Das Buch von Akio21 (Mein Tagebuch von Naruto) ================================================================================ Kapitel 32: Der Plan -------------------- Wir standen nebeneinander am Ufer des Kamelienflusses und sahen der neuen Blume hinterher, wie sie gemeinsam mit den anderen auf den leichten Wellen den Strom entlang schwamm. Ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals in meinem bisherigen Leben so wohl gefühlt zu haben. Es war ein ähnliches Gefühl des inneren Friedens und der Ruhe, wie ich es hatte, wenn ich auf seinem Platz saß, nur viel stärker und jetzt, wo er genau neben mir stand, hätte ich zu gerne seine Hand genommen. „Sie sieht – so zufrieden aus,“ bemerkte ich und mir wurde gleichzeitig bewusst, wie albern das klang. Naruto drehte sich erfreut zu mir um und schenkte mir ein breites Grinsen. „Freut mich, das du es sehen kannst.“ Es kam mir nicht so vor, als würde er sich über meine Bemerkung lustig machen, ich wurde sogar verlegen. „Ähm – ja, wieso nicht.“ „Wieso nicht? Das sieht nicht jeder. Eigentlich die wenigsten.“ Ich wollte hier keine komische romantische Stimmung aufkommen lassen und räusperte mich. Dann fragte ich betont sachlich: „Also immer wenn eine rote Blume stirbt, entsteht eine Weiße!“ „Huh? Nein, so ist das nun auch wieder nicht.“ Überrascht sah ich ihn an. Sorgte er nicht für das Gleichgewicht? „Nicht, wie dann?“ Naruto sah mich immer noch an und kratzte sich am Kopf, als wisse er nicht, was oder wie er es sagen sollte. „Nun, anders eben.“ „Wie anders?“ Nun starrte er sogar zur Decke. „Kompliziert.“ Schon wieder. Dieser Typ. „Glaubst du, ich versteh es nicht, wenn du´s erklärst.“ „Doch. Schon“, wiegelte er ab und sah immer noch sich kratzend an die Decke. „Also?“ „Na ja,“ er sah zu Boden, und legte die Hand in seinen Nacken. Langsam fing ich an zu kochen. „Na ja, was?“ Beherrsch dich, Sasuke. „Was, fragst du, tja keine Ahnung, wie ich das erklären soll.“ Entnervt schnaufte ich auf. „Versuchs einfach.“ Gedankenverloren sah er zu Boden, gleich darauf hellte sich sein Gesicht wieder auf. Er bückte sich und legte einen Kreis aus Steinen auf den Boden, daneben noch einen. Mengenlehre? Ich fühlte mich gerade wie im Kindergarten, aber ich bückte mich auch. Dann eben so. Wenn er es nicht anders erklären konnte... Zu meinem Entsetzen zog er sein Oberteil aus und griff mit beiden Händen in den Fluss. Kieselsteine. „Also in diesem Kreis sind die Seelen.“ Er legte eine Hand voller Kiesel in einen Steinkreis und verteilte sie mit der Handfläche. O je, das konnte länger dauern. „Und in diesem Kreis – sind die geborenen Seelen, die die einen Körper haben. Und auf der Erde leben.“ Die Kieselsteine aus der anderen Hand wurden hineingelegt und verteilt. „Aha.“ „Nix aha.“ Er sah wütend aus. „Ich mag das nicht.“ „Huh? Was denn?“ „Aha. Das klingt so abwertend, so als wäre es dir egal. Dann muss ich auch nichts erklären.“ „Nein, nein. Es ist nur die Art wie du – es interessiert mich. Wirklich. Sehr sogar.“ Naruto warf mir noch einen misstrauischen Blick zu, bevor er fortfuhr. Gedanklich machte ich mir eine Notiz, er reagiert allergisch auf Aha. „Diese Seele“, er nahm einen Kiesel aus dem ersten Kreis hoch, „hat einen Plan.“ „Einen Plan?“ Nun war ich doch verdutzt. „Ja. Einen Plan. Menschen sagen auch Schicksal dazu, aber es ist geplant.“ Mit der anderen Hand nahm er einen Kieselstein aus dem zweiten Kreis. „Genau wie diese Seele. Bevor diese Seele hier geboren wurde, hat sie sich entschieden – hm – sagen wir in der ersten Oktoberwoche dieses Jahres zu sterben.“ Er sah mich an, als wolle er prüfen, ob ich ihm folgen könne. Zugegeben, das war nicht einfach, aber ich nahm es einfach mal so hin und nickte. „Darum hat diese Seele,“ er hob die erste höher, „beschlossen innerhalb der ersten Oktoberwoche dieses Jahres geboren zu werden.