Dangerous Love von abgemeldet (A Murder and his Victim) ================================================================================ Kapitel 2: Klare Anweisung -------------------------- Er schlug die massive Holztüre hinter sich zu. Seine Wut war noch nicht vollständig verflogen, aber langsam beruhigte er sich wieder. Das war das erste Mal gewesen, dass sein Auftrag derartig gescheitert war. Wie konnte er nur? Wie konnte er nur so dumm gewesen sein und sich diese Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen? Achtlos warf er seine Tasche mit seinem Equipment in eine Ecke seines Flures. Er besaß eine Penthousewohnung im zentralen Tokio, ein Geburtstagsgeschenk seiner Eltern. Sie war recht schlicht und modern eingerichtet, in schwarz-weiß gehalten mit dunklem Holzboden und Möbeln. Die großen Panoramafenster im Schlaf- sowie im Wohnzimmer boten einem eine herrliche Aussicht. Inuyasha striff sich die Jacke von seinen Schultern und schob die Glastüre beiseite, die auf den Balkon führte. Die kühle Nachtluft schlug ihm scharf entgegen. Die kalten Fliesen spürte er unter seinen nackten Füßen. Seine Hände krallte er an dem Geländer fest. Mit ernster Miene starrte er auf die Straßen und Häuser Tokios hinab. Der Nachthimmel war tiefblau, kleine einzelne Sterne funkelten auf. Ich war ein Profi, dachte er. Ein verdammter Profi, der heute nicht einmal ein dummes Schulmädchen töten konnte! Wie sollte er das nur seinem Vater oder älterem Bruder erklären? Er war schon immer der Schandfleck gewesen, immer sah sein Bruder auf ihn herab. Sein Vater war stets stolz auf ihn gewesen, kein Wunder, dass Sesshoumaru die Agentur übernommen hatte. Vater war eben Vater. Kurz überkam ihm eine Welle der Traurigkeit. Sein Leben lang tat er alles dafür, damit er respektiert werden würde. Nur deshalb tat er diesen lächerlichen Job. Nur deswegen tötete er, wen auch immer er töten musste. Ein schrilles Knirschen erklang. Inuyashas Fingernägel streiften hart das Metall des Geländers, als seine Ohren das Geräusch wahrgenommen hatten, ließ er locker und entfernte sich. Den Kopf gesunken. Die gewohnte Finsternis umgab ihn, als er zurück in das Wohnzimmer trat. Er lachte, nicht weil er fröhlich war, denn es war pure Ironie. Die Finsternis wich ihm doch keine Sekunde von der Seite, nicht einem Wesen wie ihm. Ein Dämon war immer umhüllt davon. Also unterließ er es das Licht anzumachen, stattdessen saß er sich auf das schwarze Ledersofa und seufzte, während er aus seiner Jackentasche das Foto des Mädchens herausholte. Eigentlich musste er es sich gar nicht ansehen, denn er wusste genau, wie sie aussah. Wieder grinste er leicht. Wirklich schade um dich kleine Kagome, dachte er. So jung, so hübsch und doch sollst du sterben. Ich frage mich echt, was du nur verbrochen haben musst, damit jemand eine Menge Geld zahlt, um dich unter der Erde liegen zu sehen. Auf seinem Couchtisch lag ein Bogen Papier. Zum hundersten Mal nahm er es und las immer wieder die Informationen durch, die er zum Teil erhalten und zum anderen Teil selbst herausgefunden hatte. 21 Jahre, seit kurzem Schülerin einer Universität, wohnt allein in einer kleinen Wohnung. Ihr Vater spurlos verschwunden, die Mutter auf unbekannte Zeit verreist. Ein Familiendrama, fragte er sich still. Eigentlich war es ihm immer egal gewesen, was seine Opfer taten oder was sie erlebt hatten, zumindestens sollte es so sein, aber diesmal musste er zugeben, dass ihn der Auftrag faszinierte. Vielleicht war es ja doch gut gewesen, dass sie heute davongekommen war. Vielleicht sollte er eine andere Strategie anwenden ... Am nächsten Tag kam Inuyasha spät vormittags an einem großen Hochhaus an. Sein Vater hatte hier eine Agentur für Auftragskiller gegründet. Sie wurden vermittelt und erhielten dadurch mehr Jobs, als sie im Alleinggang bekommen würden. Viele Leute hatten schon einen Auftrag erteilt, Geschäftsleute, die eine gewisse Konkurrenz loswerden wollten. Männer sowie Frauen, die ihre langersehnte Rache wollten, aber hin und wieder kamen auch Frauen, die ihren reichen Ehemann ins Gras beißen sehen wollten, nur damit sie das ganze Geld erbten. Die Welt war voller egoistischer Menschen, die über Leichen gehen würden und es auch taten. Inuyasha betrat die große Empfangshalle. Sofort stürmte ein kleines schwarzhaariges Mädchen auf ihn zu. „Inuyasha-niichan!“, begrüßte sie ihn. „Sesshoumaru-sama wartet bereits auf dich.“ Gedanklich verzog er das Gesicht genervt. Er wusste genau, warum er ihn erwartete. „Danke für die Information, Rin.