Breaking Point von Ashelia (Uchiha Fugaku & Mikoto | Gewissenskonflikt) ================================================================================ Kapitel 1: Between holding on and letting go -------------------------------------------- Es war ein Tag gewesen, der sich nicht von anderen zu unterscheiden schien. Das schreiende Kind auf ihrem Arm beruhigte sich langsam, während es sich an ihre Brust kuschelte und ein weiteres Mal diesen Abend an der Schwelle zum Traumland stand. Es dauerte nicht lange bis sein Atem gleichmäßig wurde. Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der Mutter ab, während sie durch die kurzen schwarzen Haare ihres Jüngsten strich und sich mit ihm an das Fenster stellte. Das Licht des Vollmondes erhellte das dunkle Zimmer spärlich, aber die Dunkelheit störte sie nicht. Es war drei Tage her, dass Fugaku sie informiert hatte, dass sie nicht mit dem Abendessen auf ihn warten sollte. „Es könnte spät werden.“ Es war ein Code zwischen ihnen, der bedeutete, dass eine längere inoffizielle Clansitzung abgehalten wurde, der sich irgendwann in den Jahren ihrer Ehe gefestigt hatte. Sie hatte früh gelernt, dass sie zwischen den Zeilen lesen musste, wenn sie den vollen Umfang der Worte ihres Ehemannes verstehen wollte. Kushina hatte es desöfteren als Geheimnistuerei verstanden, wenn Fugaku sich so vage ausdrückte und sie gewarnt, dass sie bei so einem Mann nur verrückt werden könnte. Aber wenn sie auf ihren Jüngsten hinab sah, der mittlerweile halb in seiner Schmusedecke versunken war, und an ihren Erstgeborenen dachte, der so viele Begabungen aufwies, dass es sie gleichermaßen mit Stolz und Schrecken erfüllte, dann wusste sie, dass es keinen Platz gab, an dem sie lieber wäre, und keinen Mann, den sie mehr lieben könnte. Ein Geräusch aus dem Flur erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie drückte Sasuke einen Kuss auf die Stirn bevor sie ihn in sein Bettchen legte und ihre Schritte sie in den Flur führten, wo sie sich ihrem Mann gegenüber fand. Einen Moment herrschte zwischen den beiden Augenkontakt. Er wirkte müde auf sie und in Gedanken fragte sie sich, ob er zu müde war nur ein Wort an sie zu richten. Eine irrationale Frage, deren Antwort nicht lange auf sich warten ließ. „Mikoto...“, richtete er das Wort an sie. Sie konnte nicht sagen, ob er so leise sprach, weil er dank der letzten Tage genug davon hatte oder ob er es aus Rücksicht tat, da sie vor Sasukes Zimmer standen. „Es ist spät“, murmelte er und deutete mit einer schwachen Kopfbewegung in die Richtung ihres gemeinsamen Schlafzimmers. Ein eindeutiges Zeichen, dass er nicht reden wollte. Nur lag ihr mehr als eine Frage auf der Zunge, die nicht bis zum nächsten Morgen warten wollte. „Was hat so lange gedauert?“, fragte sie leise während er begann sich von seiner Kleidung zu trennen, ohne es wahr genommen zu haben. Allerdings hatte er ihre Fragen in all den Jahren Ehe noch nie überhört, egal wie leise sie gesprochen hatte (was sie zu der Spekulation getrieben hatte, dass er vielleicht Lippen lesen konnte), weshalb sie beschloss fortzufahren: „Ich meine, drei Tage? Obwohl seit dem letzten Treffen erst zwei Wochen vergangen sind?“ Sie wartete, ohne jeglichen Erfolg zu erreichen. Als er an ihr vorbei wollte, um in das Badezimmer zu gelangen, stand sie vor ihm und legte ihre Hände an seine Schultern. „Tu das nicht“, flüsterte sie „Keine Geheimnisse, erinnerst du dich?