Note of Death von Astre ([SasuxSaku]) ================================================================================ Kapitel 6: Die Wellen des Ozeans -------------------------------- Kapitel 6 Mit dem Verschwinden der Spurensicherung und den Leichen legte sich eine eisige Ruhe über das Gebäude. Hier inmitten des Raumes, voller grausamer Erinnerungen, spürte Sakura wie ihr Herz, anfing schneller zu klopfen. Unbewusst rieben ihre Finger über die Handinnenfläche, als sich das anbahnte, was Gabriel so an ihr schätzte. Es war kaum zu erklären, doch es glich einem dunklen Wald, an den sie ging. Ein Wald voller entstellter Gestalten, die schrien und mordeten. Sie hetzten ihre Opfer und ergötzten sich an ihrem Leid. Sakura war es möglich durch ihre Reihen zugehen, ihre Taten zu beobachten und den zu jagen, den sie suchte. Wissenschaftlich erklärt war es eine Form der geschärften Wahrnehmung, erzeugt durch die stummen Worte der Leichen. Eine vorübergehende Empathie mit den Mördern. Es war ihr dadurch möglich sich zurück zu versetzen, in die Gedanken und Gefühlswelt des Bösen. Eine Gabe, die Gabriel zugleich faszinierte, wie bewunderte. Das erste Mal, als sie diesen grauenhaften Wald entdeckte, war sie dreizehn geworden. Ein kleiner Lakai der Triaden, meinte er könne einige Leute der Cosa Nostra töten, ohne mit Folgen zu rechnen. Eine gravierende Fehleinschätzung. Sie hatte ihn gejagt, jede seiner Vorgehensweisen entschlüsselt und ihn letztendlich in einer schäbigen Bar gefunden. In dieser Nacht starb er und Sakura spürte erstmals die Zufriedenheit nach einer Pirsch. Ein Furcht einflößendes Gefühl erinnerte sie sich. Monate lang sperrte sie sich daraufhin in ihrem Zimmer ein. Dann, mit jedem Jahr, das sie älter wurde, änderte sich auch ihr Umgang mit diesem Gefühl. Aus einsperren, wurde verdrängen, bis sie solche Situationen gänzlich mied. Bis heute und auch jetzt, als sie Hinata den Bericht der Forensik reichte, hasste sie diese Empfindung. Dieser Doppelmord jedoch, er schlug verwirrend in ihrem Bewusstsein nieder, und wenn sie ihn verstehen wollte, dann musste sie rekonstruieren. Auf die Gabriels so geschätzte Art und weiße. „Hilf mir“, lächelte sie der einzig noch anwesenden Frau entgegen. „Ich benötige in diesem Fall jemanden, der mit mir die Begebenheiten durchgeht.“ „Bist du sicher? Sasuke ist besser“, gab Hinata überrascht von sich und Sakura schüttelte verneinend ihren Kopf. „Du bist die Richtige dafür, glaub mir.“ Niemand sonst in diesem Raum, konnte genug Abstand wahren um mit ihr diesen Weg zu gehen dachte sie. „Gut, ihr wisst, wie es abläuft“, wandte sich Kakashi an die beiden Männer neben ihm. Naruto nickte. “Still sein und beobachten.“ Ausatmend verschränkte Sasuke seine Arme, während er seinem Freund an den Rand folgte. Diese Frau konnte so stur sein. Sie ignorierte seine Sorge komplett und scherte sich einen Dreck darum, was er sagte. Dieses Spiel konnte man jedoch zu zweit spielen und Sakura würde irgendwann ihre eigene Medizin zurückbekommen. Sofern sie nicht vorher von ihrem Trapezseil herunterfiel, ergänzte er dunkel und riss sich selbst aus den Gedanken, als Hinata den Ball ins Rollen brachte. „Wir haben die Leichen heute um drei Uhr entdeckt. Die Todeszeit lässt sich gut einschränken und der Pathologe, schätzt sie zwischen halb zwei und drei Uhr. Ich denke er wird sich mit der Folter genau wie mit der Vergewaltigung Zeit gelassen haben. Wieso also hat man keine Schreie gehört? Die Wanze war noch intakt und genau an dem Platz, an dem wir sie befestigt haben.“ Überlegend sah Sakura aus dem Fenster in die mittlerweile hell werdende Umgebung. „Er ist nicht dumm, wahrscheinlich hat er für sein Eindringen euren wechsele abgewartet. Wie lange habt ihr gebraucht?“, fragte sie. Hinata biss sich auf die Unterlippe. „Zehn Minuten, höchstens zwanzig.“ „Genug Zeit um sich Zugang zu verschaffen und das Abhörgerät zu manipulieren aber er muss schnell gewesen sein. Wie hat er sie überwältigt?