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An Ghealach Docher

Du kannst ihm nicht entkommen!
von

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Kapitel 15

oder doch ein Heim?

nó ag baile?

 

Ich hörte wie die anderen beiden sich an einander drückten und weinten. Am liebsten hätte ich auch geweint, doch ich fühlte mich ausgetrocknet und ausgelaugt, als hätte ich zwei Tage lang ohne Pause und ohne Schlaf gearbeitet.

 

„Hach, nun hört auf zu heulen ihr … .“

 

„Danke Kayla, ich weiß dass ich viel von dir verlangt habe, aber es war nötig, die Bestellung musste fertig werden“, unterbrach eine liebliche blonde Frau diese Furie.

 

„Catriona“, fauchte die böse Frau, „hier sind die neuen Mädchen. Zeige ihnen alles und nimm sie hart ran, sie haben die schlechte Angewohnheit Wiederworte zu geben“, sagte sie und blickte dabei in meine Richtung.

Trotz dass die liebliche Catriona angefaucht wurde, lächelte sie sanft und sagte: „Aber so trotzig sehen sie gar nicht aus Kayla. Ich werde mich schon angemessen um sie kümmern, mach dir keine Gedanken!“

„Tu was du willst, solange sie nicht denken sie wären Prinzessinnen auf diesem Schloss und ihre Arbeit verrichten“, brummte sie, drehte sich auf dem Absatz um und knallte mit einem lauten Rumps die Tür zu, was uns zusammenzucken ließ.

 

„Beruhigt euch Mädchen, so schlimm ist sie nicht. Sie knurrt mehr als das sie beißt. Nennt mir eure Namen“, forderte sie uns aufmunternd auf.

 

„Deirdre“, sagte die große Blonde, mit grünen Augen und den Sommersprossen auf der Nase. „Ich … ich bin … Mackenzie“, schluchzte die Kleinere, mit dem blassen Gesicht, den grauen Augen und dem schmutzigbraunen Haar.

 

„Sophie“, sagte ich und hoffte das meine Stimme fest genug klang. Catriona nickte mir zu und blickte mich für einen Augenblick merkwürdig an. Doch dann schüttelte sie den Gedanken ab, den sie bei dem Klang meines Namens zu haben schien.

 

„Deirdre, Mackenzie und Sophie“, wiederholte sie und zeigte beim Aufzählen unserer Namen auf jeden von uns. „Verzeiht mir wenn ich sie mir nicht sofort merke, wir haben hier so viele Mädchen und ich merke mir Namen nicht so gut. Ich kann verstehen, dass ihr verängstigt seid und große Furcht vor diesem Ort habt, doch seid versichert dass ihr es gut bei uns haben werdet. Hier seid ihr sicher, hier wird euch nichts geschehen“, versuchte sie uns zu beruhigen.

 

„Sicher? Wie können wir sicher sein wenn ihr diese Monster hier versteckt. Ich habe sie gehört, sie müssen riesig sein. Ich habe sie knurren gehört, bestimmt können sie einen Menschen in einem Stück verschlingen“, schrie Mackenzie panisch aus.

 

„Oder sie haben einen Pakt mit dem Teufel“, begann nun Deirdre zu jammern, „wohin sonst sollen die Dämonen nun verschwunden sein.“

 

„Mädchen, nein, wir verstecken hier keine Monster und beschwören auch keine Dämonen. Ich weiß das es schwer für euch ist und alles merkwürdig erscheinen mag, mir selbst ging es vor Jahren nicht anders, aber schon bald werdet ihr merken das alles einen Sinn ergibt und euch wird es hier an nichts fehlen. So, ich nehme an das ihr übermüdet seid, schlaft erst Mal eine Runde, ich werde euch später die Stadt zeigen. Packt eure Sachen aus und fühlt euch wie zu Hause. Ich werde euch später wecken, sonst schlaft ihr den ganzen Tag und könnt in der Nacht nicht mehr schlafen“, sagte Catriona und ließ uns allein.

