Spirit of Silence von YourBucky ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Spirit of Silence I Tataaaaa! Ja, unser Baby, endlich ist es fertig!!! *freu* Ihr müsst nämlich wissen, diese Story ist etwas ganz, ganz besonderes. Sie ist nämlich von meinem lieben FF-Autor Son-Goku Daimao und mir zusammen geschrieben, und nicht nur das, der gesamte kranke Plot ist in unseren beiden Köpfen entstanden (Hee, warum laufen denn jetzt alle schreiend weg?!?)... Zur Info: Dimi ist Son-Goku Daimaos Chara und Sorraiah gehört mir. ^_~ Natürlich widme ich alles, was ich geschrieben habe, ganz allein dir, Chrissi, es gibt einfach niemanden, der mich mehr inspiriert!!! Und allen anderen danke ich inständig für's lesen und bitte mit riesigen Hundeaugen um einen Haufen Comments für einen von uns (wir hams natürlich beide hochgeladen!)!!! Danke und... enjoy! Ein stilles, hohles Dröhnen. Die flüchtige Berührung von Schwärze, nicht tiefe Schwärze, eher ein irritierendes Flackern, wie das Flimmern der Bildröhre eines alten Fernsehers. Oder, als ob man mit ungeschützten Augen direkt in die Sonne gesehen hätte. Dann veränderten sich die Konturen der Umgebung. Sie verschwammen, nur ganz leicht, aber stark genug, um im Gehirn ein Gefühl von Schwindel auszulösen. Es folgte kein Zusammenbruch, die Welt drehte sich nicht einmal, es war mehr so, als würden plötzlich schwache, wellenförmige Bewegungen durch den Boden laufen, ein bisschen so wie auf einem Schiff. Der Boden bestand aus Pixeln, kleinen, unscharfen Pixeln, und wenn man die Augen schloss, wurde das Schwindelgefühl stärker. Dann war es wieder vorbei. Sorraiah blickte auf. Seine Finger spielten mit fahrigen Bewegungen mit einem dunkelblauen Plastikkugelschreiber, auf dem in großen gelben Buchstaben das Logo "ITP" leuchtete. Die schwarze Mine des Stiftes hatte einen zittrigen, kurzen Strich auf dem kleinbedruckten Papier hinterlassen. Fluchend ließ Sorraiah das überaus hässliche Ding auf seinen Schreibtisch fallen und tastete nach der halb zerdrückten Zigarettenschachtel in seiner Hosentasche. Seine Finger zitterten immer noch ein wenig, dafür hatte sich sein Blick wieder vollständig geklärt. Er stieß einen weiteren leisen Fluch aus und beugte sich dann wieder über das Chaos seiner Unterlagen. Seit Tagen überfiel Sorraiah immer wieder dieses seltsame, leere Gefühl im Kopf. Kurze Schwindelanfälle, die ebenso plötzlich wie unvorhersehbar kamen und wieder gingen, unschuldig, als wären sie gar nicht da gewesen. Es musste dieser Fall sein, dachte Sorraiah missmutig und strich sich eine Strähne seines pechschwarzen Haares aus dem Gesicht. Der Fall machte ihm zu schaffen, dabei war es an und für sich reine Routine, nicht besonders spektakulär und schon so gut wie gewonnen. Eine ängstliche, verzweifelte Ehefrau klagte ihren brutalen Mann an. Die Geschichte war so klischeebeladen, dass sie genauso gut aus jeder mehr oder weniger pädagogisch wertvollen Vorabendsoap entstammen hätte können. Er, der klassische Verlierer. Guter Job - eine leitende Position an irgendeiner angesehenen Hochschule - und alle Chancen auf eine schöne Zukunft auf irgendeinem Ferienplaneten. Weißes Häuschen, weißer Gartenzaun, weißes Garagentor und ein paar wohlgeratene Kinder, die auf dem künstlich gezüchteten, sommergrünen Rasen tobten. Dann der Abstieg. Ein gemütlicher Abend mit seinen Stammtischbrüdern in irgendeiner der kleinen, verrauchten Großstadtkneipen, vielleicht einmal, vielleicht zweimal die Woche. Irgendwann jeden Abend. Der Stress war nicht leicht wegzustecken, auch nicht für so einen gestandenen Mann. Wahrscheinlich hatte er selbst als letztes bemerkt, dass die kurzen Realitätsfluchten sich langsam, schleichend vermehrten. Na und? Ein paar Drinks hatten noch niemandem geschadet. Wie sich der gute Lehrer über die ersten Schulstunden des Tages gerettet hatte, wusste Sorraiah nicht, wahrscheinlich hatten ihm ein paar Tablettenfreunde geholfen und den bösen, hungrigen Kater vertrieben, der einen ehrlichen Bürger in einen Zombie verwandelt hatte, eine wandelnde Leiche mit Augenringen und Schnapsfahne. Wann er seine Frau wohl zum ersten Mal geschlagen hatte? Vielleicht an jenem Tag, als er seinen Job, sein Leben verloren hatte. Mit Sicherheit war ihm in diesem Augenblick zum ersten Mal aufgegangen, dass er verdammt noch mal ein Problem hatte. Ein wenig zu spät, sicherlich, die Kündigung hielt er