“, warf Sakura in den Raum und ging langsam auf den Türrahmen zu. „Kevin Gould trainierte, ging joggen und war kaum ein Mann, der sich wehrlos fesseln ließ.“ „Ein Taser würde jeden für wenige Momente nieder strecken aber was ist mit Angie? Ihr Körper wies keine solchen Wunden auf.“ „Er hat gedroht, ihn umzubringen.“ Hinata hielt überlegend inne. „Sie hat bereits ihre Tochter verloren, wahrscheinlich wird sie ohne zu überlegen getan haben was der Fremde verlangt. Gut er streckt Kevin nieder, droht ihr aber weshalb der Stuhl?“ „Überlegenheit. Er hat ihn zusehen lassen, wie er seine Frau vergewaltigt. Es gab ihm Macht und der Fakt, dass er sich die Mühe machte, ihn auszuziehen bestätigt diese Vermutung“, antwortete Sakura kalt und drehte sich musternd um. Sah die Blutspritzer auf dem Boden und dann konnte sie es spüren. Eine Szenerie bildete sich vor ihrem inneren Auge. Was hatte dieser Abschaum getan, als er Angie anordnete, Kevin an den Stuhl zu binden? Er spürte die Überlegenheit, genoss die Macht. Freute er sich? Machte es ihn an? Ja. Er grinste, während er den noch benommenen Mann betrachtete. Wippte mit dem Kopf zu einer Melodie in seinem Kopf. Ein Zittern ging durch seinen Leib, die Frau schluchzte. Es fühlte sich gut an, so gut. Das Grinsen wurde breiter. „Sitzt du bequem?“, wollt er rhetorisch wissen. Natürlich kam nichts weiter, als einige verschluckte Laute aus der Kehle Kevins. Der Knebel saß fest genug doch auch so, konnte er die sich ausbreitende Wut und Angst sehen. Und es beflügelte ihn, in einem Ausmaß, der ihn innerlich zerriss. Die Frau schrie weinend auf, wimmerte er solle aufhören, ihren Mann zu schlagen. Bettelte und noch mal holte er aus und schlug zu. Das war Macht. Sakura blinzelte und verschränkte die Arme vor der Brust. Was tat er dann? Erhob er seine Hand erneut? Schlug er so lange zu, bis Kevin Gould das Bewusstsein verlor? Nein, er brauchte ihn bei klarem Verstand. Ihr Mann musste zusehen, es gab keinen Kompromiss. „Die Frau war geschminkt“, bemerkte sie leise. Hinata sah auf. „Ja für eine Frau wie Angie ungewohnt viel sogar.“ „Schmink dich!“, befahl er harsch, schmiss ihr einige Utensilien aus seiner Jackentasche zu. „Wir hab nichts hier, ich...“ Der Fremde ritzte Kevin mit der Messerspitze die Haut an der Kehle auf. „Mach, was ich dir sage!“ „Hören Sie auf, bitte. Wir haben kein Geld...“ Zitternd zuckte sie zusammen. „Halt deine Fresse und schmink dich!“ Das reichte aus. Hastig griffen ihre Hände nach dem Lippenstift, in der Hoffnung dies würde ausreichen. „Mehr!“ „Er hat ihr befohlen sich herzurichten“, sprach Sakura eisig und ging hastig in die Mitte des Raumes. Dort wo der Stuhl stand, hielt sie inne. Sie hatte endlich seine Gefühlsebene gefunden. „Was hat er dann gemacht, Hinata?“, wollte sie wissen, zog die Angesprochene abrupt mit in das Geschehen. „Ich...“ „Los, streng dich an“, fauchte Sakura untypisch. Bemerkte ihre Veränderung selbst kaum. „Hat er mit dem Mann weiter gemacht? Er war aufgeregt, seine Hände zitterten. Was hat er getan!“, verlangte sie grob. „Er... er muss mit ihr weiter gemacht haben“, stockte Hinata. „Sie hatte abdrücke an den Handgelenken, er muss ihr Handschellen angelegt haben.“ Schluckend erwiderte sie den stürmischen Blick Sakuras, der ihr entgegen schrie, sie solle sich konzentrieren. „Nein“, gab die Haruno unwirsch von sich und wandte ihren Blick ab. Es fühlte sich falsch an. Er besaß die Gewalt über die Situation, weshalb sollte er ihr befehlen, sich anzuketten. Es würde alles zerstören. „Keine Handschellen. Überlege genau kleine Hinata. Kein normal gewichtiger Mann bräuchte so etwas um eine so zierliche Frau unter Kontrolle zu halten. Oder denkst du, Naruto würde es schwerfallen deine Handgelenke niederzudrücken?“ „Ich...