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BBC Sherlock
von

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Rachegedanken

14.

Rachegedanken
 

„John? John gehen Sie an Ihr Handy“ rief Sherlock aufgebracht.

Der Taxifahrer warf seinem seltsamen Fahrgast einen Blick über den Rückspiegel zu. Der Mann hatte offenbar Probleme. Tja, wer hatte die Heutzutage nicht? Er richtete seinen Augen wieder auf die Straße und gab Gas um die grüne Welle nicht zu verpassen. Er hupte als ein paar Fußgänger die Straße überquerten, obwohl die Fußgängerampel auf rot war.

„Verdammt!“ rief der Fahrgast und steckte sein Handy frustriert ein.

„Wir sind gleich da, Sir“, sagte der Mann mit starkem Akzent und hupte erneut.

Sherlock ignorierte ihn, sah hinaus auf die vorbei rasende Stadt und schallte sich selbst einen Idioten. Warum hatte er keine Sicherheitsmaßnahmen ergriffen um zu verhindern was gerade im Begriff war zu geschehen?

Eigentlich hätte er einen so leichten Fall schon vor Wochen abschließen sollen, schließlich war alles klar und einfach. Alles was er tun musste war, den flüchtigen Verbrecher finden und einen Beweis sichern, der ihn überführen konnte. Er hatte nichts, weder den Kriminellen noch einen Beweiß um ihm den Mord an Marc Thomson nachweißen zu können. Doch das war noch längst nicht alles, nicht nur das er immer noch suchte, er hatte den Typen auch falsch eingeschätzt oder einfach unterschätzt. Solche gravierenden Fehler passierten ihm sonst nie. Niemals war ihm ein Kleinkrimineller so überlegen gewesen! Sherlock kochte vor Wut! Fast hätte sein Frust die Angst überdeckt, die er um Johns Wohlergehen hatte.

Er verlor! Verdammt noch mal, der große Sherlock Holmes geschlagen von einem Windei wie Stan Peters! Fuck!

Wie könnte er das jemals mit sich selbst vereinbaren? Was würde John sagen? Bestimmt würde er lauthals über ihn lachen, so wie Lestrade und all die anderen Pappnasen des Yards. John…eigentlich war John an allem Schuld. Nicht weil er sich hatte anscheißen lassen, nein, eher weil er es war, dem Sherlocks Gedanken gehörten. Er war in seinem Kopf, ausschließlich er und das 24 Stunden lang. Normalerweise blendete Sherlock störende Faktoren einfach aus. Darin war er seit Kindertagen sehr geübt. Ging dies nicht, so verscheuchte er die Ablenkung – meist in Vorm von anderen Menschen – oder ging dem Faktor aus dem Weg, der seinen Geist verwirrte.

John war solch ein Stimulus – in mehrer Hinsicht – dass ihn Auszublenden nicht mehr möglich war. Logische betrachtet, hatte er die zweite Möglichkeit bereits praktiziert, doch weder das Ergebnis noch sonst etwas war in irgendeiner Hinsicht befriedigend verlaufen. John nicht seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, hatte diesen erneut ins Krankenhaus gebracht und hatte er nicht geschworen von nun an für Johns Sicherheit zu garantieren?

Außerdem brauchte er ihn! Johns Kameradschaft, seine Hilfsbereitschaft, seine Lobeshymnen… Nein, er konnte John nicht aus seinem Leben verbannen, er war dafür nicht stark genug. Wie also sollte er weiter machen? Sein Verstand so abgelenkt, so seltsam fremd fühlend wie er es momentan tat…gab es wirklich nur die Option neben John zu verblöden oder ohne John als Genie zu leiden? Es war zum Haare raufen! Doch möglicherweise nahm ihm Peters diese Entscheidung ab, also was wenn John nicht mehr…

John!

John der sich für ihn geopfert hat, John der Schmerzen hatte, John der ihn mit seinen eigenen Gefühlen ansteckte und ihn verwirrte, John den er begehrte. Egal mit was er sich befassen wollte, es drehte sich dabei stets um John. Die ganze Situation war aus Schuldgefühlen heraus entstanden und eskaliert, wie mit Gefühlen nicht anders zu erwarten. Sie waren irrational, nicht greifbar und völlig dem logischen Verstand entrissen. Aber hatte er damit nicht den tatsächlichen Beweis erbracht, dass Gefühle für seinen Job wirklich so hinderlich waren, wie er immer befürchtet hatte? Ein kleiner Sieg, aber bringen tat ihm das nichts.
 

