Dein wilder Garten - Mein Herz von Ibogaeru (NaLu) ================================================================================ Kapitel 2: Weil du gut aussiehst... und sonst nichts ---------------------------------------------------- Hier ist Kapitel 2! Normaler Text: Natsu; kursiver Text: Lucy; wird in den nächsten Kapiteln immer wieder vorkommen, da die Beiden ja noch nicht wirklich viel miteinander zutun haben! Und jetzt bin ich still^^ Viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________ Kapitel 2 – Weil du gut aussiehst… und sonst nichts Lisanna lief gut gelaunt neben ihm und redete über nichts anderes als das Konzert am Wochenende. Natsu grinste breit, wann immer sie von der Band schwärmte, von der er noch nie etwas gehört hatte, bei ihr aber Hysterie ähnliche Zustände auslöste. „Und der Sänger“, schwärmte sie, „sieht so umwerfend gut aus!“ Gespielt empört zog er eine Augenbraue hoch. „Besser als ich?“, neckte Natsu sie. Lisanna sah ihn mit großen Augen an und wurde rot. Sie schaute verlegen auf den Boden und schüttelte den Kopf. In einem Anflug von mutiger Euphorie griff Natsu nach ihrer Hand. Sie fühlte sich klein und zerbrechlich an und weckte in ihm das Verlangen, sie vor allem Bösen zu schützen. Er schnaubte. Und sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass die Sache mit dem Beschützerinstinkt nur in kitschigen Frauenromanen vorkam. Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, dann grinste er frech zu Lisanna. „Das will ich doch hoffen“, witzelte er. Und bereute es sofort wieder. Lisanna strahlte ihn überglücklich an. Offensichtlich hatte er in ihr gewisse Hoffnungen geweckt, die er nur zu deutlich in ihren Augen sehen konnte. Aber das wollte er nicht. Klar, er mochte Lisanna, aber er hatte keine Ahnung, wie sehr er sie mochte. Solange er sich nicht sicher war, was genau er für sie empfand, wollte er ihr mit zweideutigen Kommentaren keine Hoffnungen auf etwas machen, dass er am Ende nicht erfüllen konnte. Aber die Worte waren gesagt und er konnte sie nicht mehr zurücknehmen. Als er in Lisannas glückliches Gesicht sah, wollte er sie auch nicht mehr zurücknehmen, selbst wenn er es gekonnt hätte. Natsu seufzte. Das Chaos in seinem Kopf schrie nach einer ernsten Vater-Sohn-Unterhaltung. Der Kaugummikopf war auch da, stellte Lucy trocken fest. Natürlich war er da. Konzerte in Magnolia waren selten, ganz besonders Konzerte dieser Art. Wer da Zuhause blieb, war über fünfzig Jahre alt oder einfach nur total hinterwäldlerisch. Letzteres hätte sie diesem wandelnden Kaugummi definitiv zugetraut, aber Lisanna war bei ihm und hatte dafür gesorgt, dass er sich gesellschaftlich einbrachte, zumindest physisch. Lisanna. Lucy stieß etwas aus, das wie ein Seufzen klang. Es war noch kein Jahr her, da waren sie beste Freundinnen gewesen. Doch dann war Lucys Mutter gestorben und ihr Vater hatte sie vor die Tür gesetzt. Weil er seiner Tochter nicht mehr ins Gesicht schauen konnte ohne seine verstorbene Frau zu sehen und Lucy konnte nicht mehr in den Spiegel sehen, weil ihre Mutter sie daraus anstarrte. Ein paar Tage hatte sie bei Lisanna und ihrer Familie gelebt, aber dort konnte sie nicht lange bleiben. Elfman, Mirajane und Lisanna hatten selber keine Eltern mehr und Mirajanes Kellnerinnengehalt war gerade genug, um die Wohnung und Nahrungsmittel zu bezahlen. Es tat Lisanna leid, dass sie Lucy bitten musste, sich einen anderen Unterschlupf