Kind der Sirenen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 17: Bonus-Kapitel: Alte Wunden und neue Heilmittel ---------------------------------------------------------- Bevor ihr weiter lest, das hier ist ein Bonus-Kapitel und spielt NACH dem Epilog! Wenn ihr den also noch nicht gelesen habt, dann überspringt das Kapi und lest es danach :3 ________________________________________- "Tailor, lange nicht gesehen." Derek Escroc lächelte wissend. "Wobei du mich länger nicht gesehen hast als ich dich, ich habe dein Interview bei dieser Nana mitbekommen..." Tailor seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Gibt‘s eigentlich irgendwen, der das nicht gesehen hat? Berühmt zu sein ist echt anstrengend..." Der Pfarrer lächelte verständnisvoll und Tailor seufzte. "Übrigens tut‘s mir Leid, dass das mit jedem zweiten Montag nicht funktioniert hat, aber in letzter Zeit ist wirklich eine ganze Menge passiert..." "Ach ja? Willst du mir vielleicht ein bisschen davon erzählen?" Tailor grinste "Finden sie mich wirklich so interessant Derek?" Der Mann nickte und schmunzelte. "Oh ja, und mittlerweile hat meine Organisation auch die Akte, die ich über dich angelegt habe, und sie halten dich ebenfalls für ein interessantes Objekt. Wodurch wir direkt wieder bei deinem Interview und auch deiner Prominenz sind." Tailor nickte "Stimmt, mein Bekanntheitsgrad wäre einer Karriere als Geheimagent wahrscheinlich abträglich..." Escroc schüttelte den Kopf. "Ganz und gar nicht, denn wir würden dich sowieso am ehesten in der Aufklärungsabteilung einsetzen, das bedeutet Informationsbeschaffung, Auskundschaftung, Vorbereitung, vielleicht auch Ausbildung anderer Agents in Psychoanalyse, wir würden dich auch für Personenanalysen hinzuziehen und ähnliches. Dein Bekanntheitsgrad wäre also nicht weiter hinderlich, womöglich ab und an sogar eher ein Vorteil. Zudem besitzt du im Fall der Fälle offensichtlich auch noch eine gewisse Begabung dafür, in die Haut einer anderen Person zu schlüpfen. Was du mit einer Prrücke und etwas Make-up vollbringst, schaffen andere nur mit hochwertigen Masken und anderen speziellen Hilfsmitteln, mich würde interessieren was du machen kannst, wenn deine Möglichkeiten erweitert werden." Tailor nahm dies mit einem sanften Lächeln auf. "Nun, es ist, wie im Interview gesagt, eine Option, die ich mir offen halte, ich dachte daran in zwei oder drei Jahren einzusteigen, müsste ich das modeln aufgeben?" "Nein, nein, dein Beruf ist ein wunderbarer Vorwand, der dich auch für Auslandseinsätze fähig macht." Der jüngere nickte und schlug die Hände zusammen. "Um mal zu was anderem zu kommen. Ich bin eigentlich hierhergekommen, um dich um etwas zu bitten, Derek." Der Mann schien überrascht. "Na dann, worum?" "Würdest du mich und Louis verheiraten?" Auf dem Gesicht des kleinen Mannes mit den Goldlocken und der rosa Hautfarbe breitete sich ein aufrichtiges Lächeln aus. "Ja, ja sogar sehr gerne. Allerdings gibt es da das Problem, dass gleichgeschlechtliche Paare höchstens einen Segen empfangen können. Aber man kann es wie eine Hochzeit ausrichten, nur dass ich euch nicht zu Ehepartnern erkläre, sondern eure Verbindung vor Gott segne und anerkenne. Damit habe ich gar nicht gerechnet, wann soll‘s denn sein?" "In zwei Wochen, wir kennen uns jetzt zwar erst ungefähr ein dreiviertel Jahr, aber ich bin volljährig, es läuft alles besser denn je und wir sind auch verliebter denn je. Er hat mir vor einer Weile den Antrag gemacht und jetzt gerate ich langsam in Organisationsstress...ich denke, ein Segen wird seinen Zweck auch erfüllen." "Ich bin mir sicher, das machst du schon. Nur noch eine Frage, warum willst du kirchlich heiraten, ich habe dich nicht für religiös gehalten..." Tailor grinste "Stimmt, ich bin eher rational veranlagt, aber ich schließe die Existenz eines höheren Wesens nicht aus...außerdem macht es meine Mutter hoffentlich glücklich zu sehen, dass ihr ach so geschätzter Pfarrer kein Problem damit hat, auch Homosexuelle Menschen im Schoß seines Glaubens willkommen zu heißen." "Verstehe, wo wir grad bei deiner Mutter sind, ich habe sie lange nicht mehr gesehen." Tailor blinzelte. "Sie ist mit einer Frau zusammen und empfindet ihr Leben als sündhaft, sie ist auf dem Weg zu akzeptieren, dass es okay ist, lesbisch oder schwul zu sein, aber sie verliert darüber ihren Glauben. Ich denke, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht, wenn sie mal mit ihr reden..." "Du kennst meine Regel für ein Gespräch, sie muss zustimmen." "Schon klar." Zwei Wochen später stand Tailor in einem kleinen Raum des Gemeindehauses und sah ganz nervös zwischen Anzug und Kleid hin und her, er konnte sich einfach nicht entscheiden. Louis hatte ihm zwei Garderoben entworfen, aus purem Übermut, Tailor hatte ihn noch grade stoppen können, eine ganze Hochzeitskollektion anzufangen, auch wenn sich das bestimmt gut verkaufen würde. Der Anzug war hervorragend geschnitten, anders als der seines Verlobten, aber trotzdem gehörten und passten sie zusammen, aber das Kleid war...ein Traum. Er fuhr mit der Hand sanft über das wallende Unterkleid aus Seide, kühl und fließend glitt es durch seine Finger. Die ausladende Schleppe war sorgsam um den Fuß der Puppe gelegt, die das Kleid im Moment trug. Das Überkleid aus weißem Brokat mit goldgewirktem Rosenmuster, das vom Saum sowohl unten als auch oben in den Stoff hinein wuchs, war im Schnitt schlicht und doch wunderschön. Ausnahmsweise hatte Louis darauf verzichtet es einem imaginären Busen anzupassen, sondern es Tailors