Sherlock schloss die Augen, versuchte sich zu konzentrieren. Er musste alle störenden Dinge, - ganz besonders seine Gefühle - ausblenden, darauf kam es jetzt an. Kein John, nur Peters. Was würde er tun, wie sahen seine nächsten Schritte aus? Was hatte er vor und wie konnte er ihm entgegen wirken oder ihn sogar gleich überrumpeln?

Denk nach, Sherlock, denk nach!

Peters war nur ein Idiot, ein ganz normaler Durchschnittsgangster, ohne besonders Talent oder übermäßiger Intelligenz. Er war nur ein verletztes Tier, das verängstigt mit dem letzten Rest seiner Kraft zu einem unüberlegten und gefährlichen Angriff ansetzte, entweder um seinen Tod einen Sinn zu geben oder sann nach Rache? Hatte er das Bedürfnis dem Menschen zu schaden, der ihn zu fall gebracht hatte? So ganz am Boden, war dies seine letzte Chance auf Genugtuung und wenn sie mit seinem Tode endete, Peters würde es versuchen, soviel war Sherlock klar. Wie all der andere Abschaum, den er im laufe seiner Karriere dingfest gemacht hatte. Sie alle hatten geglaubt ihm Schaden oder gar ihn auf irgendeine Weise verletzten zu können. Bisher war Peters am näherten dran, zumindest wenn dieses Subjetzt wirklich bei John war.

John…

Also, was hatte Peters vor?

John…

Wollte er ihn als Geisel nehmen?

John…

Vielleicht wollte er nur die Hilfe eines Arztes?

John….

Oder er nahm Rache, Rache an dem Mann der auf ihn geschossen hatte?

John…

Verdammt! Egal womit er sich zu beschäftigen versuchte, immer wieder flammten Bilder vor seinen Augen auf. John wie er Lachte, John wie er mit ihm schimpfte, John der vor Schmerzen schrie und Johns unglaubliche Lippen…dieser magische Moment von gestern, er verfolgte Sherlock regelrecht. Wieder kam das kribbeln zurück in seinen Körper. Sein ohnehin schon flauer Magen rebellierte, regelrecht. Sherlock leckte sich über die Lippen, noch immer mit geschlossenen Augen konnte er seinen Freund vor sich sehen. Was wenn dieser Kuss der Erste und letzte gewesen wäre…
 

Sherlock schrak hoch, öffnete die Augen und hasste sich für seine Unkonzentriertheit. Er wollte doch die Fakten durchgehen und Peters Verhaltensweisen durchdenken. Wieder hatte sich während seiner Arbeit John in seine Gedanken geschlichen. Er lenkte ihn ab, das durfte nicht sein! Er war ein Genie, verflucht noch eins, der einzige und brillante Consulting Detective! Aber noch wichtiger, er war ein Soziopath, er hatte keine Gefühle, er war mit seinem Leben glücklich gewesen, so wie es war und war mit seiner Arbeit verheiratet. Nichts anderes, denn nichts war wichtiger.

So fuhr er sich mit beiden Händen über das Gesicht, versuchte die Fassung wieder zu finden und endlich in seine alte Form zurück zu kommen. Würde ihm das nicht gelingen, würde John es vielleicht mit dem Leben bezahlen müssen.

Also nachdenken, zurück zu dem Plan, den er hatte entwerfen wollen und den er brauchte, der ihm helfen sollte John…
 

„Wir sind da, Sir“, Verkündete der Fahrer und bremste scharf ab. Dann drehte er sein breit lächelndes Gesicht zu seinem Fahrgast, der nicht nur kreidebleich im Gesicht war, sondern auch ein wenig überrascht wirkte. Vielleicht hatte er nicht gedacht, dass sie wirklich so schnell zur Baker Street hätten kommen können oder er war, - was auch immer hier auf ihn warten mochte - einfach noch nicht bereit dafür.

