Yuri von Daphne_Purpura ================================================================================ Kapitel 4: Chapter 4: Rast und das Rauschen des Flusses ------------------------------------------------------- Chapter 4: Rast und das Rauschen des Flusses Die drei Reisenden gingen viel langsamer seit ihrem Aufbruch. Auch der noch holprigere Weg bereitete ihnen keine Freude. Chiyokos Beine wurden immer schwerer, doch sie wollte keine Pause einlegen. Das heißt, sie durfte keine Pause einlegen. Es war nun sozusagen ihr erster Tag im Dienste der Fürstenfamilie, sie konnte doch jetzt noch keine Schwäche zeigen, zumal sie dies schon beim Kennenlernen ihrer Herrin tat und sie ihr nun trotzdem die Führung dieses Marsches überlassen hatte. Sie atmete schneller. Nach ein paar weiteren Schritten blieb Sayuri stehen. Sie hielt ihre rechte Hand an ihre Brust und seufzte, während sie zu Boden sank. Sie sprach lächelnd und ermüdet: „Es tut mir leid. Ich bin sehr erschöpft und würde gerne eine Rast einlegen.“ Tanaka nickte. „Wie Ihr wünschte, Hime-sama“, sagte er ehrwürdig zu ihr. Er lief auf seine Herrin zu, hob sie vom Boden auf und trug sie zu einem Platz, an dem sie sich ausruhen konnte. Schweigend ging Chiyoko den beiden in den Wald hinterher und sammelte zugleich ein paar Stöcke und Äste, die man für ein Lagerfeuer hätte verwenden können. Tanaka setzte seine geliebte Herrin ab. „Hime-sama, ich, Euer treuer Begleiter werde immer an Eurer Seite sein, Euch beschützen und niemals verletzen“, versprach er ihr auf Knien mit einem Handkuss. „Ich danke dir, Tanaka-san“, erwiderte sie ruhig. Chiyoko sah den beiden etwas abgelegen sitzend zu. Sie musterte Sayuri und war wieder hin und weg von deren unglaublichen Schönheit. So jemanden hatte sie noch nie gesehen und bei aller Liebe, ihre Mutter war schon sehr hübsch, doch mit Sayuri konnte sie noch lange nicht mithalten. Sie freute sich ein wenig, dass sie nun eine Pause machten, denn ihre Müdigkeit war fast schon unerträglich. Im Weitergehen wäre sie wohl bald umgekippt und eingeschlafen, auch wenn es sich vor ihrer Herrin nicht ziemte. Das Feuer knisterte und Chiyoko erkannte, dass kein Holz mehr vorrätig war. Sie wollte gerade aufstehen, um neues zu sammeln – da vernahm sie die Stimme ihrer Herrin, die zu Tanaka sprach: „Das Feuer ist dabei bald zu erlöschen, Tanaka-san. Kannst du bitte neues Holz sammeln?“, fragte sie freundlich. „Jawohl, meine Hime-sama“, sagte er und ging los. Wusste die sogenannte Prinzessin etwa, was Chiyoko dachte? Oder war das nur ein Zufall? Beides erschien ihr etwas unheimlich und sie konnte es sich nicht erklären, warum Sayuri ausgerechnet jetzt den gleichen Gedanken wie sie selbst hatte. Aber sie interpretierte wohl zu viel in diese kleine Nichtigkeit hinein. Sayuri brach das Schweigen. „Warum magst du das Wasser so sehr, Chiyoko-chan?“, fragte sie mit einer fordernden Handgeste, die Chiyoko zu verstehen gab, dass sie sich nun zu ihr setzen möge, was sie auch tat. „Ä-ähm…“, stotterte sie etwas aufgeregt, „Ich mag es, weil es mir nicht wehtut. Es spendet mir Ruhe und hält mich am Leben. Außerdem sieht es bildschön aus.