schon in der Hand und dann erwartete ihn zu Hause seine Frau. Sie war geboren, um ein Opfer zu sein. Blassblonde Haare, fahle Haut, schwarze Ringe unter den Augen. Der Blick einer Maus, durch und durch hilflos, leidend in jeder Sekunde ihres unglücklichen Lebens. Oder hatte er sie im Laufe der Zeit dazu gemacht? Jahrelang hatte er sie geprügelt, wahrscheinlich, weil sie gejammert hatte. Vielleicht hatte er ihre Unterwürfigkeit nicht ertragen. Vielleicht hatte er genau diese ausgenutzt, um wenigstens noch irgendjemanden unter sich zu haben. Irgendwann hatte er dann auch Hand an die Kinder gelegt und dann war sie aufgewacht. Hatte Hilfe gesucht. "Er hat sich doch jedes Mal entschuldigt! Aber die Kinder..." Mein Gott, wer hat von dir verlangt, dass du dich rechtfertigst? "Ich habe auch Fehler gemacht, das ist mir klar... ich..." die zittrige, blasse Stimme versagte und sie sank kraftlos wie eine Stoffpuppe in sich zusammen. "Ich werde ihnen helfen, vertrauen sie mir. Es ist gut, dass sie endlich gekommen sind." "Ich habe das doch nicht gewollt..." Ein Schluchzen. Nicht gewollt, nicht gewollt, das sagst du jedes Mal, du kleine Ratte. Es tut mir leid! Ich habe dir ausdrücklich verboten, an den Schrank zu gehen. Gestern war da noch ein Brötchen und heute ist es nicht mehr da. Ihr Plagen bringt uns noch auf die Straße! Ich hatte solchen Hunger, es tut mir leid! Halt endlich dein dummes Maul! Oh bitte, Sakamoto, hör auf, ihn zu schlagen! Er ist doch noch ein Kind. Eines Tages wirst du ihn noch totprügeln. Einer mehr oder weniger, was soll's? Und misch dich nicht ein. Du bist betrunken, du bist schon wieder betrunken. Er ist doch dein Sohn... Sie können's gar nicht früh genug lernen! Ist das Essen fertig? Mit was soll ich denn Kochen? Sakamoto, lass ihn los. Lass ihn doch endlich los. Koch jetzt oder bück dich, Honey! Ich... mache die Reste von gestern warm. In einer halben Stunde gibt es Essen. Sorraiah hob ruckartig den Kopf. Sein Atem ging keuchend, so als wäre er zu schnell gerannt. Seine Finger hatten wieder zu zittern begonnen. Seufzend zündete er sich eine weitere Zigarette an, stand auf und trat an eines der geöffneten Fenster. Die Nacht war nicht dunkel. Milliarden kleiner Lichter, Neonreklamen und Gleiterscheinwerfer funkelten wie ein Meer künstlicher Sterne. Der Mond hing als blasse, halbrunde Scheibe am graublauen Nachthimmel. Eine dünne, neblige Wolkendecke hatte sich wie ein Schleier vor das silbrig blaue Licht des Himmelskörpers gelegt, doch das ließ die schlaflose Großstadt nur umso heller erstrahlen. Attraya war kein sehr großer Planet. Im Grunde genommen gab es dort nur zwei Städte - diese bedeckten jedoch seine gesamte Oberfläche. Auf der einen Hälfte Attrayas lag Litonia, auf der anderen Hälfte Illythia, und dort lebte auch Sorraiah. Ganz oben auf einem der gigantischen Hochhausbauten mitten in der Innenstadt lag seine Penthousewohnung. Von hier aus konnte er einen großen Teil der pulsierenden Metropole überblicken. Den Vergnügungspark am Atalic Lake, die grell funkelnden Werbeschilder des Glücksspielerviertels und die drei gläsernen Hochhaustürme des INFERIA Hauptgebäudes, die mit einem Netz von ebenfalls in Glas gefassten, freischwebenden Gängen miteinander verbunden waren. Helle Scheinwerfer tauchten das gewaltige Gebäude in gleißendes Licht, wie ein Mahnmal überragte es die gesamte ruhelose Stadt. In einem dieser Glastürme lag die Anwaltskanzlei von ITP, INFERIA Trust & Partner, sein Arbeitsplatz - und der Sponsor seiner hässlichen Kugelschreiber. Es war an und für sich nichts Ungewöhnliches, für INFERIA zu arbeiten - eigentlich war jeder zweite Berufstätige mittlerweile bei ebendieser Organisation beschäftigt. Politiker, Soldaten, Sicherheitskräfte, Forscher, Techniker, Architekten, Professoren, Fabrikarbeiter - und Anwälte. Manchen Menschen war die Übermacht der Organisation unheimlich, es gab üble Gerüchte über illegale Forschungsprojekte und andere schmutzige Geschäfte, aber das war Sorraiah mehr oder weniger egal. Er hatte mit seinem Job wirklich Glück gehabt und er verdiente außerordentlich gut. Die Nacht brachte einen kühlen Wind mit sich. Sorraiah fröstelte in der eher dünnen schwarzen Hose seines Anzuges. Er wandte seinen Blick vom nächtlichen Illythia ab und trat vom Fenster weg. Er hatte heute Nacht noch einiges zu erledigen. Verdammt, er musste diesen Fall endlich zu Ende