Oberkörper gemäß gerade und ebenmäßig geschnitten. Geschlossen wurde es mit zwei goldenen Kettchen unterhalb des Schlüsselbeins und auf Höhe des Bauchnabels. Der Brokatstoff reichte vorne gerade bis zum Boden und endete hinten nur kurz vor dem Saum des Unterkleides. An den Seiten, leicht nach hinten versetzt, öffnete sich der Brokat bis hinauf zur Taille und zeigte die in vielen Falten liegende Seide. Die Enden der Brokatschleppen liefen spitz zu, und gehalten wurde das Ganze von zwei dünnen Seidenträgern. Tailor seufzte erneut und griff zum Anzug, er musste die Welt schließlich nicht jeden Tag aufs Neue schockieren, indem er in einem Kleid heiratete, auch wenn es ihn wehmütig stimmte. Es klopfte an der Tür und er rief "Herein". Kurz darauf fühlte er sich irgendwie überschwemmt von Wesen des weiblichen Geschlechts. In dem kleinen Raum nur mit Spiegel und den zwei Kleiderpuppen standen nun er, seine Mutter, Giuseppina, Sabrina, Charleen, Maddy und Babette. Sie alle schnatterten durcheinander und er bekam beinah einen Drehwurm davon, dass er herumgereicht wurde wie ein Paket und jede der Frauen ihn mal drücken wollte. Am Ende stand er vor seiner Mutter, die ihn kritisch musterte. "Liebling, du siehst ja wirklich sehr galant aus, aber habe ich mich etwa in der Annahme getäuscht, dass Louis der Mann in eurer Beziehung ist?" Tailor runzelte die Stirn. "Nein, das stimmt schon, wenn einer von uns das Äquivalent der Frau darstellt, bin wohl ich das..." Sie lächelte "Und warum bist dann nicht du derjenige, der dieses unglaublich traumhafte Kleid dort trägt?" Er war etwas überrascht von ihr, auch wenn es stimmte, dass sie sich eindeutig verändert hatte, wusste er doch, dass es ihr schwer fiel sich die Werbeplakate von ihm als Frau anzusehen. "Ich dachte, das sei vielleicht etwas zu...provokant." Maddy stricht wie er zuvor über den Stoff. "Schwachsinn, was an diesem Kleid ist provokant? Es ist nicht aufreizend oder so, und du wirst darin aussehen wie ein Engel." Er sah sie unsicher an, aber da fiel Sabrina auch schon ein. "Oh ja, trag das Kleid, es ist einfach so...hach, ich glaube, wenn ich heirate, wird auch Louis mein Kleid entwerfen." Babette schmunzelte "Na, wenn das kein Argument ist, komm, mach deinen Ehemann berühmt, indem du der zauberhafteste Bräutigam wirst, den es in der Geschichte je gegeben hat." Giuseppina betrachtete es eingehend "Es wirkt doch eh mehr wie eine Robe, als ein tatsächliches Kleid, also ich habe noch nie ein Kleidungsstück gesehen, das perfekter dein Erscheinungsbild widerspiegelt, es ist reizvoll und feminin, aber doch auf exotische Art androgyn und absolut einzigartig, außerdem besitzt es eine altmodische feierliche Aura, du wirst sein wie von einem anderen Stern, Louis vergisst womöglich seinen Text." Tailor lächelte "Wir müssen ja im Grunde nur immer mit Ja antworten." "Habt ihr etwa kein Eheversprechen vorbereitet?" Tailors Wangen färbten sich ein wenig "Äh...doch, schon, aber ich glaube, selbst wenn er vergessen sollte, was er sagen wollte, werde ich das nicht." Sabrina kniff ihn in die Wange. "Wow, du bist rot, ist es etwa so peinlich?" Er schüttelte den Kopf "Nein, peinlich nicht...ihr werdet es ja hören." Er versuchte aus dem Raum zu kommen, aber mehrere kräftige Arme hielten ihn zurück. "Was ist mit dem Kleid, Tailor?" "Ich weiß nicht...ich traue mich nicht es anzuziehen...es ist so..." Er schluckte. Maddy war ganz verwundert, wie verklemmt ihr kleiner Spatz wirkte. "Was ist es?" Er schwieg noch einen Moment. "So würdevoll. Ich fühle mich dem Kleid nicht gewachsen, ich glaube ich habe Angst, dass Louis von mir in diesem Meisterwerk enttäuscht sein könnte..." Charleen, die bisher noch gar nichts gesagt hatte, gab ihm eine Kopfnuss. "Du bist ein Idiot, Tai, Louis hat dieses Kleid für dich gemacht, er hat es mit dir als seine Inspiration gemacht, wie also könnte es nicht zu dir passen?" "Keine Ahnung..." Seine Mutter seufzte "Ich weiß, was das wirkliche Problem ist, du bist nervös." Er zögerte, war er nervös? "Das ist ganz normal, es wundert mich eher wie gelassen du wirkst, vor meiner Hochzeit war ich ein absolutes Nervenbündel und dann bin ich vorm Altar beinah in Tränen ausgebrochen." Tailor sah sie an "War das nicht eher, weil du so einen Loser geheiratet hast?" Sie zwickte ihn feste "Das war nicht nett, und jetzt zieh dich um, so furchtbar viel Zeit bleibt dir nicht mehr, die Hälfte ungefähr ist schon da." Louis hatte Gesellschaft von Ethan und Marcel. "Kaum zu glauben, dass letztendlich du es bist, der zuerst heiratet..." Louis grinste "Tja, ich weiß nicht, seit Tailor begonnen hat meine emotionale Verkrüppelung zu heilen, bin ich in der Hinsicht impulsiver und leidenschaftlicher denn je, auch wenn ich mich nach wie vor schwer tue mit dieser Rolle in der Öffentlichkeit. Zumal ich manchmal auch als 'Tailor Devenors Verlobter' vorgestellt werde, das fühlt sich wirklich seltsam an, als ob ich selber keine wirkliche Person wäre, sondern ein Anhängsel, so was wie eine Handtasche oder so..." Marcel schnaubte "Was glaubst du, wie‘s mir da ergeht? Ich bin von euch allen der Unbekannteste und werde immer nur als Ethans Lover abgestempelt." "Du tust mir ja so leid, aber sieh‘s positiv, wenn ihr geheiratet habt, bist du auch ein Grifone und steigst somit im gesellschaftlichen Ansehen." "Ja, weil ich genau das anstrebe, Aufstieg in der versnobten high society unserer Gesellschaft." Louis richtete seine Fliege. "Ich hoffe, Tailor trägt das Kleid, ich kann kaum an etwas anderes denken, als ihn in diesem