“ Sie blickte nun sanft schmunzelnd ins Feuer. Sie mochte das Wasser wirklich sehr gerne, es war rein. Sie dachte, es wäre viel reiner als sie es je sein könnte. Sie wollte so sein, wie das Wasser. „So? Deine Ansichten sind wirklich faszinierend. Andere hätten Angst, wenn sie so nahe an einem reißenden Fluss entlanglaufen müssten.“ „J-Ja…“, stimmte Chiyoko der Fürstentochter zu. So sanft, wie die Herrin diese Worte aussprach, klangen sie wie ein aufrichtiges, vollkommen klares Lob. Die Dienerin freute sich ungemein. Sie hatte ein kleines, verlegenes Strahlen im Gesicht, als sie zum Boden blickte. „A-Also Ojou-sama…!“, fordernd sah sie ihre Herrin an. „Ja, was ist denn?“ „Ihr hättet auch mich zum Feuerholzsammeln schicken können… Dann.. dann hätte Tanaka-sama auf Euch aufpassen können…“, ihre Stimme wurde immer kleinlauter. „Nun…“, Sayuri lächelte wieder, „ich wollte ein wenig mit dir alleine sein. Du bist ein sehr interessantes Mädchen. Ich möchte mehr über dich und deine Sichtweise erfahren.“ Nach diesen Sätzen errötete Chiyoko fürchterlich. Sie fasste sich an ihre Wangen und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. „A-Aber Ojou-sama…“, sie wollte ihr widersprechen, doch es fiel ihr kein Grund ein. Warum sollte sie ihr eigentlich widersprechen? Ihre Herrin, die Frau, an deren Seite sie nun für eine sehr lange Zeit bleiben wird, schien wahrhaftig Interesse an ihren Meinungen und ihrem Wohlergehen zu haben. Sie hätte sich freuen können, doch war sie es gewohnt, dass die Leute es häufig nicht gut mit ihr meinten und so stellte Chiyoko die Aussage Sayuris in Frage. Sayuri dagegen schien wirklich amüsiert zu sein. Sie rückte ein Stück näher an Chiyoko heran und legte ihren Zeigefinger auf deren Lippen, sodass sie keine Widerrede geben konnte. „Pst. Ich möchte nicht hören, dass du dich gegen deine Ojou-sama auflehnst, kleine Chiyoko-chan“, kicherte sie sanft lächelnd. Chiyoko behielt Ruhe. Sie schaute ihrer Herrin direkt in die Augen. Solche Augen hatte sie noch nie gesehen: Sie waren nicht braun, wie bei all den anderen gewöhnlichen Mädchen, nein, ihre Augenfarbe war ein dunkler Rotton. Sie wirkten wie die gesamte Erscheinung von Sayuri auf Chiyoko sehr mysteriös. Unglaublich geheimnisumwoben. Welche Faszination ging von dieser hochrangigen Frau aus? Sayuri nahm ihre Finger nun wieder zu sich. Sie schaute ins Feuer. „Ich mag das Wasser nicht…“, sprach sie ernst, mehr zu sich als zu Chiyoko. Ihre Magd war verwundert. Sie blickte sie dementsprechend an. „Chiyoko-chan? Tun dir deine Füße auch so sehr weh wie meine es tun?“, fragte sie plötzlich. Diese Frage verwirrte Chiyoko noch mehr. Was sollte dieser abrupte Themenwechsel? „J-Ja, Ojou-sama. Meine Füße schmerzen wirklich sehr“, antworte sie. Dies war nicht weiter überraschend, schließlich trug Chiyoko keine Geta, die typisch-japanischen Sandalen. Ihre Familie war zu arm, als das sie sich welche hätte kaufen können. Den ganzen Weg beschritt sie barfuß. Sayuri schaute sich die Füße ihrer Magd genauer an. Das war damals typisch für Kinder, die verkauft oder geopfert wurden. So konnte man erkennen, um es würdige Kinder waren. Genau dies tat Sayuri scheinbar. Besorgt nahm sie Chiyokos rechten Fuß in ihre Hände. „Blasenübersäht…“, seufzte sie, „… du Arme, ohne passendes Schuhwerk umherzuwandern muss sehr schmerzhaft sein, deine zarten Füße bluten schon.