Note of Death von Astre ([SasuxSaku]) ================================================================================ Prolog: Blutige Rache --------------------- Prolog Ihre USP tänzelte spielend in ihrer Hand umher, als Sakura kühl lächelnd beobachtete, wie sich die Augen des Mannes weiteten, sie sich mit reiner Todesangst füllten. Sie hatte ihn gejagt über Monate, wie es eine Katze mit einer Maus tat. Ein Spiel, welches so belustigend war, dass die Frau es fast bedauerte. Bedauerte, dass es hier im Südwesten Frankreichs an der Grenze Spaniens enden würde. Mitten in der Stadt Biarritz würde diese kleine Maus ihren tot finden, nicht schnell, sondern quellend langsam. „Pascal Lefort, ein schöner Name und so unscheinbar“, eröffnete sie das Gespräch und sah dabei zu, wie der einst hochmütige Mann zurück stolperte. Seine gefärbten kurzen Haare klebten verschwitzt an seiner Stirn und voller Genugtuung sah sie dabei zu, wie seine Pupillen hektisch einen Fluchtweg suchten. Einen Weg, den es nicht mehr gab. Schritte erklangen, schleichend und leise. Ein Wimmern drang ihm aus der Kehle, als die blauen Augen der auftauchenden Gestalt sich auf seinen Körper niederlegten. „Ich – bitte...“ Sakura lache leise unterbrach sein Zaudern. „Oh bitte verschont mich. Wolltest du das sagen?“, witzelte sie und Gelächter hallte wider, nicht das Ihre. Die Männer, welche aus dem Schatten traten, Alessio Colei den Weg nach hinten versperrten, sahen höhnend auf ihn herab. „Gabriel bitte! Ich wollte dich beschützen. Ich würde dich niemals verraten!“, rief er und seine Stimme brach sich entsetzt, als seine Arme grob nach hinten gezogen wurden. Gabriel streckte seine Hand abwartend aus und dem stummen Befehl folgend, wurde ihm eine Klinge gereicht. Silbern und scharf. „Öffne endlich deine verdammten Augen, Gabriel! Dieses Miststück wird dich hintergehen und die Macht an sich reißen. Ist es noch nicht Beweis genug, dass sie mit diesem Agenten rumvögelt?!“ Ein Brüllen, welches durch eine einfache Geste unterbunden wurde, als der Jaguar unbeirrt näher trat. „Meine Tochter soll mich hingehen? Diejenige, welche lieber den tot vorzieht, als meinen Platz einzunehmen?“ Colei ging in die Knie, versucht so das Unausweichliche aufzuhalten. „Sie ist nicht deine Tochter aber ich bin dein Neffe! Mach nicht den Fehler dein eigen Fleisch und Blut auszulöschen.“ Gabriels Hand glitt in den Nacken des am Bodenknienden, um sacht seine Stirn auf dessen Haupt abzulegen. „Du hast mich nicht nur verraten, du hast auch Schande über deine Mutter gebracht. Über meine Schwester!“ Alessio öffnete seine Lippen, doch wurden diese im selben Moment grob zugedrückt und mit dieser Begebenheit, löste sich ein erstickter Schrei. Der strampelte Körper wurde brutal festgehalten und die Klinge zog sich schrittweise durch das Gewebe, längs über den empfindlichen Bauch. Nicht tief, doch genug um das Fleisch zu teilen. Sakura hob ihren Kopf, als sie stumm dabei zusah, wie das Blut aus dem schreienden Mann zu Boden lief und dieser verzweifelt versuchte, sich aus der Umklammerung der Männer zu befreien. Hatte sie Mitleid? Nein, nicht das Geringste und die spuckende Geste Gabriels verdeutlichte ihr nur einmal mehr, wie wenig Menschlichkeit dieser besaß. Alessio Colei war der Sohn seiner verstorbenen Schwester. Der Grund, weshalb er überhaupt in der Lage gewesen war, so weit zu kommen. Sich mit Pain einzulassen. Und eben dieser, würde nun vor den Augen seines Onkels ein qualvolles Ende finden. Ihre Augen huschten hinauf in den dämmernden Himmel, als sie Minuten über Minuten wartete und ein kurzes Zucken ihrer Mundwinkel, ließ sie erheitert ausatmen. Sie freute sich wahrhaftig darauf dies alles hier hinter sich zulassen. Es war lustig gewesen, doch musste Sakura sich eingestehen, dass es auch ermüdend war. Quer durch Frankreich, Spanien und so weit entfernt von allem, was ihr Glück bereitete. Keine schüchternen Gespräche. Keine tollpatschigen Begebenheiten und keine warmen Berührungen. Gabriel würde handeln, wenn er von ihren Gedanken erfuhr, wenn er erfuhr, wie sehr sie solch belanglose Dinge mittlerweile vermisste. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf den ihr entgegenkommenden Mann. „Ich habe einen Tisch im Le Grand Véfour herrichten lassen“, gab er von sich und die Haruno wusste, dass dies keine Einladung war, sondern ein Befehl. Ein kurzes Nicken, ehedem sie Gabriel folgte, genau, wie er selbst keinen Blick mehr zurück auf den verendenden Mann warf. Kapitel 1: Präludium -------------------- Kapitel 1 Die Augen schließend lehnte Sakura ihren Kopf an das Fenster des Flugzeuges, welches weit über den Atlantic flog und sein Weg nach New York City fand. Es war keine normale Maschine, ein privater Jet von Gabriel und sie musste zugeben, sie war froh darüber. Keine anderen Menschen, kein Trubel. „Ich würde jetzt zu gerne wissen, was in deinem Kopf vor sich geht, Sura“, erklang es heiter und sie spürte, wie der noch anwesende Mann sich ungefragt niedersetzte. „Was willst du, Daniele?“ „Nichts.“ „Dann verschwinde“, beendete sie die aufkommende Konversation kühl und wusste, er würde ihre Worte ignorieren. Daniele Foresta war neben Gabriel der Einzige, der nicht auf ihre ablehnende Haltung reagierte. Bereits im Alter von 9 Jahren war er ein Quellgeist und auch jetzt stieß seine Anwesenheit nervend auf. Dennoch respektierte sie ihn. Allein deswegen, weil er ihr ebenbürtig war. Er mochte mit seinen treuen braunen Augen und den frechen kurzen Haaren vielleicht harmlos aussehen aber das täuschte. Nicht umsonst war sein Rang dem ihren gleich. „Ich finde es trotz stummer Morddrohung in der Luft, recht angenehm neben dir“, meinte er grinsend und setzte ernster hinzu. „Wir sind zusammen aufgewachsen.“ Es waren nur vier unscheinbare Worte aber der wahre Sinn ergab sich von selbst. Er kannte ihre Reaktionen, ihr Verhalten, ihr Leben, und er wusste, wann sie Gabriel anlog. „Sakura, du wirst in ernste Schwierigkeiten geraten.“ „Drohst du mir?“, fragte sie tonlos. Daniele verneinte seufzend. „Glaubst du ernsthaft, ich drohe meiner Kindheitsfreundin? Dem Gör, das mich angebunden an einem Baum hat versauern lassen, weil ich ihren Hasen geärgert habe? Sakura wir haben zusammen im Garten nach Kastanien gesucht und Gabriels Haare pink gefärbt.“ Er ließ sich zurücksinken. „Ich drohe dir nicht, nein aber ich warne dich. Gib ihm keinen Grund an deinen Worten zu zweifeln, du weißt, eines würde zum andren führen. Also lass deine Freunde nicht näher an uns heran. Gabriel wird den Befehl sie zu töten mir geben und was das heißt wissen wir beide. Auf einen Kampf mit dir lege ich keinen wert.“ Ihre Lippen zuckten hinauf. „Du bist genauso dumm wie früher. Bevor ich mein Schweigen breche, bringe ich Gabriel um und das gilt auch für dich Daniele. Du hast meinen Respekt aber das hält mich nicht davon ab, dich umzubringen, solltest du mich verraten. Und das ist eine Drohung.“ „Erleichterung durchströmt mein kleines Herzchen“, witzelte er und stand auf. „Die Omertà ist das Erste was wir lernen und das Letzte, was uns begleitet. Ein Bruch wird auch dir nicht vergeben Sura.“ Sakura sah ihm nach, als er ging. Mit Gabriel hatte sie ein ähnliches Gespräch geführt und sie war an die Grenze gegangen. An die Grenze seiner Geduld. Der aromatische Tee benetzte ihre Lippen und mit geschlossenen Augen genoss Sakura den süßlichen Geschmack. Ließ sich kurz von der ruhigen Atmosphäre des Restaurants ablenken. „Ich habe den Befehl gegeben sie auszulöschen“, eröffnete Gabriel das Gespräch. Ihr Herzschlag beschleunigte sich Unwillens, als sie aufsah und eine Reaktion ihres Körpers unterdrückte. Sie hatte damit gerechnet, denn die jagt auf Alessio war vorbei. Die Prioritäten wechselten. Das änderte jedoch nichts an der Härte, mit der seine Worte sie trafen. „Du wirst ihn zurückziehen“, gab sie ungerührt zurück und begann ein Spiel, dessen Ende ungewiss war. „Befiehlst du mir, Sakura?“ Er klang eisig und seine wilden Augen, die ihr nun entgegen starrten, trieb einen eisigen Schauer über ihren Rücken. „Es ist kein Befehl, es ist eher eine Feststellung. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht diese Leute zu retten, damit du sie Monate später aus dem Weg schaffst.“ „Und ich habe dir damals gesagt, was ich davon halte!“ „Ich erinnere mich. Allerdings auch daran, dir gesagt zu haben, was passieren wird, wenn ihnen etwas passiert“, sprach Sakura und begann unerwartet zu seufzen. „Deine Befürchtungen sind umsonst Gabriel. Weder werde ich ihnen etwas über die Cosa Nostra erzählen, noch Freundschaft für sie empfinden.“ „Ist das so?“, wollte er scharf wissen. „Dann erklär mir, weshalb dich eine Kugel getroffen hat und ich mir sorgen um dein Befinden machen musste. Willst du meine Theorie hören, Salvatrice?“ Ihre einwerfende Geste wurde ignoriert. „Ich glaube wirklich du wolltest keinen von ihnen opfern. Verstehe mich nicht falsch. Deine Liebelei mit diesem Uchiha interessiert mich nicht auch nicht, mit wem du sympathisierst. Es interessiert mich aber sehr wohl, wenn meine Tochter sich durch ihre eigene Unfähigkeit umbringt.“ „Oh bitte“, schüttelte Sakrua lachend ihren Kopf. „Dir müsste doch meine Krankenakte bekannt sein, auch, dass die Kugel alle wichtigen Organe verfehlt hat. Willst du ernsthaft meine Fähigkeiten infrage stellen?“ Ihr Kinn auf dem Handrücken ablegend sprach sie weiter. „Ich habe die Flugbahn berechnet und nur deswegen keinen geopfert, weil ich diesen kleinen Fischen keinen Sieg vergönnen wollte.“ „Lügst du mich an Sakura?“, fragte Gabriel sie direkt. Mit jedem Wort dachte sie und zog ärgerlich ihre Lippen hinab. „Es ist wirklich angenehm zu sehen, wie du meiner Gestalt misstraust.“ Niemals würde er die Täuschung erkennen. Keine Musterung dieser Welt ließen ihn die versteckten Zeichen sehen. Sie konnte Menschen anhand ihrer Mikroausdrücke verstehen und so konnte sie auch ihre eigenen verfälschen. „Verzeih, ich wollte nicht an dir zweifeln“, schüttelte er dann plötzlich sein Kopf. „Alessios Verrat hängt noch immer tief und ich weiß du bist die einzig verlässliche Person in meinen Reihen.“ „Ich gehöre nicht zu deinen Leuten“, widersprach Sakura monoton, weil sie wusste, es wurde von ihr erwartet. „Natürlich, ich vergaß.“ Schmunzelnd lehnte der Mann sich zurück. „Salvatrice“, setzte er dann an. „Lass deinen alten Herren ein Wort der Warnung aussprechen. Wenn du mich hintergehst, werde ich dich bei lebendigem Leibe zerreißen.“ Sie war nicht so töricht wie Alessio. Auf eine Blutsverwandtschaft bei einem Mann ohne jegliches Gewissen zu setzen war sein Verderben gewesen und so ein Fehler würde ihr nicht passieren. Sakura wusste, zu was Gabriel fähig war und die Androhung nahm sie ernst genug, um seine Geduld nicht noch mehr herauszufordern. Ein Ruck ging durch das Flugzeug, als die Lautsprecher unnötigerweise verkündeten, die Maschine wäre gelandet. Drei ihr wichtige Menschen waren damals durch einfache Worte beinahe in ihr Verderben gerannt. Und wenn Colei das zustande brachte, wie leicht würde die Cosa Nostra es haben. Allerdings war auch ihr einst ein gravierender Fehler unterlaufen. Sie hatte fest damit gerechnet, dass Kakashi Hatake Alessio durchschauen würde. Er genug Menschenverstand besaß, um Hinata und Naruto davon abzuhalten, auf eine Lüge zu hören. Eine Fehleinschätzung, die ihr nicht noch einmal passieren würde, dachte Sakura und stieg die Treppen des Jets hinab. Die kühle Brise vertrieb die Müdigkeit aus ihren Knochen. Lenkte Sakuras Gedanken ein letztes Mal zu Gabriel zurück. Ihre Überlegungen waren unnötig. Er würde wieder verschwinden, so wie all die Jahre zuvor und mit ihm die Cosa Nostra. Genervt seufzend drehte Sasuke sich auf die andere Bettseite und versuchte verbissen endlich Schlaf zu finden. Seit Stunden lag er wach und das Einzige, was sich einstellte, war die immer präsenter werdende Frustration. Die langsam aber sicher seine nur noch wenig vorhandene Geduld auffraß. Vor Wochen war ihnen ein Fall zugeteilt worden, der so untypisch und verquer war, dass er alles Bisherige in den Schatten stellte. Nächte wie diese waren das Resultat. Kein Hinweis, kein Indiz, lediglich weitere blutige Morde. Sasuke sah zähneknirschend auf den Digitalwecker, dessen Anzeige eine Minute mehr aufwies. „Verdammt!“, fluchte er dann und setzte sich auf. Zog sich Licht anmachend die auf dem Tisch liegende Mappe heran. Er kannte den Inhalt auswendig. Die Berichte brannten sich vor Tagen störend in sein Gedächtnis ein. Das erste Opfer der russischen Mafia war eine Frau mittleren Alters. Unauffällig und die Untersuchung ihres Umfeldes führten zu nichts. Keine Kinder, keinen Partner und keine Verwandten. „Erdrosselt durch einen einfachen Eisendraht“, murmelte Sasuke und schweifte zu dem zweiten Toten. Ein alter Mann, keine zwei Tage später. Dasselbe Spiel, wieder eine Erdrosselung und so ging es weiter. Alle 48 Stunden wurde eine neue Leiche gefunden mit noch weniger Spuren. Bis es mit dem letzten Opfer abrupt aufhörte. Sasuke verzog sein Gesicht. Ein Kind, gerade einmal 10 Jahre alt und der mit Abstand brutalste Mord seiner bisherigen Laufbahn. „Ein kleines Mädchen?“, fragte er überrascht. Naruto nickte aschfahl im Gesicht „Es ist wirklich grausam. Wenn du die nächsten Wochen schlafen willst, dann geh da jetzt nicht rein“, meinte er und strich sich zum wiederholten Male über den Mund. So, als müsse er sich jeden Moment übergeben. Sasuke hob seine Augenbrauen. „Soll ich einen Arzt holen?“ „Geht schon.“ Er klopfte Naruto kurz auf seine Schulter, bevor er den Tatort betrat. Ein Einfamilienhaus, wie es im Buche stand. Ein Beispiel unauffälliger Schönheit, mit solchen Farben, die Kinder liebten. Und genau so etwas hasste Sasuke. Nichts an diesem Gebäude war mehr schön. Sein Weg führte ihn an einigen Männern der Spurensicherung vorbei die Treppe hinauf. Ehe er vor der Kinderzimmertür stehen blieb. Spätestens hier hielt man inne. Es war der Moment, in dem man erkannte, wie die Harmonie starb. Das Erste, was er sah, war Blut. Es klebte überall an den Wänden, war auf dem Teppich und den Fenstern verteilt. Ein Meer aus grotesk wirkenden Sprenkeln und inmitten all dem war ein Bild, das in ihm die Übelkeit auslöste. Sasuke konnte das Brennen in seinem Hals spüren, als die Magensäure einen Weg hinauf suchte und er um Beherrschung ringend die Hände ballte. „Wie Menschen zu so etwas fähig sind, entzieht sich komplett meiner Vorstellung“, meinte Hinata und sah von der Leiche auf. Wirkte umso vieles gefasster. „Menschen?“ höhnte er heiser. „Das hier hat nichts mehr mit Menschlichkeit zu tun.“ „Willst du einen kurzen Bericht?“ Sasuke nickte. „Emily Gould, 10 Jahre alt, in einer intakten Familie aufgewachsen. Beide Eltern werden im Augenblick psychologisch betreut. Kakashi hat den Babysitter verhört aber ohne irgendeinen Erfolg. Die Studentin war zum Todeszeitpunkt nicht im Haus“, informierte Hinata ihn. „Laut dem Gerichtsmediziner hat das Mädchen noch gelebt, als sie aufgeschnitten wurde. Wenn man dann nach der Länge und tiefe der Wunde urteilt, trat der tot sehr schnell sein.“ „Haben wir sonst noch irgendwas?“, wollte er wissen und vermied den direkten Blick auf den Leichnam. „Ich warte noch auf den Bericht der Spurensicherung aber bisher nur das Übliche.“ Die Ermordung der kleinen Emily Gould sprang so komplett aus dem Schema. Sämtliche Theorien verloren sich im Nirgendwo. Sie standen wieder am Anfang, mit nichts weiter, als dem Zeichen der russischen Mafia. Sasuke seufzte und stand auf. An Schlaf war jetzt sowieso nicht mehr zu denken. Nicht wenn er sich an die milchigen Augen Emilys erinnerte, die aufgerissen ins Leere starrten. „Babysitter huh?“, rutschte es ihm heraus. Die Studentin war 2 Stunden überall nur nicht bei dem Kind, deren Aufsicht sie übernahm. Das nannte man in der heutigen Zeit also Pflichtgefühl dachte er sarkastisch und öffnete die Schlafzimmertür. Wobei es wahrscheinlich deren Glück war. Dennoch, wenn er sich an das Bild der weinenden Frau erinnerte, wollte sich einfach kein Mitleid zeigen. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er das Wohnzimmer betrat und sein Instinkt ihn zurück in die Wirklichkeit holte. Reflexartig griff er nach seiner Waffe, die er immer in Reichweite behielt. Eine gute Angewohnheit, wie er einmal mehr feststellen musste. „Komm raus, bevor ich in Versuchung komme, dich zu suchen. Glaube mir, dann wird der Lauf meiner Glock das Letzte sein, was du siehst“, grollte Sasuke und besah sich die, im Dunkel liegende Inneneinrichtung. Keinerlei Reaktion und wo jeder andere erleichtert geseufzt hätte, sich für seine Paranoia tadeln würde, so atmete Sasuke nur murrend aus. Hob seine Schusswaffe an und zielte auf die sich im Wind bewegenden Vorhänge. „Letzte Warnung“, gab er an und drückte nach seinen Worten unvermittelt ab. Der Unbekannte kam präzise und schnell hinter dem Vorhang hervor. Und zu Sasukes Überraschung konnte er der Klinge nur knapp ausweichen. Er registrierte zischend das Brennen auf seiner Wange und platzierte seine Glock schussbereit. Stockte jedoch unwillkürlich, als er mit den Lippen auf seinem Mund, drei weitere Dinge wahrnahm. Der Geruch von Jasmin, die zierlich wirkende Figur und den Dolch an seinem Hals. „Irgendwann bring ich dich um Sakura“, knurrte Sasuke, der zuließ, dass sie seine Waffe nach unten drückte. „Es ist amüsant, das Versteckspiel mit dir“, gab sie schmunzelnd zurück. Sakura nahm die Klinge von seinem Hals, bevor er sie küsste. Rau und zurückdrängend. „Du warst lange weg.“ „Ich weiß“, brachte sie zwischen zwei Atemzügen hervor. Sasuke wachte am nächsten Morgen durch das Öffnen seines Kleiderschranks auf und stellte genervt fest, dass die Sonne unangenehm in das Zimmer schien. Es war allerdings die fehlende Körperwärme neben ihm, die gänzlich für das Beachten seiner Umgebung sorgte. Vor Monaten war die Situation ähnlich. Er war aufgewacht durch das Schließen der Haustür und wusste, sie würde die folgende Nacht nicht zurückkommen. Danach waren 16 Wochen vergangen, in denen er weder etwas hörte, sah noch von ihr las. Kein Lebenszeichen, einfach nichts. Und Sasuke musste sich eines eingestehen, seine sich rapide verschlechternde Laune hing mit ihrem gehen zusammen. „Willst du wieder einfach so verschwinden?“, wollte er mit rauchiger Stimme wissen und spürte das erste Mal seit Tagen, wie kaputt er wirklich war. „Willst du denn, dass ich gehe?“, kam die Gegenfrage. Kurz überlegte er sich, was sie suchte doch ihr Hemd kam ihm in den Sinn, dessen Knöpfe jetzt irgendwo auf dem Schlafzimmerboden lagen. „Nein.“ „Dann habe ich auch keinen Grund dafür.“ „Ich würde dich wohl auch nicht gehen lassen“, meinte er und sein unbewusst angespannter Körper lockerte sich. Sakura stand leise lachend auf, zog sich eines seiner T-Shirts an. „Möchtest du einen Tee?“ Sasuke verneinte stumm, vergrub seinen Kopf unter den Armen, um der aufdringlichen Sonne zu entgehen. Er musste noch etwas Schlaf finden, ob er wollte oder nicht. In wenigen Stunden erwartete Kakashi ihn und die Anderen im Hauptquartier. Wann er dann wieder nach Hause kam, war fraglich. Das Geräusch der zuziehenden Vorhänge drang an sein Ohr und die wohltuende Dunkelheit umfing den Raum. „Es ist neun Uhr“, verkündete Sakura leise, gab ihm somit einen zeitlichen Anhaltspunkt, bevor sie das Zimmer verließ. Es war ihr bereits gestern aufgefallen. Seine ganze Statur wirkte ausgelaugt und erledigt. Etwas was sie nur bedingt nachvollziehen konnte. Die Arbeit des FBI war wichtig, dies bestritt sie nicht. Sie trennten die Spreu vom Weizen und beseitigten jenen Abschaum, denen die Schatten so wie Sakura einer war, höchstens den tot brachten. Sich aber wegen ein paar Leichen so viele Gedanken machen und sich Nächte voller Rastlosigkeit anzutun. Das war etwas, was ihr unbegreiflich blieb. Sakura kniete sich nieder, sortierte die gestern fallen gelassenen Dokumente und Tatortfotos zurück in die Mappe. Vermutlich musste sie es auch nicht verstehen. Sasuke begriff auch nicht, weshalb sie noch immer ihrer Arbeit nachging. Er fragte sie einmal nach dem warum. Ihre Entgegnung war simpel. Normalität. Daran ist nichts normal knurrte er damals und Sakura musste schmunzeln, als sie in die Küche ging. An das Entgleisen seiner Gesichtszüge bei ihrer Erwiderung konnte sie sich noch gut erinnern. „Für Menschen ist es alltäglich Tiere zu töten, weshalb soll es für mich nicht alltäglich sein, Menschen zu töten?“, zitierte Sakura ihre Worte von damals und zog sich eine Tasse aus dem Schrank, setzte nebenbei den Wasserkocher in Betrieb. Sasuke konnte ihr keine wirkliche Antwort darauf geben, bis heute und so lange er dies nicht tat, so lange würde ein Menschenleben in ihren Augen nichts wert sein. Sakura stockte. Unzählige Teesorten reihten sich in der aufgezogenen Lade aneinander und überrascht nahm sie eine der Schachteln heraus. Sasuke hatte tatsächlich ihre Lieblingsmischung bestellt. Jasmin gemischt mit einem Hauch Bergamotte. Eine Zusammenstellung, die es nur in Chinatown gab und in den Vereinigten Staaten kaum verlangt wurde. „Du Narr“, lächelte sie und legte einen der Beutel in das kochende Wasser. Sie war so lange weg gewesen, ohne dass er wusste, wann sie wieder kam. Und dennoch machte er sich die Mühe ihr diese Aufmerksamkeit zu kaufen. Derartige Gesten zeigten Sakura die Unanfechtbarkeit ihrer damaligen Endscheidung. Sie beide würden niemals eine erkennbare Beziehung führen und es gab Tage, wo sie hier blieb. Wochen, in denen sie verschwand. Keine Fragen wurden gestellt und auch keine Antworten gegeben. Trotz alle dem, sie bereute keine Minute dieses Zusammenkommens. Mit der heißen Tasse in der einen Hand und die Akte in der Anderen setzte Sakura sich in den bequemen Wohnzimmersessel. Sie würde sich mit ihrer Hilfe bedanken dachte sie schmunzelnd und lass sich die erste Seite seines Falles durch. A/N: Omertà bezeichnet im engeren Sinne die Schweigepflicht der Mitglieder einer Mafia gegenüber Außenstehende. Präludium ist im ursprünglichen Sinne ein einleitendes Vorspiel zu einem Musikstück. Kapitel 2: Zu keiner Zeit ------------------------- Kapitel 2 Das Gähnen verschluckend, musterte Sasuke das Bild, welches ihm geboten wurde. Er war durch die Geräusche in seiner Küche wach geworden und der angenehme Duft des Essens, lockte ihn schließlich aus seinem Bett heraus. Aber sicherlich hatte er nicht damit gerechnet, Sakura mit nichts weiter, als einem seiner Hemden kochend vorzufinden. Einem Hemd, das ihre langen Beine prächtig zur Geltung brachte, wie er Kopf neigend feststellte. "Ich wollte dein Aufwachen nicht riskieren", begründete Sakura ihr Auftreten und ließ sich von seinen Armen nicht ablenken. Die sich, als er näher kam um ihre Mitte legten. „Stört mich nicht“, schmunzelte er und setzte, das Fleisch bemerkend hinzu „Das brauchst du für mich nicht machen.“ „Ich weiß aber es wäre schlecht geworden.“ Er nickte und wandte seinen Blick von der separat bratenden Pfanne ab, vergrub sein Gesicht ausatmend in ihrer Halsbeuge. „Bleib nicht mehr so lange weg, Sakura.“ „Es hat sich alles hinausgezögert. Mit einer solchen Länge habe ich selbst nicht gerechnet“, gab sie zu, registrierte seine kitzelnden Haare an ihrer Wange und schloss wohlfühlend die Augen. Nur für einen Moment wollte sie dieses angenehme Zusammensein genießen. Die letzten anstrengenden Monate vergessen und sich zurücklehnend seine Wärme einprägen. Aber das Schicksal war nie fair und genau deswegen, klingelte es in dieser Minute an der Haustür. „Nicht jetzt!“, murrte Sasuke genervt. Ignorierte den Störenfried auch dann noch, als er hartnäckig anfing zu klopfen. „Es ist Naruto.“ „Deshalb mach ich nicht auf.“ „Teme, ich weiß du bist da! Wenn du nicht aufmachst, benutze ich den Ersatzschlüssel!“ Sakura lachte leise, war die gedämpft brüllende Stimme doch gut verständlich. Sasuke hingegen riss sich von ihr los, knurrte etwas Unverständliches, bevor er an die Tür ging. „Du störst, ist dir das in den Sinn gekommen?“, hörte Sakura es erbost fauchen und wusste, Naruto betrat bereits unaufgefordert die Wohnung. Zog Hinata einfach mit sich. Die Stimmen vermischten sich und Sakura stellte beruhigen fest, es hatte sich nichts geändert. Sie alle drei besaßen noch immer ein Licht, welches sie so vermisst hatte. Hier und jetzt, wo sich ihre Finger auf ihre Brust niederlegten, spürte Sakura, wie sie endlich nach Hause kam. „Sakura!“, hörte sie Naruto dann heiter ausrufen. Beobachtete, wie er hektisch und über den Stuhl stolpernd die kurze Strecke überbrückte und sie in eine stürmische Umarmung zog. „Du bist wieder da!“, murmelte er. Seine Freude war ehrlich und aufrichtig. Dennoch war der reflexartige Drang ein Messer zuziehen, ihm dieses in den Rücken zu treiben präsent genug, um die Geste nicht zu erwidern. „Sag wann bist du angekommen?“, wollte er sie loslassend wissen und machte Platz, als Hinata helfend die Teller heranzog. Ihre Begrüßung war um ein Vielfaches angenehmer und zurückhaltender. Keine ungewohnte Umarmung, keine überschwänglichen Gesten. Ein Lächeln, leise Worte, ebenso aufrichtig. „Gestern Nacht“, antwortete sie schmunzelnd. Naruto nickte, kommentierte Soße probierend. „Wir sind genau richtig gekommen, Hinata! Nichts geht über ein deftiges Mittagessen, an einem sonnigen Tag.“ „Benimm dich, du bist nicht zu Hause“, lächelte die Angesprochene peinlich berührt und setzte leise hinzu. “Die Störung tut uns leid.“ „Im Gegenteil, ich habe mit euch gerechnet.“ Naruto nickte wieder, bediente sich ungefragt an den Getränken und ging mit einigen Gläsern bewaffnet aus der Küche. „Hast du das gehört Teme? Das bedeutet Gastfreundschaft und nicht, denn besten Freunden die Türe vor der Nase zuschlagen!“ „Soll ich dir zeigen, was Gastfreundschaft wirklich ist?“, knurrte Sasuke zurück. Fing die geschmissenen Getränkeflaschen auf und stellte sie säuberlich auf den Esstisch ab. „Nein danke, mit deiner jetzigen Laune hänge ich sonst am Schluss kopfüber von deinem Balkon runter.“ „Verschwindet wieder!“, murrte Sasuke leise, während er Naruto grob an sich heranzog. „Jetzt gleich...“ „Und mir das Essen entgegen lassen?“ „Dobe...“ Naruto grinste verschmitzt, löste seinen Kragen aus dem fester werdenden Griff und setzte sich. Ließ Sasuke somit einfach stehen. „Willst du dich nicht auch setzen? Sonst werden die Nudeln kalt“, meinte er dann zwinkernd, als Hinata ihm seinen Teller brachte und auch Sakura zu ihnen trat. „Natürlich...