bringen, sonst würde er endgültig den Verstand verlieren! Mit einer lässigen, nahezu beiläufigen Bewegung hob er seine Hand in Richtung Fenster. Im nächsten Augenblick fiel es mit einem lauten Knall zu. Ein kalter Windstoß fegte in die Wohnung und drückte gegen den metallenen Griff des Fensters. Er drehte sich langsam und lautlos in der Fassung herum. Sorraiah lächelte zufrieden. Der junge Schwarzhaarige trällerte leise ein melancholisches Liedchen vor sich hin und trat vor den Spiegel. Der Blick eines goldbraunen Auges traf ihn. Trotz der warmen Farbe lag darin ein kühler, beinahe herablassender und gleichzeitig auf seltsame Art und Weise desillusioniert wirkender Ausdruck. Sorraiah verzog seine Lippen zu einem Lächeln, ein Lächeln, dass er jahrelang geübt und mittlerweile perfektioniert hatte. Ich bin ihr Anwalt, vertrauen sie mir. Das pechschwarze Haar fiel ihm lang bis auf die Schultern hinab und verdeckte fast seine gesamte linke Gesichtshälfte. Was man jedoch von seinen Gesichtszügen erkennen konnte war schön, auffallend schön und in seiner blassen, gebrechlich wirkenden Perfektion eiskalt. Sorraiah knöpfte sein schneeweißes Hemd bis oben hin zu, band sich eine schwarze Krawatte um und schlüpfte in eines seiner ebenfalls schwarzen Jacketts. Er holte tief Luft. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hatte er es nicht ertragen können, sein eigenes Bild im Spiegel zu sehen. Der fremdartige Blick aus dem einen, goldenen Auge. Das halb versteckte Kunstwerk seines bleichen Gesichtes. Ein schwacher Ausdruck von Abscheu spielte um seinen Mund. Er wandte sich ab. Er hasste diese Momente und genau aus diesem Grund hasste er auch Spiegel so sehr. Diese abartigen, durch und durch boshaften Dinger, deren einzige Aufgabe es war, einem die schonungslose, schmerzhafte Wahrheit vor Gesicht zu halten. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Geh sofort aus meinem Gesichtsfeld, du halb blinder, nikotinsüchtiger kleiner Krüppel! Oh mein Gott, dachte Sorraiah, wie gerne würde ich dir ein bisschen Feuer unter deinem gläsernen Hintern machen. Arschloch. Überhaupt, was hatte ihn denn schon die Meinung eines... Spiegels zu kümmern? Er besaß so ziemlich alles, was man sich für Geld kaufen konnte. Und noch etwas viel Wertvolleres, eine unbezahlbare Gabe, ein Geschenk, dem er einen großen Teil seines Erfolges verdankte. Charisma. Er war der Anwalt des Vertrauens, der unerbittliche Ankläger, er konnte Kleinkriminelle lebenslang hinter Gitter bringen und Serientäter aus der Todeszelle holen. Recht? Wen kümmerte Recht? Es war eine grausame Welt, in der ging es allein um die besseren Argumente, nicht was man vertrat, sondern wie man es vertrat. Und zur Not, dachte er lächelnd, ließ sich bei jedem Fall ein wenig nachhelfen. Bei allen Göttern, Sorraiah war reich, er war schön, er war erfolgreich. Er war INFERIAs 21-jähriger Staranwalt auf dem Gipfel seines Erfolges. Und, verdammt, er hing immer noch an diesem verfluchten Fall fest. Sorraiah begann wieder zu singen und schlenderte auf seinen Schreibtisch zu. Dort steckte er eine neue Schachtel Zigaretten und eines seiner unzähligen Blätter ein. Namen von wichtigen Zeugen und sonst irgendwie in den Fall verwickelten Personen. Hinter einigen waren Zeichen und Buchstabenkürzel auf das Papier gekritzelt, andere Namen waren durchgestrichen oder mit leuchtender Farbe markiert. Ein flüchtiger Blick. Er hatte noch einiges zu tun in dieser Nacht, aber die Nacht war noch jung und Illythia schlief nicht. Ein kühler Wind strich einsam und verloren durch die Straßen der gigantischen Stadt. Was für ein Glück! Die perfekte Nacht für einen kleinen Ausflug. Der Schwarzhaarige löschte das Licht in seiner schnuckeligen kleinen Penthousewohnung und ließ den Raum in schwachem bläulichem Leuchten zurück. Die Lichtquelle war sein Aquarium, das zwar nur etwa zehn Zentimeter dünn war, dafür aber eine gesamte Wand einnahm. Die restlichen Wände in dem unteren Stockwerk bestanden fast ausschließlich aus Fenstern. Er liebte den Ausblick über die Stadt wirklich. Irgendein Lied kam ihm in den Sinn, er wusste nicht einmal, wie es hieß oder woher er es kannte. Pale moon's rising over city's lights Make me shine Make me cry Let stars sparkle over dark, cold night Time to leave For my last ride Sorraiah lächelte und fuhr mit dem Fahrstuhl hinab zur Erde, hinab in das ruhelose Neonmeer. Die Party konnte beginnen. "Anwalt Masayume?" Die Stimme des Mannes klang vollkommen ausdruckslos, weder fröhlich noch wütend noch dankbar noch traurig. Doch dann, ganz plötzlich, verzogen sich seine Lippen zu einem stolzen, väterlichen Lächeln. "Sorraiah, ich muss dir gratulieren. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber du bist immer noch der Einzige, der einen unglücklichen Säufer wie den Staatsfeind Nummer eins darstellen kann." "Ich denke, sie wissen genau, wie ich das mache!" Sorraiah lächelte und zwinkerte dem grauhaarigen Mann in dem braunen Anzug verschwörerisch zu. "Die andere Hälfte sind hieb- und stichfeste Recherchen, der richtige Kontakt mit den Zeugen und ein überzeugendes Auftreten." "Ach, jetzt untertreibst du!" Er klopfte dem Schwarzhaarigen auf den Rücken und ließ seine Hand dann etwas tiefer als nötig an ebendieser Stelle ruhen. "Komm doch noch mit in mein Büro, ich muss mich mit dir unterhalten." "Ein neuer Fall?" "Das besprechen wir dort." Die Beiden schlenderten durch die riesige Vorhalle des INFERIA-Hauptgebäudes. Der Boden war mit schachbrettartig angeordneten Fließen bedeckt, etliche künstliche Pflanzen standen in den Ecken des Raumes und hingen von der Decke hinab. Es herrschte geschäftiges Treiben, alle möglichen Arbeiter gingen ein und aus. Manche von ihnen trugen weiße Kittel, andere waren in maßgeschneiderten Anzügen und mit schwarzen Aktentaschen unterwegs. Hinter den Empfangsschaltern saßen etliche junge Frauen an einer Vielzahl von Bildschirmen und elektronischen Geräten. Mit einem seichten Dreiklang kündete sich einer der großen Aufzüge an, über die man in alle möglichen Abteilungen der gläsernen Festung gelangen konnte. Sorraiah und sein Begleiter - kein Geringerer als sein direkter Vorsitzender und Chef der ITP-Anwaltskanzlei, Franklin Haddock - fuhren in eine der obersten Etagen. Nach wenigen Sekunden ertönte wieder der Dreiklang. Sie stiegen aus, bogen ab und durchquerten einen der Gänge, die zu einem anderen Glasturm führte. Auf dem Boden war eine Art Fließband, das einen bequem und schnell in das etwa hundert Meter entfernte Gebäude brachte. Dank dieser Skywalks konnte man - vor allem in den oberen Stockwerken - für einige Augenblicke entspannen und die Aussicht über die Stadt genießen, doch Haddock hatte ganz offensichtlich vor, möglichst schnell in seinem Büro anzukommen und schritt eilig in Fahrtrichtung aus. Schon wenige Minuten später traten die beiden in einen großen, hellen Raum, der größtenteils von einem riesigen Schreibtisch ausgefüllt war. Dahinter stand ein gepolsterter schwarzer Bürostuhl, in dessen Rücken eine Glaswand einen ebenso schönen Ausblick über Illythias Häusermeer gewährte. Haddock nahm nicht auf seinem Chefsessel Platz, sondern auf einem der beiden weitaus weniger bequemen Stühle, die vor seinem Schreibtischungetüm standen. Sorraiah setzte sich auf den noch freien Platz. Mit einer scheinbar beiläufigen, fast unbewusst scheinenden Bewegung platzierte Haddock eine seiner Hände auf dem Oberschenkel des jungen Anwaltes, was dieser jedoch nicht weiter beachtete. "Also, worum geht es?" fragte er und konnte sich ein herzhaftes Gähnen nicht verkneifen. Immerhin hatte er in der letzten Nacht herzlich wenig geschlafen und an diesem Vormittag schon eine reichlich anstrengende Gerichtsverhandlung hinter sich. Er lächelte entschuldigend und fixierte Haddocks Gesicht mit seinem goldbraunen Auge. "Wie du dir schon gedacht hast - ein Fall, um den du dich kümmern sollst. Offen gesagt, die Akte... liest sich etwas merkwürdig. Ich fürchte auch, es wird keine leichte Aufgabe sein, also möchte ich sie dir anvertrauen. Du weißt, du bist mein bester Anwalt..." "Merkwürdig?" Sorraiah horchte auf. Sein Interesse war geweckt. Nachdem er sich mit seinem letzten Fall richtiggehend gequält hatte, war ein etwas ungewöhnlicher Auftrag genau das, was er jetzt gebrauchen konnte. Vielleicht ein ritueller Mord, vielleicht irgendein schizophrener Irrer, der sich für einen Vampir oder die Reinkarnation des leibhaftigen Bösen hielt. Wahnsinnige Zeugen, bluttriefende Tatorte und ein dicht versponnenes Netz tragischer Schicksalsfäden, genau das waren die Stoffe, aus denen ein entspannender Fall zu bestehen hatte. Er seufzte unhörbar und verzog seine Lippen zu einem verzückten Lächeln. "In der Tat. Es geht um einen... nein, lies es dir am besten selber durch. Die Liste der Zeugen und alle weiteren bisherigen Hintergrundinformationen liegen bei." Haddock zauberte eine graue Mappe unter seinem schneeweißen Berg von Schreibtischunterlagen und pedantisch geordneter Zettelwirtschaft hervor. Er drückte sie Sorraiah mit wichtigtuerischer Miene in die Hand und nickte ihm verschwörerisch zu. "Ich bin froh, dass du den Fall annimmst." "Sie wissen doch, ich hab ein Faible für... merkwürdige Fälle..." Er betonte das Wort genau so, wie sein Vorgesetzter es getan hatte und ließ die Mappe mit einem höchst zufriedenen Gesichtsausdruck in seiner schwarz glänzenden Aktentasche verschwinden. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, dass er es kaum erwarten konnte, die Unterlagen durchzusehen. An dem höflichen Schweigen im Raum bemerkte er, dass sein wichtiges Gespräch ganz offensichtlich beendet war. Er stützte sich mit beiden Armen auf den Stuhllehnen ab und erhob sich. Genauer gesagt wollte er es tun. Denn noch im Aufstehen durchzuckte urplötzlich ein heftiger Schmerz seinen Kopf. Es war wie ein greller Blitzschlag, der nur den Bruchteil einer Sekunde andauerte, aber ein weißes Flackern zurückließ, ein flimmerndes Chaos aus tanzenden Lichtpunkten. Sorraiahs ganzer Körper fühlte sich mit einem Schlag vollkommen leer an, als ob sich seine Knochen in Nichts aufgelöst hätten. Seine Beine gaben ihm nach und er musste sich auf der Stuhllehne abstützen. Noch im selben Augenblick begriff er, dass dies eine schlechte Idee gewesen war, denn auch sein Arm schien sein Gewicht mit einem Mal nicht mehr tragen zu können. Mit einer absurden Verzögerung sah er durch das Flimmern hindurch, wie er zur Seite kippte und wohl auf dem Boden gelandet wäre, hätten ihn nicht zwei kräftige Hände bei den Schultern gepackt und ruckartig aufgerichtet. "...raiah! Sorraiah!" Der junge Anwalt blinzelte Haddock für einen Moment orientierungslos an, dann klärte sich das Bild vor seinen Augen ebenso schlagartig, wie es sich in ein sinnloses Durcheinander von schwarzen und weißen Pünktchen verwandelt hatte. Sorraiah blinzelte. Er spürte, wie sein Chef ihn wieder in den unbequemen Bürostuhl setzte. "Sorraiah, verdammt, was ist los?" "Ich... ist schon wieder in Ordnung, keine Ahnung..." Tatsächlich war das Schwindelgefühl in seinem Kopf vollständig verschwunden, allerdings schien jeder einzelne Muskel in seinem Körper zu zittern. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. "Wahrscheinlich bin ich einfach nur ein wenig überarbeitet!" "Hm..." murmelte Haddock. "Willst du vielleicht etwas trinken?" "Nein, wie gesagt, es ist schon OK." Wie zum Beweis seiner Worte stand Sorraiah auf und zuckte mit den Schultern. Er fühlte sich zwar noch ein wenig wackelig auf den Beinen, ansonsten erinnerte aber nichts mehr daran, dass er vor einigen Minuten einen Schwächeanfall gehabt haben sollte. Er holte noch einmal tief Luft, griff nach seiner Aktentasche und ging dann zur Türe. "Wenn so etwas öfter passiert, solltest du dich vielleicht untersuchen lassen." Auf Haddocks Gesicht lag wieder sein durch und durch väterliches Lächeln. "Ansonsten, melde dich, wenn du mit dem Fall vorangekommen bist." "Alles klar!" Sorraiah hob zum Abschied die Hand und trat dann aus Haddocks Büro auf den Gang hinaus. Er schlenderte über den dunkelroten Teppichboden und trat dann auf das Fließband des Skywalks. Er hatte es nicht eilig. Sein Blick ruhte wie versunken aus der bizarren Landschaft gläserner und steinerner Türme, zwischen denen sich ein lebendiger Fluss hektischer Menschenmassen hindurchschlängelte. Die Straßenschluchten wurden durch eine langsam marschierende Kolonne von Gleitern geteilt. Am Horizont reckte das Riesenrad des Atalic Lake Vergnügungsparks sein stählernes Skelett dem graublauen Mittagshimmel entgegen. Sorraiah kramte eine Zigarette aus der Tasche hervor und steckte sie sich hinter das Ohr. Holy Jesus, fuhr es ihm durch den Kopf. Ich glaube, ich kann wirklich ein bisschen Erholung gebrauchen... Seiya? Bist du das? Seiya? Sag doch was! Bist du es, Seiya? Erneut fand er sich auf dem Boden wieder. Mitten auf einer alten, verrotteten, schimmeligen Matratze, die nach Abfall, Dreck und Schweiß stank, dass einem schlecht wurde. Das ursprüngliche Weiß der Laken war grau geworden und überall tauchten große und kleine braune Flecken auf, die sich jeden Tag zu verdoppeln schienen. Der Junge machte seine Augen auf und schaute