Jayden und Aiden von LisaEgoismus ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Oh Gott. Es raubte mir so den Verstand und es war so verdammt geil. Aber auch so verboten, strafbar, absurd und ja, wahrscheinlich auch eklig und pervers. Doch das war mir jetzt gerade echt recht herzlich egal. Ich genoss die Küsse von Aiden auf meiner Haut und wie seine Finger zärtlich über meine Beine strichen. „Du zitterst ja schon wieder, Kleiner...“, Aiden sah mich belustigt an, kam dann aber wieder höher gerutscht und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, „Du bist so süß, wenn du so bist...“ „Halt deine Schnauze!“, damit drückte ich ihn von mir runter und legte mich auf ihn. Ja, ich war vielleicht der Kleinere und Jüngere, deswegen aber noch lange nicht der Passive! Auch wenn das Aiden nicht so leicht akzeptieren wollte. „Hey!“, protestierte der Untere, „Ich bin auch mal wieder dran! Du warst letztes Mal!“ „Ich hab ‚Schnauze‘ gesagt...“, murmelte ich grinsend in den Kuss, um ihn protestunfähig zu machen. „Ich bin eindeutig zu lasch mit dir...“, Aiden sah mich prüfend an, als wir in der Küche unserer gemeinsamen, kleinen, aber durchaus feinen Wohnung standen. Der schwarzhaarige Wuschelkopf war zum einen durchaus gut einen halben bis dreiviertel Kopf größer als ich, zudem war er vier Jahre älter und inzwischen zarte 21 Jahre. „Warum?“, ich schlürfte einen Schluck von meinem Cappuccino. Wir wohnten jetzt seit etwa einem halben Jahr zusammen. Dabei konnte man sich gut die Frage stellen, warum?! Denn wir waren kein Paar, auch wenn unsere freizeitlichen Aktivitäten anderes vermuten lassen könnten. Aiden kam auf mich zu, stützte dann seine Arme links und rechts von mir auf der Eckbank ab, auf der ich saß und kam meinen Gesicht bedächtig nahe: „Du wirst mir langsam zu frech und herrisch. Wird Zeit, dass ich andere Seiten aufzieh‘.“ „Uh...“, ich lächelte ihn verführerisch an, „Die wären...?“ „Wirst du schon sehen!“, Aiden legte seine Hand um meinen Hals und drückte meinen Kopf gegen die gelb-gestrichene Küchenwand, dann hauchte er mir wieder, zärtlich wie er war, einen Kuss auf die Lippen. Wer bei uns der ‚Bad Boy‘ war... keine Ahnung! So richtig wollten wir uns in keine Rollen teilen, und vielleicht war es auch das, was es zwischen uns so anders und besonders machte. Bereits wieder einigermaßen rollig, ließ ich meine Hand über seine nackte Brust streichen, was ihn zusammen zucken ließ und scheinbar Grund genug war, den Kuss zu intensivieren. Mir war durchaus bewusst, dass es in einem Quikie auf der Eckbank enden würde, aber um den Reiz nicht zu verlieren, sollte jetzt Aiden mal seine Männlichkeit ausspielen dürfen. „Ihr seid schon wieder zu spät!“, murrte Grace ungeduldig, als wir endlich am vereinbarten Treffpunkt ankamen. „Tut uns Leid“, Aiden umarmte sie ausführlich, „Uns war was dazwischen gekommen...“ Ja, vielleicht meinte er den Putzlappen, da er meinen Cappuccino im Eifer des Küchengefechts auf mich, die Eckbank und den Boden verteilt hatte. „Euch kommt immer was dazwischen!“, murrte sie, „Die anderen sind schon vorgegangen und ich Trottel warte hier mal wieder eine Stunde auf euch!“ „Tut uns wirklich leid!“, ich schloss mich seufzend dem Gruppenkuscheln an. Grace war unsre Beste und es sich mit ihr zu versauen, wäre echt fatal. Sie seufzte und ihr Gesichtsausdruck wandte sich zu einem Freundlichen, dazu seufzte sie jedoch ein wenig verzweifelt: „Was war es denn diesmal? Den verlorenen Hund, den ihr gefunden habt oder die Äpfel, die quer über eine Straße rollten, weil eine Frau samt Wocheneinkauf auf die Fresse geflogen ist?!“ Man hörte nahezu die Ironie in ihrer Stimme. Ja, zugegebenermaßen waren unsere Ausreden nicht immer die Besten. Nur sollten wir ihr die Wahrheit sagen? ‘Sorry, der neben mir musste mich unter der Dusche durchvögeln.‘ Oder: ‚Sorry für die erneute Verspätung, aber unsere Freizeitaktivität hatte länger gedauert als geplant, dadurch haben wir den Zug verpasst.‘ Oder im heutigen Falle: ‘Die spontane Geilheit überraschte uns, und da hat Aiden aus Spontanität den Cappuccino in der Küche verteilt! Komm halt mal vor‘ Aiden schüttelte den Kopf und sah peinlich berührt zu mir: „Ich habe ihn blöderweise in der Küche angerempelt und er hatte eine Tasse Cappuccino in der Hand, danach durften wir erstmal putzen.“ Anrempeln nannte man das also. Ungewollt grinste ich belustigt vor mich hin. Interessante Betrachtungsweise. „Jayden!“, Grace sah mich verwundert an, „Lügt er etwa oder warum grinst du so?!“ Sofort schüttelte ich hastig den Kopf: „Ich musste nur daran denken, wie lustig es war, ihn zähneknirschend putzen zu sehen. Wenn er schon meinen geliebten Cappuccino verschüttet!“ „Na dann lass uns schnell zu Mäcces gehen und Nachschub holen!“, Grace grinste und schien es aufzugeben, ehrliche Antworten von uns zu erwarten. Zielsicher packte sie uns an den Händen und schliff uns zum nächsten Mäcces. Aiden und ich grinsten uns bloß an. Von diesem ‚uns‘ wusste niemand etwas. Nicht mal unsere Beste Grace. Demzufolge war es auch recht schwer, dies immer zu vertuschen. Es wäre sicher einfacher, offen zu legen, dass wir ein recht inniges und lebhaftes Sexleben führten, allein schon deswegen, dass wir uns nicht ständig neue Ausreden einfallen lassen müssten, aber wir hatten beide kein Interesse daran, es offen zu legen. Nachdem wir mit Mäccesfoot eingedeckten waren, schlenderten wir zu dem Treffpunkt, bei dem die anderen Chaoten schon warteten. Grace pikste mir grinsend in die Seite: „ Luca hat schon nach dir gefragt...“ „Ach so?“, ich lächelte sie an. Luca war noch ein Jahr jünger als ich, aber er machte sich echt keine Platte daraus, seine Gefühle offen zu legen. So war durchaus bekannt, dass er total auf mich stand. „Ja, man musste fast annehmen, dass er gleich weinte, weil du nicht zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt warst“, sie schmunzelte und wedelte mit ihren Yaoi-Fähnchen, „Er ist so süß! Willst ihm nicht bald mal antworten?!“ Auf die Bemerkung hin stockte ich und mein Blick fiel zu Aiden. Diese Frage hatte ich ja fast schon vergessen, und ich hoffte inständig, dass er mir die Antwort geben konnte, denn ich wusste sie nicht. Ich war so hin und her gerissen. Doch zu meiner großen Unterstützung zuckte Aiden bloß mit der Schulter und biss ein Stück von seinem XXL-Cookie ab. Danke! Ich seufzte und sah Grace an: „Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe oder lieben kann...“ Mit der Frage meinte sie im Übrigen das berüchtigte ‘Willst du mit mir gehen?