“ Chiyoko riss ihre Augen auf, als wäre sie dem Tod persönlich begegnet. Nicht wegen der edlen Worte, die Sayuri sprach. Vielmehr ihre Geste war zu überraschend: Sayuri küsste tatsächlich die blutigen Füße ihrer unwürdigen Dienerin. Diese konnte ihr Bein jedoch nicht wegziehen, sonst hätte sie ihre Herrin vielleicht verletzt, was sie nicht verantworten wollte. „A-A-Aber Ojou-sama! Ich bitte Euch! Hört auf damit!”, schrie sie auf. Es war einfach zu viel Wertschätzung, oder gar Hohn? Sayuri ließ den Fuß los. Sie merkte, dass sie zu weit gegangen war. Doch entschuldigen wollte sie sich für ihr fürsorgliches Verhalten nicht. Sie lächelte wieder nur. „In Ordnung.“ Es war nicht in Ordnung, zumindest nicht für Chiyoko. Doch ihre Herrin überraschte sie erneut, als sie einfach ihren Kimono auseinanderschob, um an ihre Füße zu greifen. Sie zog ihre Geta aus, dann die Tabi und wurde dabei von Chiyoko aufmerksam beobachtet. Diese stellte fest, dass auch die Füße von Sayuri gerötet waren. Nicht wund, aber doch gerötet. Zum Glück machten sie eine Pause; bis zum Ende der Nacht wären alle Makel dieser zarten Füße verschwunden. Sayuri atmete erleichtert auf: „Endlich bin ich sie los. Diese Geta sind zum Wandern äußerst unbequem, obwohl ich die Tabi noch darunter trage.“ „Hm? Sind Eure Schuhe wirklich derart unvorteilhaft?“, fragte Chiyoko neugierig. „Kennst du das Gefühl etwa nicht, Getas zu tragen?“ „N-Nein, man hat mir nie welche gegeben. Wir waren bislang immer zu arm, sodass ich keine bekam“, Chiyoko sah verlegen auf den Boden. Doch Sayuri reagierte nicht mit Gelächter oder Kritik, nein, sie war fröhlich gestimmt und zeigte dies auch ihrer Gesprächspartnerin. „So ist das also. Dann werde ich dir wohl einiges beibringen müssen. Fangen wir doch gleich an. Hier!“, ermutigte sie Chiyoko. „E-Eh?! Aber Ojou-sama! Dürft ihr das denn? Diese edlen Schuhe…“, kommentierte Chiyoko das Handeln ihrer gnädigen Frau. Berechtigt, denn diese hielt ihre fein verzierten, wahrscheinlich auch kostspieligen Geta gerade ihrer Gefährtin hin, die sie nun anprobieren sollte. „Na los, zieh sie an, Chiyoko-chan. Nur nicht so schüchtern.“ „Das kann ich nicht. Es sind Eure Schuhe…“, sie wollte sich widersetzen. Da schaute Sayuri nun doch etwas erbost. Sie wusste, sie war mächtig und sie wusste auch, ihre Macht geschickt einzusetzen, um ihren Willen zu bekommen. „Dann eben so: Chiyoko, ich befehle dir, diese Tabi und die Schuhe anzuziehen.“ Chiyoko nickte beschämt, sie durfte keinen Ungehorsam leisten. „Wie Ihr wünscht, Ojou-sama…“ Sie zog die Socken und Schuhe an, die ihr perfekt passten. „Darf ich mich nun wieder ihrer entledi… O-Ojou-sama?! Was habt Ihr vor?!“, fragte sie plötzlich erschrocken. Sayuri war gerade dabei, ihr auch die teuren Seidenkimonos, ihren Junihitoe, über die Schultern zu legen. Das war nun wirklich nicht die Etikette. Ein einfaches Gör wie Chiyoko wäre niemals im Stande gewesen, ein solch edles Gewand auch nur berühren zu dürfen und nun hatte ihre Prinzessin es ihr angelegt. „Er steht dir“, kicherte Sayuri belustigt. „Du wärst eine gute Prinzessin, Chiyoko-chan, zumindest aber eine gute Hofdame. Zieh ihn einmal richtig an.