Delilah – Die Liebe einer Wölfin von Darklover ================================================================================ Kapitel 34: 34. Kapitel ----------------------- Obwohl ihre Finger immer noch heftig zitterten, flogen sie geradezu über das Papier, während Delilah sich alle Mühe gab, das Geschehen bis ins kleinste Detail genau niederzuschreiben. Dabei achtete sie weder auf ihre miese Rechtschreibung, noch auf deutliche Lesbarkeit. Sie wollte es einfach nur schnell hinter sich haben, damit Elija sie endlich in Ruhe ließ. Zwar gab er ihr nicht mehr unbedingt die alleinige Schuld an dem Geschehen, doch solange er nicht wusste, was genau vorgefallen war, würde er sie weiter bedrängen, um die Wahrheit zu erfahren und da sie es ihm nicht haarklein erzählen konnte, schrieb sie es auf den Notizblock, den er ihr schließlich in die Hand gedrückt hatte, während Dean und Young James nach oben brachten. Kurz sah sie von ihrer krakeligen Schrift auf, als der Vampirarzt wieder die Küche betrat und sich die Hände im Waschbecken wusch. Er wirkte müde und mehr als erschöpft. Zudem war er beinahe so blass, wie James es gewesen war, bevor Dean ihm sein Blut gegeben hatte. Young schenkte ihr keinerlei Beachtung, sondern ging zu dem alten Werwolf hinüber, um leise mit ihm zu sprechen, so dass selbst ihr feines Gehör nicht den Inhalt entschlüsseln konnte. Außerdem hatte sie Wichtigeres zu tun, wie ein finsterer Blick von Elija ihr noch einmal deutlich eintrichterte. Delilah konzentrierte sich wieder auf den Block und schrieb weiter die Geschehnisse auf, die immer noch dafür sorgten, dass ihr ganzer Körper mit Adrenalin vollgepumpt war. Sie ließ dabei keine Eindrücke oder noch so unwichtige Kleinigkeit aus, allerdings würde sie niemals das widergeben, was Nadine zu James gesagt bzw. was dieses Miststück ihm an den Kopf geworfen hatte, um ihn noch mehr zu verletzen. Das ging weder seinen Vater etwas an, noch sonst jemanden der nicht dabei gewesen war. Delilah hatte daher kein schlechtes Gewissen, es ganz wegzulassen. Denn darauf kam es ohnehin nicht an. Kurz vor Abschluss ihres Berichts wurden die Eindrücke wieder so intensiv, dass Delilah für einen Moment lang den Stift ablegen und sich übers Gesicht wischen musste, um sich davon nicht mitreißen zu lassen. Als sie dieses Mal zu den Männern hinüber blickte, musste sie ein paar Mal blinzeln, um sicher zu gehen, dass ihr Verstand sie nicht endgültig verließ. Obwohl es so viel einfacher wäre, einfach völlig abzuschalten. Young saß neben Elija an dem immer noch blutverschmierten Tisch, die Finger um den Arm des Werwolfs geschlungen und die Lippen direkt in dessen Armbeuge gepresst. Seine Augen waren dabei geschlossen. Die Art, wie sich seine Wangen immer wieder nach innen zogen und sein Kehlkopf auf und ab sprang, war mehr als Beweis genug dafür, dass der Arzt gerade von Elijas Blut trank. Der Werwolf selbst starrte regungslos die Flecken auf den Tisch an und ließ den Vampir in aller Ruhe gewähren. Delilah hatte so etwas noch nie gesehen und das Bild verstörte sie regelrecht. Bevor endgültig die Nerven mit ihr durchgingen, da sie das Gefühl hatte, bei etwas zuzusehen, das absolut nicht für ihre Augen bestimmt war, schrieb sie hastig weiter und stand schließlich äußerst vorsichtig auf. Nicht nur, weil ihre Fußsohlen schon bei der geringsten Belastung