‘. Er hatte mich damals vor versammelter Mannschaft gefragt, nachdem er um Ruhe gebeten hatte. Die meisten waren dann recht entsetzt, dass ich vor Schock keinen Pieps rausgebracht hatte und die Frage so inzwischen seit einem Monat offen im Raum stand. Luca war keines Falles aufdringlich oder eine Klette, aber man merkte genau, dass er auf mich stand und es brach mir das Herz, ihm so im Ungewissen lassen zu müssen. Ich war ja nun auch kein Untier, was nur Sex im Kopf hatte. Gefühle waren durchaus auch wichtig und mir war ebenso bewusst, dass Luca mich wirklich abgöttisch liebte und wahrscheinlich gerade die Hölle durchlebte. Aber ich konnte ihm kein ‚Nein‘ geben, da ich ihm nicht wehtun wollte und er wirklich ein herzensguter Mensch war. Doch für ein ‚Ja‘ stand Aiden irgendwie im Weg. Das mit uns war zwar nichts Festes oder Ernstes, aber ich mochte das, was zwischen uns war und vorallem dieses innige, körperliche Verhältnis und mir war durchaus bewusst, dass ich ohne seinen Körper Entzugserscheinungen haben würde, demzufolge war ein Rückfall sehr wahrscheinlich. Und den Partner zu betrügen, war wohl echt billig. Wir schwiegen den Rest des Weges, bis wir zum Ufer des Flusses kamen und uns auf einer Steintreppe bei den anderen fallen ließen. „Sind die Schlafmützen auch mal munter?!“, den spöttischen Kommentar bekamen wir von Olli, Grace’s Freund. Wir nickten bloß und nahmen neben den beiden Platz. Weiter unten auf der Wiese sah ich Luca bei ein paar Anderen sitzen, natürlich ruhte sein recht trauriger Blick sofort auf mir. Argh! Peinlich berührt blickte ich zur Seite. Ich konnte dieses ganze Dilemma nicht mehr mit ansehen. Konnte er nicht einfach in wen anders verliebt sein?! „Ich versteh‘ ja nicht viel von Homosexualität...“, fing Ollie an, „Aber Luca ist doch hübsch, supernett und scheinbar auch ein guter Freund. Wo ist da das Problem, Jay?!“ Wieder zuckte ich ratlos mit den Schultern und blickte hilflos zu Aiden, der sich eine Kippe ansteckte, die ich ihm dann sofort aus der Hand schlug: „Hör auf mit dem Mist!“ Aiden war so ein elender Gelegenheitsraucher und ich hasste es, wenn er es tat! Danach roch er immer so abartig. „Ey!“, beschwerte er sich, ehe er zu seiner Zigarette krabbelte, die anscheinend noch wiederbelebbar war. „Das gibt Fernsehverbot...“, nuschelte ich und sah ihn strafend an. Da krabbelte er wie ein Penner einem Eincentstück der Zigarette hinterher. Mit dem Fernsehverbot meinte ich eigentlich Sexverbot, aber das schien zu ziehen, da er die Kippe dann seufzend sterben ließ und wieder zurück gekrabbelt kam. Grace lachte: „Herrlich! Mit Fernsehverbot erreicht man bei Aiden echt alles!“ „Du solltest lieber mal zu Luca gehen“, nuschelte das Opfer neben mir und deutete auf den Kleinen auf der Wiese, „Der scheint gleich zu sterben, vor Sehnsucht nach dir...“ Seufzend sah ich zu Luca, der mich immer wieder schüchtern und fast heulend ansah. Liebe musste doch so wehtun... Letztendlich gab ich mir einen Ruck und stand auf, um zu Luca zu gehen, dem ich dann aber mit einer Handbewegung deutlich machte, dass wir doch bitte abseits reden. So liefen wir zu einer Mauer, auf die wir uns beide dann mehr oder weniger elegant hievten. Ich war in Sport nun mal eine Niete. Jedenfalls hatte Luca mich dann mehr oder weniger hochgezogen. „Danke“, nuschelte ich und sah peinlich zu Boden. Ich war echt zu dämlich, so ‘ne scheiß Mauer hoch zu kommen. Ich hörte ihn schmunzeln: „Schon okay.“ Jetzt trat wieder so ein Moment der peinlichen Stille auf. Keiner wusste scheinbar, was er sagen sollte. Wie auch, ich fand immer noch keine Antwort auf seine Frage, egal wie tief ich in mein Herz reinhörte. Ich schluckte und sah auf den Fluss, der sich seine Wege durch die Stadt bahnte. „Jayden...?“, Luca’s zaghafte Stimme unterbrach das Schweigen, dabei spürte ich seine Hand zaghaft auf meiner, „Ich will nicht nerven oder so..., aber... naja, also...“ Er brach ab und sah mich mit hochrotem Kopf an und schien zu hoffen, dass er nicht weiter sprechen musste. Ich seufzte und erwiderte seinen Blick: „Tut mir Leid..., aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.“ „Was stimmt mit mir nicht?“, jetzt sah er mich fast schon verzweifelt und flehend an, „Ich werd’s ändern, versprochen!“ Oh Gott! Ich biss mir auf die Unterlippe. Kanntet ihr diesen Blick, wie euch Hunde im Tierheim bettelnd und verzweifelt ansahen? Genau dieser Blick kam mir jetzt entgegen. Mit der freien Hand strich ich mir verzweifelt durch die Haare: „Luca..., du musst nichts ändern. Du bist toll wie du bist! Glaub mir bitte!“ Jetzt war er es, der sich auf die Unterlippe biss und auf unsere Hände sah, dabei würgte er ein ‘Versteh‘ schon‘ raus. Argh! Das wollte ich doch jetzt auch nicht! Ich wollte ihm kein ‘Nein!‘ geben. Ich hatte gerade dringendst das Bedürfnis, eine Krisensitzung mit Aiden zu veranstalten. Auch wenn es ihm vermutlich egal war, was ich tat. Aber dennoch hatte ich das Gefühl, ihn zu hintergehen, wenn ich jetzt ‘Ja!‘ sagen würde. Gott, das war doch zum Kotzen! „Luca...“, flüsterte ich und hoffte, dass er zu mir aufsah, was er nach einiger Zeit des Zögerns auch tat und oh Gott, einzelne Tränen liefen über seine Wange. Der Junge machte es mir echt nicht leicht! „Scheiße, tut mir Leid“, er schluchzte auf, bemühte sich dann aber zu einem Grinsen und wischte sich unbeholfen im Gesicht rum. „Ich will einfach nicht ‚ja‘ sagen, und dann klappt es nicht und ich tu dir noch mehr weh!“, was Besseres fiel mir nicht ein und es war ja auch so. Luca war einfach zu gut für mich. Ich war doch nicht mehr, als ein ekliges und perverses Schwein! „Aber dann weiß ich, dass es zwischen uns nicht passt. So bekomm‘ ich nie eine Antwort..., und was ist, wenn es doch klappen sollte?!“, jetzt blickte er mich fast schon wieder optimistisch an, oder war es aus purer Verzweiflung, dass er jetzt das letzte bisschen Hoffnung zusammen kratzte?! Ich musterte ihn und musste wieder feststellen, dass er wirklich ein hübscher Junge war, dann fiel mein Blick noch mal zu Aiden, Grace und Olli, die uns im Visier hatten, aber dann alle synchron wegschauten und in der Hoffnung lebten, ich hätte sie nicht gesehen. Herrlich. War fast so, als würde man eine Kamera auf eine Gruppe halten. Der Effekt war genau der Gleiche. Alle hatten auf einmal was mit dem Handy zu tun oder empfanden es als wichtig, ganz spontan über’s Wetter zu reden. Als meine Augen wieder Luca im Visier hatten, strich ich mit meiner Hand über seine Wange: „Da-Darf ich dich mal... küssen?!