zu suchen, das war Lucy bewusst, aber damals fühlte sie sich einfach nur einsam und im Stich gelassen. Nach und nach zerbrach ihre Freundschaft an Lucys Egoismus und Lisannas Zurückhaltung. Mittlerweile behandelten sie sich wie Fremde. Nachdem sie bei Lisanna ausziehen musste, bot ihre Tante ihr ein neues Zuhause an. Sie war wütend auf ihren Schwager, der seine einzige Tochter so leicht verstoßen hatte und konnte sich gut in Lucy hineinversetzen. Ihr Mann war vor einigen Jahren bei einem Brand in der Eisenschmiede ums Leben gekommen und hatte sie mit ihrer Tochter alleine gelassen. Es war nicht schlecht bei ihrer Tante Grandine und ihrer elfjährigen Cousine Wendy, aber Lucy hatte immer das Gefühl, nicht so richtig dazuzugehören. Sie wollte nach der Schule einen gut bezahlten Job finden, einen reichen Freund haben und sich eine große, luxuriöse Wohnung kaufen. Dann würde sie früh Kinder kriegen und sich nur noch um den Haushalt kümmern. Ihre Tante nannte ihre Träume unrealistisch und die Beiden stritten sich oft deswegen. Nur Wendy verstand sie, aber mit Elf waren die meisten Mädchen hoffnungslose Romantikerinnen und träumten von gutaussehenden Prinzen in schicken Schlössern. Manchmal hatte Lucy zusammen mit Lisanna von ihrer Zukunft geträumt. Sie hatten sich ausgemalt, wie es sich anfühlen würde, wenn man das erste Mal richtig verliebt war und wie ein Kuss schmeckte, den man mit dem Geliebten teilte. Ihre Vorstellungen gingen zwar immer sehr auseinander, aber trotzdem hatten sie sich und die Träume der Anderen verstanden. Vorsichtig schielte Lucy in Lisannas Richtung – was nicht besonders schwer war, weil der Kaugummikopf leuchtete wie eine Neonreklametafel – und bereute es sofort wieder. Lisanna sah mehr als nur glücklich aus. Ihr Gesicht strahlte und ihre Hand wurde von der des Kaugummis gehalten. Auch er sah glücklich aus, wenn auch ein bisschen verloren in der großen Menschenmenge. Gerade beugte er sich zu Lisanna, die ihm etwas ins Ohr flüsterte, als Jemand unsanft mit ihr zusammenstieß. Lucy hätte schwören können, dass es nur der Kaugummikopf sein konnte, aber der stand etwas fünf Meter vor ihr und säuselte Lisanna etwas ins Ohr, wahrscheinlich eine Antwort auf ihr Geturtel. Gott bewahre, dachte Lucy, und drehte sich entschlossen zu ihrem Rempler um. Und erstarrte. Vor ihr stand ein junger Mann mit dunklen Haaren und dunkler Haut. Ein verdammt gutaussehender junger Mann mit dunklen Haaren und dunkler Haut. Sämtliche Beleidigungen, die Lucy ihm gerade noch an den Kopf werfen wollte, blieben ihr im Hals stecken. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich hastig, „Aber in dem Gedränge hier habe ich dich gar nicht gesehen.“ Lucy starrte ihn mit offenem Mund an. Seine Stimme war ein Gedicht! Wenn nicht bald etwas passierte, dann war sie eine verzückte Pfütze zu seinen Füßen. Sie musste sich zweimal räuspern, bevor sie sprechen konnte. „Schon okay. Ist ja nichts passiert und in so einer Menschenmenge kann das ja mal vorkommen.“ Lucy stutzte. Das klang so überhaupt nicht nach ihr. Irgendetwas hatte dieser Kerl doch mit ihr angestellt. Sie musste direkt an irgendwelche Substanzen denken, die er ihr ins Glas hätte kippen können, aber seit ihrem Zusammenstoß hatte sie nicht mehr getrunken und mit einem Blick auf ihr Glas fiel ihr auf, dass das meiste ihres Getränks auf dem Boden schwamm. „Gut, wenn dir nichts passiert ist“, lächelte er sie an, „Ich würde dich trotzdem gerne auf einen Drink einladen. Als kleine Wiedergutmachung“, er zwinkerte ihr zu und sie schmolz dahin. Wieder brachte sie kein Wort heraus und nickte deshalb knapp. Zufrieden sah er sie an und griff nach ihrer Hand. „Mit wem habe ich überhaupt das Vergnügen?