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Dein wilder Garten - Mein Herz

NaLu
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
...
Ist hier noch jemand, der das lesen möchte?
Ich könnte euch jetzt 1000 Gründe nennen, warum es so lange gedauert hat, dieses Kapitel zu schreiben, aber ich lass es lieber. Ich will nur loswerden, dass ich diese Fanfiction nicht abbrechen werde und wenn es Jahre dauern wird, sie zu beenden.
Langsam wird es spannend. Mit diesem und dem nächsten Kapitel kommt die Geschichte langsam ins rollen und bald wird es ernst zwischen unsere beiden Hauptdarstellern. Aber noch nicht... ;)
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Das Wiegenlied einer Weide

Kapitel 1 - Das Wiegenlied einer Weide
 

Er hatte jetzt schon keinen Bock mehr auf diese Stadt, dabei waren sie noch nicht mal am Ortseingangsschild vorbei gefahren. Und er hatte auch keinen Bock mehr auf die vorwurfsvollen Blicke, die ihm sein Vater alle paar Minuten von der Seite zuwarf. Er wusste, dass sein Vater kaum eine andere Wahl gehabt hätte. Entweder den neuen Job annehmen und umziehen, oder mit Sack und Pack auf der Straße landen, weil man ihm die Sozialhilfe gekürzt hätte, wenn er sich geweigert hätte. Natsu wusste, dass sein Vater bei seiner Entscheidung besonders an ihn gedacht hatte, immerhin war er erst 17 und hatte noch fast zwei Jahre Schule vor sich, ehe er studieren oder eine Ausbildung machen konnte. Wenn es nach seinem Vater ginge, würde er studieren. Wenn es nach Natsu ging, würde er sich eine Ausbildung suchen und so schnell wie möglich sein eigenes Geld verdienen. Er hatte keine Lust mehr, seinem Vater auf der Tasche zu liegen auch wenn dieser immer beteuerte, dass es für ihn selbstverständlich war, seinem Sohn finanziell unter die Arme zu greifen. Natsu bat seinen Vater nur sehr ungern um Geld. Sie hatten nie viel besessen, aber es hatte immer für ihre Familie gereicht. Sie waren ja auch nur zu zweit gewesen, seit seine Mutter vor zehn Jahren gestorben war und er bekam Halbwaisenrente, aber da seine Mutter nicht gearbeitet hatte, war es nicht besonders viel. Und doch hatte es immer gereicht. Bis sein Vater seinen Job in der Eisenschmiede verloren hatte, weil die Arbeitsstellen rationiert werden mussten. Als dann das Angebot einer anderen Schmiede gekommen war, hatte Igneel nicht lange überlegt und Natsu gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine Woche lang hatte er nicht mit seinem Vater geredet, hatte die Schule geschwänzt und war in den Hungerstreik getreten – ohne Erfolg. Also blieb Natsu keine andere Wahl als sich in ihren schrottreifen Wagen zu setzen und fast sechs Stunden Fahrt über sich ergehen zu lassen. Allerdings nicht, ohne sich dreimal zu übergeben. Er hasste Autofahrten und sein Magen hasste sie noch mehr.

Als sie schließlich durch die Straßen ihrer neuen Heimatstadt fuhren, war Natsu beinahe erleichtert. Er hatte sich seinen Hintern plattgesessen und sein Magen rebellierte immer noch, seine Katze protestierte lautstark und sein Vater trommelte ungeduldig auf dem Lenkrad. Das helle Kopfsteinpflaster, über das sie mit ihrem Auto holperten, regte Natsu jetzt schon auf. Es hatte eine grässliche Farbe und wurde bei Regenwetter bestimmt zur rutschigen Todesfalle. Das fehlte ihm auch noch, sich den Hals zu brechen nur um pünktlich zur Schule zu kommen.

Die Schule! Er stöhnte auf und lehnte seinen Kopf an die Autoscheibe. In seiner alten Schule war er schon aufgefallen wie ein bunter Hund mit seinen kirschblütenfarbenen Haaren. Natsu hatte seine Haare als Kind immer gemocht, sie machten ihn auf eine ganz spezielle Weise einzigartig. Aber spätestens mit der Pubertät und den ersten Unsicherheiten und Anforderungen an ein „männliches“ Erscheinungsbild hatte er sich gewünscht, stinknormal zu sein, oder wenigstens ein paar väterliche Gene mehr geerbt zu haben. Igneel hatte Haare wie Flammen, rot und störrisch umrahmten sie sein kaum gealtertes Gesicht. Allmählich durchzogen die ersten grauen Haare seine rote Mähne, aber das ließ Igneel nur noch imposanter wirken. Natsu seufzte. Er wäre so gerne ein bisschen mehr wie sein Vater. Und doch wollte er nicht so sein, denn seine weicheren Gesichtszüge und seine hellen rosa Haare hielten seine Mutter auf eine bestimmte Art lebendig, schließlich waren es ihre Gene, die ihn von seinem Vater unterschieden.

Igneel lenkte den alten Wagen von der gelben Kopfsteinpflasterstraße, die sich quer durch die Stadt schlängelte, auf eine genauso holprige Schotterpiste, die vor einem ehemals blauen Gartenzaun endete. Igneel bat ihn, das Tor zu öffnen und Natsu kletterte mühsam aus dem Auto. Nach sechs Stunden auf den durchgesessenen Sitzen tat ihm jeder Knochen weh. Der Riegel des Tors war verrostet und ließ sich nur schwer öffnen. Das letzte Bisschen, was an blauer Farbe auf den Holzpfosten übrig war, bröselte ab, sobald man mit der Hand dagegen stieß. Das Gras war so hoch gewuchert, dass es Natsu einiges an Kraft kostete, das Tor weit genug zu öffnen, damit ihr Auto hindurch passte. Überall wucherte Unkraut und es wimmelte nur so vor kleinen Tierchen. Natsu schmunzelte. Wenigstens seine Katze, Happy, würde an ihrem neuen Zuhause seinen Spaß haben.

Igneel lenkte den Wagen an ihm vorbei und Natsu lief dem Auto hinterher. Er bog um eine Ecke und erstarrte. Er hatte sich auf dem Weg hierher vorgenommen, ihr neues Haus nicht zu mögen, aber das schien ihm jetzt, da er es sah, unmöglich. Es war ein kleines Backsteinhaus mit blauen Fenstern. Auch von den Fensterrahmen blätterte die Farbe ab und die ursprüngliche Farbe des Hauses konnte er nicht mehr erkennen. Das ganze Haus war mit Efeu überwuchert, nur Fenster und Türen waren frei gelassen worden. Sogar der Carport neben dem Haus war ein einziges grünes Gebilde, in das mit Müh und Not ihr großes Auto passte. Links neben dem Haus stand eine uralte Trauerweide, deren lange Zweige im leichten Wind sanft über einen kleinen Anbau streichelten, von dem manche Teile des Daches noch nicht komplett im grünen Efeumeer versunken waren. Irgendwo in der Nähe plätscherte ein Bachlauf und die Sonne malte fremde Muster durch die Zweige der Weide auf den verwilderten Garten. Natsu war wie berauscht von diesem Meer aus Farben und Formen und er wusste, dass er dieses Haus nicht mochte, vielmehr hatte er sich direkt darin verliebt. Hoffnungslos.

„Und? Gefällt es dir?“, riss ihn Igneels tiefe Stimme aus seiner Starre. Natsu öffnete den Mund um zu antworten, aber er war nicht in der Lage zu sprechen. Igneel lachte leise und melodisch in sich hinein.

„Ich hab mir gedacht, dass es dir gefällt. Von innen ist es auch nicht schlecht. Nicht ganz so eindrucksvoll wie von außen, aber mit ein bisschen Arbeit kriegen wir das auch wieder hin.“

Natsu nickte stumm und ging auf die Tür zu. Vorsichtig berührte er die abblätternden Farbstreifen und drückte sie an das ausgewaschene Holz der Tür. Es gab keine Klingel, nur einen gusseisernen Türklopfer. Um den schweren Ring schlängelte sich ein asiatisch aussehender Drache und starrte ihn aus dunklen Augen an. Sanft zeichnete Natsu seine Konturen nach und spürte das kühle Metall an seiner Hand.

„Wir streichen sie nicht, oder? Die Türen und Fenster“, fragte er ehrfürchtig.

„Hatte ich nicht vor“, bestätigte Igneel und drückte ihm einen Schlüssel in die Hand. Auch der Schlüssel wurde von einem Drachen verziert und lag kühl und schwer in seiner Hand. Die Tür quietschte leise als Natsu sie öffnete und in den kleinen Flur ging. Warmes Sonnenlicht flutete durch die Fenster und Staub tanzte in ihren Strahlen. Auch die Türrahmen waren blau, der Holzboden war ausgeblichen und knarrte unter Natsus Schritten. Eine dunkle Wendeltreppe führte in den ersten Stock. Das Geländer war wieder mit einem Drachen verziert und Natsu fuhr fasziniert über die hölzernen Schuppen. Igneel hatte die ersten Sachen aus dem Auto geholt und stellte sie im Flur ab.

„Die Schlafzimmer sind oben“, informierte er Natsu, „und es gibt noch einen Raum unterm Dach. Den kannst du auch gerne als Zimmer nehmen, der wär sicher was für dich.“

Natsu nickte und stieg die Stufen in den ersten Stock hinauf. Fünf blaue, ausgeblichene Holztüren führten vom Flur ab. Hinter der ersten Tür entdeckte Natsu einen kleinen Raum mit einem winzigen, runden Fenster. Die anderen drei Räume waren größer und freundlicher, weil die alten Holzfenster mehr Licht hineinließen. Der letzte Raum auf dieser Etage war das Bad. Es war der einzige Raum auf dieser Etage in dem es keine alten Holzdielen gab, sondern schlichte weiße Fliesen. Obwohl das Haus so alt war, kam Natsu das Bad schon fast modern vor. Die Dusche war eben, die Wanne war rund und stand in der Ecke unter dem Fenster. Nur das Waschbecken ließ erkennen, dass auch dieser Raum seine besten Tage schon hinter sich hatte. Es stand auf einer dunklen Holzkommode und hatte einzelne Risse.

Neben dem Bad führte eine schmale Holztreppe unters Dach.

Igneel hatte mit seiner Vermutung richtig gelegen. Der Dachboden war ganz sicher etwas für ihn. Die schrägen Wände und das alte Fachwerk, die den Raum dominierten, zogen ihn magisch an. Langsam ging Natsu durch den Raum und der alte Holzboden knarrte auch hier unter seinen Füßen. Der Dachboden war groß genug, dass Natsu genug Platz haben würde, trotz der Dachschrägen. An einer Stelle waren zwei Fenster parallel ins Dach gebaut worden. Er stellte sich darunter und blickte in die Zweige der Trauerweide. Er würde Igneel bitten, sein Bett unter diesen Fenstern aufzustellen.

Natsu ging auf die Suche nach seinem Vater und fand ihn in der Wohnküche. Auch hier war alles aus Holz und blau war die vorherrschende Farbe. Das große Wohnzimmer ging nach vorne heraus. An einer der Wände stand ein großer Kamin. Natsu sah sich die verschnörkelten Muster auf dem Kaminsims genauer an und stellte fest, dass es sich auch hier um Drachen handelte.

Während Natsu die Schränke der hellen Landhausküche untersuchte, kam Igneel mit den ersten Töpfen ins Haus.

„Und? Was sagst du?“, wollte er wissen. Natsu nahm seinem Vater die Töpfe ab und räumte sie in einen der Schränke.

„Es ist unglaublich. Alles ist alt und aus Holz und das Efeu überall ist einfach genial.“

Igneel lächelte zufrieden. Dann bat er Natsu, ihm bei den größeren Möbelstücken zu helfen, damit sie rechtzeitig zum Abendessen das Wichtigste im Haus hatten.

Am Abend war fast alles im Haus verstaut. Nur über die genauen Standorte der Möbel mussten sie noch diskutieren. Igneel war von Natsus Idee, sein Bett unter die Fenster zu stellen, einverstanden und so lag er jetzt in seinem Bett und starrte in den klaren Sternenhimmel über ihm. Es war, als würde er unter freiem Himmel schlafen und die Trauerweide neben dem Haus rauschte und sang ihm ein Wiegenlied.
 

Natsus erster Tag an seiner neuen Schule war ein Fiasko. Die Fairy Tail High School hatte in den umliegenden Städten einen guten Ruf, aber Natsu war sich nicht sicher, ob der nicht durch Bestechungsgelder finanziert wurde. Der erste Lehrer, der ihm vorgestellt wurde, war ein Typ mit einer Frisur wie Krebsscheren, der seine Sätze immer mit „ebi“ beendete. Der erste Schüler, den er aus seiner neuen Klasse kennenlernte, ließ sich am besten mit „gruselig“ beschreiben. Er hatte schwarze, lange Haare, rote Augen und so viele Piercings im Gesicht wie ihr neues Haus Efeublätter. Natsu bekam vom Krebslehrer den Platz neben dem Piercingtypen zugewiesen, der sich ihm knapp als Gajeel vorstellte. Viel mehr bekam Natsu in den ersten vier Schulstunden nicht über seinen Sitznachbarn heraus. Dafür bekam er sehr wohl mit, dass Gajeel nicht der einzige schräge Vogel hier war. Ein weißhaariger Typ mit einer riesen Narbe im Gesicht fragte ihn in der zweiten Stunde, ob er Manns genug sei und einer seiner Kumpel riss sich in der Zwischenzeit sämtliche Kleider vom Leib. Die rothaarige Klassensprecherin prügelte ihn für den Strip halb tot und wandte sich dann liebevoll lächelnd Natsu zu, dem ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Sie stellte sich als Erza vor und verkündete ihm, dass er sich an die Klassenordnung zu halten hatte, wenn ihm nicht das Selbe wie dem Stripper, sie nannte ihn Gray, passieren wollte. Natsu schluckte und nickte. Zufrieden lächelnd kümmerte Erza sich danach um einen blonden Typen, der im Klassenraum einen halben Sandkasten ausleerte und irgendetwas von Muse und Konzentration brummte, was im doch nichts brachte außer einer deftigen Ohrfeige.

In der fünften Stunde hatten sie Englischunterricht bei einer Lehrerin, die aussah wie ein entlaufenes Hausmädchen und jeden Schüler, der sich meldete, fragte, ob er sie bestrafen würde. Nach etwa der Hälfte der Stunde fiel Natsu auf, dass besonders ein Mädchen mit blauen Haaren zum Verlauf des Unterrichts beitrug und das Gajeel dieses Mädchen mit besonderem Interesse musterte.

Natsu grinste und räusperte sich. „Du magst sie?“

Erschrocken ließ Gajeel seinen Stift fallen und lief so rot an, dass selbst Igneel mit seinen glutroten Haaren neben ihm farblos ausgesehen hätte. „W-wie kommst du darauf?“, stotterte er verlegen.

Natsu zuckte mit den Schultern. „Geraten.“

Gajeel fluchte ertappt und wurde, wenn das überhaupt noch möglich war, noch roter. Einige Minuten starrte er stumm auf sein Heft vor sich, dann drehte er sich wieder zu Natsu um. „Sie heißt Levy. Ist ein ziemlicher Bücherwurm, aber hat sich ein bisschen um mich gekümmert, als ich neu hier war. Den Weg zeigen und so.“

Natsu nickte. „Also bist du auch nicht von hier?“

Gajeel schüttelte den Kopf. „Vor fast zwei Jahren mit meinem Vater hierher gezogen, wegen der Eisenschmiede.“

Verblüfft sah Natsu seinen Sitznachbarn an. „Dein Vater arbeitet in der Eisenschmiede?“ Gajeel nickte. „Deswegen sind mein Vater und ich auch hierher gezogen“, erklärte Natsu.
 

Am Ende seines ersten Schultages begleitete Gajeel ihn nach Hause. Unterwegs redeten sie über ihre Väter, die bald Arbeitskollegen sein würden. Gerade überquerten sie den kopfsteingepflasterten Marktplatz, als Natsu mit jemandem zusammenstieß. Erschrocken griff er nach einer Person mit hellen blonden Haaren, bevor er sie komplett über den Haufen rennen konnte. Bevor er sich jedoch entschuldigen konnte, schlug die Person ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. Verdutzt sah Natsu in die braunen Augen eines Mädchens, das etwa so alt sein musste wie er und hielt sich seine schmerzende Wange.

„Hast du keine Augen im Kopf, du Idiot?!“, blaffte ihn das Mädchen an. „Und wie siehst du überhaupt aus? Mir wär es ja peinlich, wenn mich jemand so sieht. Deine Klamotten sind ja sowas von out und deine Haare sehen aus wie ein Kaugummi!“

Natsu starrte das Mädchen einfach nur an. Mit jedem ihrer Worte verlor er eines seiner Gegenargumente und die Schuldgefühle, weil er einfach in sie hineingelaufen war, schrumpften. Neben ihm schlug sich Gajeel mit der Hand vor die Stirn und verdrehte die Augen. Als das Mädchen in wieder anbrüllen wollte, fand er plötzlich seine Sprache wieder und stellte fest, dass er stinksauer war. „Tut mir leid, dass ich es verpasst habe, dich über den Haufen zu rennen. Und ich mit deinen aufgepumpten Brüsten würde mir keine Gedanken über die Haare anderer Leute machen!“, zischte Natsu sie an. Dann hob er das Kinn und stolzierte an ihr vorbei, nicht ohne die Wolke aus Parfüm wahrzunehmen, auf der sie schwebte. Sie brüllte ihm ein wütendes „Arschloch“ hinterher, worauf er mit einem gereizten „Freak“ reagierte.

Als die blonde Zumutung aus seiner Hörweite verschwunden war, drehte er sich zu Gajeel um. „Wer war denn die?“, brummte Natsu.

Gajeel zog eine Augenbraue hoch. „Lucy Heartphilia. Ihren Eltern gehört das große Anwesen am See, aber sie wohnt mit ihrer Tante und ihrer Cousine in einer kleinen Wohnung hier in der Innenstadt. Keine Ahnung warum, denn die haben Geld wie Heu. Lucy ist eine Zicke“, klärte er Natsu auf.

Natsu schnaubte. „Dass die eine Zicke ist, hättest du mir nicht sagen müssen. Die hält sich wohl für was Besseres, nur weil ihre Familie in Geld badet?“

Gajeel nickte. Dann grinste er boshaft. „Hab noch nie einen gesehen, der sich mit ihr anlegt. Normalerweise kuschen alle oder gaffen ihr in den Ausschnitt.“

„Und wenn sie dreimal so große Brüste hätte, an der würde ich meine Blicke nicht verschwenden“, schimpfte Natsu. Gajeel zuckte mit den Schultern und den Rest des Weges schwiegen Beide.

Als sie den Stadtkern hinter sich gelassen hatten, trennten sich ihre Wege. Gajeel wohnte mit seinem Vater auf einem alten Bauernhof, wo sie ein paar Kühe hielten um für den Notfall ein paar Geldreserven zu haben.

„Wo wohnst du eigentlich?“, wollte Gajeel wissen. Natsu deutete in Richtung ihres neuen Hauses und stellte fest, dass man aus der Ferne nur die Trauerweide und eine Menge Efeu sehen konnte. „Da hinten, in dem alten Haus, das in Efeu versinkt“, erklärte er Gajeel. Verdutzt sah dieser ihn an. „Im Efeudrachen?“

„Im was?“, fragte Natsu ungläubig. „Der Efeudrache“, erklärte Gajeel, „So wird das Haus genannt, wegen der ganzen Drachenfiguren, die im Haus verteilt sind.“

„Ach, die“, bestätigte Natsu. Gajeel nickte ehrfürchtig. „Die Leute aus der Stadt erzählen sich, dass hier ein Drache gelebt haben soll. Als die Menschen auf ihn aufmerksam wurden, hat er sich in Efeu gehüllt und versteckt. Die Figuren im Haus sollen daran erinnern, dass dieses Haus mal ein Drache war, der über die vielen Jahre unter seinem Efeugewand seine Form verloren hat. Und weil die Natur um ihre Schöpfung trauert, ist an der Stelle die Weide gewachsen.“

Skeptisch sah Natsu ihn an. „Und das soll ich dir glauben?“

„Das musst du nicht, aber keiner aus der Stadt wird sich eurem Haus nähern. Sie glauben, dass der Drache immer noch lebendig ist und sie verschlingen könnte.“

Natsu hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Schwachsinn!“

„Wenn du meinst“, murmelte Gajeel, drehte sich um und schlenderte nach Hause. Natsu sah seinem merkwürdigen Klassenkameraden eine Weile hinterher, dann folgte er dem Rauschen der Trauerweide nach Hause.
 

„Wusstest du, dass die Leute in der Stadt unser Haus „Efeudrache“ nennen?“, fragte Natsu seinen Vater, während sie ihre kleinen, roten Sofas quer durch das Wohnzimmer schoben. Igneel nickte einfach. „Und das hat dich nicht abgeschreckt?“, bohrte Natsu nach.

„Ganz im Gegenteil“, erklärte Igneel. „Gerade weil das Haus einen bestimmten Ruf hat, fand ich es interessant. Außerdem findet man kaum ein zweites Haus wie dieses hier.“

Das stimmte allerdings. Natsu schmunzelte über die Entscheidungsfähigkeiten seines Vaters und schob sein Sofa weiter durch den Raum.
 

Die erste Woche in Magnolia war vergangen. Natsu saß auf der Wiese im Schatten der Trauerweide und kraulte seine Katze. Alle Möbel waren aufgestellt, der Kleinkram war in die Schränke geräumt und der alte Holzboden in den Räumen abgeschliffen worden. Natsu fand ihr neues Haus immer noch unglaublich spannend, denn jeden Tag entdeckte er neue Dinge, die ihm vorher nicht aufgefallen waren. Die alte Scheune ganz am Ende des Gartens, zum Beispiel, oder die vielen Bücher im Keller. Igneel wollte sie durchschauen und in die Bücherregale im Wohnzimmer stellen oder an Liebhaber verkaufen.

In der Schule lief es für Natsu nicht besonders gut. Als seine Klassenkameraden erfahren hatten, dass er und sein Vater im „Efeudrachen“ wohnten, mieden sie ihn als hätte er eine ansteckende Krankheit. Nur Gajeel redete noch mit ihm. Auch er war an der Schule nicht besonders beliebt und so saßen sie in den Pausen oft auf einer Bank unter einer Eiche und aßen schweigend. Ab und an wechselten sie ein paar Worte, aber Gajeel war kein besonders gesprächiger Typ.

An seinem zweiten Schultag stellte Natsu zu seinem Entsetzen fest, dass Lucy Heartphilia neben ihm saß. An seinem ersten Tag war sie nicht da gewesen und als er sich am nächsten Morgen neben sie setzte, starrte sie ihn missmutig an. Natsu gab sich alle Mühe, die blonde Zumutung neben ihm zu ignorieren und sich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber immer wieder suchte Lucy Streit.

„Na, Kaugummikopf“, stichelte sie, „mit wie viel Geld hat sich ein Idiot wie du hier eingeschlichen?“

Natsu widerstand der Versuchung ihr die Zunge raus zu strecken und schaute weiter zur Tafel. „Weniger als du bestimmt“, brummte er ihr zu.

Sie schnaubte. „Klar. Das du keine Kohle hast, sieht man aus drei Meilen Entfernung!“

„Immerhin habe ich Niveau!“, konterte er. Jetzt war sie es, die ihm die Zunge raus streckte.

In den nächsten paar Tagen musste er sich anhören, das er geistig unterbelichtet, hässlich, schwul und arm wie eine Kirchenmaus sei. Meistens fielen ihm passende Erwiderungen ein, aber manchmal ließ sein Verstand ihn im Stich, was Lucy nur noch mehr anheizte.

In der letzten Stunde seiner ersten Schulwoche hatten sie Sport und mussten sich von einer blauhaarigen Furie um den Ascheplatz scheuchen lassen. Mal wieder lieferte Natsu sich ein Wortduell mit seiner neuen blonden Feindin, als sie stolperte und beinahe hingefallen wäre. Reflexartig griff er nach ihrer Taille und stellte sie wieder auf ihre Füße. Noch bevor er irgendetwas zu seiner Verteidigung sagen konnte, hatte sie ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Verdutzt hielt er sich die schmerzende Wange und sah Lucy dabei zu, wie sie fluchend ihre Hand umklammerte und im Kreis hüpfte. Die Gute hatte ihn wohl etwas zu fest geschlagen oder hatte nicht damit gerechnet, dass man bei einem gezielten Kinnhaken durchaus Schmerzen erleiden konnte. Sie tat ihm fast schon leid und er schmunzelte. „Alles okay?“, fragte er vorsichtig.

Wütend funkelte sie ihn an. „Nichts ist okay, du Idiot. Warum grabscht du mich auch an?“

„Ich hätte dich auch mit der Nase auf den Boden knallen lassen können, Prinzessin“, zischte er. „Außerdem ist es nicht meine Schuld, dass du zu blöd bist um gescheit auszuteilen.“

„Ach, geh weg!“, brummte sie beleidigt. Er zuckte mit den Schultern. „Nichts lieber als das.“

Als die Sportstunde endlich vorbei war, machte er sich stöhnend auf den Weg in die Umkleide. Gerade wollte er die Tür öffnen, da räusperte sich jemand hinter ihm und er drehte sich mit gerunzelter Stirn um. Eine seiner Klassenkameradinnen stand hinter ihm und lächelte ihm schüchtern zu. Wenn Natsu sich richtig erinnerte, dann war sie die kleine Schwester von Mirajane und Elfman Strauss, Lisanna. Fragend sah er sie an.

Verlegen sah sie auf ihre Füße. „Hab noch nie gesehen, dass jemand Lucy mal die Meinung geigt“, murmelte sie, mehr zu ihren Füßen als zu Natsu.

„Dann ist es allerhöchste Zeit, dass einer damit anfängt“, erklärte Natsu ihr und wunderte sich, warum Lucy noch niemand Kontra gegeben hatte. Er fragte Lisanna danach. Diese schien mit so einer Frage nicht gerechnet zu haben und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. „Das… ist eine etwas längere Geschichte“, brachte sie schließlich hervor. „Wenn du sie hören willst, könnten…“, sie brach mitten im Satz ab und lief tomatenrot an. Skeptisch hob Natsu eine seiner kirschblütenfarbenen Augenbrauen.