“ Er machte sich gar nicht die Mühe, eine Antwort zu formulieren, sondern fiel mir stürmisch um den Hals und drückte mir seine samtweichen Lippen auf. Mein Herz setzte vor Schock kurz aus, schlug dann aber umso heftiger weiter. Luca bewegte fordernd seine Lippen gegen meine, da ich momentan nicht mehr tat, als einfach zu da zusitzen. Zugegebener Weise rüttelte es mich munter und ich begann den Kuss intensiv zu erwidern. Es fühlte sich gut an und er schmeckte fantastisch. Luca drückte sich immer enger an mich und schien mich am liebsten verschlingen zu wollen, aber das Gefühl war berauschend. Ich war der Meinung, seine Liebe in jeder Faser meines Körpers zu spüren. Er küsste mich so leidenschaftlich, sehnsüchtig und mit so viel Hingabe, als wäre es sein Lebenstraum gewesen. Ich konnte einfach nicht anders, als es möglichst gut zu erwidern, da ich mich ihm gegenüber verdammt schuldig fühlte. Jedoch löste Luca keuchend den Kuss: „Tut mir Leid...“ „Was?“ „Das ich so über dich herfalle‘, so hast du dir das sicher nicht vorgestellt...“, nuschelte der Jüngere und spielte nervös mit seinen Fingern, ohne mich dabei anzusehen. Ich konnte bloß lächeln und zog ihn in meine Arme: „Du bist echt süß...“ Ja, das war er wirklich! „U-und?“, er sah mich unsicher durch seinen verwuschtelten Pony an. Seufzend schüttelte ich den Kopf: „Ich will dir nicht weh tun. Du bist zu gut für mich...“ „A-aber, warum?!“, er sah mich verständnislos an, „Was ist denn an dir so schlimm, dass du ständig davon redest, mir weh zu tun und das ich zu gut für dich sei?!“ Was sollte ich sagen? Das ich süchtig nach Aiden’s scheiß Körper war und ich mich am liebsten den ganzen Tag mit ihm im Bett wälzen würde?! „Luca...“, ich sah ihn eindringlich an, „In einer Beziehung bin ich sehr... naja..., unter anderem sexorientiert. Und ich will nicht, dass es dir irgendwie zu viel wird...“ Mit anderen Worten könnte man daraus deuten: “Sorry Luca, ich glaube nicht, dass du der optimale Sexpartner bist.“ Ich hoffe, er bekam es nicht in den Hals, denn das meinte ich auch nicht. Viel mehr hatte ich die Angst, ihn zu betrügen, und das wollte ich unter keinen Umständen. Das hatte er absolut nicht verdient, das hatte keiner verdient! „Egal!“, er sah mich entschlossen an, „Dann halt ich dir wann immer du willst, meinen Arsch hin.“ Oh Gott, er wollte mich wirklich um jeden Preis. Hilfesuchend blickte ich zu meinen Leuten, jedoch musste ich feststellen, dass Aiden nicht mehr da war. Entsetzt über die Erkenntnis blickte ich mich um. Wo war er?! Er konnte mich doch nicht einfach allein lassen! „Du fragst Aiden immer um Rat, wenn du nicht weiter weißt...“, Luca sah mich lächelnd an, „Ich wäre dir aber dankbar, wenn du diese Entscheidung allein triffst. Ich geb‘ dir auch so viel Zeit wie du brauchst...“ Damit sprang er von der Mauer und reichte mir dir Hand: „Soll ich dir helfen?“ Dankend nahm ich sie an, auch wenn ich vermutlich allein irgendwie runter gekommen wäre, aber so fühlte ich mich sicherer. Wir liefen zurück zu den Anderen, schweigend. „Ich schlafe noch mal eine Nacht drüber, aber lang lasse ich dich nicht mehr warten, das verspreche ich dir!“, ich hauchte Luca zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Er lächelte dankbar: „Ich liebe dich...“ So schnell wie mich die Füße trugen, bewegte ich mich zu unserer Wohnung. Ein ungutes Gefühl war an meiner Seite. Hastig schloss ich die Tür auf: „Aiden?“ Es kam keine direkte Anwort, aber der frische Zigarettengeruch ließ vermuten, dass er hier war und ich fand ihn auch in der Küche. Gedankenverloren schaute er auf den Tisch, wo eine Tasse Kaffee und der Aschenbecher stand, indem sich bereits reichlich Kippen befanden, dabei rauchte er nie in der Wohnung. „Wie war’s, küsst er gut?!“, Aiden würdigte mich keines Blickes und starrte weiter auf den Tisch. Ich zog mir meine Jacke aus und setzte mich ihm gegenüber: „Wir haben doch nur ein Sexverhältnis, mehr werden wir nie haben..., was stört dich da jetzt?!“ „Mich stört es ja auch nicht. Ich will nur wissen, was jetzt ist. Du kannst machen was du willst“, seine Stimme klang ungewohnt kühl. „Ich habe gesagt, ich schlafe noch mal eine Nacht drüber und eigentlich möchte ich das mit dir absprechen...“, ich seufzte und war überrascht darüber, dass ich es duldete, dass er sich bereits eine weitere Kippe anzündete. Nur ich war jetzt definitiv nicht in der Lage, irgendwelche Motzereien von mir zu geben. „Es ist mir egal. Vielleicht ist es auch besser so“, er drückte die frische Kippe aus, trank einen Schluck Kaffee und verließ die Küche, „Wir sollten uns endlich distanzieren...“ Erschrocken folgte ich ihm: „Was?!“ Wenn er mich loswerden wollte, warum sagte er es nicht einfach?! Im gemeinsamen Schlafzimmer angekommen drehte er sich zu mir um: „Das mit uns ist krank! Abnormal! Eklig! Was auch immer! Das muss aufhören! Wenn du jetzt was mit Luca anfängst, ist es ein guter Schlussstrich. “ Ich schluckte und sah zu Boden. Er hatte so recht, aber verdammt, es tat weh! Aiden schien ähnlich zu denken, da er auf mich zu kam und mich fest in die Arme nahm: „Wir werden irgendwann beide anderweitig glücklich werden...“ Etwas benommen nickte ich. Sollte all das jetzt vorbei sein? Die gemeinsamen Duschen, das gemeinsame Schlafen, diese unbeschreibliche Nähe und dieses knisternde Gefühl, was zwischen uns war...? „Bitte...“, hauchte er mir ins Ohr, was mich aufsehen ließ, „Ein letztes Mal...“ Dann küsste er mich auch schon und ich spürte, dass es wohl der leidenschaftlichste und fast schon herzzerreisenste Kuss zwischen uns werden würde, den es je gab. Keiner wollte je wieder aufhören. Dieser Moment sollte für die Ewigkeit sein. Sanft schob er mich zu unserem Bett, auf dem wir uns im nächsten Moment unter den Decken warm einkuschelten und uns immer verlangender küssten. Es tat weh zu wissen, dass es irgendwann aufhörte und vermutlich wurde deswegen auch der Sex ganz anders, als die anderen Male. Wir waren unglaublich zärtlich und einfühlsam zu einander. Ich versuchte ihn mit allem zu verwöhnen, was er mochte und so war auch ich freiwillig der Passive. Ich wollte ihn ein letztes Mal in mir spüren, auch wenn mir der Gedanke daran, die Tränen in die Augen trieb. Als er erschöpft auf mir lag, spürte auch ich warme Tränen seinerseits: „Danke...“ „Wofür?“, nuschelte ich mit erdrückter Stimme. „Für alles, was jetzt vorbei ist...“, er sah mich so traurig wie noch nie zuvor an und ich wusste genau, wie er sich fühlte. Ich schluckte hart und richtete mich auf: „Ich werde zurück zu Mam und Dad gehen. Tut mir leid, ich halte das hier einfach nicht mehr aus!