Träume von Nimsaj (Lichter der Nacht) ================================================================================ Kapitel 1: Traum 1: Abendliche Auslöschung ------------------------------------------ Traum 1: Abendliche Auslöschung Das rote Abendlicht war kalt, wie der Beton des Bodens und das Glas der Scheiben. Beyond blickte über die Schulter um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand nachfolgte. Sein eigener Atem hing wie ein weißer Schleier in der Luft und machte ihm von neuem deutlich wie lebendig und damit sterblich er war. Ihr heutiger Auftrag war sehr viel gefährlicher als sonst, verstand er auch nicht, warum L hatte mitkommen wollen. Sie alle wussten ob der Gefahr, die für ihn von jeder Person hier ausgehen konnte. Man erwartete schließlich eine Nachricht des Detektivs. Mello hatte lange mit L diskutiert, ihn versucht zu überreden nicht mit den Anderen zu kommen, sondern in der Zentrale zu bleiben und von dort aus über einen Laptop am Gespräch teilzunehmen. Vergeblich. Der Detektiv stand nicht weit entfernt, ein Streifen des hellen Abendlichts traf ihn, ließ ihn seltsam unwirklich leuchten. Sein Blick war müde, aber aufmerksam, die schwarzen Augen auf etwas Entferntes gerichtet. Beyond spürte Sorge bei dem Anblick in sich aufflammen. Er war nie übertrieben, erst recht nicht in seiner Emotionalität, doch war er realistisch. Schon allein Ls allgemeine Schwäche in der letzten Zeit war Anlass genug zur Vorsicht. L hatte abgestritten krank zu sein und Beyond nahm an, dass er es schon immer getan hatte. Jedoch hatten sich die Nächte, die der Detektiv im Bett verbracht hatte, in der letzten Zeit gehäuft, was Beyond mit Sorge beobachtet hatte. Mehrmals hatte Watari L gefragt was ihm fehlen würde, auch Light hatte immer und immer wieder dieses Thema zu sprechen gebracht, doch L hatte geschwiegen. Die Halle des Gebäudes war absolut leer, eine gläserne Leere mit Säulen in akkuraten Reihen, grau und weiß, zart rot durch das Abendlicht. Ls Atem hallte laut in Beyonds Ohren wieder. Rau, angestrengt, scharf beim Luftholen. Was wollte er nur hier? Near und Matt waren vorgegangen um bereits alles vorzubereiten und zu prüfen, ob das Treffen sicher war. Mello blickte sich nervöser um. Er hatte noch keine Nachricht erhalten. Light war gleich neben L, sein sorgenvoller Blick kreuzte Beyonds und die Beiden verstanden. Sie mussten alles so schnell wie möglich über die Bühne bringen, um L und sich selbst nicht noch mehr in Gefahr zu bringen. L schien trotzig gewesen zu sein, anders konnte seine Anwesenheit nicht erklärt werden. Beyond trauerte seiner Fähigkeit, Namen und Lebenszeiten zu sehen, nicht nach. Als er sie damals verlor, nahm er es als Anlass für einen Versuch sein Leben zu verändern. Nun jedoch beschlich ihn ein seltsames Gefühl, das Gefühl, dass es ihm lieber wäre zu sehen, dass alles gut gehen würde. Ein Klicken ließ Beyond aufsehen. Mello hatte seine Waffe gezückt. Noch immer keine Antwort. Es wurde spät. Ls gekrümmter Schatten schien sich in den Boden zu fressen. Sein Blick war fiebrig. Light wollte umkehren, als es schon zu spät war. Es waren nicht viele, doch genug um den Sieg davon zu tragen. Wie schwarze Schatten huschten sie mit ihren schwarzen Anzügen zwischen den Säulen hin und her. Sie schienen wie für eine Beerdigung gekleidet. Ihre Schüsse zerrissen die Stille, ihre Kugeln das Fleisch. Light war der Erste, dem die Beine versagten und der zu Boden sank, sich nie wieder erhebend. Er hatte L geschützt, so wie es seine Aufgabe gewesen war. Die Waffe