„Wenn ich sie hören will, dann könnten?“, bohrte er nach.

„Dann könnten wir ja ein Stück zusammen nach Hause gehen“, brachte sie hervor und mit jedem Wort wurde ihre Stimme leiser. Ihre Ohren brannten feuerrot und ihre Augen waren auf alles gerichtet nur nicht auf sein Gesicht. Natsu lachte. Irgendwie fand er Lisanna süß. Obwohl sie so schüchtern war, hatte sie sich die Mühe gemacht und ihn angesprochen. Er musterte ihr Gesicht, die hellen, kurzen Haare, die graublauen Augen und stellte überrascht fest, dass er sie hübsch fand. Igneel würde beim Abendessen durchdrehen, wenn Natsu ihm davon erzählte. Er grinste Lisanna an. „Gerne.“
 

Entspannt lehnte er sich an den Stamm der Weide und dachte an ihren Spaziergang zurück. Lisanna hatte ihm von Lucys Familienproblemen erzählt und das sie nicht immer so zickig gewesen war. Aber er machte sich nicht die Mühe, viele Gedanken an sie zu verschwenden. Immerhin mochte er sich nicht einmal. Dafür musste er feststellen, dass er Lisanna mochte. Auf dem Nachhauseweg war sie immer mehr aufgetaut und hatte ihm alles Mögliche erzählt. Sie hatten sich ein Eis gekauft und sich in eine der kleineren Grünanlagen verzogen. Zum Abschied hatte Lisanna ihm frech zugegrinst und Natsu war lächelnd nach Hause gegangen.

Jetzt hatte er eine neue Freundin in Magnolia gefunden. Vielleicht war sie sogar mehr, dachte er manchmal, denn er hatte sich in der Nähe eines Mädchens noch nie so eigenartig wohl gefühlt. Als Igneel in unter der Trauerweide fand, hatte Natsu ein breites Grinsen im Gesicht. „Und? Wie heißt sie?“, wollte er wissen, als er sich neben seinem Sohn in den Schatten setzte. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, erwiderte Natsu fröhlich.

„Natürlich nicht“, lachte Igneel und wuschelte Natsu durch seine rosa Haare. „Brich der Kleinen nicht das Herz“, fügte er gespielt streng hinzu. Natsu zog nur empört eine Augenbraue hoch und die Beiden lachten, während eine leichte Brise die Zweige der Weide umspielte und eines ihrer beruhigenden Lieder anstimmte.
 

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Das war also das erste Kapitel. Und es sieht ein bisschen nach Natsu und Lisanna aus, ich weiß. Aber das ist Absicht, ändert sich aber im Laufe der Geschichte, obwohl ich die beiden auch ganz niedlich finde.

Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich hoffe, dass ihr auch bei den nächsten Kapiteln reinschaut^^

lg~

Weil du gut aussiehst... und sonst nichts

Hier ist Kapitel 2!

Normaler Text: Natsu; kursiver Text: Lucy; wird in den nächsten Kapiteln immer wieder vorkommen, da die Beiden ja noch nicht wirklich viel miteinander zutun haben!

Und jetzt bin ich still^^ Viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 2 – Weil du gut aussiehst… und sonst nichts
 

Lisanna lief gut gelaunt neben ihm und redete über nichts anderes als das Konzert am Wochenende. Natsu grinste breit, wann immer sie von der Band schwärmte, von der er noch nie etwas gehört hatte, bei ihr aber Hysterie ähnliche Zustände auslöste.

„Und der Sänger“, schwärmte sie, „sieht so umwerfend gut aus!“

Gespielt empört zog er eine Augenbraue hoch. „Besser als ich?“, neckte Natsu sie. Lisanna sah ihn mit großen Augen an und wurde rot. Sie schaute verlegen auf den Boden und schüttelte den Kopf. In einem Anflug von mutiger Euphorie griff Natsu nach ihrer Hand. Sie fühlte sich klein und zerbrechlich an und weckte in ihm das Verlangen, sie vor allem Bösen zu schützen. Er schnaubte. Und sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass die Sache mit dem Beschützerinstinkt nur in kitschigen Frauenromanen vorkam. Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, dann grinste er frech zu Lisanna. „Das will ich doch hoffen“, witzelte er. Und bereute es sofort wieder. Lisanna strahlte ihn überglücklich an. Offensichtlich hatte er in ihr gewisse Hoffnungen geweckt, die er nur zu deutlich in ihren Augen sehen konnte. Aber das wollte er nicht. Klar, er mochte Lisanna, aber er hatte keine Ahnung, wie sehr er sie mochte. Solange er sich nicht sicher war, was genau er für sie empfand, wollte er ihr mit zweideutigen Kommentaren keine Hoffnungen auf etwas machen, dass er am Ende nicht erfüllen konnte. Aber die Worte waren gesagt und er konnte sie nicht mehr zurücknehmen. Als er in Lisannas glückliches Gesicht sah, wollte er sie auch nicht mehr zurücknehmen, selbst wenn er es gekonnt hätte. Natsu seufzte. Das Chaos in seinem Kopf schrie nach einer ernsten Vater-Sohn-Unterhaltung.
 

Der Kaugummikopf war auch da, stellte Lucy trocken fest. Natürlich war er da. Konzerte in Magnolia waren selten, ganz besonders Konzerte dieser Art. Wer da Zuhause blieb, war über fünfzig Jahre alt oder einfach nur total hinterwäldlerisch. Letzteres hätte sie diesem wandelnden Kaugummi definitiv zugetraut, aber Lisanna war bei ihm und hatte dafür gesorgt, dass er sich gesellschaftlich einbrachte, zumindest physisch. Lisanna. Lucy stieß etwas aus, das wie ein Seufzen klang. Es war noch kein Jahr her, da waren sie beste Freundinnen gewesen. Doch dann war Lucys Mutter gestorben und ihr Vater hatte sie vor die Tür gesetzt. Weil er seiner Tochter nicht mehr ins Gesicht schauen konnte ohne seine verstorbene Frau zu sehen und Lucy konnte nicht mehr in den Spiegel sehen, weil ihre Mutter sie daraus anstarrte. Ein paar Tage hatte sie bei Lisanna und ihrer Familie gelebt, aber dort konnte sie nicht lange bleiben. Elfman, Mirajane und Lisanna hatten selber keine Eltern mehr und Mirajanes Kellnerinnengehalt war gerade genug, um die Wohnung und Nahrungsmittel zu bezahlen. Es tat Lisanna leid, dass sie Lucy bitten musste, sich einen anderen Unterschlupf zu suchen, das war Lucy bewusst, aber damals fühlte sie sich einfach nur einsam und im Stich gelassen. Nach und nach zerbrach ihre Freundschaft an Lucys Egoismus und Lisannas Zurückhaltung. Mittlerweile behandelten sie sich wie Fremde.

Nachdem sie bei Lisanna ausziehen musste, bot ihre Tante ihr ein neues Zuhause an. Sie war wütend auf ihren Schwager, der seine einzige Tochter so leicht verstoßen hatte und konnte sich gut in Lucy hineinversetzen. Ihr Mann war vor einigen Jahren bei einem Brand in der Eisenschmiede ums Leben gekommen und hatte sie mit ihrer Tochter alleine gelassen.

Es war nicht schlecht bei ihrer Tante Grandine und ihrer elfjährigen Cousine Wendy, aber Lucy hatte immer das Gefühl, nicht so richtig dazuzugehören. Sie wollte nach der Schule einen gut bezahlten Job finden, einen reichen Freund haben und sich eine große, luxuriöse Wohnung kaufen. Dann würde sie früh Kinder kriegen und sich nur noch um den Haushalt kümmern. Ihre Tante nannte ihre Träume unrealistisch und die Beiden stritten sich oft deswegen. Nur Wendy verstand sie, aber mit Elf waren die meisten Mädchen hoffnungslose Romantikerinnen und träumten von gutaussehenden Prinzen in schicken Schlössern.

Manchmal hatte Lucy zusammen mit Lisanna von ihrer Zukunft geträumt. Sie hatten sich ausgemalt, wie es sich anfühlen würde, wenn man das erste Mal richtig verliebt war und wie ein Kuss schmeckte, den man mit dem Geliebten teilte. Ihre Vorstellungen gingen zwar immer sehr auseinander, aber trotzdem hatten sie sich und die Träume der Anderen verstanden. Vorsichtig schielte Lucy in Lisannas Richtung – was nicht besonders schwer war, weil der Kaugummikopf leuchtete wie eine Neonreklametafel – und bereute es sofort wieder. Lisanna sah mehr als nur glücklich aus. Ihr Gesicht strahlte und ihre Hand wurde von der des Kaugummis gehalten. Auch er sah glücklich aus, wenn auch ein bisschen verloren in der großen Menschenmenge. Gerade beugte er sich zu Lisanna, die ihm etwas ins Ohr flüsterte, als Jemand unsanft mit ihr zusammenstieß. Lucy hätte schwören können, dass es nur der Kaugummikopf sein konnte, aber der stand etwas fünf Meter vor ihr und säuselte Lisanna etwas ins Ohr, wahrscheinlich eine Antwort auf ihr Geturtel. Gott bewahre, dachte Lucy, und drehte sich entschlossen zu ihrem Rempler um. Und erstarrte. Vor ihr stand ein junger Mann mit dunklen Haaren und dunkler Haut. Ein verdammt gutaussehender junger Mann mit dunklen Haaren und dunkler Haut. Sämtliche Beleidigungen, die Lucy ihm gerade noch an den Kopf werfen wollte, blieben ihr im Hals stecken.

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich hastig, „Aber in dem Gedränge hier habe ich dich gar nicht gesehen.“

Lucy starrte ihn mit offenem Mund an. Seine Stimme war ein Gedicht! Wenn nicht bald etwas passierte, dann war sie eine verzückte Pfütze zu seinen Füßen. Sie musste sich zweimal räuspern, bevor sie sprechen konnte. „Schon okay. Ist ja nichts passiert und in so einer Menschenmenge kann das ja mal vorkommen.“ Lucy stutzte. Das klang so überhaupt nicht nach ihr. Irgendetwas hatte dieser Kerl doch mit ihr angestellt. Sie musste direkt an irgendwelche Substanzen denken, die er ihr ins Glas hätte kippen können, aber seit ihrem Zusammenstoß hatte sie nicht mehr getrunken und mit einem Blick auf ihr Glas fiel ihr auf, dass das meiste ihres Getränks auf dem Boden schwamm.

„Gut, wenn dir nichts passiert ist“, lächelte er sie an, „Ich würde dich trotzdem gerne auf einen Drink einladen. Als kleine Wiedergutmachung“, er zwinkerte ihr zu und sie schmolz dahin. Wieder brachte sie kein Wort heraus und nickte deshalb knapp. Zufrieden sah er sie an und griff nach ihrer Hand. „Mit wem habe ich überhaupt das Vergnügen?“, wollte er plötzlich wissen. „Lu… Lucy Heartphilia“, stotterte sie, „Und du?“ „Ren Akatsuki“, antwortete er knapp.

Den Rest des Konzerts verbrachte Lucy in Rens Gesellschaft und stellte fest, dass sie ihn ausgesprochen charmant fand und gutaussehend dazu. Ihr schien gar nicht aufzufallen, dass sein Blick immer wieder mal auf ihrem üppigen Dekolleté ruhte und sie fing an, sich wie ein kleines Mädchen die perfekte Liebesgeschichte auszumalen.
 

Natsu hatte noch nie so viel Spaß gehabt wie an diesem Abend. So kam es ihm zumindest vor. Während die Band das Publikum in Stimmung brachte, tanzte er mit Lisanna. Er hatte noch nie wirklich getanzt und war immer der Ansicht gewesen, dass er es nicht mochte, aber das hier war das Beste, was ihm seit Langem passiert war. Das könnte natürlich auch an Lisanna liegen, dachte er im Stillen. Seine Hände ruhten auf ihrer Taille und ihre Hüfte kreiste im Rhythmus der Musik immer wieder gegen seine, während sie ihre Brüste sanft gegen seinen Oberkörper drückten. Oh Gott, er musste sich dringend auf die Musik konzentrieren anstatt auf Lisanna, denn seine Hose wurde verdächtig eng. Aber sie ließ ihm kaum eine andere Wahl. Als er sich gerade im Klang der Musik verlor, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn ein Stück zu sich runter. Sie flüsterte seinen Namen gegen seine Lippen, die nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren und er konnte der Versuchung nicht wiederstehen. Sanft legten sich Natsus Lippen auf ihre und Lisanna griff seufzend in seine Haare. Langsam ließ Natsu seine Hände von ihrer Taille zu ihren Hüften wandern und zog sie noch näher an sich. Sollte sie doch wissen, dass seine Hose inzwischen schmerzhaft eng war, immerhin war es allein ihre Schuld.

Wenn Igneel mich jetzt sehen würde, schoss es Natsu plötzlich durch den Kopf, dann würde er mich in die Hölle prügeln. Und dann fiel seinem benebelten Gehirn ein, dass er ihr doch keine zweideutigen Signale mehr senden wollte, und mit ihr zu knutschen gehörte ja wohl definitiv dazu. Doch als Lisanna vorsichtig an seiner Oberlippe knabberte, war ihm auch das egal. Sollte Igneel doch kommen und ihn in die Hölle schicken, zusammen mit welchen Signalen auch immer! Das war es allemal wert. Und während Natsu Lisannas drängenden Lippen nachgab, wogte die Menschenmenge im Rhythmus der Musik weiter um sie herum. Aber das nahm keiner der Beiden wahr.
 

„Aufstehen!“, befahl eine ihm wohlbekannte Stimme missmutig. „Wird’s bald?“

Natsu brummte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite. Die Stimme schnaubte. Kurz darauf wurden die Vorhänge zur Seite geschoben und helles Licht flutete in den Raum. Natsu murrte und zog sich die Decke über den Kopf. Hier war es wenigstens noch dunkel und er konnte sich besser an den gestrigen Abend erinnern. An Lisannas weichen Körper, der mit seinem auf der Tanzfläche zu verschmelzen schien, an ihre sanften Kurven, die seine Hände nachzeichnen durften, an ihr süßen Lippen auf seinem Mund … Natsu stöhnte genervt, als er spürte, dass seine Hose wieder einmal empfindlich zu klein wurde. Da zog ihm plötzlich Jemand die Decke vom Kopf. „Natsu!“, herrschte Igneel ihn an. „Ich will nicht wissen, was du gestern Nacht getrieben hast, aber ich würde dich gerne daran erinnern, dass wir auf den Flohmarkt wollten, um unser altes Zeug zu verkaufen. Wir Beide!“

Natsu schlug sich gedanklich die Hand vor die Stirn. Wie konnte er das nur vergessen? Immerhin war es ja seine Idee gewesen. Ach ja, Lisanna.

Mit ein wenig Verspätung kam etwas in seinem - zugegeben sehr abgelenkten - Verstand an.

„Warum betonst‘n du getrieben so?“, nuschelte er seinem Vater zu. Igneel schnaubte verächtlich. Oh, nicht gut! Das hatte er nämlich schon seit Jahren nicht mehr gemacht.

„Ich bin vielleicht ein alter Mann und noch dazu verwitwet, aber ich war auch mal jung und habe ein Kind gezeugt, Natsu, also glaub ja nicht, dass du sowas vor mir verstecken kannst!“

Einige Augenblicke vergingen, in denen Natsu angestrengt nachdachte, doch dann ging es ihn schließlich doch auf. Heiliger Moses auf seinem Pogostock! Schlimmer konnte es nun wirklich nicht kommen.

„Habt ihr wenigstens verhütet?“, brummte Igneel entnervt.

Es konnte immer schlimmer kommen, korrigierte Natsu sich. Er schüttelte den Kopf, ohne daran zu denken, wie das zu Igneels Frage passte. Es fiel ihm erst auf, als sein Vater verärgert „Bitte?“ rief. Natsu blinzelte und sah Igneel schließlich ins Gesicht. Sein Vater funkelte ihn so wütend an, wie er es das letzte Mal getan hatte, als Natsu mit einem Silvesterkracher ihre halbe Garage in die Luft gejagt hatte. Und das war fast zehn Jahre her. „Wir haben nicht miteinander geschlafen“, fügte er deswegen schnell hinzu. Igneel hob skeptisch eine Augenbraue. „Nicht?“, fragte er misstrauisch. Natsu schüttelte wieder den Kopf. „Na, dann ist ja gut“, murrte sein Vater wenig überzeugt.

„Und jetzt steh auf, wir sind eh schon zu spät und wenn ich das richtig einschätze, dann wirst du ein bisschen mehr Zeit ihm Bad brauchen“, fügte er hinzu und rauschte aus dem Zimmer.

Verärgert biss Natsu in sein Kissen und kroch aus dem Bett. Warum mussten Väter nur so peinlich sein? Gut, Igneel hatte zwar Recht, aber trotzdem! Musste er ihm das am frühen Morgen, nach einer durchzechten Nacht, unter die Nase reiben?

Unschlüssig tigerte Natsu in seinem Zimmer umher und überlegte, ob er das Problem in seiner Hose selbst oder durch die Dusche lösen sollte. „Natsu!“, brüllte Igneel durchs Haus. Dusche, definitiv Dusche! Also griff Natsu sich ein paar Kleider aus dem Schrank und schlurfte die Treppe runter Richtung Bad.
 

Natsu stöhnte. Seit drei Stunden stand er jetzt schon mit seinem Vater auf diesem Schotterplatz in der prallen Sonne. Nicht, dass ihm Hitze besonders viel ausmachte, aber irgendwann reichte es auch ihm. Und sie hatten bis auf zwei Bücher und ein kleines Tablett noch nichts verkauft. Das machte 15 Jewel und die Standmiete betrug 20, also hatten sie dringend ein paar Kunden nötig, die bei fast dreißig Grad im Schatten lieber in ihren klimatisierten Häusern blieben.

Genervt fuhr er sich mit der Hand durch den schweißnassen Nacken. Er kam sich so vor, als hätte er mittlerweile auch den letzten Tropfen seiner Wasservorräte durch seine Hautporen verloren. Wenn es nicht bald ein bisschen kühler wurde, dann lag er in spätestens einer halben Stunde unter ihrem Campingtisch im Hitzedelirium. „Mir ist warm“, murrte Natsu Igneel zu. Dieser sah seinen Sohn nur ungläubig an. Natürlich tat er das. Immerhin arbeitete er in einer Eisenschmiede. Dreißig schattige Grad mussten ihm vorkommen wie der Sommer am Nordpolarkreis. Natsu schnaubte. „Hast du noch was zu trinken?“, fragte er, um nicht über Temperaturwahrnehmung zu diskutieren. Igneel schüttelte den Kopf. „Du hast schon alles wie ein Verdurstender in dich rein gekippt.“

Natsu stand auf und kramte in seinen Hosentaschen nach Kleingeld. Als er welches gefunden hatte, seufzte er erleichtert. Vielleicht blieb ihm das Hitzedelirium unterm Campingtisch noch ein wenig länger erspart. „Dann geh ich mal über den Flohmarkt und such mir was. Vielleicht kann ich ja auch ein bisschen Werbung machen“, schlug er schnell vor, weil Igneel die Stirn runzelte. „Na gut“, stimmte sein Vater zu, „Aber nicht zu lange.“ Natsu nickte, um Igneel zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte und schlurfte dann lustlos davon. Aus der Ferne konnte er seinen Vater rufen hören: „Heb gefälligst die Füße!“ Beinahe hätte Natsu gelacht. Ja, das konnte sein Vater absolut nicht leiden.

Nach ein paar Minuten kam endlich der Getränkestand in Sicht. Natsu beschleunigte seine Schritte – wofür er tatsächlich die Füße heben musste – und blieb plötzlich stehen. Die blonde Person vor der Bude kam ihm verdächtig bekannt vor. Aber das konnte doch unmöglich Lucy Heartphilia sein, oder? Und wer war dieser Typ neben ihr? Gerade drehte die Frau sich zu ihrem Begleiter, um ihm irgendetwas zu sagen, da erkannte Natsu, dass sie es tatsächlich war. Er überlegte, ob er sie ansprechen oder einfach ignorieren sollte, als ihr Begleiter ihn bemerkte. „Hast du ein Problem? Oder warum gaffst du meine Freundin so an?“, pöbelte der Typ. Jetzt hatte auch Lucy ihn bemerkt und musterte Natsu skeptisch. Natsu verdrehte innerlich die Augen. „War mir nicht sicher, ob das wirklich Lucy war“, brummte er. „Schönen Tag auch“, fügte er, ein winziges bisschen sarkastisch, für sie hinzu. Ihre Antwort war ein schlichtes Nicken.

„Ihr kennt euch?“, wollte ihr Freund wissen, der eine so stark gebräunte Haut hatte, das Natsu schwören könnte, dass er bald schon Anteile an irgendeinem Sonnenstudio erworben haben musste. Wieder nickte Lucy und fügte ein schlichtes „Schule“ hinzu. Der Typ runzelte die Stirn und sein Blick glitt von Lucy zu Natsu. Ihm viel auf, dass der Blick von Lucys Freund ein wenig zu lange an ihren Brüsten hängen blieb. Natsu schnaubte. So einer war er also. In dem Moment rief die Budenbesitzerin, dass ihre Bestellung fertig sei und Lucy drehte sich zu ihr um, damit sie ihr Essen und die Getränke entgegen nehmen konnte. Diesen kurzen Augenblick nutzte ihr Freund aus, um Natsu am Arm zu fassen und ihm eine Drohung zuzuraunen. „Du Punk lässt schön die Finger von meiner Perle, kapiert?!“ Perle? Natsu runzelte die Stirn. Wer nannte seine Freundin denn tatsächlich Perle? Die Antwort stand in Fleisch und Blut vor ihm und er zuckte nur mit den Schultern. „Klar“, erwiderte er, „Ich bin eh nicht interessiert“, erklärte er und dachte sofort an Lisanna. Der Sonnenbankanbeter sah ihn misstrauisch an. „Sicher? Gegen ihre Titten kommt doch keine Andere an.“

Natsu verschluckte sich an seiner Spucke und hustete. Bitte wie? „Kann sein, dass es mir nicht um solche nichtigen Äußerlichkeiten geht“, brummte Natsu, als er endlich wieder sprechen konnte, „Aber du scheinst sie ja genau deswegen haben zu wollen.“

Der Typ straffte die Schultern. „Natürlich. Immerhin sieht sie richtig gut aus.“ Wieder runzelte Natsu die Stirn. Kurz dachte er daran, dass er wahrscheinlich eine faltigere Stirn als sein Vater haben würde, wenn dieses Gespräch noch sehr viel länger andauerte, aber dann konnte er sich die Frage auch nicht verkneifen: „Und sonst?“

Lucy kam mit den Bestellungen wieder und reichte sie an ihren Freund weiter. Dieser legte einen gerösteten Arm um sie und dirigierte sie in die andere Richtung. Als er einige Schritte vom Stand entfernt war, drehte er sich nochmal zu Natsu um und lächelte höhnisch. „Und sonst nichts!“

Natsu sah den Beiden hinterher und runzelte die Stirn. Argh.
 

Lucy kam sich vor, als würde sie auf Wolken schweben. Schon den ganzen Tag war sie mit Ren zusammen. Dafür hatte sie kämpfen müssen, denn ihre Tante war nicht besonders begeistert von der Idee, dass ihre Nichte mit einem fremden jungen Mann unterwegs war. Es hatte fast eine Stunde gedauert, bis Grandine sie vor die Tür gelassen hatte, natürlich nicht, ohne ihr Outfit mehr als einmal zu kritisieren. Aber Lucy sah nicht ein sich umzuziehen. Immerhin bedeckte der Rock ihren Po und das Top den Großteil ihrer Brüste und zugeknöpft bis ans Kinn würde sie Ren bestimmt nicht gefallen. Als sie sich dann in der Stadt trafen, hatte er sie mehrfach für ihr Aussehen bewundert und Lucys Selbstbewusstsein war angeschwollen wie ein Luftballon. Sie wusste schließlich ganz genau, was Männer an einer Frau sehen wollten.

Als sie auf dem Flohmarkt auf Natsu trafen, war Lucy ein wenig mulmig zumute. Am Abend zuvor hatte sie ihn und Lisanna immer wieder auf dem Konzert beobachtet. Die Beiden hatten so miteinander getanzt, dass es eigentlich in der Öffentlichkeit verboten sein sollte. Und sie hatten sich geküsst. Bei dem Gedanken verspürte sie einen kleinen Stich. Ren hatte bis jetzt noch kein einziges Mal versucht, sie zu küssen. Weder gestern auf dem Konzert noch heute. Dafür hatte er ihr mehrmals schon an den Hintern gefasst. Beim ersten Mal hatte Lucy seine Hand grob zur Seite geschoben, aber Ren versuchte es immer wieder und irgendwann ließ sie es einfach zu. Immerhin hieß das doch, dass er sie mochte, sonst würde er sie wohl kaum berühren wollen.

Während sie in der Schlange auf ihr Essen warteten, hatte Ren sie allerdings nicht mehr berührt, sondern sich lieber mit dem Kaugummikopf gestritten. Den Großteil ihrer Unterhaltung hatte Lucy ausgeblendet, denn sie hatte kein Interesse daran, in Testosteron geladene Streitigkeiten zu geraten. Aber ihr ganzer Körper hatte angenehm gekribbelt. Ren war eifersüchtig auf Natsu. Dabei kannte sie den Kaugummi noch keinen Monat und war sich sehr sicher, dass sie ihn nicht mochte. Aber das konnte Ren natürlich nicht wissen. Lucy nahm das Essen und die Getränke entgegen und stellte fest, dass die Beiden noch immer miteinander beschäftigt waren. Ren musste sie wirklich mögen, wenn er sie so vor einem potenziellen Rivalen verteidigte, der Natsu ja noch nicht mal war. Als sie sich wieder auf den Weg über den Flohmarkt machten und Lucy Natsu einen kurzen Blick über die Schulter zuwarf, sah sie, dass seine Stirn sorgenvoll in Falten gelegt war. Lucy runzelte ebenfalls die Stirn. Warum sollte Natsu ihr besorgt hinterher schauen?
 