“ Er nahm es so hin, zumindest sagte er nichts mehr und sah mir nach, wie ich ins Bad huschte, um mich fertig zu machen und meine Sachen zusammen zukratzen. Meine Eltern waren sicher nicht begeistert, dass ich jetzt mitten in der Nacht zurückkehrte, aber sie haben mal gesagt, dass mir ihre Türe immer offen stehe. Immer wieder musste ich hart schlucken und mir einzelne Tränen aus dem Gesicht streichen. Dann ging ich ins Wohnzimmer, was ursprünglich mein Zimmer sein sollte, aber irgendwie hatte sich Aiden’s Zimmer zu unsrem gemeinsamen Schlafzimmer entwickelt, und meins eben zu dem Wohnzimmer. Ich stopfte recht unliebsam meine Sachen in die Tasche. Verdammt, war es wirklich das, was ich wollte? Wollte ich hier weg? Egal was ich wollte, ich musste! Aiden hatte so Recht, das mit uns musste aufhören, es hätte nicht mal anfangen dürfen! Aber verdammt, wir waren gegen diese Gefühle machtlos. Nachdem ich der Meinung war, das Nötigste zusammen gepackt zu haben –den Rest konnte ich immer noch einander mal holen-, schleppte ich das Zeug in den Flur und zog mir Schuhe und Jacke an. Seufzend sah ich zu Aiden’s Zimmer. Ob ich ihm noch mal Tschüss sagen sollte? Es war ja aber nicht so, als würden wir uns nie wieder sehen..., wir wohnten halt nur nicht mehr zusammen! Dennoch trugen mich meine Füße zu ihm an sein Bett, wo er mich nach wie vor traurig ansah: „Komm‘ gut heim...“ Ich nickte. „Und viel Glück mit Luca, ihr seid ein super Paar!“, jetzt bemühte er sich um ein krampfhaftes Lächeln. „Hör auf!“, nuschelte ich, obwohl mir bewusst war, dass ich Luca wohl ‘Ja‘ sagen würde. Ich beugte mich zu ihm runter und wollte ihn ein letztes Mal küssen, mit der Hoffnung, dass wir dann sterben würden, und uns der Kuss ewig vereinen würde, aber er stieß mich unsanft weg: „Jay! Hör auf! Nie wieder, okay?!“ Sein Blick und seine Stimme machten mir Angst, verletzten mich aber so sehr, dass mir die krampfhaft unterdrückten Tränen wieder hoch stiegen. Ich drehte mich um und verließ die Wohnung hastig. Verdammt Aiden... geliebter Bruder! Kapitel 2: ----------- Mam und Dad nahmen meinen nächtlichen Spontanbesuch und –einzug recht gelassen, fragten auch nicht weiter nach dem ‚Warum?‘, sondern nahmen meine kurze und knappe Ansage, dass ich mich mit Aiden total zerstritten hatte, so hin. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Verfluchte Kacke! Mein Leben entwickelte sich gerade gar nicht in die Richtung, wie es sollte... Aber wie sollte es überhaupt werden?! Wollte ich auf ewig dieses Versteckspiel mit Aiden veranstalten?! Uhh, verzweifelt hielt ich mir die Hände vor’s Gesicht. Ich musste mir zu allem Übel eingestehen, dass ich es wohl tun würde, wenn er es wällte. Aber er wollte nicht mehr und er hatte Recht. Ich war echt ein Meister darin, die klitzekleine Sache mit der Blutverwandtschaft zu vergessen. Dieser Typ war einfach heiß und geil, meine Güte! Ich konnte es doch auch nicht ändern! Ich weiß nicht wie, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, Aiden wollte mich nicht mehr sehen. Seufzend lehnte ich mich an die Schulter von Luca, der wirklich ein guter Freund war und überblickte die Wiese. Es war inzwischen gut drei oder vier Wochen her, seitdem ich bei ihm ausgezogen war und das war auch das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte. Er meldete sich bei keinem mehr und auch im Internet war er nicht wirklich online. Und wenn doch, schien er alle Versuche ihn zu kontaktieren zu ignorieren. Selbst Grace und Ollie kamen nicht zu ihm durch. „Machst du dir Sorgen wegen Aiden?“, Luca streichelte mir tröstend über die Schulter, „Was ist da überhaupt zwischen euch vorgefallen?“ Seufzend nickte ich, mehr aber auch nicht. Ständig wollten alle wissen, was zwischen uns schief gelaufen ist, dass er sich jetzt anscheinend gehen ließ und keinen Bock mehr auf seine Umwelt hatte. Mit der einfachen Aussage ‘Wir hatten Streit‘ gaben sie nicht mehr zufrieden, denn Aiden und ich konnten uns nie lange böse sein. Das hier war doch gerade echt... „Ich werde das Gefühl nicht los, dass es mit mir zu tun hat...“, Luca sah mich traurig an, „Wie er an dem Tag so plötzlich weg war, am nächsten Tag sagst du mir, du willst mich und seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet...“ „Quatsch!“, ich hielt seinen Kopf in meinen Händen und sah ihn eindringlich an, „Du hast damit nichts zu tun! Aiden hat wohl gerade irgendeine Phase!“ Er lächelte schwach: „Über was habt ihr euch eigentlich gestritten?“ „Kleinigkeiten!“, ich erwiderte sein Lächeln, „Das war dann einfach mit einmal rausgekommen und wir hielten es für besser, nicht mehr miteinander zu wohnen!“ Bevor er weiter dämliche Fragen stellte, zog ich ihn enger zu mir und küsste ihn ausführlich. Luca war eindeutig nach wie vor zu gut für mich. Er tat alles nur Erdenkliche, um mir zu gefallen und es mir Recht zu machen und ich Idiot wusste nicht, wie ich ihm dafür danken sollte. „Hrm“, Luca stöhnte leicht in unseren intensiven Kuss und seine Finger zupften bereits wieder ungeduldig an meinem Shirt. Grinsend hielt ich seine Hände fest: „Du Sau...“ „Du bist einfach so geil!“, er sah mich lasziv an, ehe er mir wieder um den Hals fiel und mich zu Boden drückte, um an meinem Ohr zu knabbern. Ich musste leicht lachen: „Zu was habe ich dich nur erzogen?!“ „Hey ihr Turteltäubchen!“, Grace’s Stimme drang in mein Ohr, „Ich stör‘ ja nur ungern. Aber zum einen möchte ich euch darauf hinweisen, dass ihr hier in der Öffentlichkeit seid, und zum Anderen, Jayden, hast du inzwischen was von Aiden gehört?“ Mürrisch rollte Luca sich von mir runter und sah sie strafend an. Ich blickte seufzend zu meiner Besten: „Nein, aber Mam wollte ihn heute besuchen. Vielleicht macht er bei ihr die Tür auf...“ War ja nicht so, als ob ich es nicht versucht hatte, aber er macht mir einfach nie die Tür auf. Und meinen Wohnungsschlüssel hatte ich blöderweise in der Wohnung liegen gelassen. „Was ist nur mit ihm...“, Grace ließ sich ins Gras neben uns sinken, „Ich mach‘ mir echt Sorgen, und was, wenn er sich was... antut?! Ich verstehe das alles einfach nicht! Du willst mir doch nicht erzählen, dass es nur wegen einem Streit so ist, wie es ist?!“ Ich zuckte gespielt ratlos mit den Schultern: „Ich weiß es auch nicht...“ So schnell wie ich konnte lief ich nach Hause. Ob Mam etwas erreicht hatte? „Und?!“, ein wenig außer Atem erreichte ich die Küche, in der sie bereits das Abendessen kochte. „Er hat mich reingelassen...