Kleid den Gang entlangschreiten zu sehen..." Ethan beugte sich zu Marcel "Du verlangst von mir aber nicht, dass ich auch ein Kleid trage, oder?" Marcel strich ihm liebevoll über den Rücken und tätschelte ihm kurz den Hintern, woraufhin Ethan leicht zusammenzuckte. "Nimm‘s mir nicht übel Schatz, aber Tailor macht im Kleid eine um einiges bessere Figur als du." Die meisten waren in der Kirche, Anne, Maddy und Sabrina hatten ihn nun auch alleine gelassen und er war ganz nervös. Sein Großvater Attanasius würde ihn zum Altar führen. "Oh Gott...was mache ich hier?" Sein Großvater tätschelte ihm die Hand. "Das Richtige, Junge, was ist los? Du bist doch sonst immer so gelassen." "Ja, aber es ging bisher um meine Schulnoten, oder um meine Gefühle, oder mein Leben, hier dagegen geht es um...um Alles, es geht um Alles, das hier ist die wichtigste Entscheidung, die ich je treffen werde, und ich bin achtzehn...ich bin nervös." "Ganz ruhig, gleich setzt die Musik ein Junge, mach dich bereit, das Kleid ist übrigens ganz hinreißend." Attanasius war einfach klasse, wie hatte Tailors Vater nur so werden können. "Danke, Opi..." Die Flügeltüre öffnete sich, sanfte Orgelmusik spielte an, Tailor in jenem Kleid, am Arm seines Großvaters, trat ein. Er hatte die mittlerweile etwa schulterlangen glatten Haare offen gelassen und sich auch nicht geschminkt, sodass er trotz des Kleides nicht wie eine Frau wirkte, sondern ganz er selbst war. Ein transzendentes Wesen, herabgestiegen aus dem Reich des Unbegreiflichen und Unerreichbaren, um sich an ihn, den einfachen Sprössling einer Familie von Kriminellen zu binden. Die Sonne fiel von links durchs Buntglas und tauchte ihn immer wieder in strahlende Farben, das Gold des Brokats glitzerte und Tailors Miene war nicht gespielt, sondern ganz offen und zeigte die Gefühle, die Louis auch in sich selbst fand, Nervosität, Freude und eine gewisse Ungeduld, ein bisschen Angst schien auch dabei. Etwas kitzelte ihn im Gesicht, überrascht wischte Louis sich über die Wange -Tränen. Tailor sah zu niemandem, sein Blick war starr auf Louis gerichtet und bedächtig bewegte er sich die Sitzreihen entlang. Louis wurde von der rechten Seite in bunte Farben gehüllt und sah im schicken Dreiteiler – die Weste war aus weißem Brokat, mit dem gleichen Rosenmuster, Jackett und Hose waren in schlichtem Schwarz, wobei das Jackett einen leichten Schwalbenschwanz hatte – einfach gnadenlos göttlich aus. Die Haare hatte er altmodisch seitlich gescheitelt und sein Gesicht zeigte bei Tailors eintreten einen Ausdruck außerordentlicher Nervosität und Aufregung, aber auch übersprudelnder Bewunderung und ein glückliches Lächeln. Überrascht war Tailor, als er sah, dass sein Bräutigam weinte, dieser wunderschöne Anblick brachte auch ihn den Tränen nahe und er konnte über sie beide nur den Kopf schütteln. Was waren sie nur für zwei komplizierte Menschen. Ethan und Marcel, ihre beiden Trauzeugen, klopften Louis sachte auf die Schultern, um ihm Mut zu machen. Als Tailor direkt vor ihm stand, wandte er sich zu seinem Großvater, der ihn auf die Wange küsste und dann an Louis reichte. Er spürte, wie Tailors Finger sich weich und zart mit seinen verflochten, und von seiner Hand ging ein unbeschreibliches Kribbeln aus, als ob er das erste Mal in seinem Leben einen anderen Menschen wahrhaftig berühren, tatsächlich erreichen würde. Tailor hob die andere Hand und wischte Louis vorsichtig eine weitere Träne weg, dann wandten sie sich dem Pfarrer zu und machten noch einen Schritt nach vorne. Escroc begann zu sprechen, aber Tailor nahm es gar nicht richtig wahr, in Gedanken war er bei Louis, sein Herz versuchte sich aus seiner Brust zu lösen und hinauf in die Wolken zu fliegen, ihm war schwindelig, heiß und kalt, er war so glücklich und sogar ein bisschen wehmütig. Aber Louis Tränen waren der ultimative Beweis gewesen, dass dies die richtigste, die beste, die wichtigste Entscheidung war, die er jemals treffen würde. Er wusste nicht, wie lange er Louis einfach nur angesehen hatte, aber dieser drückte seine Hand kurz etwas fester und so löste er sich unbemerkt aus seiner Trance, gerade noch rechtzeitig. "... so sprecht nun beide euer Gelübde." Er deutete auf Tailor und der wandte sich nun ganz Louis zu. "Louis, Seit ich dich gesehen, glaub' ich blind zu sein. Wo ich hin nur blicke, seh' ich dich allein. Wie im wachen Traume schwebt dein Bild mir vor, taucht aus tiefstem Dunkel, heller nur empor. Seit ich dich gesehn, gibt‘s keinen andern mehr, in meiner schmalen Brust schlägt das Herz so sehr, dass es ihr bald entspringt, drum reich mir deine Hand, für ein gemeinsam Leben, schließ mit mir das Band. Seit unserem Duett will ich dir alles schenken was du von mir verlangst, allein an dich nur denken und leben für dein Wohl. Ich werde bei dir bleiben so lange du mich willst, darf nur der Tod uns scheiden." Er hatte eines seiner Lieblingsgedichte als Grundlage genommen, aber nach wie vor war ihm das Gelübde etwas peinlich, auch wenn er es persönlich so sehr schön fand. Louis lächelte und Escroc wandte sich ihm zu "Alouis, nun du." Louis nickte und räusperte sich. "Tailor, Wenn es jemanden gibt, der mich glücklich macht, dann du. Wenn ich auch dich glücklich machen kann, dann muss Gott mich wirklich lieben. Wenn es einen Teufel gibt, dann kann er mir nichts anhaben, denn die größte Verführung bist du. Wenn ein Engel vom Himmel stiege, könnte er nicht schöner und reiner für mich strahlen als du. Wenn ich nicht so blind und dumm wär, wären wir jetzt schon verheiratet. Wenn du