„Was hältst du von Männern, die nur mit einer Frau zusammen sind, weil sie Interesse an ihrem Körper haben?“, fragte Natsu seinen Vater nachdenklich, während er ihm einen Plastikbecher mit Wasser reichte. Igneel bedankte sich und sah seinen Sohn skeptisch an. „Bist du etwa nur hinter der Kleinen her, weil sie einen tollen Körper hat?“

Natsu verschluckte sich am Wasser, das er gerade trinken wollte und prustete in seinen Becher. „Nicht ich!“, rief er empört. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn – schon wieder dieses Stirngerunzel – und setzte sich neben seinen Vater hinter ihren Stand. „Ich habe gerade eine Klassenkameradin getroffen, die mit einem Typen hier war. Als sie nicht zugehört hat, meinte er zu mir, dass er nur mit ihr zusammen ist, weil sie gut aussieht.“

Igneel runzelte die Stirn – warum runzeln heute alle die Stirn, dachte Natsu im Stillen – und trank einen Schluck Wasser. „Und was ist mit dir?“, wollte Igneel wissen. Natsu überlegte kurz. „Ich weiß nicht“, gestand er ehrlich. „Ich mag sie, aber ich habe keine Ahnung, wie sehr ich sie mag. Wenn wir zusammen sind, so wie gestern Abend, dann habe ich immer das Gefühl, dass es nicht fair ist. Weil sie sich davon vielleicht mehr verspricht, als ich geben kann, oder dass ich ihr unbewusst mehr verspreche.“ Gedankenverloren starrte Natsu in seinen Becher und beobachtete die kleinen Bläschen, die an der Oberfläche zerplatzten. Wenn er gewusst hätte, dass es so einfach war, seine Gedanken in Worte zu fassen, dann hätte er schon viel früher mit Igneel geredet.

„Hm“, machte Igneel, „Also muss ich mir um deine Tugend wenigstens keine Sorgen machen.“ Es klang eindeutig ironisch, trotzdem antwortete Natsu ihm: „Mit der Tugend von Männern ist es doch eh nicht weit her. Kein Mensch will wissen, wie Tugendhaft ein Mann wirklich ist und selbst wenn er es nicht ist, dann spielt es keine große Rolle.“

Igneel schnaubte. „Doch, für mich spielt es eine Rolle und bei deiner Mutter war es genauso.“ Fragend sah Natsu seinen Vater an. „Ich halte nichts von solchen Männern“, antwortete Igneel auf die ursprüngliche Frage seines Sohnes. „Eine Frau sollte nicht auf optische Reize reduziert werden! Und was dich angeht“, fügte er grinsend hinzu, „Triff dich weiter mit der Kleinen, wenn du willst. Tu das, was du für richtig hältst und was sich für dich gut und ehrlich anfühlt. Dann wirst du schon herausfinden, was du für das kleine Fräulein empfindest. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit und ich bin mir sicher, dass du in der Lage bist eine Entscheidung zu treffen, mit der du zufrieden sein kannst.“ Igneel lächelte Natsu an und zauberte eine Reihe kleiner Lachfältchen um seine Augen. Auch Natsu lächelte. Igneel hatte ihm kein Universalrezept gegeben und er wusste immer noch nicht, was er in Lisannas Gegenwart machen sollte und was nicht, aber sein Vater vertraute ihm. Und seinem Urteilsvermögen. Also konnte er die richtige Entscheidung treffen, darauf konnte Natsu jetzt auch fest vertrauen. Er schmunzelte. Eine Sache mussten Igneel und er noch klären, dringend.

„Igneel?“

„Hm?“

„Lisanna.“
 

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Das wars!

Es hat also Ren erwischt... Ich brauchte einen Typen, der die Rolle des oberflächlichen Freundes übernimmt und am Anfang hatte ich Gray dafür gedacht, aber es mir anders überlegt. Wenn Jemand Ren mag, dann tut es mir leid, aber irgendeinen Blödmann brauchte ich halt =P

Im nächsten Kapitel kommt die Geschichte langsam ins Rollen^^ Freut euch schon mal drauf!

Ich würde mich über eure Kommentare sehr freuen, da diese FF ja doch ein bisschen ungewöhnlich ist (finde ich zumindest)

Lg~

Worum geht's hier eigentlich?

Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber irgendwie hat mir dieses Kapitel einige Probleme gemacht. Aber es war ein notwendiges Übel^^

Noch mal zur Erinnerung: normaler Text: Natsu; kursiver Text: Lucy

Ich wünsche Euch wie immer viel Spaß beim Lesen!

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Kapitel 3 – Worum geht’s hier eigentlich?
 

Keine Hundert Jewel. Das war das eher traurige Ergebnis des Trödelmarkts. Sie hatten ein bisschen Kleinkram an den Mann gebracht, aber ein Großteil der Bücher war noch da.

„Vielleicht kann ich sie ins Antiquariat bringen“, schlug Igneel vor. „Weißt du, ob es in der Stadt eins gibt?“ Natsu hob die Schultern. Sie waren noch keinen Monat in der Stadt und Magnolia war riesig. Er war froh, dass er meistens mit Lisanna oder Gazille unterwegs war, denn sonst hätte er sich schon längst verlaufen. Happy sprang miauend auf seinen Schoß und Natsu kraulte seinen blauen Kater hinter den Ohren. Kurz darauf füllte ein gleichmäßiges Schnurren den Raum.

„Nächste Woche ist Elternversammlung in der Schule. Vielleicht kannst du da Jemanden fragen, der Ahnung von alten Büchern hat“, schlug Natsu vor. „Du denkst“, lachte Igneel anerkennend. Natsu streckte ihm die Zunge raus. So war es immer zwischen ihnen und Natsu hoffte, dass sich das niemals ändern würde. Denn sein Vater war wie ein guter Freund für ihn und jetzt, da sie in einer neuen Stadt wohnten, war er sogar sein bester Freund. Er kam zwar mit Gajeel ganz gut aus, aber Freund würde er seinen missmutigen Klassenkameraden nicht nennen. Und Lisanna war nun mal ein Mädchen. Außerdem sah es nicht so aus, als wären sie Freunde. Vielmehr waren sie auf dem Weg zum Paar, aber wussten noch nicht genau, ob sie wirklich am Ziel ankommen würden. Wenn Natsu ehrlich war, dann hatte er ein bisschen Angst davor. Er hatte noch nie etwas wie eine Beziehung gehabt. Wenn er darüber nachdachte, dann war er auch noch nie richtig verliebt gewesen. Natürlich hatte es in ihrer alten Stadt Mädchen gegeben, die er ganz süß fand, aber wirklich verliebt war er nie in eines dieser Mädchen gewesen. Und er war irgendwie froh darüber, denn dieses ganze Verliebt sein – wenn er es denn war – war mehr als nur verwirrend.

Natsu wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sein Vater ihn in die Seite knuffte. Fragend sah er Igneel an. Dieser hielt ihm einen Zettel unter die Nase. Verlegen sah er auf seine Füße. „Du könntest mir nicht zufällig noch mal aufschreiben, wo genau ich hin muss?“ Natsu grinste seinen Vater an. „Sag bloß, du weißt nicht, wie du zur Schule kommst?“ Igneel brummte beleidigt und kritzelte auf dem Papier herum. „Doch, sicher. Aber ich war noch nie drin und habe keinen blassen Schimmer, wo deine Klasse ist“, erklärte er seinem Sohn geduldig. Natsu schmunzelte und nahm den Zettel. Vorsichtshalber schrieb er auch eine Wegbeschreibung zur Schule mit drauf. Nur für den Fall…
 

Natsu saß auf seinem Bett und starrte auf den Garten. Oder wenigstens auf das, was er vom Garten sehen konnte. Es war windig und die Trauerweide verdeckte den Großteil seines Fensters. Es war schon spät und Igneel war immer noch nicht zurück. Sein Vater mochte schulische Pflichtveranstaltungen für Eltern überhaupt nicht, das wusste Natsu. Igneel behauptete immer, dass er nicht jahrelang auf seinen Abschluss hingearbeitet hatte um dann doch ständig wieder in der Schule zu hocken. Natsu hoffte, dass er sich nicht verlaufen hatte und jetzt ziellos durch die Stadt irrte. Er schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Sein Vater war ein erwachsener Mann. Wenn er sich verlaufen hätte, dann könnte er nach dem Weg fragen, auch wenn es seinen Stolz ankratzen würde.

Natsu stand vom Bett auf und ging zu seinem Kleiderschrank. Daneben standen noch einige Kisten, die er bis jetzt nicht durchgeschaut hatte. Die meisten Sachen waren ihm eh zu klein geworden, aber es schien ihm eine gute Möglichkeit zu sein um die Zeit tot zu schlagen. Und Igneel würde ihm dann auch nicht mehr damit in den Ohren liegen. Er öffnete eine der Kisten und begann seine alte Kleidung auszusortieren. Das meiste schien ihm vor zehn Jahren gepasst zu haben und Natsu wunderte sich, warum er noch nie auf die Idee gekommen war, auszumisten. Als er das letzte T-Shirt aus der Kiste nahm, kam darunter ein Karton zum Vorschein. Vorsichtig holte er ihn aus der Kiste. Es sah aus wie ein sehr kleiner Schuhkarton und Natsu überlegte, ob er noch Schuhe aus Kindergartentagen aufbewahrte. Als er den Deckel öffnete, blickte er auf einen Umschlag der auf weißem Stoff lag. Der Stoff erinnerte ihn an den Bauch einer Schlange oder Eidechse, weiß und schuppig. Er nahm den Stoff heraus und fuhr über das Schuppenmuster. Es war weich und flauschig und sah aus wie ein Schal. Natsu runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht an so einen Schal erinnern. Vielleicht gehörte er ja Igneel. Er griff nach dem Umschlag und las seinen Namen in feiner, sauberer Schrift. Seine Mutter musste den Umschlag beschriftet haben, denn die Handschrift seines Vaters hatte, auch wenn Igneel sich sehr viel Mühe gab, immer erstaunliche Ähnlichkeit mit Hieroglyphen. Nach fast siebzehn Jahren konnte Natsu zwar das meiste davon entziffern, aber wenn Igneel es eilig hatte und ihm eine Notiz kritzelte, dann bekam er doch Probleme. Er nannte es gedanklich immer Schrecklichkeitsgrad Nummer zwei!

Er drehte den Umschlag um und fuhr mit dem Finger unter der Öffnung entlang. Der Kleber war ein wenig klumpig und musste alt sein. Also war der Brief tatsächlich von seiner Mutter. Er zog einen Bogen Papier heraus und faltete ihn auseinander.
 

Natsu,

Ich fürchte, dass ich Dir diesen Brief nicht mehr persönlich überreichen kann. Du weißt, dass ich schwer krank bin und mir nicht mehr allzu viel Zeit auf dieser Welt vergönnt ist. Das bedauere ich sehr, denn ich würde so gerne sehen, wie Du aufwächst. Ich wünsche mir, dass Du verstehst, dass ich Dich niemals absichtlich verlassen werde. Aber jeder Mensch hat nur eine gewisse Lebensspanne und meine neigt sich dem Ende zu.

Ich bin nun schon einige Zeit im Krankenhaus und die Ärzte halten es für das Beste, wenn Du mich nicht so oft besuchen kommst. Du hattest kaum Gelegenheit, Zeit mit mir zu verbringen. Gerade deswegen möchte ich, dass Du ein Andenken an mich hast. Dein Vater erzählte mir, dass sein Vater ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag einen Schal geschenkt hat. Dieser Schal sollte ein Symbol sein für den Schutz, den die Familie einem bietet. Vielleicht verstehst Du ja, was damit gemeint ist. Auch ich möchte Dir einen solchen Schal schenken. Damit Du es immer warm hast und Du Dich behütet fühlen kannst, wo immer Du auch bist und was immer Dir widerfahren mag. Igneel wird ihn Dir zusammen mit diesem Brief zu deinem achtzehnten Geburtstag überreichen, das hat er mit versprochen.

Ich wünsche Dir alles Gute, das einem Menschen auf dieser Welt passieren kann.

Auch wenn ich nicht mehr bei Dir sein kann, so werde ich doch immer auf Dich achtgeben.

In Liebe,

Mama
 

Natsu schluckte. Seine Augen brannten unangenehm und sein Hals war wie zugeschnürt. Behutsam wickelte er sich den Schal um den Hals. In einem halben Jahr wurde er achtzehn. Ob Igneel es ihm übel nehmen würde, wenn er den Schal jetzt schon trug? Sobald sein Vater wieder da war, würde er ihn fragen.

Natsu sah Igneel erst am nächsten Morgen beim Frühstück. Als er seinem Vater den Schal unter die Nase hielt, sah dieser traurig zu ihm auf. „Wo hast du den denn her?“, wollte er wissen. Natsu zuckte mit den Schultern. „Ich hab die Kisten mit den alten Klamotten aussortiert.“ Igneel kratzte sich verlegen am Kopf. „Naja, auf ein halbes Jahr kommt es jetzt auch nicht an“, meinte er nach einer Weile. „Deine Mutter sieht es bestimmt auch nicht so eng“, fügte er mit einem schwachen Augenzwinkern hinzu. Natsu lächelte traurig und setzte sich an den Tisch. Er nahm sich ein Toast und bestrich es mit Marmelade. „Wo warst du gestern eigentlich so lange?“, fragte Natsu neugierig. Igneel verschluckte sich am Kaffee, den er gerade trinken wollte und hustete. Natsu runzelte die Stirn. Das war doch eine vollkommen harmlose Frage gewesen. Nachdem Igneel seinen Erstickungskampf gewonnen hatte und man sein Gesicht farblich wieder von seinen Haaren unterscheiden konnte, räusperte er sich einige Male und sah dann verlegen auf die Tischplatte. Natsu hob eine Augenbraue. Igneel malte mit dem Zeigefinger Muster auf den Tisch und sah überall hin nur nicht zu Natsu. „Also, weißt du“, begann er zögerlich, „Nach der Elternversammlung hatte ich noch eine Verabredung.“ „Geplant?“, fragte Natsu skeptisch. Igneel schüttelte den Kopf. „Nein, nicht geplant. Beim Elternsprechtag haben wir uns kennengelernt und uns unterhalten und so. Danach haben wir dann beschlossen, irgendwo was trinken zu gehen und später hab ich sie noch nach Hause begleitet und … ach, du weißt doch, wie sowas läuft!“

Natsus andere Augenbraue wanderte ebenfalls seine Stirn hinauf. „Ja, ich hab so eine grobe Ahnung wie das läuft“, räumte er ein. „Du bist nicht sauer?“, wollte Igneel wissen. „Kommt drauf an“, gab Natsu zu. Igneel sah ihn nachdenklich an. „Worauf?“ „Darauf, mit wem du zusammen warst.“ Aus Igneels Gesichtsausdruck konnte Natsu lesen, dass sein Vater gehofft hatte, dass sie dieses Thema umschiffen könnten. Er rang sich trotzdem zu einer Antwort durch. „Grandine.“

Oh.

Oh!

OH!!!

Bitte nicht!

„Grandine Marvell?!“, Natsu kreischte es beinahe. Igneel nickte. Er schien mit so einer Reaktion gerechnet zu haben. „Muss das sein?“, beschwerte Natsu sich. Igneel sah seinen Sohn wütend an. „Hör mal. Nur weil du mit Lucy nicht zurechtkommst, heißt das noch lange nicht, dass ich mich auch mit ihrer Tante nicht vertrage.“ Empört sah Natsu seinen Vater an. „Aber Lucy…“ Igneel unterbrach ihn: „Ist nicht Grandine!“ Natsu öffnete den Mund um etwas zu erwidern doch der Blick, den Igneel ihm zuwarf, ließ ihn verstummen. Missmutig aß er sein Toast und verfluchte alles, was ihm in den Sinn kam.
 

Als Natsu sich auf seinen Platz zwischen Gajeel und Lucy setzte, hatte sich seine Laune nicht im Geringsten gebessert. Warum, in drei Teufels Namen, musste sein Vater mit Lucys Tante ausgehen? Es war ja nicht so, dass sie die einzige Frau in Magnolia war.

„Du hast es gehört, nehme ich an“, wurde er angesprochen. Grimmig drehte Natsu sich zur Seite und sah Lucy an. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und ihr Mund zog eine harte Linie durch ihr Gesicht. Es gab nur eine Sache, die ihm sofort in den Sinn kam – natürlich! – und er war froh, dass Lucy auch nicht begeistert darüber zu sein schien. Er brummte schlecht gelaunt und zustimmend zugleich. Sie verschränkte die Arme ärgerlich vor der Brust. „Und jetzt?“, maulte sie ihn an. Er zuckte nur nichtssagend mit dem Kopf. „Toll“, murmelte Lucy sarkastisch. „Äh“, mischte sich Gajeel stirnrunzelnd ein, „Worum geht’s hier eigentlich?“ Als Natsu und Lucy sich zu ihm umdrehten und ihm wütend „Das geht dich nicht an!“ entgegen schleuderten, wünschte er sich, er hätte nie gefragt.

Während der Mittagspause sah man Natsu Dragneel und Lucy Heartphilia zum ersten Mal gemeinsam auf einer Bank sitzen. Einige runzelten die Stirn oder tuschelten miteinander, wenn sie an ihnen vorbei gingen, doch sie bemerkten es nicht. Sie waren mit ihren Familienproblemen beschäftigt, die sie tatsächlich am besten zusammen lösen konnten. Dachten sie wenigstens.

„Und ich musste mir heute Morgen den ganzen Abend von Grandine in allen Einzelheiten erklären lassen. Es war die schlimmste Frühstücksunterhaltung, die ich je mit ihr hatte“, schimpfte Lucy. Natsu runzelte verärgert die Stirn. „So viel habe ich Igneel gar nicht sagen lassen. Nachdem er mir von deiner Tante erzählt hat, hab ich mein Toast genommen und in meinem Zimmer gegessen. Gab‘s irgendwas, was man unbedingt wissen muss?“ Lucy hob die Schultern. „Weiß nicht genau. Bei Grandine ging es hauptsächlich darum, wie dein Vater ihr aufgefallen ist, weil er ja neu in der Stadt ist. Und das er wohl sehr interessant aussieht. Tut er das wirklich?“, wollte sie von Natsu wissen. Diesmal hob Natsu die Schultern. „Denke schon. Ich meine, ich hab mich an ihn gewöhnt, aber du kannst in eigentlich nicht verfehlen, wenn du ihn siehst.“ Lucy sah Natsu skeptisch an. „Was hältst du von einer Beschreibung? Ich gebe dir dann auch eine von Grandine, damit wir wissen, wenn sie sich wieder treffen und wir sie dabei sehen“, schlug sie vor. Natsu nickte zustimmend. „Gut“, Lucy runzelte kurz die Stirn, „Also, meine Tante hat silberblonde Haare und ihre Augen sehen ein bisschen aus als wären sie golden. Sie ist sehr hübsch, groß und schlank und immer modisch gekleidet, aber trotzdem irgendwie schlicht. Kommst du damit zurecht?“

„Nicht mit der Klamottenbeschreibung. Aber ich gehe mal davon aus, dass es hier nicht viele Frauen mit silberblonden Haaren und goldenen Augen gibt, oder?“, bemerkte Natsu. Lucy schüttelte den Kopf. Dann sah sie Natsu fragend an. Sie war schon ein ganz kleines bisschen neugierig darauf, wie sein Vater aussah. Sie fragte sich, ob er wohl auch rosa Haare hatte. Als Natsu nur stirnrunzelnd auf den Boden sah, fragte sie nach: „Und dein Vater?“ Natsu sah sie an und lächelte dann. Und an diesem Lächeln erkannte Lucy, dass er, sosehr er sich jetzt auch über seinen Vater ärgerte, ihn sehr schätzte. Natsu überlegte kurz. „Igneel sieht wohl tatsächlich ein wenig interessant aus. Er hat glutrote Haare und dieselbe Augenfarbe wie ich. Er hat einige Narben von der Arbeit in der Eisenschmiede, aber am auffälligsten ist die an seinem rechten Auge. Er sieht ziemlich einschüchternd aus und ist ein bisschen schroff. Igneel trägt am liebsten Jeans“, Natsu runzelte kurz die Stirn, „Ja, das müsste es gewesen sein.“ Er sah Lucy neugierig an. Sie versuchte, sich Natsus Vater so gut wie möglich vorzustellen und hatte plötzlich eine vage Ahnung, warum ihre Tante ihn interessant fand. „Dann halten wir jetzt die Augen auf“, schlug sie vor, „und hoffen, dass wir da alle irgendwie mit einem blauen Auge wieder raus kommen.“ Natsu nickte zustimmend.
 

Wendy stand in der Badezimmertür und beobachtete ihre Mutter und Lucy mit gemischten Gefühlen. Lucy warf hin und wieder einen Blick auf ihre Cousine, wie sie in der Tür stand und zwischen ihr und ihrer Tante hin und her sah. Lucy schmunzelte. Grandine und sie mussten tatsächlich ein merkwürdiges Bild abgeben. Immer wieder drängte sich die Eine vor den Spiegel um ihr Make-up zu verbessern, während die Andere im Hintergrund versuchte, ihre Frisur zu richten.

Als Grandine beim Abendessen verkündet hatte, dass sie an diesem Abend ausgehen würde, war Lucy ein kalter Schauer den Rücken hinuntergelaufen. Das konnte ja nur eins bedeuten. „Du triffst dich mit Natsus Vater?“, hatte sie ihre Tante herausfordernd gefragt. Grandine hatte ihr nur einen kurzen, nichtssagenden Blick geschenkt, während Wendy sie mit ihren fragenden Blicken zu durchbohren schien. Lucy ignorierte sie und konzentrierte sich auf ihre Tante. „Ist doch so?“, bohrte sie nach. Grandine legte ihr Besteck auf den Teller und sah ihre Nichte streng an. „Ja“, sagte sie schließlich, „Ich habe eine Verabredung mit Igneel, aber ich wüsste nicht, was dich das angeht, junge Dame.“ Lucy schnaubte und Wendys fragender Blick wanderte von ihrer Cousine zu ihrer Mutter. „Er ist Natsus Vater“, beschwerte Lucy sich. Grandine sah sie unergründlich an. „Und was hat das zu bedeuten?“, wollte sie wissen. „Ich kann Natsu nicht ausstehen“, zischte Lucy wütend. „Woher kommt den diese negative Empfindung?“, fragte Grandine und klang so, als würde es sie wirklich interessieren. Lucy schnaubte wieder. Die Antwort viel ihr nicht schwer. „Er sieht aus wie ein Kaugummi, hat keine Ahnung, wie das hier bei uns so läuft und kommentiert ständig alles, was ich tue!“

Grandine lächelte ihre Nichte verstehend an. „Für sein Aussehen kann der Junge nichts, Lucy, und er kann auch nicht wissen, wie es hier so läuft, weil er gerade mal einen Monat hier lebt. Und ich persönlich finde, dass es höchste Zeit ist, dass dir jemand ein bisschen Gegenwind gibt. Kein Grund, gleich so beleidigt zu schauen“, fügte Grandine noch hinzu, als sie den Blick sah, mit dem ihre Nichte sie bedachte. Lucy antwortete nichts. So sehr sie ihre Tante auch mochte, manchmal ging sie ihr mit ihren Ansichten doch gehörig auf den Geist.

„Wer sind Natsu und Igneel?“, platzte es aus Wendy heraus. Grandine und Lucy drehten sich zu Wendy um und sahen sie verblüfft an. Während ihrer kleinen Auseinandersetzung hatte Lucy ihre Cousine ganz vergessen. Grandine lächelte ihre Tochter an. „Natsu ist ein neuer Mitschüler deiner Cousine. Er ist mit seinem Vater Igneel letzten Monat nach Magnolia gezogen“, erklärte sie. „Und du triffst dich mit diesem Igneel?“, fragte Wendy neugierig, jetzt, da sie endlich wieder die Aufmerksamkeit ihrer Mutter hatte. Grandine nickte schlicht.

„Deal“, rief Lucy dazwischen. Das tat sie immer, wenn sie einen Vorschlag hatte, den sie zum deeskalieren benutzen konnte. Meistens hatte sie damit sogar Erfolg. Grandine hob skeptisch die Augenbrauen, nickte aber, damit Lucy ihren Vorschlag machen konnte. Lucy grinste triumphierend. „Ich sag den Rest der Woche kein Wort mehr über dich und Igneel oder Natsu. Dafür darf ich heute Abend mit Ren ausgehen.“ Grandines Antwort kam keine fünf Sekunden später. „Nein.“ Lucy stöhnte. „Warum denn nicht?“ „Weil du morgen Schule hast und Wendy dann den ganzen Abend alleine wäre.“ Wendy zog einen Schmollmund. „Ich bin doch schon elf.“ „Eben“, bestätigte Lucy. Grandine sah von Lucy zu Wendy und wieder zurück. Dann seufzte sie. „Um Punkt zehn Uhr bist du wieder hier. Wenn du damit nicht einverstanden bist, dann bleibst du zuhause.“ Lucy streckte ihrer Tante die Hand entgegen. „Abgemacht“, sagte sie, als Grandine einschlug.

Und so standen sie jetzt Beide im Bad und versuchten, sich gleichzeitig fertig zu machen. Lucy hatte ihre Tante schon seit Jahren nicht mehr so akkurat geschminkt gesehen. Natsus Vater musste ja ein sehr interessanter Mann sein. Aber interessanter als Ren konnte er nicht sein, dachte sie lächelnd, während sie sich etwas Rouge ins Gesicht pinselte.
 