“, wollte er plötzlich wissen. „Lu… Lucy Heartphilia“, stotterte sie, „Und du?“ „Ren Akatsuki“, antwortete er knapp. Den Rest des Konzerts verbrachte Lucy in Rens Gesellschaft und stellte fest, dass sie ihn ausgesprochen charmant fand und gutaussehend dazu. Ihr schien gar nicht aufzufallen, dass sein Blick immer wieder mal auf ihrem üppigen Dekolleté ruhte und sie fing an, sich wie ein kleines Mädchen die perfekte Liebesgeschichte auszumalen. Natsu hatte noch nie so viel Spaß gehabt wie an diesem Abend. So kam es ihm zumindest vor. Während die Band das Publikum in Stimmung brachte, tanzte er mit Lisanna. Er hatte noch nie wirklich getanzt und war immer der Ansicht gewesen, dass er es nicht mochte, aber das hier war das Beste, was ihm seit Langem passiert war. Das könnte natürlich auch an Lisanna liegen, dachte er im Stillen. Seine Hände ruhten auf ihrer Taille und ihre Hüfte kreiste im Rhythmus der Musik immer wieder gegen seine, während sie ihre Brüste sanft gegen seinen Oberkörper drückten. Oh Gott, er musste sich dringend auf die Musik konzentrieren anstatt auf Lisanna, denn seine Hose wurde verdächtig eng. Aber sie ließ ihm kaum eine andere Wahl. Als er sich gerade im Klang der Musik verlor, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn ein Stück zu sich runter. Sie flüsterte seinen Namen gegen seine Lippen, die nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren und er konnte der Versuchung nicht wiederstehen. Sanft legten sich Natsus Lippen auf ihre und Lisanna griff seufzend in seine Haare. Langsam ließ Natsu seine Hände von ihrer Taille zu ihren Hüften wandern und zog sie noch näher an sich. Sollte sie doch wissen, dass seine Hose inzwischen schmerzhaft eng war, immerhin war es allein ihre Schuld. Wenn Igneel mich jetzt sehen würde, schoss es Natsu plötzlich durch den Kopf, dann würde er mich in die Hölle prügeln. Und dann fiel seinem benebelten Gehirn ein, dass er ihr doch keine zweideutigen Signale mehr senden wollte, und mit ihr zu knutschen gehörte ja wohl definitiv dazu. Doch als Lisanna vorsichtig an seiner Oberlippe knabberte, war ihm auch das egal. Sollte Igneel doch kommen und ihn in die Hölle schicken, zusammen mit welchen Signalen auch immer! Das war es allemal wert. Und während Natsu Lisannas drängenden Lippen nachgab, wogte die Menschenmenge im Rhythmus der Musik weiter um sie herum. Aber das nahm keiner der Beiden wahr. „Aufstehen!“, befahl eine ihm wohlbekannte Stimme missmutig. „Wird’s bald?“ Natsu brummte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite. Die Stimme schnaubte. Kurz darauf wurden die Vorhänge zur Seite geschoben und helles Licht flutete in den Raum. Natsu murrte und zog sich die Decke über den Kopf. Hier war es wenigstens noch dunkel und er konnte sich besser an den gestrigen Abend erinnern. An Lisannas weichen Körper, der mit seinem auf der Tanzfläche zu verschmelzen schien, an ihre sanften Kurven, die seine Hände nachzeichnen durften, an ihr süßen Lippen auf seinem Mund … Natsu stöhnte genervt, als er spürte, dass seine Hose wieder einmal empfindlich zu klein wurde. Da zog ihm plötzlich Jemand die Decke vom Kopf. „Natsu!