heftig schmerzten, sondern auch, um nicht direkt in dieses seltsame Geschehen hineingezogen zu werden, das dort am Tisch stattfand. Dennoch richtete sich Elijas Blick bei der kleinsten Bewegung auf sie, so dass Delilah demonstrativ den Notizblock hob und ihn langsam auf den Couchtisch gleiten ließ, ehe sie beinahe lautlos den Raum verließ, um sich nützlich zu machen. Dean war bestimmt immer noch damit beschäftigt, seinen Bruder so gut es ging zu säubern und ihm etwas anzuziehen, weshalb sie die beiden nicht stören wollte. Also holte sie Schaufel und Besen aus der kleinen Kammer unter der Treppe und fegte die Scherben der zerschmetterten Tür zusammen, die immer noch halb in ihren Angeln hing, aber definitiv nicht mehr zu retten war. Sie würden eine neue brauchen. Von draußen trug ihr der Wind den Geruch von James' Blut in die Nase, woraufhin ihr auf der Stelle schlecht wurde. Nicht, dass sie kein Blut sehen konnte, das war für sie absolut kein Problem, wie der heutige Tag deutlich gezeigt hatte. Doch sobald sie ihren Blick nach draußen auf die Veranda warf, überkam sie wieder die grauenvolle Vorstellung, wie er dort gelegen und nicht mehr geatmet hatte. Beinahe ließ sie die volle Kehrschaufel fallen und schaffte es nur mit starker Willensanstrengung, die Scherben in den Mülleimer zu werfen, ehe Delilah sich dazu zwang, auch noch Eimer und Putzlappen zur Hand zu nehmen und nach draußen zu gehen. Minutenlang starrte sie nur das inzwischen getrocknete Blut an, ehe sie sich davor hinkniete und sich an die Arbeit machte. Zunächst mechanisch und dann immer wilder, schruppte sie über die Holzdielen, tauchte die Bürste wieder ins Wasser und schruppte weiter. Schruppen war gut. Schruppen machte alles sauber und ließ die Beweise vergangener Geschehnisse verschwinden. Außerdem machte es ihren Kopf frei und verdrängte die schrecklichen Bilder, die sich ihr aufdrängen wollten, also schruppte sie unablässig weiter. Schrupp, schrupp, eintauchen… Schrupp, schrupp, eintauchen… Ihre Welt schien sich nur noch darum zu drehen. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Delilah fuhr mit einem wilden Knurren herum, warf den Eimer um und rutschte mit ihrem Po über den nassen Boden, bis das Geländer in ihrem Rücken sie aufhielt. Ihr Herz dröhnte wie ein Presslufthammer, der sich direkt durch ihren Brustkorb bohren wollte und ihre Hand umklammerte die Bürste so fest, dass sich die harten Borsten in ihre Handfläche gruben. Erst jetzt erkannte sie Young, der sie besorgt ansah. Beinahe erwartete sie Blut an seinen Lippen zu sehen, doch da war nichts und auch seine Zähne waren wieder normal und wie immer strahlend weiß, als er mit ihr sprach. Allerdings drangen seine Worte erst nach und nach zu ihr durch. "Dean ist jetzt fertig. Wenn du willst, kannst du zu James. Im Augenblick schläft er . Aber es dürfte ihm bald wieder besser gehen. Inzwischen ist er über dem Berg." Das waren doch gute Neuigkeiten, oder nicht? Wieso wollte sich dann ihr Herz so ganz und gar nicht wieder beruhigen? "K…Kein Vampir…wer…wolf?" Gott, sie hasste es, ihre Stimme nicht richtig gebrauchen zu können. Young musste sie für völlig durchgeknallt halten! Tatsächlich sah er sie für einen Moment verwirrt an, bis ihm ein Licht aufging. Er begann sogar zu lächeln. "Nein, keine Sorge. James wird sich nicht in einen Vampirwerwolf verwandeln. Wir