verängstigt und fragend durch den Raum. Alles war wie immer. Die Glühbirne, die an einem halb durchgeschnittenen Kabel aus der Decke ragte, war aus, sodass das Zimmer in totaler Finsternis versank. Doch selbst wenn das Licht an gewesen wäre, man hätte nicht viel erkennen können. Außer den vier kargen und leeren Wänden, mit den vielen Rissen und mehreren Schichten von Tapeten, die alle mit Blumen und tanzenden Bärchen in pinken Ballettröckchen beschmückt waren gab es hier nichts. Die Matratze mal ausgenommen. Ein Schaudern lief durch den zerbrechlichen und geschundenen Körper, als ein leiser Windhauch durch das heruntergelassene, aber durch viele Löcher zum Sieb umfunktionierte Rollo hereindrang und den ungeschützten, halbnackten Körper traf, der hier verzweifelt versuchte, sich aufzuwärmen. Das Kind hatte sich zusammengerollt und die Arme um sich selbst geschlungen. Doch außer einer zerrissenen Jeans und seinem Atem gab es hier nichts, mit dem er sich hätte helfen können. Er schniefte und hustete, ein paar Nebelschwaden bildeten sich vor seinem Mund, vor den aufgeplatzten und blutig gebissenen Lippen, die vor Angst und Kälte bibberten. Er drehte sich etwas zur Seite und hob seinen Kopf ein wenig an. Schmerzen durchzuckten seinen ganzen Körper. In den Schnittwunden an seinen Armen brannte und pochte es, als bekämen die vielen tiefen und zum Teil entzündeten Wunden einen eigenen Herzschlag. In seiner Lunge machte sich ein zerreißendes Ziehen breit, dass ihm fast den Hals zuschnürte. Seine Brust drückte ihn zurück in die Laken, so viele blaue, grüne, graue und gelbe Flecken hatte er auf seinem jungen und gebrochenen Körper, er konnte sie schon gar nicht mehr zählen. Er biss die Zähne zusammen und schloss seine Augen, er wollte jetzt einfach nur wieder schlafen, einfach für einen kurzen Moment alles vergessen. All der Schmerz, die Angst, die Sorge, den Hass, den Ekel und die Scham, einfach alles wollte er runterschlucken und verdrängen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Der rettende Schlaf kam nicht. Lange wand sich das Bündel Mensch hin und her, keuchte jedes Mal unter den Prellungen und Blutergüssen auf, die man ihm im Verlauf von unzähligen Stunden der Folter angetan hatte, und wünschte sich ohne Hoffnung auf Erfolg, dass ihm die Lieder zu fallen und er im Reich der Träume versinken möge. Da raschelte etwas direkt hinter ihm. Jemand hatte sich auf die Matratze gesetzt. Das Gewicht des Unbekannten hätte den Junge fast dazu gebracht, sich auf den Rücken zu rollen. Panik stand nun in den weit aufgerissenen und zu Eis erstarrten Augen. Wer war da? "S-seiya?" Seine Stimme drang schüchtern und flüsternd hervor. Man verstand ihn kaum. Keine Antwort. Der Körper des Jungen zuckte zusammen, als er spürte wie ein Arm um ihn gelegt wurde. Behutsam und fast fürsorglich legte sich die dazugehörige Hand auf seinen kalten Bauch. Sie war angenehm warm. Fast im selben Augenblick drängte sich ein anderer Körper, nicht viel kleiner als der des Jungen an seinen Rücken. Wohlige Schauer von Hitze durchfluteten das frierende Kind. Ein Paar vertrauter Lippen setzte sich auf seine Schulter, sanft, fast nur gehaucht. Der Junge löste sich aus seiner Starre und lächelte leicht. Die Angst entschwand ins Nichts. Er war wieder bei ihm. "Seiya!" Erneut küsste ihn jemand in den Nacken, wieder nur ganz leicht und liebevoll. "Entschuldige, dass ich dich geweckt habe. Schlaf weiter." Seine Stimme klang so beruhigend, so beschützend. Man fühlte sich sofort sicher und geborgen. Jetzt kam auch die bleierne Müdigkeit, die vorhin so lange auf sich warten ließ. Der Junge kuschelte sich näher an seinen Freund heran, genoss die Wärme seiner Haut, die ebenso nackt auf seine eigene traf. Er lauschte dem Herzschlag des einzigen Menschen auf der Welt, dem er vertraute und auf einmal waren all die schlimmen Gedanken wie weggewischt. Er riecht nach Schweiß. Mr. Shikaido muss ihn ziemlich hart rangenommen haben. Wie von selbst streichelte der Junge den schützenden Arm, der um seine Hüfte lag und begann leise zu summen. Seiya mochte es, wenn sein Freund ihm etwas vor summte. Er konnte dann leichter einschlafen. "Danke" Hallte es an das Ohr des Jüngeren. Und wieder berührten ihn diese weichen Lippen unendlich zärtlich auf seiner Schulter. "Ashiteru, Seiya" Der Jüngere konnte das Lächeln auf dem Gesicht des anderen spüren. "Ashiteru Dimi." Das