“, herrschte Igneel ihn an. „Ich will nicht wissen, was du gestern Nacht getrieben hast, aber ich würde dich gerne daran erinnern, dass wir auf den Flohmarkt wollten, um unser altes Zeug zu verkaufen. Wir Beide!“ Natsu schlug sich gedanklich die Hand vor die Stirn. Wie konnte er das nur vergessen? Immerhin war es ja seine Idee gewesen. Ach ja, Lisanna. Mit ein wenig Verspätung kam etwas in seinem - zugegeben sehr abgelenkten - Verstand an. „Warum betonst‘n du getrieben so?“, nuschelte er seinem Vater zu. Igneel schnaubte verächtlich. Oh, nicht gut! Das hatte er nämlich schon seit Jahren nicht mehr gemacht. „Ich bin vielleicht ein alter Mann und noch dazu verwitwet, aber ich war auch mal jung und habe ein Kind gezeugt, Natsu, also glaub ja nicht, dass du sowas vor mir verstecken kannst!“ … Einige Augenblicke vergingen, in denen Natsu angestrengt nachdachte, doch dann ging es ihn schließlich doch auf. Heiliger Moses auf seinem Pogostock! Schlimmer konnte es nun wirklich nicht kommen. „Habt ihr wenigstens verhütet?“, brummte Igneel entnervt. Es konnte immer schlimmer kommen, korrigierte Natsu sich. Er schüttelte den Kopf, ohne daran zu denken, wie das zu Igneels Frage passte. Es fiel ihm erst auf, als sein Vater verärgert „Bitte?“ rief. Natsu blinzelte und sah Igneel schließlich ins Gesicht. Sein Vater funkelte ihn so wütend an, wie er es das letzte Mal getan hatte, als Natsu mit einem Silvesterkracher ihre halbe Garage in die Luft gejagt hatte. Und das war fast zehn Jahre her. „Wir haben nicht miteinander geschlafen“, fügte er deswegen schnell hinzu. Igneel hob skeptisch eine Augenbraue. „Nicht?“, fragte er misstrauisch. Natsu schüttelte wieder den Kopf. „Na, dann ist ja gut“, murrte sein Vater wenig überzeugt. „Und jetzt steh auf, wir sind eh schon zu spät und wenn ich das richtig einschätze, dann wirst du ein bisschen mehr Zeit ihm Bad brauchen“, fügte er hinzu und rauschte aus dem Zimmer. Verärgert biss Natsu in sein Kissen und kroch aus dem Bett. Warum mussten Väter nur so peinlich sein? Gut, Igneel hatte zwar Recht, aber trotzdem! Musste er ihm das am frühen Morgen, nach einer durchzechten Nacht, unter die Nase reiben? Unschlüssig tigerte Natsu in seinem Zimmer umher und überlegte, ob er das Problem in seiner Hose selbst oder durch die Dusche lösen sollte. „Natsu!“, brüllte Igneel durchs Haus. Dusche, definitiv Dusche! Also griff Natsu sich ein paar Kleider aus dem Schrank und schlurfte die Treppe runter Richtung Bad. Natsu stöhnte. Seit drei Stunden stand er jetzt schon mit seinem Vater auf diesem Schotterplatz in der prallen Sonne. Nicht, dass ihm Hitze besonders viel ausmachte, aber irgendwann reichte es auch ihm. Und sie hatten bis auf zwei Bücher und ein kleines Tablett noch nichts verkauft. Das machte 15 Jewel und die Standmiete betrug 20, also hatten sie dringend ein paar Kunden nötig, die bei fast dreißig Grad im Schatten lieber in ihren klimatisierten Häusern blieben. Genervt fuhr er sich mit der Hand durch den schweißnassen Nacken. Er kam sich so vor, als hätte er mittlerweile auch den letzten Tropfen seiner Wasservorräte durch seine Hautporen verloren. Wenn es nicht bald ein bisschen kühler wurde, dann lag er in spätestens einer halben Stunde unter ihrem Campingtisch im Hitzedelirium. „Mir ist warm“, murrte Natsu Igneel zu. Dieser sah seinen Sohn nur ungläubig an. Natürlich tat er das. Immerhin arbeitete er in einer Eisenschmiede. Dreißig schattige Grad mussten ihm vorkommen wie der Sommer am Nordpolarkreis. Natsu schnaubte. „Hast du noch was zu trinken?