“ „N-Nein… Ich kann nicht… Euer edles Gewand… Das darf eine einfache Dienerin nicht…“, versuchte Chiyoko ihrer Herrin zögerlich zu erklären. „Ich möchte dich so gerne darin sehen. Bitte.“ Chiyoko gehorchte nun. Sie konnte sich diesem Blick der Fürstentochter nicht entziehen. Eine solche Person kannte sie nicht. Sayuri lächelte sie sanft an, doch in ihrem zarten Blick war mehr als nur pure Liebenswürdigkeit. Sie konnte die Forderung sehen, diese Macht. Chiyoko spürte sofort, dass sie keine Chance gegen diese Person hat. Dabei spielte es keine Rolle, ob Sayuri nun eine Prinzessin, Fürstentochter oder ein einfaches Mädchen war. Von ihrem Charakter, ihrem Charisma und vor allem ihrer unglaublichen Ausstrahlung war sie Chiyoko weit überlegen. Sie zog den Junihitoe an. Er stand ihr wirklich mehr als ausgezeichnet, wie Sayuri es vorhersagte. Gerne hätte sie sich in einem Spiegel gesehen, doch das war unmöglich, schließlich waren sie in einem Wald. Sie blickte Sayuri an. Diese strahlte. „Er steht dir fantastisch, Chiyoko-chan. Du siehst wie eine Prinzessin aus. … Oh, Verzeihung. Ich meinte natürlich: Der Junihitoe lässt Euch wundervoll erstrahlen, Hime-sama…“, sagte Sayuri und verneigte sich. „O-Ojou-sama! Bitte, hört doch auf damit! Ich … bin nur eine Dienerin… Lasst diese Spielchen…“ „Hihi, aber so siehst du doch aus, Chiyoko-chan“, antwortete Sayuri, „…na gut, ich höre auf damit, aber sag, möchtest du dich nicht sehen? Wann bekommt man schon die Gelegenheit, ein Gewand zu tragen?“ „I-Ich würde mich schon gerne sehen… Aber… Hier sind keine Spiegel… Außerdem passt solche Kleidung nicht zum niederen Volk, zu dem ich gehöre…“ Sayuri griff nach Chiyokos Arm. Sie wollte sie zum Aufstehen bewegen. „Komm mit, ich zeige dich dir!“, forderte sie ihre Dienerin auf. Sie klang sehr vergnügt. Solch ein Rollentausch schien Sayuri offensichtlich gut zu gefallen, das merkte man unweigerlich. Das junge Dorfmädchen wollte sich gerade erheben, doch sackte sie plötzlich wieder auf den Baumstamm, auf dem sie vorher saß. „E-Eh… So schwer…?!“, musste sie mit Schrecken feststellen. Chiyoko konnte kaum glauben, dass der Junihitoe wirklich derart schwer war. Er hatte mindestens 15 Kilogramm, wenn nicht sogar noch mehr. Viel zu viel, sie konnte ihn vor Erschöpfung kaum tragen. Das musste ihre Herrin tagtäglich mit sich herumtragen? Dieses Gewicht? Schon den ganzen Fußmarsch, über die Felsen, all den Weg…? Das konnte kaum wahr sein. Chiyokos Bewunderung hatte kaum eine Grenze. Sie fing an, laut zu denken: „W-Was für eine wundervolle, starke Person…“ Sofort fasste sie sich auf ihre Lippen. Sie hatte das tatsächlich laut ausgesprochen. „Oh nein! Wie peinlich!“, dachte sie nur. „Es freut mich, deine Bewunderung zu hören, Chiyoko-chan“, kicherte Sayuri. „D-Der Kimono… Er ist wirklich unglaublich schwer. Wie habt Ihr das geschafft, Ojou-sama?! Das ist doch viel zu viel für ein Mädchen…“ „Ich bin es eben gewöhnt. Ich trage solche Kleidung seit ich ein kleines Kind bin.