Es war Punkt zehn Uhr, als Lucy ihren Haustürschlüssel im Schloss drehte. Und Grandine beschwerte sich immer darüber, dass sie nie pünktlich sein konnte. Sie hatte die Türe noch nicht ganz geöffnet, da stand Wendy schon vor ihr und sah sie erwartungsvoll an. „Was willst du?“, brummte Lucy. Sie hatte ihrer Tante versprochen, eine Woche lang kein Wort mehr über die Dragneel-Männer zu verlieren und Lucy hatte das vage Gefühl, dass das auch gegenüber ihrer Cousine galt. Aber Wendy schien genau das wissen zu wollen. „Worum geht’s hier eigentlich?“, fragte Wendy neugierig. Lucy stöhnte. Diese Frage hatte sie heute doch schon mal gehört. „Worum soll es gehen?“, fragte sie ausweichend. Wendy sah sie vorwurfsvoll an. „Du weißt genau, was ich meine!“ Lucy seufzte. Leider wusste sie tatsächlich, was ihre Cousine meinte. Ein wenig konnte sie Wendy bestimmt anvertrauen, dachte Lucy sich. „Okay, was willst du wissen?“, gab sie nach. Wendy strahlte. „Erzähl doch mal, wie sind die so“, plapperte sie los. „Die?“ „Lucy!“, jammerte Wendy, „Natsu und Igneel.“

Lucy zog sich die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Sie setzte sich aufs Sofa und Wendy ließ sich kurz darauf neben sie plumpsen. „Also“, fing Lucy an, „Igneel kenne ich nicht, aber ich hab ihn mir mal beschreiben lassen.“ „Von wem?“, redete Wendy aufgeregt dazwischen. Lucy runzelte die Stirn. „Wenn du das hören willst, dann unterbrich mich nicht ständig. Von Natsu“, fuhr sie fort, nachdem Wendy genickt hatte, „Wir finden die Idee, dass Grandine und Igneel sich treffen nicht besonders toll. Und da hat er mir Igneel beschrieben, damit ich ihn erkenne, falls ich ihn sehe. Natsu meinte, dass Igneel glutrote Haare hat und seine Augen sehen ein bisschen aus wie Bernstein, nur etwas dunkler. Igneel arbeitet in der Eisenschmiede und hat viele Narben von der Arbeit, sogar im Gesicht. Natsu meinte, dass er ein wenig einschüchternd aussieht“, Lucy sah nachdenklich auf ihre Füße. Irgendetwas an ihrer Beschreibung machte sie stutzig, aber sie kam nicht darauf, was. „Und Natsu?“, wollte Wendy wissen. Lucy schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Je schneller sie das Gespräch mit ihrer Cousine beendete, umso schneller konnte sie in ihr Zimmer und an den Abend mit Ren denken. „Natsus Haare sind kaugummirosa und er hat dieselbe Augenfarbe wie sein Vater. Er ist schon 17 und gut mit Lisanna befreundet. Ich glaube, die Beiden sind ein Paar.“ Wendy kreischte euphorisch. Solche Neuigkeiten fand sie immer besonders spannend, aber das hatte Lucy mit Elf wohl auch. „Und du magst ihn nicht“, stellte Wendy fest. Lucy nickte überrascht. „Stimmt. An unserer Schule gab es noch nie einen Jungen, der sich mit mir angelegt hat, aber er scheint damit kein Problem zu haben.“ Wendy kicherte. „Dann ist er wohl auch sehr mutig.“ Lucy lachte. So hatte sie das noch nie gesehen. Für sie war Natsu einfach nur dumm. Aber jetzt, da Wendy es so einfach darstellte, da musste sie zugeben, dass Natsu tatsächlich wusste, wie man einem Mädchen die Zähne zeigte.

Gerade wollte sie ihrer Cousine antworten, da hörte sie ein Auto, das vor ihrer Wohnung hielt. Lucy und Wendy tauschten einen schnellen Blick und huschten dann zum Fenster. Davor stand ein großer, alter Kombi, dessen Farbe man nicht richtig erkennen konnte. Lucy kam er rot vor. Grandine stieg gerade aus, gefolgt von einem Mann. Lucy schluckte. Natsu hatte vollkommen recht gehabt, als er sagte, dass man Igneel nicht verfehlen konnte. Der Mann, der neben ihrer Tante am Auto stand, war eine beeindruckende Erscheinung. Das rote Haar war widerspenstig und doch ordentlich. Tiefe Narben bedeckten seine Arme. Als er den Kopf zum Fenster drehte, sog Wendy neben ihr scharf die Luft ein. Lucy schauderte. Die Narbe in Igneels Gesicht verlieh ihm eine gewisse Wildheit. Und seine Augen. Lucy schluckte. Bernstein, das zum Rand hin immer dunkler wurde. Genau wie bei Natsu.

Und plötzlich wusste Lucy, was ihr bei Igneels Beschreibung merkwürdig vorgekommen war. Nämlich die Tatsache, dass sie seine Augenfarbe kannte. Sie konnte Natsu nicht leiden. Warum sollte sie also auf Details wie seine Augenfarbe achten? Aber sie hatte es scheinbar wohl getan. Sie wusste, wie seine Augen in der Sonne leuchteten wie flüssiges Gold und wie dieser Goldton nach außen hin immer dunkler wurde, so dass es fast schwarz wirkte. Lucy wusste auch, dass Natsus Augen manchmal aussahen, als wären sie wirklich schwarz. Und das es dafür auf gewisse Lichtverhältnisse ankam. Lucy fing an zu zittern. Warum konnte sie Natsus Augen so genau beschreiben?

Wendy quietschte. Lucy zuckte zusammen und sah ihre Cousine verständnislos an. „Was?“, flüsterte sie. „Ich glaube, sie küssen sich“, zwitscherte Wendy aufgeregt. Lucy sah aus dem Fenster und stellte entsetzt fest, dass Wendy recht hatte. Das sah definitiv nach einem Kuss aus. Sie stand auf und öffnete das Fenster genau in dem Moment, als Igneels Lippen die ihrer Tante berührten. „Hey!“, rief sie empört. Grandine und Igneel zuckten zusammen und brachten ein wenig Abstand zwischen sich, bevor sie zu Lucy sahen, die sie wütend ansah. Igneel zog eine Augenbraue hoch und gluckste belustigt. „Oh, Publikum“, bemerkte er seelenruhig und mit einer so tiefen Stimme, dass Lucy sich sofort wunderte, ob Natsu seinen Stimmbruch verpennt hatte.

„Einmischung, würde ich es nennen“, konterte Grandine. „Ich auch“, bemerkte Wendy und streckte ihren Kopf aus dem Fenster. Grandine sah ein wenig verlegen aus, doch Igneel grinste. „Lucy und Wendy nehme ich an“, sagte er gut gelaunt. Lucy runzelte die Stirn. Hatte Natsu ihn nicht als einschüchternd und schroff beschrieben? Wendy strahlte und nickte eifrig während Lucy ihn nur wütend anstarrte. Igneel gluckste wieder. „Starrst du Natsu auch immer Löcher durch den Schädel?“, wollte er wissen und ließ es zugleich wie eine nebensächliche Frage klingen. Lucy hob die Schultern. „Kann schon sein.“ Igneel lachte und trat näher ans Fenster. Und plötzlich war in seinem Gesicht keine Spur mehr von Belustigung. Lucy schluckte trocken. Einschüchternd traf es nicht mal annähernd. „Jetzt hör mir mal gut zu, kleines Röschen. Das hier“, er deutete auf sich und Grandine, „geht dich gar nichts an. Also schlage ich vor, dass du deine bösen Blicke für Natsu aufhebst und deine hübsche Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten steckst.“ Lucy klappte der Mund auf, genau wie Grandine.

Nur Wendy strahlte. „Boah, du bist ja cool“, himmelte sie Igneel an, „Wenn dein Sohn auch so mit Lucy redet, dann weiß ich, warum sie ihn doof findet.“ Die Belustigung kehrte in Igneels Gesicht zurück. „Ich bin mir sicher, dass Natsu genau das tut.“ Wendy lachte vergnügt. Grandine und Lucy starrten sprachlos zwischen Igneel und Wendy hin und her. Lucy fing sich als erste wieder. „Schön“, schleuderte sie Igneel entgegen, der nur wieder eine Augenbraue hochzog, „Macht doch, was ihr wollt. Ihr könnt mich alle mal!“ Wütend stapfte sie aus dem Wohnzimmer und marschierte in ihr Zimmer. Sie schlug die Tür ein wenig härter zu, als es notwendig gewesen wäre. Beleidigt lehnte sie sich an die Türe und lauschte den Stimmen am Wohnzimmerfenster.

„Jetzt ist sie beleidigt“, bemerkte Wendy betrübt. Igneel lachte. „Das wird sie schon nicht umbringen.“ „Oh, wenn du wüsstest“, mischte Grandine sich ein. Ein Auto fuhr vorbei und Lucy bekam nicht mit, was Igneel antwortete. Dann hörte sie, wie sie sich alle voneinander verabschiedeten. Eine Autotür wurde geöffnet und Wendy fragte neugierig: „Warum hast du Lucy gerade eigentlich kleines Röschen genannt?“ Kurz war es still und Lucy runzelte die Stirn. Das interessierte sie auch. Schließlich antwortete Igneel: „Weil sie so hübsch ist wie eine Rose und auch eine Menge Dornen hat.“

Lucy schnaubte verächtlich. Dornen! Sie ging zu ihrem Bett und zog sich um. Als sie später unter ihrer Decke lag, versuchte sie den Abend mit Ren in Gedanken nachzuspielen. Am nächsten Morgen würde sie aufwachen und sich maßlos ärgern. Denn ihre Träume in dieser Nacht wurden von Bernstein dominiert.
 

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So, das wars! Ich hoffe, es hat Euch gefallen. Ich würde mich über Eure Meinung wie immer sehr freuen!

Mir ist aufgefallen, dass ich Natsus Schal bis jetzt nicht erwähnt habe... Deswegen ist er jetzt ein Geschenk von seiner Mutter... Sorry -__-''

Der Anfang ist mir sehr schwer gefallen, weswegen es so lange gedauert hat. Aber besonders der Teil, in dem Lucy und Igneel aufeinandertreffen, hat richtig Spaß gemacht. Ich hoffe, es war auch beim Lesen so.

Im nächsten Kapitel wird es viel um Natsu und Lisanna gehen, aber da diese FF ja eine NaLu ist, wird das auch so ziemlich das Einzige sein. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis es zu NaLu kommt, weil ich möchte, dass es halbwegs realistisch ist in dieser eher unrealistischen Geschichte^^

Ich schreibe zu viel... -__-'' Es tut mir leid!
 

Bis zum nächsten Kapitel

Lg~

Sand zwischen den Zehen und alte Bekannte

Es tut mir so leid TT____TT (Aber das will bestimmt keiner hören...)

Wenn ihr wissen wollt, warum es so lange gedauert hat, dann schaut mal in meinem Steckbrief vorbei. Wenn's euch nicht interessiert, dann lasst es einfach =P

Da ich nicht richtig zum Schreiben gekommen bin in den letzten Monaten, gibt es außer dem Anfang und dem Ende keinen Teil, der an einem Stück geschrieben wurde. Ich habe immer mal wieder ein paar Zeilen zustande gebracht und ich fürchte, dass man es sehr deutlich merkt. Ich entschuldige mich dafür und verspreche, dass es im nächsten Kapitel nicht mehr vorkommen wird!

Und jetzt halte ich den Rand und lasse euch lesen! Viel Spaß~

Ach ja...

Achtung: Spoiler! Wer nur den deutschen Manga liest, der findet hier Charaktere, die er noch nicht kennt und auf die er auch leider noch ein bisschen warten muss.

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Kapitel 4 – Sand zwischen den Zehen und alte Bekannte
 

„Hast du alles?“, fragte Igneel ihn zum bestimmt hundertsten Mal. Natsu stöhnte genervt und rollte mit den Augen. Es war nur eine Klassenfahrt. Vielleicht war es die erste Klassenfahrt für Natsu an dieser Schule, aber es war einfach nur eine Klassenfahrt. Und Igneel führte sich seit zwei Wochen so auf, als würde Natsu auf den Mond fliegen. Er selbst war ja noch nicht einmal aufgeregt, warum sollte sein Vater es dann sein?

„Wir fahren drei Tage ans Meer, Igneel“, meckerte Natsu. Igneel zuckte zusammen. Sein Sohn nannte ihn nur dann Igneel, wenn er ihm auf die Nerven ging.

„Aber mit deiner neuen Klasse“, bemerkte er deshalb schwach. Natsu schnaubte. „Na und? Als ich in der Grundschule meinen ersten Schulausflug hatte, hast du nicht so ein Theater gemacht.“ Igneel lachte trocken. „Wenn ich vorher gewusst hätte, dass du bei diesem Ausflug fast in einem Brunnenschacht ertrinken würdest, dann hätte ich mir Sorgen gemacht!“ Natsu gluckste. Das hatte er beinahe vergessen. „Mir ist ja nichts passiert. Außerdem bin ich mittlerweile alt genug, um nicht mehr in Brunnen zu fallen.“ Igneel schüttelte belustigt den Kopf. „Aber du könntest im Meer ertrinken.“

„Igneel!“

„Schon gut, schon gut. Aber sag mal, hast du auch an die Sonnenmilch gedacht? Und die Wundsalbe? Und deine Badeschlappen? Du weißt ja, wie leicht man sich am Meer einen Fußpilz einfangen kann.“

„Igneel!!!“

„Weißt du, ich glaube, ich habe den Herd angelassen… bin gleich wieder da.“

Natsu sah seinem Vater hinterher, der in einem atemberaubenden Tempo die Treppe runter schwebte, um nach dem Herd zu sehen, der mit 99,9 prozentiger Sicherheit nicht an war. Sowas passierte Mitarbeitern von Eisenschmieden nicht. Zumindest nicht diesem Exemplar. Natsu schüttelte den Kopf und griff in seinen Koffer um nach den Badeschlappen zu suchen. Als er sie am Kofferboden gefunden hatte, seufzte er. Igneel machte ihn noch wahnsinnig mit seiner väterlichen Fürsorge.

„Natsu“, hörte er ihn von unten rufen, „Und denk, um Gottes Willen, an deinen Ausweis.“

Natsu seufzte wieder. Dann lächelte er. Sein Vater war eine Glucke durch und durch.
 

Silberblond und Gold. Natsu starrte durch die Windschutzscheibe auf die schlanke Frau, die neben Lucy am Bus stand. Und er musste zugeben, dass sein Vater tatsächlich Geschmack hatte. Zumindest ein bisschen. Immerhin war sie ja mit Lucy verwandt… Igneel sah ihn aus den Augenwinkeln an und folgte seinem Blick. Sein Gesicht hellte sich auf und er grinste seinen Sohn spitzbübisch an.

„Und? Was denkst du?“ Natsu runzelte die Stirn. Was er wirklich dachte, würde er seinem Vater auf keinen Fall sagen. Denn Igneel könnte es als Zustimmung deuten. Und nur weil Natsu fand, dass Grandine Marvell eine der attraktivsten Frauen über Vierzig war, die er je gesehen hatte, musste er es Igneel ja nicht gleich unter die Nase reiben. Also entschied er sich dafür, nur einmal kurz mit den Schultern zu zucken und auf die Windschutzscheibe zu deuten. „Dass wir einen Steinschlag haben.“ Igneel brummte. „Natsu. Du weißt ganz genau, was ich meine.“

Natsu seufzte. „Ja, weiß ich. Aber ich habe nicht das geringste Interesse daran, meine Gedanken mit dir zu teilen.“ Igneel, der gerade dabei war, die Autotür zu öffnen, hielt inne und sah seinen Sohn mit großen Augen an. „Wo hast du den Spruch denn her?“, wollte er wissen. „Fernsehen“, war Natsus knappe Antwort. Igneel lächelte und verdrehte theatralisch die Augen, als er aus dem Auto ausstieg.

Kurz darauf fand Natsu sich mit seinem Koffer neben Lucy wieder. Als Igneel auf Grandine zugegangen war, hatten sich Natsus und Lucys Blicke gekreuzt und sie waren zu einer stummen Übereinkunft gekommen. Und die lautete: Alles, nur das nicht! Aber leider war ihnen in den wenigen Sekunden nichts eingefallen, um es zu verhindern. Also stand Natsu jetzt neben ihr und sie sahen Grandine und Igneel dabei zu, wie sie sich begrüßten.

„Was denkst du?“, raunte Lucy ihm aus dem Mundwinkel zu.

„Das ich ganz schnell in diesen Bus und weit weg will“, antwortete Natsu.

„Klingt nach einem guten Plan. Aber auf Dauer wird er nicht funktionieren.“ Natsu brummte missmutig. „Dann denk du dir doch was aus.“ Lucy öffnete den Mund, um ihm eine unverschämte Antwort zu geben, als Grandine und Igneel sich wieder an sie erinnerten.

„Na, kleines Röschen“, grinste Igneel Lucy zu, „Du scheinst heute ja bessere Laune zu haben.“ Lucy brummte etwas, das für Natsu sehr nach „Vollidiot“ klang. Er starrte Igneel fassungslos an. „Kleines Röschen?“, fragte er nach. Igneel nickte lächelnd. Lucy schnaubte. „Ja, wegen meiner Dornen“, sagte sie verächtlich. Natsu sah sie verdutzt an. Dann lachte er. „Ich würde dich ja eher Diestel nennen.“ Lucys Blick bohrte ihm ein Loch in die Rückseite seines Gehirns, als sie ihn anzischte. „Und warum?“ Natsu hob eine Schulter und grinste. „Weil nicht nur ein Teil von dir sticht!“ Im nächsten Moment traf eine Faust hart sein Gesicht. „Lucy!“, kreischte Grandine. Igneel kringelte sich vor Lachen, was ihm böse Blicke von Natsu und Lucy einbrachte.

„Entschuldigung“, meldete sich ihre Klassenlehrerin zu Wort. „Ihr könnt jetzt in den Bus. Aber bitte nur durch die vordere Tür, damit ich euch auf der Anwesenheitsliste abhaken kann.“ Ohne es zu wissen, hatte sie gerade eine große Auseinandersetzung verhindert und Natsu war ihr dafür irgendwie sogar dankbar. Er verabschiedete sich von Igneel und reite sich in die Schlange ein.

„Was ist mit den Koffern?“, rief Gray vom Anfang der Schlange. Ihre Klassenlehrerin schaute ihn sprachlos an. Dann: „Oh, bestrafst du mich jetzt?“ Hoffnungsvoll, sie klang eindeutig hoffnungsvoll. Gray schnaubte nur und zog sich seine Jacke aus.

„Die Koffer lasst ihr stehen“, erklärte Erza, die neben ihrer Lehrerin stand, „Der Busfahrer räumt sie gleich ein.“ Dann warf sie Gray einen warnenden Blick zu, der verständnislos zurück schaute, bis Kana sich erbarmte und ihm seine Jacke unter die Nase hielt.

Als sie, mit einer halben Stunde Verspätung, endlich auf dem Weg nach Akane Beach waren und Lisanna neben ihm saß, atmete Natsu durch. Drei Tage Strand lagen vor ihnen und er war jetzt doch ein bisschen aufgeregt. Es war nicht nur seine erste Klassenfahrt an dieser Schule, sondern auch die erste Klassenfahrt, die er mit einem Mädchen verbrachte, dass er mochte. Jetzt musste sein Magen nur noch die zweistündige Fahrt überleben.
 

Lisanna sah ihn besorgt an, genau wie der ganze Rest seiner Klasse. Natürlich sahen sie ihn besorgt an. Immerhin war sein Gesicht blass grün. Als er irgendwann „Reisekrank“ hervor gepresst bekam, atmeten alle erleichtert auf und machten sich mit ihren Koffern auf den Weg zur Jugendherberge. Lisanna blieb bei ihm und sorgte dafür, dass er irgendwie zur Herberge kam. Sie war nicht weit vom Strand entfernt, vielleicht fünf Minuten, und von einer Jugendherberge in Strandnähe würde man natürlich einiges erwarten. Das hatte ihre Klassenlehrerin wohl auch, ohne in den Prospekt zu schauen.

„Das ist keine Jugendherberge, das ist ein gottverdammtes Höllenloch!“, hörte er Gray sagen. Natsu legte den Kopf leicht schief, um sich das Gebäude aus einem anderen Winkel anzusehen. Es war irgendwann wohl mal weiß gewesen, aber das musste schon mindestens 40 Jahre her sein. Das Dach brauchte dringend ein paar neue Ziegel, die Treppe ein neues Geländer, denn das alte war so sehr von Rost zerfressen, das eine leichte Berührung es mit Sicherheit in seine Bestandteile auflösen würde und die Fenster waren aus so altem, vom salzigen Meereswind angegriffenem Holz, dass man sie zum Lüften nicht zwingend öffnen musste. Natsu runzelte die Stirn und drehte den Kopf auf die andere Seite. Das Gebäude sah aus diesem Winkel auch nicht besser aus… Damit blieb ihm eigentlich nur eins übrig, nämlich Gray zustimmen. Das war keine Jugendherberge, das war ein gottverdammtes Höllenloch. Ihre Lehrerin kicherte nervös und führte sie ins Gebäude, das von innen nicht einen Deut besser aussah, wenn, dann war es schlimmer.

Eine halbe Stunde später hatte jeder ein Zimmer zugewiesen bekommen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend hatten sie sich auf den Weg zu ihren Zimmern gemacht und untersuchten jetzt jede Ecke besonders gründlich. Seinen Koffer wollte niemand mehr auspacken, denn der Kleiderschrank, der ein Fach für jeden vorsah, wirkte nicht besonders vertrauenswürdig und einer der Einlegeböden fiel heraus, als Gajeel seine Schuhe hineinstellte.

„Meine Fresse“, brummte Gray, als er ins Bad gehen wollte. „So schlimm?“, fragte Natsu unsicher und auch Gajeel, der versuchte, den Schrank wieder aufzubauen, warf Gray einen ängstlichen Blick zu.

„Keine Ahnung. Das Licht geht nicht“, erklärte Gray aus der Dunkelheit und drückte ein paar Mal auf den Lichtschalter. Nichts.

Gajeel schnaubte. „Na, dann sehen wir den Schimmel, der uns beim Duschen entgegen springt, wenigsten nicht.“ Gray kam würgend wieder aus dem Bad gerannt und trat Gajeel vors Schienbein. Natsu lachte. Er war ganz plötzlich und unerklärlich froh darüber, dass er auf Igneel gehört und seine Badeschlappen eingepackt hatte.

„Aber das mit der Zimmeraufteilung ist schon ein starkes Stück, oder?“, fragte er die beiden. Gajeel und Gray sahen erst Natsu, dann die drei schon belegten Betten in ihrem Zimmer an. Kurz nach der Zimmerverteilung hatten sie erfahren, dass sie nicht einfach nur in einem gottverdammten Höllenloch waren, sondern in einem hoffnungslos überfüllten, gottverdammten Höllenloch. Sie würden sich mit drei Schülern aus anderen Schulen das Zimmer teilen müssen.

„Ja, das ist schon ‘ne Nummer“, bestätigte Gray. „Aber vielleicht sind die anderen ja ganz in Ordnung.“ Natsu hoffte es, denn drei Tage mit wildfremden, unsympathischen Leuten in diesem Zimmer zu verbringen gab dem Höllenloch nochmal einen ganz anderen Klang.

Und natürlich ging in diesem Moment die Tür auf und ihre Mitbewohner kamen herein. Gray schrie und alle zuckten zusammen, nur einer nicht. Weißhaarig und mit ziemlich wenig an. „Gray?“, fragte er verdutzt.

„Lyon“, zischte Gray zurück.

„Ihr kennt euch?“, fragten die anderen vier einstimmig.

Gerade, als Gray zu einer Erklärung ansetzen wollte, riss ein schwarzhaariger Typ die Augen auf. „Gajeel?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Rogue?“, fragte Gajeel zurück.

„Ihr kennt euch?“, fragten die anderen vier einstimmig. Natsu sah den letzten ihrer zeitweiligen Mitbewohner an. Blond und blauäugig, mit einer Narbe die seine rechte Augenbraue teilte und einem ziemlich großen Ohrring im linken Ohr. Den hatte er noch nie gesehen, stellte er erfreut fest und stellte sich vor: „Natsu.“

Der Blonde grinste ihn frech an. „Sting“, antwortete er lässig. Natsu schmunzelte. „Da wir uns jetzt alle mehr oder weniger vorgestellt haben, könntet ihr uns ja mal aufklären. Woher kennt ihr euch?“

Gajeel lachte und deutete auf den Schwarzhaarigen bei der Tür. „Rouge Cheney, er ist mein Cousin.“ Rogue nickte bestätigend und erntete einen verwunderten Blick von Sting. Rogue hob nur die Schultern und deutete auf Sting. „Wir sind auf derselben Schule“, erklärte er Gajeel. Sting schnaubte. „Ja, genau. Saber Tooth High. Ich bin Sting Eucliffe.“ Gray hob überrascht die Augenbrauen. „Saber Tooth High? Das ist doch diese Eliteschule, oder?“ Rogue und Sting nickten.

„Na, neidisch?“, fragte der weißhaarige Typ höhnisch. Gray brummte. „Warum sollte ich?“ Der Typ lachte. „Du hast es ja nur auf die Fairy Tail High geschafft und man sagt sich, dass die Saber Tooth High viel besser sein soll.“ Gray knirschte mit den Zähnen. „Als ob du so reden darfst“, konterte er schließlich. „Du bist doch immer noch auf der Lamia Scale, oder?“ Der Typ zischte wütend.

„Woher kennt ihr euch denn?“, fragte Gajeel schnell, der wohl schon eine Schlägerei kommen sah. Natsu konnte es ihm nicht verdenken, denn Gray und dieser Typ funkelten sich wirklich böse an. Gray schnaubte. „Er heißt Lyon Bastia. Als wir noch klein waren, hatten wir dieselbe Lehrerin.“ „Ja, aber mich mochte sie lieber“, spottete Lyon. Gray zischte wütend und schleuderte Lyon seinen Schuh an den Kopf. Natsu verdrehte die Augen. Das konnten ja sehr lustige drei Tage werden.
 

Sie hatten es irgendwie bis in den nächsten Tag geschafft.

Nachdem Gray und Lyon sich über eine Stunde darüber gestritten hatten, wen ihre mittlerweile verstorbene Lehrerin lieber gemocht hatte, hatten Rogue und Gajeel alte Familiengeschichten ausgegraben. Sie hatten erfahren, dass Gajeels Vater, Metallicana, und Rogues Vater, Skyadrum, verschwägert waren und dass beiden Familien früher in derselben Stadt gelebt hatten, bis Gajeel und Metallicana wegen der Eisenschmiede nach Magnolia gezogen waren.