“ Das würde Naruto bitter bezahlen dachte er dunkel und sah hinüber zu seiner Freundin. In einigen Stunden musste er bei Kakashi sein und die Chancen, pünktlich wieder zu gehen waren gering. Es würde so wie auch die Tage zuvor sein. Spät in der Nacht und mit Pech überhaupt nicht. Sasuke ließ sich ausatmend nieder, ignorierte das aufkommende Gespräch und den fragenden Blick Sakuras. Nach vier Monaten ohne sie wurde ihm die wenig verbleibende Zeit bestens zunichtegemacht. Eigentlich war es ironisch. Jede Frau vor ihr war ihm irgendwann auf die Nerven gegangen. Ob es nun die dumme Angewohnheit war zu fragen, wann er wieder kam oder einfach nur das Jammern, wenn er einmal länger arbeiten musste. Kleinigkeiten, die er am Anfang noch angenehm fand, verwandelten sich in eine zermürbende Zerreißprobe für sein Gemüt. Jede seiner Beziehung lief im Grunde nach demselben Ritus ab. Sie fing das Klammern an und er ging. In Sakura jedoch fand er eine Frau, die sich komplett von allen anderen abhob. Keine Eifersucht, keine Einschränkungen, nichts. Es sollte Perfekt sein, doch das war es nicht. Denn jede Medaille besaß zwei Seiten. Das, was er früher immer wollte und durch sie bekam, störte ihn plötzlich ungemein. „Wo warst du eigentlich? Vier Monate ist ne ganz schön lange Zeitspanne“, fragte Naruto plötzlich und auch wenn Sasuke es nicht wollte, so hob er doch aufmerksam seinen Kopf. „Frankreich und Spanien“, gab Sakura schlicht zurück. „Echt! Wie war das Essen dort?“ Sasuke schnaufte. „Das ist auch das Einzige was dich interessiert.“ „Na und? Gute Mahlzeiten sind wichtig!“ „Ganz bestimmt.“ „Es war angenehm, das Essen“, meinte Sakura amüsiert. „Warst du auch bei diesem schiefen Turm von Pisa?“ Hinata verschluckte sich lachend an ihrem Essen und nur mit mühe konnte sie nach Luft schnappen. Naruto sah sie verwirrt an. „Was ist denn?“ „Der steht in Italien du Idiot“, bemerkte Sasuke trocken. „Du meinst den Eiffelturm, Naruto“ Hinata die wieder genügend Luft bekam lehnte sich schmunzelnd zurück. „Ja genau den mein ich aber ich war der festen Überzeugung, der wäre schief“, überlegte er. „Du hast die Weisheit mit der Gabel gefressen oder?“ „Sagt der Richtige“, murrte Naruto und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht jeder kann so ein Genie sein wie du.“ Sasuke zog schlecht gelaunt seine Augenbrauen zusammen. „Das nennt man Allgemeinwissen, Schlauberger.“ „Es soll bei Nacht sehr schön sein habe ich gehört“, lenkte Hinata das Gespräch wieder zum eigentlichen Thema zurück. „Warst du in der dritten Etage?“ Sakura verneinend bedauernd. „Meine Zeit war zu knapp bemessen, ich hatte keine Gelegenheit ihn zu besuchen.“ „Was hast du dann gemacht?“, erkundigte Naruto sich irritiert. Sie sah ihn an. „Ich war geschäftlich dort.“ Ein Lächeln, ehrlich und vielsagend. Keine weitere Silbe würde mehr über ihre Lippen dringen. Dieses Thema, für sie war es zu Ende. Das sah sowohl Sasuke, als auch Hinata. Naruto hingegen verstand nicht. „Geschäftlich? Also... Aua!...“, schmerzhaft verzog er das Gesicht und fing an sein unter dem Tisch getretenes Bein zu reiben. „Für was war...“ „Klappe!“, schnitt Sasuke ihm grob das Wort ab. Hinata war es schließlich die ihn gekonnt ablenkte und ein Gespräch über Spanien anfing. Die Sehenswürdigkeit erwähnte und erzählte, wie gerne sie dort einmal Urlaub machen wollte. Die Grenze, sie existierte noch. Geheimnisse blieben Geheimnisse. Und Fragen, die keine Antwort erhielten. Das war etwas, was sich nie änderte, genauso, wie sie niemals diese Linie überschritt. Denn ihr Denken und ihre Reflexe durften sich nicht ändern. Zu keiner Zeit. Sakura lehnte sich entspannt in den Ledersessel hinein und sah dabei zu, wie Naruto stöhnend mitten im Wohnzimmer stehen blieb. Seine Finger flogen hinauf, formten ein Kreuz. „Weiche von mir du böser Geist!“, jammerte er und wandte sich seinem Freund zu. „Musst du die Akte so offen auf dem Tisch rumliegen lassen? Ich bekomm schon Albträume davon!“ Sakura sprach anstelle Sasukes, zog somit die überraschten Blicke aller auf sich. „Tut mir leid, ich war neugierig.“ „Du hast sie dir angesehen?“, fragte Sasuke mit hochgezogenen Augenbrauen. Seine Aufmerksamkeit schweifte über die systematisch sortierten Fotos und die daneben liegenden Berichte, bevor er sich niedersetzte. Sakura nickte sacht. Ab dem Moment ignorierten sie alle den Fakt der Geheimhaltung, als Hinata leise anmerkte. „Wir kommen nicht weiter.“ „Es ist frustrierend“, gab Naruto kopfschüttelnd von sich. Wirkte, als er weiter sprach, um so vieles ernster. „Das Mädchen, Emily Gould. Ich frage mich wie diese Dreckskerle es übers Herz gebracht haben. Ich meine, seht euch an, wie sie gestorben ist.“ „Sie war so jung“, murmelte Hinata bedrückt und nahm furchtlos das Tatortfoto in die Hand. Hellhörig neigte Sakura wegen dieser Handlung ihren Kopf. Naruto und auch Sasuke vermieden es beide dieses Bild anzusehen, nur die junge Frau nicht. Es erstaunte sie, gerade die Schwächste von ihnen allen zeigte keine Abscheu, keine Hemmungen bei der Darstellung eines grausamen Kindermordes. Nur unglaublich viel bedauern lag in ihrem Blick. In solchen Momenten offenbarte sich das wahre Können der Hyuga. Vielleicht vermochte sie es nicht so zu Schießen wie Sasuke oder verstand Situationen nicht so schnell wie Naruto aber sie konnte das Grauen analysieren. Ohne zurückweichen, gerade mit offenen Augen. Sakuras Mundwinkel zuckten hinauf. Sie hatte es schon immer gewusst. In dieser jungen Frau steckte so vieles, es musste nur noch trainiert werden. „Wir haben nicht eine Spur!“, erzürnte sich Naruto plötzlich und so untypisch. Verschränkte ausatmend die Arme vor der Brust. „Irgendwann werden sie einen Fehler machen“, kommentierte Sasuke, setzte diplomatisch grinsend hinzu. „Ich sehe den Bericht für Notwehr schon vor mir liegen.“ Naruto nickte. „Sie haben geschossen, es blieb uns nichts anderes übrig.“ „Schluss jetzt!“, rief Hinata unvermittelt und laut aus. „Hört ihr euch eigentlich selbst reden?“ Für einen Augenblick herrschte Stille in der Sakura gespannt beobachtete. Dieses Gespräch war aufschlussreich. Beide Männer kamen mit dem Mord eines Kindes nicht zurecht. Sie konnte es erkennen, an der eisigen Ausstrahlung und den ungewohnt harten Worten. Naruto seufzte und gab zuerst nach. „Tut mir leid.“ „Meine Worte habe ich genauso gemeint! Von mir brauchst du keine Entschuldigung erwarten“, knurrte Sasuke, als er Hinatas Blick begegnete. „Dieser Abschaum verdient bei Weitem Schlimmeres. Das Kind wurde wie ein Fisch aufgeschlitzt!“ „Sie werden lebenslang eingesperrt, das ist eine angemessene Strafe.“ „In welcher Welt lebst du eigentlich, huh?“, schnauzte er sie geräuschvoll an. „Was ist lebenslang schon, wenn man drei Mahlzeiten hat und zwei Stunden Hofgang bekommt? Glaubst du denn wirklich, das juckt die Kerle?“ „Und was bringt es, wenn du sie umbringst? Dich der Gefahr aussetzt, selbst verhaftet zu werden?“ „Leute“, warf Naruto ein und zuckte bei der Heftigkeit der folgenden Worten zusammen. „Was es bringt? Gerechtigkeit!“ „Das ist keine Gerechtigkeit, das ist Selbstjustiz, Sasuke!“, donnerte sie. Naruto sprang auf und ging dazwischen. „Hey! Jetzt beruhigen wir uns alle mal, ok? Wir haben Nichts. Das Einzige, was wir wissen ist, die russische Mafia hat ihre Finger mit in diesem Spiel. Lasst uns diese Typen erst finden, dann können wir uns immer noch Streiten.“ Sein Blick schweifte zu Hinata, deren Kopf sich senkte, hinüber zu Sasuke, der sich schnaufend nach hinten sinken ließ. Unangenehme Stille legte sich nieder in der Sakuras Augenmerk über jeden Einzelnen wanderten. Das war das erste Mal in der sie eine Auseinandersetzung zwischen ihnen sah. Und dies wegen eines stupiden Falles. „Die Morde“, erhob Sakura ihre Stimme. „Sind eine Nachricht.“ Wenn die Atmosphäre zuvor ruhig war, so war sie jetzt gespenstisch und unwillkürlich musste sie schmunzeln. Die Taten, ihr Verlauf, alles war so offensichtlich. So einfach aber sie verstand langsam, warum niemand es bemerkte. „Es ist ein Versuch mit jemandem in Kontakt zu treten, der sich gänzlich verdeckt hält. Die Taten entsprechen demselben Muster richtig?“, fragte sie rhetorisch. „Keine Einbruchsspuren, keine Fasern oder gar Fingerabdrücke. Das Einzige, was ihr fandet, war die Leiche und der doppelte Adler der russischen Mafia. Was ergibt sich daraus?“ Eine kurze Pause. „Sie wurden freiwillig hereingelassen.“ „Dieselbe Theorie die auch Teme hatte“, überlegte Naruto und setzte sich wieder auf die Couch zurück. „Hatte?“ „Ja“, meinte Sasuke. „Aber wer lässt mitten in der Nacht Wildfremde in sein Haus?“ „Es gibt...“, setzte Hinata an. „Spar es dir! Vertrauenseligkeit hin oder her. Bei dreißig Opfern ist das unrealistisch, nicht alle sind so dumm.“ „Sasuke...“, murrte Naruto. „Hör auf.“ Sakura seufzte. Sie sahen nicht hin! Ihr Denken, ihre Gefühle, eingenommen von dem tot eines Mädchens. „Misstrauen kann man austricksen. Sehr einfach sogar“, merkte sie an. „Sie alle haben ihren Tod hereingelassen, haben ihm vielleicht etwas zu trinken angeboten oder den Kuchen vom vorigen Tag aus dem Kühlschrank geholt.“ Ihr Blick schweifte zu Sasuke. „Angenommen es ist mitten in der Nacht. Es klingelt oder klopft. Einem Mann würdest du kaum ohne Argwohn öffnen. Wahrscheinlich rechnest du sogar mit einem Übergriff und hast deine Waffe schussbereit in deiner Hand. Und weshalb? Weil dein Unterbewusstsein ihn, als mögliche Gefahr einstuft.“ Sakura hielt kurz inne. „Jetzt dieselbe Situation mit einem jungen Mädchen. Sie ist kaum 1,50 groß, sieht vielleicht verängstigt über die Schulter und reibt sich fröstelnd über die Arme. Bettelt leise um Einlass. Wie würdest du jetzt reagieren? Das ist ein Schema, das oft und gerne von der Bruderschaft benutzt wird, um kein unnötiges Aufsehen zu erregen.“ „So verschaffen sie sich also Zugang“, schlussfolgerte Naruto und sie nickte. Eine hilflose Frau entschärft die Situation, setzt das Unterbewusstsein aus und erzeugt ohne es zu merken das Bedürfnis zu helfen. Es war die einfachste Art ungesehen in einen fremden Haushalt zu gelangen. „Worauf ich eigentlich hinaus will. Ihr habt ausgeschlossen, dass die Opfer etwas gemeinsam haben, obwohl es immer dieselbe Vorgehensweise ist.“ „Weil wir nichts gefunden haben. Es gab keine Angehörigen, die wir hätten, observieren könnten“, erklärte Hinata ihr. „Aber es gibt sie jetzt“, stellte sie fest und sah zu Sasuke. „Die Eltern“, stellte dieser fest. Lächelnd nickte sie. Er verstand, auf was sie aufmerksam machen wollte. „Lasst sie beschatten und ihr werdet eure Spur finden. Wenn ihr die Organisation, welche die Russen erreichen wollen ausfindig macht, kommt ihr auch an die Mörder heran. Doch ich denke, es wird sich jetzt einiges ergeben.“ „Wie meinst du das?“, fragte Hinata leise. Sakura überschlug ihre Beine und zeigte auf das Foto, der toten Emily. „Es gibt einen Kodex, an den sich jede Mafia mehr oder weniger hält. Eine Regel davon besagt, Kinder unter dem 16. Lebensjahr werden nicht angerührt. Natürlich gibt es spezielle Ausnahmen aber dieses Mädchen fällt nicht darunter. Die Bruderschaft hat sich nicht daran gehalten und das wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit folgen haben.“ Naruto verschränkte die Arme vor der Brust „Welche Folgen wären das?“ „Das kann ich nicht sagen, dazu müsste ich wissen, wen und warum sie diesen Bund erreichen wollen. Ich könnte näher herangehen, dann könnte ich es euch sagen.“ „Wie nah? Wir reden mit Kakashi, er würde sicher einiges...“ Sasuke schnitt Naruto das Wort ab, sein Blick starr auf seine Freundin gerichtet. „Das meintest du nicht, richtig?“ „In der Tat.“ Sakura sah in sein ausdrucksloses Gesicht und wusste, egal was sich bei diesem Fall noch ergab, er wollte keine Hilfe mehr von ihr. Nicht aus falschem Stolz oder Hochmut. Nein im war nur bewusst, in welche Gefahr sie sich begab, wenn sie mehr herausfinden wollte. Über das FBI würde sie kaum noch an nennenswerte Informationen kommen. Sie musste in die Dunkelheit, in ihre Welt und näher an die Bruderschaft heran. Etwas, was auch für sie nicht gefahrlos ging. Sicherlich, es wäre nicht das erste Mal, sie hatte früher bereits mit der russischen Mafia zu tun. Allerdings reichten diese wenigen Treffen aus um diesen dummen Menschen aus dem Weg zugehen. Nicht etwa aus Angst, nein. Es war das Ehrgefühl dieser Männer. Tötete man einen, so wurde eine Kettenreaktion ausgelöst und die bedeutete nur eines. Es würde Blut fließen, viel Blut. Kapitel 3: Riskantes Geschäft ----------------------------- Kapitel 3 Stur starrte Sasuke durch die Windschutzscheibe des Audis und versuchte mit wenig Erfolg, die Frau auf dem Beifahrersitz zu ignorieren. Das unnötige zu ihm Beugen und die lasziven Seufzer halfen dabei relativ wenig. „Es ist wirklich warm hier drinnen“, hörte er sie schnurren und konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie sie sich Luft zu fächernd die Jacke über die Schultern zog. So rein zufällig, das ohnehin schon knappe Oberteil verrutschte. „Findest du nicht?“ „Nein“, presste er heraus. „Das ist doch sinnlos“, merkte sie dann an, warf einige Strähnen des langen Haares zurück. Ihre Beine wippten offen auf beide Seiten, des einladenden Signals wohl bewusst. „Ich meine, die Eltern von dem toten Gör wurden bereits verhört und es hat sich nichts ergeben oder irre ich mich?“ Er gab ihr keine Antwort, fing jedoch an mit seinem Finger unruhig auf dem Lenkrad zu tippen. Seit einer Stunde nun wartete er darauf, Hinata und Naruto endlich aus dem Haus der Gould kommen zu sehen. Langsam wurde er wirklich ungeduldig. „Du bist angespannt“, bemerkte sie nach einigen Minuten und ihre Hand fuhr zart über seine Haut. „Ich kann etwas dagegen tun, du weißt es.“ „Karin, nimm deine dreckigen Pfoten von meinem Arm, bevor ich sie dir breche“, grollte er aggressiv. Seine heftigen Worte ließen sie zusammenzucken und mit einem Ruck entfernte sich ihr Körper. Ein Umstand, der ihm nur recht war. „Du würdest mich nicht auf diese Art verletzten“, gab Karin selbstsicher von sich. „Vielleicht bist du in der Lage mich zu erschießen aber du würdest nie deine Hand gegen eine Frau erheben. Das wissen wir doch beide, Sasuke.“ „Glaub mir bei dir würde ich eine Ausnahme machen. Und jetzt halt einfach deine Klappe“, knurrte er dunkel. Es blieb ihm ein Rätsel, wie der Direktor auf die Idee kam, sein Team bräuchte einen Scharfschützen. Ihre Einwürfe waren alle samt überhört worden und am ende, hatte Kakashi zähneknirschend verkündet, sie müssten sich mit dem neuen Mitglied arrangieren. Seine Laune sank wenn möglich noch weiter ab. Gegen ein neues Mitglied war nichts einzuwenden aber verdammt... Musste es unbedingt dieses Frauenzimmer sein. Karin Snowden war mit Abstand die letzte Person, mit der Sasuke jemals wieder ein Team bilden wollte. Doch und das war ein unleugbarer Fakt, sie war die Beste in ihrem Gebiet. Ihre Erfolgsrate lag über dem Durchschnitt. 389 Einsätze, 386 Leichen. Sie war in der Lage aus 1900 Metern Entfernung einen fliegenden Kanarienvogel abknallen, ohne auch nur einmal kurz ins Stocken zu geraten. Des Weiteren konnte sie durch ihre militärische Ausbildung einen 200 Pfund schweren Mann lächelnd auf die Bretter schicken. Eine tödliche Mischung. Dem ungeachtet hatte sie einen gravierenden Fehler. Karin war absolut unfähig in einem Team zu arbeiten. Rückendeckung war ein Wort, das nicht in ihrem Vokabular existierte. Ihre eigene Sicherheit ging wenn nötig über die Leichen ihrer Kollegen. „Du bist langweilig geworden, Uchiha“, durchbrach Karin seine Gedanken. „Früher hättest du meine Einladung nicht abgelehnt. Oder liegt es an meiner Kleidung? Ich könnte mir etwas anderes Anziehen, vielleicht den Rock, der dir damals so zugesagt hat.“ „Karin...“ „Ah, ich verstehe. Wie lange bleibst du deiner Kleinen dieses Mal treu? Ein paar Tage oder Wochen?“, kicherte sie. „Wir wissen doch beide, du brauchst eine Frau mit deinem Niveau. Eine die dich in jeder Beziehung fördert. Und falls du es vergessen haben solltest, ich bin in einigen Dingen wirklich gut.“ Abrupt drehte er sich zu ihr. „Wenn du nicht augenblicklich deinen Mund hältst, dann bist du die erste Frau, die ich schlage.“ Ihr Lächeln macht einen flüchtigen Moment der Unsicherheit platz, ehe es geschmeidiger zurückkehrte. Mit der Zunge schnalzend kam sie ihm näher, legte ihre Hand auf seine Wange. „Egal wen du zuhause sitzen hast, ich gefalle dir noch immer. Daher bin ich wirklich gespannt, wann du nachgibst. Vor zwei Jahren jedenfalls hat es nicht lange gedauert, bis du deine Freundin vergessen hast und jetzt...“ Ihre Finger fuhren zu seinem Kinn hinab. „Möchte ich sehen, wie du mich schlägst.“ Grob umfasste er ihr Handgelenk, kam ihrem Gesicht beängstigend nah und grinste. „Glaub mir Karin, das willst du nicht“, erhob sich seine Stimme gefährlich leise und er war sich darüber im Klaren, wie schmerzhaft sein Griff mittlerweile sein musste. Das gedämpfte Schließen einer Haustür durchbrach die Atmosphäre und sie zurück stoßend, konnte er Naruto und Hinata beobachten. Sein Blick begegnete sich mit dem seines Freundes, als beide den Gehweg zu ihrem Auto entlang gingen. Ein unauffälliges Nicken. Sie hatten etwas gefunden. „Die Wanze wird verschwendetes Geld sein“, kommentierte Karin ungerührt, rieb sich jedoch massierend über ihr Gelenk. Sasuke ignorierte sie komplett, zündete den Motor des Audis und folge dem davon fahrenden Nissan auf die lebhafte Hauptstraße. Es dauerte nur Minuten, bis sie den vereinbarten Treffpunkt erreichten und er sich endlich Karins Gesellschaft entziehen konnte. „Und?“, wollte er wissen. „Beide haben sich in ihren Aussagen verstrickt“, informierte Naruto ihn grinsend. Die Arme verschränkend, lehnte er sich auf die Motorhaube und sprach weiter. „Auf einmal waren sie in keinem Restaurant mehr, sondern Karten spielen. Komisch nicht? Vor allem, weil ihr erstes Alibi bereits bestätigt wurde.“ „Wegen so einer Kleinigkeit freust du dich, Uzumaki? Dein Leben muss ja wirklich langweilig sein“, kommentierte Karin aus dem Audi aussteigend. „Ob sie jetzt Essen oder Karten spielen waren, wo ist der Unterschied?“ „Ich hab bereits Kakashi angerufen“, überging der Angesprochene die Aussage. „Außerdem“, warf Hinata ein. „Außerdem hat man gemerkt, wie unerwünscht wir waren.“ Naruto nickte bekräftigend. „Das ist wahr.“ „Konntet ihr das Abhörgerät installieren?“, frage Sasuke. Es war nicht viel dachte er aber mehr, als die letzten Wochen. „Hinata ist in der Ablenkung ein wahres Genie. Ich konnte es ohne Probleme einschleusen“, lobte Naruto seine Freundin mit erhobenem Kopf. „Das ist auch das Einzige, was sie kann.“ Das Lächeln auf seinem Gesicht gefror und sein bisher gut gelauntes Gemüt verschwand. Hinata senkte betroffen ihren Blick, wirkte mit einem Mal wie ein unsicheres Schulmädchen und nicht, wie eine gestandene Frau. „Halt deine dumme Klappe, Karin!“ Naruto stieß sich aufgebracht von seinem Nissan ab, sah allerdings betroffen zu seiner Kollegin, als diese sprach. „Lass sie Naruto. Karin hat ja recht, ich bin euch selten eine Hilfe. „Seht ihr, die Kleine gibt es zu, also regt euch ab. Ich hab lediglich die...“ Sasuke unterbrach sie fauchend. „Karin halt dich endlich zurück, bevor ich mir überlege, dich zu melden.“ Abwehrend hob sie ihre Hände. „Ich hab schon verstanden. Die Wahrheit ist nicht immer leicht zu akzeptieren.“ Aufmerksam blätterte Sakura in dem ihr gereichten Buch. Es war eines der Werke von Friedrich Dürrematt, das sie zu ihrer Schande noch nicht kannte. Ein interessant wirkender Kriminalroman, ähnlich wie der, den sie Sasuke damals zum Lesen gab. „Du hast einige seiner Bücher in deiner Sammlung und ich dachte es wäre ein angemessenes Mitbringsel“, hörte sie Kakashi erklären. Sakura nickte, sah ihm dabei zu, wie er genießerisch an dem ihm gemachten Tee nippte. „In der Tat“, gab sie schmunzelnd zurück. „Eine gute Wahl, danke.“ Es überraschte sie nicht im geringsten. Die Inhalte ihrer Schränke waren ihm genauso geläufig, wie der Aufbewahrungsort ihrer Waffen. Einst, als sie ihnen half gegen Pain zu bestehen, war Kakashi Hatake der Einzige, der gezielt jeden Raum in ihrem Haus durchsuchte. Vertrauensbruch würden einige sagen, sie empfand es nicht, als solchen. Es war eine normale Reaktion und wäre sie an seiner Stelle gewesen, so hätte sie ebenso gehandelt. „Wie war deine Reise?“, wollte er wissen und sie ging auf diese unwichtige Floskel ein. Wusste sie doch beide, er war nicht ohne Grund hier. Nicht, wenn er die Gengelegenheit ergriff, sie ohne Sasuke anzutreffen. „Gut aber anstrengend.“ Kakashi nickt. „Du hast wohl keine Zeit gehabt einen Abstecher in die jeweiligen Großbüchereien zu machen oder?“ „Leider nein. Nicht einmal Paris war eingeplant“, seufzte Sakura und setzte trocken hinzu „Dafür kenne ich nun mehr Hinterhöfe und Gassen, als jedes andere Geschöpf.“ „Frankreich hat viele davon, das musste ich selbst bei einem Besuch feststellen. Es ärgert mich noch heute, meine Arbeit hat es einfach nicht zu gelassen“, stimmte er ihr missmutig zu. „Vielleicht sollten wir uns einen kleinen Urlaub gönnen? Ich kenne ein hinreisendes Hotel in Orléans, nicht weit der Stadtbücherei entfernt.“ „Soll ich die Flüge buchen oder du?“ Ihre Blicke begegneten sich und dann lachten sie. Verhalten und ehrlich. Dieses Gespräch nahm langsam wirklich skurrile Züge an, dachte sie amüsiert. „Ihr habt ihn erwischt, Colei meine ich?“ „Sehr gut kombiniert, Kakashi“, gab Sakura zu. Schnelle Schlussfolgerungen und detaillierte Analyse der Begebenheiten. Weshalb sonst, sollte sie so lange außer Landes bleiben, wenn nicht, um jemanden zu verfolgen, der untergetaucht war. „Ich habe 24 Stunden gebraucht, um ihn aufzuspüren.“ Überrascht hoben sich seine Augenbrauen. „Eine hervorragende Leistung.“ „Ich wollte wieder zurück nur habe ich Gabriels Wunsch nach Genugtuung unterschätzt. Er hat ihn uns durch Frankreich und Spanien hetzen lassen.“ „Psychische Folter. Er wusste, er würde sterben, nur nicht wann, richtig?“ Kakashi ließ sich nach hinten sinken. „Korrekt. Es ist einer Katze nachempfunden, die ihre auserkorene Maus zu Tode spielt. Mit jedem Hieb, mit jedem Biss wird die Chance zu entkommen geringer, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr weiter kann. Erst dann kommt der Gnadenstoß.“ Sakura beugte sich nach vorne, nahm ihre Tasse in die Hand. „Colei hat erstaunlich lange durchgehalten. Für gewöhnlich endet es nach einigen Wochen, entweder da sie sich selbst umbringen oder, weil Gabriel das Interesse verliert, aber dieses Mal.“ „Verstehe, daher dein Wortloses verschwinden.“ „So ist es, ich habe nur mit einigen Wochen gerechnet. Doch jetzt sag mir, warum bist du wirklich hier? Ich möchte ungern für Sasukes Überstunden verantwortlich sein“, schmunzelte sie wissend. Er lachte und meinte kopfschüttelnd. „Du hast mich durchschaut. Keine Sorge er musste nur die erste Schicht der Observation übernehmen.“ Ihre Augen fixierten die Mappe, die Kakashi sorgfältig aus seiner Tasche zog und eben so auf den Tisch legte. Ihr langsam entgegen schob, und auf einmal viel ernster wirkte, als er sprach. „Vor einiger Zeit bin ich auf etwas gestoßen und sämtliche meiner Informanten üben sich in Verschwiegenheit.“ Sakura sah ihn an. „Vielleicht nicht ohne Grund“, meinte sie und dennoch, nahm sie die Akte entgegen. Warf musternd ihren Blick hinein. Nahm die geschriebenen Zeilen und die Bilder, der hingerichteten Menschen wahr. „Oh da bin ich mir sogar sicher. Sie sahen aus, als wenn der Teufel persönlich hinter ihnen her wäre“, gestand Kakashi. Ihre Stirn zog sich mit jeder weiter umgeblätterten Seite hinab. Es waren unterschiedliche Mordserien in verschiedenen Teilen New York. Nichts Ungewöhnliches für eine solche Stadt, auffallend daran war etwas anderes. Die Taten wurden von insgesamt fünf der zehn größten Untergrundorganisationen begangen, die es in diesem Land gab. Es verwunderte sie fast, Gabriels Unterschrift nicht darunter zu finden. „Was hältst du davon, Sakura?“, wollte Kakashi nach einiger Zeit wissen. Die Genannte sah auf, analysierte seine abwartende Gesichtsmimik. „Was hat das in meiner Hand, mit dem mir bekannten Fall zu tun?“ „Mitunter ist das der Hintergrund, warum wir an einem Nachmittag wie diesem, Tee und Kuchen genießen. Ich weiß es nicht.“ „Eine Meinungsverschiedenheit, wäre das offensichtlichste“, meinte Sakura dann, als sie sich wieder den Papieren widmete. „Allerdings ist es unrealistisch.“ „Inwiefern?“ „Ich hallte eine Dokumentation der Taten in den Händen, deswegen. Eine Auseinandersetzung würde nicht zu euch durchdringen. Das hat mich bereits bei den Russen verwundert. Die Leichen, die ihr meist findet, sind unwichtige Personen, die nicht für nötig befunden wurden, richtig entsorgt zu werden, daher...“ Sie stockte, als ihr Interesse an einem Symbol hängen blieb. Der verlaufene Violinschlüssel war in einem rot, das nur getrocknetes Blut annahm. Kaum von der braunen Lache um ihn herum unterscheidbar. Vorsichtig strich sie über das Foto. So gut wie alle Signaturen waren ihr vertraut. Der Drachen der Triaden ebenso wie die Kreise der Yakuza. Diese Unterschrift, Sakura konnte sie nicht zuordnen. Seltsam bekannt, doch ihr Verstand wollte sich nicht erinnern. „Ich nehme an, das hast du deinen Informanten gezeigt.“ „Du nimmst richtig an“, antwortete Kakashi. Die Arme verschränkend überschlug Sakura die Beine, lehnte sich weit zurück. „Meine Hilfe wird teuer, Kakashi“, erhob sich ihre Stimme, wirkte kühl und geschäftlich. „Ich weiß nicht zu wem das Zeichen gehört, ebenso, wie mir der Sinn dieser Bluttaten verschleiert bleibt.“ Er nickte verstehend. „Über welchen Preis verhandeln wir?“ „Kein Verhandeln. Dafür verlangst du zu viel“, schüttelte sie ihren Kopf. „Es wird mich genügend Aufwand kosten unentdeckt an die Yakuza heranzukommen, von den Albanern ganz abgesehen. Sie sind auch für mich gefährlich genug um meine Schritte mit bedacht zu wählen. Einen solchen Auftrag würde ich für gewöhnlich nicht annehmen, und wenn ich es mir recht überlege, verlange ich sogar noch zu wenig.“ „Nun, meine finanziellen Mittel sind etwas...“ „Ich will kein Geld, Kakashi. Das FBI hat einige Akten in seiner Datenbank, an die ich nur schwer herankomme und es wäre wirklich angenehm eine verlässliche Quelle dort zu haben“, schnitt Sakura ihn das Wort ab. Unwohl stellte er seine bisher gehaltene Tasse ab, um sich auf seinen Knien abzustützen. „Auf welche Informationen genau beziehst du dich?