Das Buch von Akio21 (Mein Tagebuch von Naruto) ================================================================================ Kapitel 26: Elfter Eintrag -------------------------- Nachdem ich seinen Namen einige Male vergeblich gerufen hatte, ging ich nach unten zum Essen. Vielleicht musste man sich dabei dreimal um sich selbst drehen, oder sich um Mitternacht auf den Friedhof stellen. Irgendetwas fehlte wohl. Das Abendessen verlief schweigsam. Ich fragte mich, wie lange wir wohl noch hierblieben. Dieser Ort hier, hatte seine eigene Magie. Und ich war Naruto noch nicht so nahe, dass ich ihn rufen, geschweige denn retten konnte. Nachdem ich geduscht hatte, kam Mutter in mein Zimmer. Sie wirkte nervös. „Sasuke, ich habe mir gedacht, ich könnte dich morgen nach Schulschluss abholen,“ schlug sie vor. Ihre Stimme klang besorgt, und gegen Kakashi hatte sie nicht wirklich etwas in der Hand. „Gute Idee, Mama. Wenn du vielleicht so gegen halb zwei kommst, bestimmt findest du mich beim Direktor im Büro.“ Verärgert zogen sich ihre Mundwinkel nach unten. Für mich war die Gelegenheit perfekt. Da mein Füller kaputt war, konnte ich den Kugelschreiber benutzen und zufällig dort vergessen. „Wirklich nett von dir, ich habe ja nicht jeden Tag so viel Zeit, um sie bei Direktor Kakashi zu verschwenden. Meine Klassenkameraden haben mir von einer Sehenswürdigkeit erzählt, einem Schrein, den ich gerne besichtigen würde.“ „Ein Schrein, klingt interessant. Sollen wir zusammen hinfahren?“ Ich nickte und zeigte ihr auch die Karte, die Itachi für mich ausgedruckt hatte. Als sie gegangen war, zog ich mir meinen schwarzen Schlafanzug an. Hansuki hatte etwas von Besuchen gesagt, also wollte ich es wenigstens versuchen und das kleine Aufzeichnungsgerät in dem sogenannten Gästezimmer deponieren. Bei der Gelegenheit wollte ich mich auch nochmal kurz umsehen. Um nicht einzuschlafen, aber auch um etwas über den Schrein, den ich morgen in Augenschein nehmen wollte, zu erfahren nahm ich Narutos Buch zur Hand. Ich hab gewartet, bis ich das Gefühl hatte, es wurde Zeit. Dann lief ich durch die Dunkelheit über den kleinen Feldweg auf der Wiese zum Schrein. Die meisten Leute gingen viel früher dorthin, auch weil sie sich vor dem Wald fürchteten, der sich neben der Wiese so dunkel erhob. Vor den knarrenden Ästen, den Geräuschen, wenn ein Vögel plötzlich hochflog, oder eine Maus im trockenen Laub am Boden davon sprang. Ich lief also alleine über den Feldweg und manchmal knirschten kleine Steine unter meinen weißen Turnschuhen. Es blies ein lauwarmer Wind. Richtig angenehm. Aus der Ferne sah ich schon den Schrein und den Rücken von Kuruge. Sie zündete Räucherwerk an, die Glöckchen zu beiden Seiten des Schreins läuteten durch den Wind und gaben einen hellen melodischen Ton von sich. An einer Schnur hingen weiße Papierstreifen die flatterten, und ich erkannte einige Zeichen und Masken gegen böse Geister. Hinter Kuruge blieb ich stehen, weil ich sie nicht beim Beten stören wollte. Der Geruch des Weihrauchs kam mir bekannt vor. Er benebelte wie schon einmal meine Sinne. Immer mehr fiel ich in eine Art Trance. Aber es war in Ordnung. Dieses Mal war ich weder festgebunden noch lag jemand auf mir. Kuruge hatte ihre Gebete beendet. Ohne sich umzudrehen sagte sie: „Endlich bist du da, tsubaki-shin. Du bist also gekommen.“ „Ja.“ „Hast du Angst?“ „Ein wenig.“ „Wovor?“ „Es wird einsam sein, oder nicht?“ Kuruge drehte sich um, nahm meine Hand und gab mir den Schlüssel. „Irgendwann – in ferner Zukunft, wird jemand kommen. Jemand der dich liebt.“ „Jemand der mich liebt,“ wiederholte ich. „Woher soll ich wissen, wer sie ist? Und ob es so ist?“ „Keine Sorge. Der Schlüssel wird ihn finden und markieren.“ Ich sah auf den Schlüssel in meiner Hand. „Aber – der Schlüssel ist ein Teil von mir. Ein Werkzeug.“ „Ja. Eben. Nun geh, tsubaki-shin.