mich mit meinen Fehlern akzeptieren kannst, dann macht mich das zum glücklichsten Menschen der Welt. Wenn du in diesen Bund mit mir einwilligst, dann werde ich dich immer halten und mit dir Hand in Hand den Alltag bestreiten. Wenn ich mein Leben mit dir verbringen darf, dann werde ich irgendwann friedlich und erfüllt von Glück die Augen schließen können und der Tod wird mir nichts anhaben, denn mir macht nur ein Gedanke Angst. Die Vorstellung, dass ich beinah so dumm gewesen wäre, dich entgleiten zu lassen. Ich werde dich lieben, ehren und begehren, solange ich lebe und wenn möglich darüber hinaus." "...so frage ich euch nun: Tailor Devenor, möchtest du den hier anwesenden Alouis Grifone zu deinem Partner vor Gott, deinem und unser aller Herr und Vater, nehmen?" Er atmete tief durch "Ja, das will ich." "Und willst du, Alouis Grifone den hier anwesenden Tailor Devenor zu deinem Partner vor Gott, deinem und unser aller Herr und Vater, nehmen?" "Ja, ich will." Escroc nickte zufrieden und erhob seine Hände über ihre Köpfe. "Dann empfangt jetzt den Segen." Sie schlossen die Augen. "Es segne und behüte euch der allmächtige Gott, der Vater, der Himmel und Erde gemacht hat, euer Band sei geschmiedet in seinem ehernen Wort und eure Liebe entspringe der ewigen Liebe des heiligen Vaters zu euch, seinen Kindern. Möge er euch stets begleiten und euch den Weg weisen. Amen." Tailors Mundwinkel zuckten, dann, zuerst noch zögerlich, lächelte er und sah in Louis ebenfalls strahlendes Gesicht. Sie neigten sich einander entgegen, schlossen die Augen und drückten ihre Lippen ganz sanft aufeinander, keine Zunge, keine Spielerei, ihre Münder berührten sich zärtlich, ihre Lippen liebkosten sich und dann war es vorbei. "Wir sind jetzt wirklich verheiratet..." murmelte Louis an Tailors Lippen. Dieser zog ihn zu sich um ihn zu umarmen. "Standesamtlich sind wir es seit gestern." "Du weißt, was ich meine." Er warf seiner schluchzenden Mutter und pikierten Großmutter einen Blick zu. "Ja, das hier ist die wichtigere Hochzeit." Louis lachte "Lass uns raus gehen, bevor unsere Gäste sich den Hintern wund gesessen haben." Tailor nickte, löste sich von ihm, hob seine Schleppe leicht an und drehte sich der Flügeltür zu. Die Tür in ein neues Leben. Für die Feier hatten sie den Saal des SilverSpring Hotels gemietet. Tailor und Louis waren gemeinsam in einem Raum für Angestellte, wo sie sich kurz etwas frisch machen konnten. Louis lachte und schüttelte sich Reiskörner aus den Haaren, während Tailor das Überkleid öffnete, um die Körner abzuschütteln, die ihm in den Ausschnitt gefallen waren. "Eine ganz schön blöde Tradition..." Louis lachte wieder und zog seinem Ehemann noch ein verirrtes Reiskorn aus den Haaren. "Ach komm, ist doch ganz lustig..." "Wenn du meinst..." Tailor war Louis Blick sein Kleid hinab gefolgt. "Ich hatte mir ausgemalt, wie du in diesem Kleid aussehen würdest, aber du hast all meine Erwartungen übertroffen, ich habe mich gefühlt, als hätte ein Pfeil mein Herz getroffen, falls das möglich ist, habe ich mich in dem Moment noch viel mehr verliebt als sonst." "Als sonst? Hast du dich denn schon öfter in mich verliebt?" Louis lächelte und nahm Tailors Gesicht in beide Hände. "Jedes Mal wenn ich dich ansehe, jedes Mal wenn ich deine Stimme höre oder nur an dich denke, verliebe ich mich aufs Neue." Tailor strich Louis eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. "Das hast du sehr schön gesagt." "Es ist nur die Wahrheit." "Das ist gut..." Tailor gab Louis einen Kuss, erst sanft, wie schon in der Kirche, aber dann verlangte er nach mehr und freute sich zu spüren, wie Louis Hände von seinem Gesicht, über den Hals und die Schultern in seinen Rücken wanderten und sie beide näher aneinander drückte. Louis merkte, wie Tailors flinke Finger einen Weg unter die Weste und das Hemd fanden. Er löste sich kurz aus dem Kuss und seufzte. Sie lehnten sich aneinander, Stirn an Stirn. "Liebster..." "Ja, Liebster?" "Unsere Gäste..." "Vergiss sie, ich will dich spüren, und du willst mir doch bestimmt dieses Kleid ausziehen..." Louis grinste. "Das hatte ich eigentlich nicht geplant, ich wollte eher, dass du es anbehältst, während wir das erste Mal den ehelichen Akt vollziehen..." "Oho...in Ordnung...ich behalte es an...wenn du unsere Gäste vergisst..." "Tailor..." "Na los..." Louis merkte, wie die Finger seines Ehemanns nun begannen unter seinen Hosenbund zu wandern. Er spürte, dass er kurz davor war aufzugeben, doch dann klopfte es zum Glück an der Tür. "Mr. und Mr. Grifone, brauchen sie noch lange?" Louis schob Tailors Hände aus seiner Hose. "Nein, alles in Ordnung, wir sind gleich so weit." Tailor zog einen Schmollmund, der sich dann Stück für Stück in ein wirklich angsteinflößendes Lächeln verwandelte, das Louis ahnen ließ, wie sehr er es bereuen würde, jetzt nicht nachzugeben. "Hast du eine Ahnung, wo sie bleiben?" Marcel stand im Festsaal mit einem Sektglas in der Hand, sah Ethan fragend an und der grinste "Ich habe eine Ahnung, Tailor sah heiß aus, wahrscheinlich fällt es Louis schwer sich zurückzuhalten..." Marcel kniff Ethan in den Hintern "Ich mag es ganz und gar nicht, wenn du dieses Adjektiv auf meinen Bruder oder irgendeinen anderen Mann verwendest..." Ethan seufzte "Hätte ich doch gewusst, wie eifersüchtig du sein kannst bevor ich mich verliebt habe..." Marcel grinste "Tut es etwa immer noch so weh?" "Was tut dir weh, Ethan?" Die Turteltäubchen drehten sich um. "Adam, du bist auch eingeladen?" Ethan lächelte freudig überrascht und Marcel begutachtete