“, sie seufzte, „Ich verstehe meinen Jungen nicht mehr...“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals: „Wie geht’s ihm?! Was ist mit ihm?“ „War er schon immer ein Kettenraucher?“, sie sah mich traurig an, „Er hat mich nach Geld gefragt, weil noch ein paar Tage sind, bis er seinen Lohn bekommt...“ „Wie jetzt?!“, ich blickte Mam sprachlos an. Aiden war kein verschwenderischer Mensch. Was die Finanzen betraf, war er immer gut durchgeplant und legte das Geld so an, dass am Monatsende immer locker was übrig blieb. „Die ganze Wohnung hat nach Rauch gestunken, sieht dreckig aus, ab und an waren ein paar Alkoholflaschen...“, sie schluckte, „Was ist nur los mit ihm?! Warum lässt er sich so gehen?!“ Es schmerzte, das zu hören. „Aber er hat sich auch so verändert. Abweisend, distanziert... und er wollte mich schnell loswerden...“, Mam sah mich bittend an, „Könntest du nicht noch mal mit ihm reden? Du bist doch quasi seine zweite und vermutlich bessere Hälfte...“ „Er lässt mich ja nicht zu sich!“, nuschelte ich, doch dann hörte ich ein Klimpern und sah zu Mam, die einen Schlüssel in der Hand hielt und mich anlächelte: „Den hab ich mitgehen lassen...“ Überglücklich riss ich ihr den Schüssel aus der Hand und machte mich sofort auf den Weg zur Bahn. Gott sei Dank wohnten wir in der gleichen Stadt, zwar am anderen Ende, aber immerhin kam man hin. Zunächst zögerte ich, doch dann ermutigte ich mich, den Schlüssel umzudrehen und die Wohnung zu betreten. Sofort kam mir der schreckliche Geruch entgegen, welcher mich husten ließ. „Ist da jemand?!“, eine vertraute, aber dennoch so anders klingende Stimme ertönte und kurze Zeit später erblickte ich Aiden im Flur, „Jay... was machst du hier?!“ Bei seinem Anblick stockte ich, ließ dann aber erst mal die Tür ins Schloss fallen. Er sah, um es kurz und knapp zu sagen, schrecklich aus! „Wenn du nichts zu sagen hast, kannst du dann bitte wieder gehen?!“, er stöhnte leicht genervt, ehe er sich ins Wohnzimmer begab. „Aiden!“, ich folgte ihm und hielt ihn am Handgelenk fest, „Alter! Was ist mit dir los?!“ „Stress auf Arbeit“, nuschelte der Große und riss sich von mir los, um sich auf sein Sofa plumpsen zu lassen. Neben ihm eine Pizza, die vermutlich gut ihre Woche alt war. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah ihn an. Was machte er nur mit seinem wundervollen Körper...?! Das durfte doch nicht wahr sein: „Wenn du weiter so rumläufst, hast du bald gar keinen Job mehr!“ „Was interessiert es dich...“, nuschelte er, würdigte mich keines Blickes. „Du bist mein Bruder, falls du es vergessen hast!“ „Wie könnte ich...“, er seufzte, dabei sah er kurz zu mir uns musterte mich von oben bis unten, „Gut siehst du aus...“ „Ja, und dich striegeln wir auch wieder!“, meinte ich entschlossen und wollte ihm von Sofa ins Bad zerren, doch der Größere blieb beharrlich auf dem Sofa sitzen, „Sträub dich nicht so!“ Jetzt grinste er, drehte den Spieß um und zog mich mit einem Ruck auf sich. Erschrocken blickte ich ihn an, dann tätschelte er aber meinen Po: „Wenn du bei mir bleibst, ändere ich mich!“ Ein wenig rot um die Nasenspitze musste ich mir eingestehen, dass mir diese Nähe verdammt noch mal gefehlt hatte. Seine Griffe, wie er mich anfasste, den Widerstand, den er von sich gab, wenn er nicht der Passive sein wollte und diese sündhaften Küsse. „Aber du bist mein...“, ich sah ihn verzweifelt an. Vielleicht war es ja gerade das Verbotene, was den Reiz ausmachte. „Hat dich doch früher auch nicht interessiert!“, murmelte er, „Oder liebst du Luca jetzt wirklich?!“ Ich schluckte und strich Aiden seine Haare ein wenig aus dem Gesicht, um seine schönen Augen zu sehen: „Er ist ein guter Freund und tut alles, um mich glücklich zu machen, aber...“ Ich stockte. Die Frage war berechtigt. Liebte ich ihn wirklich? Oder liebte ich ihn überhaupt?! „Was?“ „Wie soll ich das genießen, wenn ich nicht weiß, ob es dir gut geht, weil du dich einfach nicht gemeldet hast?!“, jetzt blickte ich ihn vorwurfsvoll an. „Tut mir Leid...“, flüsterte Aiden, „Ich brauchte einfach Zeit für mich. Ich mein, was man da mit seinem eigenem..., naja, du weißt schon, angestellt hat...“ „Ändern können wir’s eh nicht mehr“, nuschelte ich. „Aber vergessen kann ich es auch nicht!“, er sah mich eindringlich an, ehe seine Hand meinen Nacken suchte und mich zu seinem Gesicht drückte, „Kannst du nicht irgendwer sein...?“ Ich antwortete ihm nicht mehr, sondern legte meine Lippen auf seine. Okay, wir hatten uns gesagt, wir würden es nie wieder tun, aber verdammt! Aiden drückte mich enger an sich und küsste mich verlangender, aber ehrlich gesagt, schmeckte er furchtbar! Ehe ich mich womöglich einen Kotzkrampf hingeben musste, löste ich den Kuss: „Du machst jetzt erst mal eine Rundumerneuerung! Und ich seh‘ zu, die Bude bisschen in Schuss zu bringen, verstanden?!“ Mein Blick duldete keine Gnade, so dass er sich mürrisch ins Bad bewegte, bevor er jedoch die Tür hinter sich schloss, sah er noch mal zu mir: „Aber danach...?“ Ich verstand, was er wollte und nickte: „Ja, also beeil dich!“ Grinsend begab ich mich in Richtung Schlafzimmer. Bezüglich der Sache hatte er sich kein Stück geändert, und genau das mochte ich an ihm. Und die Tatsache, dass es jetzt schon wieder anfing, nahm ich einfach so hin. Denn er war der, der mich absolut glücklich machte. Als ich jedoch das Schlafzimmer betrat, verging mir mein Grinsen schlagartig. Gott, das sah aus wie...?! Unbeschreiblich! Gefühlte hundert Müllsäcke, vier Lappen, zwei Putzmittelflaschen und drei Stunden später sah das Schlafzimmer wieder einigermaßen benutzbar aus. Jedoch müssten bei Gelegenheit die ganzen Textilien gewaschen werden, da sie nach Rauch stanken, da half auch kein stundenlanges Lüften. Aiden war inzwischen wieder ganz der Alte und hatte ähnliche Probleme in der Küche, in der zu all dem Müll, vergammelte und demzufolge stinkende Essensreste hinzukamen. „Mach das nie wieder!“, mahnte ich ihn. Unschuldig blickte er mich an: „Du hast mir gefehlt...“ „Trotzdem!“, ich ging zu ihm und schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn ausführlich. Jedoch löste Aiden den Kuss: „Wie soll das nur weiter gehen?! Wir dürfen das nicht...“ „Es muss ja keiner wissen!“, ich seufzte und löste mich von ihm, um dem Bad den Putzlappen entgegen zu werfen. „Aber wir werden nie ein normales Leben führen...“, nuschelte er, packte mich am Handgelenk, und zog mich wieder in seine Arme. Seufzend kuschelte ich mich an ihn: „Dann müssen wir wo hin, wo uns keiner kennt und einer von uns muss eine neue Identität annehmen...