 

Zunächst standen wir drei nur verwirrt da und wussten nicht so recht was wir tun sollten. Wir alle hatten vor der Ankunft ein hartes Leben aber es war das einzige was wir kannten und plötzlich wurde man herausgerissen und an einen merkwürdigen Ort gebracht, mit schrecklichen Kreaturen mit denen man fortan zusammenleben sollte. Und als wäre es nicht schon skurril genug, wollte diese nette Frau uns hier herum führen als wäre es das normalste der Welt.

 

Es schwirrte in meinem Kopf, mir wurde schwindlig und ich schwanke. Ich lief zur Wasserschüssel und kühlte mir das Gesicht. Nachdem ich auch einige Schlucke daraus getrunken hatte ging es etwas besser, aber dennoch setzte ich mich auf das Bett. Mein Bett. „Bist du die Tochter des Dubhghlas aus dem Dorf südlich von Loch Lomond?“, fragte mich die große blonde Deirdre. Diese kleine unschuldige Frage ließ mich erschauern, obgleich mir von Anfang an bewusst war, das sie kommen würde. Mir war nicht sicher was ich tun sollte, denn Fearghas, nein Lugus wusste bereits das ich nicht Sophie war. Eigentlich wäre es Unsinnig zu behaupten Sophie zu sein, doch auch wenn wir nun alle hier dem gleichen Stand angehörten, und zwar nur Sklaven waren für diese grausamen Kreaturen, so würden diese Mädchen untereinander aus Stolz ihren Stand nicht so einfach ignorieren. Wenn sie wüssten dass ich nur ein Bauernmädchen war würden sie es sich erlauben auf nur jede erdenkliche Art ihren Frust über ihre Situation an mir auszulassen. So entschied ich mich bei meiner Rolle zu bleiben.

 

„Ja, ich bin Sophie Dubhghlas“, behauptete ich, und wie ich hoffte, überzeugend. Als Deirdre mir schon die Hand reichen wollte, trat die kleine Mackenzie dazwischen und begegnete mir mit Verachtung in ihrem Blick.

 

„Das hättest du wohl gerne, aber ich kenne Sophie zufälligerweise, da sie schon auf Versammlungen unserer Väter gesehen habe. Das ist so ein fetter großer Trampel. Sie ist sogar so grässlich dass sie von ihrem Athair nur im Haus gehalten wird“, lachte sie verächtlich. Wut loderte in meinem Inneren auf, am liebsten hätte ich ihr eine Ohrfeige gegeben, doch verkniff ich es mir. Wer wusste schon wie lange ich hier am Leben gelassen wurde, womöglich sehr lange, da ich ja einen gewissen Nutzen hatte, da wollte ich es mir nicht mit den anderen verscherzen. Denn ohne Zweifel würde sie die anderen damit anstecken, wenn sie es nicht schon ebenso dumm waren wie sie.

 

Sie keines Blickes würdigend ging ich hinüber zu meinem Bett und legte das eng sitzende Kleid und Korsage ab, so dass ich nur noch mein Unterkleid trug. Noch einmal machte ich mich frisch, diesmal etwas gründlicher, denn überall klebte der Schweiß, der mir vor Angst über den Körper gelaufen war. Dass ich sie ignorierte und nicht weiter mit ihr sprach schien Mackenzies dummen Stolz zu verletzten, und sie sagte noch mehr was mich wütend machte, und fing sogar mit Beleidigungen an. Doch da ich durch das Arbeiten bei meinem Uncail das Weghören regelrecht perfektioniert hatte, hörte ich fast so gut wie nichts, und war schon bald in Gedanken versunken. Als ich fertig war und mich wieder wohler fühlte legte ich mich ins Bett, und kaum das ich mich auf dieses weiche Paradies legte, verabschiedete ich mich auch schon ins Land der Träume.

 

Es war ein traumloser Schlaf, es war als hätte ich mich zu den Toten gesellt, aber da ich nicht tot war, musste ich irgendwann einmal aufwachen. Leider schreckte ich regelrecht aus dem Schlaf, das Herz schlug mir wild in der Brust, so sehr hatte ich mich erschrocken. Plötzlich war die Tür aufgesprungen und eine Horde Mädchen kam in den Raum hinein gestürmt. Sie schienen sehr neugierig auf die Neuankömmlinge zu sein, denn sie hatten sich schon um unsere Betten versammelt, bevor ich erkannte wo ich mich befand. Denn für einen kurzen schmerzlichen Moment dachte ich, Zuhause in meinem Dachboden zu liegen, auf meinen Strohsack. Doch schnell war mir klar, dass der Strohsack nie so weich war, wie dieses Bett.

