L'Amour à trois von Anemia (Darkly, darkly, Venus Aversa) ================================================================================ Kapitel 7: II. Season - Wettlauf mit Küchenköchen ------------------------------------------------- Der gestrige Groll und Ärger, welcher sich zuerst in meinem Magen breit gemacht hatte, war am nächsten Tag der puren Vorfreude auf den kommenden Abend gewichen. Schon als ich Kai von meiner zufälligen Begegnung mit dem Traum unserer schlaflosen Nächte berichtete, erreichte meine Laune ihren Höhepunkt, welcher auch hier vor der Konzerthalle längst nicht abgeebbt war und dies wahrscheinlich in den nächsten Stunden auch nicht vorhatte. Sobald ich wieder in Tylers schönes Gesicht schauen würde und das auch noch in Verbindung mit seinem Instrument, welches ihm zusätzlichen Sexappeal verleihte, würde alles um mich herum vergessen sein. Und wenn ich zudem Kais funkelnde Augen sehen würde, die sich freudig auf den Drummer richteten, würde mir dies nur noch zusätzliche Glücksgefühle bescheren. Kai schien ebenso happy wie ich zu sein, seinen deutlich nach oben zeigenden Mundwinkeln und dem aufgeregten Herumgetänzle, welches mir beinahe schon die Nerven raubte. Doch heute wollte ich mal nicht so sein, denn in ein paar Minuten würde der Einlass stattfinden und wir erhofften uns wahrhaftig einen Platz in der ersten Reihe, da wir bereits draußen ganz nah an der Tür standen. Nur eine Gruppe von vier Mädchen war wohl einen Tick früher als wir eingetroffen und unterhielt sich lautstark und schwärmerisch über die Band. Zwischen all dem Gequieke und Gequietsche konnte ich ab und an Tylers Namen heraushören, welcher mit einer noch stärkeren Kreischorgie einherging und ich fragte mich, ob sie denn nicht die Band verwechselt hätten, Tokio Hotel würde sich erst morgen die Ehre geben. Aber was juckten mich diese aufgebrachten Weiber? Mit stolzgeschwellter Brust baute ich mich hinter ihnen auf und malte mir ihren fassungslosen Blick aus, den sie zur Schau stellen würde, erzählte ich der Bande über Kais und meine Liebesnacht mit dem Objekt ihrer Begierde. Doch ich war ja kein Schwein und somit ließ ich es sein. Das reimte sich sogar, war ein Gedicht, genau wie die hübsch dekorierte Bühne, die sich uns beim Eintritt offenbarte. Elektrische Kerzen sorgten für den ultimativen Romantiklook, und obwohl ich wahrlich kein Freund des Kitsches war, fand ich es sehr ansprechend, genau wie das komplett neu designte Bandlogo, welches auf einer großen Flagge direkt hinter dem Drumset prangte und nun anstelle den zerstörten Sterne einen einzigen großen Himmelskörper zeigte, der die Schrift förmlich zu verschlingen drohte. War eben doch nicht alles Kitsch, was Tylers brutale Behandlung des Schlagzeugs und vor allen Dingen auch Lillys kraftvolles Organ beweisen würden. Oh man, ich stand nun in meinem Nervositätsgrad dem von Kai in nichts nach, freute mich, dass ich einen perfekten Blick auf die Drums hatte und beschloss während Tyler lang ersehnt die Bühne entern würde, ganz laut 'Ausziehen, ausziehen!' zu brüllen, worin mein Freund sicher nur zu gern einstimmen würde. Die Mädchen neben mir kreischten ohrenbetäubend, als die Schweinwerfer angingen und man kurz darauf ein paar Personen hinter dem Vorhang hervorkommen sah, der wahrscheinlich den Backstagebereich von der Bühne abtrennte. In mir wallte das Blut auf, sodass mir vollkommen heiß wurde, was nicht zuletzt daran lag, dass Tyler der erste war, der sich der Menge selbstbewusst zulächelnd und -winkend an seinen Platz begab, noch ehe ich ihn dazu auffordern konnte, sich auszuziehen. War zudem