Nach Rogues und Gajeels Familienanekdoten hatte Sting ihnen etwas über das gottverdammte Höllenloch erzählt. Keiner war danach noch besonders begeistert davon, drei Tage hier zu verbringen. Sting erzählte ihnen, dass nicht nur das Licht im Bad kaputt war, sondern auch die Warmwasserversorgung, was sie dazu zwang, kalt zu duschen. Außerdem warnte er sie vor den warmen Malzeiten. „Ihr müsst euch beim Essen beeilen, sonst springt euch das Essen vom Teller oder fängt an, euch zu essen“, hatte er gesagt. Natsu schauderte. Als sie drei Stunden später am Tisch saßen und das Abendessen serviert wurde, wusste er sofort, was Sting gemeint hatte. Auf seinem Teller lag ein bräunlicher Klumpen, der, laut Schild, Gulasch mit Kartoffeln sein sollte. Zögernd griff Natsu nach seiner Gabel und stocherte im Essen herum. Dann drehte er sich grinsend zu Gajeel um und flüsterte ihm zu: „Wenn das hier von meinem Teller springen würde, fänd ich das noch nicht mal schlimm. Ich würde mich eher freuen.“ Gajeel, der gerade einen Bissen der Pampe essen wollte, prustete und die Hälfte seines Essens flog über den Tisch.

„Da, es springt!“, lachte Gray, der zugehört hatte. Alle drei fingen an zu lachen und bekamen zwei Minuten später ein paar saftige Ohrfeigen von Erza verpasst, was sie sofort ernüchterte.

Auf dem Weg zurück bekam Natsu Streit mit Gray wegen Erza. Eigentlich war es nur eine Lappalie, aber die beiden steigerten sich dermaßen in den Streit hinein, dass Gajeel Erza holen musste. Als die Klassensprecherin endlich da war, hatten Natsu und Gray sich bereits die Nasen blutig geschlagen. Seitdem war die Luft zwischen ihnen merklich abgekühlt und Natsu hatte keine Lust mehr, drei Tage mit Gray in einem Zimmer zu verbringen.

Als sie sich auf ihre Betten fallen ließen und Gajeels Lattenrost verdächtig laut quietschte, fingen alle an zu lachen. „Pass auf, dass du nicht heute Nacht auf den Boden fällst“, spottete Sting. Gajeel schnaubte nur.

Als sie sich am nächsten Morgen auf den Weg zum Strand machten, herrschte mürrische Stimmung. Ihre Lehrerin hatte ihnen beim Frühstück mitgeteilt, dass sie heute eine Dünenwanderung unternehmen würden – trotz schlechtem Wetter.

„Wenn ich gewusst hätte, dass wir bei 15 Grad und Monsunregen durch die Dünen klettern müssen, dann hätte ich dafür gesorgt, dass mein Bett unter mir zusammenbricht und ich mir den Fuß schwer verletzt hätte“, maulte Gajeel. Alle paar Sekunden wischte er sich das nasse Haar aus der Stirn, was ihm rein gar nichts brachte.

Natsu schnaubte. 15 Grad und Monsunregen waren vielleicht ein kleines bisschen übertrieben, aber Natsu musste zugeben, dass er Gajeel trotzdem zustimmte. Igneel würde es „Weltuntergangswetter“ nennen. Sie waren noch keine Minuten unterwegs und er war schon nass bis auf die Haut. In regelmäßigen Abständen wehten im kalte Böen den Regen ins Gesicht. Zum Glück hatte er den Schal dabei und konnte verhindern, dass ihm das Wasser den Hals hinunterlief. Aber wenn ihre Lehrerin den Ausflug nicht absagte, und Natsu war sich sicher, dass sie es nicht tun würde – sah immerhin nach einer netten Bestrafung aus – dann würde er am Ende das Tages so aussehen, als wäre er mit Klamotten ins Meer gesprungen. Wobei er jetzt auch schon so aussah.

Ihre Lehrerin sagte den Ausflug natürlich nicht ab. Als sie zwei Stunden später wieder an ihrer Unterkunft ankamen, war sogar Erza der Meinung, dass man den Ausflug hätte absagen sollen. Und das sollte schon was heißen, immerhin widersprach sie ihrer Lehrerin sonst nie. Als dann auch noch der Vorschlag Beachvolleyball in die Menge gerufen wurde, überredete Erza ihrer Lehrerin, damit doch lieber bis zum nächsten Tag zu warten.

Gray zitterte so sehr, dass er vier Versuche brauchte, um den Schlüssel im Schloss zu drehen. Schließlich schaffte er es doch und sie stürzten sich zu dritt auf die Heizung, da sie ja nicht warm duschen konnten.

„Wow. Ihr seht aus wie Katzen, die in eine Regentonne gefallen sind“, bemerkte Sting fast schon mitleidig, als er aus dem Bad kam. Natsu, Gray und Gajeel warfen ihm böse Blicke zu und er lachte.
 

Es regnete am nächsten Tag natürlich nicht und da ihre Lehrerin ein Gedächtnis wie ein Elefant hatte, mussten sie Beachvolleyball spielen. Lucy hasste Beachvolleyball. Ganz besonders seit ihre Oberweite mit der Pubertät gewachsen war und die Jungs unglaubliches Vergnügen dabei hatten, sie im Bikini durch den Sand springen zu sehen. Wenigsten hatte ihre Lehrerin die Teams nach Geschlechtern getrennt, so dass sie nicht gegen ein Team aus Sportverrückten antreten musste. Gerade waren zwei der Jungenteams auf dem Feld und lieferten sich ein knallhart langweiliges Match. Jet, Droy und Max gegen Natsu, Gray und Gajeel. Es war eine Katastrophe. Und das kam Lucy sogar noch wie eine Untertreibung vor. Gray und Natsu stritten sich um jeden Ball und Gajeel hampelte zwischen ihnen hin und her, um wenigsten den ein oder anderen Ball zu erwischen, der seinen Weg übers Netz schaffte. Aber es waren nicht viele, denn Jet und Droy waren zu sehr damit beschäftigt, zu Levy zu sehen. Immer wieder prüften sie, ob ihr heimlicher Schwarm ihnen auch zusah, doch sie wurden enttäuscht. Levys Augen klebten an Gajeels nacktem Oberkörper, der tatsächlich nicht verachtenswert war. Und Max war viel zu sehr mit dem Sand unter seinen Füßen beschäftigt, um überhaupt auf den Ball zu achten.

Lucy grub ihre Zehen in den warmen, noch leicht feuchten Sand und schaute sich um. Ihr Blick blieb an Lisanna hängen, die Natsu anfeuerte. Hinter ihr entdeckte sie eine fremde, junge Frau, die außer sich zu sein schien. Lucy folgte dem Blick der blauhaarigen Unbekannten und sah Gray, der sich gerade in den Sand schmiss um einen Ball vor Natsu zu bekommen. Dabei stieß er sich die Nase und Natsu lachte ihn aus. Gray sprang wütend auf und rieb sich die blutende Nase. Als er sich seinen Weg durch den Sand zur Herberge bahnte, sprach die Blauhaarige ihn an und reichte ihm ein Taschentuch. Dann wurde sie schrecklich rot und rannte davon, einen perplexen Gray zurücklassend. Lucy kicherte leise, dann wandte sie sich wieder dem Spiel zu.

Jetzt, da Gray nicht mehr da war und Natsu sich auf die Bälle konzentrieren konnte, hatte das andere Team keine Chance mehr. Lucy sah fasziniert zu, wie Natsu sich in den Sand warf und den Ball tatsächlich noch übers Netz baggern konnte. Er stand grinsend wieder auf und wischte sich den Sand von der verschwitzten Brust. Lucy folgte der Bewegung seiner Hand und schluckte. Sein Oberkörper war ein Gedicht. Er war nicht ganz so muskulös wie Gajeel, aber verstecken brauchte er sich nicht. Die Muskeln in seinen Oberarmen spannten sich, wenn er einen Ball übers Netz schlug und die Bauchmuskeln ahmten die Bewegung nach. Lucy stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, über seine Brust zu streicheln und wie es wäre, von seinen starken Armen gehalten zu werden. Als sie bemerkte, in welche Richtung ihre Gedanken unterwegs waren, keuchte sie entsetzt auf. Sie mochte Natsu Dragneel nicht! Egal wie gutaussehend er auch sein mochte. Außerdem war sie doch mit Ren zusammen. Ihr Märchenprinz war bestimmt ein ausgezeichneter Liebhaber. Zwar hatte sie keine Ahnung, was einen guten Liebhaber ausmachte, aber sie hoffte, dass sich das bald ändern würde. Zumindest war er ein guter Küsser, wie sie bei ihrer letzten Verabredung endlich herausfinden konnte. Aber auch Natsu schien ein guter Küsser zu sein, wenn man Lisanna glauben konnte. Was sie gar nicht interessierte, ermahnte sie sich, weil sie ihn niemals küssen wollte.

Fluchend stand Lucy auf und stürmte den Strand entlang. Bloß weg von Natsu Dragneel und seinem halbnackten Körper. Sie war so damit beschäftigt, den Kaugummikopf aus ihren Gedanken zu verbannen, dass sie nicht auf ihren Weg achtete und plötzlich mit einem harten Gegenstand zusammenstieß. Das kam ihr irgendwie bekannt vor und sie verfluchte das Schicksal für den makaberen Humor. Doch als sie aufsah, schaute sie nicht wie erwartet in bernsteinfarbene Augen, sondern in blaue. Sehr, sehr blaue Augen. Das makellose Gesicht wurde in seiner Harmonie nur durch eine feine Narbe durch die rechte der blonden Augenbrauen gestört. Das spöttische, leicht arrogante Lächeln verlieh seinem Besitzer eine gewisse Ausstrahlung, die ihn augenscheinlich attraktiver wirken ließ, als er war. Das blonde Haar stand wild von seinem Kopf ab und fügte seiner Erscheinung eine verwegene Note hinzu.

„Alles in Ordnung?“, fragte er sie und der Spott war auch in seiner Stimme. Lucy stöhnte genervt. So einer hatte ihr noch gefehlt. Ein arroganter Schönling, der spöttisch auf andere herabsah, super!

„Ja, alles okay“, antwortete sie zerknirscht. Und es wäre noch besser, wenn ich nicht in dich hineingelaufen wäre, fügte sie in Gedanken hinzu. Er schien ihre Gedanken lesen zu können und grinste noch ein bisschen breiter.

„Sting Eucliffe“, stellte er sich vor. Lucy verdrehte theatralisch die Augen, ehe sie ihm antwortete. „Lucy Heartphilia.“ Wenn ihr Name ihm etwas sagte, dann verbarg er es gekonnt. Stattdessen nahm er ihre Hand und drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken. „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen Fräulein Heartphilia“, säuselte er gekünzelt. Lucy fluchte. Ihr Name sagte ihm tatsächlich etwas.

„Was willst du, damit du die Klappe hältst?“, fragte sie genervt. Wann immer jemand wusste, dass sie die Tochter eines der reichsten Männer im Land war, wollten sie etwas von ihr und sei es nur ein Fetzen Papier mit ihrem Namen darauf. Warum konnte sie sich nicht erklären, aber so war es schon immer gewesen. Dass sie einen Fehler gemacht hatte, als sie ihm diese Frage gestellt hatte, bemerkte sie erst, als der Spott seine Augen erreichte.

„Wie wäre es mit einem Kuss.“ Es war keine Frage. Lucy starrte ihn fassungslos an. Er war nicht nur ein arroganter, spöttischer Schönling sondern auch ein durchtriebener Mistkerl. Gerade als sie ihm widersprechen wollte, stieß ihn jemand an.

„Das ist nicht besonders höflich, Sting“, bemerkte ein junger Mann, der hinter ihm stand. Er hatte so dunkle Haare wie Sting helle und seine Augen hatten denselben Rotton wie Gajeels. Sting wandte sich von ihr ab und lief schulterzuckend den Strand hinauf. „Wenn du meinst, Rogue“, rief er seinem Freund über die Schulter zu. Der Mann, der Rogue hieß nickte, auch wenn Sting es nicht sah. Er schenkte Lucy ein entschuldigendes Lächeln und folgte seinem blonden Freund.
 

Als sie später wieder in der Jugendherberge ankam, war ihre Laune nicht viel besser. Zwar war es ihr gelungen, Natsu aus ihrem Kopf zu vertreiben, dafür regte sie sich jetzt über diesen Sting auf. Gerade war sie zu dem Schluss gekommen, dass alle Jungs außer ihrem Ren Vollidioten waren, als sie ein merkwürdiges Geräusch hörte. Neugierig folgte sie dem Geräusch. Lucy bog um eine Ecke und erstarrte.

Natsu hielt Lisanna in seinen Armen und küsste sie. Lisanna schmiegte sich an seine Brust und vergrub ihre Hände in seinem kaugummifarbenen Haar. Er löste seine Lippen von ihren um sie an ihren Hals zu legen. Lisanna seufzte zufrieden. Ihre Hände wanderten von seinen Haaren über seinen Nacken zu seiner Brust und dann weiter nach unten, bis sie den Weg unter sein T-Shirt gefunden hatten. Natsu brummte und küsste sie wieder. Die dunkelrote Stelle an Lisannas Hals bereitete Lucy Übelkeit und sie musste wegsehen. Ihr Blick fiel auf Natsus Hände. Die eine fand ihren Weg zu Lisannas Po und drückte sie noch enger an ihn. Die andere fuhr die Stelle zwischen ihrem Oberteil und dem Hosenbund nach und entblößte nackte Haut. Lucys Augen wanderten von alleine wieder zu Lisannas Hals und starrten auf die Stelle, an der sich sehr bald ein Knutschfleck zeigen würde.

Sie konnte nicht mehr Schlucken und ihre Kehle wurde unangenehm eng. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Sie riss die Tür auf und ignorierte Levy, die erschrocken zusammenzuckte. Als die Badezimmertür hinter ihr ins Schloss fiel, unterdrückte sie ein Schluchzen. Sie mochte ihn nicht. Sie mochte ihn nicht. Sie mochte ihn nicht. Lucy wiederholte es wie ein Mantra. Aber warum war da dann dieses Stechen in ihrer Brust, wenn sie an Lisanna in Natsus Armen dachte? Sie durfte doch nicht eifersüchtig sein. Sie mochte ihn ja nicht. Oder war es doch Eifersucht?

Lucy lehnte den Kopf an die Tür und atmete tief ein, um ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Ja, sie war tatsächlich eifersüchtig. Aber nicht auf Lisanna, redete sie sich ein. Sie war eifersüchtig, weil Ren sie noch nie so gehalten, so geküsst hatte. Genau! Sie sehnte sich nicht nach Natsu sondern nach der Nähe des Mannes, den sie liebte. Es war so einfach und doch kam es Lucy vor, als würde sie etwas Entscheidendes übersehen.

Sie öffnete die Tür und versicherte Levy, dass mit ihr alles in Ordnung war. Dann ging sie zu ihrer Tasche und zog ihr Handy heraus. Rens Nummer war in ihrem Telefonbuch gespeichert und sie musste nicht lange suchen. Es klingelte unendlich lange und als er endlich abhob, klang seine Stimme rau und genervt. Lucy ignorierte es.

„Wir kommen morgen Mittag wieder“, erklärte sie ihm. „Ich muss dich sehen!“

Und spüren, fügte sie im Stillen hinzu. Sie musste Natsu endgültig aus ihrem Kopf vertreiben und die Bilder von ihm und Lisanna noch viel dringender.
 

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Das wars. Ich hoffe doch, dass es okay war?

Eigentlich sollte dieses Kapitel ja die Beziehung zwischen Natsu und Lisanna beschreiben, aber irgendwie hatte ich dafür dann nicht so richtig Platz. Vielleicht im nächsten Kapitel, oder ich lasse es ganz und füge immer nur kleine Einblicke hinzu so wie in diesem Kapitel.

Na, wer ahnt, in welche Richtung die Beziehung zwischen Natsu und Lucy sich entwickelt? Ist vielleicht noch was früh für große Luftsprünge, denn ich verspreche, dass Natsu doch noch sehr Natsumäßig verpeilt sein wird =P

Ich würde mich wie immer über eure Kritik freuen^^

Lg~

Von Traumprinzen und Bösewichten

So, mal wieder zu spät, aber diesmal nur eine Woche... ob das jetzt ein Grund zur Freude ist oder nicht, müsst ihr entscheiden. Wer wissen will, wie weit ich mit dem aktuellen Kapitel bin, der kann mal in meinem Steckbrief rumschnüffeln =P Da findet ihr den Fortschritt *hust* in Prozent. Ansonsten wie immer viel Spaß beim Lesen und so...

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Kapitel 5 – Von Traumprinzen und Bösewichten
 

Der Schlüssel drehte sich langsam im Schloss und die Tür ging auf. Seufzend trat sie in die leere Wohnung und starrte auf die Garderobe. Er hatte sie in seinen Armen gehalten und sie immer wieder geküsst, aber die Bilder hatte er nicht vertreiben können. Wann immer sie die Augen schloss, sah sie nicht ihn sondern Natsu vor sich. Natsu, der den Kopf neigte und seine Lippen weich auf die eines anderen Mädchens legte. Seine Küsse waren nicht so weich gewesen. Als er durchschaut hatte, was sie von ihm wollte, hatte er ihren Mund erobert und grob in Beschlag genommen. Während seine Lippen sich unsanft auf ihren bewegten, sah sie immer wieder Natsu vor sich und wünschte, dass Ren sie auch so liebevoll küssen würde. Aber er tat es nicht. Und als sie es leid war, schob sie ihn von sich und ging. Zurück in eine leere Wohnung in der niemand darauf wartete, dass sie nach Hause kam.

Miauend schlängelte sich Charle, die weiße Katze ihrer Cousine, um ihre Beine und Lucy lächelte. Immerhin einer, der sich auf sie freute. Sie hatte sich Charles Vertrauen hart erarbeiten müssen, aber als die weiße Schönheit sie endlich akzeptiert hatte, wurde Lucy mit weichem Fell und leisem Schnurren belohnt. Vorsichtig nahm sie Charle auf den Arm und trug sie ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa saß ihre Cousine. Die Knie an den Körper gezogen und den Kopf zwischen den Armen verborgen.

„Wendy?“, fragte Lucy sanft, als sie sich langsam neben sie setzte. Wendy zuckte zusammen und hob den Kopf. Rote Augen sahen sie mitleiderregend an.

„Lucy“, wimmerte sie und schmiegte sich an ihre Cousine. Charle kletterte auf Wendys Schoß und rollte sich schnurrend zusammen.

„Was ist denn los?“, fragte Lucy besorgt. Wendy schniefte und streichelte ihre weiße Katze hinter den Ohren. „Die Jungs in der Schule haben mich geärgert“, gestand sie zögernd. „Sie haben mich an den Haaren gezogen und sich über unsere Familie lustig gemacht. Und als Romeo mir helfen wollte, haben sie mit Papier und Stiften nach uns geworfen.“

Lucy legte ihr einen Arm um die Schulter und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. „Und was haben die Lehrer gemacht?“, fragte sie nach. Wendy hob die Schultern. „Die haben das gar nicht gemerkt, glaube ich“, gestand sie.

Gerade als Lucy über Wendys Lehrer schimpfen wollte, drehte sich der Schlüssel erneut im Schloss und Grandine kam, kurze Zeit später gefolgt von Igneel, ins Wohnzimmer gelaufen.

„Ach, hier seid ihr“, sagte sie fröhlich. Dann sah sie Wendys verweintes Gesicht und runzelte die Stirn. „Alles in Ordnung bei euch?“

Wendy nickte nur, doch Lucy sah ihre Tante besorgt an. „Die Jungs in der Schule haben Wendy geärgert. Sie haben sich über uns lustig gemacht und mit Sachen nach ihr und Romeo geworfen“, erklärte sie Grandine. Ihre Tante fluchte und Igneel verzog angewidert das Gesicht. Dann setzte er sich neben Wendy und stupste sie sanft an. Charle hob misstrauisch den Kopf, aber fauchte nicht.

„Wenn die Jungs dich noch mal ärgern, dann sagst du mir Bescheid und ich jage ihnen dann einmal ordentlich Angst ein“, versprach Igneel ihr. Wendy sah ihn mit großen Augen an. „Das klappt bestimmt nicht“, erklärte sie ihm, doch er lächelte nur.

„Natsu wurde früher auch immer geärgert“, erklärte er. „Und da bin ich dann einmal zur Schule gegangen und habe ihn abgeholt. Als die anderen Kinder mich mit meiner Narbe im Gesicht gesehen haben, hatten sie richtig Angst vor mir. Dann hat Natsu mich gesehen und hat mich gerufen und als die anderen Kindern hörten, dass ich sein Vater bin, da haben sie ihn in Ruhe gelassen.“

Grandine rollte die Augen und Wendy kicherte leise. Aber Lucy sah Igneel stirnrunzelnd an. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er. Doch seine Augen blieben kühl und es kam ihr so vor, als würde er in die Vergangenheit sehen.

„Warum haben sie deinen Sohn denn geärgert?“, fragte Wendy neugierig. Igneels Lächeln wurde traurig und er senkte den Blick. Grandine und Lucy musterten ihn nachdenklich. Schließlich setzte Grandine sich neben ihn und nahm seine Hand. Er lächelte sie kurz an und wandte sich dann wieder an Wendy.

„Natsus Mutter hatte Krebs und ist gestorben, als er sieben Jahre alt war. Seitdem kümmere ich mich alleine um ihn, aber es hat eine Weile gedauert, bis wir ein Team wurde, so wie wir es jetzt sind. Am Anfang haben wir uns oft gestritten. Natsu war klein und hat viele Dinge noch nicht verstanden und ohne seine Mutter hat er sich einsam gefühlt. Als die anderen Kinder anfingen, ihn zu ärgern, ging es um Pausenbrote und so einen Kram. Sie fragten ihn, wie Brote schmeckten, die nicht Mutter sondern Vater gemacht hatte. Später machten sie sich über seine Haare lustig oder über seine Kleidung. Natsu hat mir nie etwas gesagt und als ich es durch Zufall erfuhr, war ich sehr wütend. Auf mich und auf die anderen Kinder. Darum bin ich zur Schule gegangen, um diesen Zwergen die Meinung zu geigen. Aber das war überhaupt nicht nötig. Als sie mich sahen, hatten sie schon genug Angst und nachdem sie Natsu ihn Ruhe ließen, ging es ihm wieder viel besser.“

Er drückte Grandines Hand und grinste Wendy an. Dann hielt er Charle die Hand hin. Lucy, Wendy und Grandine beobachteten mit großen Augen, wie sie an Igneels Hand schnupperte, einmal kurz über seine Finger leckte und dann ihren Kopf gegen seine Hand stieß.

„Wie machst du das?“, fragte Lucy irritiert. Igneel sah sie ratlos an und sie deutete auf Charle. „Ich habe fast einen Monat gebraucht, bis sie mich überhaupt in ihre Nähe gelassen hat.“

Igneel zog die Augenbrauen hoch und Lucy schluckte. Genau wie Natsu, schoss ihr durch den Kopf. „Also eine Dame mit Charakter“, lachte er, als er Charle hinter den Ohren kraulte. „Na, so kann man es auch nennen“, brummte Grandine. Auch sie hatte sich Charles Freundschaft erarbeite müssen. Igneel kicherte. Dann sah er Lucy an. „Wahrscheinlich riecht sie Happy“, meinte er. Lucy sah ihn fragend an.

„Wer ist Happy?“, Wendy war wie immer die Schnellste. Igneel lächelte sie warm an. Er mochte ihre kleine Cousine, stellte Lucy überrascht fest.

„Happy ist Natsus Kater“, erklärte er Wendy. „Er hat blaues Fell und einen weißen Bauch, aber seine Schwanzspitze ist ganz dunkel, fast schwarz“, fuhr er augenzwinkernd fort, noch bevor Wendy fragen konnte. Sie lachte. Lucy sah ihre Cousine an und stellte fest, dass Igneel Dragneel den Kummer von ihrem Gesicht gespült hatte wie Regen den Staub. Ihr Hals wurde eng und sie spürte das Brennen in ihrer Kehle wieder so deutlich wie auf dem Flur der Jugendherberge. Sie mochte Natsu Dragneel nicht, aber sie fing an, seinen Vater zu mögen. Es wurde alles immer komplizierter.
 

Igneel hatte Grandine, Wendy und ganz besonders Lucy zum Abendessen eingeladen. Nachdem Igneel ihm von seiner Idee erzählt hatte, hatte Natsu ihn ganze fünf Minuten sprachlos angestarrt bis er sich leise fluchend auf den Weg in sein Zimmer gemacht hatte um zu schmollen. Natürlich half ihm das nicht, aber es war immer noch besser, als Igneel dabei zuzusehen, wie er das Haus für seine neue Freundin und deren Familie herrichtete. Oder ihm beim Kochen über die Schulter zu schauen. Igneel hatte sie seit Jahren bekocht, aber seine Fähigkeiten hatten sich in dieser Zeit kein Stück von Nudeln mit irgendwelchen Soßen wegbewegt.

Am nächsten Morgen war die Luft zwischen ihnen angespannt und sie sprachen nur das Nötigste miteinander. Als Natsu seine Tasche schloss und sich über die Schulter schwang, tauchte Igneel hinter ihm im Flur auf und musterte ihn einen Moment. Dann verdrehte er die Augen und boxte seinem Sohn sanft gegen die Schulter.

„Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, aber ich wollte ihnen einen Gefallen tun.“

Stirnrunzelnd drehte Natsu sich zu ihm um. „Mit deinen Kochkünsten tust du ihnen aber keinen Gefallen!“, bemerkte er schnippisch. „Hey“, beschwerte Igneel sich und boxte seinem Sohn etwas fester gegen die Schulter. Natsu rieb sich die Stelle, die zwar nicht schmerzte, aber immerhin ein bisschen kribbelte.

