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Bitte bleib bei mir!

BBC Sherlock
von

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Der Alltag hat uns wieder

7.

Der Alltag hat uns wieder
 

„John? Haben Sie Schmerzen?“

„So offensichtlich?“ kam es sarkastisch von der auf dem Sofa liegenden Gestallt.

„Ich hätte gedacht die Wärme des Badewassers würde Ihnen gut tun.“

„Ja, hat sie, aber jetzt hab ich wieder Schmerzen. Wahrscheinlich einfach zu viel Bewegung. Nicht das ich mich nicht gerne von Ihnen tragen lasse, aber optimal ist es nicht.“

„Wenn ich Ihnen Schmerzen bereite dann…“

„Jetzt hören Sie schon auf, Sie tun Ihr Bestes und das reicht. Schmerz ist ohnehin eine subjektive Empfindung. Das was der Körper als Schmerz wahrnimmt und wie er damit umgeht, das kommt ganz auf den Betroffenen an. Vielleicht bin ich bloß zu empfindlich.“

Sherlock schüttelte den Kopf, ging in die Küche und goss frischen Tee für sie beide auf.

Sollte er wirklich einen ehemaligen Soldaten davon überzeugen müssen, dass er ihn gewiss nicht für empfindlich hielt? Vermutlich zeigte John einfach nur ungern das er Schmerzen hatte. Eine Tatsache die man gerne den Männern zuschrieb. Selbst Sherlock war als kleiner Junge oft von seinem Vater ermahnt worden „Ein Junge weint nicht!“ Bestimmt war es in Johns Kindheit ähnlich abgelaufen und seine Flucht zum Militär zeugte gewiss nicht von Furcht oder fehlender Männlichkeit.
 

So kam Sherlock mit zwei Tassen beladen ins Wohnzimmer zurück. Die erste stellte er für John griffbereit, die andere stand ein wenig vergessen in der Mitte.

„Ich gehe Ihnen die Schmerztabletten holen. Bleiben Sie solange noch liegen.“

„Glauben Sie mir, das ich Bewegungen vermeiden soll, brauchen Sie mir nicht zu sagen.“

Eilig ging Sherlock die Stufen hinauf, wurde auf der Treppe aber von Johns Ruf aufgehalten.

„Bringen Sie mir bitte auch die Magentabletten mit!“
 

Johns Raum war immer noch von den Vorhängen verdunkelt und Sherlock zog sie auf. Das Zimmer war nicht groß aber sehr gemütlich eingerichtet worden. Auch herrschte hier Ordnung und Sauberkeit. Einige Fotos und persönliche Gegenstände verzierten die Wände, Regale und den Schreibtisch. Manche zeigten zwei lachende Kinder, andere die ganze Familie, doch viele wurden von Soldaten in Uniformen bewohnt, die mal ernst, mal lachend in die Kamera blickten. Momentaufnahmen eines Lebens, die mit vielen Erinnerungen verbunden waren und John durch sein Leben begleiteten.

Sherlock selbst besaß keine Bilder. Seine Eltern hatten natürlich viele Kinderfotos und auch einige wo er und Mycroft zusammen abgelichtet worden waren. Mehrmals im Jahr, so erinnerte sich Sherlock bitter, kam ein Fotograph und machte Familienfotos, die Gerahmt und im Wohnzimmer der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Eine glückliche, kleine Familie, so wie sie sein sollte…

Sherlock griff nach den Medikamenten und schloss dann schnell die Tür hinter sich, als könnte er all die in ihm erwachten Erinnerungen dort oben hinter der Tür einsperren.
 

„Sherlock“, erklang die Stimme von Mrs. Hudson, als er das Wohnzimmer betrat. „Ich hab Ihnen Beiden Kuchen zum Tee mitgebracht.“

Zwei große Stück Torte standen auf zwei fast zu kleinen, mit Blumenmustern verzierten Tellern. Einer war dunkel, wie Schokoladenkrem und der andere wirkte so locker und weiß wie Zuckerwatte.

John lag noch auf dem Sofa und reckte die Hände den Schmerzmitteln entgegen.

„Immer her damit, ich freu mich auf den Kuchen!“ sagte er begeistert und Sherlock verschwand um ihm ein Glas Wasser zu holen.

Mrs. Hudson schien froh darüber, dass ihr Kuchen so begeisterten Anklang fand und half John sich aufzusetzen, als Sherlock ihm zwei Tabletten und das Glas reichte.