“, seufzte er und ging über den spiegelnden Fliesenboden zu den Aufzügen. Rin folgte ihm vergnügt. „Wie lief dein Auftrag gestern?“, wollte sie in ihrer gewohnten fröhlichen Stimmlage wissen und da geschah es. Sie traf Inuyasha Wundenpunkt. Was würden nur seine Kollegen und seine Familie sagen, wenn sie wüssten, dass er versagt hatte? Er biss sich auf seine Unterlippe. Sein Job als Auftragskiller war das Einzige, worin er sich mühsam all die Jahre Respekt verschaffen hatte. Das sollte nicht aufhören, nur weil er einen kleinen Rückschlag erlitten hatte. „Alles lief wie geplant.“, log er lässig und das Piepsen des Aufzuges ertönte. „Du bist einfach der beste Inuyasha-niichan, nicht so wie Jaken.“, freute sich Rin und lächelte. Hinter ihr stand allerdings der kleine grüne Krötendämon, der Sesshoumarus treuer Diener war. „Was soll das heißen?“, fragte er empört. Inuyasha sah nur noch wie sich Rin zu ihm umdrehte und die Beiden in ihre gewohnten Streitereien verfielen. Er schüttelte nur den Kopf, denn er wusste genau, wie es immer ausging. Rin nahm nie ein Blatt vor den Mund, deswegen würde auch Jaken in spätestens fünf minuten in Tränen ausbrechen und sich lauthals über sie beschweren, was aber niemanden weiter kümmerte. Sesshoumarus Büro lag in einem der höherliegenden Stockwerken. Geduldig wartete er bis der Laut erneut erklang und er sich im besagten Stockwerk befand und wieder stürmte eine Person auf ihn zu, diesmal eine erwachsene Frau. „Da sind Sie ja endlich! Der Chef macht mir schon die Hölle heiß, weil ich Sie nicht erreichen konnte!“, sprach sie verzweifelt, aber auch erleichtert. „Sie sollten auf direktem Wege zu ihm gehen.“ „Ich weiß, Frau Watanabe.“, entgegnete Inuyasha und ging den Flur entlang ohne sie weiter zu beachten. Am Ende das Ganges sah er bereits die große Türe auf der Sesshoumarus Name Gold eingraviert war. Er wusste genau, was ihn erwarten würde. Er müsste ihm von seinem Fehlschalg erzählen, er würde ihn wiedereinmal alles unter die Nase reiben, dass er Vaters Stolz war, dass er der Bessere wäre. Aber das würde er sich diesmal nicht gefallen lassen, denn er hatte bereits einen Plan B, ob es Sesshoumaru gefiel oder nicht. „Herein.“, erklang Sesshoumarus stolze Stimme. Inuyasha betrat das Büro. Es war schlicht, aber stilvoll. Ein großer Schreibtisch stand im Raum, dahinter eine Fensterfront, die einem einen Ausblick der Extraklasse gewährte. An einer anderen Wand rechts des Schreibtisches stand ein riesiges Regal, dass mit Büchern, Ordnern und Papieren gefüllt war. „Ah sieh an, mein liebes Brüderchen besucht mich .. endlich.“, Sesshoumaru grinste, doch wenn er lächelte hieß es meistens nichts Gutes. „Was willst du von mir?“, seufzte Inuyasha und nahm an dem kleinen weißen Sofa Platz, dass in einer Ecke des Raumes stand. Ohne zu fragen bediente er sich an den Leckereien, die sich auf einem Glastisch dort in der Nähe befanden. „Wie immer bist du äußerst unfreundlich.“, bemerkte der Ältere. Inuyasha knabberte an dem Keks. „Ich möchte lediglich den Bericht über deinen letzten Auftrag.“, fuhr Sesshoumaru einfach fort, zuckte allerdings merklich wütend mit einem Auge. „Wir wissen ja beide, dass du den Papierteil gerne weglässt, aber es gehört nunmal dazu. Also berichte mir.“ „Da gibt es nichts zu erzählen. Ich habe meine Arbeit profimäßig verrichtet.“, versuchte Inuyasha auszuweichen. Er musste sich Zeit verschaffen. Allerdings kniff Sesshoumaru die Augen zusammen, er kannte die Schwächen seinen jüngeren Bruders nur zu gut. „Hört sich an, als wäre da noch mehr.“ „Naaa jaaa~.“ Inuyasha wich seinem Blick aus und sah verstohlen zur Seite. Sesshoumarus Wut entflammte in nicht mal einer Sekunde auf. Aufgebracht schlug er auf den Tisch. „Sag mir nicht, dass du ihn nicht ausgeführt hast!“, schrie er. „Ich konnte nichts dafür!“, fauchte Inuyasha zurück und stand blitzartig von dem Sofa auf. „Aber reg‘ dich ab .. Ich habe schon einen Plan B.“ „Das hoffe ich für dich, denn dieser Auftrag ist einer der Bestbezahltesten, den wir je hatten. Bring bloß keine Schande über unsere Familie!“ „Tze! Das tu ich in deinen Augen doch sowieso immer, also lass mich nur machen.“, konterte Inuyasha und verschwand aus dem Raum. Er schritt den Flur wieder entlang, auf dem Weg zum Aufzug zurück, dabei grinste er frech. Plan B, dachte er sich, der würde nicht fehlschlagen zudem, war er viel unterhaltsamer ... In der Tat das war er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)