Mirror Mirror von Fenharel (SebastianxCiel) ================================================================================ Kapitel 1: Alone ---------------- In the mirror I stand all alone My lifelong purpose still unknown, In the mirror I ask myself why In the mirror I see myself die, In the mirror I see my life With darkened sorrows that fill my strife, In the mirror I see my pain In the mirror it starts to rain, In the mirror I stand all night Holding on gripping so tight, So in the mirror I count 1,2 And in the mirror I wish for you…, Ein müdes Gähnen entkam dem 16-Jährigen, als er gelangweilt den Geschichtsunterricht verfolgte. Diese Nacht hatte er alles andere als gut geschlafen, dementsprechend müde war er auch in diesem Augenblick. Nun ja es war nicht so, als ob er überhaupt jemals irgendeine Nacht wirklich durchgeschlafen hätte. Albträume verfolgten ihn seid er denken konnte. Schlimm war das Ganze erst mit 12 Jahren geworden. Anfangs waren es nur normale Albträume gewesen. Des Öfteren hatte er von jenen Männern geträumt, jenen Priestern, die immer zu ihm gekommen waren. Damals hatte er sich sehr vor ihnen gefürchtet, inzwischen allerdings fürchtete er sich vor nichts mehr. Nicht einmal vor den anderen Albträumen, welche in der Nacht seines 12. Geburtstages begonnen hatte. In jenen Träumen sah er immerzu ein Feuer. Es war ein großes Anwesen, das in Flammen stand und so wirkte als würde sämtliches Feuer der Hölle nach ihm greifen. So als würden die lodernden Arme des Teufels es persönlich in die Verdammnis ziehen wollen. Ciel wusste, dass dieser Vergleich Unsinn war und doch war ihm manchmal so als würde er in diesen Träumen eine schwarze Gestalt wahrnehmen können. Sie wirkte schemenhaft, beinahe so wie ein Schatten, der keine feste Form zu haben schien. Das Einzige, das aus der Schwärze heraus loderte, war ein rotes Augenpaar. „Mr. Phantomhive, ich bitte um Konzentration!“ Die Stimme seines Lehrers riss ihn augenblicklich aus seinen düsteren Gedanken, ließen ihn leise und unwillig Brummen. Er hasste diesen alten Mann wünschte ihm schon seid er ihm das erste Mal begegnet war die Pest an den Hals. Ein Wunsch, der offenbar noch nicht in Erfüllung gegangen war. Ein leises Seufzen entkam ihm, als er das Gesicht auf seine Handflächen stützte und die Uhr beinahe flehend betrachtete. Noch 3 Stunden, dann würde er erlöst sein und nach Hause gehen können. Vielleicht fand er wenigstens heute Nachmittag noch ein wenig Schlaf. Seine Augen öffneten sich langsam und er betrachtete einen Moment lang ein wenig verwirrt das grüne Blätterdach über sich. Er konnte das Rauschen der Blätter hören, als der Wind zu wehen begann, konnte das Gras an seiner Haut fühlen, als es sich neben ihm bewegte. Schon wieder hatte er einen dieser Träume gehabt, die ihm keine Ruhe lassen wollten. Dieses Mal hatte er einen gesichtslosen Mann gesehen, in seinen Armen ein lebloser Körper, der offenbar einem Kind gehörte. Diesen Traum hatte er zum ersten Mal, zumindest konnte er sich nicht daran erinnern etwas Derartiges schon einmal geträumt zu haben. In diesem Traum schien er aus der Ferne zu beobachten, wie der Mann den Körper des anderen in der Erde vergrub. Ihn genau dort vergrub wo Ciel gerade lag. An den Wurzeln jenes Baumes. Allerdings konnte er das Ganze nur aus der Ferne beobachten, selbst als er versucht hatte Näher zu treten war ihm dies irgendwie nicht gelungen.Es wirkte wie eine Blockade, die ihn von etwas fernhalten wollte. In seinem anderen Traum jedoch beobachtete er alles aus seiner Sichtweise. Beobachtete, wie das Feuer langsam das Haus verschlang. Seit Neustem hörte er einen lauten Schrei, einen Schrei der sein eigener war. Jedes Mal wenn er dann an sich heruntersah, bemerkte er, wie sich seine Kleidung rot verfärbte. Bemerkte wie der Schmerz, den er fühlte, ihn beinahe um den Verstand brachte.Und dann war es vorbei, ganz plötzlich sackte