 

Im ersten Moment erkannte ich kein Gesicht, denn es waren so viele um mich versammelt, das ich nicht direkt wusste, wen ich direkt ansehen sollte.

„Herzlich Willkommen ihr Frischfleisch!“, begrüßte uns die rothaarige junge Frau welche wohl die Älteste sein musste, was ich nach einem Rundblick feststellte. Das Wort Frischfleisch ließ uns ängstlich zusammenfahren, was den Mädchen ein Grinsen entlockte. „Nun seid mal nicht so schreckhaft, euch wird man schon nichts tun“, sagte sie und grinste weiter. Prompt setzte sie sich zu mir aufs Bett und hielt mir ihre Hand hin. „Hallo, ich bin Aileen und die Älteste hier, was euch sicher schon aufgefallen ist“, lächelte sie und grüßte auch die anderen beiden.

„Wie kommst du darauf dass man es sieht“, lenkte ich ein, ich wollte freundlich sein, schließlich wäre es fatal sich hier unbeliebt zu machen und sie wirkte sehr sympathisch auf mich. „Jetzt wirst du aber frech, mir ist durchaus bewusst, dass man mit Mitte zwanzig nicht mehr so jung aussieht“, sagte sie. Im ersten Moment hatte ich schon Angst dass sie es mir böse nehmen würde, doch da sah ich ihren lieben Blick und ich beruhigte mich wieder. „Wir haben euch geweckt es tut mir leid“, lenkte sie ein und sah uns mitleidig an. „Die Fahrt hierher und die Ankunft muss schrecklich gewesen sein, ich kann mich noch kaum erinnern wie es bei mir war, weil ich schon so lange an diesem schönen Ort bin, doch ich kann es mir vorstellen“, schnatterte sie unaufhörlich weiter.

„Wenn ihr Fragen habt oder ich euch herumführen soll, so sagt es nur. Ich kann euch auch einige Leute vorstellen, hier gibt es auch sehr gutaussehende Männer“, sprach sie und flüsterte schon fast bei den letzten Worten.

Das war der Moment wo Mackenzie sich einmischte. „Igitt, wie kannst du dich diesen Monstern anbieten, haben sie dich schon so verzaubert das du das Rechte nicht mehr erkennst? Oder bist du eine Síúrsach?“, sagte sie boshaft. Ich zuckte bei diesen Worten zusammen. Sicherlich würde jetzt Krieg ausbrechen, denn auch wenn diese Aileen sehr freundlich war würde sie es sich nicht auf sich sitzen lassen, sich als Hure beschimpfen zu lassen. Doch es geschah nichts. Aileen blickte nur sehr eindringlich. Ihr Blick ließ ein Schauer über meinen Rücken wandern und Gänsehaut auf meinen Armen. Ich war mir nicht sicher was da zu lesen war. Zum einen entzifferte ich das Mackenzie wohl keine Vorstellung hatte was dieses Wort bedeutet, geschweige denn wie es ist so etwas durchstehen zu müssen. Keine Frau der Welt würde sich freiwillig den geilen Männern hingeben, nur weil es denen gerade in der Hose juckt.

Auch Mackenzie ließ der Blick zum Schweigen bringen, bis sie sogar wegsah. Die anderen Mädchen waren ebenso still und sahen auf den Boden, scheinbar wussten sie was genau in Aileen vorging.

Ich berührte Aileen am Arm und riss sie aus ihrer Starre. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich und sah sie mitleidig an. Mir war nicht bewusst was ihr zugestoßen war, doch war ich mir sicher, dass ihr etwas zugestoßen war. Etwas sehr schlimmes.

Verstört sah sie mich an, feuchte Augen blickten in meine.

 

„Ja ja, meine neugierigen Mädchen, kaum erlaube ich ihnen eine Pause und schon stürmen sie hier hoch als gäbe es eine Truhe voller Gold zu bestaunen“, lachte Catriona und trat ins Zimmer. Die Mädchen lachten und machten sich nach und nach wieder auf den Weg nach unten. Auch Aileen stand auf, den Blick noch immer etwas starr und fand sie mehr und mehr in die Wirklichkeit zurück und als letzte in der Tür stehend zwinkerte sie mir zu.