“ „Keine Angst. Die Listen eurer Spione werde ich nicht in Anspruch nehmen, darauf hast du mein Wort. Ich spreche von eurem Zeugenschutzprogramm und den Menschen, die ihren Mund nicht halten können. Du musst wissen, ich habe Klienten auf beiden Seiten und es würde mir also Arbeit ersparen, wenn mir ein kleines Vöglein erzählt, wo ich gewisse Leute finde.“ Ihre Mundwinkel zuckten hinauf, als er verstand. „Das ist viel, Sakura. Ich könnte wegen Verrat dran kommen.“ Ein leises Lachen. „Ich könnte sterben.“ Seine Schuld würde sie nie einfordern, doch sie kannte Kakashi. Er hielt ihre Unterstützung nicht für selbstverständlich, wäre ihr vorgesetzter Preis allerdings zu niedrig. Er käme zu leicht wieder und eines wusste Sakura: Ihre Hilfe war ihm immer gewiss. Auch bei solchen Angelegenheiten, die mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ihr ende bedeuten würden. „Meine Dienste sind nicht billig, das hätte dir klar sein müssen“, sprach sie, stütze ihren Kopf auf ihrem Handrücken ab und belustigte sich an seinem überlegenden Gesichtsausdruck. „Wie lange soll dieses Vöglein zwitschern?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Zwei gegebenenfalls auch drei Monate. Danach sind wir bei null angelangt und ich werde keine weiteren Daten fordern. Überlege es dir jetzt, ein zurück, wird es nicht geben.“ Kakashi ließ sich zurückfallen und nickte. „Wir sind im Geschäft.“ „Sehr gut. Es dauert mindestens zwei Wochen, bis ich deine Antworten habe. Bei gewissen Schwierigkeiten wird kein Weg auf dich zurückzuführen sein. Sei dir also meiner Verschwiegenheit gewiss“, klärte Sakura ihn auf, während sie sich erhob und aus der Küche zwei Teller holte. „Wobei wir doch beide hoffen, diese Schwierigkeiten mögen nicht eintreten“, antwortete Kakashi ihr, als er die Verpackung der von ihm mitgebrachten Tortenstücke öffnete. Schmunzelnd zwinkerte sie. „Lediglich eine Standard Floskel.“ „Ich hoffe du magst Erdbeere?“ Sakura nickte und setzte sich zurück auf ihren Platz. Nahm ihm dann dankend den ihr gereichten Teller ab. „Wegen Sasuke“, begann Kakashi. „Mein Stillschweigen schließt auch ihn mit ein.“ Kapitel 4: Konflikt ------------------- Kapitel 4 Seufzend schloss Sakura ihre angestrengten Augen für einen Moment und hieß den kühlen Luftzug, der durch das offene Wohnzimmerfenster kam, willkommen. Seit Stunden war ihr Laptop der einzige Lichtspender in der düster wirkenden Wohnung und genauso lange suchte sie jetzt nach einem Namen. Vergebens. Ihr wollte es nicht gelingen, die Gestalten hinter dem blutigen Violinschlüssel zu finden. Sakura lehnte sich in die angenehm kalte Polsterung der Couch, bevor sie ausatmend ihre Arme über die Lehne nach hinten fallen ließ. Ihren Kopf weit in den Nacken legte. Es war normal nicht sofort die gewünschte Information zu finden. Die Dunkelheit versteckte ihre Daten um ein vielfaches besser, als die Polizei. Jeden Schritt musste sie mit Vorsicht setzen, um gefahrlos weiter zu kommen. Ein Fehler und sie konnte ausfindig gemacht werden. Im Netzwerk der meisten Organisationen wurde durchgehend auf Anomalien geachtet und ein unerwünschter Besucher so relativ schnell entdeckt. Sobald man das System dahinter allerdings verstand, war es simpel sich einzuschleusen. Einfach aber für sie heute Nacht nicht zu schaffen. Entweder lag es an ihrer bereits aus der Übung gekommenen Fähigkeit oder an etwas anderem. Egal was es auch war, es bedeutete ein unbefriedigendes Ende ihrer Arbeit. Sakura musterte überlegend die hohe Zimmerdecke, als ihr ein anderer Gedanke in den Sinn kam. Lag diese Organisation womöglich außer ihrer Reichweite? War sie so tief in der Finsternis, dass ihre Augen es nicht vermochten, sie zu erfassen? Ihre Mundwinkel zuckten hinauf. Unsinn! Das war ausgeschlossen. Sie hatte genug Einblick in Gabriels Geschäfte bekommen. Es gab keine Gruppe, die nicht in Kontakt mit der Cosa Nostra stand. Sie alle waren verbunden und ein nicht anerkannter Feind wurde von allen Seiten ausgelöscht. Sakura sah zurück auf den Bildschirm, ehe sie kopfschüttelnd ihr Telefon zur Hand nahm. Eine Nummer wählte, die ihre Unzufriedenheit noch weiter steigerte. Sie hasste es, auf ihre Schuldner zurückgreifen zu müssen. „Cory Bacon, es ist lange her“, eröffnete sie das Gespräch, als sich eine verschlafene Männerstimme meldete. Der Tonfall war harsch und ihr lachender Laut, ließ ihn abrupt verstummen. Sakura wusste, jetzt erkannte er ihre Stimme. „Selene.“ Eine unbehagliche Feststellung, deren zittern ihr ein ehrliches Lächeln entlockte. Sie hatte nie viel von Pseudonymen gehalten, doch dieser hatte sich nicht verdrängen lassen. Der Mann, der ihn ihr einst gab, war längst durch sie gestorben aber dieser Name. Er brannte sich wie ein glühendes Eisen in die Gedanken der Schatten und es amüsierte Sakura, wie viel Angst er noch immer hervorrief. „Du wirst für mich etwas in Erfahrung bringen und das möglichst schnell“, forderte sie kühl, ohne Umschweife. Ihr Finger berührte die Tastatur des Laptops, riefen das eingescannte Bild des Violinschlüssels auf. Sakura hörte, wie er tief Luft holte, um ihr zu widersprechen. „Vergiss nicht, wem du dein irrsinniges Leben verdankst, Bacon! Solltest du meiner Aufforderung nicht nachkommen. Glaube mir, dann werde ich Gevatter Tod das zurückgeben, was ich ihm vor Jahren vorenthielt“, zischte sie gefährlich. „Was willst du?“ Mit gezielten Handgriffen, schickte sie das Foto an seine Adresse und Sakura wusste, er stand bereits vor seinem Hochleistungsrechner. „Ich will wissen, von wem dieses Zeichen ist. Wer dort unterschrieben hat und in welchem Umfeld sie tätig sind. Beschaffst du mir diese Informationen, ist deine Schuld beglichen.“ „Du hättest mich verrecken lassen sollen! Das ist zu heiß, die werden mich finden, noch bevor ich die Entertaste drücken kann!“, fauchte er ihr entgegen. „Zu heiß? Ohne bemerkt zu werden, raubst du regelmäßig Großbanken aus. Also halt mich nicht für dumm, Cori. Dein Kadaver gehört mir, und wenn ich sage, ich will diese Informationen, wirst du sie mir auch beschaffen! Hast du verstanden?“ „Sie werden mich töten!“ Genervt legte Sakura ihren Arm auf die Lehne und überschlug ihre Beine. „Dann solltest du anfangen dein Grab auszuheben“, gab sie hart zurück und vernahm, wie er schluckend innehielt. Als er anschließend sprach, war seine Stimme hoch und ängstlich. „Selene ich... Ich habe jemanden kennengelernt, ich will in zwei Monaten heiraten und mir endlich etwas aufbauen. Wenn ich jetzt so einen Mist anfange, bringe ich auch sie in Gefahr, bitte...“ „Cori du strapazierst unnötig meine Geduld. Es ist sinnlos an mein Mitleid zu appellieren“, kommentierte sie seine Erzählungen monoton. „Solltest du weiterhin versuchen mit mir zu verhandeln werde ich auflegen und was das für dich bedeutet, ist dir hoffentlich bewusst.“ Tief atmete er ein. „Kannst du wenigstens für ihre Sicherheit garantieren?“ „Ich kann für den Schutz eines jeden sorgen, sofern ich bezahlt werde“, antwortete Sakura. „Wie viel verlangst du?“ Erheiternd zogen sich ihre Mundwinkel hinauf. „Glaubst du tatsächlich, ich will das Geld, was du aus deinen Betrügereien erbeutest? Nein. Du hast nichts mehr, was für mich von nutzen wäre.“ „Verdammt noch mal, überleg dir irgendwas anderes. Egal was du willst, ich beschaff es dir!“, schnauzte er erzürnt und gehetzt. „Ich will ihren Schutz, davor rühre ich keinen Finger für dich.“ „Langsam solltest du deine...“ Cori unterbrach sie ausrufend. „Bitte Selene.“ Sakura schloss ihre Augen. Dieser Mann hatte mehr Glück, als Menschenverstand dachte sie gereizt. „Dreitausend. Schick mir das Geld und die Daten. Mein Wort, ihr wird nichts passieren und jetzt, mach dich an die Arbeit!“, knurrte sie in den Hörer und legte danach unvermittelt auf. Er konnte Gott dafür danken, sie brauchte ihn. Er war einer der größten Hacker dieses Jahrhunderts und sämtliche Behörden bissen sich seit Monaten die Zähne an ihm aus. Nur dieser Fakt hielt sie davon ab, ihn noch in dieser Nacht umzubringen. Das seichte Licht der Wohnzimmerlampe, war das Erste was Sasuke bemerkte, als er die Haustür schloss. Der angenehme Duft von Blüten, das Zweite. Für einen kurzen Moment schloss er einatmend seine Augen. Ihre ganze Präsenz lag über seinem Apartment, nistete sich in jede Spalte und der wohlfühlende Geruch ihres Tees lag in der Luft. Allein diese Kleinigkeiten beruhigten sein genervtes Gemüt und sorgten für die Entspannung seiner Muskeln. Er öffnete seine Lieder. Ging in die offen gehaltene Küche und musternd hielt er inne. Ließ seinen Blick über ihren an der Theke stehenden Körper schweifen. „Du bist noch wach?“, stellte Sasuke überflüssigerweise fest. Er war überrascht. Die Nacht war bereits weit fortgeschritten und er hatte nicht damit gerechnet, sie noch munter vorzufinden. Wie er Kakashi dafür verfluchte. Dieser alte Mann konnte von Glück reden, heute war er wirklich bereit gewesen, ihn zu verprügeln. Die erste Schicht der Observation trug er Sasuke mit einem solchen Grinsen in der Stimme auf, sogar Naruto war nach dem Telefonat ängstlich zurückgewichen. „Die Nacht ist mein Tag“, antwortete Sakura schmunzelnd. Seine Arme legten sich um ihre Gestalt, zogen sie einnehmend zu ihm, bevor er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub. Er wusste, wie besitzergreifend diese Geste auf sie wirkte. Doch es war ihm in diesem Augenblick egal. Der gestrige Tag war nicht sein bester gewesen. Stunden musste er mit Karin in einem unbequemen Auto ein Haus beobachten, in dem sich nichts rührte. Einzig die Nachtbarkatze, sorgte für andere Geräusche, als Karins nervende Versuche, sich ihm anzubieten. Wie wenig Stolz musste diese Frau haben. Ein ungezwungener Laut drang aus seiner Kehle, da ihre Finger zart durch sein Haar fuhren und sich ihre Hand streichend auf seine Arme legte. „Wann fängt deine nächste Observierung an?“, wollte sie wissen und setzte erklärend hinzu. „Deine Körpertemperatur.“ „Gegen Mittag“, antwortete Sasuke ruhig. Ihre Beobachtungsgabe war unheimlich gut, stellte er wiederholt fest und löste unwillig seine Umarmung. Als der Wasserkocher klickend signalisierte, der Siedepunkt wäre erreicht. „Möchtest du auch einen?“ Kopfschüttelnd lehnte er ab und nahm die danebenstehende Espressomaschine in Betrieb. „Dein Tipp war hilfreich“, fing er an und sprach weiter. „Die Eltern haben zwei Alibis, beide wurden bestätigt. Die Strecke zwischen dem Restaurant und ihren Bekannten beträgt gute zwanzig Kilometer, bei dem Verkehr in der Gegend kaum unter einer halben Stunde zu schaffen. Es ist demnach ausgeschlossen, sie haben sich nicht in der Zeit geirrt.“ Stirnrunzelnd sah Sakura auf. „Zwei Alibis?“ „Interessant nicht wahr?“ Mit dem fertig durchgelaufenen Kaffee ging er mit ihr in das kaum beleuchtete Wohnzimmer. Ließ sich zurückfallend auf die Couch nieder. „Es ist nicht ganz das, was ich erwartet habe.“ Sasuke legte seine Hand auf ihre Hüfte und besah müde die unzähligen Blätter auf dem Glastisch. Gezielt zog Sakura eines heraus, lehnte sich lesend in seinem Arm zurück. „Was hast du erwartet?“ „Einen Mittelsmann oder wenigstens unübliche Rufnummern in ihrem Festanschluss“, meinte sie. Sasuke kam nicht umhin, einen Blick auf das Dokument zu werfen. Ein detaillierter Lebenslauf stellte er fest und erinnerte sich, den Namen des Geschäftsmannes schon einmal gehört zu haben. „Warum liest du dir das durch?“ Schmunzelnd antwortete Sakura. „Weil er auf der Blacklist steht.“ „Du willst ihn umbringen.“ Eine nüchterne Feststellung, dessen Tonfall missbilligend und einem Vorwurf glich. So Situationen hasste er, weil es ihm kaum möglich war, ihr Handeln zu tolerieren. „Ich überlege noch. Immerhin ist es viel Geld für nur eine Kugel und der Aufwand ist kaum erwähnenswert.“ „Wie viel?“ Sakura hielt inne. „Willst du das wirklich wissen? Es fällt dir bereits jetzt schwer, ruhig neben mir sitzen zubleiben.“ „Sag es mir“, verlangte Sasuke grob, während er sie näher heranzog und sein Kinn auf ihre Schulter ablegte. Darauf wartete zu erfahren, wie viel ein Menschenleben in der heutigen Zeit wert war. „9000 Dollar.“ „Für so wenig willst du dir deine Hände schmutzig machen?“, meinte er und vernahm ihr leises Lachen, als sie das Dokument desinteressiert auf den Tisch zurückwarf. Ihre Finger legten sich auf seine Wange. Eine Geste, die wütend in ihm aufstieg. War es doch zugleich ein Versuch der Beruhigung und ein zurechtweisender Tadel. „Sag mir, Sasuke. Wie viel Geld ist es wert, damit ich mir meine Hände schmutzig mache? Soll ich dir Steckbriefe mit höheren Summen geben? Ich habe kein Problem damit, wenn du aussuchst, wen ich töte. Aber das ist es nicht, richtig?“ Sakura setzte sich galant lächelnd auf seinen Schoß und trotz ihrer harten Worte glitten seine Handflächen hinab, blieben auf ihren Oberschenkel liegen. „Ist es nichts so, du willst es mir lediglich ausreden? Es stört dich, wenn ich Menschen für Geld töte“, sprach sie weiter und küsste ihn. Sasuke griff in ihren Nacken, hinderte sie barsch daran, zurückzuweichen. „Hör auf damit“, raunte er im Anschluss. Im selben Moment wurde ihm bewusst, dieses Gespräch war reine Zeitverschwendung. Er sah es an ihren kühlen Augen und der sich nicht ändernden Gesichtsmimik. Damals auf dem Dach des Krankenhauses sagte sie es ihm. Unmissverständlich und klar. Sie würde nicht aufhören. Bisher konnte er es verdrängen aber je offener Sakura mit diesen Dokumenten umging, desto schwieriger wurde es für ihn. Der Konflikt in seinem Inneren erreichte ein nicht mehr zu ignorierendes Ausmaß. „Es gibt so vieles, was du mit deinem Können tun kannst. Viele...“ Ihre Finger legten sich auf seine Lippen, hinderten ihn daran weiter zusprechen. „Tu das nicht“, flüsterte sie. „Fang nicht an mich verändern zu wollen. Du hast genau gewusst, auf was du dich einlässt, Sasuke. Ich bin, was ich bin und das werde ich auch bleiben. Falls dein Gewissen es nicht mehr zu lässt, dann werde ich gehen.“ Harsch entledigte er sich ihrer Berührung. „Willst du mir ein Ultimatum stellen?“, fragte er düster. Die Wut in ihm vermischte sich mit eisiger Ernüchterung. „Nein, ich stelle dir kein Ultimatum. Das Recht habe ich nicht dazu, du allerdings auch nicht!“, erwiderte Sakura. „Ich spreche lediglich die Tatsachen aus.“ Sasuke setzte sich auf, als sie von ihm herunter ging und Abstand gewann. „Was? Entweder soll ich es akzeptieren oder du gehst? Für mich ist das ein Ultimatum, Sakura“, grollte er ungehalten. „Sag mir, wie ich es gutheißen soll und ich werde es versuchen! Ich bin nicht aus Spaß beim FBI!“ Die letzten Worte donnerte er in den sonst stummen Raum und musste sich zusammen reißend durch die Haare streichen, um seinen Zorn nicht gänzlich nach zugeben. Sein Kopf in den Nacken legend, schloss er seine Augen. Verdammt, so wollte er die Zeit mit ihr nicht verbringen dachte er bitter. „Tut mir leid“, hörte er sie aussprechen. Vernahm, wie sie die Blätter einsammelte und sich noch weiter von ihm entfernte. „Das zweite Alibi ist ein schlechtes Zeichen. Passt auf, es wäre nicht der erste Fall in denen die Russen aufräumen. Von der Cosa Nostra habt ihr nichts zu befürchten, dafür bürge ich.“ Er hob seinen Kopf, sah zu ihr. „Was willst du mir damit sagen?“ „Sasuke, ich will nicht für einen Zwiespalt deines moralischen Denkens verantwortlich sein. Ich war töricht zu glauben, du würdest damit zurechtkommen.“ Sein Körper verkrampfte sich, während er starr verfolgte, wie Sakura ihre Habseligkeiten zusammentrug und dabei kein einziges Mal innehielt. „Mein moralisches Denken? Das hat sich davon gemacht, als ich damals mit dir ins Bett gestiegen bin!“, stieß er unwillkürlich aus und erhob sich abrupt. In dem Moment, in dem sie den Raum verlassen wollte, packte er grob ihr Handgelenk. Hinderte sie daran zu gehen. „Was erwartest du von mir?“, wollte sie dann gereizt wissen. „Soll ich hier bleiben, obwohl es dir nicht möglich ist zu akzeptieren, was ich tue? Du sollst es nicht gutheißen, das verlange ich auch nicht aber ich will mich nicht jedes Mal rechtfertigen müssen.“ „Um eine Rechtfertigung habe ich nie gebeten“, schnauzte er ihr entgegen. „Sakura...“ „Ich halte mich bereits zurück, Sasuke!“, rief sie plötzlich aus und schnitt ihm das Wort ab. Sie drehte sich unwirsch um, entledigte sich seinem Griff. Schnaufend atmete er aus. „Du musst eine tolle Art der Zurückhaltung haben. Du hast bereits Dutzend Steckbriefe in der Hand und überlegst, wer der Erste auf deiner Liste ist.“ „Wen habe ich in den letzten Monaten umgebracht? Sag es mir!“, forderte sie drohend, in einem Tonfall, so kalt wie Eis. „Woher soll ich das wissen, huh? Es interessiert mich auch nicht.“ „Richtig du weißt es nicht. Ich habe seit Pain niemanden mehr angerührt und das gewiss nicht wegen mir. Colei war eine Verlockung, der ich kaum standhalten konnte und trotz allem habe ich ihm keine Kugel durch den Schädel gejagt!“ Sasuke stockte, musterte ihre seufzende Gestalt. „Die Briefe, die du vor einigen Monaten gesehen hast. Ich habe keinen davon angenommen und auch heute, war es ursprünglich nur meine Neugierde“, gab Sakura ruhiger von sich, drehte sich um. Sie ging, ohne noch ein Wort zu verlieren. Vermutlich war es ihre Schuld so dachte sie. Auch wenn die Steckbriefe lediglich der Ablenkung dienten, so hätte sie diese dennoch nicht in seiner Anwesenheit lesen müssen. Zumal ihr bekannt war, wie schwer er sich tat. Unvorbereitet hielten seine Arme sie fest, unterbrachen auf diese Weise ihre wirbelnden Gedanken. Vorsichtig, so als rechnete er mit einer Zurückweisung, legte er sie um ihre Mitte. Den Kopf auf ihre Schulter senkend, sprach er. „Wenn du gehen willst, dann geh. Ich werde dich nicht aufhalten und um deine Gesellschaft betteln aber ich bitte dich. Bitte bleib, Sakura.“ Seine Lippen küssten ihren Hals, flüchtig und entschuldigend. Einatmend schloss sie ihre Lider, lehnte sich an seine Brust, bevor sie seine Berührung erwiderte. Ihm sacht durch die Haare strich. Sasuke seufzte matt. „Heute war nicht mein Tag.“ „Meiner auch nicht.“ Kapitel 5: Fernab von gut und böse ---------------------------------- Kapitel 5 Das penetrante Klingeln seines Handys riss Sasuke brutal aus dem Schlaf und einige irr witzige Sekunden, überlegte er ernsthaft, das Gerät an die nächste Wand zu schmeißen. „Was?“, schnauzte er ungehalten, während Sakura sich neben ihm gähnend aufrichtete. „Schönen guten Morgen, Sasuke. Gut geschlafen?“, flötete es ihm entgegen. Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich hinauf, als er auf den Digitalwecker sah. „Willst du mich verarschen Kakashi?, stieß er dunkel aus und wusste eines. Sollte die Welt nicht kurz vor ihrem Untergang stehen, würde er diesen alten Mann umbringen. Vor vier Stunden war er nach Hause gekommen und ganze zwei davon, lag er in seinem Bett. Leises Lachen. „Da ist wer schlecht gelaunt.“ „Was willst du?“, presste Sasuke zwischen den Zähnen hervor. Sakura drehte sich zu ihm, sank zurück auf seine Brust, bevor sie begann, beruhigend über seinen Oberkörper zu streicheln. Eine behagliche Geste, die ihn ihre Gestalt näher heranziehen ließ. „Ich will dich in einer halben Stunde hier haben! Angie und Kevin Gould wurden umgebracht.“ Sasuke setzte sich abrupt auf. „Was?“ Die Observation, Naruto und Hinata waren nach ihm an der Reihe gewesen schoss es ihm durch den Kopf. „Mit dem Idioten und...“ Er wurde unterbrochen. „Es geht ihnen beiden gut.“ Erleichtert atmete er aus. Gott sei Dank. „Ich bin gleich da!“, meinte er dann, als er aufstand und seine Kleidung zusammensuchte. „Gut und bring Sakura mit.“ „Weshalb?“, wollte er scharf wissen. „Weil ich es sage.“ Sasuke nahm das Handy von seinem Ohr, ballte unbewusst seine Hände zusammen. Kakashi hatte aufgelegt, unvermittelt und nicht gewillt, sich einer Diskussion auszusetzen. Seine Aufmerksamkeit schweifte hinüber zu seiner Freundin, die dank der Stille, jede Silbe verstanden haben musste. „Du brauchst nicht gehen“, kommentierte er ihr aufrichten steif. Sakura griff unter sein Kopfkissen, hielt ihm auffordernd seine Glock entgegen.„Ich weiß.“ „Dann bleib hier.“ „Er wird einen Grund haben, wenn er mein Beisein verlangt.“ Sasuke nahm ihr seine Waffe aus der Hand, überprüfte geübt die Munition. Gesichert befestigte er sie in dem zuvor umgeschnallten Halter. „Das ist sein Problem“, gab er hart zurück. Zog sich, Sakura beobachtend, seine restliche Kleidung an. Sie stand, durch ihn in Kontakt mit dem FBI. Mehr, als gut für sie war und trotzdem half sie ihnen. Mit dem Tipp, genau wie jetzt. „Machst du dir Sorgen?“, fragte sie schmunzelnd, schloss den Reißverschluss ihres Sweatshirts und zurrte die Klinge an ihrem Bein fest. Verdrossen atmete er aus. „Warum sollte ich, Sakura? Das FBI würde dich lebenslang einsperren und die Cosa Nostra findet es unheimlich lustig, wenn du unserer Abteilung hilfst.“ Sakura sah belustigt auf. „Du kannst sarkastisch sein.“ „Bleib hier!“ Es klang wie eine Anordnung, das bemerkte auch Sasuke und setzte hinzu: „Bitte.“ „Deine Sorge ist unbegründet. Ich bin Gabriel zu viel wert, er wird sich nicht einmischen und vor dem FBI habe ich keine Angst. Ihr seid zu langsam, um mich zugreifen. Außerdem...“ Sie lächelte ihn verschmitzt entgegen. “...möchte ich es mir nicht entgehen lassen, dich bei deiner Arbeit zu beobachten. Es ist etwas Neues für mich und ich bin neugierig.“ Knurrend verließ er den Raum, schritt in das großzügige Badezimmer. “Du kennst die Arbeit des FBI“, schnauzte er. Sie wollte ihn nicht verstehen und ihre Leichtsinnigkeit, machte ihn wütend. Wütend auf sie und auf Kakashi, dem die Gefahr bewusst war. Dieser alte Narr kannte das Gesetz der Omertà und Sakura, sie tanzte bereits die ganze Zeit auf einem dünnen Trapezseil herum. „Natürlich kenne ich eure Vorgehensweise“, hörte er sie und spürte ihre Umarmung. Sakuras Atem strich an seinem Hals vorbei, ehe sie weiter sprach. „Aber ich bin noch nie nachträglich an einem Tatort gewesen und konnte so auch nicht die dummen Mutmaßungen der Polizei belachen.“ Dies war keine Beleidigung, das wusste Sasuke. Sakura meinte die NYPD, eine normale Streife, welche aus Vorschrift hinzugezogen wurde. Daher konnte er ein Hinaufzucken seiner Mundwinkel nicht verhindern, als sie ergänzte: „Das sind Tölpel ohne Sinn und Verstand, gerade einmal fähig nicht selbst über ihre eigenen Beine zu stolpern. Es wird lustig werden.“ „Jetzt bist du aber etwas hart oder nicht? Es befinden sich gute Männer darunter“, gab er von sich. Die leider in der Unterzahl waren, fügte er gedanklich hinzu. Sakura lachte gedämpft. „Eine Nadel in einem Heuhaufen findet man vermutlich schneller.“ Bereits, während Sasuke in die Straße der Gould einbog, sah Sakura die grelle Beleuchtung der Einsatzwagen. Die Schaulustigen versammelten sich hinter den Absperrbändern oder beobachteten von ihrem Garten aus, das Treiben der Polizei. Manchen stand die Sorge im Gesicht, andere streckten neugierig ihren Hals, um möglichst viel Einblick zu bekommen. Es gab sogar eine alte Frau, die wissbegierig auf einen Beamten einredete, dabei dezent versuchte sich an ihm vorbei zu stehlen. Sakura konnte kein Verständnis für solche Menschen aufbringen. Sie waren Randfiguren, die alles dafür gaben, einen Blick zu erhaschen. Wenn ihr Wunsch allerdings in Erfüllung ging, aus welchem Grund auch immer, wurden sie bleich. Übergaben sich und es war ihre Psyche, die unter dem Bild, das sie sahen, litt. Es gab eine Ursache, weshalb Polizisten regelmäßig einen Therapeuten aufsuchten und die Dunkelziffer der Selbstmorde gut versteckt wurden. „Noch auffälliger ist kaum möglich“, knurrte Sasuke und betrachtete, Motor abstellend den Tumult. Er stieg aus und sie folgte ihm. Es glich einem Tatort, wie jene, die man aus dem Fernsehen kannte. Gerichtsmedizin und Spurensicherung arbeiteten routiniert zusammen. Ignorierten die faul danebenstehenden Patrol Officer, deren einzige Arbeit darin bestand, hin und wieder einen Kommentar in die Runde zu schmeißen. „Wahrlich gute Männer“, bemerkte sie belustigt, da ihre Aufmerksamkeit auf einen rundlichen Streifenpolizisten hängen blieb. Mit Genuss stopfte er sich sein Frühstück in den Rachen und versuchte dabei seinen Kaffee nicht zu verschütten. Sasuke folgte ihrem Blick und verzog das Gesicht. „Wenigstens frisst er keinen Donut“, meinte er herablassend. Sakura lachte und huschte unter dem Absperrband hindurch, als Sasuke es ihr hinauf hob. „Ah, das Klischee, amerikanische Polizeibeamte würden sich nur davon ernähren.“ Sasuke schnaufte. „Bei manchen könnte man es glauben. Eine Verfolgungsjagd würden diese Typen auch dann nicht schaffen, wenn ihr Leben davon abhinge.“ „Hey! Zivilisten ist hier der Zutritt verboten!“, rief ein junger Mann autoritär aus, stellte sich ihnen in den Weg. Nur ein Blick Sasukes brauchte es, um dem Jüngling sein Selbstbewusstsein zu rauben. Kalt und eisig wurde ihm der Ausweis entgegengehalten und die zischenden Silben, ließen ihn automatisch zurückweichen. „Sieht das nach Zivilist aus?“ Er war kaum älter, wie sie selbst stellte Sakura musternd fest. Unsichere Bewegungen und sein Gesicht weiß wie Schnee. Ein Anfänger, der das erste Mal einem Mordschauplatz sah und von seinen Kollegen hierher degradiert wurde. Weil sein schmächtiges Gemüt einfach nicht mehr aufhören wollte, zu kotzen. Der erste Kontakt mit einer Leiche war der schlimmste, allerdings gewöhnte man sich daran. An den Geruch des Blutes ebenso, wie an den widerlichen Geschmack der Verwesung, der einem automatisch auf der Zunge lag. Sakuras Interesse huschte kurz hinüber zu den anderen Männern, die den Jungen höhnend betrachteten. Sie verspotteten ihn und Sakura konnte über dieses Verhalten nur den Kopf schütteln. Kurz stieg die Versuchung in ihr auf, hinüber zugehen und sie nach ihrer ersten Leichenbegegnung zu fragen. Genauso bleich waren sie gewesen und hatten sich ebenso die Seele aus dem Leib gekotzt. Aber dies wurde vergessen und verdrängt. „Willst du einen Ausdruck davon haben oder können wir endlich durch?“, schnauzte Sasuke, nachdem der Ausweis noch immer betrachtet wurde. „Natürlich nicht, Sir!“ Wie in der Army stand er, gab Sasuke seine FBI-Marke zurück. „Soll ich sie zum Tatort führen, Sir?“ „Nein, wir finden alleine hin.“ „Sir, ich...“ Sasuke unterbrach ihn barsch, als er sich mit ihr bereits auf den Weg zum Haus machte. „Was?