Für einen kurzen Augenblick sahen ihn die durchdringenden grauen Augen des Fahrgastes an und er fragte sich, ob dieser Herr ihm wirklich noch mal 50 Pfund geben würde, so wie versprochen. Denn der Mann regte sich nicht. Schön langsam stand zu befürchten, dass er den Herrn lieber in ein Krankenhaus bringen sollte, bevor er ihm hier umkippte, denn er war wirklich leichenblass und als er endlich aus seiner Starre erwachte und seine Brieftasche hervor holte, zitterten seine Hände leicht.

Irgendwie hatte er Mitleid mit diesem Häufchen Elend, was nichts heißen sollte, er arbeitete nicht zum Spaß an der Freude, sondern weil er das Geld dringend brauchte und ein weiterer 50er passte ihm ganz gut in den Kram, auch wenn der Mann nicht ganz zurechnungsfähig wirkte. Es war nicht seine Aufgabe die Dummheit der Menschen um ihn her zu verhindern, also warum nicht Profit daraus machen, wenn sich die Gelegenheit ergab?

„Wir haben hier her nur…“ er schaute auf seine Armbanduhr, „…8 Minuten oder so gebraucht. Unter 10, so wie Sie es wollten.“

Tatsächlich gab ihm der Mann einen weiteren 50er Schein und stieg dann aus.

Kurz beobachtete er ihn noch aus den Augenwinkeln, während er gewissenhaft das Geld in seiner Tasche verstaute. Offensichtlich war der Mann verwirrt, denn er sah sich dauernd um, blickte auf den Boden und untersuchte dann die Eingangstüre von 221b. Wusste er nicht wohin, oder hatte er seinen Schlüssel verloren? Ein komischer Kauz, dachte er sich, schüttelte den Kopf über die Welt und ihre seltsamen Bewohner, warf aber noch mal einen Blick in den Spiegel, während er in den Verkehr einfädelte und die bleiche Gestallt vor der Haustüre immer kleiner zu werden begann.
 

Sich selbst vorwerfend, die Taxifahrt ja nun nicht gerade sinnvoll genutzt zu haben, stand Sherlock unschlüssig da. Sollte er es wagen und einfach hinein stürmen? Vielleicht war John verletzt und nur Minuten trennten ihm vom Tod…oder das ganze war eine Falle in die er unvorbereitet hineinstolpern würde, wenn er einfach nach Oben lief. Vor der Tür sah er sich um, konnte aber keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Entweder war Peters vorsichtig gewesen, oder er handelte überlegt genug um Sherlock keine weiteren Indizien in die Hand zu spielen.

Nicht noch länger wartend, öffnete Sherlock die Haustüre. Er würde nicht nach Oben stürmen, aber den möglichen Eindringling auch nicht direkt warnen wollen. So ging er leise hinauf, fragte sich auf halbem Wege kurz, ob Mrs. Hudson wohl in Sicherheit war, dann erreichte er das Ende der Treppe. Die Tür zum Wohnzimmer war nur angelehnt und ein Spalt breit Licht viel auf den Flur. Sherlock lugte hinein, konnte aber keinen im Wohnzimmer erkennen. Hatte er überreagiert? Vielleicht lag John noch immer in seinem Bett und wartete auf ihn?
 

Sherlock öffnete die Tür mit einer einzigen, fließenden Bewegung stand er im Raum. Blitzschnell nahm sein Verstand jede Kleinigkeit auf, jedes winzige Detail. Man glaubte gar nicht, wie viel die Kleinigkeiten einem verrieten, die sonst von den Menschen ungesehen blieben. Er nahm sie wahr, sie alle und bildete ein Muster daraus. Und was er sah, gefiel ihm nicht.

Ein Geräusch, Sherlock fuhr herum und da stand Peters. Sein Gesicht spiegelte noch immer den Schmerz, den ihm die Schusswunde bereitete, doch er stand aufrecht und funkelte ihn aus bösen Augen an. Vor sich her schob er den Rollstuhl, in welchem John saß. Klebeband hielt ihn an die Armlehnen gefesselt und eine Waffe zielte genau auf seinen Kopf.

Sherlock und Johns Blicke trafen sich, teilten eine stumme Botschaft. Sherlock stellte erleichtert fest, dass John ihm das hier nicht vor warf und John wusste jetzt, dass ihm diese Situation Leid tat.