“ Kuruge ging mit zusammengelegten Händen an mir vorbei, der Wind wehte den leichten Stoff ihres etwas über die Knie gehenden Kleides, so dass er flüchtig meine Hand berührte. Ich sah ihr nicht nach und ich wusste, das auch sie sich nicht umdrehte. Leb wohl, Kuruge, dachte ich nur. Ich genoss noch einen Moment den Geruch des frisch gemähten Grases, der faulenden Blätter und farbigen Blätter des Waldes, den der Wind zu mir trug. Dann öffnete ich den Schlüssel und schob ihn ins Schloss. Ich drehte ihn nach links, zog ihn wieder heraus, und hängte ihn mir dann um den Hals, während ich zusah, wie der Schrein verschwand und einer Treppe aus Stein Platz machte. Den monotonen Singsang hörte ich bis oben. Also war schon alles vorbereitet und es gab kein Zurück mehr. Ich stieg die Stufen hinab, und wurde von den hier lebenden Wesen in die Zeremonienhöhle geführt. Auf dem Altar saß mein Körper und wartete. Er trug ein weißes Kleid mit Goldverzierungen. Priester waren anwesend, um die Zeremonie zu leiten, aber auch Götter, die auf meine Wandlung warteten. Zuvor jedoch nahm mich eine der Priesterinnen zur Seite. Und ging mit mir zum Fluss. Mir ist jetzt klar, wie wichtig meine Aufgabe ist. Selbst wenn das bedeutet, das ich für immer allein bleiben muss. Die Kette war keine Kette. Sie war ein Schlüssel. Und Narutos Name? Kushina und Kuruge interessierten mich nicht mehr. Naruto und seine Aufgabe umso mehr. Und – welche Rolle spielte ich? Naruto würde von dem Gerät wissen und wenn es etwas gab, das er mir zeigen wollte, würde er kommen und es tun. Ich brauchte eine gewisse Selbstüberwindung, denn es war später geworden, als ich dachte, leider hatte ich mich nicht losreißen können, von dem Buch. Ja, hätte ich nur gelesen, wäre ich sicher früher fertig gewesen. Aber es war nicht nur lesen. Auch dieses Buch hatte eine Art Magie. Es hatte mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ich betrachtete es als ein Heiligtum. Und ich hatte sogar Recht damit. Es beruhigte mich. Das Buch zu halten, zu streicheln und zu berühren gab mir einen inneren Frieden, den ich nie zuvor erlebt hatte. Wenn ich darin las, las ich nicht nur. Ich erlebte es. Ich konnte es sehen. Es gab Stellen, die ich immer wieder sehen wollte. Zum Beispiel Naruto, wie er vor dem Schrein stand, die Augen schloss und der Wind in seinen Haaren spielte. Dieses Buch hatte ein eigenes Leben und eine eigene Zeit. Langsam zweifelte ich, ob es wirklich Naruto war, der es im Pult versteckt hatte. Es könnte auch Kuruge gewesen sein. Wie auch immer ich musste mich beeilen. Den Recorder, der nur so groß wie eine Büroklammer war, hatte ich in meinem Portemonnaie. Vor Kuruge hatte ich jetzt wesentlich mehr Achtung als zuvor. Egal, ob es Naruto war oder Kuruge, wenn es in diesem Zimmer irgendetwas gab, dann musste ich nicht suchen. Man würde es mir zeigen. Naruto sowieso, Kuruge hätte es schon vorher bereitgelegt, da sie auch schon vorher wusste, was geschah, ebenso wie sie wusste, dass sie ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr klar würde denken können. Ich nahm Geldbeutel und Schlüssel und schlich mich aus dem Haus. Alles war dunkel, nur ein Hund bellte. Nur über die Straße und ich stand vor dem Haus, in dem er gelebt hatte. Ja, ich wusste es jetzt. Und die beiden Frauen wussten über mich auch Bescheid. Kushina vielleicht nicht von Anfang an. Aber mittlerweile musste sie es eigentlich wissen. Die Tür war nicht geöffnet, also war Kuruge vielleicht nicht da. Kushina ging lieber auf Nummer Sicher und ließ das Fenster für mich auf. Darauf hätte ich auch früher kommen können. Als hätte sie nach meinem Besuch nicht gemerkt, das es offen war, und geschlossen. Wie jeder normale Mensch. Und ich hatte mir nichts dabei gedacht, dass es angelehnt war. Ich ging aber davon aus, das sie vermutlich schlief, und war daher so leise wie möglich, als ich durch das Fenster kletterte. Kaum war ich im Zimmer spürte ich ein bekanntes Ziehen auf der Brust. Ich lief langsam durch das Zimmer und achtete darauf, ob das Ziehen stärker oder schwächer wurde. Dabei kam ich mir vor wie ein Kind das Heiß oder Kalt spielt. Also, wirklich, Naruto. Am stärksten war es vor einem alten Tisch, der vielleicht ein Küchentisch gewesen sein mochte, und mit einem Laken bedeckt war. Unter dem staubigen Laken kamen Schulhefte und Bücher zum Vorschein. Ich blätterte sie durch, bis ich in einem ein Bild fand, das herausfiel. Es war ein Schulfoto, das entweder von Naruto oder von – seiner Mutter? - Kushina gerettet worden war. Auf der Rückseite stand: Kawa no aka to shiro no tsubaki no kami Ist das dein Name? Dein richtiger Name, oder dein Name in der Anderswelt? Er bedeutete frei übersetzt, dass Naru der Herrscher über den Fluss mit den roten und weißen Kamelien war. Sein Göttername eben, ich zog Naruto vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)