“ „Ich muss sie darauf hinweisen, der Anblick ist nicht für zartbesaitete Personen geeignet“, stotterte der Junge und sein Blick richtete sich auf Sakura. Die diesen lächelnd erwiderte und sanft frohlockte. „Ich danke Ihnen für die Warnung aber ich habe die Werke hunderter Serienkiller analysiert. Glauben Sie mir, es gibt kaum noch einen Mord, den ich nicht schon einmal so gesehen habe.“ Sasuke hob kritisch seine Augenbrauen, ignorierte das entsetze Keuchen des Polizeibeamten und folge Sakura. „Den hast du verschreckt“, kommentierte er nüchtern, betrachtete nachdenklich ihre Gestalt, bevor er fragend hinzufügte: „Warum hast du das nie erwähnt?“ Schmunzelnd antwortete sie. „Du hast nicht gefragt.“ Die Analyse war lediglich ein Hobby um den Abgrund der Psyche verstehen zu könne. Menschen fürchteten sich vor dem, was sie nicht begreifen konnten. Und auf eine morbide Art waren sie oft auch davon fasziniert. Es war interessant, die Taten und den kranken Geist dahinter zu untersuchen. Welche Gründe trieben ihn an? Wie ging er vor? Das waren Fragen, die auch sie fesselten. „Da seid ihr ja“, begrüßte Naruto sie beide. Er wirkte blass und ein Lächeln wollte ihm nicht gelingen, als er ohne Umschweife Sasuke erzählte, was passierte. Die ersten Ergebnisse preisgab und seufzend erklärte, dieser Mord wäre nicht mehr einzuordnen. Sakura ignorierte das Gespräch, ging an beiden Männern vorbei in den Flur. Der Gang war ein harmonisches Bild der Schönheit, genau, wie sie es sich vorstellte. Einst mussten unzählige Bilder die Wände geziert haben, da die Rahmenabdrücke sich durchgehend entlang zogen. Große wie Kleine. Sie wollten ausziehen und Sakura konnte es nachvollziehen. Kein Elternteil konnte in derselben Umgebung weiterleben, in dem das eigene Kind hingerichtet wurde. Eine normale Reaktion und wahrscheinlich, nächtigten sie bereits seit dem Mord nicht mehr in diesem Haus. Sakura entdeckte die Koffer unter der Treppe und ihre Vermutung bestätigte sich damit. Ein Geruch lenkte sie ab, ließ ihre Gestalt in das angrenzende Wohnzimmer gehen. Parfüm und der einnehmende Gestank von Blut. So intensiv, dass sie es auf der Zunge schmecken konnte. Ein fast leerer Raum, dessen noch verbleibender Inhalt grotesk und surreal wirkte. Hinata die mit Kakashi am Rande stand, öffnete bereits ihren Mund, doch Sakura hob abschneidend ihre Hand. Kevin Gould saß inmitten des Zimmers, auf einem Stuhl. Gefesselt und gepeinigt. Sie trat automatisch näher, betrachtete eingehend seinen zerschnittenen Oberkörper. Wunden die nicht tief waren aber unglaubliche scherzen auslösten. Das, was ihn einst als Mann auszeichnete, wurde brutal entfernt. Ein hässlicher Anblick, denn die unsaubere Wunde konnte von keiner glatten Klinge stammen. Vielleicht ein Brotmesser oder eine Säge überlegte Sakura flüchtig, bevor sie sich abwandte. Angie Gould lag keine fünf Meter von dem Leichnam ihres Mannes entfernt auf dem Boden. Geschändet, in einem Ausmaß der seit langem Mitleid in ihr hervorrief. Einst musste sie eine schöne Frau gewesen sein, mit blonden Locken und einem wohlgeformten Körper dachte Sakura. Jetzt allerdings war von dieser Schönheit kaum noch etwas übrig. Angies Arme lagen schlaff zu beiden Seiten ausgebreitet und ihre Beine, sie spreizten sich unnatürlich weit auseinander. „Deswegen sollte ich hierher kommen, richtig?“, fragte Sakura leise, während Sasuke und Naruto, das Wohnzimmer betraten. „Weil du diesen Doppelmord nicht zu deuten weißt.“ Kakashi nickte. „Ja, ich will wissen, was du davon hältst.“ „Soll ich mit dem Bericht anfangen?“, wollte Hinata verhalten wissen. Sakura verneinte. „Nein, ich brauche keinen. Naruto warst du der Erste, der das Haus betreten hat?“ „Ja. Das Licht brannte die ganze Nacht aber es waren keine Geräusche zu hören. Irgendwann kam mir das dann spanisch vor“, antwortete er. Sakuras nächste Worte ließen ihn verwirrt innehalten. „Es ist gestern Abend, was machst du gerade?“ „Ähm, ich sitze in der Küche der Gould und befrage die Frau.“ „Welche Frage stellst du?“, wollte sie wissen und spürte die Überraschung Kakashis und den nicht zu deutenden Blick Sasukes, der sich von den Leichen abwandte. Dies was sie hier gerade tat, nannte man kognitive Befragung. Das Konzept war relativ einfach, man fing mitten in einer Begebenheit an und arbeitete sich langsam bis zu dem eigentlich Geschehen vor. Der Zeuge ließ gezwungener Maßen das Ereignis Revue passieren und so konnte man Details aus seinem Gedächtnis ziehen, die bei einem normalen Gespräch in Vergessenheit geraten würden. „Wo sie an dem Abend war, an dem ihre Tochter starb. Ich weiß noch, es hat mich gewundert, ihre Hände waren so ruhig. Sie haben nicht gezittert, als ich Emily erwähnt habe.“ „Was hast du gedacht?“ Naruto runzelte wütend seine Stirn. „Wie kann eine Mutter so ruhig bleiben und einfach monoton ihre Umzugskartons einräumen. Das eigene Kind wird nur ein paar Zimmer weiter hingerichtet und diese Frau ist in der Lage gefühllos zu bleiben. Sie sollte weinen und sich nicht mit diesen dummen Kartons auseinandersetzen. Das habe ich gedacht!“ Sakuras Stimme war beruhigend und so einnehmend. Jetzt hatte er einen Bezug auf die Ereignisse seiner Erinnerung. Er spürte das, was er auch an diesem Abend fühlte. „Du stehst vor der Tür der Gould. Der Wind um diese Zeit ist frisch und automatisch wird dir kalt. Was tust du? Klingelst oder klopfst du?“ Naruto schluckte. „Zuerst klingel ich aber es macht mir niemand auf. Ich dachte, vielleicht haben sie nur das Licht vergessen.“ „Weshalb bist du nicht zurückgegangen?“, fragte Sakura leise. Es fiel ihr leicht Naruto durch seine Erinnerungen zu führen und die kleinen Details, die sie später brauchte zu greifen. „Ich habe gespürt, es stimmt was nicht. Also wollte ich klopfen, allerdings ging die Tür von selbst auf. Hinata sah mich an und jetzt wusste ich sicher, etwas läuft gewaltig schief. Wir gingen rein und ich sagte ihr, sie solle Kakashi anrufen, während ich mich umsehe.“ „Was ist dir, als Erstes aufgefallen?“ Er blinzelte kurz. „Der Geruch und die Stille. Es war so ruhig in dem Haus, genauso wie damals, als wie das Kind fanden. Der Gang wurde kaum von dem Licht aus dem Wohnzimmer erhellt. Ab dem Augenblick wollte ich nicht weiter, weil mir bewusst war, was dort wartet.“ Naruto verzog das Gesicht und erzählte weiter: „Natürlich bin ich trotzdem in das Zimmer gegangen und dann ist mir furchtbar schlecht geworden. Ich habe die Leichen gesehen, der Gestank und dieses ekelhafte Geräusch von tropfendem Blut. An diesem Punkt habe ich abgeschaltet, wie bei jedem Mord.“ Sakura nickte. Der erste Schock war überwunden und automatisch verdrängte man aufkommende Gefühle, um seine Arbeit zu erledigen. Naruto schüttelte seinen Kopf. „Komisch, ich habe die Frau angesehen und mir gedacht, wie so etwas passieren konnte. Wir waren die ganze Zeit in der Nähe und trotzdem bekamen wir nichts mit.“ „Du hast die Szene analysiert. Welchen Eindruck hattest du?“ Er schwieg, bevor er einen Moment seine Augen schloss. „Es ist ein Mord, der präzise durchgeführt wurde.“ „Danke Naruto“, meinte sie, löste ihren Blick und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Langsam entstand ein Bild vor ihrem inneren Auge und je schärfer es wurde, desto mehr sträubte sich ihr Geist. Stäubte sich davor, diesen Mord einer Mafia zuzuordnen. Sie hielt sich selbst nur mäßig an den Kodex der Unterwelt und handelte oft genug gegen ihn aber das hier. Es war eine Beleidigung und zog die Ehre der großen Organisationen in den Dreck. Möglicherweise waren die Russen deswegen so wütend. Es würde sie nicht überraschen. „Du bist gut“, meinte Naruto müde und schüttelte sich unbewusst. Ihre Mundwinkel zuckten hinauf. „Du bist ein leichter Zeuge. Ich hatte es nicht schwer, dich zurückzuführen.“ „Du wärst eine Bereicherung für das FBI, Sakura“, merkte Kakashi an und setzte hinzu: „Kann ich also aus deiner kognitiven Befragung schließen, du hilfst uns?“ „Spekulierst du auf eine Rekonstruktion, Kakashi?“, wollte sie wissen. „Wenn du mich so fragst. Ja das tue ich. Deine Sichtweiße ist der unseren weit überlegen und wir wissen alle. Dieser Doppelmord bringt uns an einen Punkt, der fern ab von gut und böse ist.“ „Jetzt gehst du zu weit, Hatake!“ Ihre Aufmerksamkeit legte sich auf Sasuke nieder. Seine Wut schlug ihr entgegen und erstaunt konnte Sakura beobachten, wie er ihrem Blick auswich. Sein Zorn galt auch ihr und das wurde ihr mit dieser Geste bewusst. „Niemand geht zu weit auch ich nicht“, meinte sie bevor Kakashi das Wort ergreifen konnte. Sein Körper verkrampfte sich, und obwohl Sakura ihn direkt Anspach, sah, er sie nicht an. „Ich werde die Rekonstruktion durchführen, weil ich es will. Diese ganze Bluttat kann ich nicht zuordnen, genau wie ihr. Kein Mafiamitglied hat je Spaß am Töten, da es eine notwendige Maßnahme ist und nichts weiter. Hier allerdings war eine Psyche am Werk, die sich an dem Leid ihrer Opfer ergötzt hat. Das alleine ist Grund genug, um mich noch mehr einzumischen“, begründete sie sich, in der Hoffnung er möge ihren Beweggrund verstehen. Ungehalten atmete er die angestaute Luft aus. Rau und kalt war seine Stimme. „Mach doch, was du willst, Sakura.“ Seufzend wandte sie sich ab. Er verstand sie einfach nicht. Kapitel 6: Die Wellen des Ozeans -------------------------------- Kapitel 6 Mit dem Verschwinden der Spurensicherung und den Leichen legte sich eine eisige Ruhe über das Gebäude. Hier inmitten des Raumes, voller grausamer Erinnerungen, spürte Sakura wie ihr Herz, anfing schneller zu klopfen. Unbewusst rieben ihre Finger über die Handinnenfläche, als sich das anbahnte, was Gabriel so an ihr schätzte. Es war kaum zu erklären, doch es glich einem dunklen Wald, an den sie ging. Ein Wald voller entstellter Gestalten, die schrien und mordeten. Sie hetzten ihre Opfer und ergötzten sich an ihrem Leid. Sakura war es möglich durch ihre Reihen zugehen, ihre Taten zu beobachten und den zu jagen, den sie suchte. Wissenschaftlich erklärt war es eine Form der geschärften Wahrnehmung, erzeugt durch die stummen Worte der Leichen. Eine vorübergehende Empathie mit den Mördern. Es war ihr dadurch möglich sich zurück zu versetzen, in die Gedanken und Gefühlswelt des Bösen. Eine Gabe, die Gabriel zugleich faszinierte, wie bewunderte. Das erste Mal, als sie diesen grauenhaften Wald entdeckte, war sie dreizehn geworden. Ein kleiner Lakai der Triaden, meinte er könne einige Leute der Cosa Nostra töten, ohne mit Folgen zu rechnen. Eine gravierende Fehleinschätzung. Sie hatte ihn gejagt, jede seiner Vorgehensweisen entschlüsselt und ihn letztendlich in einer schäbigen Bar gefunden. In dieser Nacht starb er und Sakura spürte erstmals die Zufriedenheit nach einer Pirsch. Ein Furcht einflößendes Gefühl erinnerte sie sich. Monate lang sperrte sie sich daraufhin in ihrem Zimmer ein. Dann, mit jedem Jahr, das sie älter wurde, änderte sich auch ihr Umgang mit diesem Gefühl. Aus einsperren, wurde verdrängen, bis sie solche Situationen gänzlich mied. Bis heute und auch jetzt, als sie Hinata den Bericht der Forensik reichte, hasste sie diese Empfindung. Dieser Doppelmord jedoch, er schlug verwirrend in ihrem Bewusstsein nieder, und wenn sie ihn verstehen wollte, dann musste sie rekonstruieren. Auf die Gabriels so geschätzte Art und weiße. „Hilf mir“, lächelte sie der einzig noch anwesenden Frau entgegen. „Ich benötige in diesem Fall jemanden, der mit mir die Begebenheiten durchgeht.“ „Bist du sicher? Sasuke ist besser“, gab Hinata überrascht von sich und Sakura schüttelte verneinend ihren Kopf. „Du bist die Richtige dafür, glaub mir.“ Niemand sonst in diesem Raum, konnte genug Abstand wahren um mit ihr diesen Weg zu gehen dachte sie. „Gut, ihr wisst, wie es abläuft“, wandte sich Kakashi an die beiden Männer neben ihm. Naruto nickte. “Still sein und beobachten.“ Ausatmend verschränkte Sasuke seine Arme, während er seinem Freund an den Rand folgte. Diese Frau konnte so stur sein. Sie ignorierte seine Sorge komplett und scherte sich einen Dreck darum, was er sagte. Dieses Spiel konnte man jedoch zu zweit spielen und Sakura würde irgendwann ihre eigene Medizin zurückbekommen. Sofern sie nicht vorher von ihrem Trapezseil herunterfiel, ergänzte er dunkel und riss sich selbst aus den Gedanken, als Hinata den Ball ins Rollen brachte. „Wir haben die Leichen heute um drei Uhr entdeckt. Die Todeszeit lässt sich gut einschränken und der Pathologe, schätzt sie zwischen halb zwei und drei Uhr. Ich denke er wird sich mit der Folter genau wie mit der Vergewaltigung Zeit gelassen haben. Wieso also hat man keine Schreie gehört? Die Wanze war noch intakt und genau an dem Platz, an dem wir sie befestigt haben.“ Überlegend sah Sakura aus dem Fenster in die mittlerweile hell werdende Umgebung. „Er ist nicht dumm, wahrscheinlich hat er für sein Eindringen euren wechsele abgewartet. Wie lange habt ihr gebraucht?“, fragte sie. Hinata biss sich auf die Unterlippe. „Zehn Minuten, höchstens zwanzig.“ „Genug Zeit um sich Zugang zu verschaffen und das Abhörgerät zu manipulieren aber er muss schnell gewesen sein. Wie hat er sie überwältigt?“, warf Sakura in den Raum und ging langsam auf den Türrahmen zu. „Kevin Gould trainierte, ging joggen und war kaum ein Mann, der sich wehrlos fesseln ließ.“ „Ein Taser würde jeden für wenige Momente nieder strecken aber was ist mit Angie? Ihr Körper wies keine solchen Wunden auf.“ „Er hat gedroht, ihn umzubringen.“ Hinata hielt überlegend inne. „Sie hat bereits ihre Tochter verloren, wahrscheinlich wird sie ohne zu überlegen getan haben was der Fremde verlangt. Gut er streckt Kevin nieder, droht ihr aber weshalb der Stuhl?“ „Überlegenheit. Er hat ihn zusehen lassen, wie er seine Frau vergewaltigt. Es gab ihm Macht und der Fakt, dass er sich die Mühe machte, ihn auszuziehen bestätigt diese Vermutung“, antwortete Sakura kalt und drehte sich musternd um. Sah die Blutspritzer auf dem Boden und dann konnte sie es spüren. Eine Szenerie bildete sich vor ihrem inneren Auge. Was hatte dieser Abschaum getan, als er Angie anordnete, Kevin an den Stuhl zu binden? Er spürte die Überlegenheit, genoss die Macht. Freute er sich? Machte es ihn an? Ja. Er grinste, während er den noch benommenen Mann betrachtete. Wippte mit dem Kopf zu einer Melodie in seinem Kopf. Ein Zittern ging durch seinen Leib, die Frau schluchzte. Es fühlte sich gut an, so gut. Das Grinsen wurde breiter. „Sitzt du bequem?“, wollt er rhetorisch wissen. Natürlich kam nichts weiter, als einige verschluckte Laute aus der Kehle Kevins. Der Knebel saß fest genug doch auch so, konnte er die sich ausbreitende Wut und Angst sehen. Und es beflügelte ihn, in einem Ausmaß, der ihn innerlich zerriss. Die Frau schrie weinend auf, wimmerte er solle aufhören, ihren Mann zu schlagen. Bettelte und noch mal holte er aus und schlug zu. Das war Macht. Sakura blinzelte und verschränkte die Arme vor der Brust. Was tat er dann? Erhob er seine Hand erneut? Schlug er so lange zu, bis Kevin Gould das Bewusstsein verlor? Nein, er brauchte ihn bei klarem Verstand. Ihr Mann musste zusehen, es gab keinen Kompromiss. „Die Frau war geschminkt“, bemerkte sie leise. Hinata sah auf. „Ja für eine Frau wie Angie ungewohnt viel sogar.“ „Schmink dich!“, befahl er harsch, schmiss ihr einige Utensilien aus seiner Jackentasche zu. „Wir hab nichts hier, ich...“ Der Fremde ritzte Kevin mit der Messerspitze die Haut an der Kehle auf. „Mach, was ich dir sage!“ „Hören Sie auf, bitte. Wir haben kein Geld...“ Zitternd zuckte sie zusammen. „Halt deine Fresse und schmink dich!“ Das reichte aus. Hastig griffen ihre Hände nach dem Lippenstift, in der Hoffnung dies würde ausreichen. „Mehr!“ „Er hat ihr befohlen sich herzurichten“, sprach Sakura eisig und ging hastig in die Mitte des Raumes. Dort wo der Stuhl stand, hielt sie inne. Sie hatte endlich seine Gefühlsebene gefunden. „Was hat er dann gemacht, Hinata?“, wollte sie wissen, zog die Angesprochene abrupt mit in das Geschehen. „Ich...“ „Los, streng dich an“, fauchte Sakura untypisch. Bemerkte ihre Veränderung selbst kaum. „Hat er mit dem Mann weiter gemacht? Er war aufgeregt, seine Hände zitterten. Was hat er getan!“, verlangte sie grob. „Er... er muss mit ihr weiter gemacht haben“, stockte Hinata. „Sie hatte abdrücke an den Handgelenken, er muss ihr Handschellen angelegt haben.“ Schluckend erwiderte sie den stürmischen Blick Sakuras, der ihr entgegen schrie, sie solle sich konzentrieren. „Nein“, gab die Haruno unwirsch von sich und wandte ihren Blick ab. Es fühlte sich falsch an. Er besaß die Gewalt über die Situation, weshalb sollte er ihr befehlen, sich anzuketten. Es würde alles zerstören. „Keine Handschellen. Überlege genau kleine Hinata. Kein normal gewichtiger Mann bräuchte so etwas um eine so zierliche Frau unter Kontrolle zu halten. Oder denkst du, Naruto würde es schwerfallen deine Handgelenke niederzudrücken?“ „Ich...“ Hinatas Augen suchten instinktiv die ihres Partners, dessen Gesichtszüge entsetzt entgleisten. Sein Mund öffnete sich um im selben Moment grob von Kakashi zugehalten zu werden. „Du weiß doch bereits, wie es weiter geht. Hohl dein Selbstbewusstsein aus der Versenkung und sprich die Worte aus“, drängte Sakura. Ausatmend schloss Hinata ihre Augen. Naruto war hier dachte sie und meinte: „Er hat ihr befohlen, sich auszuziehen.“ Sie schluckte. „Das würde ich zu mindestens verlangen.“ Sakura nickte und ihre Augen wurden für Sekunden weich, fast stolz, weil Hinata über ihren Schatten sprang. „Zieh dich aus!“, sagte er. Weinend sah sie auf und gehorchte, nachdem die Klinge sich fester an den verletzlichen Hals drückte. Kevin werte sich, riss an den nicht nachgebenden Handschellen und versuchte durch den Knebel hindurch zu schreien. Angie schluchzte hörbar, ließ ihre Unterwäsche, als letzten widerstand an. „Alles!“ Sie tat es und seine Mundwinkel zuckten hinauf. Der Fremde musterte ihren Körper, nahm ihn in Besitz. Ihr Leib erzitterte und er wusste, sie begriff langsam. Und es machte ihn an. Sakura betrachtete Angies getrocknete Blutlache, musterte sie, sah jeden kleinen hässlichen Spritzer. „Er hat sie auf den Boden gerissen, sie geknebelt und...“ Sie stockte. Nein. Irgendetwas war falsch, stimmte nicht. Die Spur verlor sich ab hier, ergab keinen Sinn mehr. Angie wäre trotz Todesangst weggekrochen, hätte sich den Knebel aus dem Mund gerissen und geschrien. Kein Messer mehr, das ihren Mann bedrohte. Wie hielt er sie also bisweilen unter Kontrolle? Eine Waffe? Vielleicht... „Sakura?“ Sie ignorierte Hinata und schloss die Augen. Ließ den gesamten Film von vorne abspulen, immer und immer wieder. Er war eingedrungen, setzte Kevin außer Gefecht und befahl Angie sich zu schminken und ihre Kleidung abzulegen. Wo wahr der verdammte Fehler... Was übersah sie? Ich habe die Leichen gesehen, der Gestank und dieses ekelhafte Geräusch von tropfendem Blut. Sakuras Lider öffneten sich wieder, starrten überlegend auf das ekelerregende braun. „Gib mir den bisherigen Bericht“, verlangte sie langsam. Streckte ihre Hand aus und griff danach, als Hinata ihn ihr zögernd reichte. Zielsicher blätterte Sakura um. Alles, was sie hier las, kannte sie. Jeden Hinweis, jedes Indiz, einfach alles. Dieses ekelhafte Geräusch von tropfendem Blut. Entsetzt erstarrte sie, musterte die Fotos der Leichen und das, was sie dort sah, schleuderte sie aus dem Wald hinaus. Zurück in die Realität. Brutal und mit aller härte. Es gab nicht nur ein Monster. Es waren zwei. Und sie haben es genossen, zu tanzen, zu schneiden und zu vergewaltigen. Mit solch einer Heftigkeit, das Sakura davor zurück schreckte, den letzten Akt zu rekonstruieren. „Sakura?“, hörte sie Hinata abermals. Sorgenvoll. Die Blicke der Anderen wurden ihr bewusst und sich innerlich schüttelnd gab sie der jungen Frau die Akte zurück. „Zwei Opfer, zwei Mörder“, flüsterte sie, drängte die aufsteigende Übelkeit in ihrem Inneren nieder, als der Film ohne ihr zutun weiter lief. An der Stelle weiter machte, an dem er gestoppt war. Er schmiss sie zu Boden. Ihr erstickten Schrei klang wie Musik. Herrliche schöne Musik, die ihn antrieb. Sie wurde festgehalten und die Panik in ihren Augen wurde großer. Angie werte sich. Ein letztes Mal sah er zu Kevin und dann grinste er, stürzte sich auf sie hinab. Jeder Muskel erzitterte vor Emotion und Empfindung. Erregung legte sich, wie eine Woge des Windes nieder, als er sie ansah. Unter ihm, durch den Knebel hindurch schreiend. Ihre Blut verteilte sich, überall und er konnte es riechen, es schmecken. Die Welt um ihn herum bebte aus reiner Ekstase und es brachte ihn um den Verstand. „Was meinst du mit, zwei Opfer, zwei Mörder, Sakura?“, sprach Kakashi, schritt nach vorne. Vergessen war die Zurückhaltung. „So wie ich es gesagt habe“, antwortete sie langsam, schüttelte die letzten unwillkommenen Bilder ab. „Die Blutgerinnung beider Opfer passt nicht zusammen. Sie sind gleichzeitig gestorben und das ist nicht möglich, wenn er alleine gewesen wäre.“ Naruto nahm Hinata den Bericht ab und schluckte. „Wenn das stimmt, dann...“ „Haben wir ein Problem, und zwar ein großes“, beendete Sasuke seinen Satz dunkel und kam nicht umhin seine Aufmerksamkeit Sakura zu widmen. Er wusste nicht, was er empfinden sollte. Ihre Rekonstruktion überraschte ihn ungewollt. So anschaulich, so extrem. Unwillkürlich musste Sasuke sich an eine Frau erinnern. Eine Frau, die ihm vor zwei Jahren begegnete und eine ähnliche Leistung erzielte, wie Sakura heute. Addison Pritchard, eine Psychologin die mit ihrer systematischen Aufklärung, nicht nur sein Interesse auf sich gezogen, sondern auch seine Anerkennung erlangte. Damals, als sie ihm bei einem Fall half, erklärte sie ihm, wie schwer es war in die Gedankenwelt, dieser Monster einzudringen. Man musste hinabtauchen in einen dunklen kalten Ozean und den entstellten Fratzen diesen Menschen entgegen blicken. Natürlich verstand er sie nicht, konnte nicht nachvollziehen, weshalb sie nach jedem Fall eine Auszeit brauchte. Genau das warf er ihr damals an den Kopf. Und Addison hatte gelacht. Ein Lachen, an das Sasuke sich genau erinnerte und auch heute noch, nach zwei Jahren jagten ihre Worte ihm eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken. "Oh Sasuke. Das Problem liegt darin aufzuhören sie zusehen. Ich kann ihre Gesichter nicht mehr vergessen. Sie verfolgen mich, egal wohin ich gehe." Addison Pritchard brachte sich keine vier Monate später selbst um und da begriff er den Sinn ihrer Silben. „Sie werden ihre Vorgehensweise nicht ändern. Sucht danach in eurer Datenbank, denn sie sind echt. Echte Serienkiller, die eine Grenze überschritten und nicht mehr aufhören können“, hörte er Sakura monoton sagen. Wirkte kalt und verschlossen. Sasukes Augenbrauen zogen sich hinab. Sie wich seinem Blick aus, stellte er fest. „Danke Sakura. Du hast uns wirklich geholfen“, meinte Kakashi. „Ruht euch aus, für heute machen wir Schluss. Sollte sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden nichts ändern, treffen wir uns morgen Mittag“, fügte er aus dem Raum verschwindend hinzu. Naruto seufzte erleichtert. „Wollen wir frühstücken gehen? Ich brauch etwas Abstand.“ „Ja Abstand ist eine gute Idee“, stimmte Hinata zu. „Kommt ihr mit, Sakura, Sasuke?“ „Geht vor. Wir treffen uns dort“, antwortete der Uchiha, als Sakura keine Anstalt machte sich zu bewegen oder gar zu sprechen. Naruto ließ seine Aufmerksamkeit kurz zwischen beiden umherschweifen. „Ok. In einer halben Stunde bei Starbucks. Hinata weißt du schon, welches Frühstück du bestellst? Also mir ist nach einer gehörigen Portion Speck!“ Er legte seinen Arm locker um die Schultern seiner rot werdenden Freundin und führte sie vorsichtig mit hinaus. „Oder Nadelsuppe, was glaubst du, haben die so was?“ Stotternd sprach Hinata. „Vielleicht.“ Sasuke sah ihnen hinterher. Erst das Schließen der Haustür und die sich ausbreitende Stille veranlassten ihn dazu, sich Sakura zu nähern. „Dir geht es nicht gut“, stellte Sasuke distanziert fest. Ihre Mundwinkel zuckten hinauf. „So wütend auf mich? Die Rekonstruktion war nötig, um zu verstehen, Sasuke.“ „Ich hab kein Interesse dieses Thema wieder zu besprechen.“ Seicht schüttelte sie ihren Kopf. „Es ist mir nicht egal, was du sagst. Ich tue nur das, was ich für richtig und notwendig halte. Verwechsel das bitte nicht.“ Sakura sah ihn an. „Du bist eigentlich nur noch hier, weil du weißt, ich werde verschwinden, richtig?“ Geräuschvoll atmete er aus. „Mittlerweile erkenne ich die Anzeichen.“ „In den nächsten Tagen müsste alles ruhig blieben“, meinte sie und ging auf den Wohnzimmerdurchgang zu. „Sakura.“ Sie blieb stehen. Die Distanz war aus seiner Stimme gewichen. „Ich werde dich suchen, wenn du bis morgen Abend nicht zurück bist.“ Kurz schloss sie die Augen und schmunzelte. „Das weiß ich.“ Kapitel 7: Nocturne ------------------- Kapitel 7 Ihre Beine trugen Sakura durch die hintersten Gassen Chinatowns, vorbei an unzähligen Ständen und lärmenden Menschen. Eine fremde Welt inmitten New York Citys, wo kaum englisch gesprochen oder gar geschrieben wurde. In der die Mentalität der Chinesen unangefochten ihren Platz einnahm und das Gesetz der Triaden herrschte. Ihr Zeichen, der Drache. Sie waren die Schwächsten unter den großen Zehn. Kaum zu vergleichen mit der Yakuza oder der Cosa Nostra, nichtsdestotrotz, sie waren gefürchtet. Und das, nicht ohne Grund dachte sie und hielt vor einem gigantischen Restaurant inne. „Blue Dragon, ein einfallsloser Name“, erhob sich ihre Stimme leise, während sie das Gebäude betrat. Zielstrebig und ohne auf die durchbohrenden Blicke zu achten, setzte Sakura sich in den hinteren Bereich. Konnte von dort das Lokal und jeden noch anwesenden Gast überblicken. Gestern, als sie außerhalb der Stadt, in der Stille des Waldes in ihrem Haus lag, hatte sie die nötige Ruhe und den gesuchten Abstand gefunden. Den sie brauchte, um über ihre nächsten Schritte nachzudenken. Sie durfte sich nicht alleine auf Cori Bacon verlassen. „Haben Sie gewählt?