“ „Verstehe, das leuchtet natürlich ein.“ „Außerdem wirktest du auf mich, als würdest du frieren. Ich muss doch dafür sorgen, dass es meiner neuen Magd gut geht.“ „Hm? Eeh?! Deswegen…?!“ Sayuri nickte. Sie hatte sofort bemerkt, dass Chiyoko fror und ihr deshalb ihr Gewand umgebunden. „Ojou-sama, wenn ich Euer Gewand trage, dann ist Euch doch kalt!“, entgegnete sie ihr. „Nicht doch, so schnell friere ich nicht…“, Sayuri schüttelte mit dem Kopf, „…und wenn doch, dann machen wir es eben so.“ In diesem Moment lehnte sie sich ganz nah an Chiyoko, hob die Kimonoschichten hoch und verbarg sich unter ihnen. Ihren Kopf legte sie dabei auf Chiyokos Brust. Sie fing an zu grinsen, als sie Chiyokos schnellen Herzschlag bemerkte. „Es rast ja…“, flüsterte sie. Die fürchterlich errötete Chiyoko hatte dem nichts entgegenzubringen, sie konnte es nicht leugnen… Sie war nervös, hatte vielleicht Angst, doch es war ihr auch nicht unangenehm, wenn auch befremdlich. „Ist dir nun warm genug?“, fragte Sayuri und Chiyoko nickte. „Gut, dann komm jetzt mit“, forderte sie ihre Dienerin erneut auf. „A-Aber wohin denn, Ojou-sama? Wartet bitte!“, erwiderte diese, nachdem ihre Herrin schon aufgestanden war und bereits losging. „Du wolltest dich doch in dem Junihitoe sehen.“ Die beiden Frauen gingen in die Richtung des Flusses. Chiyoko konnte sein Rauschen schon hören, doch wusste sie nicht, was sie dort wollten. Sie musste ziemlich schwer tragen, der Kimono war wirklich äußert schwer. Sayuri verringerte ihr Tempo, damit Chiyoko schnell genug hinterherkam. Am Fluss angekommen schaute Chiyoko in das Wasser. Sie konnte ihr Spiegelbild klar erkennen, ein traumhafter Anblick. Sie hatte sich noch nie so gesehen und war sprachlos. „Gefällt es dir? Du siehst wunderschön aus.“ Chiyoko drehte sich zu ihrer Herrin um, die ihr ein solch schönes Geschenk bereitete. Sie strahlte sie wie die aufgehende Sonne an. „Ich danke Ihnen, Ojou-sama! Vielen herzlichen Dank!“ „Für diesen Anblick bedankst du dich?“, fragte sie amüsiert, „Du bist wirklich lustig, Chiyoko-chan.“ „Ich habe mich noch nie in solch einem aufwendigen Kimono gesehen…“ Chiyoko lächelte weiterhin in ihr Spiegelbild. Sie schaute sich nicht an, sie schaute verlegen durch das Wasser hindruch. Sayuri bemerkte ihre sanften Züge, sie war erstaunt darüber, dass sich ein Mädchen so sehr darüber erfreuen könnte. „Hime-sama! Ich habe Euch schon überall gesucht!“, rief Tanaka sichtlich erleichtert und dennoch in voller Sorge aus dem Gebüsch heraus. Er musste seine Herrin finden, die sich einfach so zusammen mit ihrer Magd aus dem Staub machte, aber glücklicherweise fand er sie schnell am Flussufer. Er war verwundert über den Anblick. Wo hatte sie ihre Robe gelassen? Noch empörter reagierte er auf die Tatsache, dass Chiyoko sie trug. „Niederes Bauernkind! Was fällt dir ein, das Gewand der Hime-sama zu beschmutzen?!“, machte er ihr zum Vorwurf. Chiyoko zuckte zusammen. „E-E-Es tut mir leid!