“ „Nichts lieber als das!“, Aiden hauchte mir ins Ohr, „Ich liebe dich einfach nur...“ Was? Ich schluckte und lief wahrscheinlich knallrot an. Das hatte er noch nie gesagt! Und wahrscheinlich war es echt das Widerlichste, was es gab, aber es machte mich gerade unglaublich glücklich! Aiden war für mich kein Bruder, sondern der Mann, den ich auch liebte! „Atmen, Kleiner, atmen!“, er sah mich leicht panisch an, musste dann aber schmunzeln, „Sorry, ich wollte dich nicht aus dem Konzept bringen!“ Ich konnte auch nur noch schmunzeln und fiel ihm um den Hals: „Ich liebe dich auch!“ „Wir werden heute nie fertig!“, Aiden stöhnte verzweifelt auf und ließ sich auf den Badewannenrand fallen. „Dann lass uns zu unsren Eltern gehen. Hier schlaf ich sicher nicht...“, der Blick auf die Handyuhr verriet mir, dass es bereits kurz vor Mitternacht war. Er nickte und so befanden wir uns kurz vor eins in meinem Zimmer. Mam und Dad schliefen bereits. Und ich musste mir wieder einmal eingestehen, dass ich Hormone hasste. Ein Aiden, der nur mit Boxer bekleidet durch‘s Zimmer hüpfte, war alles andere als unattraktiv! Grinsend bemerkte er meine Geilheit, die wohl nicht zu übersehen war, und kam auf mich drauf zu: „Tse tsetse! Immer nur das eine im Kopf!“ „Schnauze!“, ich zog ihn zu mir ran und küsste ihn ausgiebig. Als ich im nächsten Morgen pissen wollte, wurde ich ungewollt Zeuge einer heftigen Diskussion zwischen meinen Eltern. „Vielleicht hat Aiden was gemerkt! Er ist doch der Ältere und Reifere!“, allein dieser verzweifelt klingende Satz meiner Mutter veranlasste mich dazu, stehen zu bleiben und zu lauschen, auch wenn es echt schäbig war, andere zu belauschen. Aber wann war ich auch mal nicht schäbig? Ich liebte jemanden, woran man nicht mal denken sollte, ich betrog meinen Freund und das Schlimme, ich könnte mit der Situation leben. „Wie denn?!“, Vater klang ebenso recht aufgelöst, „Niemand wird ihm etwas gesagt haben!“ „Ja, aber..., keine Ahnung! Wir sollten es ihnen irgendwann sagen! Meinst du nicht auch?“, das Gespräch ließ mir Fragezeichen vor meinem geistigen Auge aufblitzen. Bitte was wollten sie uns sagen?! „Nein! Die beiden wissen von nichts, und damit ist gut! Oder willst du unsere Familie aufs Spiel setzen, Anne?!“, Vater schien irgendetwas verzweifelt auf den Küchentisch fallen zu lassen, „Du weißt, wie pubertierende Kinder sind!“ „Aber Jayden wird doch auch bald 18 Jahre! Meinst du nicht, er ist alt genug?!“ Vater wurde lauter, klang recht unbeherrscht:, „Wenn du ihm seine gesamte, heile Welt zerstören willst, nur zu! Du wirst ihm ja bloß alles unter den Füßen wegreißen, an das er je geglaubt hatte. Verdammt noch mal Anne! Es ist gut wie es ist!“ „Ich kann diese Lüge bald nicht mehr aufrechterhalten Ich bin der Meinung, Aiden weiß was! Ich als Mutter spüre, dass da was ist! Oder wie erklärst du dir sein Verhalten?!“, oh Gott! Wussten sie von uns?! Mein Herz begann panisch wegrennen zu wollen. Nur andererseits würde das nicht zu den anderen Gesprächsfetzen passen... „Was weiß ich!“, Vater stöhnte genervt auf, „Kinder sind in dem Alter so. Du bildest dir zu viel ein! Lassen wir das Thema einfach und reden wir nicht mehr drüber!“ Oh Gott, panisch rannte ich ins Bad, ohne möglichst viel Lärm zu erzeugen. Irritiert ließ ich mich neben Aiden aufs Bett fallen. Er war inzwischen auch munter geworden und sah mich verträumt an: „Na...“ Ich lächelte mühsam. Die Worte von Mam und Dad gingen mir nicht aus dem Kopf. „Was hast du?“, Aiden richtete sich auf und legte vorsichtig seine Arme um mich. „Ich habe unsre Eltern gehört, wie sie sich gestritten haben...“ „Um was ging es?“ Ich zuckte mit den Schultern: „Mam will uns irgendwas sagen, aber Dad ist dagegen. Er meinte, es würde irgendwie die Familie zerstören oder so. Jedenfalls ist Mam der Meinung, dass du was weißt und dich deswegen so zurückgezogen hast...“ Er runzelte seine Stirn: „Wissen sie von uns oder wie?“ „Aber das müssten wir ja ihnen sagen, und nicht sie uns, oder?“, ratlos kuschelte ich mich an Aiden. „Ich sollte ihnen wohl erstmal bei Gelegenheit zeigen, dass ich überhaupt da bin“, er grinste und stand aus dem Bett auf, „Kommst du mit frühstücken?“ Einigermaßen angezogen gingen wir in die Küche, wo erstaunte Blicke Aiden trafen. Der warf nur ein fröhliches ‚Guten Morgen‘ in die Runde. „Was machst du denn hier?!“, Mum sah ihn erstaunt an, „Gestern warst du doch noch vollkommen... anders...?!“ Er lächelte und setzte sich auf seinen alten Stammplatz: „Jayden hat mich gestern ein bisschen wach gerüttelt. Und meine Bude ist momentan noch zu stickig, um da zu wohnen. Euch stört es doch nicht, wenn ich vorläufig hier unter komme, oder?“ Mam strahlte fröhlich und fiel ihrem Ältesten um den Hals: „Nein! Aber natürlich nicht!“ Auch Dad schien froh zu sein, dass wieder alles okay war. Dennoch ging mir das Gespräch nicht aus dem Kopf und Aiden schien das zu merken, da ich eine SMS von ihm bekam: ‘Ich spreche sie darauf an. Spiel mit und tu, als ob du von nichts wissen würdest.‘ Irritiert blickte ich Aiden an, doch der tat, als wäre nichts und aß gemütlich weiter. Nach einiger Zeit unterbrach er jedoch das Schweigen und sah ernst zu unseren Eltern: „Ich weiß Bescheid. Wie lange wollt ihr es noch verheimlichen?!“ Seine Stimme klang so ungewohnt ernst und kühl, dass es mir aufschrecken ließ und ich fragend in die Runde sah. Epilog: -------- Heyhoo meine Lieben :3 nach längerer Pause habe ich es endlich geschafft, mit meinen letzten Kräften das 3. und letzte Kapitel zu schreiben... und ich bin unzufrieden damit... « Ich weiß nicht warum, aber ich mag es nicht. Manchmal denke ich mir, ich hätte es bei dem OneShot belassen sollen. Die zwei zusätzlichen Kapitel machen in meinen Augen irgendwie alles bisschen kaputt... oder täusch ich mich da? Egal. Das letzte Kapitel ist nun da, und für mich ist es mehr Epilog als Kapitel, da auch einiges aus der Vergangenheit erzählt wurde (Die Charaktere sind ein paar Monate vorgesprungen) Egal, ich wünsche viel Spaß beim lesen :] Und vielen lieben Dank für die Kommi's und Favo's :] _________________________________________________ Zufrieden seufzte ich. Wann war ich das letzte Mal so glücklich? Ich kuschelte mich an Aiden und mein Blick fiel auf das Meer. Die Wellen waren ruhig, der Wind wehte mir um die Nase, es war angenehm warm und die Sonne war gerade dabei, hinter dem Horizont zu verschwinden. „Hrmp...