“, sprach die Kellnerin sie mit schlechtem Englisch an und kurz besah Sakura sich die Frau. Dünn, schwarze Haare und unsicher. Sie wusste nicht, was sie von einer Amerikanerin hier halten sollte. „Lung Ching“, meinte Sakura monoton und hörte, wie die Chinesin mit wenigen Schriftzügen die Bestellung des Tees notierte, sich verbeugend abwandte. Ihre Augen folgten der Bedienung, wie sie zurück an die Theke schritt, mit leiser Stimme etwas zu dem dort stehenden Mann sagte. Ab jetzt konnte sie die Sekunden zählen. Die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und bis in die obersten Reihen durchsickern. Aus dem Augenwinkel konnte Sakura mit ansehen, wie die wenigen Gäste unauffällig aufgefordert wurden, zu gehen. Sich die Eingangstür verschloss und die Musik verstummte. „Ihr Tee, meine Dame“, frohlockte eine akzentfreie Stimme. Sakuras Mundwinkel zuckten hinauf, nachdem ihr Interesse an den messerscharfen Krallenringen hängen blieb. „Yue“, meinte sie belustigt und blickte auf. Rotbraunes Haar, ebene Züge und unverhohlener Hass in den Augen. „Deine Haare sind lang geworden“, merkte Sakura an und musterte amüsiert die daumengroße Narbe an ihrer Stirn. Einst war der Name Yue in aller Munde. Eine brillante Auftragskillerin, die ihren Opfern einen aus Papier gefalteten Kranich auf die Türschwelle legte. Bis zu der Nacht, in der sie sich begegneten. „Oh, es hat auch lange gedauert, Selene.“ Sie setzte sich in einer flinken Bewegung nieder. „Kannst du dir vorstellen, wie erniedrigend es ist sabbernd wie ein Kind in einem Bett zu liegen und sich von Pflegekräften waschen zu lassen?“ Sakura lachte. „Du hast die Frechheit zu lachen?“, schmunzelte Yue eisig. Sakura lehnte ihren Kopf auf den Handrücken und antwortete: “Du bist nur noch eine zahnlose Schlange, die auf ihr Ende wartet. Deine Reflexe sind kaum mit meinen zu vergleichen und deine Hände, sie sind nicht mehr fähig eine Waffe zu halten.“ Sakura wich ihren Fingerklingen aus und spottete, als der Lauf ihre USP zielgenau auf Yues Stirn verweilte. „Ein zweites Loch in deinem Schädel würde sich gut machen. Was denkst du?“ „Dreckiges Miststück!“ „Yue!“ Die Angesprochene zuckte zusammen, zog ihren Arm zurück und stand abrupt auf. Sakura ließ ihre Waffe sinken, betrachtete den Jugendlichen, der mit hinter dem Rücken verschränkten Armen zu ihnen schritt. „Benimmt man sich so gegenüber Gästen?“, fragte er melodisch und verkündete murrend. „Verschwinde, du solltest nicht hier sein.“ „Verzeiht meine Unverschämtheit.“ Sakura konnte beobachten wie die junge Frau sich verbissen verbeugte und verschwand. „Ich entschuldige mich für ihr benehmen“, ergriff er erneut das Wort und setzte sich an den zuvor besetzten Platz. „Selene ist dein Name?“ „Ja.“ Er nickte, stellte sich selbst vor. „Fu Ming Tangh.“ Die Überraschung musste man ihr ansehen, denn der Junge kicherte leise und lehnte sich schmunzelnd nach vorne. So unbeschwert, wie es nur ein Kind konnte. „Ich liebe diese Wirkung. Wobei ich zugeben muss, du hast deine Gesichtsmimik unter Kontrolle. Einer meiner Geschäftspartner wäre fast an seinem Kaffee erstickt, als er begriff, wer ich bin. Wirklich witzig“, erzählte er ohne Bedenken und verzog das Gesicht. „Das danach fand er wahrscheinlich nicht lustig. Hab ihn enthaupten lassen, weil er gelacht hat.“ „Wie alt seid Ihr?“, wollte Sakura wissen, sicherte ihre USP mit einem verhallenden Klicken. Eigentlich sollte ihr ein erwachsener Mann gegenübersitzen und kein außer Kontrolle geratenes Balg. „Siebzehn, weshalb? Zweifelst du an meinen Fähigkeiten?“ Den Kopf schüttelnd antwortete sie: „Nein, ich bin erstaunt. Es ist selten, einem so jungen Anführer gegenüberzustehen.“ „Ja das stimmt, allerdings erwies sich mein Vater zunehmend, als unwürdig. Ich wollte ihm nicht länger die Zügel halten lassen, wenn du verstehst, was ich meine“, zwinkerte Tangh. So viel zu Familienzusammengehörigkeit dachte sie. Von dem eigenen Sohn aus Machthunger umgebracht. Trauriges Schicksal. „Kommen wir zu Wichtigerem. Bist du so gut, wie ich denke oder einfach nur lebensmüde? Weil ich gestehen muss, ich weiß nicht was ich von deinem Auftauchen halten soll.“ „Ihr könntet es ausprobieren. Die Männer, die auf meinen Rücken zielen, wären die Ersten, die fallen. Danach müsste ich meine Schusswaffe jedoch gegen Euch erheben. Und glaubt mir, so viel Glück wie Yue werdet Ihr nicht haben.“ Sakura lehnte sich nach hinten, ignorierte gekonnt das auftauchende Interesse des Kindes. Die Situation würde auf zwei verschiedene Arten enden. Entweder er nahm sie ernst, was zu einem informativen Gespräch führte oder Fu Ming Tangh starb durch ihre Hand. Wobei Sakura Ersteres klar vorzog. „Mich juckt es wirklich das auszuprobieren andererseits hänge ich an meinem Leben“, murmelte er und schien zu überlegen. „Weißt du, das ist wie mit einem roten Knopf, wo es heißt, nicht drücken. Letztendlich drückt man ihn doch, da man seine Neugierde nicht bremsen kann.“ Unvermittelt streckte Sakura ihren Arm, samt Schusswaffe aus und drückte Tangh in die Augen sehend ab. Keine Regung schlich sich auf ihr Gesicht, während einer seiner Männer gurgelnd zu Boden sackte. „Du spielst mit dem Feuer, Kleiner“, sprach Sakura ihre Gedanken aus. „Denkst du, ich merke nicht, wenn einer deiner Männer mich töten will?“ Fasziniert beugte sich der Angesprochene zu ihr hinüber. „Du bist ein Schatten, wie Yue früher. Du hast nicht gesehen, wohin du schießt, hast es instinktiv gemerkt und ich wette, dein Herzschlag hat sich nicht beschleunigt.“ Sakura schüttelte den Kopf, nahm die USP herunter. „Ich habe keine Lust mehr mit dir zu spielen, Tangh“, sprach sie kalt aus. „Wenn du nicht in der Lage bist, die Situation ernst zu nehmen, werde ich ungehalten.“ „Du hörst dich an wie meine Mutter aber hast Glück, die hab ich gemocht“, seufzte er und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Gelangweilt fügte er hinzu: „Sprich, aus welchem Grund bist du hier.“ „Es geht um einige unwichtige Leichen, die ihr nicht für nötig befunden habt, zu entsorgen.“ Sakura sah, wie Tangh ernst die Augenbrauen hinab zog. Die kindliche Naivität, sie verschwand. Kalte braune Iris starrten ihr entgegen und zeigten die wahre Natur des noch so jungen Mannes. „Welche Leichen?“, fragte er frostig. Sie griff nach einem Stück Papier in ihrer Hosentasche und warf es ihm locker entgegen. Die Namen der Toten standen säuberlich darauf, und während ihr Gegenüber aufmerksam las, so beobachtete Sakura jeden auftauchenden Mikroausdruck. Überraschung und kurz blitzte Verwirrung auf. „Von einer Auseinandersetzung ist mir nichts bekannt gewesen, daher bin ich neugierig geworden.“ „Inwiefern ist das relevant für dich?“ Kurz leckte sie sich über die Lippen. „Eigennutz. Die Albaner zahlen gut, allerdings kann ich ihnen nichts abgewinnen, daher wären die Triaden meine erste Wahl.“ Durchstechend bohrte sich sein Blick in ihre Gestalt. Mit einer Grausamkeit, die sie ungewollt überraschte und vorsichtig werden ließ. Eines war Sakura klar, die Situation wurde mit jeder verstreichenden Sekunde unkontrollierter. Erwachsene Menschen reagierten und dachten anders als Kinder. Ihre Handlungen waren bisweilen gut vorhersehbar. Die Bewegungen eines Jugendlichen jedoch, sie kamen aus dem Bauchgefühl heraus. Ohne zu zögern und inne zuhalten. Die Konsequenzen, egal. Tangh hob ausschweifend den Arm. Der Zettel wechselte den Besitzer und chinesische Worte hallten wider, als der Lakai nickend verschwand. „Bringt ihr einen neuen Tee“, ordnete der Junge harsch an, unterbrach den bisher anhaltenden Blickkontakt. „Und richtet Yue aus, sollte sie noch einmal Versuchen meinen Besuch zu vergiften, dann wird ihr süßer Kopf in einem Haibecken landen.“ Sein Arm legte sich lässig über die Lehne. „Woher hast du die Daten?“, wollte er wissen. „Ich soll dir meine Informanten nennen?“ Belustigt zogen sich ihre Augenbrauen hinauf. „So einfach...“ Zunge schnalzend unterbrach er sie. „Gib mir die Namen, sofort.“ Aus dem Augenwinkel erkannte sie die Männer, ihre Waffen, die zielend auf ihren Leib verharrten. Innerlich knurrend hob Sakura ihr Haupt. Was erwartete sie anderes von einem solchen Balg. Von Anfang an bewies ihr sein Verhalten, wie schwer es werden würde. „Und du bist nicht in der Lage, mir Befehle zu erteilen, Kleiner“, zischte ihre Stimme. Seine Kiefer verspannten sich, bevor er anfing zu grinsen. So plötzlich und abrupt, dass sich ihr Herzschlag, das erste Mal an diesem Tag, beschleunigte. „Ok, spielen wir nach deinen Regeln“, verkündete Tangh. „Es gibt keine Auseinandersetzung zwischen mir und den Anderen. Die Toten, sie sind mir völlig unbekannt.“ Keine Regung zeigte sie, nicht die kleinste Gefühlsregung. Weder Angst noch entsetzen. Eisige Gleichgültigkeit schlug dem Jugendlichen entgegen. Eine Maske, die niemand zu durchbrechen vermochte. Denn während ihre Gesichtszüge wie eingefroren wirkten, so wirbelte es stürmisch in ihrem Inneren auf. Diese Offenbarung übertrumpfte alles bisher da gewesene. Sakura hörte ihre eigene Stimme leise sagen: „Die Büchse der Pandora.“ Mit verschränkten Armen trat Sakura an die im Zimmer stehende Korktafel. Ein buntes Puzzle aus Indizien, Vermutungen und kalten Fakten. Fotos reiten sich aneinander, eines grausamer, als das Andere. Ein roter Leitfaden, der keinem offensichtlichen Weg folgte und außer Verwirrung, nichts brachte. „Eines musst du mir verraten, Sakura“, hörte sie Kakashis müde Stimme interessiert. „Wie bist du unbemerkt in das Hauptgebäude des FBI gekommen?“ „Mit einem einfachen Störsignal, das die Nachtposten den Radiofunkwellen zuschreiben“, antwortete sie unberührt und setzte auf den Punkt kommend hinzu: „Habt ihr etwas gefunden?“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein. Kein in die Datenbank eingetragenes Profil stimmt überein.“ „Fingerabdrücke, DNA-Spuren?“ „Nichts dergleichen“, antwortete er matt, ließ sich Nacken massierend in einen der Bürostühle sinken. „Es verläuft sich alles.“ „Auch die Überprüfung anderer Bezirke?“ „In Florida gab es eine Mordserie, die mit viel Fantasie in unser Raster passt. Das Problem ist lediglich, der Serientäter wurde vor zwei Jahren hingerichtet“, erzählte er. Missmutig schnalzte Sakura mit der Zunge, zupfte eines der Fotos ab und nahm an Sasukes Schreibtisch platz. „Demnach müssen sie neu sein“, fasste sie zusammen. Die ersten Taten eines Serienmörders hoben sich gewöhnlich durch einige Details von seinen nächsten Werken ab. Er lernte, wie es ein Kleinkind tat. Mit jedem Schritt, den er ging, festigte sich sein Vorgehen, bis er letztendlich seinen Weg gepflastert aus Leid und Verderben fand. „Wahrscheinlich“, stimmte Kakashi niedergedrückt zu. „Auch wenn ich es ungern zugebe. Wir müssen abwarten.“ „Beruhig dein Gewissen Hatake. Mir bleibt der Zusammenhang ebenso vorenthalten“, gab sie zu, musterte den abgebildeten Leib Angies. „Das Syndikat, die großen Zehn haben nichts mit psychisch gestörten Menschen zu tun. Weshalb also, habt ihr auf der einen Seite zwei Serienmörder und auf der Anderen, die russische Mafia?“ „Das ist die Frage, an der ich mir jede Nacht mein Hirn zermartere. Was dazu kommt, warum die Gould? Sie haben sich ungewöhnlich verhalten, das ist nicht zu leugnen aber und das ist die nächste Sache. Was hat es gebracht? Wir hatten nichts in der Hand.“ Sakura lehnte sich zurück, schmiss Augen reibend das Bild auf den Tisch. „Nicht das „Warum“ ist wichtig, sondern die Vorgehensweise, Kakashi. Ihr tot ist zu auffallend, es scheint so, als ob jemand mit allen Mitteln Aufmerksamkeit erregen will. Eine Begebenheit, die sicherlich zu jedem drittklassigen Psychopathen passt, allerdings nicht zu einer Untergrundorganisation, die dem Ring entstammt“, erklärte Sakura und setzte ausgelaugt seufzend hinzu: „Sag Hatake, in was für einen Fall seid ihr da rein gerutscht. Ihr hättet ihn von Anfang an ablehnen sollen.“ Überrascht zog der Angesprochene seine Augenbrauen hinauf. Erstmalig besah er bewusst ihre Gestalt. Den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme kraftlos hinab hängend. „Du siehst erledigt aus“, merkte er an. Sakura zog amüsiert die Mundwinkel hinauf. „Ah, ja. Das bin ich, glaube mir.“ Die letzten vierundzwanzig Stunden schafften es mit Abstand in die Liste der schlimmsten Momente, der vergangenen Jahre. Das Gespräch mit Fu Ming Tangh, durchzogen mit dem Blut seiner Männer. Er hatte seine Leute geopfert, wie einfaches Schlachtvieh. Ein abartiges Spiel, das zu seiner Belustigung diente. „In der Zeit zwischen dieser und letzter Nacht habe ich mehr Menschen umgebracht, als die ganzen sieben Monate zuvor“, eröffnete Sakura. „Ich habe mich mit Gestalten abgeben müssen, denen ich am liebsten die Kehle durchschneiden würde und weißt du was ich heraus gefunden habe? Zu wenig, um diese Mühe zu entschädigen.“ Ihr Haupt wandte sich ihm zu. „Außerdem ist mir bewusst, ich bin über den abgemachten Zeitraum.“ „Du meinst Sasuke“, stellte Kakashi fest. Sie deutete ein Nicken an. „Du siehst, dies alles zusammengefasst, schlägt selbst auf mein Gemüt nieder“, teilte sie ihm mit und lachte leise, als sie seine Antwort vernahm. „Wir könnten unsere Koffer packen und klammheimlich nach Frankreich auswandern.“ „Ja, eine verlockende Vorstellung.“ Aus diesem Grund mochte sie die Unterhaltungen mit Kakashi. Er nahm ihre Bluttaten stumm zur Kenntnis und brachte sie mit keinem Wort zur Sprache. Nicht weil es ihm unangenehm erschien. Nein, er akzeptierte es schlicht und ergreifend. Rücken durchstreckend schloss Sakura ihre Augen. Genoss für wenige Sekunden die entstandene Ruhe und die nicht anklagende Präsenz. „Ich habe eine Bitte an dich“, begann sie. „Die Akte, bei der du meine Dienste in Anspruch nimmst. Lass jegliche Nachforschung bleiben.“ Seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit kam ihr jetzt zu teil. Dafür brauchte Sakura sich nicht die Mühe machen, ihre Lider zu öffnen. „Die Leichen, welche den Triaden angehängt werden, sind eine Nachahmung. Ein Vorkommnis, das Unheil im großen Sinne ankündigt. Und sollte meine Vermutung sich bestätigt, wird ein Sturm aufziehen, dessen Ausmaß du dir nicht vorstellen kannst.“ „Du glaubst, alle Taten sind eine Imitation“, erkannte er und ergänzte: „Und das macht dir Sorgen?“ „Unerlaubt im Zeichen einer Mafia zu morden ist ein grauenhaftes Vergehen. Es überschreitet nicht nur eine Grenze, sondern es reißt sie ein und trampelt lachend darauf herum. Jetzt überlege, Kakashi. Was passiert, wenn fünf der größten Untergrundorganisationen in New York sich verarscht vorkommen“, meinte sie. „Er könnte dementsprechend gefährlich für uns werden.“ Er verschränkte überlegend seine Arme vor der Brust. „Ja. Deswegen, bitte hohl keine Informationen ein. Zieh den Fall um die Russen in die Länge. So lange, bis ich weiß, ob sie wirklich dafür verantwortlich sind.“ Kakashi schwieg und Sakura konnte sehen, wie er jedes ihrer gesagten Worte analysierte. Das für und wieder abwägte. Konsequenzen bedachte, die nicht existierten und schließlich, als er ihren Blick erwiderte, stimmte er ihr stumm zu. „Danke“, seufzte sie und so wie sie aufstand, erhob sich auch ihr Gegenüber. „Nein, ich muss dir danken, Sakura. Aber jetzt sollten wir wir ins Bett. Meines ruft mich nämlich bereits seit drei Stunden.“ „Ist das ein Angebot, Kakashi?“, fragte sie verschmitzt schmunzelnd, ließ sich von ihm aus dem Zimmer geleiten. Er lachte leise. „So sehr ich es bedauere, Sasukes Zorn will ich nicht unnötig beschwören. Am Ende bringt er mich wirklich noch um die Ecke.“ Die Hintergrundgeräusche des Fernsehers drangen an ihr Ohr, als Sakura die Haustür geräuschlos zu zog und bewegungslos verharrte. Gut versteckt in der Dunkelheit des Flurs, schloss sie einatmend die Lider. Lehnte sich ächzend an das Holz in ihrem Rücken. Alles in ihr sträubte sich weiter zu gehen und Sasuke unter die Augen zu treten. Wie ein kleines Kind, das Angst empfand, ausgeschimpft zu werden stellte sie amüsiert fest. Dennoch obwohl diese Tatsache und die damit verbundene Komik ihr bewusst waren, konnte sich ihr Körper nicht überwinden einen Schritt nach vorne, zu machen. Vielleicht so dachte sie lag es einfach an ihren Händen, die sogar für ihren Geschmack zu viel Leben ausgelöscht hatten. Sie empfand keine Reue für ihre Tat und doch fühlte sie sich schuldig. Seufzend schüttelte Sakura ihren dröhnenden Kopf und zwang ihre Beine dazu sich in Bewegung zu setzen. Den kurzen Weg bis ins Wohnzimmer zu durchqueren. Momente der Stille zogen vorbei, in denen sie seine auf der Couch liegende Gestalt betrachtete. Die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt und ihre Anwesenheit gekonnt ignorierend, folgte er dem Geschehen des Films. „Verzeih“, meinte sie leise. Seine nicht reagierende Statur übergehend, setzte Sakura sich zu ihm und fügte matt hinzu: „Ich weiß, ich bin zu spät. Daher verstehe ich, wenn du meine Gesellschaft nicht haben willst und ich gehen soll. Aber...“ Sie stockte, hielt ihre Rechtfertigung zurück und sagte stattdessen einfach nur. „Tut mir leid.“ Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis sie sein schweres Seufzen vernahm und seine Finger sich in ihren Nacken legten. Ihre Entschuldigung, er nahm sie stumm an. „Du fühlst dich warm an“, bemerkte Sasuke, als er ihren Körper zu sich zog. Ein bejahender Laut von sich gebend, küsste Sakura seine Lippen. Er ließ die vergangenen Tage ruhen und dafür empfand sie Dankbarkeit. Sie wollte nicht mit ihm streiten, nicht jetzt, nicht heute. Im Grunde, so dachte sie wollte sie lediglich hier liegen und seine Streicheileinheiten genießen. Ihrem Geist die Ruhe geben, die er so präsent einforderte, und vergessen. Instinktiv legte sich ihre Stirn in seine Halsbeuge, registrierte Luft ausstoßend die Berührungen auf ihrem Rücken. „Wo warst du?“ „Überall und nirgendwo“, zwang Sakura sich zu antworten. Die Erschöpfung legte sich wie ein Mantel über ihr Denken zwang ihre Sinne in die Knie. Abdriftend hörte sie Sasuke etwas sagen. Seine Hände stoppten, seine Stimme wurde lauter und dann, als ihre Gestalt anfing zu zittern, riss Sakura die Augen auf. Wurde sich der Lage siedendheiß bewusst. Ihre Körper, die Symptome, es konnte sich um keine Übermüdung handeln. Die Gasse abseits Chinatowns, sie war ruhig und der Boden nass. Hier vielleicht hundert Meter der Hauptstraße blieb Sakura seufzend stehen. Drehte sich Kopf neigend um und sprach: „Yue geh zurück.“ „Das kann ich nicht“, antwortete die Angesprochene ruhig. Spielte mit der feuchten Klinge in ihren Händen. „Du wirst sterben“, gab Sakura tonlos zurück. Yues Mundwinkel verzogen sich. „Das bin ich schon, Selene. Weißt du, als ich damals aus dem Komma erwacht bin, ich habe das erste Mal wirklich Panik bekommen. Mein Körper war gelähmt, ich konnte nicht sprechen, ich konnte nichts außer an die Decke starren. Und die Maschinen, dieses Geräusch.“ Yue brach den Blickkontakt ab, schloss tief einatmend die Augen und lachte erstickt auf. „Warum bist du nicht gekommen?“ Stumme Tränen und ein verzweifelter Aufschrei. „Verdammt ich habe auf dich gewartet, Selene! Jede Nacht habe ich gehofft, du würdest endlich kommen und deine Arbeit zu Ende bringen.“ Sie schüttelte ihr Haupt, wischte sich harsch über die Wange. „Warum?! Dein Ruf eilt dir voraus, eine Tötungsrate von hundert Prozent heißt es, und was ist mit mir?“ Sakura stieß leise die Luft aus. „Du lebst, weil du lebst, und dadurch, hast du dir meinen Respekt verdient. Uns ist eine zweite Chance kaum vergönnt, doch du hast sie bekommen. Gib sie nicht her, Yue, ich werde dich töten, solltest du mich angreifen.“ Sie fing an zu schmunzeln. Dankbar und erleichtert eine Antwort bekommen zu haben. „Ein Wunderbraum genannt Hoffnung. Lebwohl Selene“ Sakura schoss, als Yues Klinge ihre Schulter streifte und es deren Körper war, der zu Boden sackte. Dieses Mal endgültig. „Sakura!“ „Lass mich los“, erwiderte sie abrupt und riss sich hinauf. Brachte ihren beschleunigten Atem kaum unter Kontrolle. Der Schnitt an ihrer Schulter, plötzlich spürte sie ihn brennend pulsieren. Gift, ein würdiges Abschiedsgeschenk dachte sie, während ihre Beine in sich einbrachen. Gedämpftes Fluchen und die Arme Sasukes. Ein Wort, ein Name. Und ihr Bewusstsein löste sich auf. Sie versank in der Dunkelheit und mit dieser, kam die Kälte. Kapitel 8: Meer aus Dunkelheit ------------------------------ Kapitel 8 Das Zimmer ihres Stiefvaters war schon immer groß und geräumig gewesen. Mit hohen Fenstern bis zur Decke und Bilden die das Meer Sizilien zeigten. Der Geruch von altem Papier und seine ruhige Stimme, die den Männern vor ihm galt, lösten jedes Mal das Gefühl der Geborgenheit in ihr aus. Auch jetzt, wo Sakura die Tür leise schloss und an den Stühlen der Sitzenden vorbei huschte. Es war jeden Tag das Gleiche, sie kam herein, durchquerte den Raum und wartete geduldig neben Gabriel ab. Bis dieser seinen Dialog mit einigen kurzen Anweisungen beendete. „Hast du Zeit für mich?“, fragte sie dann. Er wandte seinen Kopf zu ihr und hob sie mit seinen großen Händen auf seinen Schoß. Sie liebte es hier bei ihm und sie mochte es, wenn er wegen ihr alles um sich herum ignorierte. Und das tat er oft. „Ich habe immer Zeit für dich, kleine Salvatrice“, meinte er amüsiert und fügte genauso hinzu: „Sag, was hast du ausgefressen?“ „Nichts.“ Beine baumelnd lehnte sie sich an die breite Brust in ihrem Rücken und übersah das Glucksen der Anwesenden. „Ja, wirklich!“, bekräftigte sie empört. „Dieses Mal bin ich unschuldig.“ „Ja?“, bohrte er nach. Sakura nickte und zeigte auf die Männer, von denen sie die meisten kannte. „Schaut nicht so!“ „Wie schauen sie denn?“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Na so, als wenn sie mir nicht glauben.“ „Sakura Domenico komm sofort hierher!“ Die Stimme ihrer Stiefmutter hallte gedämpft in den Raum, ließ die Gerufene zusammenzuckend fluchen. „Mist, sie hat ihn gefunden.“ Sakura riss den Ordner vor sich hoch, fügte flüsternd und das einsetzende Lachen ignorierend hinzu: „Ich tauche unter!“ Danach versteckte sie sich hinter der Akte und wartete, bis Elena sich nach ihr erkundigend das Zimmer betrat. Ihre Stimme war wütend, wütend auf sie, und wenn Sakura aufsehen würde, so wären die bernsteinbraunen Augen tadelnd auf der Suche nach ihr. Aber Elenas Zorn hielt nie lange. Das wusste sie und, als Gabriel erzählte, sie sei untergetaucht, konnte Sakura das ihr so bekannte Schmunzeln auf den Mundwinkel der schönen Italienerin ausmachen. „In dem Fall werde ich den Kuchen wohl jemand anderem geben“, verkündete ihre Stiefmutter. Sakuras Augen weiteten sich. „Es ist schade. Ich habe ihn extra mit den frischen Kirschen gemacht und der Überguss aus Schockolade...“ „Er gehört mir, nicht hergeben!“, rief Sakura aus, schmiss den Ordner vor sich hektisch um. Gelächter, laut und schallend. „Es gibt keinen Kuchen oder?“, stellte das Mädchen dann dunkel fest und verzog das Gesicht, als Elena kichernd verneinte. „Weißt du, wie schädlich es sein kann, ein Kind anzulügen? Ich könnte einen bleibenden Schaden davon tragen!“ „So? Mäuslein, ich denke es ist schädlich, wenn du Daniele an den Baum gebunden zurücklässt“, merkte Elena mit den Händen in den Hüften an. „Der hat sich dort selbst angebunden!“, gab sie zurück, spielte geistesabwesend mit den Siegelringen Gabriels. „Natürlich und in den Schuppen schließt er sich auch alleine ein?“ Sakura nickte und meinte ernst: „Ja, er will die dort lebende Spinnenwelt erforschen.“ „Salvatrice“, ertönte es einnehmend hinter ihr. Das unterdrückte Brüllen der Männer nahm jäh ein Ende, ließ die Geräuschlosigkeit ihre Umgebung erobern. „Weshalb?“ Sakura sah über ihre Schulter hinauf. „Er hat meine Hasen gejagt.“ „Demnach findest du es richtig, ihn so dafür zu bestrafen?“ Sie schüttelte den Kopf, gab ehrlich zu: „Nein, eigentlich wollte ich ihn mit einem Stück Fleisch in den Hundezwinger sperren aber die Tiere tun mir leid. Der Baum mit den Armeisen erschien mir, als gute Alternative.“ „Wirst du dich entschuldigen?“ Sie verneinte. „Und wenn ich es von dir verlange?“, wollte er wissen. „Das tust du nicht.“ Ihre Stirn legte sich an seine Schulter, die durch den belustigt wirkenden Laut vibrierend gegen ihre Haut drückte. „Du hast recht, das werde ich nicht. Meine Tochter hat sich für nichts und vor niemanden zu entschuldigen! Nicht wahr?“, fragte er grob in die Stille. Die Männer, sie nickten alle und letztendlich streckte Elena ihren Arm nach ihr aus. „Komm Mäuschen. Backen wir deinen Kuchen, bevor du noch ernsthaften Schaden von meiner Lüge davon trägst.“ Sakuras Lippen zogen sich hinauf. „Mit Kirschen?“ „Mit Kirschen“, bestätigte Elena lächelnd. Sie drehte sich zu Gabriel um, küsste ihn grinsend auf die Wange und sprach: „Entschuldige, ich bin jetzt auf wichtiger Mission unterwegs.“ „Enttäusche mich nicht“, gab er zurück und entließ sie aus seiner Umarmung. An die Tür laufend, sah sie über die Schulter. „Niemals Papá!“ Und sie sprach die Wahrheit, niemals würde sie ihn enttäuschen. Alles würde Sakura für diesen Mann tun. Für den Mann, der nicht ihr Vater war, und für Elena. Für die Frau, die sie nachts zudeckte, ihr Kuchen backte und ihr vorsang. Diese beiden, sie waren alles, was sie noch besaß. „Eine Rizin Vergiftung, durch den Schnitt an ihrer Schulter.“ Sakura hörte Sasuke sprechen. Leise, weit entfernt und undeutlich. „Können diese dummen Ärzte denn nichts machen, Teme?“ „Nein. Zu Rizin gibt es kein Antidot. Sie haben ihr bereits eine Elektrolyt-Glukoselösung gespritzt. Mehr wie das und die Kohlekompretten können sie nicht tun.“ Sie spürte seine sanften Finger an ihrer Wange. Eine Berührung die Wärme mit sich brachte und, als Sakura aufsah, küsste Elena ihre Stirn. Strich ihr zärtlich die vorgefallenen Haare zurück. „Das machst du gut, mein Mäuschen. Vergiss nicht, du musst den Bogen sanft über die Saiten ziehen“, wurde Sakura angewiesen, während ihre Mutter ihre Hand zurückzog und die letzten Strähnen hinter ihr Ohr verbannte. Quietschend hallten die Noten in dem stickigen Musikzimmer wider und von selbst hörte sie auf. Es war so schwer und anstrengend. Anders dachte sie, als es bei Elena wirkte. Sie sah immer so wunderschön aus, wenn sie spielte. Jedes Mal, sobald Sakura ihr zusah, erinnerte ihre Mutter sie an ein Wesen aus Licht. Mit einem Lächeln, das bezauberte. Damals entsann sie sich war ihr Körper voller Angst. Eine fremde Umgebung, dunkel angezogene Leute und das Gewitter vor der Tür. Und dann plötzlich, nach dem sie nicht mehr aufhören konnte zu weinen, vernahm sie die Violine. So hell und sanft. Sie hatte den Kopf gehoben und dort vor ihr, stand Elena. Den Bogen über die Saiten ziehend und die Dunkelheit vertreibend. Ihre Furcht war der Faszination gewichen. Und in diesem Augenblick, wo Sakura die Fremden dabei beobachtete, wie deren Gestalt voller Leben tanzte. Da wollte sie genauso werden. „Ich habe eine Idee, Schatz. Komm mit“, beförderte Elena sie zurück und riss das Fenster auf. Wie ein junger Teenager kletterte ihre Mutter hinaus und streckte kichernd die Arme aus. „Was machst du?“, wollte Sakura wissen. „Dir die Ungezwungenheit zeigen.