„John hat mir von den geplanten Spaziergängen erzählt. Ich bin gerne bereit Ihm dabei zu helfen, falls Sie mal verhindert sind. Schließlich ist frische Luft gesund, und Sie sollten auch mal etwas anderes sehen als nur diese Wände.“ Dabei tätschelte sie Johns Arm.

„Dieses Angebot trifft sich gut, ich werde gleich heute drauf zurückkommen, Mrs. Hudson.

Zwei Augenpaare musterten ihn argwöhnisch.

„Sie haben einen neuen Fall?“ fragte John.

„Oh und das obwohl Sie keine Rückendeckung haben! Ist das nicht zu gefährlich?“

Sherlock lächelte leicht belustigt, trank einen Schluck Tee und sah dabei seine Tischgesellschaft abwechselnd an.

„Wie Sie wissen dürften, bin ich früher, bevor ich Sie beide kennen gelernt habe, bestens allein zurecht gekommen und ja, ich habe einen Fall aber er ist nicht neu, nicht in diesem Sinne.

Der Polizei ist einer der Schmuggler entkommen. Stan Peters war der Mann, der mich von der Brücke geworfen hat. Ich weiß das einer dieser drei Männer den Mord an Marc Thomson begangen hat, dem jungen Zollbeamten dessen Leiche vor knapp zwei Monaten aus der Themse gefischt wurde.“

„Im wahrsten Sinne des Wortes, wurde er nicht im Wasser treibend von einem Fischerboot gefunden?“ fragte John, der sich nur noch vage an alle Einzelheiten erinnerte, die ihre Wellen doch so weit geworfen haben.

„Das stand in allen Zeitungen“, bestätigte Mrs. Hudson sogleich. „Diese schreckliche Geschichte war auf jeder Titelseite zu lesen, man kam gar nicht drum herum. Der arme Mr. Thomson, er hatte Frau und Kind. Was für eine schreckliche Sache!“ Sie seufzte schwer.

„Genau, eben jener Mann wurde getötet und sein Körper dann in die Themse geworfen. Offenbar hoffend, die Strömung möge die Leiche fort tragen. Ein törichter Plan, ausgeführt von Stümpern, genauso wie der Mord selbst.

Im Yard mochten die Beamten von einem Unfalltod sprechen, kein Wunder also das mich die Eltern des Toten Mannes daraufhin baten, selbst Ermittlungen an zu stellten.“

„Daraufhin sind Sie fast einen Monat verschwunden, kamen nur noch sporadisch in die Baker Street und verkrochen sich die meiste Zeit in einem Ihrer ach so geheimen Schlupfwinkel überall in London.“

Johns Missfallen war deutlich zu hören. Er mochte es nie wenn Sherlock ihn außen vor ließ, er seinen Freund Wochenlang kaum zu Gesicht bekam, denn da war immer die Angst, ihm könnte etwas zugestoßen sein. Nur einmal musste man sich verschätzen oder überschätzen und das ganze konnte tödlich enden.

„Meine Ermittlungsmethoden kennen Sie mittlerweile, ich musste mich bei den richtigen Leuten umhören und das geht am besten wenn man für einen von ihnen gehalten wird. Wie ich bereits mehrfach erwähnte, kann ich auf mich selbst aufpassen.“ Sherlock trank erneut einen schluck Tee, genoss den herben Geschmack in seinem Mund und setzte dann seine Erzählungen fort.

„Meine Ermittlungen führten über Umwege zu eben jener Bande, bestehend aus Stan Peters, Renè Cohen und Paul Nightingale. Sie waren es die den jungen Zollbeamten ermordeten, zweifellos in der Hoffnung, sie hätten sich bis zum auffinden der Leiche bereits mit der Ware abgesetzt. Da sich nun Mr. Cohen und Mr. Nightingale in Haft befinden, fehlt nur noch Mr. Peters. Bisher besitze ich nur Indizien die für Ihn als Mörder sprechen, also muss ich nicht nur Ihn finden, sondern auch einen eindeutigen Beweis für seine Schuld.“

„Also werden Sie jetzt losziehen und ihn suchen?“ fragte Mrs. Hudson besorgt. „Aber der Mann könnte doch überall in London sein!“
 

John der sich währenddessen über das erste Stück Kuchen hergemacht hatte, legte seine Gabel beiseite und sah zu Sherlock.