lag noch immer in seiner Hand, seine Augen starrten ins Leere. Ls Blut mischte sich mit seinem. Schreie als ihre Feinde getroffen wurden, getroffen waren, als auch Mello eine der Kugeln in seinem Körper spürte, schwankte, eine weitere ihn traf. Sein rotes Blut färbte die weiße Säule, an der er keuchend lehnte. Beyond zog L zu sich hinter einer der Säulen, schockiert über die Hitze seiner Haut. Er begriff, warum er hatte darauf bestanden mit hier her zu kommen. Müde schloss L die Augen. Die Kugeln prallten an der harten Säule ab, ihr weißer Putz flog durch die Luft und bedeckte den makellosen Boden mit Staub und Blut. Mellos und Beyonds Schüsse trafen viele der Feinde besser, als sie selbst trafen, doch Beyond musste von neuem lernen, dass Quantität oft über Qualität siegte. Als Mello schließlich an seiner Säule zu Boden glitt, die Waffe noch erhoben, als einer der Männer auf ihn zu gerannt kam, ihm von oben in den Kopf schoss, begriff Beyond, dass sowohl Near als auch Matt bereits lange tot waren. Warum nur hatte es so kommen müssen? Ls rasselnder Atem dröhnte ihm betäubend laut in den Ohren. Nur zitternd hielt er die Waffe noch in seiner Hand, von deren Fingern das Blut bereits tropfte. Den ersten, der sich zu ihnen wagte, streckte Beyond mit einem Schuss zwischen die Augen nieder, doch es hatte seinen Sinn. Kanonenfutter. L wehrte sich, trotz seinem von Krankheit zerfressenen Körper, gut. Er schaffte es sich einen der Schwarzgekleideten von Leib zu halten, doch schon ein zweiter riss ihn zu Boden. Sie erschossen weder Beyond noch L. Sie entrissen Beyond die Waffe, drückten ihn zu Boden, traten ihn. Er wusste nicht, was sie überhaupt wollten. Männer in weißen Kitteln, schwarzen Handschuhen, sie flogen geradezu über den weißen Boden, hinterließen blutige Fußspuren. Das Licht wurde dünner. Beyond konnte sich kaum wehren, als man ihm eine der Gasmasken aufs Gesicht drückte. Das Gift brannte in seiner Nase, seinem Mund, seiner Lunge. Er hörte Ls Husten und konnte es kaum von seinem eigenen unterscheiden. Er wusste nicht, ob L ihn überhaupt noch hörte, als er seinen Namen rief. Wie Feuer fraß sich das Gas in ihn hinein, drängte alle Luft aus ihm hinaus, ließ ihn würgen und verzweifelt nach Luft schnappen. Wie Vakuum, wie schwarzes Feuer, substanzlos. Immer weniger Kraft mussten seine Feinde aufwenden um ihn auf den Knien zu halten, ihre Krallen rissen an seinem Haar, verrenkten ihm die Arme. Seine Sicht schwankte in seiner Schärfe, seinen Farben. L wand sich auf dem Boden, versuchte seine Füße aus ihrem Griff zu befreien, doch auch er atmete schon zu lange das Feuer in sich ein. Beyond konnte ihn kaum noch erkennen. Schwarze und weiße Schemen verdichteten sich um den Detektiven, wie eine Glocke, die ihm das letzte bisschen Leben aus den Lungen quetschte. Beyond fand kaum mehr die Kraft sich selbst auf den Knien zu halten, der Schmerz schüttelte ihn. Er verstand kein Wort, dass seine Feinde sprachen, verstand nicht einmal mehr die Sprache seiner eigenen Gedanken. Dennoch keuchte er Ls Namen noch einmal, nicht einmal mehr sicher sein könnend, ob die Laute überhaupt noch stimmten, die er von sich gab. Als er schließlich nicht einmal mehr die Kraft zu atmen fand, als er seinen Herzschlag laut in seinen Ohren hörte, kehrte mit einem Mal, für die letzten Sekunden in seinem Leben, noch einmal die rote Schrift zurück, zuckend und schwankend, Zahlen und Nummern. Ihr Rot glich dem Blut auf dem Boden. Kaltes Weiß, heißes Rot, endgültiges Schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)