“ „Das begreife ich nicht“ „Das wirst du, mein Mäuschen. Irgendwann“, antwortete Elena ihr und führte sie durch die Wiese entlang zu den Olivenbäumen. „Mein Vater hat einmal zu mir gesagt. Geige spielen ist wie fliegen. Du breitest deine Flügel aus, sobald du den Bogen auf die Saiten legst, und erhebst dich in die Luft, wenn die Noten sich lösen.“ Sakura nahm die Violine entgegen. „Und wie mache ich das?“ „Siehst du den Finken dort?“ Sie nickte. „Dann beobachte ihn. Sieh ihm dabei zu, wie er sich bewegt, wie er seinen Kopf hebt und fliegt“, sprach Elena. „Er ist frei, weder an einen Ort noch an die Zeit gebunden.“ Sakuras Augen folgten stumm dem Tier. Sein taubenblauer Schopf bewegte sich munter nach oben und hüpfend fing er an zu singen. „Lass los, was dich festhält, befreie dich von dem, was bindet.“ Elena reichte ihr den Bogen. „Wenn ich jetzt anfange, fliegt er weg“, kommentierte Sakura. Sie schmunzelte. „Ja sehr wahrscheinlich aber eines Tages, wenn du die Freiheit spürst und dein Geist sich von den Noten löst. Dann werden sie zu dir kommen.“ Sakura hob die Geige und, als sie an jenen Nachmittag anfing zu spielen, flohen die Vögel in alle Himmelsrichtungen. Ebenso der Fink, den sie beobachtet hatte. Nur Elenas Lächeln blieb und ihre Worte, die sich tief in ihr Denken einbrannten. Immer präsent vor ihren Augen schwebten, auch Jahre später, während sie allein unter dem Olivenbaum übte. „Wage es nicht zu sterben, hörst du?“, vernahm Sakura es rau, irgendwo fernab. Die Finger, die über ihre Hand streichelten, empfand sie, als angenehm kühl, obwohl ihre Körper sich viel zu heiß anfühlte. „Du weißt, ich würde es dir nie verzeihen.“ Ein Kuss auf ihren Handrücken und das laute Donnern, während Gabriel rasend vor Zorn die Tür schloss. Sie vernahm ihn schreien und wüten. Glas, welches zu Bruch ging und Holz, das zerbrach. Es war wie eine endlose Zeitschleife, in der sich Sakura befand. Die Silben ihres Vaters wiederholten sich und ihre Stimme flüsterte: „Sie hat die Omertá gebrochen.“ Dann fing ihre Gestalt an zu zittern. Ihr Herz, es zog sich zusammen und indessen die Geige einsetzte, hob Sakura ihr blasses Gesicht. Sich drehend, lächelte Elena. Tanzte, wie sie es immer tat und spielte. Zog den Bogen kraftvoll über die Saiten und plötzlich, brach ihre Welt in sich ein. So einfach und geräuschlos. „Warum?“ Die bernsteinbraunen Augen huschten zu ihr, die Töne wurden leiser. „Weil ich musste, mein Mäuschen.“ „Du wirst sterben“, gab Sakura belegt von sich, drängte das Gefühl der Verzweiflung hinab. Elena nickte. „Das werde ich.“ „Aber das will ich nicht.“ Sie senkte die Geige. „Weißt du, weshalb Gabriel dich Salvatrice nennt?“ „Nein“, schüttelte Sakura den Kopf, biss sich auf die Lippen. Verschluckte den klagenden Laut. „Weil du uns gerettet hast.“ Elena lachte leise. „Wir wollten immer schon Kinder, doch ich konnte keine bekommen und plötzlich, stand Gabriel mit dir vor der Tür“, erzählte sie. „Du kannst dich vielleicht nicht erinnern aber er war überfordert. Heillos, weil du nicht aufhören wolltest zu weinen. Ich habe ihm damals gesagt, es ist ganz normal für ein Kind. Du kanntest niemanden und das Gewitter hat den Rest erledigt.“ Abwesend hob sie ihr Haupt, schmunzelte. „Er hat wirklich alles probiert, um dir die Furcht zu nehmen. Ja sogar seine Männer haben sich für dich blamiert, kannst du dir das vorstellen? Die Cosa Nostra verzweifelte an einem siebenjährigen Mädchen. Und dann kam mir eine Idee.“ Sakura schluchzte auf. „Ich habe einfach angefangen Moon River vorzuspielen. Und tatsächlich, du hast aufgehört“, meinte Elena und sah zu ihr. „Danach bist du mir nicht mehr von der Seite gewichen, wie eine kleine Maus hast du dich an meinem Kleid festgehalten. Aber, vielleicht vier Monate später, nachdem du dich eingelebt hast, hattest du es faustdick hinter den Ohren.“ Vorsichtig strichen die Finger ihrer Mutter über ihre Wange. „Weißt du noch, du und Daniele habt Gabriels Haar rosa gefärbt.“ Sakura keuchte erstickt auf: „Ja, ich erinnere mich.“ „Ich habe mein Mann noch nie so entsetzt gesehen, und wie du dich hinter meinem Bein versteckt hast. Das werde ich niemals vergessen.“ Elenas Stirn legte sich auf die Ihre. „Du bist so ein schönes Kind Sakura, und du bist groß geworden in den fünf Jahren“, meinte sie. „Ich bin so dankbar, dich bekommen zu haben.“ In den unteren Räumen wurde es still und schlagartig fühlte Sakura, wie die Umgebung sie niederdrückte. Auf eine Art und weiße, die Panik in ihr auslöste. „Lauf weg“, stieß sie aus. „Nein“, schüttelte Elena den Kopf. „Es ist mein Schicksal hier zu sterben und ich tue es gerne, weil ich weiß, ich habe das Richtige getan. Ferris den ich verraten habe, hat den tot verdient und Gabriel wird es irgendwann verstehen, das weiß ich.“ Sie stockte. „Ich weiß aber auch, er ist nicht in der Lage, mich zu töten. Und bevor er dadurch den Respekt seiner Männer verliert, musst du hier weg sein. Du kennst den Kodex der Cosa Nostra. Ich habe für dich gesorgt, hab keine Angst. Der Olivenbaum. Dort wirst du alles finden, um zu leben. Auch wenn ich mir wünsche, es gäbe eine andere Möglichkeit.“ Sakura nickte, griff halt suchend nach Elenas Hand. Schmiegte sich hinein und küsste schluckend ihre Handinnenfläche. „Spielst du mir das Lied von damals vor?“, fragte Sakura bittend und trat zurück. Elena lächelte. „Natürlich, mein Schatz.“ Sie hob die Violine hinauf, setzte den Bogen an die Saiten und Sakura konnte beobachten, wie sie ihre Flügel ausbreitete. Los flog, als die ersten Noten den Raum erfüllten. Und, während ihre Mutter lächelnd die Augen schloss, weinte sie. Weinte und drückte den Abzug ihrer Waffe, welche sie einst zu ihrem Geburtstag bekam. Die Geige stürzte hinab und mit dieser, der leblose Leib ihrer Mutter. An diesem Abend, als sie anstelle ihres Vaters und Elenas Tochter, das Gesetz der Cosa Nostra befolgte, braute die Nacht ihren Kerker. Sperrte sie ein und brachte nichts außer Verzweiflung. Gabriel kam, küsste ihre Stirn. Umarmte sie eines Vaters gleich, der unheimlich dankbar und stolz erschien. Der Schmerz, er war alles, was sie fühlte, alles, was sie spürte und alles, was sie atmete. Das Meer aus kalter Dunkelheit, es reichte unendlich weit. Und dann fand Sakura sich vor dem Begräbnis ihrer Mutter wieder, hörte den italienischen Silben des Priesters zu. Abwesend und weit entfernt nahm sie Danieles Hand auf ihrer Schulter wahr und beobachtete die Zeit dabei, wie sie verstrich. Menschen kamen und gingen. „Lass los, was dich noch festhält, befreie dich von dem, was bindet. Spürst du, der Wind erzählt uns von der Traurigkeit dieser Welt“, sprach ihre Stimme leise. Fühlte die Brise, die um ihre Beine wehte, und öffnete ihre Augen, die weinend an die Decke des Krankenzimmers starrten. Ein Traum, realisierte Sakura. Strich sich mit zittrigen Händen über das Gesicht, versuchte die nicht enden wollenden Tränen zurückzudrängen. Sekunden, Minuten und erst die unbeholfene Berührung ließ sie begreifen, es war ihr Körper, der ihre Arme beben ließ. Ihre Stimme, die schluchzte und ihr Innerstes, das schrie. „Gott“, entfuhr es ihr erstickt. Sie brach hier inmitten eines Krankenhauses, neben Sasuke zusammen und konnte nichts dagegen unternehmen. „Kann ich... irgendetwas tun?“, hörte Sakura hilflos fragen und spürte, wie sich die Matratze senkte. „Ignorier es“, japste sie. „Wie lange?“ Er schwieg, bevor er antwortete: „Drei Tage. Sakura...“ „Bitte, ignorier... es einfach“, unterbrach sie ihn dünn. Elena starb vor dreizehn Jahren und an ihrem Grab, hatte sie angefangen zu vergessen. Voller Absicht und aus reinem Selbstschutz. Und jetzt, jetzt fühlte sie ihre Umarmung, sah die Farbe ihrer Augen und hörte ihre Worte leise flüstern. In diesem Moment wünschte Sakura, sie wäre an Yues Gift zugrunde gegangen. „Lenk mich ab, sag irgendetwas“, bat sie und wandte sich das erste Mal von der Decke ab, blickte zu ihm. Fast hätte sie gelacht. Sasuke Uchiha starrte ihr unsicher entgegen, wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. „Du...“, kurz stockte er. „Hast Glück gehabt. Die Behandlung hat angeschlagen.“ „Demnach hast du mich verstehen können.“ Er nickte, beugte sich zu ihr hinab und zog sie zu sich. Vergrub sein Gesicht seufzend in ihrer Halsbeuge. „Schlecht aber ich habe mir den Rest zusammenreimen können. Woher hast du gewusst, welches Toxikum es ist?“, wollte er wissen, drückte sie fester an sich. Die erste Nacht, sie war die schlimmste. Ihr Kreislauf brach zusammen, das Fieber stieg, bis schlussendlich ihr Blutdruck ins Bodenlose fiel. Für Sekunden schien das Gift gewonnen zu haben und das Gefühl, das er in diesen Momenten empfand, war entsetzlich. Grausam, da er machtlos mit ansehen musste, wie ihr Herz kurz davor stand stehen zu bleiben. „Yue, die Frau, welche mich an der Schulter traf. Sie sagte: Ein Wunderbraum genannt Hoffnung“, meinte Sakura leise, nahm erleichtert wahr, dass ihr Leib sich beruhigte. „Ich habe die Botschaft zu spät verstanden. Die Rizinusstaude wird auch Wunderbraum genannte. Sie hat mir dadurch dieselbe Chance eingeräumt, wie einst ich ihr.“ Er nickte stumm, küsste ihre Haut. „Tu das nie wieder, Sakura.“ Ihre Mundwinkel zuckten zeitweilig hinauf. „Ich versuche es“, kommentierte sie, schluckte den erneuten Drang zu weinen hinab und wischte sich fahrig über die nasse Wange. Sie musste nur abwarten, die Zeit überstehen und dann, dann würden die Erinnerungen an Elena erneut verschwinden. Du wartest noch immer auf die Wiederkehr jenes Augenblicks, der dich befreit. Die dunklen Gedanken holen dich ein, dieses Meer aus Gefühlen und Leid. Kapitel 9: Ultimatum der anderen Art ------------------------------------ Kapitel 9 „Warum hast du dir wegen mir freigenommen? Es ist unnötig, mir geht es gut“, meinte Sakura und beobachtete Sasuke. Seufzend ließ er sich auf die Couch nieder, warf die Fallakte brüsk auf den Wohnzimmertisch. „Du hättest dich nicht selbst entlassen sollen.“ Kaum dreißig Minuten nach ihrem Aufwachen ignorierte sie sämtlich Einwürfe der Ärzte und verließ das Zimmer. Die angebotenen Medikamente hatte sie kopfschüttelnd der Schwester zurück in die Hand gedrückt. Es wäre ihm lieber gewesen, sie würde noch einige Zeit unter Beobachtung stehen. Nicht zuletzt, wegen ihres Ausbruchs. Sakura brachte ihr Verhalten nicht zu Sprache und er würde es auch nicht tun. Allerdings musste Sasuke zugeben, eine Frau, wie sie weinen zusehen, es erschütterte ihn. „Ich mag keine Ärzte“, hörte er Sakura. „Sie sind die Einzigen, die mich auf natürlich aussehende Art umbringen können. Der Fall kommt ihr voran?“ „Das lässt du bleiben“, kommentierte Sasuke, während er ihre Hand von den Dokumenten nahm. Sie heran zog und sich mit ihr auf die Polsterung legte. „Ich weißt nicht, für wie dumm du mich hältst Sakura aber untersteh dich, weiterhin hinter meinem Rücken zu agieren.“ Sie stockte. „Was meinst du?“ „Naruto und Hinata mag es nicht aufgefallen sein, mir schon. Kakashi versucht systematisch, die Aufgabenstellung zu stoppen. Das lässt mich zu dem Schluss kommen, er besitzt entweder Informationen, die er uns vorenthält oder jemand hat es ihm geraten.“ Seine Finger streichelten durch ihr Haar. „Nehmen wir einfach beides an. Und jetzt zählen wir den Fakt deines Zustands dazu. Was ergibt sich mir daraus?“, fragte er rhetorisch und sprach weiter. „Richtig, du arbeitest mit ihm zusammen.“ „Zufall?“ Sakura genoss Augen schließend seine Lippen auf ihrer Haut und seine seichten Berührungen. Sie milderten die innerliche Unruhe, welche sie seit der Erinnerung an Elena verspürte. Eine Ablenkung, die sie herbeisehnte. „Kakashis Erleichterung, weil ich einige Tage abwesend bin, habe ich mir demnach eingebildet?“ „Denkbar“, gab sie entspannt zurück, registrierte das Verschwinden seines belustigten Tonfalls. „Sakura mir ist bewusst, du wirst es nicht sein lassen also erzähl mir, was du entdeckt hast.“ „Wenn ich es nicht tue?“ „Dann finde ich es selbst heraus.“ Ihre leise Stimme wurde ernst. „Du kannst sterben, wenn du danach suchst.“ „Hn, ja das ist im Bereich des Möglichen“, meinte er. Sakura stieß die Luft aus, öffnete ihre Lider. „Ich sollte mir abgewöhnen dich zu unterschätzen“, gab sie ihre Gedanken preis und fügte hinzu: „Meine Informationen sind noch zu ungenau, ich kann nicht mit Gewissheit sagen, ob es euren Fall betrifft. Das reicht allerdings aus, um Kakashi zu raten abzuwarten. Mir ist das Gift in die Quere gekommen. Sobald sich mein Körper vollends erholt hat, werde ich einige Leute kontaktieren. Erst dann kann ich mir sicher sein.“ „In was?“ Sie küsste Sasukes Hand, die durch seine Umarmung auf ihrer Schulter lag. „Ob die Morde eine Nachahmung sind.“ „Du glaubst sie gehen nicht von den Russen aus?“ „Nein mittlerweile nicht mehr.“ Er nickte sacht, drückte ihre Gestalt näher. „Ich habe mir etwas Ähnliches gedacht.“ „Teil es mir mit“, verlangte Sakura, spürte seinen heißen Atem an ihrer Wange und vernahm den belustigten Laut. Eine Geste, die ihr plötzlich eines bewusst machte. Sasuke arbeitete selbstständig, ohne das Wissen Kakashis und wurde fündig. „Wann?“ Überrumpelt richtete sie sich auf, sah, wie er seine Augenbrauen hob und trocken feststellte: „Du unterschätzt mich ziemlich oft.“ „Es scheint so.“ „Sakura, ich bin kein einfacher Agent, der sich den Anordnungen seines Vorgesetzten fügt. Ich bin zwei Jahre bei der CIA gewesen. Und dort wäre ich noch heute, hätte Kakashi mich nicht sechs Monate lang belagert, in seine Abteilung zu wechseln.“ „Auf was bist du gestoßen“, fragte sie direkt, musterte seine sich nicht ändernde Gesichtsmimik. Verdammt fluchte sie still. Dieser Mann kontrollierte seine Regungen momentan so tadellos, sie konnte nichts aus seinen Mikroausdrücken lesen. „Wie ist es, wenn man über etwas nicht im Bilde ist?“, fragte er, stützte sich amüsiert auf die Lehne. „Sasuke, das ist...“ Der Husten kam unerwartet und schmerzhaft. „Du hättest wenigstens die Medikamente annehmen sollen“, stieß er aus und setzte sich ruckartig auf. „Schwindel und Übelkeit sind keine Symptome, für die es nötig wäre, Tabletten einzunehmen.“ „Wenn du anfängst, Blut zu spucken, bringe ich dich wieder ins Krankenhaus“, antwortete er aufstehend. „Ich setz Kamillentee auf.“ „Brauchst du nicht“, schüttelte Sakura ihr Haupt. Kraftlos entkrampfte sich ihr Leib, während sie den Geräuschen hinter sich zuhorchte. „Die Sachlage Sasuke, bitte“, lenkte sie das Thema zu ihren Wurzeln zurück. „Frankreich.“ Sie runzelte die Stirn. „Was?“ „Ein Bekannter der CIA schuldete mir einen Gefallen. In Frankreich gab es eine Mordserie, die identisch ist. Vor etwas einem halben Jahr, kurz bevor die dort ansässige Polizei den Kerl festnehmen konnte, verschwand er spurlos. Bis heute.“ „Du hast einen Namen“, schlussfolgerte sie. Er nickte. „Pierre Chanal, 37 Jahre, geboren in Mourmelon. Ich habe die DNA und seine Fingerabdrücke. Ab jetzt darf er keinen Fehler machen. Und wir wissen beide, die Chance bei einem zweiten Mord keine Spur zu hinterlassen, ist schwindend gering.“ Sakura verschränkte die Arme. „Gab es Indizien auf einen Mittäter?“ „Die Franzosen gehen davon aus, Pierre habe die Paare alleine getötet.“ „Unmöglich“, verkündete sie. „Es gibt keinen Zweifel an meiner These!“ Sasuke stellte die dampfende Tasse vor ihre Nase. „Trinken.“ „Hast du ein Bild?“, fragte sie, schob das Porzellan beiseite. Deswegen schloss Sasuke es aus, die französische Mafia in den USA besaß kaum Einfluss. Sie würden niemals den Zorn der Russen auf sich ziehen. Und die Russen, sie starben eher, als mit Frankreich zu kooperieren. Die Mentalität unterschied sich viel zu sehr. Riss eine tiefe Schlucht zwischen beide Fraktionen auf. Ein Überwinden eben dieser, ausgeschlossen. „In der Akte.“ Er setzte sich zu ihr, während sie zielstrebig die Seiten umblätterten und bei besagtem Abbild innehielt. „Ist das...“ „Eine aktuelle Aufnahme“, bestätigte Sasuke. Er musste genauso ausgesehen haben, als er Pierre das erste Mal sah, dachte Sakura. Sicherlich, gab sie nie fiel auf die Erscheinung eines Menschen. Sie konnte in jeder erdenklichen Situation täuschen und eine gehbehinderte Großmutter, ebenso ein Monster sein, wie ein muskelbepackter Bodybuilder. Nichtsdestotrotz, dieser Mann, mit seinen femininen Zügen und babyblauen Augen wollte nicht in das entstandene Bildnis passen „Faszinierend“, musste sie anmerken und las sich sein durch den Facharzt erstelltes Profil durch. „Niemals, dieser Typ von Mensch ist alleine nicht fähig eine solche Bluttat ohne Spuren zu hinterlassen. Er ist der Unterwürfige, er braucht genaue Anordnungen. Das bedeutet allerdings, der Dominante ist weitaus gefährlicher.“ „Da sind wir einer Meinung“, gab ihr Sasuke recht, nahm ihr die Dokumente aus der Hand und schlug sie zu. „Offiziell hat das FBI keine Auskunft über Pierre Chanal. Ich muss abwarten, bis ich von Amts wegen Zugang zu den Daten bekomme. Und das wird erst der Fall sein, wenn ich ersichtliche Indizien habe.“ „Verständlich, Frankreich gehört zur NATO. Ein unwissentliches Eindringen in ihr Netz wird nicht ohne folgen bleiben. Sasuke bekommt ihr Pierre in die Finger, dann wird er euch zu seinem Partner führen. Das ist sicher.“ Sakura betrachtete die Papiere, welche aus ihrer Reichweite geschmissen wurden und ließ sich letztendlich von ihm auf die Couch ziehen. Eine geräuschlose Botschaft, die ihr einen ärgerlichen Laut entlockte. „Hör auf mich zu bemuttern.“ „Das tue ich nicht. Ich sehe lediglich die Fakten. Und Fakt ist, du wärst gestern fast krepiert. Also gib für heute Frieden. Ansonsten werde ich dich anketten und glaube mir, dazu bin ich fähig.“ „Das...“ Sasuke unterbrach sie Luft ausstoßend. „Bitte. Für... dich mag es normal sein, immer am Abgrund entlang zu wandern. Für mich ist es das nicht. Es ist befremdlich bei jedem deiner Schritte befürchten zu müssen, du könntest sterben“ Sasuke spürte, wie sie sich in eine bequeme Lage drehte und ihr heißer Atem seinen Hals streifte. „Es... tut mir Leid“, entschuldigte sie sich, meinte die Sorgen, die er sich machte. „In manchen Momenten habe ich das Gefühl, du suchst den Tod, Sakura.“ Seine Hand verirrte sich in ihr Haar, als sie stumm blieb. Ihre Schläfe küssend, drückte er sie noch fester an seine Brust. Es gab einen Unterschied, ob man lediglich waghalsig erschien oder dem Sterben nachjagte. Sakura tat Letzteres nach seinem Geschmack zu oft und das machte ihm langsam Angst. Denn irgendwann kam der Augenblick, wo das Glück sie verließ. Die Türklingel riss Sasuke aus dem eingekehrten Dämmerzustand und während Sakura versuchte sich aufzurichten, hielt er sie reflexartig mit sanfter Gewalt fest. „Bleib liegen“, murmelte er. Ignorierte den unwillkommen Gast vor der Wohnung und setzte leise hinzu: „Naruto und Hinata arbeiten um die Zeit. Dementsprechend wird es nichts Wichtiges sein.“ „Es könnte brennen“, witzelte Sakura leise. „Dann liegen wir bequem“, gab er ihren Nacken küssend zurück, nahm wollig die ausgelassene Atmosphäre zischen ihnen wahr. In letzter Zeit kam diese viel zu selten vor. Zu viel gab es, das auf ihre Gemüter drückte und spätestens, wenn Naruto von Sakura Entlassung erfuhr, würde es einen Störfaktor mehr geben. „Wie geht es dir?“, wollte er wissen, während ihre Lippen seinen Hals hinauf wanderten. „Gut.“ „Wir sollten morgen irgendwohin fahren“, meinte er ausatmend und zuckte zusammen, als die Klingel in Dauerbelagerung geriet. Sakura stoppte, verzog wie er das Gesicht und richtete sich auf. „Ein hartnäckiger Besuch“, kommentierte sie laut, um gegen den Lärm anzukommen. Sasuke schnaufte. „Wenn er nicht aufhört, ein toter Besuch“ „Vielleicht eine Verehrerin?“, schmunzelte sie, griff zielsicher nach der auf dem Tisch liegenden USP. „Möglich“, stieg er amüsiert mit ein. Beobachtete unterdrückt lachend Sakura dabei, wie sie ihr Oberteil hinaufzog und stoppte, als ihr bewusst wurde, der Waffengurt fehlte. Sich aufsetzend drapierte er ihre aufstehende Gestalt auf seinem Schoß. Küsste ihren Mund und registrierte erleichtert das Verstummen der Glocke. „Er liegt auf der Kommode“, informierte Sasuke sie, schob seine Hände unter den Stoff über ihren Rückenansatz hinauf. Sie biss sacht in seine Unterlippe. „Dort liegt er gut.“ „Hm“, machte er, überbrückte den wenigen Abstand. Es waren nur wenige Augenblicke, bis Sasuke in seiner Handlung, den Verschluss ihres BHs zu öffnen erstarrte. Gleichermaßen ruinierte das einsetzende Telefon und das erneute Läuten die aufgeflammte Stimmung. „Egal wer es ist, ich bringe ihn um!“, fauchte er, stand mit Sakura auf und schrie: “Ja!“ Der einheitliche Aufruhr verebbte und während die Haustür donnernd an die Mauer krachte. Er dem davor stehenden Mann entgegenblickt, wünschte Sasuke sich seine Glock herbei. „Du hast geschlafen? Um die Uhrzeit?“, lachte es ihm entgegen. Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich hinauf und, seine Antwort glich dem Knurren eines Wolfs. „Es gibt Menschen, die haben unregelmäßige Arbeitszeiten, Itachi.“ „Du hast seit vorgestern frei“, merkte sein Gegenüber aufklärend an und blickte neugierig über seine Schulter. Drang das Rauschen des Wasserhahns doch vernehmlich hinaus. „Was willst du hier?“, murrte Sasuke, verwerte dem Älteren mit dem Zuziehen der Tür die Aussicht. Itachis auftauchen verkündeten Probleme, denen er seit Monaten meisterlich aus dem Weg ging. Sein Bruder wusste von seinem Urlaub, was zwangsläufig bedeutete, sein Vater wusste es auch. Schlecht dachte er dunkel. „Ist es nicht angenehmer mich hereinzubitten?“ „Nein.“ Itachis Augen blitzten vergnügt. „Komm schon. Ich will die Leichen in deinem Keller sehen.“ „Was willst du?“, wiederholte Sasuke ruhig, ignorierte die Bemerkung. „Es geht um Vaters Hochzeit, dein damit verbundenes Auftauchen und gewisse andere Dinge die vorher vonstattengehen müssen.“ „Da war was, ja“, presste er über die Lippen. „Kannst du Vater nicht...“ „Nein, er weiß, du bist zu Hause und ich habe nicht noch einmal das Verlangen mich seiner Wut auszusetzen.“ Seine Laune sank ins Bodenlose. Mit einer barschen Geste trat Sasuke auf die Seite, gewährte ihm den Zutritt. „Keine dummen Kommentare ansonsten fliegst du raus“, zischte er und folgte dem vorangehenden Mann, der schmunzelnd erwiderte: „Du kennst mich doch, kleiner Bruder.“ „Deswegen ja“, äußerte er sich und stellte Sakura mit ihrem Rufnamen vor, als sein Bruder perplex innehielt. Eben diese drehte sich um, wischte ihre nassen Finger trocken und trat zu ihnen. „Der ausdauernde Fremde“, begrüßte sie ihn. Itachi fing an zu lachen, riss sich aus seiner Starre. Streckte ihr feixend die Hand entgegen. „Anderes kommt man nicht in den Genuss von Sasukes Gesellschaft. Itachi Uchiha, der große Bruder.“ Die angebotene Geste annehmend sprach sie: „Freut mich.“ „Oh die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Du musst wissen, ich bin überrascht. Der Kleine hat seiner Familie noch nie eine seiner Freundinnen vorgestellt. Ich war beinahe so weit zu glauben, er...“ „Noch ein Wort“, knirschte Sasuke. Auflachend stupste er dem Jüngeren gegen die Stirn und witzelte ins Wohnzimmer gehend: „Ich bin gegen all deine Drohungen immun.“ „Gott muss mich hassen“, murmelte Sasuke, berührte ihre Taille und fügte sie küssend hinzu: „Er wird nicht lange bleiben.“ „Mich stört dein Bruder nicht. Im Gegenteil, ich finde die Situation sogar recht witzig.“ „Denke ich mir. Kann ich dir was anbieten?“, richtete Sasuke sich Kopf hebend an seinen Besuch. Itachi legte lässig seine Arme über die Couch und fragte über die Schulter sehend: „Was hast du da?“ „10 x 21mm Patronen“, schnaufte Sasuke, weil er die Frage im Grunde nur der höflichkeitshalber stellte und Itachi dies auch genau wusste. Sakura strich ihm schmunzelnd durch die Haare. Erhob ihre Stimme. „Möchtest du einen Kaffee?“ „Das nenne ich ein Angebot, sehr gerne Sakura.“ Genervt stieß Sasuke die Luft aus, löste sich von ihrer sich abwendende Gestalt und fing an die Expressomaschiene in Betrieb zu nehmen. „Das Letzte, was du tun wirst, ist meinen Bruder zu bedienen. Mach dir deinen Tee fertig und ruh dich aus“, erklärte er seine Handlung. Ihre Lippen streiften seine Wange und mit dem entfernen eben dieser, nahm sie ihre Tasse. Verschwand aus der Küchenzeile und setzte sich lächelnd zu Itachi. Natürlich entging ihr seine Neugierde nicht. „Darf ich mich erkundigen, wie lange du schon mit meinem kleinen Bruder zusammen bist?“ „Es werden bald neun Monate.“ Itachi schien ehrlich verblüfft. „Wirklich? Das ist eine lange Zeit.“ „Es scheint nur so. Ich bin viel unterwegs und Sasukes Arbeit ist ähnlich zeitaufwendig“, erzählte Sakura. „Dann bist du also auch beim FBI?“ Sasuke stellte geräuschvoll den Kaffee auf den Tisch. „Das geht dich nichts an, Itachi!“ „Ich möchte nur etwas mehr über deine Lebensgefährtin herausfinden. Neun Monate seid ihr leiert und du hast es nicht geschafft, sie mir vorzustellen.“ „Mit Absicht.“ Er setzte sich zu ihr, deponierte seinen Arm um ihre Hüfte. Es gab viele Gründe, weshalb seine noch verbliebene Familie nichts von Sakura wusste. Zum einen sein Vater und zum anderen legte weder er noch sie selbst großen Wert darauf, diese Art der Zusammengehörigkeit auszuleben. „Jetzt fang an, was genau willst du hier?“ Sein Bruder stöhnte auf. „Müssen wir sofort auf den Punkt kommen?“ „Itachi...“, knurrte Sasuke mürrisch. „Ich hab heute noch was Besseres zu tun, als mich an deiner störenden Anwesenheit zu erfreuen.“ „Von mir aus. Vater heiratet in einem Monat und du hast es bisher nicht geschafft, seiner Verlobten zu begegnen. Weißt du überhaupt, wie sie heißt?“, begann er widerwillig und sprach monoton wie der Anwalt, der er war. „Muss ich das wissen?“ „Sie heißt Akira Nikawa“, informierte Itachi ihn trocken. „Du kannst deine Arbeit nicht immer vorschieben, kleiner Bruder. Vater ist wütend auf dich. Sein kleines Frauchen hat wohl erkannt, du hast nicht das geringst Interesse sie kennenzulernen.“ „Ach ehrlich?“, spottete Sasuke, drückte Sakuras Gestalt ein Stück näher. Kein Interesse erschien ihm Untertrieben. Er wollte diese Frau weder sehen, noch sich mit ihr unterhalten. Jeder Kontakt mit ihr war ihm zuwider. Akira Nikawa, für ihn nichts weiter, als eine nebensächliche Erscheinung, die es sich an dem Arm seines Vaters bequem machte. Itachi seufzte. „Weißt du, warum ich hier bin?“, wollte er wissen und redete weiter. „Ich habe deine Tür belagert, weil ich dir eine Einladung von Vater ausrichten soll. Heute Abend findet ein Essen statt und er will dich dabei haben.