“ Na, das ist doch das was ich von Anfang an gesagt hatte, dachte ich. „Also ist es doch so wie ich sagte.“ „Nein. Ich seh schon, du kapierst es nicht.“ „Ich geb mir Mühe.“ Kami hin oder her, ich hatte nicht den Eindruck, dass ich schwerer von Begriff wäre, als er. „Na ja, okay, wie auch immer. Läuft alles nach Plan, ist es in Ordnung. Aber wenn die Seele, die eigentlich vor hatte, in dieser Zeit wieder nach Hause zu kommen, aus welchen Gründen auch immer, nicht bereit ist und sich an ihr Leben klammert, egal wie leidvoll es dann ist, oder die Verwandten den Körper um jeden Preis am Leben erhalten wollen, so dass sie nicht weg kann, obwohl sie es eigentlich will, dann kann die neue Seele nicht geboren werden, wie geplant.“ „Verstehe. Dann muss sie warten.“ „Nein, dann wird sie nicht geboren.“ „Hab ich doch gesagt.“ „Ich sagte doch, es ist komplizierter.“ Warum sollte es so schlimm sein, etwas länger warten zu müssen? Ich sah ihn fragend an. „Dann wird das Baby tot geboren, oder stirbt kurz nach der Geburt. Je nachdem.“ Das war ein Schock. Naruto sah es mir wohl an. Zuversichtlicher, dass ich verstehen würde, fuhr er fort. „Und dann gerät alles durcheinander. Weil die Seelen, die als Eltern des Babys mit ihren Körpern dienten, gar nicht geplant hatten, ihr Kind zu verlieren. Sie verkraften es nicht.“ „Ja. Ja, ich glaube, ich verstehe langsam. Schließlich wird ein Baby nicht nach einer Woche geboren.“ Naruto nickte mir zu. „Aber – es ist doch für jeden schwierig, sein Kind zu verlieren?“ „Natürlich ist es das. Fast jeder wird mit einem Plan geboren, der auch gewisse Schwierigkeiten im Leben bereit hält. Aber gleichzeitig auch mit der Kraft, diese Schwierigkeiten zu meistern. Verstehst du? Aber diese Eltern, als Beispiel, hatten so ein Leben nicht geplant, und deswegen auch nicht die Stärke mitbekommen, es zu bewältigen. Und vielleicht geht die Ehe in die Brüche, was nicht geplant war, oder – noch schlimmer, die Seele ist so sehr verletzt und zerrissen, dass dieser Körper Selbstmord begeht. Natürlich kommt die Seele dann früher zurück, aber alles was nun mal geplant war von ihr, wird nie passieren. Und das – bringt alles durcheinander. Es ist wie mit einem Stein den du ins Wasser wirfst und der immer größere Kreise zieht.“ Langsam fing ich an zu begreifen, das diese Sache doch wesentlich komplexer war, als geahnt. „Mit anderen Worten, wenn der Plan einer Seele nicht aufgeht, sind auch alle anderen davon betroffen?“ „Ja.“ Naruto lächelte glücklich. „Genauso ist es.“ Er hatte wirklich eine wichtige Aufgabe. Kein Wunder, dass er sie nicht abgelehnt hatte, auch wenn das viele Entbehrungen mit sich bringen mochte. Zum Beispiel das was er wohl am meisten fürchtete. Einsamkeit. Naruto stand auf und wischte sich die Hände an den Hosen ab. „Ich bring dich jetzt nach Hause.“ „Was? Wieso? Ich will noch nicht...“ Er machte eine Handbewegung, und im nächsten Augenblick war ich auch schon wieder zurück. Es war ein ähnliches Gefühl, wie wenn man in einem Aufzug steht, der plötzlich nach unten fährt. Und wie damals, als ich bei Itachi war, und bei Ino landete, stand ich auch nicht vor dem Schrein, sondern war in meinem Zimmer. Gemeinsam mit jeder Menge Kamelienblüten saß ich auf meinem Bett, die im nächsten Moment auch schon aufleuchteten und wieder verschwanden. Sicher zurück zu ihm. In die Anderswelt. Ich musste nicht aufstehen und ans Fenster gehen, um gegenüber Licht zu sehen. Ich wusste auch so, das Hansuki nicht am Schrein auf mich gewartet hatte. Und auch zum Schrein musste ich nicht gehen, um zu wissen, dass er wieder an seinem Platz stand, selbst wenn ich es nicht gesehen hätte. Naruto ließ mich sehr nachdenklich zurück. Hosted by Animexx e.V. 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