„Da fällt mir ein, ich hab Ihn angeschossen. Peters war der mit der Waffe in der Hand. Als ich auf der Brücke eintraf, wollte er gerade auf Sie schießen. Ich kam Ihm zuvor, muss Ihn aber nur gestreift haben. Zumindest hab ich Ihn verletzt.“

Sherlocks Augen weiteten sich, diese neuen Informationen kamen ihm gerade recht.

„Hervorragend John!“ lobte er. „Das dürfte die Suche einschränken, und auch den Bewegungsfreiraum, der Ihm noch geblieben ist.“ Meinte er mehr zu sich selbst als zu seinen Zuhörern, während sein Blick ab zu schweifen begann, seine Gedanken waren jetzt weit weg von der Baker Street.

„Gern geschehen“, sagte John der bereits wieder kaute. „Übrigens, der Kuchen ist fantastisch!“, lobte er und Mrs. Hudson schenkte ihm ein glückliches Lächeln.
 

*******
 

„Ist das so richtig?“ Mrs. Hudson versuchte die Bremsen des Rollstuhls fest zu stellen, als Sherlock mit John im Arm das Haus verließ. Er setzte seinen Freund ab, reichte ihm das Behältnis mit den Schmerztabletten – nur zur Sicherheit – und schon kam Mrs. Hudson und breitete eine Decke über John.

„Der Wind ist heute schon recht frisch, ich will ja nicht das Sie mir frieren!“

„Danke, das ist wirklich sehr nett von Ihnen.“ Dann wandte er sich an Sherlock. „Bitte passen Sie auf sich auf. Wenn dieser Peters sie erschießt, war das hier alles umsonst“ und er deutete mit einer unmissverständlichen Geste auf Bein und Schmerztabletten.

Sherlock schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Irgendwie war es ja rührend, wie besorgt seine Freund um ihn waren. Auch war das hier echte Sorge und nicht wie die übertrieben, aufgeblasenen Versuche seines Bruders, ihn und sein Leben zu überwachen.

„Ich komme zurecht“, erklärte Sherlock sicher und winkte dem nächsten Taxi.
 

Nicht ganz so zuversichtlich sah John der Taxe nach, wie sie hinter den nächsten Häuserblock verschwand. Wie gerne hätte er Sherlock begleitet, nicht allein aus Sicherheitsgründen. Viel mehr wegen des Abenteuers das ihm jetzt vielleicht entging.

Ihm war völlig klar, das Sherlock bestens allein zu recht kam. Das er ihn nicht brauchte, zumindest nicht wirklich. Doch hörte er nichts lieber als die Bitte er möge ihm Beistehen, möge helfen und mitkommen…Das würde er in nächster Zeit wohl nicht gesagt bekommen.

Mrs. Hudson schob derweil den Rollstuhl Richtung Regent’s Park, erzählte etwas dem John nur mit halbem Ohr lauschte. Seine Gedanken begleiteten Sherlock, wohin auch immer er gehen würde…
 

*******
 

Seit dem Unfall und die ganze Zeit über die John im Krankenhaus bleiben musste, war Sherlock nicht untätig gewesen. Er hatte sich über die Vorgänge bei der Polizei erkundigt und festgestellt, das eine Fahndung nach Stan Peters raus gegeben worden war und man bereits mehreren Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen war. Bisher zwar ohne Erfolg, aber man war nicht untätig.

Auch Lestrade hatte nicht wirklich etwas Neues zu berichten. Zwar waren die beiden Mittäter im Gefängnis, aber noch konnte man keinem der Drei den Mord nachweisen, nur ihre Verbindung zu dem Toten. Das würde nie für einen Verurteilung reichen und die Beiden waren clever genug nicht zu kooperieren. So schwiegen Sie, egal was man ihnen auch androhte, wohl hoffend, ihr geflohner Verbündeter würde alle vorhandenen Beweise vernichten

Und so hatte sich Sherlock gleich wieder unter die Leute gemischt. Natürlich in Verkleidung, nun da Mr. Peters sein Gesicht kannte.

Doch in keinem der bekannten Verstecke war er aufgetaucht, hatte keinen seiner Kontaktleute – Sherlock hatte die meisten davon bestochen, so viel zur Ehre unter Verbrechern – aufgesucht oder war mit ihnen in Kontakt getreten.
 