absolut nicht nötig. Auch wenn Tyler nackt immer noch am geilsten war, so hielt ich mir vor Augen, dass dies hier ein Konzert werden sollte und nicht eine seiner Fetischshows, zudem hatte sich der Gute in wahrlich schicke Gewänder gehüllt. Klar, dass die Mädels so schrien und ich es ihnen gedanklich gleich tat; Die enge Lederhose, kombiniert mit dem mehr zur Schau stellenden als verhüllenden Oberteil aus Netzstoff und Lack heizte mir bereits ohne die harten, rockigen Klänge ihrer Musik kräftig ein. Er schien unsere Anwesenheit noch nicht bemerkt zu haben, denn ich versuchte vergeblich, seinen Blick einzufangen, was mir leider nicht gelang, aber wahrscheinlich lag es auch daran, dass Tyler sich nun ganz auf die Musik konzentrieren musste, um nicht noch Fehler wegen uns beiden zu machen. Länger konnte ich mir darüber jedenfalls keine Gedanken machen, denn der Rest der Band betrat die Bühne, Rex, der Gitarrist, Roy, der Bassist und - Hey, wer war denn dieser Kerl? Und wo blieb Lilly? Zuerst machte ich ein wahrscheinlich ziemlich enttäuschtes Gesicht, doch dieses verwandelte sich schnell in puren Unmut, als sich dieser Typ, dessen Züge ich nun besser erkennen konnte, an der Front der Bühne aufbaute und zum Mikro griff. Ich wechselte verwirrte Blicke mit meinem Freund aus, zumal ich keinen blassen Schimmer davon hatte, dass die Band aus ihrer Sängerin einfach einen Sänger gemacht hatte! Das war nicht nur schade, das war auch ärgerlich, denn besagter junger Mann, welcher mit den ersten Riffs begann, wie der Teufel persönlich in sein Gerät zu brüllen, war kein geringerer als dieser Nick. Der Kerl, mit dem Tyler am Vortag so angetan geplauscht hatte und welcher den Drummer so anzuhimmeln schien, dass es wehtat. Der Funke, der dafür sorgte, dass mein Magen Zicken machte, kreuzte wieder auf und stach mir in mein Organ, bis sich dieses vor Gram zusammenzog. Der Typ sieht zu gut aus, raste es mir durch die Hirnwindungen und sofort war für mich klar, dass dieser eitle Schönling mit den penibel zurückgegelten Haaren sich mit irgendeinem aus der Band hochgeschlafen hatte. Und tief in meinem Inneren konnte ich mir bereits denken, wer dieser jemand war, schließlich war über die etwaige Bi- oder Homosexualität Roys und Rex' nichts bekannt. Hätten nicht all die Menschen hinter mir gestanden und mir somit die Fluchtmöglichkeit genommen, ich wäre sofort verschwunden, mitsamt Kai, welcher den Sänger ebenfalls misstrauisch musterte. Andererseits war jetzt noch keine Zeit, um die Fliege zu machen, schließlich benötigte ich eine Erklärung für das, was hier vor sich ging, und die wollte ich mir nach dem Konzert von Tyler höchstpersönlich abholen. ***** "Was ist hier los? Wo ist Lilly? Und wieso ist der da", ich deutete wütend auf den neuen Sänger, welcher sich gerade sein Feierabendbier gönnte und mich nun eher aufmerksam als erschrocken musterte, "euer neuer Sänger? Das ist doch...nee!" Ich bekam das Gefühl nicht los, dass ich mich gerade benahm wie eine betrogene Ehefrau oder eine 13-jährige, welche ihrem neuen Freund eine Szene machte. Doch meinen Empfindungen war es egal, wie alt ich wirklich war und welches Geschlecht ich besaß. Tyler guckte mich nur an, als ich meine ärgerlichen Worte vorgetragen hatte, setzte nicht einmal zu einer Erklärung an und auch Kai tat nichts, um mich zu unterstützen. Hallo, waren die alle zu Zombies mutiert? Von Kai wusste ich, dass er ebenfalls mit der Gesamtsituation unzufrieden war, aber nur zu feige war, seine manchmal echt große Klappe aufzureißen. Dass ich mich wahrscheinlich zu sehr aufregte, ließ mich erst Tylers Reaktion