sind nämlich nicht ansteckend, weißt du? Selbst wenn wir es darauf anlegen würden und das tue ich ganz bestimmt nicht. Mein Blut hilft ihm lediglich bei der Heilung. Mehr nicht." Mit diesen Worten streckte Young ihr seine Hand entgegen und half ihr beim Aufstehen. Tadelnd schaute er auf ihre durchnässten Verbände an den Füßen, sagte jedoch nichts dazu, sondern führte sie zurück ins Haus, um sie zur Couch zu geleiten, damit sie sich darauf niederließ. In genau diesem Augenblick schienen sie auf einmal alle Kräfte zu verlassen und sie sank tief in die dicken Kissen. Nur am Rande nahm sie wahr, wie der Vampir ihr die nassen Verbände abnahm, um ihre Füße noch einmal frisch zu verbinden. Er sah inzwischen wieder vollkommen fit aus. Elija telefonierte im Hintergrund, dabei den Notizblock in der Hand, während er aufgebracht hin und her rannte. Dennoch war seine Stimme ruhig. Zu ruhig, als dass man diesem Frieden trauen konnte. Delilah schloss erschöpft die Augen. "Weiß jemand, wo sie ist?" Stille und dann: "Darüber habt ihr nicht zu entscheiden!" Der alte Werwolf stromerte noch aufgebrachter von einem Ende zum anderen durch die Küche. Wenn er so weiter machte, würde er bald eine Furche durch den Boden ziehen, so sehr stampften seine schweren Schritte dabei auf. Delilah zuckte bei jedem Geräusch zusammen und sank noch tiefer in die Kissen der Couch, bis diese sie beinahe verschluckten. Plötzlich hielt Elija inne; sein Tonfall nur noch mit Mühe beherrscht: "Ich kenne die Regeln." Seine Kiefer knirschten aufeinander, während das Handy an seinem Ohr einem immer größer werdenden Druck standhalten musste. Delilah riskierte einen Blick über ihre Schulter und konnte die gleiche Geste erkennen, die sie auch schon so oft bei seinen Söhnen gesehen hatte. Elija rieb sich angespannt über seinen Nacken und zeigte dadurch noch deutlicher das Verwandtschaftsverhältnis zu den Zwillingen. Seine Augen richteten sich auf sie. Delilah hielt den Atem an, unfähig seinem Blick auszuweichen, oder sich zu bewegen. "Die Regeln besagen auch, dass schützenswerte Mitglieder anderer Rudel nicht angegriffen werden dürfen." Sie hatte das Gefühl, er würde direkt zu ihr sprechen, auch wenn er immer noch mit der unbekannten Person am anderen Ende der Leitung sprach. "Nadine wollte ein schwangeres Mitglied meines Rudels töten." Delilah begann unter seinem Blick zuerst zu zittern und dann zu beben. Doch nicht aus Furcht. Ganz im Gegenteil. Elija hatte sie soeben offiziell als Mitglied seiner Familie – seines Rudels anerkannt… Er wandte sich ruckartig von ihr ab, so dass sie nur noch seinen Rücken fassungslos anstarren konnte. Die menschliche Hälfte mochte das volle Ausmaß dieser Worte nicht ganz erfassen können, doch ihre Wölfin tat es umso mehr. Am liebsten hätte sie sich vor Elijas Füßen geworfen, sich mit dem Bauch nach oben präsentiert und voller Freude gefiept und gewinselt. Zum Glück war sie gerade nicht die Wölfin. "Ja, ich möchte dabei sein." Dieses Mal war die Ruhe in seiner Stimme echt, auch wenn es irgendwie resigniert klang. "Ich bin in zwanzig Minuten da." Elija legte auf und ging. Weder drehte er sich noch einmal zu ihr um, noch hatte er irgendwelche Worte für sie. Das Geräusch eines sich entfernenden Autos war alles, was sie am Ende von ihm zu hören bekam. "Du solltest dich waschen und dir ein paar trockene Sachen