“, noch enger drückte ich mich an meinen Liebsten. Ich war so glücklich, dass es fast schon wieder weh tat. Es sollte nie enden... „Ich liebe dich...“, flüsterte er und ich spürte seine Lippen kurz auf meiner Stirn. „Nicht so sehr, wie ich dich“, ich blickte zu ihm auf und sah ihn lächelnd an, „Danke für all das hier...!“ Denn all das hier hatte er für uns aufgebaut. Ich brauchte mich so bloß ins gemachte Netz setzen. Und es war schlichtweg perfekt. Wir lebten inzwischen als Großcousin und Großcousin in einer schönen Wohnung in Cuxhaven. Unser altes Leben hatten wir mehr oder weniger von heute auf morgen hinter uns gelassen, was leider der bittere Nachgeschmack war. Unsere Eltern hatten sich nach dem Gespräch am Küchentisch vollkommen verändert. Sie redeten kaum mit uns, geschweige denn darüber, was sie uns nun verheimlichten. Kurz und knapp: Es gab nur noch Streit und die Fronten waren verhärtet. Und dann, eines Abends, als ich vollkommen fertig von der Fachoberschule –die ich inzwischen geschmissen hatte- in Aiden’s alte Wohnung kam, strahlte er mich an und laberte so etwas wie: “Nächste Woche! Cuxhaven, endlich!“ Ich musste grinsen, als ich daran dachte. Aiden war total aufgedreht, hielt irgendwelche Zettel in der Hand, schüttelte mich durch, schrie, lachte und freute sich schlicht weg. Und ich stand da wie ‘ne Kuh vorm geschlossenen Scheuentor. Als er meinen Blick gemerkt hatte, lachte er, dann küsste er mich unaufhörlich und naja... das Übliche eben halt. Nach dem Austoben, wo er wieder einigermaßen normal schien, wagte ich die Frage, was denn los sei. Daraufhin küsste er mich wieder kurz und erzählte mir dann, dass er auf Arbeit an einen anderen Standort versetzt wurden war –freiwillig!- und das er bereits eine Wohnung in Cuxhaven gefunden hatte. Umzugstechnisch hatte er auch alles organisiert und nächste Woche sollte dann alles losgehen. Zuerst verstand ich nur Bahnhof, beziehungsweise stand unter Schock. Ich war absolut fassungslos, heulte sogar los und schrie, wie er mich denn alleine lassen könne. Cuxhaven war ja nicht um die Ecke. Dann sah auch er mich zunächst irritiert, im nächsten Moment traurig an. Die Frage, die er mir dann stellte, werde ich wohl nie vergessen: “Du kommst also nicht mit?“ „An was denkst du?“, unterbrach mich mein Schatz in meinen Gedanken. „An den Tag, wo du mich so überrumpelt hast...“, ich grinste ihn an, drückte ihn dann unter mir in den Sand, beugte mich über ihn und küsste ihn ausführlich. Ich hörte ihn kichern: „Wie du geheult hast...“ Beleidigt zwickte ich ihn in die Seite: „Ich dachte, du lässt mich allein zurück!“ Doch dann konnte ich nicht anders, als ihn wieder abzuknutschen. Gott, liebte ich den Kerl. Und Gott, Sonnenuntergänge machten einen verdammt kitschig. So wurden Nägel mit Köpfe gemacht und ich beschloss die Schule zu schmeißen und mir in Cuxhaven eine Ausbildung zu suchen, zumal ich eh bald 18 wurde -und es inzwischen bin!-. Unseren Eltern, die nach wie vor mit uns streikten, sagten wir bloß, dass wir umziehen würden und scheinbar nahmen sie es gelassen hin. Diese Gleichgültigkeit tat echt weh. Was hatten wir ihnen nur getan? Diese Frage hatte mich inzwischen immer wieder beschäftigt. Aiden hingegen schien damit klar zu kommen… Grace und Ollie sagten wir zunächst auch nur das wir eben umzogen. Und Luca..., ja Luca, für ihn war es wohl am Härtesten. Und er tat mir so unendlich leid. Er hatte geweint und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Selbst Aiden versuchte seinen Nebenbuhler zu trösten, genau wie Grace und Ollie. Als er dann die Frage stellte, warum wir denn wegzogen, schoben wir Aiden’s ‚nötigen‘ Arbeitsplatzwechsel vor. Er ‚musste‘ halt, da half nichts. Nur dann kam die Frage, warum ich denn mit weg ging... Ich konnte ja schlecht sagen: “Weil ich ihn liebe! Und wir uns was Neues aufbauen wollen!“ Zumal ich hier ja meine Schule hatte. Wir hatten es ihnen versucht zu erklären, indem wir sagten, dass wir unzertrennlich seien und ich schon immer gern am Meer wohnen würde. Naja, sie nahmen es so hin. Nur Grace schaute so skeptisch... und das nicht umsonst, wie sich später heraus stellen würde. „Gehen wir?“, Aiden stand auf und klopfte sich den Sand von den Sachen, „Morgen ist ja wieder Montag...“ Und nein, wir hatten keinen Sex am Strand, auch wenn es echt verlockend wäre… Aber oh Gott, wie hasste ich Montag... Inzwischen waren wir schon zwei Monate hier und bereuten es definitiv nicht, diesen Schritt gemacht zu haben. Finanziell klappte auch alles Bestens. Aiden verdiente ja eh nicht schlecht und von meiner Ausbildungsvergütung konnte man auch als Einzelner sehr gut leben. Und es machte mir allemal mehr Spaß, als diese dämliche Fachoberschule. Hand in Hand liefen wir zum Bus, der uns nach Hause bringen würde. Ja, wir waren echt kitschig geworden. Und scheiße man, ich konnte es nur immer wieder sagen: Es war perfekt! Freunde hatten wir inzwischen auch welche gefunden, aber bei denen waren wir bloß die Großcousins, die sich liebten, aber ihre Familien dagegen waren und sie so gemeinsam in Cuxhaven ein neues Leben begonnen haben. Irgendwie musste man ja die gleichen Familiennamen erklären... Wir hatten sie auf einen naheliegenden Szenetreff kennen gelernt und zum Freizeit verbringen waren sie echt super. Anna, Cedric, Manu und Chris hießen sie. Mein Blick fiel zu Aiden. Er grinste vor sich hin. Skeptisch sah ich ihn an: „An was denkst du?“ Er blieb kurz stehen, packte mich am Arsch und drückte mich eng an sich: „Daran wie ich dich gleich vernaschen werde…“ „Spinner!“, ich haute ihm die flache Hand gegen die Stirn, „Morgen ist Montag!“ „Und?!“, er sah mich verführerisch an, und Gott, ich hasste diesen Blick! Dann kam er meinem Ohr näher und ließ seine Zunge kurz darüber gleiten: „Ich kann mich bei dir einfach nicht beherrschen!“ „Schatz...“, ich spürte Aidens Atem auf meiner Haut, „Ich mach los. Viel Spaß und bis nachher...“ Dann küsste er mich auf die Wange, doch ich wollte mich nicht damit zufrieden geben und zog ihn näher ran, um seine Lippen kurz zu erhaschen: „Dir auch viel Spaß...“ Jap, wir waren wirklich kitschig geworden... Der Tag in der Berufsschule war durchaus sehr angenehm. Es gab schlimmere Tage und im Vergleich zur Fachoberschule war es so oder so einfacher... Dani, eigentlich Daniel, saß neben mir und grinste vor sich hin, als er auf seinem Handy rumtippte. „Na? Verliebt?“, neckte ich ihn. Daraufhin streckte er mir die Zunge raus: „Seh ich so aus?!“ Ich legte eine künstlerische Denkpause ein: „Hmmmm, lass mal überlegen... ja!