“, fragte er, um nicht über Temperaturwahrnehmung zu diskutieren. Igneel schüttelte den Kopf. „Du hast schon alles wie ein Verdurstender in dich rein gekippt.“ Natsu stand auf und kramte in seinen Hosentaschen nach Kleingeld. Als er welches gefunden hatte, seufzte er erleichtert. Vielleicht blieb ihm das Hitzedelirium unterm Campingtisch noch ein wenig länger erspart. „Dann geh ich mal über den Flohmarkt und such mir was. Vielleicht kann ich ja auch ein bisschen Werbung machen“, schlug er schnell vor, weil Igneel die Stirn runzelte. „Na gut“, stimmte sein Vater zu, „Aber nicht zu lange.“ Natsu nickte, um Igneel zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte und schlurfte dann lustlos davon. Aus der Ferne konnte er seinen Vater rufen hören: „Heb gefälligst die Füße!“ Beinahe hätte Natsu gelacht. Ja, das konnte sein Vater absolut nicht leiden. Nach ein paar Minuten kam endlich der Getränkestand in Sicht. Natsu beschleunigte seine Schritte – wofür er tatsächlich die Füße heben musste – und blieb plötzlich stehen. Die blonde Person vor der Bude kam ihm verdächtig bekannt vor. Aber das konnte doch unmöglich Lucy Heartphilia sein, oder? Und wer war dieser Typ neben ihr? Gerade drehte die Frau sich zu ihrem Begleiter, um ihm irgendetwas zu sagen, da erkannte Natsu, dass sie es tatsächlich war. Er überlegte, ob er sie ansprechen oder einfach ignorieren sollte, als ihr Begleiter ihn bemerkte. „Hast du ein Problem? Oder warum gaffst du meine Freundin so an?“, pöbelte der Typ. Jetzt hatte auch Lucy ihn bemerkt und musterte Natsu skeptisch. Natsu verdrehte innerlich die Augen. „War mir nicht sicher, ob das wirklich Lucy war“, brummte er. „Schönen Tag auch“, fügte er, ein winziges bisschen sarkastisch, für sie hinzu. Ihre Antwort war ein schlichtes Nicken. „Ihr kennt euch?“, wollte ihr Freund wissen, der eine so stark gebräunte Haut hatte, das Natsu schwören könnte, dass er bald schon Anteile an irgendeinem Sonnenstudio erworben haben musste. Wieder nickte Lucy und fügte ein schlichtes „Schule“ hinzu. Der Typ runzelte die Stirn und sein Blick glitt von Lucy zu Natsu. Ihm viel auf, dass der Blick von Lucys Freund ein wenig zu lange an ihren Brüsten hängen blieb. Natsu schnaubte. So einer war er also. In dem Moment rief die Budenbesitzerin, dass ihre Bestellung fertig sei und Lucy drehte sich zu ihr um, damit sie ihr Essen und die Getränke entgegen nehmen konnte. Diesen kurzen Augenblick nutzte ihr Freund aus, um Natsu am Arm zu fassen und ihm eine Drohung zuzuraunen. „Du Punk lässt schön die Finger von meiner Perle, kapiert?!“ Perle? Natsu runzelte die Stirn. Wer nannte seine Freundin denn tatsächlich Perle? Die Antwort stand in Fleisch und Blut vor ihm und er zuckte nur mit den Schultern. „Klar“, erwiderte er, „Ich bin eh nicht interessiert“, erklärte er und dachte sofort an Lisanna. Der Sonnenbankanbeter sah ihn misstrauisch an. „Sicher? Gegen ihre Titten kommt doch keine Andere an.“ Natsu verschluckte sich an seiner Spucke und hustete. Bitte wie? „Kann sein, dass es mir nicht um solche nichtigen Äußerlichkeiten geht“, brummte Natsu, als er endlich wieder sprechen konnte, „Aber du scheinst sie ja genau deswegen haben zu wollen.“ Der Typ straffte die Schultern. „Natürlich. Immerhin sieht sie richtig gut aus.