„Ich meinte“, korrigierte Igneel sich, „Ich wollte ihnen einen Gefallen tun, weil gerade Wendy es nicht leicht hat. In der Schule wird sie gehänselt und man lacht über sie. Du müsstest ja wissen, wie sich das anfühlt“, fügte Igneel leise und mit einem entschuldigenden Blick hinzu. Natsu biss sich auf die Unterlippe. Ja, er konnte sich sehr gut vorstellen, wie es war, wenn alle über einen lachten. Trotzdem…

„Und wie willst du ihr da mit deinen Kochkünsten helfen? Wir wissen beide, dass du nicht mehr drauf hast als Nudeln. Am Ende ist Wendy noch verstörter als ohnehin schon.“

„Natsu!“, fauchte Igneel und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Du wirst seit zehn Jahren von mir bekocht und du hast es ohne schwerwiegende Schäden geschafft, bis jetzt zu überleben. Also so schlimm kann es nicht sein.“

Natsu rollte bedeutungsschwer mit den Augen. „Solange du sie nicht mit irgendetwas beeindrucken willst, was du eh nicht hinbekommst, dann werden sie den Abend wohl überleben“, brummte Natsu missmutig. Er konnte Igneel nicht böse sein. Das war das allergrößte Problem an dieser ganzen mein-Vater-angelt-sich-Lucys-Tante-Nummer. Als Natsu die Haustür hinter sich zuzog überlegte er, wie er seine Toleranzgrenze in Igneel -Angelegenheiten wohl herabsetzen könnte.
 

Zu sagen, dass Gajeel eine beschissene Laune hatte, kam Natsu maßlos untertrieben vor. Sein Sitznachbar bohrte mit seinem Blick Löcher in Wände, Lehrer und Mitschüler und keiner traute sich, ihn anzusprechen. Keiner außer Natsu.

„Was ist los? Hat jemand deine Katze überfahren, oder was?“, neckte Natsu. Er hatte Panther Lily schon einmal kennengelernt und schnell gemerkt, dass der schwarze Kater ein ziemlicher Draufgänger war. Gajeel schnaubte. „An dem Tag, an dem es ein Auto schafft, meinen Kater zu plätten, gestehst du Lucy deine unsterbliche Liebe.“

Jetzt war es an Natsu, böse Blicke auf seine Klassenkameraden abzufeuern. „Sicher“, bemerkte er kühl. Gajeel grinste, dann wurde sein Gesicht wieder ernst und er fuhr sich mit der Hand durch seine langen, schwarzen Haare. „Rogue ist gestern nach Magnolia gekommen“, erklärte er Natsu. Dieser hob überrascht eine Augenbraue. „Dein Cousin? Aber ist das nicht ein Grund zur Freude?“

Gajeel brummte und schüttelte den Kopf. „Wenn er nur zu Besuch wäre, dann könnte ich ja damit leben. Aber er zieht bei uns ein.“ Natsu hob die Augenbrauen. „Wieso das denn?“ Gajeel hob die Schultern. „Es gibt irgendwelche Probleme zwischen Rogue und Skyadrum. Was genau weiß ich nicht, aber Skyadrum hat Metallicana darum gebeten, sich eine Weile um Rogue zu kümmern, bis sich alles etwas beruhigt hat. Und dann stand Rogue gestern Mittag mit seiner blöden Katze Frosch vor unserer Haustür, hat es sich bequem gemacht und Lily in den Wahnsinn getrieben“, zeterte er.

Natsu sah ihn mit großen Augen an. Auf ihrer Klassenfahrt war es ihm so vorgekommen, als würden Rogue und Gajeel sich gut verstehen, aber da hatte er sich wohl getäuscht.

Aufmunternd klopfte er seinem Sitznachbarn auf die Schulter. „Es ist ja nicht für immer. Bestimmt regelt sich alles ganz schnell und Rogue kann wieder nach Hause.“ Gajeel schnaubte. „Dein Wort in Gottes Ohr.“
 

In zwei Stunden würden sie sich auf den Weg zu den Dragneels machen. Missmutig stand Lucy vorm Badezimmerspiegel und kämmte ihre Haare. Sie gab sich nicht so viel Mühe wie sonst, aber sie hatte ja auch keine Verabredung mit Ren. Sie legte die Bürste zur Seite und griff nach ihrem Make-up. Sie hatte Ren seit einer Woche nicht mehr gesehen. Lucy vermutete, dass er wütend auf sie war. Immerhin hatte sie ihn sitzen lassen, als sie am rumknutschen waren. Wenn er das mit ihr gemacht hätte, dann wäre sie auch wütend auf ihn gewesen. Aber sie konnte es nicht rückgängig machen. Und je länger sie darüber nachdachte, umso mehr wurde ihr klar, dass sie es auch nicht rückgängig machen wollte. Sie hatten sich geküsst, schön und gut, aber es war nicht so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es war nicht so gewesen, wie es bei Natsu und Lisanna gewesen war. Lucy schraubte den Deckel der Make-up Tube auf und verteilte etwas vom Inhalt auf ihren Händen.

Natsu hatte Lisanna sanft in seinen Armen gehalten und sie geküsst, als wäre sie aus Glas – als gäbe es nichts Wertvolleres als sie. Ren hatte sie in seinen Armen gehalten und geküsst, als stände es ihm zu. Sie hatte sich nicht begehrt sondern benutzt gefühlt. Als sie an dem Abend in ihrem Bett gelegen hatte, war sie sich schlecht vorgekommen. Sie hatte doch gewollt, dass Ren sie so berührte. Sie hatte ihn um die Küsse gebeten. Sie liebte ihn doch, oder etwa nicht? Vorsichtig trug sie das Make-up auf ihr Gesicht auf und verteilte es gleichmäßig.

Igneel hatte ihr an jenem Abend gezeigt, wie es in seinem Kopf aussah und wie wichtig es ihm war, dass es ihrer Cousine gut ging. Dafür war sie ihm sehr dankbar. Auch zwischen Natsu und Lisanna gab es ähnliche Momente. Natsu stellte sich oft selber zurück, damit Lisanna tun konnte, was sie wollte. Und Lisanna schien es zu lieben. Auch Lucy wollte einen Freund, der Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nahm. Sie hatte Ren, aber Ren interessierte sich kaum dafür, was sie wollte und was nicht. Sie schraubte die Wimperntusche auf und zog das Bürstchen energisch heraus.

Sie dachte an Natsu und wie sehr sie sich wünschte, dass Ren auch so war. Aber warum bloß? Sie konnte ihn nicht leiden. Und Ren war ein guter Freund. Vielleicht hatte er ihre Grenzen überschritten, aber es war ihre Schuld gewesen. Sie hatte sich ihm in die Arme geworfen und verlangt, dass er das tat, was auch Natsu und Lisanna taten. Aber Ren war nicht Natsu und sie war nicht Lisanna. Es war also ein Plan gewesen, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Sie konnte nicht einfach versuchen, die Beziehung anderer Leute zu kopieren. Das würde nie funktionieren. Sie und Ren mussten ihren eigenen Weg finden. Sie streifte die überschüssige Tusche ab und führte das Bürstchen zum Auge.

Die Tür wurde aufgerissen und Natsu starrte sie an. Lucy rutschte das Bürstchen aus der Hand und stach ihr ins Auge. Sie fluchte und drehte sich hektisch wieder zum Spiegel um. Schwarze Tusche lief ihr aus dem Auge und über die Wange. Wütend griff sie nach den Feuchttüchern, die auf dem Waschbeckenrand standen und wischte sich im Gesicht herum.

„Ich will deinen Schönheitswahn ja nicht stören“, bemerkte Natsu schmunzelnd von der Türe aus, „aber wir haben hier einen kleinen Notfall.“

Lucy zischte wütend. „Ich wüsste nicht, was mich deine Notfälle… Moment mal! Was machst du in unserem Bad?!“, fauchte sie und drehte sich zu ihm um. Natsu grinste. „Fällt dir ja früh auf“, neckte er sie. Sie warf ihm die benutzten und mittlerweile schwarzen Feuchttücher ins Gesicht. Er fing sie geschickt auf und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Wir haben keine Zeit für Späße. Komm mit, ich erklär dir alles unterwegs.“
 

Als es an der Tür geklingelt hatte, hatte Natsu einen ungläubigen Blick auf die Uhr geworfen. Es war erst vier Uhr. Grandine, Lucy und Wendy sollten erst um sechs kommen. Er hatte das Messer aus der Hand gelegt – Igneel hatte ihn zum Zwiebeln schneiden verdonnert – und war zur Tür gegangen. Eine vollkommen abgehetzte Grandine hatte in der Tür gestanden und ihn flehend angesehen. „Bitte sag mir, dass Igneel da ist“, hatte sie ihn bekniet. Als Natsu den Kopf geschüttelt hatte, wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen. Er hatte sie ins Haus gelassen, weil er tatsächlich ein klitzekleines Bisschen Mitleid mit ihr gehabt hatte und sie hatte sich ihm anvertraut. Als sie Wendy von der Schule abholen wollte, war sie nicht da gewesen. Einige ihrer Klassenkameraden waren lachend an ihr vorbeigegangen und Grandine hatte Romeo gesucht, weil Wendy immer viel Zeit mit ihm verbrachte. Als sie ihn endlich entdeckt hatte, hatte er ihr erzählt, dass einige der anderen Kinder sich wieder über Wendy lustig gemacht hatten und dass Wendy aus der Klasse gelaufen war. Die Klassenlehrerin war ihr gefolgt, konnte sie aber nicht finden und war schließlich in den Unterricht zurückgekehrt. Grandine hatte danach verzweifelt den Schulweg ihrer Tochter abgesucht, aber sie nirgendwo finden können. Dann war sie hierhergekommen, in der Hoffnung, dass ihr Igneel helfen könnte. Als sein Vater endlich vom Einkaufen heimgekommen war, hatten er und Grandine sich sofort auf die Suche gemacht und Natsu zu Lucy geschickt.

Jetzt hasteten Natsu und Lucy durch die Straßen der Stadt auf der Suche nach Wendy. Lucy hatte vorgeschlagen, dass sie sich trennen sollten, aber da Natsu Wendy nicht kannte, hatten sie die Idee schnell wieder verworfen.

Sie klapperten systematisch alle Orte ab, an denen sich Wendy gerne aufhielt, aber konnten sie nicht finden. Als es anfing zu dämmern, ließen sie sich auf eine Bank plumpsen und Lucy überlegte, ob sie vielleicht einen Ort vergessen haben könnten.

„Der Stadtwald“, flüsterte sie plötzlich. Natsu drehte sich zu ihr um und sah sie stirnrunzelnd an. „Der Stadtwald?“ Lucy nickte. „Da ist Wendy früher immer mit ihrem Vater hingegangen. Irgendwo im Wald gibt es eine kleine Jagdhütte. Vielleicht ist sie da.“

„Na, dann nichts wie hin.“

Sie gingen so schnell wie sie konnten, ohne zu rennen und schwiegen sich an. Es kam Natsu unwirklich vor, neben Lucy durch Magnolias nächtliche Straßen zu laufen. Als der Stadtwald in Sicht kam, wurde Lucy langsamer. Als sie unter den ersten Bäumen ankamen, blieb sie stehen. Natsu ging noch ein paar Schritte weiter und blieb dann auch stehen. Er drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an.

„Was, wenn sie nicht hier ist?“, fragte Lucy besorgt. Natsu rollte mit den Augen. „Wir haben noch gar nicht angefangen zu suchen. Wir suchen jetzt diese Jagdhütte und wenn wir sie da nicht finden, dann suchen wir eben den ganzen Rest des Waldes ab.“

Lucy hob skeptisch eine Augenbraue. „Wie kannst du nur so optimistisch sein?“

„Weil mich Pessimismus keinen Schritt weiter bringt. Wir suchen und entweder wir finden oder wir finden nicht. Wenn wir nicht finden, dann müssen wir eben wo anders suchen. Das ist übrigens auch nicht wirklich optimistisch. Und jetzt komm, bevor es ganz dunkel wird!“

Natsu griff nach ihrer Hand und zog sie in den Wald. Während er zielstrebig den Schildern zur Jagdhütte folgte, stolperte Lucy hinter ihm her und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Erfolglos. Natsus Hand war warm und sein Griff eisern. Irgendwann stoppte Lucy ihren Widerstand und ließ sich brav von ihm durch den Wald ziehen. Ren und sie hatten noch nie richtig Händchen gehalten, kam es ihr plötzlich in den Sinn und sie wurde rot. Es fühlte sich gut an, mit Natsu Händchen haltend durch den dunkler werdenden Wald zu stolpern und Lucy fragte sich, warum sie Natsus Berührung nicht unangenehm fand. Und dann fiel ihr auf, dass sie sich keine Sorgen mehr um Wendy machte. Als sie diesmal an ihrer Hand zog, ließ Natsu sie ohne Gegenwehr los.

„Da“, bemerkte er und zeigte auf eine kleine Hütte aus Holz, auf deren Stufen ein kleines Mädchen hockte. „Wendy“, rief Lucy erleichtert und rannte auf ihre Cousine zu. Diese hob den Kopf und sprang von den Stufen und strahlte. „Lucy! Du glaubst nicht, was mir passiert ist.“

Lucy blieb vor ihr stehen und Natsu schloss zu ihnen auf. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und grinste Wendy an. „So, du bist also Wendy“, stellte er fest. Sie sah ihn einen Moment an und ihr Blick blieb an seinen Augen hängen. „Und du bist Natsu“, bemerkte sie lächelnd. Er nickte und warf ihr einen fragenden Blick zu. „Wir wär‘s, wenn du uns erklärst, warum du aus der Schule gelaufen bist und jetzt fröhlich im Wald sitzt?“, fragte er neckend.

Wendys Mund formte ein stummes Oh. „Habt ihr mich gesucht?“, fragte sie vorsichtig. Natsu nickte. „Oh… ähm… also eigentlich wollte ich mich hier verstecken, aber dann ist ein Junge hier vorbei gekommen und hat sich zu mir gesetzt. Er hat sich um mich gekümmert und mich aufgemuntert. Zum Abschied hat er mir einen Handkuss gegeben“, strahlte sie. Lucy runzelte die Stirn und auch Natsus Blick wurde ernst. „Wie hieß er denn?“, wollte Lucy wissen. Wendy hob die Schultern. „Hat er mir nicht gesagt, aber er sah richtig gut aus und war sehr freundlich.“ Natsu schnaubte verächtlich. „Darauf möchte ich wetten.“ Als Wendy ihm einen fragenden Blick zuwarf, schüttelte er nur den Kopf. „Dann können wir jetzt ja gehen“, überlegte er laut. „Vielleicht gibt unsere Küche ja auf die Schnelle noch was her.“

„Ja. Wir wollten ja heute bei euch essen“, freute Wendy sich. Sie lief freudig den Weg entlang und schwärmte ihnen von ihrem weißen Prinzen vor. Natsu und Lucy warfen sich immer wieder skeptische Blicke zu und trafen die stumme Vereinbarung, dass sie die Augen nach diesem weißen Prinzen offen halten würden.
 

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Irgendwie ist das Ende ziemlich langweilig... Entschuldigung. Aber ich wollte das Kapitel dieses Wochenende noch hochladen und da hat die Story leider ein bisschen drunter gelitten. Eigentlich sollte das Essen auch noch hier rein, aber das habe ich mir dann verkniffen... Vielleicht im nächsten Kapitel.

Und an dieser Stelle wäre vielleicht auch mal ein Dank an alle Leute angebracht, die mir immer so liebe Kommis da lassen! Ich freue mich immer sehr, wenn ich lese, was euch so alles gefällt <3 Am liebsten würde ich euch immer persönlich danken, aber meistens verpeil ich das... es tut mir sehr leid, dass mein Gehirn ein schweizer Käse ist... Aber jetzt habe ich mich wenigstens einmal ordentlich bedankt!

Und ich freue mich natürlich auch weiterhin über eure lieben Kommentare ^^

Lg~

Campingplatzblues

Okay... es gibt ein neues Kapitel... mal... wieder...

Ja, ich weiß, ich bin ziemlich langsam geworden, aber es gibt einfach so viel zu tun. Und ich weiß auch nicht, ob ich ab jetzt schneller werde, aber ich verspreche, dass es ab September wieder regelmäßiger was neues gibt, da ich ab da wieder die Schulbank drücke und geregelte Arbeitszeiten haben werde.

Und jetzt bin ich still und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

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Kapitel 6 – Campingplatzblues
 

Natsu lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Klappe des Kofferraums, aber so sehr er sich auch anstrengte, sie wollte nicht komplett schließen. Seufzend öffnete er sie wieder und warf einen wütenden Blick in den Kofferraum. Taschen, Schuhe, Schlafsäcke, Zelte, Wanderausrüstung und diverse klappbare Campingmöbel sorgten dafür, dass er sich seit einer viertel Stunde abmühte, den Kofferraum zu schließen. Er versetzte einem der Schlafsäcke einen Stoß und versuchte es erneut. Es kam ihm so vor, als würde die Klappe sich ein bisschen weiter Richtung Schloss drücken lassen, aber es reichte immer noch nicht. Wütend riss Natsu die Klappe wieder auf und stieß sich den Kopf an der Kante. Fluchend rieb er sich die Stelle und zog einen der Schlafsäcke aus dem Kofferraum. Dabei löste sich die Kordel, die den Schlafsack zusammenhielt und verhedderte sich in einem Bein eines Klapptisches. Zu seinem Bedauern bemerkte Natsu das erst, als er den Schlafsack samt Tisch und allen Gegenständen, die auf dem Tisch lagen, aus dem Kofferraum zog. Der Campingkocher fiel ihm laut scheppernd auf den Fuß. Wütend trat Natsu den Kocher aus dem Weg und drehte sich zum Haus um.

„Igneel“, rief er laut. „Dieser doofe Kofferraum ist einfach zu voll. Und so, wie die Sachen da drin liegen, geht das Ding auch nicht zu.“

„Du kannst einfach nicht packen“, rief Igneel von drinnen. „Warum muss ich dann das Auto bepacken?“, erwiderte Natsu brummig. „Weil ich gerade mit Grandine telefoniere“, antwortete Igneel ihm gelassen. Wütend schlug Natsu den Kofferraum zu – was tatsächlich funktionierte, weil die Hälfte vorm Auto lag – und wollte ins Haus stürmen und Igneel das Telefon aus der Hand schlagen, als er sich mit dem Fuß in der Kordel des Schlafsackes verhedderte und mit der Nase voran im Gras aufschlug. Einige Sekunden blieb er reglos im Gras liegen, dann fing er an zu fluchen.

„Verdammte Hacke! Igneel! Beweg deinen Hintern hier raus! Ich sterbe hier gerade!“

„Für jemanden, der sich gerade im Todeskampf befindet, hörst du dich aber sehr lebendig an“, lachte Igneel, ohne auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen.

Genervt verdrehte Natsu die Augen. „Aber meine Nase stirbt!“, rief er Igneel zu. Kurz darauf hörte er ein schweres Seufzen und Igneel, der zu Grandine sagte: „Teenager. Ich geh mal schauen, was er da so treibt, bevor er sich tatsächlich noch umbringt. Hm, bis gleich.“

Natsu hörte das Piepen des Telefons, als Igneel es auf die Ladestation stellte und kurz darauf Schritte, die sich in seine Richtung bewegten. Er blieb demonstrativ im Gras liegen, bis er Igneels Schatten über sich spürte und einen seiner Schuhe neben sich sah.

„Was machst du da?“, fragte Igneel ungläubig. Theatralisch drehte Natsu sich zu seinem Vater um. „Ich packe. So, wie du es mir gesagt hast.“ Igneel verdrehte die Augen. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dir gesagt zu haben, dass du die Hälfte der Sachen ins Gras schmeißen sollst, mit dir noch oben drauf. Also, was machst du da?“

Beleidigt rappelte Natsu sich auf. Er klopfte sich den Staub von den Sachen und warf seinem Vater einen bösen Blick zu. „Ich habe versucht, zu packen. Aber das ganze Zeug passt nicht in unseren Kofferraum. Und als ich etwas davon ausräumen wollte, ist der ganze Rest halt mit rausgekommen und ich bin hingefallen.“ Igneel lachte und Natsu streckte ihm die Zunge raus. „Na komm, lass uns packen“, grinste Igneel und riss die Klappe des Kofferraums mit so viel Enthusiasmus hoch, dass sie ihm vor den Kopf schlug. Natsu lachte, während Igneel der Klappe einen vernichtenden Blick zuwarf.

Eine Stunde später saßen sie im Auto und waren auf dem Weg zu Grandines Wohnung, um sie, Wendy und Lucy abzuholen. Als Natsu das erste Mal von Igneels Plänen gehört hatte, hatten die beiden sich gestritten wie selten. Aber der Gedanke, eine Woche mit Lucy zu verreisen, hatte in Natsu eine Menge unguter Gefühle geweckt. Und eins dieser Gefühle hatte sich sehr schnell bewahrheitet. Als Natsu nämlich Lisanna beichtete, dass er eine Woche mit Lucy verbringen würde, hatte sie ihn aufs übelste beschimpft und sich erst wieder beruhigen lassen, als Natsu ihre Hand genommen, sie auf sein Zimmer gezerrt und fast eine Stunde mit ihr geknutscht hatte. Natürlich war Igneel nicht zuhause gewesen, ansonsten wäre er bestimmt schon nach zehn Minuten in Natsus Zimmer gestürzt und hätte ihn an ihre Abmachung erinnert. Natsu verdrehte die Augen, während vor der Scheibe die Straßen vorbeizogen. Nachdem Natsu Igneel von Lisanna erzählt hatte, hatte Igneel ihm das Versprechen abgerungen, dass es unter ihrem Dach keinen Sex geben würde. Als Natsu seinen Vater gefragt hatte, ob das auch für ihn gelten würde, wurde Igneel rot und stammelte undefinierbares Zeug vor sich hin. Bei der Vorstellung, dass Grandine mit Igneel im Efeudrachen gewesen war, während er in der Schule oder sonst wo war, und sie sich in Igneels Schlafzimmer amüsierten, jagte einen Schauer über Natsus Rücken, der nicht angenehm war.

Nach einer weiteren Stunde fuhren sie über die Autobahn Richtung Campingplatz. Igneel hatte im Internet einen kleinen, am Wald gelegenen Campingplatz gefunden und Grandine war von der Örtlichkeit begeistert gewesen. Auch Wendy gefiel die Idee, im Wald zu zelten, aber er und Lucy wären lieber in Zivilisationsnähe geblieben.

Langsam zog die Dämmerung über den Horizont, als Igneel den Wagen endlich auf den für sie reservierten Platz lenkte. Bei der Ankunft auf dem Campingplatz gab es einige Probleme, da der Mitarbeiter, der für Reservierungen zuständig war, Igneels Vor- und Nachnamen vertauscht hatte und Igneels Personalausweis für eine Fälschung hielt. Erst als Natsu seinen eigenen Ausweis daneben hielt um zu beweisen, dass Dragneel tatsächlich Nach- und nicht Vorname war, reichte der Mann ihnen ein Schild mit einer Nummer und eine Karte des Platzes. Jetzt waren sie damit beschäftigt, alles aus dem Auto zu laden. Zu Natsus großem Vergnügen versank Lucy mehrere Male mit ihren Highheelsabsätzen im moosigen Untergrund. Als er sie damit aufziehen wollte, fiel ihr der Campingkocher aus der Hand und landete auf Natsus Fuß – natürlich derselbe Fuß wie am Morgen. Fluchend humpelte Natsu zu Igneel herüber, der versuchte, eines der Zelte aufzubauen. Gerade wollte Natsu Igneel darauf hinweisen, dass er anscheinend zu blöd wäre, um ein Zelt aufzubauen, als er sich an die Quittung seines letzten schadenfrohen Gedankens erinnerte. Und an den Campingkocher. Kaum vorzustellen, was eine Zeltstange an der falschen Stelle ausrichten könnte. Stattdessen nahm er sich die Beschreibung und überflog sie. Er runzelte die Stirn.

„Wer soll das denn verstehen?“, fragte er ungläubig und sah von der Zeichnung in seiner Hand zu dem unförmigen Haufen aus Zeltplanen und Zeltstangen. Igneel, der gerade versuchte, zwei Stangen miteinander zu verbinden, sah zu seinem Sohn auf und zuckte mit den Schultern. Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu. Mit zusammengezogenen Augenbrauen beugte Natsu sich über den Haufen, der ein Zelt werden wollte und versuchte sich an derselben Aufgabe wie Igneel. Gerade, als er jubeln und Igneel die verbundenen Stangen hinhalten wollte, sprangen sie wieder auseinander und eines der Enden einer Stange stach ihm ins Auge.

„Aua! Autsch!“, fluchte Natsu und drückte eine Hand auf sein schmerzendes Auge. Igneel fing an zu lachen, als er Natsus Missgeschick beobachtete und ließ die Stangen, die er verzweifelt zusammenzubauen versuchte, los, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen, als auch seine Stangen auseinander rutschten. Das Ende der einen Stange stieß gegen seine Wange und das Ende der anderen Stange landete auf unerklärliche Weise in einem von Igneels Nasenlöchern. Der Schmerz in Natsus Auge war vergessen, als er sich kringelte vor Lachen und nach Luft japste. Beleidigt stieß Igneel ihm mit einer der Stangen auf den Kopf und brummte etwas Unverständliches, dass mit Sicherheit nicht freundlich war.

Eine Stunde später leuchteten die ersten Sterne blass am dunkler werdenden Himmel und der Grill blies rote Funken in die Luft. Rote Lichter tanzten auf den Planen der Zelte, die Igneel und Natsu schließlich mit Wendys Hilfe aufgebaut hatten. Die elfjährige hatte sich als besonders gut im Entziffern der Hieroglyphenähnlichen Bilder auf der Beschreibung entpuppt. Igneel wendete hin und wieder das Fleisch auf dem Rost und natürlich die Gemüsespieße, auf die Lucy bestanden hatte – wegen ihrer Figur. Natsu schmunzelte, als er an den Moment dachte, als Lucy Igneel erklärt hatte, das sie auf gar keinen Fall Bauchfleisch essen würde und ob er sich überhaupt vorstellen könnte, wie viel Fett in so einem Stück Fleisch steckte. Igneel hatte den Mund geöffnet, um ihr eine Antwort zu geben, als Grandine ihm eine Hand auf den Mund legte und mit dem Kopf schüttelte. Danach ging sie zu einer der vielen Kühltaschen und zog einen Beutel mit frischem Gemüse hervor. Igneels Blick war unbezahlbar gewesen.

Nach dem Essen und einigen Diskussionen, ob es nun ein Eltern- und ein Kinderzelt, oder doch eher ein Frauen- und ein Männerzelt geben sollte, setzten Natsu und Lucy sich durch und die Zelte wurden nach Geschlechtern geteilt.

