Das Buch von Akio21 (Mein Tagebuch von Naruto) ================================================================================ Kapitel 30: Unterstützung/Öffnen des Schreins --------------------------------------------- Ja, ich wollte in seiner Nähe sein. Warum auch immer. Eine halbe Stunde später klingelte ich bei Hansuki und hoffte, dass nicht Kuruge da war, sondern sie selbst. Gleich darauf hörte ich beschwingte Schritte und die Haustür wurde geöffnet. Ja, es war Hansuki. Aber irgendetwas an ihr war anders. Ich konnte nicht definieren, was es war und registrierte nebenbei, dass sie ein schlichtes schwarzes Kleid trug. Unsicher fragte ich: „Ähm, kennen sie mich noch. Ich bin...“ „Natürlich“, sie lächelte mich erfrischend an. „Komm doch rein.“ Resolut ging sie vor mir Richtung Wohnzimmer, während sie mir mitteilte, dass sie leider nicht viel Zeit hatte, da jemand aus ihrem Bekanntenkreis gestorben sei. Mit anderen Worten wohl kein guter Zeitpunkt. Sie deutete mit der Hand auf einen Sessel und setzte sich mir gegenüber. Gerade als ich ansetzen wollte mein Beileid und die sonst so üblichen Phrasen auszusprechen, stockte ich. Ihre Augen leuchteten klar und aufmerksam, sogar neugierig, fast wie bei einem kleinen Kind. Genau. Das war anders. „Kuruge ist gestorben“, erklärte sie ohne weiteres Aufhebens zu machen und beugte sich vor. „Lass es mich sehen. Er hat dich markiert, nicht wahr? Ich möchte es sehen, bitte.“ Jede Menge Gedanken schossen mir durch den Kopf. Also war Kuruge die Person, die gestorben war. Jemand aus meiner Nähe, jemand den ich kannte. Und dann die Besessenheit, also war Hansuki nun frei? Langsam knöpfte ich mein Hemd auf. Hansukis Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie schien irgendwie erleichtert zu sein, und als sie sich wieder zurücklehnte sah sie sogar richtig glücklich aus. „Sind sie – Narutos Schwester?“ Überrascht sah sie mich an. „Nun, ich dachte, vielleicht wollte Kushina ein zweites Kind nachdem sie erfahren hatte, dass Naruto – nun ja... Hansuki schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin eine Verwandte. Meine Eltern starben früh, und Kushina nahm mich bei sich auf. Sie war nicht meine leibliche Mutter,“ erklärte Hansuki lächelnd. „Nebenbei, möglicherweise versteht ein junger Mann wie du es nicht, aber ich glaube nicht, dass man einer Mutter einen Ersatz für ein Kind geben könnte.“ Obwohl sie mich freundlich anlächelte fühlte ich mich irgendwie – dumm. „Ja. Ja, natürlich nicht.“ „Kuruge, hm – nun ja, sie hat den Tod Kushinas nicht verkraftet?“ Hansuki sah etwas bedrückt zu Boden. „Dies und anderes.“ Damit meinte sie wohl den Platz wo sie beerdigt wurde, oder werden sollte. „Und sie waren von ihr besessen?“ „In gewisser Weise. Sie tat es nicht bewusst. Kuruge liebte und verehrte Kushina sehr. Als – das geschah damals versuchte ihr Geist irgendwie sich selbst zu retten, glaube ich. Um nicht ganz in Dunkelheit zu versinken...“ Hansukis Stimme war immer leiser geworden. Ich verstand nicht genau was sie meinte, aber es war sicher nicht einfach gewesen für sie. Trotzdem machte sie Kuruge keine Vorwürfe, im Gegenteil sie zeigte Verständnis und verteidigte sie schon fast. Dann hatte ich schon gar nicht das Recht, etwas gegen Kuruge zu sagen. „Es gab immer wieder Phasen, in denen mein Geist klar war.“ „Wenn Naruto sie besucht hat?“ fragte ich aufgeregt. Hansuki sah auf. Ihre Augen funkelten irgendwie belustigt. „Nein, das hatte damit nichts zu tun.“ „Oh.