erkennen. Er kam viel zu ruhig auf mich zu, was mich ebenfalls rasend machte, blieb dann vor mir stehen und legte seine Hände auf meine Schultern, während er meinen Blick einfing und mir fest und bestimmt in die Augen sah. "Reg dich ab, Darin. Ich erklär dir das. Kommt mit." "Na da bin ich aber mal gespannt", gab ich noch frech von mir, als Kai und ich von Tyler förmlich aus dem Backstageraum geschoben wurden; es war fast so, als ob er meinte, dass wir hier drin nicht verloren hatten. Dabei waren wir drei so was wie ein...Paar. Wir waren ein Dreier, verdammt! Das alkoholisierte Getränk, welches Tyler für uns an der Bar bestellte, besänftigte mein aufgebrachtes Gemüt keineswegs. Eigentlich war ich ja eher der introvertierte, in sich gekehrte Typ, den weibliche Eigenschaften nicht beschrieben. Ich war stets besonnen und einsichtig, aber wenn Hormone mit im Spiel waren, konnte ich für nichts garantieren. Tyler konnte von Glück reden, dass ich ihm nicht augenblicklich vorwarf, mit diesem Nick zu vögeln und gleichzeitig mit Lilly zusammen zu sein, die nur Liebe zwischen ihrem Freund und mir sehen wollte! Doch genau auf dieses Mädchen kamen wir zuerst zu sprechen. Die Strenge aus Tylers Blick war einem sanften Ausdruck gewichen, und nach einiger Zeit fand sogar seine Hand zu einer zaghaften Berührung ihren Weg auf mein ihm zugewandten Knie. Ich hasste diese Barhocker, der Sitzkomfort ließ wirklich zu wünschen übrig, aber heute sah ich einfach darüber hinweg und ich lauschte gemeinsam mit Kai Tylers Erklärung. "Lilly ist im fünften Monat schwanger. Von mir." Ich hielt den Atem an und fiel fast ohnmächtig vom Hocker. Tyler jedoch ließ sich davon nicht irritieren, er blieb die Ruhe selbst, während sich mein Körper anfühlte, als würden meine Gedärme gegrillt werden. "Es wäre eine zu große Belastung für sie und das Baby, jetzt noch täglich einen Auftritt zu absolvieren. Deswegen ist Nick für sie eingesprungen. Das war der erste Gig in dieser Besetzung. Bis heute war es noch nicht offiziell, das ist auch der Grund, weswegen ihr noch nichts davon wusstet." Alter Verwalter. Der wollte mich und Kai doch wohl verarschen! Vollkommen panisch guckte ich zwischen Kai und Tyler hin und her, und der Blick meines Freundes bestätigte mir, dass dieser ebenfalls in ein Wachkoma gefallen war ob dieser Nachricht. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit! Doch sich noch weiter aufzuregen brachte auch nichts, deswegen atmete ich einmal tief durch und versuchte, diplomatisch zu bleiben. "Du wirst also Vater", nickte ich dem Schwarzromantiker mit dem nun nicht mehr so akuratem Make Up und den etwas in Unordnung gerateten Haaren zu, nahm einen kräftigen Schluck meines Drinks, um den Schock zu betäuben. "Müsstest du dich da nicht um Lilly kümmern, ich meine...ich hab ja keine Ahnung, ob sie allein wohnt oder..." "Lilly und ich sind nicht mehr zusammen", gab Tyler schließlich mit einer Seelenruhe zu, sodass nun endlich auch aus Kai ein lautes 'Nee!' herausplatzte. "Ihr hat es gar nicht geschmeckt, dass ich mit dir...mit euch gevögelt habe, während sie nicht dabei sein konnte. Da hat sie einfach Schluss gemacht." Ich kriegte die Tür nicht mehr zu. Tyler hurte rum, fickte innerhalb von vier Tagen drei verschiedene Personen - zwei davon zur gleichen Zeit der Effizienz wegen und verhütete nicht mal angemessen beim vaginalen Verkehr! Und Lilly schien auch keinen Scheiß besser zu sein, stiftete diese ihren Freund erst dazu an, mit mir rumzumachen und ließ ihn einfach sitzen, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatte. Das war nicht nur krank, das war