“ „Spinner!“, er schnipste mir leicht gegen meine Schläfe, lief im gleichen Moment aber knallrot an. Das war dann wohl Fail... „Sag, wer ist sie?!“, jetzt konnte er erst recht vergessen, dass ich mich damit zufrieden gab, „Hast du ein Bild?“ Er schluckte, sah mich dann undefinierbar an: „Willst du’s wirklich wissen?“ „Ja!“ Er tippte auf seinem Handy rum, dann hielt er es mir zitternd unter die Augen: „Es ist ein ‚er‘ und ich bin schwul...“ Wirklich, ein hübscher Junge grinste mir da entgegen, dann grinste ich Dani an: „Warum hast du mir das nicht eher gesagt?! Ich denk die ganze Zeit, du bist so’nMuschificker.“ „Ich dachte, du findest das schlimm...“, nuschelte er kaum hörbar. Hätte ich nicht Aiden, würde ich ihn wirklich zum Anbeißen finden. „Ich bin doch selbst nicht besser!“, dann zückte ich mein Handy und hielt es ihm unter die Nase. Aiden zierte meinen Hintergrund, da brauchte ich nicht viel rumtippen. „Oha!“, jetzt war er sichtlich überrascht, „Krass...“ Ich grinste ihn an: „Wir sollten vielleicht mehr mit einander reden, was meinst du?!“ „Tun wir doch..?!“ „Und warum erfahren wir erst nach eineinhalb Monaten, dass wir beide schwul sind?“, vor eineinhalb Monaten hatten wir uns nämlich kennen gelernt und uns auch privat immer wieder mal getroffen. Dani war auf dem besten Weg, mein bester Freund zu werden. „Gut..., also erzählen wir uns in Zukunft alles?!“, er sah mich zuversichtlich an. Ich nickte und schlug in seine Hand ein. Deal. Ich sagte doch, mein neues Leben war perfekt! Einen super Kumpel, einen total süßen Freund und einfach alles passte...! Dennoch, manchmal fehlten mir meine alten Freunde und sogar meine Eltern, auch wenn die sich wirklich affig hatten, wegen was auch immer. Gerade als ich auf dem Weg nach Hause war, spürte ich mein Handy in der Hosentasche vibrieren. Ich zog es vor und sah Grace’s Bild auf dem Display. Ohje..., ich schluckte nochmal, ehe ich zögerlich annahm: „Ja?“ „Naaa du?! Wie gehts, steht Cuxhaven noch?“, wow, sie klang freundlich. Alarmstufe war umsonst ausgerufen. Wir hielten einen kurzen Smalltalk, und beschlossen so nebenbei, dass Ollie und sie mal Urlaub machen kommen. Eine Bleibe hatten sie ja Dank uns. „Und, schon jemanden gefunden, der zum Verlieben geeignet ist?“, ihre Neugierde immer... Ich bemühte mich, überzeugt zu klingen: „Noch nicht...“ „Was ist mit Aiden?“ „Äh, der auch nicht...“, ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass wir gestern verdammt heißen Sex unter der Dusche hatten... „Jay...“, ihre Stimme klang ein wenig komisch, „Schlag mich, wenn ich hier Scheiße laber... aber..., ach keine Ahnung. Manchmal hatte oder habe ich das Gefühl, zwischen euch war beziehungsweise ist mehr. Ich weiß, ich weiß, ihr seid Brüder! Ist eigentlich absurd, so etwas zu denken... und sorry, mir wird auch grad klar, was ich für ‘ne Scheiße laber! Sorry! Vergiss das einfach.“ Ich stockte. Mir blieb komplett die Sprache weg. Scheiße! „Jay... ?!“, auch ihre Stimme klang ein wenig besorgt, „Ich weiß, das ist absolute Scheiße! Sorry..., sei bitte nicht sauer...!“ „Äh... okay“, uh, da brachte ich aber viel raus. Respekt, Jay! Unser Gespräch war dann so ziemlich für den Arsch, also legten wir auf. Ich sollte mich lieber beeilen, nach Hause zu kommen und Aiden davon erzählen, dass Grace uns auf die Schliche gekommen war! Krisensitzung! In der Wohnung angekommen, zog ich mir schnell zu Schuhe aus und schmiss sie in die nächste Ecke: „Aiden? Wir haben ein Problem!“ Damit hastete ich ins Wohnzimmer, wo er schon wie erwartet saß, jedoch hatte er Zettelkram in der Hand und hielt sich eine Hand fassungslos vor’s Gesicht. Seine Augen ließen dann von den Zetteln ab und blieben an mir hingen. Seine Stimmung machte mir Angst. Unsicher trat ich näher an ihn ran: „Alles okay...?“ Er antwortete mir erst einmal gar nicht, sondern stand kurz auf, nahm mein Handgelenk und zog mich mit auf’s Sofa: „Eigentlich schon, eigentlich auch nicht...“ Irritiert blickte ihn an: „Wie jetzt?“ „Ich weiß, was uns unsere Eltern verheimlichen... naja, wenn man es so überhaupt nennen kann...“, er schluckte, dann sah er mich an, legte seine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich ran, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Was?“, ich war gar nicht in der Lage, auf den Kuss näher einzugehen und sah auf die Zettel die auf dem Tisch lagen, „Haben sie geschrieben?“ „Nein, ich hatte da aber eine Vermutung und naja..., sie hat sich bestätigt...“, er sah mich undefinierbar an. Irgendwie eine Mischung von traurig und glücklich... Als ich nach den Zetteln greifen wollte, hielt er mich ab und zog mich enger an sich ran, bis ich auf seinem Schoß sah. Dann sah er mich leicht lächelnd an: „Ich habe einen Test machen lassen. Wir sind zu hoher Wahrscheinlichkeit - keine Brüder...“ Er stockte, bevor er das aussprach, was mich sprachlos machte. BITTE WAS?! Ich schüttelte den Kopf, sah ihn fassungslos an und griff nach den Zetteln. Diesmal hielt er mich nicht auf. Als ich mir das Ergebnis durchlas, lösten sich einzelne Tränen aus meinen Augen. Es stand hier schwarz auf weiß. Wir waren mit 99,98% keine Brüder... „Wie konnten sie nur...“, nuschelte ich dann doch fassungslos. ‚Unsere Eltern‘ hatten uns die ganzen Jahre über angelogen. Sie haben uns in den Glauben gelassen, Brüder zu sein! Ich dachte, in Aidens und meinem Körper würde sinngemäß das gleiche Blut fließen! Und wer zum Geier waren unsere richtigen Eltern, beziehungsweise, waren wir beide keine echten Kinder oder war nur einer von uns nicht dazu gehörig?! „Ich weiß es nicht...“, er seufzte, drückte mich dann eng an sich, und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, „Einzig positive... wir brauchen uns nicht mehr schlecht fühlen...“ „Du wirst aber immer so etwas wie ein Bruder für mich bleiben...“, man konnte doch von heut auf morgen nicht vergessen, dass man sich seit dem jüngsten Kinderpups kannte und wie Geschwister aufgewachsen war. Und jetzt sollte er nicht mehr mein Bruder sein? Das wäre ja so, als wäre er ein fremder Mensch. Gut, er war auch mein Freund, den ich über alles liebte. Es war komisch zu beschreiben. Dieses Gefühl zwischen uns zwar Liebe und Geschwisterliebe... „Du für mich auch“, dann küsste er mich zärtlich, unterbrach sich dann jedoch wieder, „Aber ich liebe dich viel mehr...“ Ich konnte bloß lächeln und zog ihn fest in meine Arme: „Ich liebe dich auch.“ Egal was wir nun waren oder nicht, wir hatten uns. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)