anziehen." Ihr Blick richtete sich nach vorne. Delilah hatte den Vampir inzwischen vollkommen vergessen. Kurz wollte sie zu einer Antwort ansetzen, doch dann besann sie sich wieder auf seine Empfehlung, was ihre Kehle anging. Weshalb sie am Ende nur ergeben nickte und mit Youngs Hilfe die Treppe hoch und in ihr Zimmer ging, um seinen Worten nachzukommen. Danach konnte sie endlich zu James. Auch wenn sie sich irgendwie davor fürchtete. Obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum. Dean saß zusammengesunken auf einem Schreibtischsessel direkt neben James' Bett. Er hielt die Hand seines Bruders mit beiden Händen fest umklammert, während er sich diese an die Wange presste. Dabei fiel ihm das Haar so tief ins Gesicht, dass sie seine Augen nicht erkennen konnte, aber sehr wohl den angespannten Zug um seinen Mund. Er wirkte müde und abgekämpft, was ihn irgendwie um einige Jahre älter aussehen ließ. Nachdem Delilah leise angeklopft und Dean ihr die Erlaubnis gegeben hatte, herein zu kommen, hatte sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Ranch James' Reich betreten. Flüchtig waren Eindrücke auf sie eingestürmt, Poster an den Wänden, Regale voll mit DVDs, ein Gummibaum. Doch sobald James' intensiver Geruch, der hier überall im Raum hing, ihre Geruchsrezeptoren erreichte, richtete sich ihr Blick nur noch auf ihn und seinen Bruder. Alles andere wurde einfach ausgeblendet. Zögernd blieb sie am Fußende des großen Bettes stehen. Wusste nicht was sie hier mit sich anfangen sollte, nachdem sie in diese intime Vertrautheit zwischen den Brüdern eingedrungen war. Mehr denn je hatte sie das Gefühl, dass die beiden zusammen gehörten und durch nichts getrennt werden durften. Nicht so, wie sie es in den letzten Wochen getan hatte. Denn das Ergebnis davon lag nun schwer verletzt vor ihr in diesem Bett. Sie fühlte sich regelrecht als Störenfried, obwohl sie gerne bei beiden Brüdern sein wollte. "Es war Nadine, oder?" Dean schaute sie nicht an, stattdessen hob er den Blick und betrachtete eingehend das schlafende Gesicht seines Zwillings, der inzwischen auch ohne die Sauerstoffmaske auskam, aber immer noch an einer Infusion hing. Vermutlich war es irgendein Schmerzmittel. Da es nicht reichte, einfach nur zu nicken, schluckte Delilah noch einmal und entrang sich ein raues "Ja". Gequält schloss Dean die Augen, während seine Brauen sich immer mehr zusammen zogen, als würden die größeren Enden versuchen, sich zu berühren. Ein Hauch von Wut wehte zu ihr herüber und vergrößerte ihre Anspannung noch mehr. Sie bekam Angst, dass er sie gar nicht hier haben wollte. "Das ist alles meine Schuld!", brach es plötzlich aus ihm heraus. "Ich habe nicht auf ihn aufgepasst." Sanft strichen Deans Finger durch die wirren Haare seines Bruders. "Ich hätte für ihn da sein müssen. Ich hätte ihn irgendwie von diesem Drecksstück fernhalten müssen! Aber ich war nicht für ihn da, als er mich am Meisten gebraucht hätte. Ich…" "Dean…" Vorsichtig näherte sie sich ihm, ehe sie das tätowierte 'D' in seinem Nacken berührte und ihn sanft streichelte. Sie konnte spüren, wie sein Körper unter ihren Fingern zitterte. Wenn hier wirklich jemand die Schuld an all dem trug, dann war sie das. "Es tut … mir leid…", hauchte sie leise und atmete zugleich erleichtert auf, als Dean sich an ihren Bauch lehnte und einen Arm um ihre Taille