„Holmes!“ donnerte Peters und drückte die Waffe demonstrativ gegen Johns Schläfe. „Wir haben schon auf Sie gewartet.“ Seine Stimme klang nicht etwa scherzhaft, sondern drohend und eiskalt. Verständlich, immerhin dachte dieser Mann hier er hätte nichts mehr zu verlieren, ein Irrtum von dem ihm Sherlock erst einmal überzeugen musste.

„Machen Sie keine unüberlegten Dummheiten“, begann er mit fester Stimme zu sprechen. Seine Körpersprache war aussagekräftig, er stand gerade da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und ohne zu blinzeln, als wäre ihm die Situation hier egal. Nein, als wäre er sich sicher als Sieger aus dieser Auseinandersetzung hervor zu gehen.

Peters knurrte ein paar undefinierbare Worte, senkte die Waffe aber keineswegs. Egal wie sich Holmes hier vor ihm präsentierte, er hatte keine Angst vor diesem Mann!

„Sie tun so als wären Sie der Größte, als könnte Ihnen keiner was! Aber ich, ich hab Sie, denn ich hab Ihn.“ Peters grinste und versuchte seine Überlegenheit zu demonstrieren, indem er den Lauf seiner Waffe über Johns Wangen gleiten ließ. Dieser schluckte sichtbar, versuchte sich instinktiv von dem Lauf weg zu bewegen. Eine Schweißperle lief ihm über die Stirn und er versuchte hartnäckig Ruhe zu bewahren und an Sherlock zu glauben. Sherlock würde ihn retten, dessen war er sich sicher.

„Nun, in gewisser Weise haben Sie Recht, was Sie nicht zwangsweise zum Gewinner der Situation macht. Sie haben John, aber Sie werden Ihn nicht erschießen.“

„Ach, und warum wenn ich fragen darf?“

Sherlocks Stimme war schneidend scharf, sein Blick bohrte sich in Peters als er sagte: „Weil Sie, wenn John etwas geschieht, diesen Raum nicht mehr lebend verlassen werden!“ Und Peters wusste, dass der Detektiv nicht scherzte.
 

Stan schluckte, langsam kamen ihm Zweifel. Offenbar war sein Gegner auch zu allem bereit. Vielleicht war es doch töricht gewesen, sich mit Sherlock Holmes anzulegen. Denn keine Spur von Panik war in seinem Gesicht zu lesen, seine Haltung vermittelte Selbstsicherheit und seine Stimme klang ruhig, bedacht und überlegen! Er spielte dieses Spiel einfach nur perfekt! Scheiße!

„Denken Sie nach“, forderte ihn die Stimme von Holmes auf. „Sie sind allein, Ihre Freunde wurden gefasst und haben geschlossen gegen Sie ausgesagt.“ Eine Lüge die bei Komplizen immer zog, weil keiner dem Anderen mehr vertraute wenn es um den eigenen Arsch ging. Auch Peters reagierte auf diese Aussage im gewünschten maß. Sherlock gewann langsam die Oberhand über die Situation! Die Freude darüber zeigte er natürlich nicht. Alles was Peters zu sehen bekam war ein perfektes Pokerface.

„Wer wird Ihnen glauben? Sollte man Ihnen überhaupt glauben? Marc Thomson, der Zollbeamte, Sie haben Ihn getötet!“

„Das ist nicht wahr!“ rief Peters aufgebracht und richtete die Waffe kurzerhand auf Holmes.

John, gefesselt und in seiner Bewegung eingeschränkt, konnte diese Chance jedoch nicht für sie beide nutzbar machen. Er hasste sich dafür!

„Ist es das? Was spielt das für eine Rolle? Sie richten eine Waffe auf mich wenn Sie diese abfeuern klebt auf jeden Fall Blut an Ihren Händen und glauben Sie mir, weit werden Sie in ihrem Zustand nicht kommen. Man wird Sie finden und dann schmoren Sie den Rest Ihres Lebens in einer winzigen, dunklen Zelle. Wollen Sie das?“

„Als ob ich einen andere Wahl hätte!“ spie er dieser die Worte förmlich aus. „Wenn nicht für den Mord an Ihnen, dann an dem von dem neugierigen Zoller, der uns im Weg war! Wo ist da der Unterschied? Hä? Hier bekomm ich zumindest meine Rache!“ rief er aufgebracht.