“ Wieder runzelte Natsu die Stirn. Kurz dachte er daran, dass er wahrscheinlich eine faltigere Stirn als sein Vater haben würde, wenn dieses Gespräch noch sehr viel länger andauerte, aber dann konnte er sich die Frage auch nicht verkneifen: „Und sonst?“ Lucy kam mit den Bestellungen wieder und reichte sie an ihren Freund weiter. Dieser legte einen gerösteten Arm um sie und dirigierte sie in die andere Richtung. Als er einige Schritte vom Stand entfernt war, drehte er sich nochmal zu Natsu um und lächelte höhnisch. „Und sonst nichts!“ Natsu sah den Beiden hinterher und runzelte die Stirn. Argh. Lucy kam sich vor, als würde sie auf Wolken schweben. Schon den ganzen Tag war sie mit Ren zusammen. Dafür hatte sie kämpfen müssen, denn ihre Tante war nicht besonders begeistert von der Idee, dass ihre Nichte mit einem fremden jungen Mann unterwegs war. Es hatte fast eine Stunde gedauert, bis Grandine sie vor die Tür gelassen hatte, natürlich nicht, ohne ihr Outfit mehr als einmal zu kritisieren. Aber Lucy sah nicht ein sich umzuziehen. Immerhin bedeckte der Rock ihren Po und das Top den Großteil ihrer Brüste und zugeknöpft bis ans Kinn würde sie Ren bestimmt nicht gefallen. Als sie sich dann in der Stadt trafen, hatte er sie mehrfach für ihr Aussehen bewundert und Lucys Selbstbewusstsein war angeschwollen wie ein Luftballon. Sie wusste schließlich ganz genau, was Männer an einer Frau sehen wollten. Als sie auf dem Flohmarkt auf Natsu trafen, war Lucy ein wenig mulmig zumute. Am Abend zuvor hatte sie ihn und Lisanna immer wieder auf dem Konzert beobachtet. Die Beiden hatten so miteinander getanzt, dass es eigentlich in der Öffentlichkeit verboten sein sollte. Und sie hatten sich geküsst. Bei dem Gedanken verspürte sie einen kleinen Stich. Ren hatte bis jetzt noch kein einziges Mal versucht, sie zu küssen. Weder gestern auf dem Konzert noch heute. Dafür hatte er ihr mehrmals schon an den Hintern gefasst. Beim ersten Mal hatte Lucy seine Hand grob zur Seite geschoben, aber Ren versuchte es immer wieder und irgendwann ließ sie es einfach zu. Immerhin hieß das doch, dass er sie mochte, sonst würde er sie wohl kaum berühren wollen. Während sie in der Schlange auf ihr Essen warteten, hatte Ren sie allerdings nicht mehr berührt, sondern sich lieber mit dem Kaugummikopf gestritten. Den Großteil ihrer Unterhaltung hatte Lucy ausgeblendet, denn sie hatte kein Interesse daran, in Testosteron geladene Streitigkeiten zu geraten. Aber ihr ganzer Körper hatte angenehm gekribbelt. Ren war eifersüchtig auf Natsu. Dabei kannte sie den Kaugummi noch keinen Monat und war sich sehr sicher, dass sie ihn nicht mochte. Aber das konnte Ren natürlich nicht wissen. Lucy nahm das Essen und die Getränke entgegen und stellte fest, dass die Beiden noch immer miteinander beschäftigt waren. Ren musste sie wirklich mögen, wenn er sie so vor einem potenziellen Rivalen verteidigte, der Natsu ja noch nicht mal war. Als sie sich wieder auf den Weg über den Flohmarkt machten und Lucy Natsu einen kurzen Blick über die Schulter zuwarf, sah sie, dass seine Stirn sorgenvoll in Falten gelegt war. Lucy runzelte ebenfalls die Stirn. Warum sollte Natsu ihr besorgt hinterher schauen? „Was hältst du von Männern, die nur mit einer Frau zusammen sind, weil sie Interesse an ihrem Körper haben?“, fragte Natsu seinen Vater nachdenklich, während er ihm einen Plastikbecher mit Wasser reichte. Igneel bedankte sich und sah seinen Sohn skeptisch an. „Bist du etwa nur hinter der Kleinen her, weil sie einen tollen Körper hat?