“ Ich war mit vielen Fragen gekommen, im Moment fiel mir keine mehr ein. Wenigstens wusste ich nun, wer gestorben war, als die Blume auf meiner Brust rot war, und – egal wie ich zu Kuruge stand, ich war froh, dass Hansuki nicht mehr verwirrt, besessen oder was auch immer war. Ich hatte sogar noch mehr erfahren. Es stimmte, dass Naruto sie besuchte. Und sie wusste von der Markierung, der erste Mensch hier, mit dem ich offen reden konnte. Ohne es verhindern zu können entfuhr mir ein erleichterter Seufzer. Hansuki reagierte nicht darauf, ich sah sie an. Ihr Blick war irgendwie aufgeregt. Was – wurde eigentlich von mir erwartet? Reiß dich zusammen, Sasuke. „Ich möchte Naruto sehen. Weißt du, wissen sie, wann er kommt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Hm.“ Das war enttäuschend. Nachdenklich sah sie zur Decke. „Bevor er kommt, verändern sich die Kameliensträuche im Garten.“ „Verändern? Wie?“ „Ich weiß nicht, ob es auch andere sehen können, aber sie fangen an zu strahlen und – vielleicht ist es nur Einbildung, aber manchmal glaubte ich, kleine Wesen zu sehen, mit Flügeln.“ „Äh, wie?“ „Es klingt verrückt, ich weiß. Ich bin nicht sicher, ob es stimmt. Kleine Wesen, kleiner als die Blumen selbst, flogen hin und her.“ „Insekten? Vielleicht Bienen?“ Hansuki schüttelte den Kopf. „Ihre Flügel waren durchsichtig, aber sie schimmerten in einem Blau. Die Form war so ähnlich wie bei Schmetterlingen. Wenn ich sie gesehen habe, dann wusste ich – er kommt.“ Ich drückte mich unwillkürlich in den Sessel. Vielleicht war sie doch nicht so normal, wie ich gedacht hatte. „Aber genug von mir“, begeistert sah sie mich an. Ich versuchte mich noch tiefer in den Sessel zu drücken, leider vergeblich. „Du willst ihn sehen, oder?“ „Er ist hier?“ Hansuki schüttelte den Kopf. „Du hast doch den Schlüssel“, meinte sie und zeigte auf meine Brust. Unwillkürlich griff ich nach der Kette. „Ich werde dich zum Schrein begleiten. Es ist ein heiliger Ort. Darum musst du dich zuvor reinigen.“ „Aber ich bin doch sauber.“ Hansuki schüttelte den Kopf. „Eine Dusche reicht da nicht.“ „Ein Bad?“ Sie fing an zu lachen. Anscheinend hatte ich irgendetwas komisches gesagt. „Es ist in Ordnung, wenn du zum Schrein gehst so wie du bist. Die Reinigung erfolgt dort.“ Mir wurde mulmig zumute. Bedeutete das möglicherweise, ich würde auch durch einen Doppelgänger ersetzt und konnte nicht mehr zurück? „Ich – also – ich weiß nicht, ob ich bereit bin.“ Hansuki legte den Kopf schief. „Niemand will dir etwas Böses, Sasuke Uchiha. Aber wenn du Zweifel hast, ist es sinnlos das Tor zu öffnen.“ „Es – also...“, warum stotterte ich wie ein Idiot herum. Das war doch sonst nicht meine Art. „Ich möchte ihn sehen. Bedeutet das für mich, das ich nicht mehr zurück kann? Meine Eltern und mein Bruder...“, begann ich wurde aber unterbrochen. „Du kannst natürlich zurück. Du wirst nicht zu einem Teil der Anderswelt, nur weil du ihn besuchst. Naruto wird auch kein Teil mehr dieser Welt werden. Nie mehr.“ Hansuki nickte mir zu. „Wenn du dich bereit fühlst, komm zu mir, sobald es dunkel ist. Aber nur dann, wenn du es wirklich willst. Du musst dich nicht gezwungen fühlen. Oder selbst unter Druck setzen. Lass dir Zeit. Und – wenn du nicht willst, ist es auch in Ordnung. Glaub mir.“ Ich hatte keine Ahnung warum, aber ein warmes Gefühl machte sich in mir breit. Hier war nichts Böses. Und obwohl ich sonst eher misstrauisch war, fühlte ich mich zu ihr hingezogen. Ich glaubte ihr jedes Wort. Als würde sie meine Gedanken lesen, lächelte sie mir verständnisvoll zu. Ein paar Minuten saßen wir so. Ich genoss einfach dieses Gefühl der Vertrautheit. Dann wurde mir klar, dass es Hansuki sicher auch so ging wie mir. „Darf ich nochmal sein Zimmer sehen?