkam. Dass er genauso verbittert war wie alle anderen, wusste er auch. Es tat gut, eine gleichaltrige Freundin zu haben, die es schaffte, dass man sich manchmal wirklich wie ein Kind aufführte.
 

Johanna lachte leise gegen seine Halsbeuge. „Scheint so. Keine Sorge, was soll ein kleines, hilfloses Mädchen aus Distrikt Sieben schon anrichten?“, beruhigte sie ihn, wobei ihre Worte nicht den gewünschten Effekt hatten. „Du bist nicht hilflos, Jo“, entgegnete Finnick schnaubend. Jeder erinnerte sich nur zu gut an ihre Hungerspiele. Keiner würde Johanna Mason als hilflos betiteln. „Nein, aber auch nicht lebensmüde. Ich hänge zufällig an meinem Leben.“ „Behalte das im Hinterkopf. Das vergisst du nämlich manchmal“, seufzte Finnick und dachte an alle die gewagten Aktionen von Johanna, die ihr mächtig Ärger einbringen konnten.
 

Doch bevor Johanna antworten konnte, klopfte es an der Tür und Finnicks Vorbereitungsteam stürmte herein. „Finnick, wir sind etwas früher dran, aber… oh!“, unterbrach sich die Munterste der Truppe, die für seine Haare zuständig war und musterte Johanna argwöhnisch. Die junge Frau war meistens sehr gesprächig und gutgelaunt und zeichnete sich vor allem durch ihre farbigen Kontaktlinsen aus, die ständig variierten. Sie war recht hübsch, aber hatte zu lange Fingernägel, die Finnick manchmal unheimlich waren. Fenja, so hieß sie, war ein wenig älter als Finnick, was allerdings kaum auffiel, weil sie viel kleiner war als er. Dass sie einen Narren an ihm gefressen hatte, wusste er, seit sie in seinem Vorbereitungsteam angefangen hatte. Und der Blick, den sie Johanna zuwarf, war nicht gerade freundschaftlich.

„Wir stören“, kommentierte das einzige männliche Mitglied seines Vorbereitungsteams nicht ohne Neugierde. Denn tatsächlich begutachteten er und die Make-up Frau die Szene äußert neugierig und Finnick war sich sicher, dass hier gerade ein neuer Skandal geboren wurde.
 

„Oh nein, wir waren gerade fertig“, entgegnete Johanna und Finnick verdrehte die Augen, als sie ihn gleich noch etwas enger an sich drückte, ihre Hand lag dabei gut sichtbar für sein Vorbereitungsteam auf seinem Hintern. „Du Miststück“, murmelte Finnick belustigt, als er den entsetzten Blick von der jungen Haarstylistin bemerkte.

Nicht, dass es unbedingt das Netteste war, was Johanna tat, aber er konnte einfach nicht umhin es komisch zu finden. Außerdem tat es Johanna ja gut, wenn sie sich ablenkte und Spaß hatte. Sei es also drum, wenn es auf Kosten der armen Fenja ging.

Johanna kicherte leise und deutlich amüsiert, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte und Finnick einen kurzen Kuss gab.

„Holst du mich ab, wenn du hübsch gemacht wurdest?“, erkundigte sie sich und Finnick schob sie lachend weg. Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass Johanna eine Show abzog, wäre er ihr vermutlich selber auf den Leim gegangen. „Ich bin immer hübsch“, verbesserte er Johanna, während das Kapitolmädchen fast in Tränen ausbrach, als Johanna an ihr vorbei ging. Kaum war die Tür zu, empörte sie sich auch schon über Johanna.
 

„Ich finde auch, dass du immer gut aussiehst“, sagte sie und ihre Stimme hatte einen so tröstenden Tonfall, dass Finnick ihr fast sagen wollte, dass Johanna nur Spaß gemacht hatte. Immerhin hatte er nichts gegen sein Vorbereitungsteam. Sie waren okay, für Kapitolbewohner. Vor allem Fenja war natürlich immer sehr aufmerksam und sie brachte nicht selten Süßigkeiten mit. Das hatte sie in Finnicks Ansehen steigen lassen. „Danke, wenigstens eine Frau, die nett zu mir ist“, sagte Finnick stattdessen und sofort erschien ein Strahlen auf ihrem Gesicht. Das Mädchen war immer so leicht glücklich zu machen. Ein nettes Wort und sie strahlte vor sich hin.

„Ist es okay, wenn ich noch dusche?“, erkundigte sich Finnick. Denn dazu war er nicht mehr gekommen, weil Johanna bereits in seinem Zimmer gesessen hatte, als er von seinem Arrangement heimgekommen war. Und er wollte endlich diesen ekelhaften Parfümgeruch loswerden.
 

Er konnte bereits sehen, wie sein Team protestieren wollte. Immerhin würde sich dadurch alles etwas verzögern. Aber bevor sie zu Wort kamen, zog er sich das Hemd über den Kopf und ließ es zu dem Klamottenberg fallen, den Johanna verursacht hatte. „Ich beeile mich auch. Großes Ehrenwort“, versicherte Finnick zwinkernd und war sich der Tatsache bewusste, dass drei Augenpaare auf ihn gerichtete waren. „Okay“, brachte Fenja schließlich zustande und Finnick verließ sein Zimmer nicht ohne Grinsen im Gesicht. Manchmal war es zu leicht, Dinge zu bekommen, wenn man Finnick Odair war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-02-04T11:26:00+00:00 04.02.2013 12:26
Es ist wirklich erstaunlich, wie du immer wieder den Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit hinbekommst. :o :) In der einen Minute sind die Beiden noch betrübt und an der Schwelle der Depression, und in der Nächsten albern sie wieder herum, für die Öffentlichkeit, aber auch ein wenig für sich selbst, weil sie vermutlich sonst vollkommen durchdrehen würden. :/

Wirklich echt gut geschrieben.:)

Liebe Grüße :)
Antwort von:  Fairyannie
05.02.2013 21:17
Danke für die ganzen lieben Reviews, es freut mich, dass ich einen Stammleser habe und du die beiden so sehr magst :) :) :) Danke für das ganze Lob und schön, dass du so mitfieberst :)


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