 

„Es tut mir leid dass sie euch so überfallen haben, sie sind eben sehr neugierig. Habt ihr euch ein wenig ausruhen können?“, fragte sie.

Mackenzie und Deirdre sagten nichts, die erstere verschränkte die Arme vor der Brust und blickte beleidigt aus dem Fenster.

„Ein wenig“, antwortete ich, stand auf und zog mein Kleid wieder an.

 

„So Mädchen, ich zeige euch erst mal euer neues zu Hause“, sagte sie und ging uns voraus. Den Turm hinunter und in die nächste Tür, führte sie uns in ein kleineres, mehrstöckiges Randgebäude. Viele Frauen und Mädchen saßen dort, sponnen und webten Stoffe. Kurz führte Catriona uns durch, gab der einen oder anderen Anweisungen und versicherte ihnen bald wieder zurück zu sein. Im oberen Stock wurden die Stoffe zu Kleidung zusammen genäht. Einen weiteren Stockwerk, das letzte, wurde gehäkelt, gestrickt und gestickt.

 

Während sie uns durch dieses Gebäude führte fiel mir eines sofort auf. Keine der Frauen sah unglücklich aus oder gar traurig. Im Gegenteil, sie hatten rosige Wangen, keine von ihnen war so dürr wie ich, manche sogar wohlgenährt und allesamt sahen gesund und zufrieden aus.

 

Catriona führte uns hinaus und in ein ähnliches Gebäude nebenan. „In diesem Haus seid bitte leise und macht keine hektischen Bewegungen, die Frauen brauchen Ruhe“, sagte sie uns eindringlich. Verwirrt sahen wir uns zunächst an, denn wir wussten nicht wo wir uns befanden, bis wir in den ersten Raum geführt wurden. Sie öffnete andächtig die Tür und führte uns hinein.

 

Brutstätte, war das erste Wort das mir dazu einfiel. Es musste das Gebärhaus sein. Hier bekamen die Frauen die Gören dieser Monster. Doch auch hier sahen die Frauen erstaunlicherweise nicht so unglücklich aus, wie ich es mir vorgestellt hatte, bei dem Gedanken das Kind eines dieser Monster gebären zu müssen.

Aber jede Mháthair liebte wohl ihr Kind, selbst wenn es kein Mensch war. Im Erdgeschoss lagen die Frauen, bei denen es jeden Tag soweit sein konnte, aber sich noch nichts tat. Sie lagen entspannt in den Betten, mit einem freudig erwartenden Blick im Gesicht und schienen sich auch etwas zu langweilen. Abgesehen von denen die Männerbesuch hatten. Es waren gutgebaute Männer und auch deren Augen wiesen eine leuchtende Farbe auf, wie ich es schon bei den anderen gesehen hatte.

Im nächst höheren Geschoss befanden sich die Frauen die im Begriff waren zu gebären, man hörte das Stöhnen und Seufzen schon vor der Tür, doch Catriona ließ uns nur einen kurzen Blick hineinwerfen.

Eines aber in dem Raum stach mir wie eine Nadel die Hand, ins Gesicht. Diese bösartige Kayla dachte ich gesehen zu haben, bei einer Frau weit hinten, der der Schmerz ins Gesicht geschrieben stand. Wenn ich mich nicht getäuscht hatte und einer Illusion durch Schlafmangel zum Opfer gefallen war, war Kayla gerade dabei gewesen ihr bei der Geburt zu helfen. Ob sie eine Hebamme war? Der Gedanke jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Wenn sie die Hebamme war, wollte ich erst recht kein Kind bekommen, auch wenn ich es mir so sehr wünschte.

Aber von einem Monster wollte ich es sowieso nicht. Aber da Kayla doch mehr als offensichtlich keine normalen Menschenfrauen mochte, warum half sie ihnen bei den Geburten? Sicherlich um ihre gewünschten Monsterkinder zu bekommen, zu was anderem taugten die Menschenfrauen hier scheinbar nicht.