Sherlock hoffte inständig, Mrs. Hudson würde das Geschrei hören und daraus ihre Schlüsse ziehen. Andererseits war das Letzte was er jetzt gebrauchen konnte Polizeiautos, die mit Sirenen und Blaulicht vor der Baker Street halten würden.

„Sie irren sich“, sagte Sherlock ruhig, immer versuchend die Situation selbständig zu entschärfen. „Wir haben zwar die Aussagen Ihrer Komplizen, aber keinen Beweiß für Ihre tatsächliche Schuld. Lasten Sie sich keinen Mord auf, nicht wenn man Sie nur wegen Betruges verurteilen könnte.“

Das gab Peters zu denken und die Hand die die Waffe hielt, ruckte ein wenig nach unten. Gut, der Trottel dachte darüber nach. Klar war es gelogen, selbst wenn er den Beamten nicht getötet hatte, er wäre wegen Beihilfe dran und dann war da auch noch die Sache auf der Brücke. Versuchter Mord an Sherlock Holmes, Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung dem guten Watson gegenüber, plus des Diebstahls, der Betrügereien und natürlich aus der Schmuggelei wegen. Er würde nie wieder das Tageslicht sehen, aber die Vorstellung reichte aus, dass er ihm die Lüge glaubte. Gut.

„Sie lügen!“ rief er dann doch und richtete die Waffe wieder auf Sherlocks Brust. „Sie können mir nicht helfen!“

„Oh doch, sagen Sie mir wo ich die Tasche finde! Sie wissen welche ich meine! Die Tasche von Marc Thomson. Dann hab ich den Beweiß der Sie entlasten wird. Was ist, haben Ihnen ihre Freunde etwa nicht erzählt, was in der Tasche ist? Glauben Sie mir, einen eindeutigeren Beweis wird man nie wieder finden.“

Erneut gelogen, Sherlock hoffet nur. Was machte das schon, Peters musste den Bluff nur schlucken und antworten.

„Nein, nein, nein! Sie lügen! Die Tasche, mein Kumpel hat sie in die Themse geworfen, sie wird niemals gefunden werden! Sie wollen nur Zeit schinden!“ Jetzt ließ er die Waffe sinken und richtete sie erneut auf John. „Wenn auch nur ein Polizeiauto hier vorfährt, dann erschieß ich Ihren Freund, kapiert? Legen Sie sich nicht mit mir an, Sie werden verlieren!“
 

Ja, genau das befürchtete Sherlock jetzt auch. Er hatte keinen Einfluss auf die Polizei, nicht jetzt. Was geschehen würde, war unmöglich vorher zu sehen.

„Gut, wenn Sie das glauben. Dann reden wir über etwas anderes. Was wollen Sie?“

Peters stieß einen missbilligenden Laut aus, „was ich will? Ich will das einzige was mir noch geblieben ist! Rache!“ Seine Augen funkelten unheilvoll, als er das sagte. Mit Nachdruck schob er die Waffe an Johns Schläfe.

„Rache an wen, an mir? Ist es weil ich mich eingemischt habe? Die Polizei hatte euch schon lange im Visier, ich war nur da um einen Beweis zu finden, der einen von euch des Mordes überführen sollte. Mehr nicht.“

„Mag sein, aber Sie sind mir ein Dorn im Auge und an der Polizei kann ich ja kaum Rache üben. Ich könnte natürlich mit einem Sprengsatz in das Gebäude stürmen und hoffen, dass ich den Knopf drücken kann, bevor die Bullen mich erschießen. Nein, Sie sind der Störfaktor, Sie will ich ausmerzen! Und wenn ich dafür im Knast lande, dann bin ich da drinnen der Held! Der Mann der Sherlock Holmes vernichtet hat! Ha!“

„Warum zielen Sie dann nicht auf mich? Wo ich es doch bin, den Sie erschießen wollen?“

Peters grinste bösartig.

Gott, er wusste es! Schoss es Sherlock durch den Kopf! Er wusste wie viel ihm John bedeutete!

„Weil das hier so mehr Spaß macht und weil Sterben einfach ist. Nein, ich werde meine Rache an Ihnen bekommen. Ich will Sie nicht töten, ich will Sie vernichten, Sie leiden sehn! Kein körperlicher Schmerz würde bei Menschen wie Ihnen helfen, nichts was ich Ihnen androhen würde, würde Sie schrecken. Nein, nichts außer dem hier, der Vorstellung Ihren Freund zu verlieren. Was glauben Sie, bereut er es bereits Ihr Freund zu sein? Oder wird er erst im Himmel darauf kommen, wie giftig Sie für Ihn waren?“

Sherlock ballte seine Hände zu Fäusten. Es kostete ihm all seine Beherrschung um äußerlich ruhig zu bleiben und auch seine Stimme nicht zittern zu lassen.