Unter dem neuen Gesichtspunkt den John ihm heute erst eröffnet hatte, würde er seine Suche neu Planen und dieses mal effektiver und Zielorientierter durchführen können.

Siegessicher rieb er seine feingliedrigen Hände aneinander, schon bald würden sich Stan Peters und seine Kumpels für ihre Verbrechen verantworten müssen und vom Gericht bestraft werden. Darunter auch für den versuchten Mord an Sherlock Holmes und Doktor John Watson.
 

So verbrachte Sherlock den Grossteil des Nachmittages damit, sein Netz um Peters enger zu ziehen. Dafür musste man nur die richtigen Leute auf die richtigen Dinge ansprechen. Hier und da floss ein wenig Geld und als es langsam dunkel zu werden begann, suchte Sherlock einen alten Bekannten auf.
 

Er fand ihn genau da, wo er ihn auch vermutet hatte. Sein zerschlissener Mantel wehte im Wind, der Pulli den er trug war ausgeblichen, mehrfach geflickt und seine Hose war dreckig und zerrissen. Seine langen, fettigen, graubraunen Haare hatte er mehr schlecht als recht unter einer Wollmütze versteckt, die in besseren Tagen einmal beige und orange gewesen war. Er strich sich durch seinen zottigen Bart, der sein Gesicht fast gänzlich verdeckte, während er um ein paar Pfund bettelte.

Sein alter, fast blinder schwarzer Labrador kuschelte sich gegen seine Beine und winselte leicht, wann immer ein Passant an ihnen vorüber ging.

„Hallo Agilo, wie laufen die Geschäfte?“

Der Angesprochene musterte den Mann ihm gegenüber, mit seinen schulterlangen blonden Haaren und der Brille genau. Erst als sich der Fremde zu dem Hund beugte und ihn an den Ohren kraulte, wurde ihm bewusst, wem er sich da gegenüber sah.

„Man mag zwar Humphreys Augen nicht mehr trauen können, aber seinem Geruchssinn trau ich allemal. Was möchtest Sie dieses Mal?“ fragte der alte und klimperte mit dem gesammelten Kleingeld in seiner Hand.

„Humphrey hat trotz allem noch eine gute Menschenkenntnis“, Sherlock erhob sich und stellte sich zu Agilo an die Wand der kleinen Bäckerei. Zog eine Packung Zigaretten hervor und bat auch seinem zerlumpten Freund eine an.

Es dauerte nicht lange und die ersten Rauchwolken kräuselten sich über ihren Köpfen.

„Also, sind Sie nur zum plaudern hier oder gibt’s Geld zu verdienen?“ fragte der alte mürrisch.

„Vielleicht bin ich ja nur hier um dir eine Zigarette anzubieten?“

„Pha, rauchen kann man auch allein“, sprach Agilo und kraulte seinen Hund. „Sie brauchen wachsame Augen, wir brauchen das Geld. Was immer Sie suchen, wir finden es für Sie.“

„Kein was, sondern ein wer.“ Sherlock blies eine Wolke in die Luft und kramte unauffällig in seiner Tasche. Dann steckte er ebenso unauffällig den Zettel Agilo zu.

„Wen suchen wir?“ fragte der Mann mit seiner Zigarette im Mundwinkel. Er wusste das er Sherlocks Nachricht erst würde lesen können, sobald er sich an einem sicheren und vor allem ruhigen Ort befand. Aber nachfragen schadete ja nichts, vielleicht kannte er die Person und wusste gleich wo sie zu finden war. Dann könnte ihn der Detektiv auch gleich bezahlen und er und Humphrey würden dann heut Abend richtig speisen!

„Ließ dir den Zettel durch, gib die Informationen an alle weiter denen du vertrauen kannst. Es ist wichtig das ich den Mann so schnell wie möglich finde. Er wurde angeschossen, wenn er stirbt kann ich ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.“

Agilo lachte, zog noch ein letztes Mal an seiner Zigarette und schnippte den Rest dann auf den Boden. „Sie sind schon ein verdammt seltsamer Kerl. Ist den der Tod nicht Strafe genug?“

„Nicht für mich, sein Tod ist nicht in meinem Sinne.“

„Wenn das so ist, Fremder, dann danke für die Zigarette.“

Agilo packte das Halsband seines Hundes zog ihn auf die alten, dürren Beinchen.

„Hier, als kleiner Vorschuss“ Sherlock zog einen Schein aus seiner Tasche und drückte ihm Agilo in die Hand.