Im anliegenden Raum wurden die Säuglinge gesäubert und untersucht. Auch da durften wir nur einen Blick hineinwerfen. Die Säuglinge waren allesamt gesund und rosig, das fiel mir mit einem Blick auf. Nicht wie die kleinen dünnen Dinger, die bei uns im Dorf zur Welt gekommen waren und oftmals bald unter die Erde mussten.

 

Catriona erklärte uns das wir Menschenfrauen unseren eigenen Bereich hatten, nicht nur den Mädchenturm, das Gebäude welches für die Stoffherstellung gedacht ist oder das Geburtshaus. Auch ein weiteres war allein für uns. Im unteren Raum gab es mehrere lange Esstische und eine Ecke mit einer Spülvorrichtung, ein Stockwerk weiter oben gab es viele Sessel, eine große gemütliche Couch, weiche Teppiche und einen großen Kamin. Eine Art Aufenthaltsraum. Die Wände waren weiß gekalkt und durch die Bilder an der Wand wirkte es hell und gemütlich, wie viele Räume, in dem Teil des Schlosses. In einer Ecke entdeckte ich ein Regal voller Bücher. „Hier halten wir uns gerne auf, es werden Geschichten vorgelesen, geschnattert und gestickt“, erklärte Catriona uns.

 

Aus diesem Gebäude heraus, befanden wir uns in einen Innenhof, in der Mitte ein Brunnen und in einer sonnigen Ecke ein Beet mit Blumen. Dieser Hof wurde durch ein großes, festes Eisentor vom Rest des Schlossgeländes getrennt. Es gab mir zumindest annährend ein sicheres Gefühl, so konnten keine ungebetenen männlichen Besucher hineinkommen.

 

„Wie ihr seht kann euch hier nichts geschehen, die Männer bleiben draußen und hier sind wir die Herren“, erzählte Catriona stolz. „Nur leider kann ich euch nicht weiter herumführen, aber ich werde Aileen bitten das zu tun. Ich muss mir die Arbeiten der Mädchen ansehen und die Bestellungen überprüfen, entschuldigt mich.“

 

Wieder allein gelassen setzte ich mich an den Brunnen, der mir zuvor gar nicht aufgefallen war, als diese beiden Männer mich hinauf geführt hatten. Deirdre und Mackenzie gingen wieder in den Mädchenturm und tuschelten miteinander. Klebten jedoch immer noch so sehr aneinander, das man glauben könnte sie hätten Angst für immer voneinander getrennt werden zu können.

 

Gedanken verloren sah ich hinauf zu dem hohen Schloss, welches ganz in der Nähe von dem abgetrennten Teil der Frauen war. Ich glaubte noch die alte Burg, die es einst gewesen war zu erahnen. Offensichtlich hatte man angebaut und ein großes prachtvolles Schloss daraus gemacht. Es war schön anzusehen, doch schmerzte es in meine Brust, bei dem Wissen woher das Geld dafür kam. Nun wurde mir das Herz schwer. Wie ein drohender Schatten schienen sich die hohen Türme über mich zu breiten. Niemals wieder würde ich meine Brethren sehen, meinen Athair, meine Mháthair und auch Sophie. Ich bereute es sie nicht früher kennengelernt zu haben, dann hätte ich wenigstens eine richtige Freundin gehabt. Meine Eltern waren nicht immer gut zu mir, doch ich liebe sie dennoch und vor allem meine Mháthair, nach ihrem nächtlichen Besuch. Nun war ich hier, und würde ein neues Leben geginnen müssen. Alleine auf mich gestellt. Ich sah hinauf zum Mädchenturm und dachte an Deirdre und Mackenzie. Deirdre war ein nettes Mädchen, doch schien sie sehr unter der Fuchtel von Mackenzie zu stehen und ich glaubte schon im weiser Voraussicht zu erahnen, das mit ihr nicht gut Kirschen essen sei.

 

Plötzlich hörte ich lautes Gelächter jenseits des Tores und drehte mich neugierig um. Es waren Männerstimmen und sie kamen immer näher und auf einmal standen sie da. Zwei Männer die mir bekannt vorkamen. Es waren die beiden, die sich so ähnlich sahen und mich zu Kayla gebracht hatten. Wie hießen sie noch? Conan hieß der Größere, den Namen des anderen hatte ich nicht erfahren. „Hast du dich schon etwas beruhigt? Ich hoffe dir gefällt es hier“, rief Conan zu mir hinüber.