den großen muskulösen Mann mit den breiten Schultern, den schwarzen kurzen Haaren und der irgendwie leicht bedrohlichen aber auch charmanten Ausstrahlung. "Ja, ich war selbst nicht weniger überrascht als du, vor allem hätte ich nie gedacht, dass Louis je im Leben heiratet. Aber bei diesem Bräutigam kann ich es verstehen...Tailor Devenor, meine Herren, sexy -Aua! Eden, sag mal geht‘s noch, du weißt doch, dass ich da-" "Ja ja, dass du da die Bisswunde von mir hast, jetzt jammer nicht, so feste habe ich dich gar nicht gezwickt." Adam schnaubte "Ja, aber gebissen." Der junge Mann, der neben den Hünen getreten war, hatte fein geschnittene längliche Gesichtszüge, braunrote dunkle Haare bis zum Kinn, ausdrucksstarke hellblaue Augen und einen honiggoldenen Teint. "Ethan, das ist mein Ehemann, Eden Anges-Wolfert." Ethan streckte dem jungen Mann die Hand hin und ächzte "Alle heiraten, nicht zu glauben, und alle suchen sich solche Jungspunde..." Marcel schnaubte "Na, viel älter als mein Bruder bin ich nicht..." Ethan grinste schuldbewusst "Ja, stimmt schon..." Adam wirkte überrascht "Ihr seid auch verheiratet, warum war ich nicht eingeladen?" "Hast du etwa mich eingeladen? Aber nein, wir sind bisher nur verlobt..." Marcel wurde von hinten angetippt und drehte sich um. Das Gesicht vor ihm war ihm weitestgehend unbekannt, auch wenn er glaubte, es schon mal gesehen zu haben. Ein weiterer junger Mann mit ebenfalls sehr ausdrucksstarken großen blauen Augen sah ihn an und lächelte höflich. "Hallo, wissen sie eventuell, wo das Brautpaar ist? Wir suchen sie nämlich. Wir konnten leider nicht zur Messe kommen, weil wir im Stau standen." Marcel runzelte die Stirn "Äh...sie sind noch nicht im Saal erschienen, es bleibt ihnen wohl nichts anderes übrig als zu warten..." "Achso...tja dann..." Der junge Mann sah etwas planlos zu dem großen gutaussehenden älteren Mann in seinem Schlepptau. "Wir müssen wohl warten. Hast du eine Ahnung, wo Lena ist?" "Auf die Toilette hat sie gesagt." Marcel hatte das Gefühl, dass die beiden etwas verloren wirkten. "Sie beide können uns ja so lange Gesellschaft leisten, ich bin Marcel Devenor, der Bruder des Bräutigams." Ethan, der die Unterhaltung mitbekommen hatte, während Adam und Eden sich gekabbelt hatten, grinste "Und ich bin Ethan Grifone, ebenfalls Bruder des Bräutigams." "D-danke, gerne, mein Name ist Heinrich Kleist, das ist mein Partner Alexander Humboldt. Ich hab mit Tailor zusammen ein Shooting gemacht..." Marcels Miene erhellte sich. "Natürlich, daher kamen sie mir bekannt vor, sie sind das zweite Schneewittchen!" Der junge Mann errötete. "Sch-schneewittchen...ich wusste nicht..." Ethan schüttelte den Kopf. "Marcel kann sich Namen nicht merken, deshalb betitelt er alles, und ihr beide seid für ihn eben die Schneewittchen, wobei ich diese Assoziation verstehen kann." Adam räusperte sich "Um was für ein Shooting geht es? Ich kenne Herrn Kleist nur als Autor des ungewöhnlichen Romans 'Kohlhaas'..." Eden nickte "Stimmt, ich habe es vor kurzem auch endlich lesen können." "S-sie kennen es auch?" Der junge Mann hatte leicht rot glühende Wangen. "Aber sicher, ich bin Sprachwissenschaftler, und Eden ist Student der Sprachwissenschaften, ihr Schreibstil ist zwar nicht ganz unser Gebiet, aber trotzdem ein spannendes Diskussionsthema." Marcel unterbrach sie "Sie sind Professor und Student? Darf man das?" Aus irgendeinem Grund wirkten Heinrich und Alexander hierauf peinlich berührt, Adam und Eden aber nicht. "Wir sind an unterschiedlichen Universitäten..." "Ach so." Jubel brandete auf und die Gruppe sah in die Richtung. Das frisch getraute Paar betrat endlich den Saal. Tailor und Louis nahmen ohne Ende Glückwünsche entgegen, schüttelten Hände, legten Geschenke zur Seite, begrüßten und bedankten, lächelten und schwitzten, sie wurden so bestürmt, dass es richtig unangenehm war, nicht zuletzt weil fast alle zehn Minuten ein Angestellter einem von ihnen unauffällig mitteilte, dass die Traube an Paparazzi vor dem Festsaal immer größer wurde. Nach einer halben Stunde sagte Louis nur "Spontane Pressekonferenz, Liebling?" "Gute Idee, mein Darling." Sie erklärten ihren Gästen, dass sie nun eine Weile der Presse widmen würden, und verließen den Saal zur Haupttür hinaus. Blitzlichtgewitter blendete sie und Louis hob die Hände, um sich Ruhe zu verschaffen, aber es brachte nichts, also gab er einem Angestellten ein Zeichen und dieser brachte ihm ein Megafon, für das er sich knapp bedankte. Bevor er etwas sagen konnte, wurde es still. "Danke, danke, dass ich das hier nicht benutzen musste, also ich hätte gerne, dass dies hier ganz gesittet abläuft, immerhin schenken wir ihnen hier Zeit unseres Hochzeitstages, also respektieren sie unsere Privatsphäre, verlassen sie das Hotel nach diesem Interview und lassen sie uns ausreden. Folgendes: Sie dürfen zehn Fragen stellen, nicht mehr und jeder, der eine Frage hat, zeigt auf anstatt einfach reinzubrüllen, ich nehme an, die meisten von ihnen kennen das noch aus der Schulzeit. Fotos machen ist erlaubt, aber nach Möglichkeit nicht zu aufdringlich. Also, wer hat eine Frage?" Jede Menge zeigten auf und Tailor, der bisher nichts gesagt hatte, nahm eine junge Frau dran. "Licia Manheig, von Chronicle, ich würde gerne wissen, wie sie beide sich fühlen, als prominentes Paar im Strahler der kritischen Gesellschaft, die ihren Lebensstil nicht nur positiv aufnimmt." Tailor und Louis sahen sich an und lächelten. "Ich selber bin zwar das Rampenlicht gewöhnt, muss mich aber noch damit abfinden, dass es