schlang. Er sagte nichts auf ihre Worte hin, aber er ließ es zu, dass sie ihm beruhigend durchs Haar strich und ihn festhielt, während er sich hauptsächlich auf seinen Bruder konzentrierte. Auch Delilah blickte James unverwandt an. Die dünne Decke reichte ihm nur bis zum Bauchnabel, da es sonst viel zu warm für ihn gewesen wäre. Sein Brustkorb lag frei, aber nicht nur die Verbände, die seine Schulter stabilisieren sollten, bedeckten seine nackte Haut, sondern auch viele kleine Kratzer und Blutergüsse. Aber der größte von allen zeichnete sich auf seinem linken Rippenbogen ab, den er nicht Nadine sondern ihr selbst zu verdanken hatte. Young hatte Delilah erklärt, dass sie James beim Reanimieren die ein oder andere Rippe gebrochen haben musste. Was auf jeden Fall vertretbar war, wenn man bedachte, dass sie ihn dadurch am Leben gehalten hatte. Außerdem würde es von ganz alleine heilen. Dennoch fühlte sie sich trotz dieser Erklärung kein bisschen besser. Dean zog sie enger an sich heran und drückte mit einem Mal sein Gesicht gegen ihren Bauch. Sein Körper begann noch mehr zu zittern und sein Atem fühlte sich heiß auf ihrer Haut an. So hatte er noch nie reagiert. Instinktiv drückte Delilah ihn enger an sich, während ihre andere Hand durch sein Haar fuhr und ihn immer wieder streichelte. Sie hatte keine Worte des Trosts für ihn, konnte sie sich doch nicht einmal selbst beruhigen, denn der Anblick ihres hilflosen Mannes trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Wäre da nicht James, der scheinbar friedlich neben ihnen schlief, sie hätte nicht gewusst, woran sie sich sonst hätte halten sollen. In den letzten Stunden war so viel passiert; hatte so viel auf dem Spiel gestanden. Alles in ihr drin schien vollkommen durcheinander zu sein und doch war da diese dumpfe Leere. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. "Ich… Ich hätte ihn beinahe verloren…" Deans Atem schlug noch heißer gegen ihren Bauch, dort wo sie wieder deutlich das Prickeln wahrnehmen konnte. "…meinen kleinen Bruder…" "Ich weiß…" Ihre Unterlippe begann zu beben und ihr Hals schmerzte entsetzlich, als sich ihre Kehle erneut zuzuschnüren begann. Delilah wischte sich mit dem Handrücken über die plötzlich nassen Wangen. Doch es brachte wenig. Auch sie hätte James beinahe verloren und das direkt unter ihren Händen. Dieses grauenvolle Gefühl war einfach nicht zu beschreiben. Oh Gott, James… Delilah streckte ihre Hand nach ihm aus und strich mit ihren kalten Fingern über seine warme Wange, während sie mit ihrem anderen Arm Dean fest an sich gepresst hielt. Wieso hatte sie sich überhaupt in das Leben der beiden Brüder einmischen müssen? Ein piepsendes Geräusch auf James' Schreibtisch ließ sie beide heftig zusammenzucken. Delilah sah Dean fragend an, der aber nur kurz ihren Blick erwiderte, ehe er die Hand seines Bruders zögernd los ließ und aufstand, um zum Schreibtisch hinüber zu gehen. Es war James' Handy gewesen, das dieses Geräusch verursacht hatte und auf dem Dean ein paar Tasten drückte, ehe er sich auf den Bildschirm zu konzentrieren begann. Man konnte direkt zusehen, wie sich der betroffene, erschöpfte Ausdruck auf seinem Gesicht innerhalb eines Herzschlags in heiße Wut verwandelte. "Nadine hat ihm eine SMS geschrieben." Mehr sagte Dean nicht dazu, stattdessen hielt er ihr das Handy entgegen, so dass sie