„Dafür werde ich Sie töten!“ versprach Sherlock.

„Das weiß ich“, Peters lachte. „Doch dazu wird es nicht kommen. Ihr Freund hier bedeutet Ihnen viel, also mal sehen wie viel Sie bereit sind, für sein Leben zu tun. Knien Sie!“ befahl er lautstark.

„Was?“ fragte Sherlock verblüfft.

„Auf Ihre Knie, sind Sie denn taub! Ich will Sie am Boden sehen und Sie betteln hören! Was, Sie wollen nicht? Dann haben Sie sicher kein Problem damit wenn ich abdrücke?“

Sherlock wusste, wann er verloren hatte. So ließ er die Schultern hängen, hob langsam zur Beschwichtigung seine Hände und mied Johns Blick, während er sich auf den Boden kniete.
 

Peters lachte, ein gemeines und siegreiches Lachen.

„Der große Holmes vor mir auf den Knien. Das nenne ich doch mal gewonnen! Oh ich kann es kaum erwarten wie es weiter geht!“

Das hier war ein Spiel für ihn, ein verdammtes Spiel! Er wusste das es keine Chance mehr für ihn gab und jetzt würde er mit Sherlock spielen bis zum Tod.

„Sehen Sie mich an!“ befahl er und Sherlock gehorchte. „Gut, geben Sie zu das ich gewonnen hab!“ befahl er.

„Wenn Sie das glauben wollen, schön. Sie haben gewonnen!“

Wieder lachte Peters hämisch. „Jetzt sehen Sie Ihrem Freund in die Augen. John, so heißt du doch oder?“

Der angesprochene nickte.

„Also, sehen Sie John in die Augen und sagen Sie Ihm, warum er hier die Geisel ist.“

Widerwillig tat Sherlock wie ihm geheißen. „Sie sind die Geisel, weil ich zuließ das ein Mensch mir nahe kam. Bisher hab ich jeden aus meinem Leben verdrängt, doch Sie waren hartnäckig, Sie ließen sich von mir und meiner Art nicht vertreiben. Besser wäre es gewesen, es tut mir Leid das Sie meinetwegen in dieser Lage sind.“

John erkannte, dass Sherlock jedes Wort ernst meinte. Seinen stolzen Freund so tief gesunken zu sehen, brach ihm fast das Herz. Doch zu wissen das Sherlock das alles nur für ihn tat, ließ ihn erneut spüren, wie tief die Bindung zwischen ihnen schon war. Egal was kommen würde, dieses Band würde nicht zerreißen, das Band welches sie zusammen hielt.

„Das war doch schon sehr schön“, lobte Peters. „Fandest du es auch schön, Johnny?“ fragte er und fuhr spielerisch mit der Mündung durch Johns kurzes Haar.

„Aber jetzt legen wir noch einen drauf. Ich will Sie betteln hören, betteln Sie um das Leben Ihres Freundes!“

Sherlock schluckte, kam der Aufforderung jedoch nach. „Ich bitte Sie, töten Sie mich wenn es Sie befriedigt, nur lassen Sie John da raus. Er ist mein Freund, das ist wahr, doch er kann nichts dafür. Er folgt mir aus Freundschaft, aus fehl geleiteter Loyalität. Sie sind ein Mann mit Ehre, Sie töten keinen Unschuldigen!“
 

Stan schwieg. Da sprach der Mann durchaus etwas an, dass er ihm glaubte. Warum war John an der Seite dieses Egomanen? Was verband diese zwei so unterschiedlichen Männer?

„Nein“, kam es ganz überraschend von John. „Egal was er sagt, ich bin nicht bloß ein Hund der seinem Herrn bewundernd nachläuft.“

„John!” zischte Sherlock. Warum war sein Freund nicht still?

„Aha, da hat offenbar noch jemand was zu sagen!“ Peters schien erfreut. „Dann sag mir doch wie es wirklich ist.“

John drehte seinen Kopf leicht, um ihren Widersacher sehen zu können.