„Vergelt’s Gott“, murmelte der Alte und verschwand in der Menge.
 

*******
 

Eigentlich hätte Sherlock beruhigt zurück in die Baker Street gehen und auf die Ergebnisse des Obdachlosen-Netzwerks warten können. Inzwischen war es um ihn her dunkel geworden, die Straßenlaternen brannten und erhellten die Sternlose Nacht.

Zufrieden mit seinen bisherigen Ergebnissen, wollte sich Sherlock einer weiteren Sache annehmen, die er sich möglichst bald zu erledigen vorgenommen hatte. Also warum nicht gleich heute Abend?

Immer noch verkleidet, ging ein junger, mit Anzug und Krawatte gekleideter Herr, mit schulterlangem, strohblondem Haar und einer schwarzen Brille mit dicken Rändern durch die Straßen der Stadt.

Sherlock kannte sich aus, in jedem Winkel und ich jeder Londoner Szene. So wusste er wohin er musste und seine Füße trugen ihn durch den Menschenstrom in eine Gegend, die abseits der Hauptstraßen lag und voller billiger Bars und dreckiger Diskotheken war. Links wie Rechts waren Eingänge, die einen Einluden ins Warme herein zu kommen. Manchmal lag ein Lokal in einem Hinterhof, mal führten mehrere Treppenstufen zu einer Tür hinab, über der nicht immer ein Schild hing.

Männer wie Frauen standen hier spärlich bekleidet und in eindeutiger Absicht unter Straßenlaternen und warteten auf vorbeifahrende Autos, die sie zum einsteigen aufforderten.
 

So tauchte der Mann mit Anzug in einem Laden ab, dessen Schild über dem Eingang so von Sonne und Regen gezeichnet war, das man das Wort >Namenlos< kaum mehr lesen konnte. Doch genau das passte zu einem Etablissement mit dem Namen >Namenlos< und als sich die schwere Tür hinter Sherlock wieder schloss wurde schnell klar, dass der Name hier Programm war. Der Laden selbst war so unpersönlich wie seine Gäste und auch unnatürlich leise. An den kleinen Tischen saßen viele Leute, deren Gesichter im trüben Licht alle gleich aussahen. Übermäßig geschminkte Frauen und Männer die noch so Jung wirkten, als bräuchten sie sich noch nicht einmal rasieren. Viele schienen auf jemanden zu warten, andere wurden zum gehen aufgefordert. Auch Sherlock fand bald jemanden, der sein Interesse weckte. Etwas so alt wie er selbst, dünn aber trainiert mit längerem, schwarzem Haar und dunkler Hautfarbe. So was von überhaupt nicht John, das es perfekt zu passen schien.
 

So kam es das Sherlock mit eben jenem Unbekannten das >Namenlos< verließ und erst gegen 10 Uhr die Haustüre der Baker Street aufschloss, und umfangen von der Wärme des Hauses die 17 Stufen hinauf stieg, um die erste Nacht zusammen mit John in seinem Bett zu verbringen. Kurz zögerte er vor der Wohnzimmertür. Aus einem noch unbekannten Grund beschlich ihn so etwas wie ein Schuldgefühl. Wahrscheinlich weil er seinen Freund heute den Grossteil des Tages alleingelassen hatte, oder nicht?

Doch der Tag heute war in vielerlei Hinsicht wichtig führ ihn gewesen. Nicht nur im Bezug auf die Vorgänge, die er zur Ergreifung von Peters in Gang gesetzt hatte, sondern auch, weil er sich jetzt sicher genug fühlte, um John den Rest der Nacht nahe sein zu können.

Über seine eigenen, so gänzlich untypischen Gedanken den Kopf schüttelnd, öffnete er die Tür trat ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ImSherlocked
2012-04-29T15:42:20+00:00 29.04.2012 17:42
Ich habe deine FF gestern Nacht gelesen und muss sagen: Du hast mich wirklich vom Schlafen abgehalten, und das schaffen nicht viele ;) Zwar war ich nie besonders begeistert von dem Pairing, aber du bringst es absolut nachvollziehbar rüber und man fühlt mit den Charakteren mit, die du auch sehr sehr gut getroffen hast.

Ich freue mich schon total auf das nächste Kapitel deiner FF und kann es kaum abwarten, dass du es hochlädst :)

lg
Kahlan


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