“ Sie nickte. Ich stand auf und ging in sein Zimmer. Narutos Zimmer, hier hatte er gelebt. Vielleicht war es nicht sonderlich nett, aber ich wollte hier alleine sein. Wenigstens einen Moment lang, also schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich auf sein Bett. Ein muffiger Geruch stach mir in die Nase. Wie von alten Möbeln eben. Gepaart mit dem Duft von Blumen. Eine eher unangenehme Sache. Wie bei jemandem, der sich anstatt zu baden mit Parfüm besprühte. Keine Ahnung, wie lange ich auf seinem Bett saß. Aber mir wurde immer mehr bewusst, dass ich ihn treffen wollte. Ich hatte ihn zwar schon getroffen, aber diesmal wollte ich es von mir aus. Ich wollte nicht geholt werden. Sondern aus freien Stücken zu ihm gehen. Das Videogerät lag noch dort, wo ich es hatte liegen lassen. Ich stand auf und ging hin. Auf diesem Band würde ich keinen Geist sehen. Solche Geräte waren nicht für Dämonen und Götter. Nur für Menschen. ------------------------------------------- Nachdem ich mich ein wenig in seinem Zimmer umgesehen hatte, störte mich der Geruch nicht mehr. Ich ließ mich rücklings auf sein Bett fallen, das mit einem lauten Quietschen antwortete und sah zur Decke. Das ich unsicher war, weil ich keine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde war normal. Kein Grund mich zu schämen. Mein ganzes bisheriges Streben war darauf ausgerichtet gewesen, mich mit Naruto zu treffen. Ihn zu sehen. Und nur wegen diesem Gefühl jetzt plötzlich auf halbem Wege umzudrehen und zu kneifen, das wäre dann schon ein Grund zum schämen. Er wäre garantiert enttäuscht von mir und noch schlimmer, ich ebenso. Ich musste dorthin, um jeden Preis denn wenn ich es nicht tat, würde ich es den Rest meines Lebens bereuen, das war mir absolut klar. Es gab keinen besseren Zeitpunkt als heute Nacht. Ich hatte ohnehin vorgehabt heute dort hinzugehen, notgedrungen mit meiner Mutter und – wenn es ganz übel lief, sogar mit einem oder beiden Mädchen. Wie sollte ich in dieser Gesellschaft etwas anderes erreichen, als dämlich vor dem Schrein zu stehen? Die konnte ich ja schlecht mitnehmen, vielleicht würde man uns nicht mal hineinlassen, nein das konnte ich wirklich vergessen, was hatte ich mir überhaupt dabei gedacht? Ich schloss die Augen, um besser nachzudenken. Aber trotz geschlossener Augen hatte ich das Bild seines Zimmers immer noch vor mir. Mit geschlossenen Lidern sah ich mich um. Ich entdeckte in einer Ecke eine Jacke, die mir vorher nicht aufgefallen war. Als ich die Augen öffnete, um zu überprüfen, ob es Einbildung war oder nicht, konnte ich die Jacke immer noch sehen. Von der Größe her mochte sie ihm mit 16 Jahren gepasst haben. Praktisch. Ich schloss wieder die Augen. Es war irgendwie lustig auf diese Art zu sehen. Nach einer Weile wurde der Raum heller, freundlicher. Vermutlich hatte ich mich daran gewöhnt. Die Möbel waren zwar nach wie vor altmodisch, kamen mir jetzt aber irgendwie neuer vor. Weniger benutzt. Als ich zum Schreibtisch sah, entdeckte ich das Tagebuch. Aber – gleichzeitig spürte ich es auch auf meinem Bauch. Zwei Tagebücher? Ich wagte diesmal nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst, dass es dann verschwunden sein würde. Die Tür wurde aufgerissen und herein kam – Naruto. Er musste es einfach sein. Vor Schreck hielt ich die Luft an. Kam er zu Besuch? War er überhaupt damit einverstanden, dass ich hier war? Er beachtete mich überhaupt nicht, sondern ging verstimmt an mir vorbei zu seinem Kleiderschrank. Dort bückte er sich und zog die untersten Schubladen viel zu schwungvoll auf, als man es normalerweise tun würde. Mit einer Hand griff er hinein und warf die Unterwäsche die er in der Hand hielt hinter sich zu Boden, das Ganze machte er noch dreimal dann stand er auf und trat die Schublade mit dem linken Fuß zu. Ja, kein Zweifel. Er war verärgert. Aber warum? Fand er seine Lieblingsshorts nicht, oder was? Ich öffnete die Augen und setzte mich auf. Das Zimmer sah wieder so aus, wie zuvor, von Naruto keine Spur. Wieder eine Erinnerung? Es klopfte und Hansuki öffnete die Tür einen Spaltbreit. „Ich muss jetzt gehen“, meinte sie fast schon entschuldigend. „Naruto, - er war ziemlich temperamentvoll, oder?