“ Hinatas Augen suchten instinktiv die ihres Partners, dessen Gesichtszüge entsetzt entgleisten. Sein Mund öffnete sich um im selben Moment grob von Kakashi zugehalten zu werden. „Du weiß doch bereits, wie es weiter geht. Hohl dein Selbstbewusstsein aus der Versenkung und sprich die Worte aus“, drängte Sakura. Ausatmend schloss Hinata ihre Augen. Naruto war hier dachte sie und meinte: „Er hat ihr befohlen, sich auszuziehen.“ Sie schluckte. „Das würde ich zu mindestens verlangen.“ Sakura nickte und ihre Augen wurden für Sekunden weich, fast stolz, weil Hinata über ihren Schatten sprang. „Zieh dich aus!“, sagte er. Weinend sah sie auf und gehorchte, nachdem die Klinge sich fester an den verletzlichen Hals drückte. Kevin werte sich, riss an den nicht nachgebenden Handschellen und versuchte durch den Knebel hindurch zu schreien. Angie schluchzte hörbar, ließ ihre Unterwäsche, als letzten widerstand an. „Alles!“ Sie tat es und seine Mundwinkel zuckten hinauf. Der Fremde musterte ihren Körper, nahm ihn in Besitz. Ihr Leib erzitterte und er wusste, sie begriff langsam. Und es machte ihn an. Sakura betrachtete Angies getrocknete Blutlache, musterte sie, sah jeden kleinen hässlichen Spritzer. „Er hat sie auf den Boden gerissen, sie geknebelt und...“ Sie stockte. Nein. Irgendetwas war falsch, stimmte nicht. Die Spur verlor sich ab hier, ergab keinen Sinn mehr. Angie wäre trotz Todesangst weggekrochen, hätte sich den Knebel aus dem Mund gerissen und geschrien. Kein Messer mehr, das ihren Mann bedrohte. Wie hielt er sie also bisweilen unter Kontrolle? Eine Waffe? Vielleicht... „Sakura?“ Sie ignorierte Hinata und schloss die Augen. Ließ den gesamten Film von vorne abspulen, immer und immer wieder. Er war eingedrungen, setzte Kevin außer Gefecht und befahl Angie sich zu schminken und ihre Kleidung abzulegen. Wo wahr der verdammte Fehler... Was übersah sie? Ich habe die Leichen gesehen, der Gestank und dieses ekelhafte Geräusch von tropfendem Blut. Sakuras Lider öffneten sich wieder, starrten überlegend auf das ekelerregende braun. „Gib mir den bisherigen Bericht“, verlangte sie langsam. Streckte ihre Hand aus und griff danach, als Hinata ihn ihr zögernd reichte. Zielsicher blätterte Sakura um. Alles, was sie hier las, kannte sie. Jeden Hinweis, jedes Indiz, einfach alles. Dieses ekelhafte Geräusch von tropfendem Blut. Entsetzt erstarrte sie, musterte die Fotos der Leichen und das, was sie dort sah, schleuderte sie aus dem Wald hinaus. Zurück in die Realität. Brutal und mit aller härte. Es gab nicht nur ein Monster. Es waren zwei. Und sie haben es genossen, zu tanzen, zu schneiden und zu vergewaltigen. Mit solch einer Heftigkeit, das Sakura davor zurück schreckte, den letzten Akt zu rekonstruieren. „Sakura?“, hörte sie Hinata abermals. Sorgenvoll. Die Blicke der Anderen wurden ihr bewusst und sich innerlich schüttelnd gab sie der jungen Frau die Akte zurück. „Zwei Opfer, zwei Mörder“, flüsterte sie, drängte die aufsteigende Übelkeit in ihrem Inneren nieder, als der Film ohne ihr zutun weiter lief. An der Stelle weiter machte, an dem er gestoppt war. Er schmiss sie zu Boden. Ihr erstickten Schrei klang wie Musik. Herrliche schöne Musik, die ihn antrieb. Sie wurde festgehalten und die Panik in ihren Augen wurde großer. Angie werte sich. Ein letztes Mal sah er zu Kevin und dann grinste er, stürzte sich auf sie hinab. Jeder Muskel erzitterte vor Emotion und Empfindung. Erregung legte sich, wie eine Woge des Windes nieder, als er sie ansah. Unter ihm, durch den Knebel hindurch schreiend. Ihre Blut verteilte sich, überall und er konnte es riechen, es schmecken. Die Welt um ihn herum bebte aus reiner Ekstase und es brachte ihn um den Verstand. „Was meinst du mit, zwei Opfer, zwei Mörder, Sakura?“, sprach Kakashi, schritt nach vorne. Vergessen war die Zurückhaltung. „So wie ich es gesagt habe“, antwortete sie langsam, schüttelte die letzten unwillkommenen Bilder ab. „Die Blutgerinnung beider Opfer passt nicht zusammen. Sie sind gleichzeitig gestorben und das ist nicht möglich, wenn er alleine gewesen wäre.