“ Er seufzte und in seinem Blick lag so viel Erschöpfung, Resignation und... Sorge? War das Sorge, die sie dort sah? Was konnte ihm, dem Anführer des Uchiha-Clans, Sorgen bereiten? Langsam ließ sie ihre Hände sinken, denn es würde keinen Sinn machen weiter zu stochern. Er wollte nicht, dass sie es wusste. „Nur heute, Mikoto.“ Aber auf das Heute folgte ein weiterer Tag der Ungewissheit und in Mikoto begann Misstrauen aufzukeimen. --- Einen Monat und vierzehn Tage blieb die Antwort auf ihre Frage unausgesprochen und es frustrierte die Uchiha ungemein. Denn selbst, wenn nicht das gleiche Blut in ihren Adern floss, war sie immernoch die Frau des Oberhauptes. Warum also glaubte sie die anderen tuscheln zu hören, wenn sie nicht hinsah? Auf der Flucht vor diesen Gedanken führte ihr Weg sie gemeinsam mit Sasuke im Kinderwagen zu einer kleinen Wohnung, aus der das Geschrei durch die geschlossene Türe tönte. Ob man die Klingel überhaupt hören würde? „Shhh shhhh! Guck mal, das Spielzeu- MOMENT - au auauau - BIN SOFORT DA- OHW, HEY, nicht die Haare!“ Keine Sekunde später öffnete ihr ein älterer Mann die Türe, der versuchte die kleinen Hände des Kindes auf seinem Arm von seinen weißen Haaren zu lösen. „Uchiha-san?“, kam verdutzt von diesem. Mikoto reichte ein Blick um zu sehen, wie überfordert dieser war. „Jiraiya-sama“, grüßte sie ihn mit einem Kopfnicken, ehe sie einen genaueren Blick auf den Unruhestifter warf. „Wenn das nicht Naruto-chan ist! Du bist ja groß geworden!“ Und mit einem fröhlichen Quietschen öffneten sich seine Händchen und streckten sich Mikoto entgegen. Naruto war alles, was ihr von ihrer Freundin geblieben war. Ihre letzte kleine Zuflucht, wenn sie Zuhause nicht weiter wusste. Kushina war die einzige Person gewesen mit der sie über Vertrauliches reden konnte. Nun war sie auf sich allein gestellt. „Mamaaaa“, jammerte Sasuke, woraufhin Mikoto schwach lächelte. Anscheinend gönnte er ihr nicht länger etwas Ruhe, aber sie musste ohnehin das Mittagessen vorbereiten. Sie verabschiedete sich von den beiden und erledigte auf dem Weg zurück in das Uchihaviertel noch kleine Besorgungen. Während sie die Einkäufe in der Küche unterbrachte, beschäftigte sich Sasuke mit seiner Stoffschriftrolle auf seiner Spieldecke. Als die Augen des Kleinen ein bekanntes Gesicht entdeckten, begann er zu lachen. Aus dem Augenwinkel entdeckte Mikoto, dass der Grund dafür Fugaku war, den sie noch auf der Arbeit vermutet hatte. Da sie immernoch ungehalten darüber war, da er ihr offensichtlich etwas verheimlichte, fuhr sie fort ohne auf ihn einzugehen. „Wo warst du?“, durchdrang seine Stimme die Stille. „Einkaufen...“, erwiderte sie während die Tüte Milch in ihren Händen ihren Platz im Kühlschrank fand. Noch während sie die nächste Schublade öffnete, um ein Holzbrett hervor zu ziehen und mit der Vorbereitung des Essens zu beginnen, fügte sie hinzu: „und Sasuke und ich haben Naruto besucht.“ Sie war nicht wie er. Sie würde keine Geheimnisse haben, auch wenn sie wusste, dass er es vielleicht nicht hören wollte. Sein plötzlicher Griff an ihrem Oberarm überraschte sie, während er sie zu sich drehte und zwischen der Küchentheke und sich abfing. „Das wird das letzte Mal gewesen sein.