Bild riss ab. Der kleine, dunkle Raum mit der Matratze wich einem großen Zimmer mit vielen Fenstern und einem dunkelblauen Teppich, der so glatt dalag, wie der Ozean in ruhigen Nächten. An den etwas helleren, aber ebenfalls blauen Wänden hingen ein paar Bilder. Eines zeigte einen großen, Gold leuchtenden , riesigen Wal, der halb aus dem Wasser gesprungen war und nun in einem Wirbel aus Gischt, Wassertropfen und Licht wieder in seine Heimat entschwand. Dimi mochte dieses Bild. Es erinnerte ihn an seine eigene Heimat, an sein Zu Hause, viele viele Galaxien entfernt im Alpha-Quadranten auf dem Saturn. Lange war es nun schon her, dass er sich von dort aufgemacht hatte, heimlich als blinder Passagier auf einem Transportgleiter, der extra gezüchtete, weiße Elefanten zum Mars bringen sollte, da Prinzessin Anjanka nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter den Dienst als Königin des Feuerreiches antreten musste. Die seltenen Tiere sollten die feierliche Parade anführen. Er erinnerte sich noch genau an den Geruch dieser gewaltigen und doch sanftmütigen, ja, fast trägen Lebewesen, Es hatte nach Heu, nach den ureigenen Duftstoffen eines jeden Tieres und nach Krankenhaus gerochen. Vermutlich, so hatte Dimi sich damals zwischen den Säulen artigen Füßen dieser Kolosse gedacht, waren sie vorher noch in einem Genlabor zur Untersuchung gewesen. Und dann war er einfach so aus seiner Heimat entschwunden. Nur, dass er, nicht wie der leuchtende Wal, den er schon einmal lebendig gesehen hatte, nie wieder zurückgekommen war. Der Junge seufzte. Er hatte sich an eines der Fenster gestellt, die den Blick auf das unendliche Universum freigaben. Obwohl es draußen dunkler war, als manche Nächte sein konnte, war es im Zimmer selbst hell und leuchtend warm. Viele kleine, weit entfernte Sonnen, Planeten und Rücklichter von Raumgleitern verschiedenster Art stachen ihm in die Augen. Er verlagerte sein Gewicht gedankenverloren von einem Bein aufs andere, der weiche und flauschige Teppich hätte eigentlich seine Fußsohle kitzeln müssen, da er weder Schuhe noch Socken trug, doch er spürte nichts. Wenn ich doch nur wüßte, was mit dir passiert ist, Seiya. Wieder seufzte er und fuhr sich durch seine kurzen, sehr dunklen schwarzblauen Haare, die ihm schwer in die Stirn fielen und es einem so schwer machten, seine Augen zu erkennen. Vage spiegelt sich sein Gesicht in der Scheibe, an der nun ein großer Transportgleiter von INFERIA vorbei gedonnert kam. Lustigerweise hörte man ihn nicht. Kein lautes Dröhnen, kein Rauschen und Knistern von Antriebsmotoren oder das Knallen und Zischen der verdrängten Luft, stumm, fast geisterhaft flog das Ungetüm aus Metall, Drähten und Lichtern an Dimi vorbei. Hm......INFERIA.........Ich frage mich, ob mein Anwalt auch für INFERIA arbeitet. Möglich wäre es, immerhin hat die Firma auf Attraya die meisten Hochhäuserbauten weit und breit. Der große, graue Planet, der bis vor kurzem noch schüchtern im Hintergrund des geschäftigen Treibens von Gleitern, Raumschiffen und umher schwebenden Felsbrocken geblieben war, tauchte nun fast erschreckend groß in der Schwärze des Alls auf. Das war Attraya, das Ziel von Dimis Reise und wohl möglich der letzte Ort, den er als freier Mensch betreten würde. Er wußte nicht wirklich viel über die dortigen Sitte und Gebräuche. Das einzige, was er aus ein paar Prospekten herausgefunden hatte, war die Tatsache dass Attraya in zwei Großstädte eingeteilt war. Die genauen Namen hatte er nicht mehr im Kopf, aber die, in die Dimi wollte, fing mit einem I an. Doch wußte Dimi auch, dass ihn dort unten drei gigantische Glastürme, die INFERIA-Türme erwarten würden. Immerhin würde er dort in wenigen Stunden ein Konzert geben und danach, ja, danach würde er dann den Menschen treffen, der ihn vor einer grauenvollen Zukunft im sichersten und schlimmsten Gefängnis auf dem Merkur bewahren sollte. Der junge Mann schloss kurz seine Augen und schaute sich dann genau in sein eigenes Spiegelbild. Er lächelte schief. War es denn wirklich so schwer, ihm in die Augen zu gucken? Warum gelang es den meisten Leuten nicht? Fast jeder, dem er in die Augen sah, schaute weg, lief rot an, oder starrte zurück, als sei Dimi ein Alien, ausgestellt in einem gigantischen Zoo. Lag es wirklich nur an der andersartigen Farbe seiner Pupillen? War es nur diese kleine äußerliche Abnormalität? Von Geburt an hatte