“ Natsu verschluckte sich am Wasser, das er gerade trinken wollte und prustete in seinen Becher. „Nicht ich!“, rief er empört. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn – schon wieder dieses Stirngerunzel – und setzte sich neben seinen Vater hinter ihren Stand. „Ich habe gerade eine Klassenkameradin getroffen, die mit einem Typen hier war. Als sie nicht zugehört hat, meinte er zu mir, dass er nur mit ihr zusammen ist, weil sie gut aussieht.“ Igneel runzelte die Stirn – warum runzeln heute alle die Stirn, dachte Natsu im Stillen – und trank einen Schluck Wasser. „Und was ist mit dir?“, wollte Igneel wissen. Natsu überlegte kurz. „Ich weiß nicht“, gestand er ehrlich. „Ich mag sie, aber ich habe keine Ahnung, wie sehr ich sie mag. Wenn wir zusammen sind, so wie gestern Abend, dann habe ich immer das Gefühl, dass es nicht fair ist. Weil sie sich davon vielleicht mehr verspricht, als ich geben kann, oder dass ich ihr unbewusst mehr verspreche.“ Gedankenverloren starrte Natsu in seinen Becher und beobachtete die kleinen Bläschen, die an der Oberfläche zerplatzten. Wenn er gewusst hätte, dass es so einfach war, seine Gedanken in Worte zu fassen, dann hätte er schon viel früher mit Igneel geredet. „Hm“, machte Igneel, „Also muss ich mir um deine Tugend wenigstens keine Sorgen machen.“ Es klang eindeutig ironisch, trotzdem antwortete Natsu ihm: „Mit der Tugend von Männern ist es doch eh nicht weit her. Kein Mensch will wissen, wie Tugendhaft ein Mann wirklich ist und selbst wenn er es nicht ist, dann spielt es keine große Rolle.“ Igneel schnaubte. „Doch, für mich spielt es eine Rolle und bei deiner Mutter war es genauso.“ Fragend sah Natsu seinen Vater an. „Ich halte nichts von solchen Männern“, antwortete Igneel auf die ursprüngliche Frage seines Sohnes. „Eine Frau sollte nicht auf optische Reize reduziert werden! Und was dich angeht“, fügte er grinsend hinzu, „Triff dich weiter mit der Kleinen, wenn du willst. Tu das, was du für richtig hältst und was sich für dich gut und ehrlich anfühlt. Dann wirst du schon herausfinden, was du für das kleine Fräulein empfindest. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit und ich bin mir sicher, dass du in der Lage bist eine Entscheidung zu treffen, mit der du zufrieden sein kannst.“ Igneel lächelte Natsu an und zauberte eine Reihe kleiner Lachfältchen um seine Augen. Auch Natsu lächelte. Igneel hatte ihm kein Universalrezept gegeben und er wusste immer noch nicht, was er in Lisannas Gegenwart machen sollte und was nicht, aber sein Vater vertraute ihm. Und seinem Urteilsvermögen. Also konnte er die richtige Entscheidung treffen, darauf konnte Natsu jetzt auch fest vertrauen. Er schmunzelte. Eine Sache mussten Igneel und er noch klären, dringend. „Igneel?“ „Hm?“ „Lisanna.“ ____________________________________________________________________ Das wars! Es hat also Ren erwischt... Ich brauchte einen Typen, der die Rolle des oberflächlichen Freundes übernimmt und am Anfang hatte ich Gray dafür gedacht, aber es mir anders überlegt. Wenn Jemand Ren mag, dann tut es mir leid, aber irgendeinen Blödmann brauchte ich halt =P Im nächsten Kapitel kommt die Geschichte langsam ins Rollen^^ Freut euch schon mal drauf! Ich würde mich über eure Kommentare sehr freuen, da diese FF ja doch ein bisschen ungewöhnlich ist (finde ich zumindest) Lg~ Hosted by Animexx e.V. 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