“ Sein Ton war verärgerter als sie es sich ausgemalt hatte. Als würde er ein kleines Kind belehren was richtig und falsch für es war. Sie öffnete den Mund um zu widersprechen, doch er tat einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht. „Entschuldige... es ist... kompliziert“, versuchte er sich für diese impulsive Reaktion zu rechtfertigen, aber es reichte nicht. ‚Kompliziert‘ war nicht genug. „Wie wäre es wenn du mir endlich erzählst was los ist?“, fragte sie leicht genervt. Sie hatte es satt immer wieder zu fragen. „Jeder im Dorf scheint es zu wissen, warum also ich nicht?“ Ein schwaches Kopfschütteln kam von ihm. „Ts... das bezweifle ich.“ Neugierig sah sie auf. „Das Dorf ist im Wandel, Mikoto. Der Yondaime ist tot. Das heißt neben einem neuen Jinchuriki wird es auch einen neuen Hokage geben. Was die Frage aufwirft, ob der Clan noch in den richtigen Händen ist.“ Sie verschränkte die Arme. „Red keinen Unsinn. Er könnte nicht in besseren sein.“ Er schenkte ihr ein halbherziges, schwaches Grinsen. Den Glaube, den diese Frau in ihn setzte, empfand er schon immer als bewundernswert, aber auch naiv. „Vielleicht jetzt noch, aber nicht wenn wir kurz vor einem Krieg stehen würden.“ Die Worte wollten sich in ihrem Kopf nicht verarbeiten lassen, ergaben nicht einmal ansatzweise Sinn in ihren Augen. Sie wusste nicht, wie lange es dauerte bis sie etwas sagte, während nur Sasukes undeutliche Laute zu hören waren. „Das ist nicht wahr. Du machst Scherze!“, stieß sie entrüstet aus, aber sie wusste es besser. Er machte keine Scherze, erst recht nicht bei solch ernsten Themen. „Yashiro-san hat Grund zur Annahme, dass die Dorfältesten davon ausgehen, dass die Uchiha für den Vorfall mit Kyuubi Schuld sind. Wir müssen mit allem rechnen“, erklärte er. „Das kannst du nicht-“, begann Mikoto, aber er unterbrach sie bevor sie den Satz beenden konnte. „Was kann ich nicht?! Meine Familie und jeden, der hier lebt beschützen? Ist dir jetzt klar, warum Misstrauen herrscht, wenn meine eigene Frau dieser Meinung ist?!“ In aller Klarheit drangen seine Worte zu ihr durch. All die Zweifel begannen bei ihr, die Fugaku ertragen musste. Tränen stiegen in ihre Augen und sie schaffte es gerade noch an ihm vorbei, bevor die Erste über ihre Wange rollte. Bei ihrer Hochzeit waren die Uchiha ihre neue Familie geworden, sie wusste auf was sie sich damals eingelassen hatte. Kushina und Minato waren tot, womit sie nichts mehr an diesem Dorf halten dürfte, und doch war es ihre Vergangenheit. Sie kniff die Augen zusammen. Es wurden mehr und mehr Tränen, als sie realisierte, was sie gerade gedacht hatte. Sie rutschte an der Wand ihres Schlafzimmers hinab und kauerte sich zusammen. War sie wirklich eine Uchiha? In all der Zeit hatte sie sich immer eine Hintertür offen gelassen und wenn es nur einen Spalt weit war. Sie hatte hinausgezögert sie zu schließen, aus Angst was sie erwarten würde, wenn es kein zurück mehr gab. Doch hatte sie überhaupt noch die Wahl? Während sie über all das nachdachte, wusste sie nicht, dass ein gewisser Sechsjähriger etwas von diesem Gespräch aufgeschnappt hatte. Er stand an der Schwelle der Eingangstür, als er die Worte seines Vaters aus der Küche gehört hatte und hatte in seiner Bewegung inne gehalten. Ohne ihn zu bemerken, hatte seine Mutter die Küche verlassen und er nahm gerade noch wahr, wie sie in das Schlafzimmer ging, als er Sasukes vertrautes Weinen hörte. Als er sich weiter vor traute und einen Blick in die Küche erhaschen konnte, sah er, dass sein Vater sich Sasuke angenommen hatte und versuchte ihn zu trösten. Schnell huschte er an der Küche vorbei und hielt vor dem Schlafzimmer seiner Eltern, doch zögerte. Sollte er sich wirklich in ein Thema der Erwachsenen einmischen? Andererseits mochte er es nicht seine Mutter traurig zu sehen. Vorsichtig klopfte er an und öffnete die Tür einen Spalt weit. „Mutter?