“ Überrascht sah sie mich einen Augenblick an, dann lachte sie. „O ja, das kann man wohl sagen.“ Ob es vielleicht angebracht war, dass ich auch zur Beerdigung ging? Na ja, keiner hatte mich eingeladen und gefragt hatte auch niemand. Ich stand auf. Hansuki begleitete mich zur Tür. Sie griff neben mir vorbei um sie zu öffnen, aber ich stand vor der Tür ohne zur Seite zu weichen. „Ist es in Ordnung, wenn ich heute Nacht komme?“ „Das ist mehr als in Ordnung.“ Ich machte Platz, damit sie die Tür öffnen konnte und ging als Erster hinaus. Ohne mich nach ihr umzudrehen ging ich über die Straße und in unser Haus. Viertel nach Elf stand ich vor meinem Kleiderschrank. Meine Eltern waren zwar schon früh zu Bett gegangen, wie immer, mein Bruder war ausgegangen, aber Mitternacht schien mir eine passende Zeit zu sein. Vielleicht hatte ich auch nur eine dramatische Ader, von der ich bisher noch nichts gewusst hatte. Ratlos betrachtete ich meine Kleidung. Ich wollte nicht in Jeans auftauchen, lieber in einer Robe oder einem Umhang. Nur – ich hatte keinen. Zum ersten Mal in meinem Leben bedauerte ich, dass ich keine Schwester hatte. Moment mal, ich hatte schließlich eine Mutter. Ich wusste, sie hatte ein Nachthemd aus Seide mit passendem Mantel dazu. Ebenfalls aus Seide. Zwecklos, sie würde sicher aufwachen, wenn ich in ihr Schlafzimmer ging, und danach suchen würde, oder noch schlimmer, mein Bruder kam grade dann nach Hause, wenn ich in diesem Aufzug das Haus verlassen wollte. Ich seufzte. Zeitverschwendung. Dann musste es eben so gehen. Unzufrieden griff ich nach einer Sommerhose und einem T-Shirt. Ob Naruto es wusste? Weißt du es? Das ich zu dir komme? Kurz darauf lief ich neben Hansuki aus der kleinen Stadt, über die Hügel auf den Wald zu. Zu meiner Erleichterung hatte sie auch gewöhnliche Alltagskleidung an. Aber war es wirklich in Ordnung in dieser Aufmachung einem Kami einen Besuch abzustatten? Der Schrein sah aus, als würde er jeden Moment zusammenfallen. Ich befürchtete, dass er genau das tun würde, sobald ich versuchen würde, die Tür zu öffnen. Die Reinigung jedenfalls bestand nur darin, das wir Räucherwerk anzündeten, uns hinknieten und beteten. Hätte sie mir das nicht vorher sagen können? Schließlich stand sie auf und ich stand ebenfalls auf. Aufmunternd sah sie mich an und forderte mich auf, den Schlüssel zu benutzen. Ich zog die Kette aus und schob sie auseinander. Es war so dunkel, dass ich kaum etwas erkennen konnte, weder konnte ich den Schlüssel richtig sehen, und das passende Schlüsselloch an dem dunklen Schrein schon mal gar nicht. „Halte den Schlüssel einfach in die Nähe des Schreins.“ Schweigend tat ich es. Sowohl der Schlüssel, als auch ein kleiner senkrechter Spalt im Schrein leuchteten in einem schwachen lila. Gewusst wie, dachte ich und steckte den Teil des Anhängers, der als Schlüssel diente in den Spalt, der sonst bestimmt von niemandem bemerkt wurde. Ich drehte ihn waagrecht und zog ihn wieder heraus. Dann ging ich wieder zwei Schritte zurück und stellte mich neben Hansuki. Es passierte genau das Gleiche, was Naruto beschrieben hatte. Der Schrein glitt zur Seite, der Boden teilte sich und vor mir erschien eine Treppe, die nach unten führte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)