“ „Natürlich“, höhnte Sasuke. „In meinem Urlaub werde ich mich mit Vater und seinem Anhang abgeben. Darüber hinaus ist Sakura heute früh aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich werde sie weder alleine in meiner Wohnung lassen noch ihr die Stimmung unseres alten Herren antun.“ Itachi blinzelte, richtete sich beunruhigt an Sakura. „Das war mir nicht bewusst, geht es dir gut?“ Sie nickte. „Eine Magenverstimmung, nichts Ernstes.“ „Da bin ich erleichtert. Denn Sasuke...“ Sein Interesse schweifte zurück zu ihm. „Dir bleibt nichts anderes übrig. Vater erwähnte explizit, er verkaufe Mutters Geige bei dem nächstbesten Händler, solltest du fernbleiben.“ Sakura spürte seine verkrampfende Gestalt, die Finger, die sich schmerzend in ihr Fleisch bohrten. Es überraschte sie daher nicht, als seine grollende Stimme eine Nuance annahm, die sogar für seine Verhältnisse selten war. „Das wagt er nicht.“ „Ich denke schon. Du kennst ihn, er macht keine leeren Drohungen“, erwiderte Itachi unbeeindruckt. Die kurze Regung des Respekts in seinem Gesicht, Sakura sah sie dennoch. „Wann?“ „Du bist selbst dafür verantwortlich, Sasuke, ich...“ Donnernd unterbrach der Genannte ihn. „Rede, wann?!“ „18 Uhr.“ „Sag dem Bastard ich komme“, fuhr er seinen Bruder an, stand abrupt auf. „War das alles? Dann verschwinde!“ „Nicht alles aber das Wichtigste. Sakura es hat mich gefreut“, verabschiedete er sich, kam der harschen Aufforderung nach. Sie nickte ihm zu, lehnte sich Augen schließend nach hinten. Die jetzige Atmosphäre glich einem nahenden Hurrikan und mit dem Schließen der Haustür, zuckte sie unbewusst zusammen. Sasukes Faust rammte krachend das Holz. „Er besitzt tatsächlich die Frechheit mir mit dem einzig Wichtigen in diesem verfluchten Anwesen zu drohen“, zischte er, während er in den Raum kam. „Elender Dreckskerl.“ Sakura sah auf, beobachtete seine angespannten Bewegungen und hörte stumm seinem Zorn zu. Er schrie nicht, kein einziges Mal mehr. Streifte wie ein jagender Wolf durch das Zimmer und instinktiv, wartete Sakura darauf, er würde abermals gegen irgendetwas schlagen. Doch nichts dergleichen geschah und als er irgendwann auf sie zukam, ihre Gestalt möglichst sanft auf die Beine zog. Da ahnte sie, seine Reaktion würde eine andere sein, wenn sie nicht anwesend wäre. „Er weiß genau, ich würde darauf reagieren. Dinge, die ihm nicht passen, werden mit Gewalt passend gemacht“, knurrte er, legte seine Stirn in ihre Halsbeuge und spürte, wie sie seine Faust nahm, zärtlich die schmerzenden Knöchel küsste. „Aber damit ist er zu weit gegangen“, fügte er kalt bei. Sakura sagte nichts dazu, nahm seine wahrscheinlich mittlerweile schmerzende Umarmung einfach hin und flüsterte: „Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten. Mahatma Gandhi.“ Kapitel 10: Zwischenspiel ------------------------- Kapitel 10 Akira Nikawa einfältig, naiv und töricht. Genauso, wie er sie sich vorstellte. Und verdammt, sie war jung dachte Sasuke indessen er unentwegt einer Konversation aus dem Weg ging. Er schätzte sie auf höchstens siebenundzwanzig aber kein Jahr älter. Allerdings hütete er sich danach zu fragen, sie faste es wahrscheinlich als Interesse an ihrer Person auf. Bereits, während er mit Sakura das Anwesen betrat, begrüßte Akira sie wie vermisste Schäflein. Versuchte fortwährend, seine Aufmerksamkeit zu erregen und es ihnen auf jede erdenkliche Art und weiße recht zu machen. Das Einzige, was sie damit schaffte, seine Laune sank Stück für Stück. Erreichte bald den absoluten Tiefpunkt. „Du hast viel Arbeit momentan, richtig Sasuke? Ich habe erst letztens von einigen Banküberfällen gehört. Das muss schrecklich sein“, sprach Akira ihn an. Seine Augenbrauen zogen sich hinab und er bemerkte aus dem Winkel heraus, wie Sakura einen Schluck aus dem servierten Tee nahm. Ihr Schmunzeln dadurch kaschierend wollte. „Ich habe nicht das Geringste mit Bankraub zu tun“, meinte Sasuke kühl, unterdrückte einen abfälligen Laut. So dumm dieses Weib auch schien, eines bemerkte er erleichtert. Akira Nikawa besaß nicht die geringste Ähnlichkeit mit seiner toten Mutter. Wenn er Akiras braune Locken betrachtete und in ihre blauen Augen sah, entdeckte er nichts an ihr, was ihn an Mikoto erinnerte. Nur die zierlich wirkende Statur hatten beide gemein. „Fugaku hat so etwas erwähnt. Tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen, Sasuke“, entschuldigte sie sich schnell, biss sich auf die Lippen. „Für was ist deine Abteilung denn zuständig?“ Knapp antwortete er: „Untergrundorganisationen“ „Ist das nicht gefährlich?“, wollte sie wissen, um das Gespräch aufrechtzuerhalten. „Natürlich ist es das.“ Sein genervter Tonfall brachte ihr immerwährendes Lächeln aus dem Takt. Sasuke sah es, sah, wie ihre Finger sich fester um den Henkel der haltenden Tasse schlangen. Diese Frau wollte ihn so unbedingt kennenlernen, ferne sollte sie damit Leben, er verbarg seine Abneigung nicht. „Dein Vater wird sicher bald kommen“, schluckte Akira schief schmunzelnd, um ihren Blick stumm auf den Wohnzimmertisch zu richten. Sakura erhob ruhig das Wort, schützte ihr Gegenüber davor, die Fassung gänzlich zu verlieren. „Der Tee ist wunderbar. Rooibos mit Vanille?“ „Ja, es ist meine Lieblingssorte“, erläuterte Akira, schien erleichtert und glücklich angesprochen zu werden. „Ich habe gehört du warst im Krankenhaus?“ Sasuke atmete geräuschvoll aus. „Es sollte mich nicht wundern. Itachi konnte sein Maul noch nie halten!“ Akira zuckte zusammen. „Ich... Ich wusste nicht...“ „Mir geht es gut. Es ist nicht der Rede wert.“ Sakura lehnte sich zurück, überschlug ihre Beine. Wartete geduldig bis Akira sich von Sasukes harschen Zwischenwurfs fing. „Wir hätten das Essen verschieben sollen.“ „Nicht nötig.“ Ihre Hand berührte mahnend Sasukes Bein, wusste sie, er wollte abermals etwas einwerfen. So jedoch verschränkte er lediglich seine Arme, atmete tief durch. Sakura fühlte einen Hauch des Mitleids. Die Frau vor ihnen, sie zitterte bereits und der Schmerz nicht von Sasuke anerkannt zu werden, lag offen auf ihren Zügen. Vielleicht so überlegte Sakura verspürte sie sogar Angst vor seinem dominanten Auftreten. Es würde sie nicht überraschen, da sein brodelnder Zorn inzwischen sogar ihr Respekt einjagte. „Sakura darf ich dir eine Frage stellen?“ Akira fing an, nervös auf ihrer Unterlippe zu kauen. „Sicher.“ „Ich ähm... Du musst wissen ursprünglich komme ich aus Hokkaidó. Und meine Angehörigen sind allesamt noch in Japan. Deswegen habe ich hier niemanden, den ich bitten könnte und ich mag dich. Daher...“ Ihre Mundwinkel zuckten hinauf. „Daher?“ „Es ist vielleicht nicht üblich, weil wir uns erst einige Stunden kennen aber...“ Sasuke stieß die Luft aus. „Komm zum Punkt.“ „Tut mir leid“, meinte sie schnell. „Wenn ich aufgeregt bin, dann...Ich schweife schon wieder ab...“ Sakura unterdrückte ein Auflachen. Betrachtete Akira die peinlich berührt in den Sessel zurück sackte. „Willst du mit mir mein Brautkleid aussuchen gehen? Wenn Sasuke dagegen ist, versteh ich das natürlich. Ich wollte nur...“, sprudelte es aus Akira heraus. Deren Blick nun pendelnd zwischen ihr und Sasuke lag, wohl drauf wartete, er würde jeden Moment seinen Einwand preisgeben. Doch wandte er sich lediglich schnaufend ab. „Itachi hat eine Verlobte. Weshalb fragst du nicht diese?“, wollte Sakura wissen. Rief sich sämtliche Einzelheiten der Familie Uchiha ins Gedächtnis. „Weißt du, Temari ist sehr direkt und einige Jahre älter. Ich habe Mühe mit ihrem freimütigen Charakter umzugehen. Und wir sind fast im selben Alter und mit deiner ruhigen Art komme ich besser...“ „Sasuke...“, wurde sie unterbrochen, in einer härte, die lediglich von Sasukes eisiger Erwiderung übertroffen wurde, während Fugaku Uchiha den Raum betrat. „Vater.“ Die Atmosphäre kühlte ab und, als Sasuke aufstand, um dem Mann, hinter welchem sein Bruder verharrte, auf gleicher Höhe zu begegnen, da glich es einer dunklen Drohung. „Es freut mich, mein jüngster Sohn hat nach Monaten einmal an seine Familie gedacht“, kommentierte Fugaku, hob abschätzig sein Haupt. „Bei deiner Einladung konnte ich nicht ablehnen.“ Er drehte sich steif Sakura zu, streckte ihr seine Hand entgegen. Eine stumme Aufforderung, der sie anstandslos nachging. „Itachi hat es dir bereits erzählt. Das ist Sakura“, stellte er sie gezwungen vor. „Sakura und weiter?“ „Kanagi“, vernahm Sasuke sie selbst antworten. Sein Griff wurde schmerzhaft fest. Nicht nur Fugakus schnauzende Frage nach ihrem Nachnamen, ließ sein Zorn überschwappen. Nein, sein Vater ging ohne einen weiteren Ton an ihnen vorbei, ließ sich ignorierend an den gedeckten Esstisch nieder. „Netter Anstand!“, höhnte Sasuke geräuschvoll. Störte sich nicht an Itachis versuchten Themen wechselte, als dieser Sakura begrüßte, sich erkundigte, wie es ihr ging. Er zog sie einfach mit, rückte brüsk ihren Stuhl nach hinten und setzte sich. „Ich...ich lass das Essen am besten herrichte“, verkündete Akira zögernd, wirkte von der brutalen Situation überfordert. „Sakura du bist Vegetarierin, richtig?“ Die Angesprochene blickte über die Schulter, nahm, während sie sprach, platz. „Ja aber mach dir wegen mir keine Umstände. Ein Tee reicht völlig.“ „Nein, nicht doch. Ich habe Erkundigungen eingeholt und mich an einem Paranussbraten mit Preiselbeersoße probiert. Ich hoffe er ist mir gelungen.“ „Danke, deine Mühe weiß ich zu schätzen“, lächelte sie, registrierte, wie die Frau nickend aus dem Raum flüchtete und sich Itachi seufzend zu ihnen gesellte. Ein interessanter Abend dachte Sakura derweil sie beruhigend über Sasukes Handrücken strichen. Fugaku ähnelte Gabriel. Düster, autoritär und gefährlich. Ein brillanter Rechtsanwalt, dessen Erfolgsquoten für ihn sprachen. Sakura erinnerte sich, damals, als sie Sasukes Daten abrief, da überraschte es sie. Er ein FBI-Agent. Sein Vater ein Anwalt, der seine schuldigen Klienten mit hoher Wahrscheinlichkeit straffrei aus dem Gericht brachte. Es gab einen Fall vor zwei Jahren. Nach wohl wochenlanger Arbeit bekam Sasuke einen hochrangigen der Yakuza zu fassen. Von da an, dauerte keine zwölf Tage bis Fugaku diesen aus dem Gefängnis befreite. Freispruch in allen Anklagepunkten. Bittere Ironie des Schicksals. „Die Festlichkeit wird am 18. August stattfinden“, eröffnete Fugaku das Gespräch, nachdem das Essen angerichtet wurde und Akira neben ihm zur Ruhe kam. „Die genauen Daten werde ich dir noch zukommen lassen. Nimm dir für diesen Tag nichts vor. Im Übrigen erwarte ich, dass meine Söhne bis zum Ende anwesend sind.“ Sasuke stieß einen höhnenden Laut aus. „Und du glaubst, ich kann mir in ein paar Wochen einfach so frei nehmen? Der Fall...“ Grob wurde ihm das Wort abgeschnitten. „Es gibt immer einen Fall! Das ist keine Bitte gewesen Sasuke! Wenn du jetzt Urlaub für deine Gespielin nimmst, dürfte es dir nicht schwerfallen, an meiner Hochzeit teilzunehmen.“ „Oh verzeih, weil ich aufhöre zu arbeiten, wenn meine Lebensgefährtin im Krankenhaus liegt“, zischte Sasuke. Fugaku hielt in seiner Bewegung das Fleisch zu schneiden inne, blickte zornig auf. „Eine Magenverstimmung ist wohl kaum ein Grund frei zunehmen. Wenn du demnach für irgendeine Liebelei deine denkwürdige Beschäftigung in den Hintergrund rückst, kannst du dir auch für deine Familie Zeit nehmen!“ Sasuke setzte zu einem Widerspruch an. Die donnernde Stimme seines Gegenübers kam ihm allerdings zuvor. „Wage es nicht das zu bestreiten Sasuke!“ Das Akira zusammen zuckend auf den Teller starrte, registrierte der Mann neben ihr kaum. Ebenso wenig, seinen ältesten Sohn, der leise schnaufend sein Besteck beiseitelegte. „Setz deine Prioritäten endlich richtig, Bursche! Diese liegen nicht bei einem dahergelaufenen Weibsbild oder deiner Profession, sondern bei uns!“ Sakura hob sacht ihr Glas an bevor Sasukes Faust brutal auf den Tisch schlug. „Meine Priorität?!“, schrie er. „Die liegt überall nur nicht hier. Nicht bei dir. Nicht bei meinem Bruder oder deinem neuen Anhängsel! Ich bin heute alleine deswegen hier, weil du mir mit dem Verkauf von Mutters Geige gedroht hast. Dein Frauchen genau wie deine schwachsinnige Hochzeit interessieren mich einen Scheiß!“ „Zügel deinen Ton mir gegenüber!“, grollte Fugaku, schien nur einen Bruchteil davon entfernt, seinem Sohn zu ohrfeigen. Sasukes Mundwinkel zuckten provozierend hoch. „Ich rede mit dir, wie ich will!“ Itachi trank einen Schluck des Alkohols, wartete Weinglas drehend auf den endgültigen Knall. Dieser kam. Anderes, als erwartet. „Ein Chateau Petrus, nicht wahr? Ein hervorragender Rotwein“, bemerkte Sakura. Schaffte es mit dieser einfachen Ablenkung die Umgebung abzukühlen. Sasuke entspannte sich und der überraschte Blick seines Bruders galt ihr. Ehedem dieser das wechselnde Thema mit Erleichterung ergriff. „Korrekt. Der 1989er Jahrgang ist wirklich eine grandiose Auslese. Obwohl ich gestehen muss, ich bin für gewöhnlich kein großer Weintrinker.“ Akira schloss sich der Unterhaltung fließend an. „Das stimmt aber zu einem schönen Abendessen, gehört es einfach dazu, oder?“ Itachi stimmte ihr zu, fing eine Konversion über verschiedene Weingüter an. Wobei Sakura sicher sein konnte, er verstand nur die Hälfte von dem, was er sagte. Nichtsdestotrotz, er wollte die Stimmung heben, genau wie Akira. Ein heilloses Unterfangen dachte sie, berührte mit der Hand Sasukes Bein. Streichelte beschwichtigend über den Stoff seiner Hose. „Sakura ist Ihr Name?“, ignorierte Fugaku das Gespräch. Sie nickte. „Woher kommen Sie?“ „Was soll das werden?“, warf Sasuke ein. Fugaku gab einen belustigten Laut von sich. „Warst nicht du es der mich vorhin, anstandslos nannte? Ich mache hiermit meinen Fehler des mangelnden Interesses weht und möchte einige Worte mit deiner Partnerin wechseln.“ Lediglich ihre seichtes Stupsen unter dem Tisch hielt ihn von einer Erwiderung ab. „Ich komme aus New York.“ „Haben Sie studiert?“, wollte er wissen, musterte ihre entspannt zurücklehnende Gestalt. „Psychologie.“ „Reine Zeitverschwendung!“ „Ihre Meinung“, kommentierte Sakura unbeeindruckt und fügte lächelnd hinzu. „Die Psyche eines Menschen ist interessant und das analysieren, der Personen aufschlussreich. „So?“, machte er. „Dann erhellen Sie mich. Was können Sie über mich sagen?“ Akira legte ihre Handfläche auf Fugakus Arm. „Schatz bitte...“ „Nein Akira! Ich will sehen, was die Freundin meines Sohnes kann. Na los, fangen Sie an!“ Sakura neigte ihr Haupt, kam seiner Anordnung ohne Zögern nach. „Sie haben eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die sich allerdings in vielen widerspricht. So zum Beispiel sitzen sie mir offen gegenüber, sehen mir in die Augen und wollen klare Antworten. Ihr rechter Zeigefinger allerdings, er bewegt sich unbewusst, signalisiert so das Gegenteil. Sie haben Angst davor, ich könnte Ihnen ihre Schwächen aufzählen. Sie hier und jetzt etwas hören lassen, was sie nicht hören wollen.“ Sakura stockte für wenige Sekunden. „Ich kann Ihnen an diesem Tisch eine genaue Analyse ihres Charakters und Ihrer Verhaltensweise geben. Oder und das ziehe ich persönlich vor, sage Ihnen gleich im Voraus, sie können mich nicht verunsichern. Nicht so und nicht mit dem Thema meines Studiums.“ Minuten blieb es still. In denen sie Itachis Faszination wahrnahm. Akiras groß gewordene Augen sah und Sasukes Genugtuung spürte. Dementgegen, setzte Fugaku sich aufrecht hin, nahm das Weinglas an die Lippen und trank. Eine Geste, die verdeutlichte, wie unbeeindruckt ihre Worte ihn ließen. „Nun Sakura, ich muss zugeben, mein Sohn hat dieses Mal eine Gespielin gefunden, die etwas in ihrem Köpfchen hat. Nichtsdestotrotz, Sie sind eine Randerscheinung, eine mit Verstand aber immer noch eine Randfigur. Wissen Sie, Sasuke wechselt seine Frauen wie andere Menschen ihre Autos. Daher hoffe ich, Sie nehmen mir mein herablassendes Verhalten nicht übel aber ich rechne nicht damit, sie ein zweites Mal zu treffen.“ „Sagt derjenige, der sich eine 27 Jährige hält!“, stieß Sasuke aus. Fugaku blickt zu ihm. „Akira mag Jünger sein aber dafür ist sie die Erste seit Jahren. Das kannst du nicht behaupten, Junge. Sakura ist nur eine weitere Kerbe in deinem...“ „Es reicht!“ Sasuke sprang auf, stieß seinen Stuhl um und zog Benannte ungalant auf die Füße. Verließ mit ihr den Tisch. „Danke vielmals für dieses reizende Essen, Vater. Es ist mir immer wieder ein Vergnügen, erinnere mich daran nicht noch einmal zu kommen!“ „Sasuke, wir sind noch nicht fertig!“ Er hielt vor der Tür. Blickte abfällig über die Schulter zu seinem aufstehenden Vater. „Doch sind wir! Meine Lebensgefährtin braucht sich so etwas von dir nicht anhören. Verkauf die verdammte Geige.“ Sasuke riss Sakura hinter sich her, aus dem Raum, hinaus in das Foyer. Sein Griff um ihr Handgelenk wurde brutal fest und mit dem Zuknallen der Haustür, atmete er die kühle Nachtluft ein. Sasuke hätte sich alles angetan. Die abfälligen Äußerungen über seinen Beruf, genau wie die Bemerkungen über sein nichtsnutziges Leben. Aber sicherlich hörte er nicht zu, wie sein Vater Sakura mit den Erzählungen seiner verflossenen Liebschaften erniedrigte. „Sasuke.“ Luft ausstoßend ignorierte er sie, zerrte ihre stolpernde Gestalt über den Kiesweg hinüber zu seinem Audi. Gott sinnierte Sasuke er würde am liebsten umdrehen und dem Mann, der sich sein Erzeuger schimpfte, eine Rechte mitgeben, bei der er nicht mehr aufstand. „Sasuke!“ Die Zentralverrieglung heulte auf und mit dieser drehte er sich schnauzend um. „Was?!“ Ihre Lippen drückten fordernd auf die Seinen, um sich japsend zu lösen, als er ihren Körper grob gegen das Auto schleuderte. Er küsste sie, rücksichtslos und hart. Schlug ihr Gelenk harsch neben ihr Gesicht und presste sich gegen ihren Leib. Dass er ihr in seiner Raserei in die Unterlippe biss, registrierte Sasuke erst, als der bleihaltige Geschmack von Blut in seine Sinne drang. Er löste sich, legte keuchend seine Stirn auf ihre Schulter. „Tut mir leid“, meinte er rau. Sie schüttelte den Kopf. „Nicht dafür.“ Sakura starrte auf das Telefon, in ihrer Hand. Leckte sich gedankenverloren über die aufgeplatzte Lippe. Sasuke schlief und die einzige Lichtquelle, die sie riskierte, war eine matt leuchtende Stehlampe in der hintersten Ecke des Wohnzimmers. Sie selbst wachte vor Minuten, durch das Vibrieren neben ihrem Kopf auf und hatte geduldig gewartet, bis der unverbindliche Anrufbeantworter seinen Dienst erfüllte. Denn jedes Wort von ihr würde den leichten Schlaf Sasukes unterbrechen und dies, konnte Sakura sich nicht leisten. Nicht, wenn sie genau wusste, wer sie anrief. Bis dato war alles normal gelaufen, doch mit dem Abhören eben jener Voicemailbox änderte sich dies und die junge Frau schloss ihre Lider. Hörte sich die Aufnahme noch einmal an. „Selene...“ Ein Würgen und das Rauschen des auf dem Boden aufkommenden Handys übertönte kaum das jetzt zu vernehmende Wimmern. „Re...“ Das unverwechselbare Brechen der Halswirbelsäule jagte die Gänsehaut über ihren Rücken und mit dem einsetzenden Leerzeichen, konnte Sakura eines mit Gewissheit sagen. Cory Bacon fand vor knapp vier Minuten seinen tot. Ihr Körper lehnte sich angespannt zurück. Dieser Mann, er war einer der besten. Er vermochte es Sicherheitscode in Sekunden zu umgehen. Die Großbanken der Welt waren für ihn eine erheiternde Nachmittagsbeschäftigung. Sogar das Pentagon wusste bis heute nichts von seinen regelmäßigen Zugriffen auf ihre Geheimakten. Wie konnte es demnach sein, genau dieser Mann, der zu all dem fähig wahr, scheiterte an einer so einfachen Aufgabe. In einem Ausmaß scheiterte, in der Cory nicht bemerkte, in welcher entstandenen Gefahr er sich befand. Ihr nun durch sein Ableben Probleme bereitete, denen sie nicht ausweichen konnte. Erneut ließ Sakura die Aufnahme abspielen. Versuchte mehr, als das Offensichtliche herauszuhören. Mit einem niederschlagenden Resultat. Sie fand nichts mehr. „Verdammt!“, fluchte sie aufgebracht, stand ruhelos auf und betrat das Zimmer, in dem Sasuke schlief. Suchte sich ihre Kleidung zusammen. Sie musste nach Harlem, musste jetzt nach Bacons tot die Situation überprüfen. Kontrollieren, welche Daten er von ihr und von ihrem Auftrag aufbewahrte. Welche möglicherweise in falsche Hände gerieten. „Wohin willst du?“ Sakura seufzte, hielt in ihrer Bewegung das Schlafzimmer zu verlassen inne und sah über ihre Schulter. „Schlaf weiter. Ich bin in einer Stunde zurück.“ Er richtete sich auf. „Du gehst nirgends alleine hin, Sakura!“ „Meinem Organismus geht es wunderbar“, fauchte sie untypisch und besann sich. „Mein Informant ist tot, Sasuke. Ich muss gehen, ob ich erschöpft bin oder nicht, spielt keine Rolle.“ Sie wartete keine Antwort ab, verließ das Schlafzimmer und zog die Türen des Wohnzimmerschranks mit einer rauen Bewegung auf. Vierundzwanzig Stunden dachte Sakura konfus, es verging kein verfluchter Tag, an dem sie Ruhe fand. Und die jetzige Situation, sie verkündete vieles aber sicher keinen Frieden. „Woher weißt du von seinem tot?“, vernahm Sakura es hinter sich. „Anruf“, gab sie knapp von sich, fasste routiniert nach einem ihrer hier deponierten Magazine, überprüfte deren Brauchbarkeit, bevor sie zurücktrat. Ihre USP samt Munition an ihrem Körper befestigte. „Dieser Informant, er hat etwas mit den Dingen zu tun, die Kakashi dir aufgetragen hat, richtig? Deswegen handelst du überstürzt.“ Sakura blickte auf, fixierte seinen stechenden Blick. „Bleib hier Sasuke.“ Er kam seine Glock verstauend auf sie zu, küsste sacht ihre verletzten Lippen und strich mit den Fingern durch ihr Haar. „Nein. Jetzt kannst du spüren, wie es ist, sich sorgen zu machen.“ „Du bist nachtragen“, stellte Sakura fest. Genoss für wenige Sekunden die beruhigenden Berührungen seiner Hand und ließ sich durch seine gelassene Ausstrahlung zur Räson mahnen. Kapitel 11: Aufschlussreiche Begegnung -------------------------------------- Kapitel 11 Bis in die 90er Jahre konnte man mit Gewissheit sagen, Harlem war eines der furchtbarsten Viertel New York Citys. Drogenhandel, Prostitution und Gewalt. Ganz offen und für jeden sichtbar. Dieses Bildnis brannte sich in das Denken der Bevölkerung, wie ein Stück glühendes Eisen. Eine hässliche Narbe. Die noch heute, nach der scharfen Sicherheitskontrolle, für das Fernbleiben der meisten Menschen sorgte. Töricht, denn Harlem, es erwies sich in der heutigen Zeit sicherer als Greenwich Village. Doch jetzt um diese gottlose Zeit würden auch dort die Straßen leer sein, so wie hier. Lediglich der Lärm der entfernten Hauptstraße drang an ihr Ohr, während Sakura mit Sasuke die Gasse durchquerte. „Dort vorne“, informierte sie ihn. Und meinte das heruntergekommene Reihenhaus, das sogar für die hier üblichen Verhältnisse ungewöhnlich zerfallen aussah. Sasuke blieb mit ihr stehen, entsicherte seine Glock. „Vor ungefähr 45 Minuten ging der Anruf ein. Schlecht, wir sind genau in die Deadline geraten“, antwortete Sasuke. „Es ist nicht zu ändern.“ Die Deadline, sie erklärte sich einfach. Der Begriff, er beschrieb die erste Stunde nach einem Mord. Die Zeitspanne, in der sich Täter und Polizei abwechselten. Die Kriminellen gingen, die Gesetzeshüter kamen. Ein gefährlicher Moment, den sie üblicherweise mied. Sakura berührte seinen Unterarm. „Ich habe dir gesagt, ich halte nicht viel von deinem Mitkommen.“ „Du hast es einige Mal erwähnt“, erwiderte er. „Und ich habe dir gesagt, wie egal mir das ist. Gehen wir vor wie besprochen.“ Sie nickte, seufzte, beugte sich vor und küsste seine Lippen. „Sei vorsichtig.“ „Du auch“, murmelte er, während sie den schützenden Schatten verließ. Ihm ihren Rücken und Deckung anvertraute. Sakura ging langsam, zählte die Schritte über die Straße. Acht, neun, zehn, elf... Ihr Körper spannte sich an. Der zwölfte verklang und ihre Gestalt erreichte die Haustür. Eines konnte Sakura mit Sicherheit sagen, wenn sie beobachtet wurde, so wusste derjenige von Sasuke. Dutzend Schritte entschieden über Leben und Tod. Zwei Möglichkeiten gab es nun. Die Erste, keiner beschattete sie. Die Zweite, die Gelegenheit schien ungünstig und die Mörder harrten aus. Sakuras Lider schlossen sich, hörte angestrengt in die Stille und wartete. Wartete auf Sasuke, der zu ihrer Linken Position in der Dunkelheit bezog. Eine einfache Strategie, die sich in vielen Situationen bewerte. Während sie die mutmaßliche Aufmerksamkeit ergatterte, überquerte er im Schutz der Umgebung dieselbe Strecke. Blieb entfernt, sicherte den unmittelbaren Bereich ab und hielt sich bedeckt, verlagerte das Interesse komplett auf sie. Sakura setzte sich in Bewegung, stieß die Tür auf und ließ Sasuke genug Spielraum, um problemlos zu agieren. Er hielt Abstand, auch hier. Ein enges Treppenhaus, es gab unzählige Szenarien, wo es zu einem blutigen Grab wurde. Dessen ungeachtet stieg sie die Stufen hinauf. Verzog ihr Gesicht. Der Dreck und Staub hielt die Ecken in Beschlag. Spinnen, angemalte Wände und das Tropfen einer defekten Leitung. Und dann, dann erstarrte ihre Gestalt kaum fünf Meter vor der einzig bewohnten Wohnung. Zitternd vibrierte die USP in der Hand, krallten sich doch ihre Finger harsch um deren Abzug. Arm senkend donnerte ihr Fuß gegen die offene Tür. Jede Deckung löste sich auf und zugleich Sakura die Wohnung betrat. Wich sie der Kugel aus dem Totenwinkel aus, ignorierte das Brennen der verletzten Wange. Ihr Bein traf die erhobene Schusswaffe, schleuderte diese außer Reichweite. In sicherlich jeder anderen Begebenheit, wartete sie ab, schoss nicht blind auf eine Gestalt. Hier und jetzt, mehr Gleichgültigkeit konnte sie nicht verspüren. Und so visierte ihre USP den sich bewegenden Brustkorb an und feuerte. Ein Geschoss, das seine Kleidung zerriss, sich tief in das Mauerwerk bohrte. Die Kugel verfehlte, der Gegenangriff des Unbekannten ebenso. Denn entsetzt keuchte er auf, rang röchelnd nach Luft, als Sasukes Faust unerwartet und plötzlich seine Magengrube traf. Ihm mit einem Schlag den Schwung nahm und seinen Leib in die Knie zwang. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, fauchte Sasuke ihr ungehalten entgegen. Hob seine Glock, hielt sie grob an den Hals des zusammengesackten Mannes. Harsch schlug Sakura auf den Lichtschalter. „Ich schick Gabriel deine verdammten Einzelteile, Daniele!“ Ihre Stimme klang eisig. „Ja, mich freut es auch, dich zu sehen. Wenn es nicht zu viele Umstände macht, ich würde gerne einen Arzt aufsuchen. Ich glaube, ich habe innere Blutungen“, witzelte der Angesprochene verzehrt, wandte sich an Sasuke. „Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen, obwohl ich mich unwohl fühle. Deine Glock zeigt genau auf meine Halsschlagader.