“, fragte er leise, da er nicht hineinplatzen wollte, wenn sie lieber alleine sein wollte. Ein Schluchzen drang an sein Ohr und er öffnete die Tür etwas weiter. „Itachi.“ Beim Klang seines Namens zuckte der Angesprochene stark zusammen und fuhr herum. Vor ihm stand niemand anderes als sein Vater, der Sasuke auf dem Arm hielt. „Würdest du etwas mit Sasuke in deinem Zimmer spielen?“ Es war keine Frage, da Itachi nie etwas verneinte was sein Vater ihn fragte. Widerstrebend nickte er, da sein Vater mehr für seine Mutter tun konnte, als er überhaupt in der Lage war zu tun. „Komm, Sasuke“, murmelte er und nahm ihn an die Hand, wie es ein guter großer Bruder tat. Als er das Schlafzimmer betrat saß sie immernoch an die Wand gelehnt, ihr Gesicht in den Händen vergraben. Mit einem leisen Seufzen, ließ er sich neben ihr nieder und strich ihr sanft durch die Haare, bevor er sie sanft in den Arm zog. Er hatte mit dieser Reaktion gerechnet, aber nicht gewusst wie er es ihr rücksichtsvoller beibringen sollte. „Ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen...“, flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen, doch sie brachte es nicht über ihr Herz ihn anzusehen. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, als die nächsten Tränen folgten. Ohne ein Wort zu sagen, hielt er sie im Arm, aber mehr brauchte sie nicht. Er und ihre beiden Jungs waren alles, was sie brauchte. Ihre Zukunft. Und das wusste niemand besser als er. --- Erst war das Schlimmste die Ungewissheit vor dem Morgen, der sie jeden Tag, den sie in Frieden verbrachten, schätzen ließ. Sie sah ihre beiden Kinder heranwachsen, wie sie voller Freude in ihre Zukunft sahen. Ein Jahr später wurde Itachi Genin und ging auf seine erste Mission. Es waren weitere acht Monate später, als er das erste Mal jemanden aus nächster Nähe sterben sah und sich verbot vor seinen Eltern zu weinen, weshalb er auf sein Zimmer ging, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Während Sasuke aufblühte und verkündete, dass er wie sein Vater einmal bei der Polizei arbeiten wollte, entfernte sich ihr Ältester Stück für Stück. Als Fugaku beim Abendessen von Shisuis Tod erzählte und seinen Sohn darauf ansprach, was er zu dem Vorwurf zu sagen hatte Hauptverdächtiger zu sein, machte sich dies am stärksten bemerkbar. Statt zu antworten verließ er den Raum unter der Aussage, dass er sich auf den nächsten Tag vorbereiten musste. Als Mutter hatte Mikoto ihm beistehen wollen und an seiner Türe gestanden, unschlüssig ob sie klopfen sollte oder nicht. Es war nicht das Gefühl des Verrats an Konoha, welches sie daran zweifeln ließ das Richtige zu tun. Es war als sie die Veränderungen an ihrem Ältesten bemerkte, wie sehr seine liebevolle Art schwand, dass ihr Herz zu brechen drohte. Und ein Blick in das Gesicht ihres Mannes verriet ihr, dass er genauso dachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)