selbst die Nachricht lesen konnte. Wir sind noch nicht fertig miteinander!!! ;[ Delilahs Herz setzte einen Schlag aus und begann dann zu rasen. Auch ihre eigene Wölfin bleckte mit einem Mal aggressiv die Zähne, obwohl sie keinerlei Chancen gegen Nadine hätte. Aber inzwischen war sie nicht mehr alleine. Dean würde seinen Bruder beschützen und Elija war bestimmt gerade auf dem Weg, um dafür zu sorgen, dass dieses Drecksstück nie wieder Hand an seinen Sohn legen konnte. Wie viel konnten diese Worte also bedeuten? Ein wütendes Knurren, das nicht aus der Kehle ihrer Wölfin kam, erfüllte plötzlich den Raum und ließ Delilah einen Schritt vor Dean zurückweichen, der das Handy in seiner Hand inzwischen so wütend anstarrte, als wollte er es durch bloßen Blickkontakt zum Explodieren bringen. "D-Dean?" Statt einer Antwort schleuderte Dean das kleine Elektrogerät gegen die nächste Wand, wo es ohne Widerstand zerschellte und in viele kleine Teile auf den Gummibaum rieselte. Nun war sie wirklich beunruhigt! "Dean?!" Delilah wagte nicht, sich ihm zu nähern, so aufgebracht wie er plötzlich war. Vor Zorn atmete er heftig ein und aus, während er am ganzen Leib zitterte und seine geballten Fäuste drohten, jeden Moment auf irgendetwas einzuschlagen. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. "Ich werde sie umbringen." Seine Stimme war nur noch mühsam beherrschter Zorn, während er aufgebracht durch den Raum tigerte. "Sollte sie mir je noch einmal unter die Augen treten, werde ich sie restlos ausweiden, das schwöre ich!" Daran hatte Delilah keinen Zweifel. Auch dann nicht, als Dean im nächsten Moment zu schwanken begann und sich an James' Kleiderschrank abstützen musste, um nicht umzukippen. Dieses Mal war sie sofort bei ihm, um ihn zu stützen. Er sah noch blasser aus als zuvor. Kein Wunder. Er hatte James von seinem eigenen Blut gegeben, wie stark er auch war, es hatte ihn mit Sicherheit geschwächt. Laut Young sollte er sich eigentlich nicht so viel bewegen, sondern sich viel mehr ausruhen. "Dean… Bitte… Setz dich … wieder…" Mit aller Kraft drängte sie Dean zur Bettkante und zwang ihn dazu, sich neben seinem Bruder niederzulassen. Es wäre ihr zwar bei weitem lieber gewesen, wenn er sich in sein eigenes Bett legen und eine Weile schlafen würde, doch das konnte er vermutlich genauso wenig wie sie selbst. Der Schock saß ihnen beiden noch zu tief in den Knochen. Außerdem wollte keiner von ihnen James alleine lassen. Also blieben sie. Deans Wut verrauchte zwar nicht endgültig, doch nach einer Weile begann er sich wieder voll und ganz auf seinen Bruder zu konzentrieren, in dem er sich neben ihn ausstreckte und ihm leise Worte ins Ohr flüsterte, während seine Finger unablässig durch James' Haar strichen. Zumindest das schien ihn wieder halbwegs zu beruhigen und wenn sie es sich nicht völlig einbildete, schien auch James' Atmung dadurch noch eine Spur entspannter zu werden. Delilah wollte diesen zerbrechlichen Moment geschwisterlicher Zuneigung nicht stören, weshalb sie lautlos zu dem Stuhl hinüber humpelte und sich schwer darauf niederließ. Sie wagte noch nicht einmal, James' Hand zu nehmen. Denn dieser Moment gehörte ganz alleine den beiden Brüdern, während sie sich mit der Frage beschäftigte, was Dean wohl noch alles im Handy seines Bruders gefunden hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)