“ Naruto nahm Hinata den Bericht ab und schluckte. „Wenn das stimmt, dann...“ „Haben wir ein Problem, und zwar ein großes“, beendete Sasuke seinen Satz dunkel und kam nicht umhin seine Aufmerksamkeit Sakura zu widmen. Er wusste nicht, was er empfinden sollte. Ihre Rekonstruktion überraschte ihn ungewollt. So anschaulich, so extrem. Unwillkürlich musste Sasuke sich an eine Frau erinnern. Eine Frau, die ihm vor zwei Jahren begegnete und eine ähnliche Leistung erzielte, wie Sakura heute. Addison Pritchard, eine Psychologin die mit ihrer systematischen Aufklärung, nicht nur sein Interesse auf sich gezogen, sondern auch seine Anerkennung erlangte. Damals, als sie ihm bei einem Fall half, erklärte sie ihm, wie schwer es war in die Gedankenwelt, dieser Monster einzudringen. Man musste hinabtauchen in einen dunklen kalten Ozean und den entstellten Fratzen diesen Menschen entgegen blicken. Natürlich verstand er sie nicht, konnte nicht nachvollziehen, weshalb sie nach jedem Fall eine Auszeit brauchte. Genau das warf er ihr damals an den Kopf. Und Addison hatte gelacht. Ein Lachen, an das Sasuke sich genau erinnerte und auch heute noch, nach zwei Jahren jagten ihre Worte ihm eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken. "Oh Sasuke. Das Problem liegt darin aufzuhören sie zusehen. Ich kann ihre Gesichter nicht mehr vergessen. Sie verfolgen mich, egal wohin ich gehe." Addison Pritchard brachte sich keine vier Monate später selbst um und da begriff er den Sinn ihrer Silben. „Sie werden ihre Vorgehensweise nicht ändern. Sucht danach in eurer Datenbank, denn sie sind echt. Echte Serienkiller, die eine Grenze überschritten und nicht mehr aufhören können“, hörte er Sakura monoton sagen. Wirkte kalt und verschlossen. Sasukes Augenbrauen zogen sich hinab. Sie wich seinem Blick aus, stellte er fest. „Danke Sakura. Du hast uns wirklich geholfen“, meinte Kakashi. „Ruht euch aus, für heute machen wir Schluss. Sollte sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden nichts ändern, treffen wir uns morgen Mittag“, fügte er aus dem Raum verschwindend hinzu. Naruto seufzte erleichtert. „Wollen wir frühstücken gehen? Ich brauch etwas Abstand.“ „Ja Abstand ist eine gute Idee“, stimmte Hinata zu. „Kommt ihr mit, Sakura, Sasuke?“ „Geht vor. Wir treffen uns dort“, antwortete der Uchiha, als Sakura keine Anstalt machte sich zu bewegen oder gar zu sprechen. Naruto ließ seine Aufmerksamkeit kurz zwischen beiden umherschweifen. „Ok. In einer halben Stunde bei Starbucks. Hinata weißt du schon, welches Frühstück du bestellst? Also mir ist nach einer gehörigen Portion Speck!“ Er legte seinen Arm locker um die Schultern seiner rot werdenden Freundin und führte sie vorsichtig mit hinaus. „Oder Nadelsuppe, was glaubst du, haben die so was?“ Stotternd sprach Hinata. „Vielleicht.“ Sasuke sah ihnen hinterher. Erst das Schließen der Haustür und die sich ausbreitende Stille veranlassten ihn dazu, sich Sakura zu nähern. „Dir geht es nicht gut“, stellte Sasuke distanziert fest. Ihre Mundwinkel zuckten hinauf. „So wütend auf mich? Die Rekonstruktion war nötig, um zu verstehen, Sasuke.“ „Ich hab kein Interesse dieses Thema wieder zu besprechen.“ Seicht schüttelte sie ihren Kopf. „Es ist mir nicht egal, was du sagst. Ich tue nur das, was ich für richtig und notwendig halte. Verwechsel das bitte nicht.“ Sakura sah ihn an. „Du bist eigentlich nur noch hier, weil du weißt, ich werde verschwinden, richtig?“ Geräuschvoll atmete er aus. „Mittlerweile erkenne ich die Anzeichen.“ „In den nächsten Tagen müsste alles ruhig blieben“, meinte sie und ging auf den Wohnzimmerdurchgang zu. „Sakura.“ Sie blieb stehen. Die Distanz war aus seiner Stimme gewichen. „Ich werde dich suchen, wenn du bis morgen Abend nicht zurück bist.“ Kurz schloss sie die Augen und schmunzelte. „Das weiß ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)