Am nächsten Morgen lag dichter Nebel in der Luft und man konnte kaum einen Meter weit sehen. Natsu machte sich am Campingkocher zu schaffen und versuchte, Kaffee zu kochen. Seinen Schal hatte er bis zur Nase hochgezogen und seine Hände waren in den Ärmeln seines Pullovers versteckt. Er hoffte, dass die Sonne, die sich am Horizont allmählich durch den Nebel kämpfte, auch angenehme Temperaturen mit sich bringen würde. Gerade, als er das kochende Wasser auf das Kaffeepulver schütten wollte, kam Lucy aus dem Zelt gekrochen und ließ sich auf dem Campingstuhl neben ihm nieder. Natsu warf ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zu und nickte zur Begrüßung einmal kurz. Lucy brummte ein verschlafenes „Morgen“ und sah im dabei zu, wie er nach und nach das heiße Wasser durch den Filter mit dem Kaffeepulver in die Kanne kippte.

„So habe ich noch nie Kaffee gemacht“, sagte sie verwundert, als Natsu ihr kurze Zeit später eine Tasse mit dunkler, dampfender Flüssigkeit reichte. Schmunzelnd setzte er sich auf den Stuhl neben sie, selbst eine Tasse in der Hand. „Unsere Kaffeemaschine ist beim Umzug kaputt gegangen und wir haben uns erst vor Kurzem einen Neue gekauft. In der Zeit haben wir unseren Kaffee nur so gemacht. Und er schmeckt auch nicht schlecht, finde ich“, erklärte Natsu und blies den Dampf, der aus seiner Tasse stieg, fort. Lucy sah ihn einen Moment von der Seite an, dann tat sie es ihm gleich und nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. „Haben wir Milch und Zucker?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

„Ja, haben wir“, sagte Igneel, der gerade von den Duschen kam und ihr eine Milchtüte unter die Nase hielt. „Aber Zucker ist so ungesund. Weißt du, wie viele Kohlenhydrate er hat? Ganz schlecht für die Figur“, lachte er. Als Lucy ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, streckte er ihr die Zunge raus und sie lachte. „Ok, ich ergebe mich“, erklärte sie schließlich und Igneel reichte ihr die Schüssel mit Zucker. Dabei zwinkerte er ihr verschwörerisch zu, was sie zum Lachen brachte. Natsu beobachtete die beiden verwundert und runzelte die Stirn. Seit wann verstanden sie sich so gut? Noch vor ein paar Wochen hatte Lucy Igneel aufs übelste beschimpft, sobald er sie nur kurz angesehen, geschweige denn mit ihr geredet hatte. Mit gerunzelter Stirn nahm auch er einen Schluck aus seiner Tasse und verzog das Gesicht. „OK, wo ist der Zucker?“, fragte er in die Runde. Lucy reichte ihm die Schüssel und lächelte. Sie lächelte ihn an. Natsu zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf und griff vorsichtig nach der Schüssel. Irgendetwas lief hier ganz furchtbar schief. Lucy, die sich gut mit Igneel verstand und ihn sogar anlächelte, dass sollte so nicht sein. Allerdings konnte er sich nicht daran erinnern, wann sich die Welt gegen ihn verschworen hatte.

Kurze Zeit später kamen auch Wendy und Grandine aus ihrem Zelt und gesellten sich zu ihnen. Nach einem relativ entspannten Frühstück machte Natsu sich, mit einem über die Schulter geschwungenen Handtuch, auf den Weg zu den Duschen. Nachdem er alle Kabinen gründlich untersucht und sich für eine halbwegs saubere entschieden hatte, kämpfte er einige Minuten mit dem Warmwasserregler. Als er endlich eine angenehme Temperatur gefunden hatte, stellte er sich unter den Wasserstrahl und seifte sich ein. Dabei dachte er an Lucy und Igneel und daran, wie vertraut sie miteinander gewirkt hatten. Vielleicht lag es daran, dass Igneel so oft bei Grandine zuhause war und deshalb mehr Kontakt zu Lucy hatte. Er selbst hatte Grandine nur ein paar Mal getroffen und sich dabei kaum richtig mit ihr unterhalten können. Und auch Wendy hatte er nur flüchtig kennengelernt, bevor die Idee mit dem Campingausflug entstanden war. Zwar hatte er selten Probleme, sich mit anderen Menschen zu Recht zu finden, aber der Gedanke, dass er hier fehl am Platz war, ließ ihn nicht mehr los. Ganz besonders, nachdem er Lucy und Igneel beobachtet hatte und ihm aufgefallen war, wie natürlich sie miteinander umgingen. Der Gedanke, dass Igneel ihn irgendwann nicht mehr beachten würde, versetzte ihm einen Stich und formte hässliche Gefühle in seinem Herzen, die er abzuschütteln versuchte. Aber wie?
 

Sie lachte leise und melodisch in sein Ohr und plötzlich fühlte er sich schon nicht mehr ganz so schlecht. Nach seiner Dusche war Natsu zu ihrem Zelt zurückgegangen, hatte sein Handy genommen und sich so weit von den anderen entfernt, dass sie ihn nicht mehr hören konnten. Igneel hatte ihn aus der Ferne frech angegrinst und mit seinen Händen ein Herz geformt, woraufhin Natsu ihm seinen Mittelfinger gezeigt hatte, was Igneel mit einem vergnügten Schmunzeln zur Kenntnis genommen hatte. Als Lisanna an ihr Telefon gegangen war und Natsu ihr von seinen Beobachtungen erzählt hatte, fing sie an zu lachen. Und eben dieses Geräusch beruhigte ihn ungemein.

/„Sag mal, bist du etwa eifersüchtig auf Lucy?“/, fragte Lisanna lachend. Natsu hob überrascht die Augenbrauen. „Warum sollte ich das sein?“, fragte er verwundert.

/„Hörte sich so an. Und selbst wenn du auf sie eifersüchtig wärst und es nur nicht zugeben wolltest, glaube ich nicht, dass du dir Sorgen machen müssten.“/

„Worüber…“, setzte Natsu an, doch wurde von Igneel unterbrochen. „Hey, Wendy würde gerne eine Schnitzeljagd durch den Wald machen. Beweg deinen Hintern hier hin und hilf bei den Vorbereitungen, anstatt da durchs Telefon zu flirten!“

Genervt verdrehte Natsu die Augen. „Hast du‘s gehört? Ich muss los und mich sozial einbringen.“

/„Tu das. Und vergiss bitte nicht, dass dir niemand deinen Vater wegnehmen kann“/, lachte Lisanna ihm ruhig ins Ohr. „Mh-hmm“, brummte er und beendete das Gespräch.

Widerwillig trottete er zu Igneel, um sich eine Karte des Waldes in die Hand drücken zu lassen, auf der einige Stellen markiert waren. Grinsend reichte Igneel ihm einen Beutel mit mehreren Gegenständen und nach kurzen Erklärungen verabschiedete Natsu sich von seiner Urlaubsgruppe und stiefelte in den Wald.

Während er die Route markierte und sämtliche Markierungen doppelt überprüfte – er hatte keine Lust, Wendy in diesem Wald zu suchen – dachte er über Lisannas Worte nach. Natürlich konnte ihm niemand Igneel wegnehmen. Und selbst wenn er viel Zeit mit Grandine, Wendy und Lucy verbrachte, blieb er doch sein Vater. Warum hatte er sich dann so erleichtert gefühlt, als Lisanna ihn daran erinnert hatte? Weil es das war, was du hören wolltest, gestand er sich ein. Auch wenn ihm bewusst war, welche Rolle er in Igneels Leben spielte, brauchte er diese Versicherung, so lächerlich sie auch sein mochte. Lucy würde wahrscheinlich behaupten, dass er gar nicht in der Lage war mehr als Hunger und Durst zu empfinden, aber nach dem Tod seiner Mutter hatte er sich an Igneel festgehalten wie eine Klette. Dabei zuzusehen, wie diese ständige Konstante in seinem Leben anfing, sich zu verändern, hatte ihm Angst gemacht. Mehr sogar, als er jemals zugeben würde. Vollkommen in Gedanken versunken, bemerkte Natsu nicht, dass Lucy sich ihm näherte. Erst als sie direkt hinter ihm stand, drehte er sich zu ihr um und sah sie überrascht an. „Was machst du denn hier?“, fragte er sie langsam. Lucy hob die Schultern und lehnte sich an den Baum, den er kurz vorher markiert hatte. „Schauen, wo du bleibst“, erklärte sie schließlich und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Verwundert hob er eine Augenbraue. „So lange war ich doch nicht weg.“ Wieder hob sie nur die Schultern und Natsu seufzte. Er legte den Beutel auf den Boden und setzte sich mit einem gewissen Sicherheitsabstand neben Lucy auf den moosigen Waldboden und lehnte seinen Rücken an den Baum. Die Rinde war rau und kühl und bot eine bequeme Lehne.

„Seit wann verstehst du dich denn so gut mit Igneel?“, fragte Natsu, als dass Schweigen zwischen ihnen zäh und ungemütlich wurde. „Weiß nicht“, gestand Lucy, „Irgendwie gab‘s da keinen besonderen Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe, dass ich deinen Vater nicht mehr blöd finde. Wobei, eigentlich finde ich ihn manchmal doch noch ziemlich blöd.“ Natsu lachte leise. „Heute Morgen zum Beispiel?“, fragte er gespielt unwissend. Lucy schnaubte und nickte. „Aber trotzdem kann ich ihm nicht wirklich böse sein“, erklärte sie ihm. „Dein Vater ist einfach ständig bei uns. Und er tut meiner Tante und ganz besonders Wendy gut. Seitdem er da ist, lacht sie viel öfter und geht mit den Anfeindungen ihrer Mitschüler viel gelassener um.“ Gedankenverloren malte Lucy mit ihren Fingern Muster in den Waldboden und starrte ins Leere. Natsu sah sie eine Weile an, dann wanderte auch sein Blick in die Ferne. „Ja, manchmal vollbringt Igneel merkwürdige, kleine Wunder.“

Eine Weile saßen sie unter dem Baum und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Irgendwann stand Natsu auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. Dann drehte er sich zu Lucy um und reichte ihr die Hand. Fragend hob sie eine Augenbraue. „Wird Zeit, dass diese Schnitzeljagd hier in Gang kommt“, erklärte er grinsend. Lucy nickte und rappelte sich auf, ohne Natsus Hand eines Blickes zu würdigen. Er verdrehte die Augen. „Es würde dich nicht umbringen, wenn du die Hilfe anderer Leute annehmen würdest, zumindest ab und zu mal.“ Missmutig sah Lucy ihn an. „Ich will deine Hilfe aber nicht.“ „Hab ich gemerkt.“ „Gut“, brummte sie und streckte ihm die Zunge raus.
 

Am Abend saßen alle um die Glut, die auf dem Grill lag und sie wärmte. Nachdem Natsu und Lucy sich den ganzen Weg zurück zum Campingplatz und während der Hälfte der Schnitzeljagd gestritten hatten, hatte Igneel sie während einer kleinen Picknickpause in einen nahegelegenen Bachlauf geschubst und damit für Ruhe gesorgt. Nach der Schnitzeljagd hatten Natsu und Lucy sich dann erst mal in die Duschen verzogen und Igneel hatte fürs Abendessen gesorgt. Mit einer theatralischen Geste hatte er die Gemüsespieße von Grandine entgegen genommen und sie zwischen die Koteletts gequetscht. Jetzt, nach dem Essen hatten sie sich um die Glut gedrängt und Igneel belustigte sie mit einem Schwank aus seiner Jugend, als die ersten Tropfen vom Himmel fielen. Gemächlich rieselten die ersten Regentropfen zu Boden, um zu einem stetigen Strom anzuschwellen. Die schweren Tropfen prasselten auf die Zeltplanen und ließen diese schwerer werden. In der Ferne grollte der Donner und manchmal wurde der Himmel von hellen Lichtern durchzogen. Es regnete die ganze Nacht und am nächsten Morgen war der Boden unter ihren Füßen durchzogen von matschigen Pfützen.

Auch die nächsten Tage regnete es fast ununterbrochen und der Campingurlaub, der zu einem einmaligen Erlebnis werden sollte, brachte sie alle fast an den Rand eines Lagerkollers, da niemand die Zelte länger als eine halbe Stunde am Stück verlassen konnte.

Als es endlich Zeit zur Abreise war und sämtliche Sachen wieder im Kofferraum verstaut waren – es dauerte fast noch länger als auf der Anreise, aber schließlich rastete der Kofferraumdeckel ein. Auf der Fahrt vertrieben Wendy und Igneel sich die Zeit mit „Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst“, während Natsu, Lucy und Grandine vor sich hin dösten.

Nachdem Natsu und Igneel Grandine, Wendy und Lucy mit samt ihren Sachen bei sich abgeliefert hatten, machten sie sich auf den Heimweg. Natsu genoss die Ruhe und beobachtete Igneel beim Fahren. Dass er nur fünf Tage zuvor noch um die Zuneigung seines Vaters gebangt hatte, kam ihm nun mehr als nur lächerlich vor. Igneel würde ihn nie abstoßen, nur weil es jetzt neben seinem Sohn noch jemand anderen in seinem Leben gab. Aber vielleicht war dieser, zugegeben eher verkorkste Campingausflug, genau das richtige gewesen. Denn es hatte Natsu die Augen für Dinge geöffnet, die er früher vor lauter Selbstverständlichkeit nicht wahrgenommen hatte. Und er hatte begriffen, dass man sich über manche dieser Dinge einfach nicht zu viele Gedanken machen sollte.

„Manches kann man einfach nicht verlieren“, vollendete er und erntete einen fragenden Blick seines Vaters. Zur Antwort schüttelte er nur den Kopf und sah auf die Straße vor der Windschutzscheibe, die sie langsam nach Hause trug.
 

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Ganz geniales Ende, ich weiß =P Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich selber finde es von der Stimmung eher melancholisch, was aber daran liegen könnte, dass ich beim Schreiben das Album von Mrs Greenbird gehört habe. Sehr zu empfehlen (Schleichwerbung O_o)

Viele haben mir in ihren Kommis geschrieben, dass sie sich eine halbwegs Herzschmerzlose Trennung von Natsu und Lisanna wünschen. Ich bin zwar noch nicht so weit, aber das Ende der Beziehung der zwei stand schon fast ganz am Anfang der FF fest. Ihr könnt also gespannt sein.

Ich würde mich wie immer über eure Meinung sehr freuen, besonders nach so langer Zeit =P (Ich hoffe doch mal, dass mir hier noch jemand etwas zu sagen hat T_T)

Lg~

Familiengeschäfte

Kapitel 7 – Familiengeschäfte
 

Er saß mit gerunzelter Stirn in der Hollywoodschaukel, die neben der Haustür stand, und beobachtete das pinke Sofa, das an ihm vorbei getragen wurde. Kurz darauf folgte ein farblich passender Sessel und er fragte sich, wie viele Möbelgeschäfte Grandine wohl mit Wendy abgeklappert haben musste, um so viele pinke Möbel zu finden. Es waren mit Sicherheit einige. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und sah auf den Laptop in seinem Schoß. Er war ein Geburtstagsgeschenk von Igneel, der keine Lust mehr hatte, ständig auf die Benutzung seines PCs warten zu müssen, nur um dann mit unfreundlichen Chatnachrichten von Gray belästigt zu werden.

Eben dieser hatte ihm mal wieder einen freundlichen Gruß hinterlassen.
 

Gray Fullbuster:

Na, Vollidiot. Was ist bei euch so los?
 

Belustigt verdrehte Natsu die Augen. Wenn sie nicht unbedingt miteinander sprechen mussten, konnten er und Gray halbwegs manierlich miteinander kommunizieren. Schmunzelnd tippte er seine Antwort.
 

Natsu Dragneel:

Hey, Exhibitionist. Hier schweben pinke Möbel durch die Gegend.
 

Er klickte auf senden und sah auf. In dem Moment tauchte eine pinke Lavalampe in seinem Blickfeld auf und verschwand ebenfalls im Haus. Verwundert stellte er fest, dass er nie gewusst hatte, wie viele pinke Einrichtungsgegenstände es doch gab. Sein Laptop verkündete, dass Gray ihm geantwortet hatte und er senkte seinen Blick wieder auf den Bildschirm.
 

Gray Fullbuster:

Sie ziehen also tatsächlich bei euch ein, was?
 

Natsu schnaubte. Gray war erstaunlich gut darin, überflüssige Fragen zu stellen. Dass Grandine Probleme mit Lucys Vater hatte und dieser ihr angedroht hatte, die Wohnung , in der sie seit Jahren wohnte, an einen neuen Eigentümer zu verkaufen, der einen Bürokomplex aus dem Haus machen wollte, geisterte schon seit Wochen durch Magnolia. Obwohl Grandine nicht davon ausging, dass ihr Schwager diese Drohung wahr machen würde, hatte Igneel ihr angeboten, mit Lucy und Wendy in den Efeudrachen zu ziehen. Immerhin hatten sie noch zwei freie Schlafzimmer zur Verfügung. Vor einer Woche hatte dann plötzlich ein neuer Hauseigentümer vor Grandines Tür gestanden und ihr die Kündigung der Wohnung samt Räumungsklage unter die Nase gehalten. Was für ein Zufall, hatte Natsu im ersten Moment gedacht, als Igneel ihm davon erzählte. Er hatte seinen Vater mit Argwohn gemustert und sich gefragt, ob Igneel da nicht jemanden bestochen haben könnte, aber dafür hatten sie definitiv kein Geld. Also blieb nur die Ironie des Schicksals. Genau das tippte er jetzt auf seinem Laptop und schickte es an Gray. Zur Antwort bekam er einen lachenden Smiley.
 

„Sitz hier nicht auf der faulen Haut, sonder hilf gefälligst tragen“, blaffte Igneel ihn an, als er einen Tisch – der zugegebenermaßen sehr schwer aussah – mit einem der Umzugsleute an ihm vorbei trug. „Ja ja“, brummte er seinem Vater hinterher und tippte einen Nachricht für Gray.
 

Natsu Dragneel:

Der Umzugsleiter (Igneel) hat gerade sehr deutlich und im Befehlston meine wohlverdiente Pause beendet. Ich muss jetzt weiter pinke Möbel durch die Landschaft tragen und beten, dass mich keiner der Nachbarn dabei sieht.
 

Gerade als er auf senden geklickt hatte, tauchte Igneel wieder hinter ihm auf. Missmutig sah er zu seinem Sohn hinunter. „Also erstens war das kein Befehl, zweitens haben wir keine Nachbarn, die dich sehen könnten und drittens, glaubst du wirklich, dass ich nicht weiß, dass du mit Ja Ja eigentlich Leck mich am Arsch sagen willst?“ Erstaunt hob Natsu einen Augenbraue und klappte den Laptop zu. „Es ist unhöflich, anderer Leute Mails zu lesen“, bemerkte er trocken. Igneel schnaubte. „Ich habe schon so viele von Grays Mails gelesen, deren Inhalt mich zutiefst schockiert hat, dass es kaum noch was ausmacht, wenn ich deine unfreundlichen Antworten an ihn lese. Und jetzt beweg deinen Hintern aus der Hollywoodschaukel und geh pinke Möbel schleppen!“
 

Drei Stunden und mindestens zwanzig pinke Einrichtungsgegenstände später saßen Natsu, Lucy, Wendy und Igneel gequetscht auf ihre zwei kleinen roten Sofas im Wohnzimmer, während Grandine in der Küche hantierte und ihnen ein deftiges Abendessen zauberte. „Ein Gutes hat dieser Umzug auf jeden Fall“, konnte Natsu sich nicht verkneifen, „Jetzt kriegen wir wenigstens mal was Leckeres zu essen.“ Kaum hatte er den Satz beendet, flog ihm die Fernsehzeitung an den Kopf und Igneel sah ihn empört an. Natsu streckte ihm die Zunge heraus und Lucy und Wendy tauschten Blicke, die zwischen schockiert und belustigt wechselten.

Als sie später mit fünf Personen am Küchentisch saßen und ihr erstes Abendessen als Familie – Wendy strahlte bis über beide Ohren und Natsu und Lucy rollten bedeutungsschwer mit den Augen – zu sich nahmen, war die Stimmung der Situation entsprechend relativ entspannt. Es war schon einige Zeit her, dass Igneel Grandine zum Essen eingeladen hatte und auch Wendys Ausflug in den Wald war schon einige Wochen her. Mittlerweile fühlte Natsu sich in Grandines Gegenwart nicht mehr wie das fünfte Rad am Wagen. Wenn er ehrlich war, dann konnte er sie sogar ganz gut leiden. Das einzige Problem war nach wie vor, dass sie Lucys Tante war und dass Lucys Gegenwart irgendwie im ganzen Grandine und Igneel Paket mit inbegriffen war. Natsu war gespannt auf Lisannas Reaktion, da sie auf die Gerüchte schon nicht gut reagiert hatte und ihr der Gedanke, dass die üppige Blonde von jetzt an in einem Haus mit ihrem Freund leben würde, sicher nicht gefallen würde. Aber das hatte bis nach dem Wochenende Zeit.
 

Sie wohnte jetzt tatsächlich mit ihrem ernannten Erzfeind unter einem Dach, war der erste Gedanke, der Lucy am Sonntagmorgen durch den Kopf schoss, als sie die Augen öffnete und an eine fremde Decke starrte. Langsam sah sie sich in ihrem neuen Zimmer um, dass sie sich noch nicht ganz nach ihren Wünschen einrichten konnte, wozu sie aber hoffentlich heute kommen würde. Igneel war mit seinen Hilfsangeboten in Umzugsangelegenheiten sehr zuvorkommend gewesen. Sie setzte sich im Bett auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dieses Zimmer war viel größer als das, das sie in ihrer alten Wohnung bewohnt hatte. Obwohl es kein Vergleich zu Natsus Zimmer unterm Dach war, das sie und Wendy sich gestern auf Drängen von Igneel hatten ansehen dürfen. Dabei hatten sie auch Natsus Kater Happy kennengelernt, der es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatte und sehr, sehr blau war. Etwa eine Stunde später hatte Charle den blauen Kater kennengelernt und schien von ihm nicht so begeistert zu sein. Sie hatte ihn angefaucht und war in die Höhle auf ihrem Kratzbaum verschwunden, der in Wendys neuem Zimmer stand.

Sie schwang die Füße über die Bettkante und erschauderte, als sie den kalten Holzfußboden berührte. Sie musste sich dringend einen Bettvorleger besorgen, wenn ihr im Winter die Füße nicht abfrieren sollten. Sie streckte sie und griff nach ihrem Handtuch, um ihre Lebensgeister mit einer Dusche zu wecken. Sie öffnete die Tür und musste über den ungewohnten Anblick einer Treppe schmunzeln. Sie lauschte den Stimmen von Grandine, Igneel und Wendy, die alle schon unten in der Küche waren. Ohne groß darüber nachzudenken, öffnete sie die Tür zum Badezimmer und schaffte genau zwei Schritte in den Raum, bevor sie erstarrte. Mitten im Raum stand Natsu Dragneel, der gerade aus der Dusche gekommen war und sie noch nicht bemerkt zu haben schien. Lucy schluckte und ließ ihren Blick über seinen Körper wandern, bis sie verlegen feststellen musste, dass er außer den Tropfen auf seiner Haut nichts am Körper trug. Er sah gut aus, sehr gut sogar. Aber das hatte sie damals am Strand während ihrer Klassenfahrt schon gedacht, obwohl sie es sich da noch nicht eingestehen wollte. Ihr Blick folgte seinem Handtuch, während es seine Brust und dann seinen Bauch abtrocknete. Sie folgte ihm weiter abwärts und – Oh! Innerhalb von Sekunden war ihr Gesicht so rot wie eine überreife Tomate und ihr wurde unangenehm warm. Gerade überlegte sie, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass sie unbemerkt wieder aus dem Bad verschwinden könnte, als er sie bemerkte. Erschrocken hielt er sich das Handtuch vor seine intimste Körperstelle und sie musste sich krampfhaft verkneifen, nicht „zu spät“ zu sagen. Natsu räusperte sich und ihr Blick wanderte verlegen zu seinem Gesicht. „Ich wollte nicht... also...,“ fing Lucy an sich zu erklären und beobachtete, wie Natsus rechte Augenbraue immer höher seine Stirn hinauf wanderte. „Die Tür war nicht abgeschlossen“, bemerkte sie schließlich kleinlaut und deutete hinter sich. Er nickte kurz und sah sie dann erwartungsvoll an. Da es ihm wohl zu lange dauerte, bis sie seiner unausgesprochenen Erwartung nachkam, räusperte er sich erneut. „Da du ja jetzt weißt, dass das Bad belegt ist, könntest du ja auch wieder gehen.“ Verlegen sah sie ihn an und nickte kurz, rührte sich aber nicht von der Stelle. „Äh, jetzt?“, bemerkte Natsu und sie verließ mit einem hochrot glühenden Kopf das Bad.

Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer lief sie Igneel in die Arme, der ihr rotes Gesicht natürlich bemerkte. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt und sah von ihrem Gesicht auf das Handtuch, das sie an ihre Brust drückte. Sein Blick verfinsterte sich. „Hat Natsu dich etwa beim Duschen belästigt?“, wollte er wissen. Verlegen sah Lucy auf ihre Füße, als hinter ihr die Tür zum Bad aufging und Natsu, gefolgt von einer Wolke aus Wasserdampf, auf den Flur kam. Gerade öffnete Igneel den Mund, um seinen Sohn zurechtzuweisen, aber Natsu war schneller. „Nicht sie wurde beim Duschen belästigt, sondern ich.“ Dann drehte er sich um, öffnete die Tür, hinter der die Treppe zum Dachboden lag, und verschwand aus ihrem Blickfeld. Igneel sah sie verwundert an und hob eine Augenbraue.
 