“ Ihre USP hob sich in die Luft, zielte auf seinen Kopf. „Fühlst du dich besser?“, fragte Sakura. Daniele richtete sich auf, lehnte sich Mimik verziehend an die Wand in seinem Rücken. „Danke, jetzt empfinde ich die absolute Sicherheit“, meinte er, rieb sich Luft ausstoßend seinen Bauch. „Meine Fresse, du hast einen gemeinen Schlag drauf.“ „Wollen wir testen, ob ich genauso gut schießen kann?“ Daniele grinste. „Du bist ein echt angenehmer Zeitgenosse Uchiha“, kommentierte er und zwinkerte, als Sasukes Augenbrauen sich irritiert hinabzogen. „Seit du Gabriel mit deiner Waffe bedroht und überlebt hast, kennt dich jeder.“ „Du willst meine Geduld in dieser Nacht nicht herausfordern, glaub mir“, zischte Sakura, sicherte ihre USP. Daniele sah zu ihr. “Gut, lass wir die Scherze Kura. Weshalb bist du hier?“ „Warum ich hier bin?“, wiederholte sie ungläubig und rief zornig aus: „Du hast meinen Informanten umgebracht!“ Sein Gesicht verhärtete sich, die Belustigung verschwand und die Glock, er drückte sie einfach beiseite. Drehte sich hastig um und verschwand im angrenzenden Zimmer. „Sakura“, hielt Sasuke ihre ihm folgende Gestalt auf. „Daniele Foresta, Gabriels rechte Hand und bald Geschichte. Sollte er mir keine befriedigende Erklärung für das Zeichen der Cosa Nostra an der Haustür geben“, beantwortete Sakura die präsente Frage im Raum und betrat das schmächtig beleuchtete Wohnzimmer. Verwüstete Inneneinrichtung, zerstörte Elektronik und Cori Bacon. Teilnahmslos schmunzelte sie, musterte die ihr bekannte Leiche. „Passend“, bemerkte sie leise. Mit einem HDMI-Kabel aufgehängt, während sein Gesicht nur noch entfernt an seine hageren Züge erinnerte. Zugeschwollen, blutig geprügelt und gewiss nicht Danieles Werk. Er tötete, wie sie es tat. Mit einer Kugel durch den Kopf. „Reden wir Klartext und ignorieren wir deinen FBI-Rang Uchiha“, eröffnete Daniele neben dem zerstörten Hochleistungsrechner kniend. „Keiner hat den Befehl bekommen, diesen Mann zu eliminieren.“ „Somit wäre die Cosa Nostra die nächste involvierte Mafia“, hörte Sakura Sasuke anmerken. Ihre Arme verschränkend schüttelte sie ihr Haupt, betrachtete die gezeichnete Note an der Wand. Es nahm langsam unheimliche Ausmaße an dachte sie, als die Wut verschwand. „Das bedeutet?“, wollte Daniele skeptisch wissen. „Jemand handelt sicher im Namen der Triaden, der Albaner und nun auch der Cosa Nostra“, erläuterte sie, drehte sich um. „Möglicherweise sind auch die Russen und Yakuza betroffen.“ Daniele fuhr hoch. „Scheiße. Wie sicher sind deine Informationen?“ „So sicher, wie sie aus erster Hand sein können“, meinte sie. „Weshalb bist du heute Abend hier?“ Er stieß einen nüchternen Laut aus. „Anscheinend um euch umzubringen. Ich habe einen Hinweis bekommen und bin letztendlich hier gelandet. Zufall?“ „Wohl kaum“, äußerte Sasuke. „Demnach wusste der lebensmüde Irre, wir treffen uns hier.“ Daniele lehnte sich an den umgestürzten Schreibtisch. „Kura dann zieh dich mal aus.“ „Soll ich dir zeigen, wer sich hier auszieht, huh?“, knurrte Sasuke dunkel, vernahm das Hüsteln. „Redewendung, Kumpel.“ „Ich weiß.“ Er lächelte schief. „Du hast denselben Humor wie Sakura.“ „Cori sollte Erkundigungen einholen“, unterbrach die Genannte beide Männer. Hob einige Dokumente auf und zeigte ihnen das Blatt mit dem Violinenschlüssel. „Ich dachte am Anfang, es wäre eine Unterschrift, die ich nicht kenne, aber...“ Sakura brach ab und Sasuke verstand. „Eine Nachricht“ „Ja, sie werden sich nicht umsonst die Mühe gemacht haben“, erklärte sie und meinte das Bildnis an der Wand. „Du kennst dich damit aus. Was ist das für eine Note?“ Daniele, zupfte ihr das Papier aus der Hand. „Ein neapolitanischer Sextakkord.“ Er runzelte die Stirn. „Ein was?“ „Einfach ausgedrückt, ein Akkord, bei dem ein Ton absichtlich verändert wurde“, informierte Sasuke ihn. „Merci, nehmen wir an, es ist ein Teil von einem Lied, kann...“ Sakura unterbrach ihn. „Nein es gibt tausend von Musikstücken, in denen dieser Dreiklang enthalten ist. Eine Eingrenzung ist demnach ausgeschlossen.“ „Schlecht“, seufzte Daniele, stieß sich ab. „Es wird Zeit, ich verschwinde.“ „Daniele...“, hielt Sakura ihn auf. „Mit den Russen sind es 41 Morde.“ „Jeweils zehn?“ Sie nickt. „Verstanden. Uchiha“, richtete er sich gehend an ihn und zwinkerte. „Das nächste Mal schlage ich zurück.“ Sasuke fing an zu grinsen. „Das nächste Mal wirst du in einer 8,5 Quadratmeter großen Zelle sitzen.“ „Ich bin gespannt! Wir sehen uns“, hob er die Hand, verschwand. Sakura schloss ausatmend die Augen, hörte Daniele dabei zu, wie er pfeifend die Treppen hinab hüpfte. Er setzte Gabriel in Kenntnis, berichtete ihm sämtlich neu errungenen Informationen und vielleicht, so dachte Sakura. Wurde es dazu allerhöchste Zeit. Arme verschränkend, drehte sie sich der Leiche zu. „Es wird zu viel“, murmelte sie. Sasuke vergrub vorsichtig seine Hand in ihren Haaren, legte seinen Arm um ihren Leib, als sich dieser an seine Brust lehnte. „Geh nach Hause. Ich rufe Kakashi an und fahr dich.“ „Nein, davon spreche ich nicht. Sicher, ich bin erschöpft, doch ich rede von der auf mich zukommenden Arbeit.“ Ihre Schultern sackten hinab. „Es ist so viel. Die drei Tage Krankenhaus haben mich so weit zurückgeworfen, Sasuke.“ „Dann hör auf, uns zu helfen.“ Ihre Mundwinkel zuckten nach oben. „Mit dem Involvieren der Cosa Nostra betrifft es nun auch mich. Könnt ihr den Fall abgeben?“ Berührte mit den Lippen ihre Schläfe. „Nein, dafür sind es zu viele Opfer.“ „Ruf Kakashi an. Die Sache hier, sie soll schnell über die Bühne gehen. Ich muss mich mit der Yakuza in Kontakt setzen und das kann ich erst, wenn ich mit ihm gesprochen habe.“ „Die normale Streife wird auch da sein“, kommentierte er, ignorierte den letzten Teil. „Wenn sie dich überprüfen, habe ich keine Rechtfertigung, weshalb sie nichts finden.“ „Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen.“ Sasuke hob sein Haupt, runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“ „Sakura Kanagi, 27 Jahre, Psychologin und seit zwei Jahren im Dienst des FBI“, zählte sie auf und fügte hinzu. „Ich passe mich an.“ „Ich will nicht wissen, was du machst, wenn die Lüge auffliegt“, schnaufte er. „Das wird es nicht. Die meisten Daten, sie stimmen.“ „Welche? Dass du 27 Jahre bist? Wohl kaum.“ Belustigt sah sie auf. „Nein das nicht, allerdings habe ich wirklich Psychologie studiert.“ Er schüttelte wortlos den Kopf, stupste ihr Kinn hinauf und küsste sie. Küsste ihre Lippen, strich mit dem Daumen über die Wange und zog ihren Körper näher. Dann seufzte er. „Du machst mich fertig, Sakura.“ Kakashi betrat den Tatort gute zwanzig Minuten nach dem Anruf. Ignorierte die Leiche, mögliche Spuren und die verwüstete Umgebung. Einzige Reaktion, er atmete bei ihrem Anblick erleichtert aus. „Dir geht es gut“, begrüßte er Sakura, wirkte übermüdet und zwang sich zu einem Schmunzeln. Sasukes Blick wurde eisig. „Dein Glück, alter Mann.“ „Du weißt Bescheid“, stellte Kakashi fest, seufzte. „Ich...“ „Nein!“, schnauzte er. „Du hast sie fast umgebracht. Du kannst froh sein mein Vorgesetzter zu sein andernfalls würdest du längst nicht mehr hier stehen.“ „Hör mir zu Sasuke. Meine...“ „Deine Beweggründe sind mir scheiß egal, Hatake“, unterbrach er ihn rüde und beendete abrupt das Thema. „Cori Bacon, 29 Jahre, eine Verlobte, keine weiteren Angehörigen. Er wird seit Jahren international gesucht, hat sich in diverse Netzwerke gehackt.“ Kakashi fuhr sich durch die Haare. „Es tut mir leid. Wenn ich gewusst hätte, welche Ausmaße das annimmt.“ „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist nicht deine Schuld“, beteuerte Sakura. Kakashi schüttelte den Kopf. „Doch die ist es.“ „Reizt meine Geduld jetzt nicht noch weiter“, knurrte Sasuke, nickte hinüber zu Cori. „Mit ihm ist nun auch die Cosa Nostra einbezogen.“ „Dann haben wir jetzt die großen Fünf und zwei Serienkiller“, fügte Kakashi sich seinem Willen und nahm das wechselnde Gespräch an. „So ist es, ihr wisst spätestens...“ Das aus dem Treppenhaus kommende Motzen ließ Sakura verstummen. „Na klasse...“, vernahm sie Sasuke brummen und registrierte perplex, wie die ohnehin schon schlechte Stimmung weiter absackte. Kakashi untypisch stöhnte, ein „Dieses Mal haben wir kein Glück“ in seinen unsichtbaren Bart murmelte, bevor ihre Sinne sich auf die Stimmen konzentrierten. „Karin! Ich und Hinata sind auch müde!“, stieß Naruto genervt aus. Betrat über die Schulter sehend mit Hinata den Raum. „Schön für euch!“, fauchte die Frau von draußen, schien noch immer die Treppen hinauf zu steigen. Naruto wandte sich um. „Ich bring sie... Sakura!“, rief er fassungslos aus, übersah seine Freundin, welche sie bereits lächelnd begrüßte. Über die verstreuten Trümmer stolpernd, überbrückte er die Entfernung, riss sie in eine von Sasuke schnaufend kommentierende Umarmung. „Dobe, wir sind an einem Tatort.“ „Dir geht es gut?!“, überhörte Genannter, drückte sie von sich und musterte ihren Leib. „Gott haben wir uns sorgen gemacht.“ „Keine Angst, ich sterbe nicht so einfach“, beruhigte Sakura ihn, sah jedoch über ihn hinweg, zu der Unbekannten, die das Zimmer betrat. Ohne Übertreibung, diese Frau, sie sah schön aus. Lange Beine, schlanke Figur und eines, dafür brauchte Sakura nur Sekunden, schlug präsent nieder. Diese Fremde, sie wusste um ihr Aussehen. Sie strahlte eine Selbstsicherheit aus, welche ihr entgegen donnerte und Hinata versinken ließ. Karins Gesichtszüge wechselten. Ehrlich überrascht neigte Sakura ihr Haupt. Mikroausdrücke, fast zu viele um von ihr wahrgenommen zu werden. „Sasuke.“ Rau und schmeichelnd. Ihre Stimmlage passte sich der auftretenden Körperhaltung an. Unbewusstes Berühren ihrer Haare, ein vorfreudiges Lächeln und geschmeidige Bewegungen, als Karin an Genannten herantrat. Begierde stach hervor, Lust und Belustigung wegen der offenen Ablehnung. „Karin...“ Sakura schweifte zu Sasuke. Unbehagen, Abneigung und dann, zuckten ihr Mundwinkel unwillkürlich hinauf. Gefallen. Hinatas Stimme beendete ihre Beobachtungen abrupt, und mit ihr, da löste sich auch Naruto. „Das ist Karin Snowden“, stellte sie die Frau vor und setzte an Karin gewandt zaudernd hinzu. „Das ist...“ „Sakura Kanagi, die euch zugeteilte Psychologin“, half Sakura ihr, kaschierte die allgemeine Überraschung fließend durch das Ausstrecken ihrer Hand. Karin blickte auf ihre Finger, musterte ihre Gestalt und nahm die Geste sprechend an. „Psychologie fand ich schon immer langweilig.“ Sakura lachte unterdrückt. „Und ich es aus der Ferne zu schießen.“ „Uh, du bist gut. Was hat mich verraten? Die Personalakte?“, fragte Karin Handschlag beendend. „Kontrollierte Atmung, gezielte Bewegungen, ruhige Sichtfeldanalyse.“ Sakura lächelte eisig. „Man erkennt euch aus zwanzig Metern Entfernung.“ Kakashi räusperte sich, trat zwischen sie und schob Sasuke mit sich, so als befürchtete er, die plötzlich kalte Atmosphäre würde umkippen. „Fangen wir an.“ In der folgenden halben Stunde traf die Spurensicherung und Gerichtsmedizin ein. Stimmen vermischten sich und Mutmaßungen wurden gemacht. Ein monotones Summen erhob sich, welches immer lauter zu werden schien. Sakura beobachtete Männer, die träge ihrer Arbeit nachgingen. Hörte Funkgeräte rauschend die Atmosphäre zerschneiden. Und sah dabei zu, wie Cori Bacon nach 2 Stunden unter dem roten Licht der Streifenwagen verschwand. Der stärker werdende Missfall dabei, er versteckte sich meisterlich hinter einem Lächeln. Kapitel 12: Ein Versprechen erwacht ----------------------------------- Kapitel 12 „Eure Forensik ist schnell“, stellte Sakura fest, nahm Hinata den gereichten Bericht ab. Überflog die Daten. Ihr Gegenüber lächelte. „Ja, es ist ein grandioses Team.“ Naruto stützte seinen Unterarm auf ihrer Schulter ab, grinste. „Ohne sie wären wir aufgeschmissen.“ Sakura nickte sacht, blätterte um. Sie konnte nur zustimmen. Es vergingen keine zwei Stunden, da hielten sie die erste Auflistung der festgestellten Fakten in der Hand. Sicherlich, es fehlte vieles, doch reichte es aus, um ein klares Bild von dem Vorgehen der Täter zu bekommen. „Es sind dumme Spinner. Auf Abruf bereit, weil sie kein Privatleben haben“, fegte es ihnen entgegen. „Allerdings kann ich es keiner Frau verübeln. Wie hieß der Fette? Andre?“ Karin bestätigte sich selbst. „Von einer 30 jährigen Jungfrau kann man nichts anderes erwarten.“ Sasuke verschränkte die Arme, sprach, ohne sich von der Wandmalerei abzuwenden. „Karin halt die Klappe.“ Sie kicherte. „Was denn, es ist wahr!“ „Red nicht so respektlos!“, fauchte Naruto. „Andre Evens, ist ein genialer Forensiker und wir sollten dankbar sein, er reißt sich für uns den Arsch auf!“ „Das Walross kann nichts anderes. Die Treppen ist er jedenfalls nur mit mühe hochgekommen.“ Hinata seufzte. „Hör auf, du tust ihm unrecht. Er leidet an Hypothyreose und kann nichts für seine Fettleibigkeit.“ Karin zuckte mit den Schultern. „Ausrede soll er Sport machen.“ „Das bringt bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion wenig“, widersprach sie. „Außerdem ist er ein herzensguter Mensch.“ Karin gab einen belustigten Laut von sich. „Wenn das so ist, Hyuga. Dann teil doch dein Bett mit ihm. Eine Maus und ein Elefant, passend!“ Sakura klappte unwirsch die Mappe zu, kam Naruto und Sasuke zuvor. „Du verfälscht die Beweislage“, kommentierte sie, reichte Hinata die Akte und stupste ihr Kinn hinauf. Brachte ihr beschämtes Haupt in eine aufrechte Position. „Was?“ „Die Beweislage“, wiederholte Sakura langsamer, meinte den aufgestellten Tisch, auf welchem Karin saß. „Wenn es dir zu anstrengend ist zu stehen, setz dich ins Treppenhaus oder leg dich in dein Auto.“ Karin blinzelte, verzog ihren Mund. „Oh, natürlich, jetzt springe ich sofort au...“ „Sakura hat recht! Beweg deinen Arsch da runter“, unterbrach Sasuke sie grob. Karin schnaufte, hüpfte leichtfüßig hinab. „Besser, Süße?“ Tisch umschmeißend, hob sie provozierend ihr Kinn, drehte sich um und trat neben Sasuke. Fragte diesen schmeichelnd, ob ihm zu der Zeichnung etwas einfiel. Kopfschüttelnd riss Sakura sich von der Szene los. „Senke nicht deinen Blick“, sprach sie leise zu Hinata und schmunzelte. „Du bist besser, um so vieles, kleine Kätzchen“ „Ignorier dieses dumme Huhn einfach“, gab Naruto seinen Senf dazu. Hinata seufzte, drückte instinktiv die Dokumente näher an ihre Brust. „Ich weiß ja. Es fällt mir nur unheimlich schwer. Ihr habt Selbstbewusstsein, ich nicht.“ Naruto schien ehrlich überrascht und zog dann grinsend seine Lippen hinauf. „Red keinen Unsinn! Du bist selbstsicher und das Wenige, was dir noch fehlt, geben Saku und ich dir dazu. Wir tunen dich auf!“ Amüsiert hob Sakura ihre Augenbrauen. „Wir tunen sie auf?“ Er nickte, zwinkerte verschmitzt. „Na klar. Wir statten Hina voll aus. Mit Airbags und neuen Felgen.“ „Naruto!“, empörte sich Genannte lachend, „Ich bin kein Auto!“ „Nein aber dich muss man auch hegen und pflegen.“ Sein Finger zeigte bekräftigend Richtung Decke. Dabei merkte er nicht, wie seine Worte die Röte auf Hinatas Wangen trieb und sie peinlich berührt zu Boden starrte. „Liebenswürdiger Idiot“, bemerkte Sakura, strich der vor ihr stehenden Frau einige Haarsträhnen von der Stirn, ignorierte seinen irritierten Ausdruck. „Du musst Geduld haben, irgendwann begreift er es.“ „Was begreife ich?“ „Nichts Naruto“, tat Hinata ihre Bemerkung ab, streichelte ihn belustigt wie ein Haustier. „Warum habe ich das Gefühl, ihr macht euch über mich lustig?“, brummte er, nahm die Zärtlichkeiten kommentarlos hin. Blinder dummer Fuchs dachte Sakura. Eines Tages da würde er die Lider öffnen und seine Freundin erstmals wirklich sehen. Nicht die Freundschaft oder die Selbstverständlichkeit ihrer Anwesenheit. Sondern die Gefühle, die nur ihm alleine galten. Schon so lange. Ihre liebevollen Gesten, die Blicke und auch jetzt. Es mochte für Außenstehende wie eine kumpelhafte Handlung wirken aber die Art und weiße wie Hinata über seien Schopf strich, sagte mehr. Ihre ganze Verhaltensweiße, so offensichtlich. Und der Einzige, der ihre Liebe nicht wahrnahm, stand vor Sakura. Verirrt, belustigt und ein wenig eingeschnappt. Unvorbereitet schnippte sie ihm gegen die Stirn, beobachtete, wie er zurück stolpernd seine Hände auf die Stelle legte. Jammernd ausrief. „Aua!“ Hinata brach in Gelächter aus und Sakura zuckte mit den Schultern. „Verzeih, ich konnte mich nicht zurückhalten.“ „Anregung des Denkvermögens?“, stellte Hinata neckend die Frage. Sie nickte bestätigend. „Ja, allerdings scheint es ein Mythos zu sein.“ Murrend rieb Naruto über den geröteten Punkt. „Da sag einer, Frauen sind sanftmütig.“ „Soll ich pusten?“, ärgerte Sakura und stockte. Karin flüsterte aber sie verstand die Silben dennoch. „Wir könnten den Kindergarten alleine lassen und verschwinden, Sasuke.“ Ein Schnaufen, die einzige Antwort. „Hinata“, meinte Sakura mit plötzlicher Härte. „Du hast keinen Grund, vor ihr zurückzuweichen.“ „Ich...“ Kakashis eintretende Gestalt unterbrach jegliche Antwort, zog die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller auf sich. „Freies Feld“, verkündete er und setzte Hinata meinend hinzu: „Was haben wir?“ „Ähm, Genickbruch, Todeszeitpunkt wird auf zwölf Uhr geschätzt. Sein Körper wies unzählige Frakturen auf. Andre setzt wenig Hoffnungen in die Wiederherstellung der auf dem Computer gewesenen Daten“, erzählte sie strauchelnd. Kakashi nickte. „Was können wir zu der Wand sagen?“ „Ein neapolitanischer Sextakkord“, antwortete Sasuke. „Symbolisiert oft Trauer, Schmerz. Taucht in vielen klassischen Stücken auf. Haydn, Mozart, Beethoven, die Liste ist lange.“ Naruto machte weiter. „Andre und seine Leute stellen bereits eine Übersicht mit den bekanntesten Musikstücken zusammen.“ „Die Chancen?“ Er schüttelte den Kopf. „Gering. Es sind zu viele.“ „Gut. Ist bis jetzt...“ Kakashi seufzte frustriert, ging an das unterbrechende Mobiltelefon. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, und derweil er ein „Wo?“ hineinsprach, schloss Sakura ausatmend ihre Augen. Ging stumm an dem auflegenden Mann vorbei, trat aus der Haustür und stieg die Treppe hinab. Sie las es bereits an seiner Mimik, der Schlaf, er verwerte sich ihr noch länger. Bald erreichte sie seit Jahren ihre Grenzen. Körperlich und seelisch. Ihr Leib, noch immer geschwächt von dem Gift. Ihr Geist angegriffen durch so vieles. Die Erinnerungen an Elena, die Nachahmungen, deren mögliche Konsequenz und die Sorge über das Gewitter, welches aufzog. Ihr Gemüt, Sakura spürte, es wurde mit jeder Minute unkontrollierbarer. Beeinflusste ihre Handlung. Genau wie einst, als sie beinahe Daniele tötete. Damals, an Gabriels Seite, rückte Elenas Todestag näher und ihre Aufgabe bestand lediglich darin, ein Verräter zu stellen. Durch den Schlafmangel und den Druck unberührt an ihrem Grab stehen zu müssen, ließ sie zu keiner Ruhe bekommen. Der Kodex der Cosa Nostra, einfach. Niemals Schwäche zeigen. Denn diese wurde seit jäh her, als Zeichen der Unzulänglichkeit gedeutet. Und sie, als Mörderin ihrer eigenen Mutter, trat an diesem Tag in den Mittelpunkt. Anerkennende Gesten und Worte wurden ihr zuteil. Sie bewies mit dem vollstrecken der Strafe, Gabriel war zu recht der Anführer. Ihr Gemüt dadurch bis zum Bersten gereizt, stellte sie den Mann. Auf den Knien flehend, bat er um Gnade, schob sein vierjähriges Kind vor seine Brust. „Lass deinen Jungen los“, herrschte sie an, ignorierte das kurze zittern ihres ausgestreckten Arms. „Salvatrice, bitte“, winselte er, ignorierte das weinende Geschöpf. „Ich hatte keine andere Wahl!“ „Natürlich hast du diese gehabt. Jetzt lass den Kleinen los und schick ihn weg. Ich will vermeiden, dich vor ihm zu töten.“ Sein Griff wurde fester. „Tu ihm das...“ Donnernd unterbrach sie ihn. „Antonio, schick Filippo weg, und zwar jetzt!“ Er zuckte zusammen, küsste dem Jungen auf seinen Schopf. „Darf ich ihn zur Tür bringen?“ „Mach...“ Er nickte. Seufzend folgte der Lauf ihrer Waffe ihm. Einen Moment schloss sie ihre Lider, rieb sich müde darüber, als Antonio flüsternd sprach. „Verzeih Papa.“ Ein Klicken und in dem Moment riss sie ihre Augen auf. Das Geschoss streifte ihre Schulter und zu spät merkte Sakura, wie er seinen Sohn schützend vor sich schob. Entsetzt weiteten sich ihre Augen, die Kugel, sie drang in die Brust des Kindes ein. Brachte sein Herz zum Erliegen. Danach verfehlte kein einziges Projektil. Insgesamt schoss sie zehnmal und noch heute erinnerte Sakura sich daran, wie sie anschließend auf Filippo starrte. Sein Blut durchweichte das mit einem Teddybär bedruckte T-Shirt. „Sura tu mir den Gefallen und steck die Waffe weg.“ Sakura blinzelte, registrierte, wie ihre USP angespannt in ihren Fingern zitterte, noch immer auf Antonios Leichnam zielte. „Ich hab nicht früh genug gesehen, wie er sich hinter ihm verkriecht“, antwortete sie abwesend, ohne zu tun, was Daniele verlangte. „Ich habe tatsächlich ein Kind getötet.“ Er nickte, kam langsam auf sie zu. „Ich sehe es. Wir wissen beide, es ist nicht deine Schuld. „Nicht meine Schuld, huh?“ Ihre Mundwinkel zuckten hinauf und er blieb abrupt stehen. „Soll ich dir zeigen, was meine Schuld ist?“, fragte sie neigte ihr Haupt zu ihm. „Du bist nervlich am Ende und müde“, meinte er sanft. „Lass uns nach Hause gehen, Sura.“ Ihren Kosenamen sprach er seltsam betont aus. „Ich mach dir eine warme Schokolade und von mir aus, kannst du wie früher in meinem Zimmer schlafen. Weißt du noch? Bei Gewitter bist du immer zu mir gekommen.“ „Ah“, machte sie. „Ich habe Elena durch einen Kopfschuss umgebracht. Glaubst du, diese psychologischen Tricks helfen, meine Hemmschwelle zu senken?“ „Sie wäre sowieso gestorben. Du hast lediglich Gabriels Absetzung durch seine Schwäche verhindert.“ Sie lachte auf. „Oh ja, dieser Scheiß Kodex. Soll ich dir etwas verraten? Ich hasse ihn, ich hasse diese Regel abgrundtief.“ „Ich weiß“, meinte er, setzte einen Fuß vor den anderen. Streckte stückweise seine Hand nach ihrer USP aus. Im unteren Teil des Hauses knallte eine Tür zu und dann passierte alles in Sekunden. Sakura schreckte zusammen und Danieles griff nach vorne, drückte den Pistolenlauf gerade rechtzeitig hinauf. Der Putz bröckelte und seine Arme legten sich um ihre sich wehrende Gestalt. Daniele hatte es ihr nie übel genommen und heute machte er sich sogar über diesen Tag lustig. Auch wenn sie beide die Gewissheit besaßen, sie schoss mit der Absicht, ihn zu töten. Dieses Erlebnis rief Sakura mit voller Absicht in ihr Gedächtnis. Ein besseres Beispiel, dafür, was passierte, wenn sie nicht bald Erholung bekam, gab es nicht. Sie durfte die Linie, an der sie bereits stand, nicht überschreiten. Auf gar keinen Fall dachte sie, lehnte sich an Kakashis Auto und atmete tief durch. Nun ja, sinnierte Sakura dann immerhin brachte diese Nacht etwas Gutes. Coris tot, er konnte nicht unspektakulärer sein. Die Männer drangen ein, zerstörten alles von Belang und wollten einen Namen. Den ihren. Das geschwollene Gesicht, die Frakturen und jene Botschaft seiner aufgehängten Leiche, weil er schwieg. Letztendlich übertraf Cori Bacons Angst vor ihr, die des schmerzhaften Sterbens. „Braver Junge“, murmelte Sakura sich selbst zu und richtete ihr Augenmerk auf Sasuke. Mit den Händen in den Taschen kam er auf sie zu, hielt knapp vor ihr. „Das hier muss warten. Doppelmord, dieselbe Vorgehensweise wie bei den Gould“, unterrichtete er sie und stellte fest: „Du fährst mit Kakashi.“ „Ja, ich brauche keine neugierigen Augen, keine lauschenden Ohren. Der Fahrtwind trägt meine Silben mit sich.“ „Über was wirst du mit ihm sprechen?“, verlangte er. „Ein Bericht der Dinge“, antwortete sie, stieß sich ab. „Keine Angst, es gibt über meinen Auftrag keine Fakten, die dir unbekannt wären.“ „Hn“, gab er von sich, umfasste ihre Taille. „Wir schauen uns den Mord an und gehen. Die Anderen brauchen uns nicht." „Wir werden sehen.“ Sie löste seinen Griff, zog rüde die Tür auf. „Saku...“ „Sasuke!“ Ihre Aufmerksamkeit erfasste Karin. Wartend stand diese an der geöffneten Beifahrertür seines Audis. Zwinkerte und meinte: „Ich brauche eine Mitfahrgelegenheit.“ „Dann nimm den Bus!“, schnauzte Sasuke. Seufzte, sie nahm dennoch platz. „Anhängliche Verehrerin“, kommentierte Sakura. Murrend legte er seine Hand auf ihre Wange. „Sie bildet sich etwas ein.“ Er küsste ihre Stirn, ging mit einem „Bis gleich.“ „Einbilden, huh?“, bemerkte sie ruhig, beobachtete seine Bewegungen. Den genervten Ausdruck auf seinen Zügen, wie er einstieg. Seine Regungen, ehe er Karin anfauchend den Motor startete und den Rückwerksgang einlegte. „Weißt du Kakashi“, fing sie an, schmunzelte. Blieb er doch kaum einen Meter vor ihr stehen, mit wissenden Augen und einem kurzweiligen Hochziehen der Mundwinkel. „Hat man einmal gelernt Mikroausdrücke zu deuten, dann tut man es immer und überall. Wenn ich mich also mit jemandem unterhalte, so lese ich automatisch aus dessen Gesicht. Sasuke ist einer der wenigen Menschen, die ihre Züge meisterlich beherrschen. Sobald er an mein Können denkt, ist es mir unmöglich, brauchbare Ausdrücke zu sehen. Vergisst er es allerdings, ist auch er nur eine nette Abendlektüre.“ „Was hast du gefunden?“ Sakura biss Arme verschränkend auf die Unterlippe. „Viele Dinge, die mir nicht gefallen. Er findet sie anziehend.“ Ungläubig wiederholte Kakashi die Silben: „Sie gefällt ihm?“ „Oh, ja. Du wärst wahrlich überrascht wie. Ob es jetzt lediglich ihr Körper ist oder nur irgendeine Erinnerung, weiß ich bisher nicht.“ „Erinner...“ Er blinzelte. „Du meinst...“ „Kakashi, ich habe vier Stunden mit beiden in einem Raum verbracht. Dass er mit ihr sein Bett teilte, wurde mir nach einer bewusst.“ „Du bist eifersüchtig“, schlussfolgerte Kakashi, hielt den Atem an. Ihre Augen, stürmisch, kalt und dunkel starrten ihm entgegen. So, wie damals, bei ihrer ersten Begegnung. „Nein, noch bin ich es nicht. Und Sasuke tut gut daran, mir in meiner jetzigen Verfassung keinen Grund zu liefern.“ „Befürchtest du, er könnte dich betrügen?“ Sakura lachte verneinend auf. „Dafür ist er momentan zu sehr auf mich fixiert aber Eifersucht, sie ist unvernünftig. Man kann einem Menschen bis ins unerbittliche Vertrauen, mit den richtigen Außeneinflüssen, flammt sie dennoch auf.“ Sie leckte sich über die Lippen. „Eines vertraue ich dir an. Ich bin keine Frau, die es mag zu teilen, Hatake.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)