er in sich zusammen, nahm aus der Ferne war, wie jemand seinen Namen schrie, bevor er nur noch schwärze wahrnehmen konnte. Jedes Mal erwachte er schreiend und schweißgebadet aus diesem Traum und er fühlte noch immer die Angst, die ihn heimgesucht hatte. Oftmals hatte er dann nicht weiter schlafen können, war wach in seinem Bett gelegen und hatte den Spiegel angesehen.Beinahe so als hoffe er das sich etwas daraus erhob und ihn endlich erlöste. Aber die Albträume hörten nicht auf, es gab niemanden der ihn erlöste. Erst jetzt begann er sich wieder zu erinnern. Ciel war von der Schule nach Hause gekommen, hatte seine Hausaufgaben erledigt und sich anschließend gleich auf den Weg auf diese Wiese gemacht. Jene Wiese, auf der ein großer Baum stand. Ein Baum, der laut seiner Erinnerung schon immer dort gestanden hatte. Wie oft hatte er sich damals hierhin zurückgezogen, hatte sich unter die schützenden Äste des Baumes gelegt. Es war merkwürdig, aber dieser Ort hatte ihm schon immer ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. Fast so als wollte der Baum ihn sogar beruhigen. Bei dieser Vorstellung musste er leise Lachen, selbst in seinen Ohren hörte sich diese Vorstellung ziemlich bizarr an. Schließlich war es nur ein Baum wie jeder andere auch. Zumindest sollte er dies sein oder etwa nicht? Noch etwas müde setzte er sich auf, lehnte sich entspannt gegen den Baumstamm. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, das er lediglich zwei Stunden geschlafen. Allzu lange war er also noch nicht hier, zu seinem Glück vermutlich. Seine Eltern sahen es gar nicht gerne, wenn er zulange, außerhalb des Geländes blieb. Vielleicht fürchteten sie das Getratsche anderer. Ciel war ohnehin von Anfang an kein unbeschriebenes Blatt gewesen, war schon immer Opfer sämtlicher Zeitungen und Gespräche gewesen. In hohen Kreisen redete man gerne über andere. Ein Junge, der ein Pentagramm in seinem rechten Auge hatte, war daher ein beliebtes Gesprächsthema. Das Schlimme daran war, dass er es ihnen nicht einmal wirklich verübeln konnte. Gestört hatte sich der 16-Jährige allerdings noch nie daran. Genau genommen war es ihm ziemlich egal das die Leute sich über ihn unterhielten, sollten sie doch spekulieren und ihn für das Kind des Teufels halten.Das Ganze sollte ihm nur recht sein. Solange die Leute ihn fürchteten, würde er keine Lady heiraten müssen, denn wer verheiratete ihr Kind schon freiwillig mit jemandem wie ihm? Niemand. Aus diesem Grund kam ihm jenes Gerede ganz recht, denn solange sie ihn mieden hatte er seine Ruhe. Es war nicht so das er keine Mädchen mochte, sie waren ihm lediglich fremd und er konnte sich nicht vorstellen, mit einem verheiratet zu sein.Für ihn waren sie alle eingebildete Ziegen und er war sich ziemlich sicher das er niemals heiraten würde. Welche Frau würde ihn auch heiraten wollen? Nachdenklich spielte Ciel mit dem Löffel in seiner Teetasse, schien die Erzählungen von seinen Eltern gar nicht erst wahrzunehmen. Er schien ganz in Gedanken versunken zu sein, als seine Mutter ihn sanft am Handgelenk berührte. „Du wirkst heute noch blasser als sonst mein Sohn, stimmt etwas nicht?“ fragte sie ihn mit besorgtem Blick, holte ihren Sohn somit aus seinen Gedanken. „Mach dir keine Sorgen um mich, der Unterricht heute war anstrengend deshalb bin ich ein wenig müde. Ich werde gleich schlafen gehen.“ antwortete der 16-Jährige mit einem sanften Lächeln. Ein Lächeln, das nur aufgesetzt war. Früh hatte er es einstudiert, um seiner Mutter die Sorgen zu nehmen. Denn das Letzte, das er hatte tun wollen war ihr Sorgen zu bereiten. Er achtete seine Mutter und hatte großen Respekt vor ihr. Obwohl sie so zerbrechlich aussah, war sie eine unglaublich starke Frau. Damals war es nicht seine Mutter gewesen, welche diese Priester gerufen hatte, sondern sein Vater. Doch obwohl sie so stark war, so fürchtete sie ihren eigenen Sohn auch zugleich. Und diese Tatsache schmerzte ihn. Ciel ließ ihr gar nicht mehr die Zeit zu Antworten, als er mit einem Lächeln aufstand und ihr einen sanften Kuss auf die Wange gab. „Gute Nacht.