“, wimmerte sie kläglich. Sie hatte fürchterliche Angst vor dem auf sie gerade zukommenden Gesandten. Sie hielt sich ihre Hände vor das Gesicht, so konnte man wenigstens ihre mit Tränen überlaufenden Augen nicht sehen. Sie wusste: Er würde sie gleich schlagen, vielleicht sogar mit dem Schwert spalten. „Tanaka-san, beruhige dich. Sie hat nichts Falsches getan“, sprach Sayuri. Ihre Stimme klang nicht gehetzt oder besorgt oder dergleichen. Sie war streng und dennoch voller Ruhe. „Aber Hime-sama! Sie hat sich erdreistet, Eure Gewänder zu tragen! Euer Statussymbol! Das ist unverzeihlich!“ „Meine Wenigkeit, lieber Tanaka-san, hat es ihr befohlen. Ich habe sie sogar dazu gezwungen, sie anzuziehen, da ich sie einmal in edler Kleidung begutachten wollte. Nun willst du sie für ein Unrecht bestrafen, das sie nicht getan hat? Das gestatte ich nicht.“ Chiyoko riss die Augen auf. Was sprach die Prinzessin da gerade? Das konnte nicht stimmen, sie musste sich verhört haben. Tanaka blieb stehen, schob sein Katana in die Scheide zurück und ging vor Chiyoko auf die Knie. „Verzeih mir, Chiyoko-san. Ich hätte beinahe vorschnell gehandelt“, sagte er in einem ruhigen Ton, wie er schon immer zu sprechen pflegte. Das verschüchterte Mädchen nickte. „I-Ist schon gut…Ä-ähm, bitte v-verzeihen Sie mir, Tanaka-san!“, entschuldigte sie sich hastig verbeugend, „Ich wollte mich bestimmt nicht erdreisten und Euer Missfallen ernten!“ Tanaka blickte sie nur an. Er fragte sich, warum dieses Geschöpf nun bei ihm um Verzeihung bat, wo sie doch gar nichts anstellte. Jedenfalls schien sie nicht ganz normal zu sein, das merkte er jetzt. „Lasst uns zurück zum Lagerfeuer gehen, Hime-sama. Die Dunkelheit scheint noch lange nicht vorübergehen zu wollen. „Ja, da hast du Recht, Tanaka-san“, antwortete Sayuri lächelnd. „Komm mit Chiyoko“, forderte sie ihre Magd auf, während sie ihr die schweren Kimonos abnahm und sie sich selbst wieder anlegte. „J-Jawohl…“, bekam sie als Antwort. So gingen die drei zurück. Ruhig schlafen konnte in dieser Nacht nur Sayuri, die unter dem Schutze ihres Dieners stand, während Chiyoko fast die ganze Nacht wach lag und ließ die Geschehnisse dieses Tages Revue passieren, während die eisige Kälte in ihre Haut stach. --------------------------- Hoppla, es tut mir so schrecklich leid, dass ihr so lange gewartet habt! Verzeiht mir! Dabei hatte ich die Kapitel bis April eigentlich schon bis 8 fertig O_O Ich habe es einfach vergessen! Die Schreibfehler von Kapitel 4 habe ich jetzt auch verbessert, krass, wie beim Hochladen einfach so n paar Buchstaben verschwanden xD Dieses Kapitel ist im Vergleich zu den anderen etwas länger, es lag mir auch sehr am Herzen, es so ausführlich zu gestalten, da ich, schlichtweg, eine Vorliebe für solche Rollentausche habe. Tanaka-san reagiert ziemlich über, was? Haha, er ist schon ein eigenartiger Kauz, so fürsorglich, aber ich muss zugeben, dass ich ihn sehr gerne mag. Und auch Sayuri wird zudringlicher als vorher. Ich bin gespannt, wie sie sich weiterentwickelt, aber noch mehr bei Chiyoko. Sie tut mir ja schon leid, mit so einer Herrin gestraft zu sein, die ihr derart den Kopf verdreht. Alles die Pheromone, die Pheromone xD Das nächste Kapitel wird vor Weihnachten erscheinen, als Dankeschön für meine treuen Lesen und als Entschuldigung für die Warterei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)