 

„Ja ganz bestimmt, wer will denn nicht seiner Freiheit beraubt und in einen Käfig gesteckt werden“, rief ich zynisch drehte den Rücken zu ihnen. Ich spürte die Blicke in meinen Rücken und musste mich beherrschen ihre Blicke nicht zu erwidern, doch widerstand ich dem Drang und lenkte mich mit den kleinen Goldfischen ab, die im Brunnen herum schwammen. Ich fuhr mit meinen Fingern durchs Wasser und sah belustigt dabei zu wie die Fischchen versuchten daran zu knabbern, weil sie dachten es sei Futter.

 

Als ich wieder hinter mich sah waren die beiden verschwunden. Sie waren Fearghas gewichen... nein, nicht mein Fearghus. Lugus, der König der Barbaren. Sein Blick war traurig und entschuldigend, doch erreichte es mich nicht. Mein Herz war kalt wie Eis. Ich drehte mich um und ignorierte ihn. Sollte er mir doch gestohlen bleiben.

Ich saß noch ein Weile am Brunnen und gab mich meinen düsteren Gedanken hin. So endete mein Leben also. Als Sklavin für mörderische Barbaren. Aber als die Frau von meinem Uncail wäre es mir wohl nicht besser ergangen. Es brachte nichts deprimiert hier herum zu sitzen, ich musste mich dem Schicksal fügen, so oder so.

Langsam ging ich hinauf in den Turm. Es kam mir wie ein unendlicher Weg vor, der immer wieder um den Kreis führte, und gaukelte mir vor ich käme nicht voran. Nach einer Ewigkeit kam ich oben an und erwischte Deirdre und Mackenzie wie sie aufgeregt miteinander tuschelten und so taten als redeten sie nicht als ich hinein kam. Mir war es gleich, die Müdigkeit überkam mich und ich fiel geradewegs in mein Bett und schlief sogleich ein.

 

Plötzlich wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Ein ganze Horde Mädchen war schnatternd ins Zimmer gekommen und redeten über dies und das.

„Oh, haben wir dich geweckt?“, fragte mich die rothaarige Aileen und setzte sich auf meine Bettkannte. „Schon gut, ich bin einfach nur erschöpft, ich habe das Gefühl ich könnte tagelang durchschlafen.“

 

Aileen lächelte mich liebevoll an. „Das vergeht. Morgen wird schon alles anders aussehen“, versuchte sie mich zu trösten. Doch es brachte nichts, ich glaubte es besser zu wissen.

„Soll ich dir morgen die Stadt zeigen? Eigentlich ist es ja nicht so groß wie eine wirkliche Stadt, aber ein Dorf kann man es auch nicht nennen“, lachte sie.

„Ja gerne“, sagte ich. Mir war nicht wirklich danach, doch wollte ich auch nicht wie eine Glucke herum sitzen.

Noch lange wurde getuschelt, getratscht und gelacht.

„So Mädchen, es wird Zeit fürs Bett, morgen steht wieder viel Arbeit bevor und wir wollen doch gut ausgeruht sein“, sagte Aileen. Scheinbar war sie nicht nur die Älteste, sondern auch die Aufsicht. Die menschliche Traube lief auseinander, alle in eine andere Richtung.

„Vor allem du Aileen“, lachte eine schwarzhaarige Große. „Habe gehört du hast eine Verabredung.“

Aileen wurde schlagartig rot im Gesicht und versuchte den neugierigen Blicken auszuweichen.

Nacheinander wuschen sich die Mädchen an den drei Waschschüsseln, die zur Verfügung standen, zogen sich ihre Nachthemden an und legten oder setzten sich in die Betten und tuschelten weiter. Aileen zog sich ebenfalls aus, wusch sich und legte sich ins Bett. Doch bevor sie sich zur Ruhe begab, löschte sie die vielen Kerzen im gesamten Zimmer. Manche tuschelten noch leise weiter, doch schon bald war nichts mehr zu hören und es herrschte nur Schwärze und Stille in dem großen Raum.



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