ebenso sinnlos wie ein Wettlauf mit Küchenköchen, denn in diesen kleinen Quadratställen konnte man wenn überhaupt drei Meter laufen und das nicht, ohne dass etwas zu Bruch ging. Danke, mir reichts. Und siehe da, mein Spitzname war wieder zum Tageslicht gekommen, nachdem ihn alle bereits totglaubten. In so einer Situation konnte man ja auch nur mehr oder minder durchdrehen. Eigentlich hatte ich vor, mich ganz gepflegt zu verpissen, denn ich musste diese Informationen erst einmal verdauen, aber das dicke Ende kam erst, als ich bereits vom Barhocker gesprungen war und den Boden unter meinen Füßen genoss. "Und weil das nur fair ist", setzte Tyler noch an, rührte nachdenklich in seinem Drink und stierte auch diesen an, als wäre er die interessanteste Sache auf Erden. "Zwischen mir und Nick bahnt sich was an. Bestimmt nichts Festes, aber ich wollte es euch nicht vorenthalten, irgendwann kommt sowas schließlich immer raus." "Ach, danke für die Info! Das hab ich mir doch gleich gedacht", knurrte ich vor mich hin, letzteres nuschelte ich jedoch so leise, dass nur ich es verstehen konnte. "Komm, Kai, wir machen uns noch einen schönen Abend - zu zweit!" Und mit diesen Worten zog ich meinen Freund mit mir, während ich mich freute, dass wenigstens dieser noch auf meiner Seite stand, auch wenn er dies nicht offen zugegeben hatte. Von Tyler verabschiedeten wir uns nicht einmal, obwohl mir im Nachhinein klar wurde, dass er prinzipiell nicht viel Unrechtes getan hatte, jedenfalls was den neuen Sänger und seine Affäre mit diesem anging. Nur weil wir einmal miteinander geschlafen hatten, hieß das ja noch lange nicht, dass er abstinent bleiben musste, bis wir uns zweimal im Jahr für einen geschlagenen Tag wiedersahen. Nur wurmte es mich trotzdem... "Und am Vortag hat er mich noch geküsst", jammerte ich an Kais Schulter, als wir gemeinsam auf der Couch lagen, uns mit Hilfe des Fernseprogrammes abzulenken versuchten und ich mich langsam mit meinem Schicksal abfand, zum Mädchen zu mutieren, jedenfalls innerlich aufgrund meiner Sentimentalität. "Sei nicht sauer, Kleener", redete mir Kai gut zu und kraulte meine Kopfhaut, während ich feststellen musste, dass der wesentlich androgynere von uns beiden seine Männlichkeit im Gegensatz zu mir bewahrt hatte, trotz dieses blöden Tages. "Tyler hat uns beide doll lieb, das weiß ich. Dieser Nick kann gegen uns doch gar nicht anstinken. Mach dir keinen Kopf, ein Mann muss nunmal ab und an vögeln, dann ist es egal, mit wem." Ich sagte daraufhin nichts mehr, seufzte nur ein herzerweichendes Seufzen und überlegte schon einmal, welches Kleid mir wohl am ehesten stehen würde, wenn ich denn jetzt schon über die urtypischsten Eigeschaften der Vertreter des männlichen Geschlechtes aufgeklärt wurde. "Weißt du was?", meinte Kai plötzlich mit seiner so schön beruhigend klingenden Stimme, als ich schon in seinen Armen in den erlösenden Schlaf fallen wollte. "Auf dem Tourposter, was an der Tür hing, stand, dass die Band übermorgen hier ganz in der Nähe noch einen Gig hatte. Da gehen wir einfach hin und überzeugen unseren Schatzimausi davon, wie geil wir beide sind. Dann wird er diesen Spacko schnell vergessen und wir verhindern somit, dass er ihn für mehr als nur zum Bumsen benötigt. Okay?" Den strahlenden Augen, welche mich von oben herab musterten und auf meine Zustimmung hofften, konnte man einfach nicht widerstehen, deswegen hauchte ich auch bereits ziemlich abwesend ein 'Okay' an Kais Wange und ließ mir noch einen Kuss auf den Mund drücken, ehe ich in das Land der Träume entschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)