„Ich weiß nicht was dass hier alles soll. Wir sind an diesem Punkt hier, weil ich Sherlocks Freund bin, weil ich mich um Ihn sorge und weil ich Ihn und seinen Intellekt bewundere. Vielleicht ertrage ich deshalb seine Unordnung, seinen Phasen und Launen. Was weiß denn ich, darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich weiß nur eins, Sherlock ist ein großartiger Mann. Nur wenige von uns haben die Chance je etwas Großes zu leisten, etwas aus ihrem kleinen, unbedeutenden Leben zu machen und Spuren im Sand der Zeit zu hinterlassen. Sherlocks Name wird auch in Zukunft nicht vergessen werden, weil er ständig großes vollbringt. Ich bin an seiner Seite und genieße ein wenig von dem Ruhm, der auf mich ab fällt. Doch ich bin realistisch genug um zu wissen, dass ich nie etwas wirklich Wichtiges vollbringen werde. Die Menschen werden sich nicht an meinen Namen erinnern. Ich werde genauso unter gehen und im Strom der Zeit verschwinden wie Sie und die anderen 7 Milliarden Menschen dieser Welt. Sherlock tut gutes, er rettet leben und er wird noch viele mehr retten können. Von daher ist für mich der Fall klar. Sein Leben ist mehr wert als meins. Es wird Ihm nicht gefallen und wahrscheinlich wird es Ihm sogar wehtun, aber lieber ich als er.“
 

Sherlocks Blick war die ganze Zeit über auf John gerichtet gewesen. Stumm hatte er ihn gebeten, endlich ruhe zu geben und nicht weiter zu sprechen. Er redete sie hier noch um Kopf und Kragen! Doch er hatte seinen Freund nicht zu unterbrechen gewagt. Es rührte ihn das alles zu wissen und doch irrte sich John. Er war der wundervolle Mensch den zu retten Priorität hatte.

Peters begann erneut zu lachen. Offenbar gefiel ihm die Wendung der Ereignisse.

„Na da schau einer an, wenn das nicht Opferbereitschaft ist!“ spöttelte er. Dann sah er hinab zu Sherlock.

„Sie haben genau einen Versuch um mich zu überzeugen. Warum sollten Sie sterben und nicht Ihr Freund? Ich verspreche feierlich, wenn Sie einen überzeugenden Grund liefern, dann verschone ich Ihr Hündchen. Denn ich muss gestehen, ich finde es rührend wie er für Sie argumentiert. Also legen Sie los, überzeugen Sie mich!“
 

Kurz schloss Sherlock seine Augen, sammelte sich für das Ende. Jetzt würde er diese Diskussion beenden und dann würde Peters ihn erschießen. Es stimmte schon, sterben war leicht. Das Überleben war es, was scher und ansträngend war.

Vergib mir John, denn er wusste das sein Tod dem Freunde nahe gehen, und seine letzten Worte für immer in Johns Herzen nachhallen würden.

Wissend dennoch das Richtige zu tun, öffnete er seine Augen, blickte Peters direkt an und war bereit zu sterben.

„Sie wollen einen Grund? Ich gebe Ihnen den Grund warum ich sterben und John leben soll.“ Dann sah er zu John, versuchte mit seiner Mimik zu entschuldigen was jetzt kam und seinem treuen Freund noch ein letztes Mal zu zeigen, wie Leid ihm das alles tat.

„Er muss leben, denn ich liebe Ihn.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ImSherlocked
2012-06-18T11:54:10+00:00 18.06.2012 13:54
Ja.. was soll ich jetzt sagen? Du hast es auf jeden Fall geschafft, mich zu überraschen, denn damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Also mit dem Geständnis schon, aber nicht mit der Art, wie es umgesetzt wurde. Hoffentlich nimmt das jetzt kein böses Ende :( Die beiden mussten schon so viel leiden *jammer*

Ich wünsche mir für die beiden Streithammel wirklich ein Happy End ^^
Von:  Nara-san
2012-06-18T08:04:23+00:00 18.06.2012 10:04
Er hat es eingesehen! Ja!
Das ist toll ^^
Aber in so einer Situation! Wah!
Ich will wissen was als nächstes passiert, also schreib schnell weiter! x3


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