“ verabschiedete er sich schließlich sowohl von seiner Mutter als auch von seinem Vater, als er den Speisesaal verließ, geradezu auf sein Zimmer zusteuerte. Die Absicht zu schlafen hatte er allerdings keineswegs. Was er in Wirklichkeit vorhatte, wusste keiner und es durfte auch niemand wissen. Er wusste, wenn seine Eltern davon erfuhren, dann würden sie ihn vermutlich zwangseinweisen lassen, wenn nicht sogar schlimmer. Was er am heutigen Abend vorhatte, ging tief in die Schwarze Magie. Schon früher hatte er kleinere Rituale veranstaltet, hatte es nahezu herausgefordert, dass er etwas heraufbeschwor. Als Kind allerdings hatte er sich nur an Kleinigkeiten versuchen können, hatte nur das Vollbringen können, was er aufgeschnappt hatte. Nun aber konnte er sich an die richtigen Rituale wagen. An richtige Beschwörungen, anders als das Spiel „Bloody Marry“ oder solcherlei Dinge, wie das Vater unser rückwärts auf zu sagen. Wie oft hatte er als Kind vor dem Spiegel gestanden und jene Worte aufgesagt und nichts war geschehen? Irgendwann hatte er es aufgegeben, hatte damit begonnen, Bücher über Dämonen und Schwarze Magie zu lesen.Bücher in denen richtige und dunkel Rituale bis ins kleinste Detail beschrieben waren. Seit zwei Jahren versuchte er sich nun an ihnen, fragte sich, ob er irgendetwas falsch machte, denn bisher war noch nichts erschienen. In seinem Kopf wiederholte er noch einmal die Beschwörungsformel und den Ablauf den er für die heutige Nacht geplant, immer und immer wieder führte er sich diese vor Augen. Dieses Mal würde er etwas herauf beschwören, es musste ihm einfach gelingen.Denn langsam hielt er es nicht mehr aus. Er wollte ihm endlich entkommen, jenem Alltag, der ihm so zusetzte.Dieses Mal würde er alles richtig machen. Wollte jenen Träumen entkommen, die ihn Nacht für Nacht heimsuchten. Vor allem aber wollte er Antworten. Er wollte wissen, weshalb er diese Dinge träumte, wollte wissen, wer er wirklich war, ob er wirklich der Sohn des Teufels war. Und heute Nacht würde er endlich die Antwort bekommen, dessen war er sich sicher. Als Kind hatte er sie noch gar nicht verstehen können, jene lateinischen oder griechischen Worte. Aber jetzt konnte er sie verstehen, konnte die Rituale machen, die tief in die schwarze Magie hinein gingen. Ja, er sehnte sich danach, dass etwas passierte, aber es geschah nichts. Jedes Mal wenn ein Versuch missglückt war, fluchte er leise. Er verstand es nicht. Sollten jene Wesen nicht eigentlich von alleine zu ihm kommen? Wenn er wirklich der leibhaftige Sohn des Teufels war, sollten sie ihm dann nicht zu Diensten sein? Ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen? Warum zum Teufel waren sie dann nicht längst hier? Reagierten auf sein Rufen? Wollten sie ihn etwa nicht? Konnten sie ihn nicht als ihren Herren akzeptieren? Oder bedeutete jenes Zeichen nur, dass der Teufel ihn irgendwann holen würde? Tag für Tag stellte er sich diese Fragen, versuchte ein Ritual nach dem anderen. Aber er fand niemals eine Antwort, bekam auch nicht die, die er sich so sehr erhoffte. Heute jedoch würde sich das Blatt wenden. Heute Nacht würde er endlich einen Dämon heraufbeschwören. Und dieser Dämon würde ihm all die Antworten geben, nachdem er verlangte. Was und wen er allerdings heraufbeschwören würde, konnte er in diesem Augenblick noch nicht ahnen. In diesem Augenblick bemerkte er gar nicht die roten Augen, die ihn aus dem Spiegel heraus anblickten und sich langsam violett färbten. Einen Herzschlag später allerdings waren sie wieder verschwunden, hinterließen nur völlige Schwärze welche die Dunkelheit von Ciels Zimmer widerspiegelte. Gedicht: In the mirror I stand von Jacob Hill Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)