Lucy hatte sich vor ein paar Minuten auf den Weg zu Ren gemacht und war damit sehr erfolgreich der angespannten Stimmung im Haus entkommen. Als Natsu am Morgen zum Frühstück in die Küche gekommen war, hatte Igneel ihn mit einem vielsagenden Blick bedacht und freundlich bemerkt, dass er beim nächsten Mal vielleicht die Badezimmertür abschließen sollte, wenn er duschen ging. Als Antwort hatte Natsu ihn nur beleidigt angebrummt und sich zwischen Igneel und Wendy an den Tisch gesetzt. Kurze Zeit später kam Lucy dazu, ihre Haare noch feucht von ihrer Dusche und setzte sich notgedrungen neben ihn, da es der einzige freie Platz am Tisch war. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und sah schnell wieder weg, als sie bemerkte, dass er sie auch ansah. Während des Frühstücks warf sie ihm immer wieder verstohlene Blicke zu, die er so gut es ging zu ignorieren versuchte. Igneel entschuldigte sich schließlich vom Frühstückstisch, um ebenfalls zu duschen. Grandine folgte kurz darauf und erinnerte Wendy daran, dass sie in einer Stunde mit Romeo verabredet war und sich bis dahin fertig machen sollte, da Igneel und Grandine sie auf dem Weg in die Stadt mitnehmen würden. Nachdem Grandine die Treppe hinauf verschwunden war, drehte Wendy sich mit glänzenden Augen zu Natsu und Lucy um und fragte: „Glaubt ihr, dass die Beiden jetzt zusammen duschen gehen?“

Natsu verschluckte sich an dem Schluck Kaffee, den er gerade trinken wollte und Lucy ließ laut klappernd den Löffel auf ihren Teller fallen. Sie warfen sich einen entsetzten Blick zu und Natsu kroch Wärme die Wangen hoch. Auch Lucy kroch die Röte ins Gesicht und auch wenn die Situation gänzlich ungeeignet war und er sich eigentlich über Igneel und Grandine ärgern sollte, stellte Natsu mit einem gewissen unguten Gefühl im Magen fest, dass Lucy hübsch war, wenn ihre Wangen rot glühten. Wie gebannt starrte er ihr ins Gesicht und schluckte, weil auch sie ihren Blick nicht abwandte.

„Also?“, fragte Wendy erneut nach, „Sind sie jetzt zusammen duschen? So wie ihr heute Morgen?“

„HÄ?!“, rief Lucy schrill und Natsu verschluckte sich diesmal an seiner eigenen Spucke. „Nicht?“, fragte Wendy unschuldig. „Nein!“, sagte Lucy bestimmt und Natsu nickte zustimmend, da er immer noch am Husten war. Ihre Gesichter brannten unangenehm und Natsu hätte schwören können, dass Lucys Blick für einen kurzen Moment zwischen seine Beine huschte, um dann schnell auf irgendeinen anderen Punkt im Raum zu wandern. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und wunderte sich, ob sie vielleicht länger im Bad gestanden hatte, als ihm lieb war. Dann hätte er seiner Freundin beichten müssen, dass seine unfreiwillige Mitbewohnerin schon mehr von ihm gesehen hatte als sie. Bevor der Moment noch unangenehmer werden konnte, kam Igneel die Treppe runter und bat Wendy, sich fertig zu machen. Diese protestierte, da sie Charle noch füttern musste und Igneel drückte ihm kurzerhand diese Aufgabe auf, da auch Happy noch auf sein Frühstück wartete.

Mittlerweile hatte er das Haus für sich und füllte pflichtbewusst Katzenfutter in zwei Schalen. Danach füllte er Wasser aus dem Hahn in eine leere Flasche, um die Trinknäpfe aufzufüllen. Er klemmte sich die Flasche unter den Arm, nahm die Schalen mit Futter und machte sich auf den Weg in Wendys Zimmer. Als er durch die Tür ging, fühlte er sich erschlagen von der Masse an pinken Objekten, die den ganzen Raum einnahmen. Sogar der Kratzbaum, der neben dem Fenster stand und aus dessen Höhle ein weißer Schwanz baumelte, war pink. Natsu stellte die Schale auf dem Kratzbaum ab und füllte das Wasser in eine, ebenfalls pinke, Schüssel. Eine rosa Katzennase schaute aus dem Kratzbaum heraus und schnupperte nach dem Futter. Vorsichtig kam eine Pfote zum Vorschein und dann eine andere und schließlich traute Charle sich aus ihrem Versteck und machte sich über ihr Frühstück her. Zufrieden verließ Natsu den Raum, um sich um Happy zu kümmern. Der Kater lag wie so oft am morgen in seinem Bett auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt und schlief friedlich. Natsu stellte das Futter auf die Fensterbank und füllte Wasser nach. Danach setzte er sich neben Happy und stupste dem Kater mit dem Finger gegen den Bauch. Mit einem leisen Miau streckte Happy sich, sah zu Natsu auf und kletterte auf seine Schulter, um ihm fröhlich ins Ohr zu schnurren. Lächelnd hob Natsu die Hand und kraulte seinen Freund hinter den Ohren. Wenigstens etwas, dass in diesem Haus beim Alten geblieben ist, ging ihm dabei durch den Kopf.
 

Ein Monat. Lucy starrte auf ihren Kalender. Seit einem Monat wohnte sie jetzt schon bei Igneel und Natsu. Nach den ersten, verlegenen Tagen, in denen sich alle erst einmal richtig kennen lernen mussten, hatte sich so etwas wie Alltag eingeschlichen. Morgens ging sie nach Natsu duschen und musste erst einmal die Temperatur regeln, da er immer unglaublich heiß duschte, dann gab es ein gemeinsames Frühstück. Danach machten sich alle auf den Weg: Grandine fuhr Wendy zur Schule und machte sich dann auf den Weg zum Krankenhaus, in dem sie als Kinderärztin arbeitete, Igneel fuhr zur Eisenschmiede und sie machte sich mit Natsu auf den Weg zur Schule, nachdem er beide Katzen gefüttert und sämtliche Türen und Tore abgeschlossen hatte. Unterwegs stießen Gajeel und sein Cousin Rogue zu ihnen und später noch Lisanna und Lucys gute Freundin Levy, die heimlich in Gajeel verliebt war. Am Schultor wartete meistens Gray auf ihre Gruppe, um sich ihnen streitend anzuschließen. Sie verbrachten einen normalen Schultag und in den Pausen saß sie meistens mit Levy zusammen und redete mit ihr über ihre gemeinsame Leidenschaft: Bücher. Oder über Gajeel Redfox, wenn dieser am Morgen neben Levy gelaufen war oder von ihrer Bank unter dem Baum aus zu sehen war, wie er mit Natsu und Gray stritt und Rogue aufzog. Manchmal redeten sie auch über Ren, wenn sich in ihrer Beziehung etwas veränderte. Nach der Schule würden sie wieder alle zusammen nach Hause gehen. Lisanna und Levy verabschiedeten sich in der Stadt und Rogue und Gajeel an der Schotterstraße, die zum Efeudrachen führte. Wenn sie wieder am Efeudrachen waren, kümmerte sie sich meistens um das Mittagessen, während er den Kamin anfeuerte und nach Happy und Charle sah. Wenn Wendy nach Hause kam, aßen sie und jeder machte sich an seine Hausaufgaben. Manchmal ging Wendy zu Romeo, Natsu zu Lisanna oder sie zu Ren. Am Abend kam Grandine erschöpft nach Hause und kümmerte sich um ihr Abendessen. Igneel kam meistens erst, wenn sie alle schon am Tisch saßen und gesellte sich gut gelaunt zu ihnen. Irgendjemand räumte die Spülmaschine ein, sie sahen sich irgendeine Sendung im Fernsehen an und dann ging jeder dem nach, wo er gerade Lust zu hatte.

Es war anders als nur mit Wendy und Grandine, sagte sie sich an den meisten Tagen. Es war besser als nur mit Wendy und Grandine, sagte sie sich an den wenigen Tagen, an denen sie ihr Leben ehrlich und schamlos reflektierte. Es war nicht so still und einsam. Es war immer jemand zuhause mit dem man reden konnte, oder streiten. Igneel und Natsu entpuppten sich als sehr angenehme Mitbewohner. Natsu war nicht der Typ, für den sie ihn am Anfang gehalten hatte. Er war ein ziemlich schräger Vogel, der gerne zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten Feuerwerke im Garten veranstaltete, der sich so oft und häufig mit seinem Vater stritt, dass es liebenswert und störend zugleich war und der sich leidenschaftlich um alles sorgte, dass ihm am Herzen lag, sei es sein Kater Happy, sein Vater oder Lisanna. Igneel war freundlich, aber konsequent. Er war großherzig, wenn man es sich verdiente. Er war aufopfernd und sanft, wenn Wendy oder Grandine beteiligt waren und genauso stur und starr wie ein Fels, wenn man sich ihm mit unlauteren Absichten näherte. Er war so, wie sie sich ihren Vater immer gewünscht hätte, wenn sie ihn anschaute und er sie anlachte, dass sich kleine Fältchen um seine Augen bildeten. Grandine war seit ihrem Umzug weniger reizbar und ließ sie viel öfter Zeit mit Ren verbringen. Wendy verwandelte sich langsam von einem stillen, schüchternen Kind in ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen.

Und auch an sich bemerkte Lucy erste Veränderungen. Sie war weniger launisch und streitsüchtig. Dadurch hatte sich ihre Beziehung zu Grandine und Natsu verändert. Aber besonders verändert hatte sich ihr Verhältnis zu Lisanna. Da sie wegen ihrer Beziehung zu Natsu immer wieder mit ihrer ehemaligen besten Freundin konfrontiert wurde, fingen die Wogen langsam an, sich zu glätten. Es gab immer noch Momente, in denen sie einen Stich der Eifersucht verspürte, wenn sie Natsu und Lisanna zusammen sah, aber sie sagte sich dann immer, dass sie nicht auf Lisanna sondern auf die Art ihrer Beziehung zu Natsu eifersüchtig war. Denn was sich grundlegend geändert hatte, war die Art, wie sie über ihre Beziehung zu Ren dachte. Anstatt sie auszufüllen, wie sie es sollte, fühlte sie sich immer mehr belästigt von seiner Gegenwart und seinen Versuchen, sie ins Bett zu kriegen. War sie vor einigen Wochen noch aufgeregt und neugierig zu erfahren, wie es sich anfühlen würde, mit Ren zu schlafen, war sie sich mittlerweile nicht mehr sicher, ob sie überhaupt noch mit ihm schlafen wollte.

Es klopfte an ihrer Tür und sie schreckte aus ihren Gedanke auf. „Komm rein“, rief sie, da sie wusste, dass es Natsu war, denn außer ihnen war niemand zuhause. Er kam herein und machte es sich auf ihrem neuen, runden Teppich bequem. „Ich bin gleich weg“, erklärte er ihr. Er brauchte ihr nicht zu sagen, wohin er ging. Sie wussten beide, dass er zu Lisanna ging. Also nickte sie nur. „Und... äh...dein komischer Freund ist auf dem Weg hierhin. Ich hab ihn gerade vom Badezimmerfenster aus gesehen“, erklärte er etwas kleinlaut. Lucy rollte die Augen. „Er ist nicht komisch“, verteidigte sie Ren halbherzig, aus einer Art Pflichtgefühl heraus. Natsu hob die Schultern. „Kann sein. Aber ich mag ihn nicht“, gestand er ihr. Sie nahm seine ehrliche Antwort mit einem Schulterzucken entgegen. „Okay“, sagte sie schlicht. „Okay“, wiederholte er langsam. Dann stand er auf, verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zu Lisanna.

Einige Minuten später stand Ren in ihrem Zimmer und sah sich um, aber es schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Er sah sie abschätzend an und sie starrte einfach zurück. „Also...“, fing er an. „Ehrlich gesagt war ich ziemlich sauer, dass du mich letztens versetzt hast. Ich dachte, ich hätte dir genug Zeit gegeben, um dich darauf vorzubereiten, aber das war wohl nicht so.“ Lucy schluckte. Bei ihrer letzten Verabredung hatte Ren sie mit in seine Wohnung genommen und ihr sehr klar zu verstehen gegeben, was er von ihr erwartete. Als sie gezögert hatte, hatte er ihr unter den Rock gefasst. Dass sie ihn brüsk von sich stoßen würde, hätte er wohl nicht erwartet. Sie hatte ihm erklärt, dass sie noch nie so mit einem Menschen zusammen war und das sie Zeit brächte, um sich darauf einzustellen. Er hatte ihr diese Zeit widerwillig gewährt und aus Angst, dass er sie bei ihrem nächsten Treffen wieder mit Hintergedanken bedrängen könnte, hatte sie die Verabredung mit fadenscheinigen Ausflüchten abgesagt. Und jetzt war er hier und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. „Ich... habe mich einfach nicht vorbereitet gefühlt“, erklärte sie ihm. Anstatt mit Verständnis auf seine Freundin zu reagieren, umfasste er ihre Oberarme und stieß sie auf ihr Bett. Dann beugte er sich über sie und zog ihr Oberteil über ihren Brüsten hoch. „Und ich habe keine Lust mehr auf dich zu warten“, höhnte er. „Seit Monaten verschwende ich jetzt schon meine Zeit an dich und habe nichts davon.“ Er griff unter ihren Rücken und öffnete ihren BH. Als er ihn ihr vom Körper ziehen wollte, fing sie an, sich zu wehren. Sie kratze und kniff ihn, aber er schien es kaum zu registrieren. Irgendwann landete ihr Oberteil auf dem Boden und ihr BH folgte. Mit einem gierigen Blick beugte er sich über ihre Brüste, doch sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Hör auf damit!“, rief sie ihm entgegen. Doch er nahm nur ihre Hände und hielt sie über ihrem Kopf zusammen. „Nein, nicht“, flehte sie ihn an. Gerade wollte er den Kopf senken, als dieser nach hinten gerissen wurde. Ren fluchte laut auf und ließ ihre Hände los, um nach seinen Haaren zu greifen. Hastig rutschte Lucy an die Wand, jetzt, da sie sich wieder bewegen konnte. Dann sah sie, warum Ren von ihr abgelassen hatte. Er hatte Ren von hinten an den Haaren gepackt und zog ihn von ihr fort.

Natsu!

Der Ausdruck in seinen Augen jagte ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Während sein Griff um Rens Haare eisern blieb, war sämtliche Wärme aus seinen Augen verschwunden und von der Bernsteinfärbung, die sie so sehr mochte, war nichts übrig. Es war, als hätte er vollkommen schwarze Augen. Der Ausdruck in ihnen war der von purer Verachtung und Abneigung. Ren wehrte sich in seinem Griff und verfluchte ihn. Natsu stieß ihn von sich auf den Boden und baute sich über ihm auf. „Sie hat nein gesagt!“, zischte er Ren entgegen und legte so viel Verachtung in jede Silbe, wie es nur möglich war. „Und wenn du keine Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung haben willst, dann verschwindest du jetzt aus diesem Haus und lässt Lucy in Zukunft in Ruhe. Verstanden?“, drohte er. Ren nickte panisch und stolperte so schnell er nur konnte aus dem Raum und aus dem Haus. Und aus meinem Leben, dachte Lucy, stellte allerdings fest, dass es sie nicht verletzte, sondern erleichterte.

„Alles okay?“, fragte Natsu, während er ihr Oberteil vom Boden aufhob und es ihr reichte. Erst da viel ihr mit Schrecken auf, dass sie kein Oberteil und keinen BH trug und das ihr Rock, den Ren hochgeschoben haben musste, einen freien Ausblick auf ihren Slip bot. Beschämt versuchte sie sich zu bedecken und als es ihr nicht gelang, ihre üppige Oberweite mit den Armen komplett vor Natsus Blicken zu verbergen, wimmerte sie verzweifelt. Da nahm Natsu einen ihrer Arme und zog ihn von ihrem Körper weg. Entsetzt hielt sie dagegen, was ihn sehr wütend zu machen schien, denn er zog noch fester an ihrem Arm. Schließlich musste sie nachgeben und ihn gewähren lassen, doch anstatt sie wie Ren anzufassen, drückte er ihr nur ihr Oberteil in die Hand und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf ihr Bett. „Was denkst du denn von mir?“, fragte er und klang dabei verletzt. „Ich bin nicht so ein Typ wie der, der ein Mädchen zu etwas zwingt, was es nicht will.“ Verwundert sah sie von seinem Rücken auf ihr Oberteil, bevor sie es anzog. Und dann – und sie konnte im Nachhinein nicht sagen, ob es die Erleichterung oder der nachlassende Adrenalinspiegel war – schmiegte sie sich an seinen Rücken und ließ ihre Hände auf Natsus Schultern ruhen. Er war sehr warm, beruhigend warm und sie schloss die Augen, bevor sie ein „Danke“, flüsterte. Zur Antwort legte er eine seiner Hände über ihre. Eine Weile blieben sie so sitzen, eng aneinander geschmiegt. Der eine suchte Trost und der andere spendete ihn stumm und bereitwillig.

Sie schreckten auseinander, als unten im Flur das Telefon klingelte. Natsu ließ ihre Hand los und stand auf. Nachdem er aus ihrem Zimmer verschwunden war, suchte sie ihren BH. Sie hörte Natsu unten auf und ab laufen, während er telefonierte. Nach einigen Minuten hörte sie, wie er die Treppe wieder hinauf kam. Als er dieses Mal in ihr Zimmer kam, war sie präsentabel und saß auf ihrem Bett. Er setzte sich wieder auf ihren Teppich und sah sie einen Moment prüfend an. Dann seufzte er. „Du kannst von Glück reden, dass ich die Briefe vergessen habe, die ich für Igneel zur Post bringen sollte. Sonst wäre ich nie zurück gekommen und hätte dich rufen hören“, bemerkte er erstaunlich sachlich, obwohl Lucy deutlich sehen konnte, dass ihn das gerade erlebte nicht kalt ließ. „Ja“, sagte sie schlicht. „Danke!“ Und sie meinte es auch so. Denn wenn er nicht gewesen wäre, dann hätte Ren sich ihr bestimmt aufgezwungen. Er gluckste belustigt. „Ich würde mich ja gerne dafür entschuldigen, dass ich deine Beziehung ruiniert habe, aber das wäre eine Lüge. Also musst du wohl oder übel damit leben.“ Lucy lachte. „Ich bin dir auf unerklärliche Weise sogar dankbar, dass du meine Beziehung ruiniert hast“, sagte sie und konnte es sogar mit Bestimmtheit tun. Denn sie war wirklich dankbar, dass sie Ren nicht mehr an ihrer Seite hatte. Als sie zu ihm hinüber sah, grinste Natsu sie an. „Du müsstest dich allerdings bei Lisanna entschuldigen“, bemerkte er, „Wegen dir habe ich unsere Verabredung verpasst.“

Lucy lächelte und nickte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Also den ersten störenden Partner sind wir schon mal los ;)
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und ich freue mich wie immer sehr über eure Meinung. Wann immer ich nicht weiter komme, lese ich mir eure Kommentare durch und versuche, wenigstens einen Satz zur Vollendung eines Kapitels zu schreiben.
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Kommentare zu dieser Fanfic (47)
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Von:  Nami1997
2017-03-10T12:05:30+00:00 10.03.2017 13:05
ich warte seit 3 Jahren auf ein update. bitte gib nicht auf und mach weiter!!!!!!
Von:  Lenalol
2016-01-02T21:04:06+00:00 02.01.2016 22:04
Bitte gib das hier nicht auf! Es warten sooo viele Leute, die soetwas lesen wollen! Wahrscheinlich noch mehr, die gar nicht angemeldet snd, um dir zu sagen, das die geschichte einfach Bam ist!
Von:  Nami1997
2015-10-25T20:52:35+00:00 25.10.2015 21:52
ich warte seid 1nem jahr auf ein update, bitte gib diese fanfic nicht auf es machen schon so viele leute nur halbe sachen obwohl ihre fanfic einfach grßartig ist und bei dieser muss ich unbedingt den weiteren verlauf und das ende mitkriegen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Von:  AvalonGirl13
2014-10-25T20:32:17+00:00 25.10.2014 22:32
Bitte schreib mal weiter!!!
Ich sterbe bereits vor Neugierde ;-)

Von:  Smettserlinq
2014-09-19T08:43:33+00:00 19.09.2014 10:43
Bitte mach doch die Fanfiktion weiter >.<
Ich halte es garnicht mehr aus D:
Von:  Cherite
2014-08-24T20:13:18+00:00 24.08.2014 22:13
IICHH HAABB SOO LANGE GEEWAARTTEETT Q____q und jetzt ist es endlich daaaa <3<3<3<3<33<3<3<3<3<3<333<33
oohhh ich freu mich sooo unfassbar, dass du die ff nicht abbgebrochen hast ( was ich wirklich geglaubt habe QUQ )
daaaaaaaaaaankkkkkkkkkkeeeeeeeeeeeee <3<3<3<3 ich werde auf ewig warten!! egal wie lange du brauchst *3*
das kapitel war mal wieder suuupeerr toll !!!! Ich liebe es wie du die perspektiven wechselst und alles wirkt so leicht und real <333
ENDLICH IST AUCH DER BÖSE REN WEG !!! D<
GOO FOR IT LUCYYY !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! <3

Von:  lili_Garnet
2014-08-24T18:42:38+00:00 24.08.2014 20:42
Ohhhh mein Gott !! Ja ja jajajajajajaja eeeendlich du hast weitergeschrieben und gjrödmdlnafgs YUCHUUUUUUUUU !!!!! (≧∇≦)du glaubst nicht, wie unglaublich glücklich mich das macht, ich liebe diese Fanfic einfach so so so sehr und habe immer gehofft dass du weiter schreibst ! Daaankeeeeeeee. !!!!!
Jetzt zu dem Kapitel ! Ich finde es Mega Mega Tollig dass es wie in einer Bilderbuch Familie bei lucy und natsu nun abläuft. Einfach als wäre es schon immer so gewesen und das macht es noch 'bequemer' ! Ich finde die Beziehung die sich zwischen Lucy und Natsu entfaltet auch toll, nicht zu schnell, nicht zu übertrieben, nicht zu kitschig, sondern einfach echt ! Ren ist endlich weg und das ist gut so, ich konnte den Kerl nicht Leiden und bahha und als natsu kam musste ich mir erstmal ein freudenanfall verkneifen, so toll fand ich das !!! Es ist so süß und niedlich, wie die zwei sich verhalten und so leid es mir eig. für lisanna -Auch wenn ich sie nicht Leiden mag- tut, ich will dass sie verschwindet xD Natsu und lucy sollen zusammen kommen und glücklich eine Beziehung führen !
Najaaaaa jedenfalls bin ich wie du siehst Mega glücklich und hoffe dass du direkt weiterschreiben wirst und jaaa das wär's ! :3
Von:  Nami1997
2014-08-21T18:14:44+00:00 21.08.2014 20:14
ooohhh mann ich dachte schon du wollltest aufhören zu schreiben.Bitte tu das nicht!!!!!Deine geschiehte entwickelt sich immer mehr weiter und wird noch spannender :))) Wie das wohl jetzt weiter geht mit lucy und natsu, denn es ist ja klar das sich da nicht nur langsam entwas entwickelt. Deshalb schreib bitte so schnell wie möglich das nächste kapitel. Denn ich finde wenn diese story unvollendet bleibt, ist es sehr schade und ich denke, dass deine anderen leser meine meinung in diesem punkt teilen.
Also ich freu mich schon ^^ :DDDDDDD
LG Nami1997
(p.s ich liebe natsu x lucy)
Von:  Smettserlinq
2014-08-09T13:15:07+00:00 09.08.2014 15:15
Boah ich liebe diese Fanfic <333
Natsu und Lucy forever <33 Scheiß auf Natsu und Lisanna :D
Die Handlung ist einfach toll.
Ich finde es auch schön das du das so gemacht hast das Natsu und Lucy nicht gleich in den ersten paar Kapiteln zusammen kommen. So eine Fanfiction nimmt jegliche Spannung weg x.x
Jetzt kann ich es kaum erwarten das sie zusammen kommen und sie sich küssen und so <3333
Bitte schreib so schnell wie möglich diese Fanfiction zu Ende ^-^ !!!
Von:  Honigschnute
2014-08-05T00:38:14+00:00 05.08.2014 02:38
Ooooh Gooooooooott.

Gut. Es ist offizill. Wäre diese Geschichte ein Typ... ich würde ihn heiraten. (Ja, ich steh auf komische Methapern.... obwohl, war das überhaupt eine?)

Entschuldige.^^'

Eigentlich wollte ich einen konstruktiven, lieben Kommentar schreiben. Das hat deine Geschichte verdient. Aber es ist einfach so... so spät und ich konnt nicht widerstehen jetzt gleich etwas zu schreiben. Wo ich endlich ein neues, grandioses Kapitel von dir lesen durfte.

Darum einfach: Ich liebe immer noch die Art wie du schreibst. Es klingt alles so wunderschön. Man will einfach immer weiter lesen. ;)

Das Kapitel hatte Charme, etwas Drama, Witz und meiner Meinung nach Vortschritt.

Endlich sind wir Ren losgeworden. (Sorry Ren, eigentlich kann ich dich ganz gut leiden aber in dieser ff bist du echt ein Arsch :'D)

Und Natsu und Lucy kommen miteinander klar. Immerhin. Level up. ^^

Und es ist so... so nachvollziehbar. Vielleicht kommt nur mir das so vor aber ich merk nicht's von OOC. Also wirklich gar nicht's. Woran das liegt weiß ich selbst nicht genau. Entweder es ist die Art wie authentisch du ihr Verhältnis shilderst oder es liegt an mir selbst. Was es auch ist. Es funktioniert.

Das hier bleibt einfach meine liebste FairyTail ff auf ganz animexx. Und ich bin so happy das du weiterschreibst und diese Geschichte nicht aufgibst.

Einen kräftigen Kreativschub für dein nächstes Kapitel, auf das es schnell hier erscheinen kann. ; D Und natürlich liebe Grüße.

Man liest sich. ^^


Antwort von:  Honigschnute
05.08.2014 02:45
Ach jaaaa, fast vergessen! Ich liebe Wendys Kommentare des gemeinsamen Duschen betreffend.

Das war einfach sooooo gut. :D

Fand ich sehr süß. Und natürlich auch Natsus und Lucys verlegenes Benehmen. Und wie Natsu sich verschluckt. Zwei mal!

Und... und.... ach Mist, ich fand schon wieder an zu fangirlen!

Ich muss das echt mal abstellen sonst erreichen meine Kommentare noch Romanlänge xD.

Naja. Jedenfalls wollte ich das noch schnell loswerden. Und jetzt bin ich wirklich ready. ^^

Gute Nacht!


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