Dimi immer starke, strahlende blaue Augen gehabt. Fast schon zu blau, doch dann war der Regen gekommen und hatte das Blau weggewischt, wie den falsch aufgetragenen Lack eines alten Gleiters. Und zurückgeblieben waren zwei eiserne, kalte und silbern glänzende Kugeln, die Dimi schon ein wenig das Aussehen eines Cyborgs verliehen. Da klopfte es an der Tür. Dimi drehte seinen Kopf zur Seite und bat seinen Manager herein. Godjira Tai Ling war ein Mann, der immer gepflegt aussah, egal, in welcher Lebenslage. Sein etwas übergewichtiger Körper war in einen hellbraunen Anzug verpackt, garniert mit einer rotgrau-karierten Krawatte und zwei schwarzen Lackschuhen, die er gerade neu gekauft haben musste, denn gleich als er reinkam, rutschte er auf der glatten Sohle fast aus du fing sich im letzten Moment. Sein blondiertes Haar war glatt gekämmt und seine Brille mit den viereckigen Gläsern, die nur deswegen viereckig waren, weil laut Umfrage, Menschen mit runden Brillengläsern oft für dümmer eingeschätzt wurden, als Leute mit eckigen Gläsern, verlieh seinem an sich sehr netten und freundlichen Gesicht eine gewisse Härte und Stränge, die nun gar nicht zu seinem Lächeln passte. "Hallo Godjira. Was gibt es?", fragte Dimi tonlos und ging durch den Raum zu einem großen Glastisch, auf dem ein hölzerner Kasten lag. "Hallo Dimi. Ich wollte nur noch mal fragen, ob du auch fertig bist, für den Auftritt meine ich. Du musst sie umhauen heute Abend." Herr Tai Ling folgte seinem Schützling, der fast einen ganzen Kopf großer und viele Kilos leichter war. "Wieso? Ist jemand Besonderes im Publikum?" Dimi öffnete vorsichtig den Deckel des geformten Kastens und betrachtete mit einem Lächeln seine Violine. Sie lag da, eingebettet in ein rotes Samttuch. Sie war aus schwarzem Holz, die Seiten waren silber und mit einem goldenen Schriftzug in verschnörkelter Schrift stand Dimis Künstlername unten am Rand. "Spirit of Silence" "So könnte man es sagen. In der Tat. Es sind jede Menge Leute von INFERIA da und ich meine nicht, einfach nur irgendwelche Arbeiter..." "Wohl kaum. Statistisch gesehen ist jeder zweite Arbeiter im gesamten Universum Mitglied der großen INFERIAfamilie und demnach dürfte jeder zweite Besucher meiner Konzerte dort arbeiten.", unterbrach ihn Dimi. Godjira schüttelte verständnislos den Kopf und fuhr fort. "Wie dem auch sei. Heute sind ne ganze Menge Vertreter aus dem Vorstand, der obersten Etage im Publikum. Und dein Anwalt ist auch dabei. Zumindest habe ich ihm eine Eintrittskarte geschickt, ob er kommt, weiß ich nicht, aber andererseits, wer will dich nicht hören?" Er lachte laut, als hätte er einen verdammt guten Witz gerissen und tätschelte Dimis Schulter. "Wer ist den dieser Anwalt? Ich kenne ihn gar nicht." Er strich behutsam über die Inschrift und machte den Deckel dann wieder zu. "Du wirst Augen machen. Es ist kein geringerer als Sorraiah Masayume, den ich für dich an Land gezogen habe. Was sagst du dazu?" Tai Ling sah Dimi erwartungsvoll an, ein Leuchten lag in seinen Augen. "Und? Ich hab den Namen noch nie gehört? Ist was mit dem nicht in Ordnung, oder wie?" "Was!? Du kennst Sorraiah Masayume nicht. Den jüngsten und erfolgreichsten Staranwalt der ersten zehn Quadranten. Meine Herren, du hast die Allgemeinbildung eines Sechstklässlers." "Promiwissen." Dimi sagte es tonlos und schritt zurück zum Fenster. "Was?" "Du meinst, mein Promiwissen ist das eines Sechstklässlers, nicht Allgemeinbildung." Godjira stand verwirrt im Raum. "Was meinst du damit?" "Allgemeinbildung ist, wenn du in vielen Bereichen zwar über kein komplettes, aber ein Teilwissen verfügst. In Bereichen wie Physik, Mathematik, Astronomie oder Medizin. Was du meinst, bezeichnet man im Allgemeinen als Promiwissen oder meinetwegen auch Boulevardbildung. Damit ist gemeint, dass man so gut wie alles über berühmte Persönlichkeiten, wie Fimstars, Musiker oder eben Staranwälte weiß. Du hast das bloß vertauscht." Noch immer klang in Dimis Stimme kein Gefühl mit. Er stand wieder am Fenster und schaute das näherkommende Attraya an. "Wie du meinst. Aber denk dran, das Konzert beginnt um acht. Das Meeting mit Sorraiah ist um zehn." "Ist klar." Damit war der dickliche Mann auch schon wieder im Flur verschwunden und Dimi blieb allein zurück. Ich bin wirklich gespannt, ob dieser Sorraiah auf dem Konzert sein wird Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)