Menschen gibt, die meinen Lebensstil nicht akzeptieren." Louis reichte das Wort an Tailor. "Nun, bei mir ist es eher umgekehrt, ich bin damit vertraut, wie es ist, nicht akzeptiert zu werden, weil man ist, wie man ist, allerdings macht mir das Leben in der Öffentlichkeit noch etwas zu schaffen, ich glaube aber, dass ich an meiner Verantwortung als Vorbild für andere homosexuelle und transsexuelle Jugendliche und Menschen allgemein wachsen und reifen werde." Louis deutete auf die nächste Person. "Markus Henz, General Anzeiger, wieso keine große Hochzeit, sondern nur eine im relativ kleinen Kreise?" Louis Gesicht wurde kurz unbewegt, was aber nur Tailor merkte. Die Hochzeit war unter anderem klein gehalten worden, weil die Grifone gerade einen Disput mit den Viticoltore austrugen, und man hatte verhindern wollen, dass ungeladene Gäste sich Zutritt zur Veranstaltung verschafften. Tailor übernahm es zu antworten. "Eine Hochzeit ist etwas sehr Persönliches, was wir nur mit den Menschen feiern wollen, die auch sonst in gesteigertem Maße an unserem Leben teilhaben, es handelt sich für uns nicht um ein nationales Happening, die Familie steht an erster Stelle." Er merkte an den Reaktionen, dass den Journalisten nicht entgangen war, dass er den familiären Leitsatz der Grifones zitiert hatte, den auch Giacomo Grifone immer wieder in seine Antworten eingebaut hatte. Tailor bemerkte einen jungen Mann, der seinem Blick nicht auswich, sondern ihn gerade heraus anblickte, nicht wirklich dreist aber provokant. "Ja, sie?" "Heinrich Heine, eigentlich würde mich nur eines interessieren. Louis erwähnte mal, dass sie seine Muse für so gut wie jedes Design sind." "Das ist eine Feststellung, keine Frage." "Die kommt jetzt. Meine Frage ist folgende: Wirklich bei so gut wie jedem, auch den wohl sehr umstrittenen exklusiven Anfertigungen für Nachtclubs wie Burlesque-shows und Stripclubs? Und wenn ja, wie geht es ihnen dabei, dass ihr Partner ihre Sexualität so nach Außen trägt, Tailor?" Louis räusperte sich, aber Tailor hielt ihn zurück. "Nun, ja, ich bin auch für diese Entwürfe seine Inspiration, es ist sogar so, dass von jedem der Entwürfe das ursprüngliche Original auf meine Maße zugeschnitten ist und in meinem Kleiderschrank hängt. Ich gebe auch gerne zu, dass ich sie trage, wenn mir der Sinn danach steht. Und was ihre eigentlich zweite Frage angeht, möchte ich klar mit Nein antworten. Louis hat kein Problem damit, wenn ich fast nackt auf einem Plakat zu sehen bin, warum sollte ich mich dafür schämen, dass er erotische Kleidung entwirft? Im Grunde läuft es in jedem Grifone-Design doch auf Erotik hinaus, auf Erotik in all ihren Formen, nicht wahr?" Heine errötete unter Tailors Blick nicht, schien sich ihm aber auch nicht so recht entziehen zu können. Letztendlich wandte er sich seinem Block zu und kritzelte ihn euphorisch murmelnd voll, das schien eine Antwort ganz nach seinem Geschmack gewesen zu sein. Nachdem die Presse ihre Fragen gestellt hatte, verschwanden sie beide wieder im Saal, in dem mittlerweile die Vorspeise serviert wurde, wie Louis es geplant hatte, sie mussten sich nur noch setzen und die Feier eröffnen. Es ist kaum wichtig zu erwähnen, dass das Essen vortrefflich war. Als alle kaum noch etwas rein bekamen und einige schon ziemlich einen im Tee hatten, erhob sich jemand und machte mit Gläserklirren deutlich, dass er etwas sagen wollte. Es erhoben sich Lodovica und Anne, die sich über Giuseppina und ihre Kinder kennengelernt und angefreundet hatten. "Wir wollten nur kurz etwas loswerden." Begann Lodovica und Anne stimmte ein. "Wir, als die Mütter des Brautpaares wollten euch beiden sagen, wie glücklich wir über diese Verbindung der Familien Grifone und Devenor sind. Ihr seid beide wundervolle Menschen, auch wenn ihr sehr unterschiedlich seid, ergänzt ihr euch perfekt in euren Stärken und Schwächen. Wir wünschen euch für den weiteren Lebensweg viel Glück, Geduld und Besonnenheit." Lodovica schmunzelte "Denn ihr könnt uns beiden glauben, dass ein Ehemann immer schwierig ist und Theater macht." Anne nickte "Zumal man bedenken muss, dass es in eurer Ehe gleich zwei davon gibt." Lodovica seufzte "Auf jeden Fall sind wir stolz auf euch beide, ihr seid eine Bereicherung für beide Seiten der Familie." "Und immer herzlich willkommen." Louis und Tailor lächelten und bedankten sich. Als die beiden Damen sich wieder setzten, stand Sabrina auf "Ich will auch was sagen." Sie wirkte ziemlich nervös. "Tailor, du bist mein bester Freund, und ich liebe dich aus ganzem Herzen, das weißt du. Ich bin so glücklich, dass du jemanden gefunden hast, dem du vertrauen kannst und der dich so verwöhnt und liebt, wie du es verdienst." Sie setzte sich und das Brautpaar bedankte sich erneut. Louis Blick traf auf Adam, der zu überlegen schien, ob er etwas sagen wollte. Ob das eine gute Idee war... Aber bevor Louis Augenkontakt mit dem Mann aufnehmen konnte, war er schon aufgestanden und hatte sich mit seiner tiefen einnehmenden Stimme geräuspert. "Mich kennen sicherlich nicht so viele, ich bin Dr. Adam Wolfert, ich habe mit Louis zusammen die Schule besucht und in seinem Leben wohl eine entscheidende Rolle gespielt." Jetzt wusste Louis, dass dies keine gute Idee war. "Als Louis dreizehn war, hat er durch mich seine Vorliebe entdeckt. Wir sind damals nicht friedlich auseinandergegangen. Lange Zeit habe ich in Louis nur ein Mahnmal meiner jugendlichen Unreife gesehen und mich mit dem Gedanken gemartert, ihn total verkorkst zu haben. Aber jetzt weiß ich ihn in guten Händen. Ich sehe, wie viel Gutes Tailor dir schon getan hat, Louis, und ich bin mir sicher, dass er dir noch viel mehr geben wird. Auf Tailor und Louis." Er hob sein Glas und leerte es, was die immer noch etwas verdatterten Zuhörer ihm nach kurzem Zögern mit einem "Auf das Brautpaar!" nachmachten. Tailor versicherte sich kurz, dass nun niemand mehr etwas sagen wollte, und fixierte Louis dann fest mit seinem Blick. Dieser hatte erleichtert geseufzt, als Adam fertig gewesen war. "Warum hast du mich belogen Louis? Du sagtest er sei ein alter Schulfreund." Seine Stimme klang nicht wütend, sondern verständnisvoll, aber auch unnachgiebig. "Hab ich gar nicht." Seit kurzem hatte Louis begonnen, gar nicht mehr zu versuchen Tailor anzulügen, sondern ihm einfach eine Halbwahrheit zu verkaufen und den Rest zu verschweigen. Tailor hatte den Bogen langsam raus, aber vorhin war er einfach zu aufgeregt gewesen, um darauf zu achten. "Stimmt schon, Adam ist ein alter Schulfreund, aber du kannst dir denken, dass ich mich dafür interessiert hätte, dass er außerdem derjenige ist, der dich entjungfert hat. Also, warum hast du mir das verschwiegen?" Louis seufzte erneut. "Ich schätze der Gedanke, dass ihr beide euch zusammensetzt und über mich redet, macht mir Angst." "Oh...tja...das ist irgendwie verständlich, immerhin kann er mir sagen, was sich an dir dadurch verändert hat..." "Und auch, weil das alles kaum katastrophaler hätte laufen können." "Er war schlecht?" Louis lachte "Gott, nein, er war zwar nicht die Krönung, aber es war fürs erste Mal absolut in Ordnung...ich erzähl es dir später...ich glaube wir müssen jetzt tanzen..." "Okay." Eden hatte Adam mit sich gezogen in einen leeren Gang. "Du hast ihn entjungfert?" "Ja." "Als er 13 war? Du bist erst mit 17 zu Borris gekommen und damit in die Reichweite der Grifone-Zwillinge...warst du etwa schon volljährig, als ihr es miteinander getrieben habt? Mit einem Dreizehnjährigen?" Adam ächzte "Drehst du mir daraus jetzt wirklich einen Strick? Louis ist fast 26, wir waren nur etwas mehr als drei Jahre auseinander, viel weniger als du und ich, und außerdem sah er auch nicht aus wie dreizehn, von seinem Verhalten gar nicht erst zu reden. Als es dazu kam, wusste ich nicht, wie alt er war, ich dachte er sei 15 oder so." "Wie ist es überhaupt dazu gekommen, ich meine, du warst nicht einmal ein Jahr bei Borris als das passiert sein muss..." "Ich fand ihn heiß, mich haben die Regeln da noch nicht interessiert, ich wusste aber auch noch nicht, wie Borris das sanktioniert. Ich hab Louis flachgelegt und bin kurz mit ihm gegangen, bis Borris Wind davon bekommen hat. Danach habe ich Louis resolut zurückgewiesen, und ich befürchte, dass ich damals ein Arschloch erster Güte war und ihn emotional verkrüppelt habe...zumindest war ich vermutlich der grundlegende Auslöser für seine Unfähigkeit, Menschen, die ihn liebten, an sich ran zu lassen..." Adams Augen schwammen in Tränen, er hielt sich den Mund zu, um nicht zu schluchzen und sah weg. Eden seufzte und breitete die Arme aus. "Komm her, Darling, verzeih, ich habe nicht nachgedacht und bin nur wütend geworden...und ein bisschen eifersüchtig, weil er dir etwas so Wertvolles schenken konnte und ich dazu nicht mehr in der Lage war." Adam lachte und weinte zugleich. "Du hast mir ganz andere Dinge geschenkt...ich könnte mit niemandem glücklicher sein. Aber es macht mich auch glücklich zu sehen, dass es sich bei Tailor und Louis nicht um eine wie auch immer geartete Zweckehe handelt." Eden lächelte sanftmütig "Du hast so ein gutes Herz..." "Nicht wirklich..." "Ach, nicht?" "Nein, denn mein Herz sagt mir grade, dass Sex in einem frei zugänglichen Ort wie einem Gang in einem Hotel eine tolle Idee wäre..." Eden lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. "Das ist gelogen, das ist ganz und gar nicht, was dein Herz dir sagt. Diese Idee kommt von ein paar Etagen weiter unten." "Möglich...aber was sagt deine untere Etage dazu?" "Dass meine obere Etage Recht damit hat, ein Zimmer vorzuziehen." "Na gut, dann direkt ab ins nächste Zimmer, grade würde mir eine Besenkammer genügen..." "Gut." Eden riss eine Tür auf und sah hinein, woraufhin er sie abrupt wieder zuschlug. "Nicht in dem Raum, glaub mir." Marcel hatte Ethan endlich vollständig entblößt, als dunkle rotbraune Locken zur Tür hineinwuselten und mit kurzem Schrecken wieder hinaus. Ethan hatte es kaum mitbekommen, weil er sich vor Erregung wandte. "Was war das für ein Geräusch?" "Äh...keine Ahnung, kam von nebenan." "Man hört uns nebenan?" "Ich glaube nicht, vergiss es." "Aber..." Marcel küsste Ethan und zog dessen Beine auseinander. "Vergiss es, denk an mich." Er drückte seine Wölbung, noch in der Hose, gegen die Stelle, in die er dringen wollte. Ethan stöhnte. "Du hast mal gesagt, du seist schwer auf diese Art zu befriedigen...davon merke ich aber nicht viel, ich glaub beinah, du kommst gleich nur von dem Gedanken daran, dass ich dich so richtig durchvögel." Ethan sah ihn gequält an. "Weil du es bist, Marcel...tu es endlich, bitte." "Wenn du ihn mir vorher so richtig hart lutscht." "Du bist so vulgär..." sagte Ethan, beugte sich aber mit dem Gesicht hin zu Marcels Schoß. "Auf meine vulgäre Seite reagierst du eben am schönsten. Wär ja auch reichlich unangebracht, wenn ich sagen würde: Ich werde dir deinen Wunsch, meinen Phallus in deinen After einzuführen, erfüllen, wenn du mich zuvor oral der Befriedigung näherbringst." Ethan hatte Marcels Glied aus der Hose befreit und mit den Lippen umschlossen, aber bei diesem Kommentar biss er leicht zu. "Hey, au, du Frechdachs, glaub nur nicht, dass du das nicht wiederkriegst..." Doch eigentlich genoss Marcel Ethans Erfahrung und kraulte ihm den Hinterkopf, das mochte dieser. Schließlich zog er ihn an den Haaren hoch. "Das reicht, ich bin so weit." Er fasste Ethan an den Beinen, drückte ihn in die Couchkissen und begutachtete ihn nochmal kurz "Du hältst es ja kaum noch aus...sieh dir nur mal diesen Ständer an..." Er tippte sachte gegen die Eichel. "Und du bist sogar ein bisschen feucht...das ist gut, Gleitcreme haben wir nämlich keine dabei." Er setzte seine Eichel an die Rosette, richtete sich im Knien auf und presste Ethan von oben noch tiefer in die Polster. "Spürst du das?" "Jah..." "Soll ich dich so richtig rannehmen?" "Ja..." "Gut, dann halt dich fest." Ethan tat wie ihm geheißen. Schon beim ersten Mal war Marcel grob und impulsiv gewesen, hatte ihm durch seine ungestüme Gier blaue Flecken verpasst, und er hatte zwei Tage nicht wirklich normal laufen können, aber es gefiel ihm, es machte ihn sogar richtig an, und wenn Marcel dann den Gossenjungen raushängen ließ und ihm all dieses dreckige Zeug zuraunte, dann geilte ihn das nur noch mehr auf. Aber am Ende würden sie sich wieder in den Armen liegen und schmusen, so wie sie es oft taten. Kaum etwas war Marcel wichtiger, als dass er so viel Liebe wie möglich bekam, in jeder erdenklichen Form. So war Marcel, und so liebte Ethan ihn. Tailor wurde langsam müde in den hohen Schuhen, die er trug, und bat Louis, dass sie sich wieder setzen und vom Tanzen ausruhen könnten. Sie waren schon fast an ihrem Platz, als jemand sie antippte. "Louis, würdest du mir erlauben mit deinem Frischangetrauten noch eine Runde zu drehen?" "Äh..." Tailor schaltete schneller "Natürlich Sascha, lass uns tanzen." Er und Sascha hatten noch eine Kleinigkeit zu klären. Sie tanzten, aber waren in Gedanken woanders. "Ich nehme an, dass du montags nicht mehr duschen gehen wirst..." Tailor seufzte "Doch, aber ich werde nicht mehr als letzter hinausgehen." "Schade, aber was soll‘s, ich hatte mehr von dir als die meisten sich wünschen können." "Wahrscheinlich...Sascha, magst du Frauen, oder bist du schwul, weil ich dich umgedreht habe." "Ich glaube, ich bin bi, wieso?" "Weil du dann auch mit Sabrina tanzen kannst, ich selber bin nämlich fix und alle..." "Verstehe..." "Also dann, schön, dass du kommen konntest." Er löste sich aus Saschas Armen, stieß ihn in Richtung Sabrina und ging selbst zurück zu Louis, der gerade mit Lena sprach. "Tailor...dass du Tanzfee noch stehen kannst..." Er lächelte seinen Ehemann an. "Nicht mehr lange, mach den Schoß frei, ich will mich hinsetzen." Louis streckte bereitwillig die Arme aus und empfing Tailor mit einem glücklichen Seufzen. "Mein Schatz..." Lena schmunzelte. "Ich bin froh, dass du doch noch dein Glück gefunden hast." Louis wirkte überrascht. "Kein frecher Kommentar?" Sie sah ihn unerwartet liebevoll an. "Nein, heute nicht, heute bin ich einfach nur froh." Er drückte kurz ihre Hand "Danke, Lena." Tailor lächelte sie auch an und lehnte seinen Kopf in die Halsbeuge des anderen. "Ja, Lena, danke." Sie grinste, knipste die beiden mit der Kamera, die obligatorisch um ihren Hals hing und sagte: "Ich habe ein paar wirklich schöne Fotos, auch wenn ich eher selten so Events dokumentiere, aber ihr bezahlt mich ja dafür." "Natürlich." Etwas bedauernd betrachtete sie Tailors Kleid. "Trotzdem wär ein richtiges Shooting mit euch als Hochzeitspaar auch reizvoll." Tailor blinzelte erschöpft. "Vielleicht machen wir das ja noch..." Louis strich ihm sanft über den Rücken. "Bist du müde Süßer?" "Und wie..." murmelte der Süße in Louis Hemd. "Dann schlaf jetzt etwas, im Moment sind alle damit beschäftigt, uns zu feiern..." "Ich will aber nachher Sex haben..." Louis lachte tonlos und das Vibrieren seines Zwerchfells übertrug sich auf Tailor, er mochte das Gefühl und den tiefen Basston der dabei mitschwang. "Ich wecke dich später wieder." "Na gut..." Tailor schmiegte sich enger an ihn und bekam noch einen fürsorglichen liebevollen Kuss auf die Stirn. Lena betrachtete die beiden und spürte kurz eine seltsame Sehnsucht nach einer solchen Fürsorge, aber sie neidete ihnen nicht. Die beiden hatten es nicht leicht und verdienten ihr Glück. "Er sieht so unschuldig aus, wenn er schläft." Meinte sie nach einer Weile scherzhaft und Louis nickte. "Meist ist er viel erwachsener als ich, und ich denke nicht darüber nach, wie viel Verantwortung er in seinem Alter schon trägt, um wie viele Dinge er sich Gedanken macht...aber ab und zu, so wie eben, da ist er dazu in der Lage, mir gegenüber seine kindliche Seite zu zeigen und die Verantwortung aus der Hand zu legen." Sie grinste "Er hat dich wirklich voll und ganz in seinen Bann gezogen..." Louis Blick lag auf Tailors friedlichem Gesicht. "Spätestens als ich ihn singen hörte war‘s um mich geschehen." Sie streckte sich, auch sie war ein bisschen erschöpft. "Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand seinem Charme entziehen kann. Er lockt uns an wie die Sirenen es mit den Seeleuten gemacht haben..." Louis schien darüber nachzudenken. "Wenn dem so ist, dann bin ich längst ertrunken." ________________ Warning: Kitsch! Zuckerschockgarantie! Tja, das ist das bonus-kapitel, die Hochzeit. Ich hoffe die, die sie kennen freuen sich über den Gastauftritt meiner beiden Sprachwissenschafler Ich konnte natürlich nicht jeden Wunsch erfüllen, aber ich hoffe es war für jeden was dabei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)