Happy Birthday von irish_shamrock (Ins Glück gestolpert) ================================================================================ Kapitel 1: Happy Birthday ------------------------- Happy Birthday Ins Glück gestolpert Lily Luna Potter & Lysander Scamander Kaum dass die Vögel ihre ersten, zarten Töne anstimmten, schlug das Mädchen, wenngleich auch noch etwas verschlafen, die rehbraunen Augen auf. Das leuchtend rote Haar ließ nur noch wage daran erinnern, vor wenigen Stunden glänzend und glatt gekämmt worden zu sein. Der fliederfarbene Pyjama hing zerknittert und schlaff an ihrem Körper, als sich Lily Luna Potter dazu entschloss, ihre Beine aus dem wohlig warmen Bett zu heben und müde, aber dennoch voller Vorfreude, in das geräumige Bad zu tapsen. Lautes Poltern, das Scheppern von Geschirr und Töpfen und die Stimme ihrer Mutter ließen die Mundwinkel des Mädchens gen Himmel wandern. Lily war gerade im Begriff feinsäuberlich Zahnpasta aus der Tupe auf ihre Zahnbürste zu drücken, als der Älteste der Potter-Geschwister murrend das Badezimmer betrat. “Morgen Lil.”, mehr brachte James nicht zum Ausdruck, überging den verstimmten Blick seiner Schwester und fischte ebenfalls nach seiner Zahnbürste, welche in einem Becher verweilte, der die Initialen JSP trug. Vorsorglich hatte jedes der Potter-Kinder seinen eigenen Zahnputzbecher, da es ohne nötige Beschriftung zu allmorgendlichen Rangeleien kam, die Ginny Potter nur durch eindeutige Kennzeichnung zu unterbinden wusste. “Hast du mit Lockenwicklern gepennt?”, nuschelte James mit Zahnbürste im Mund, griff nach einer verirrten, gekräuselten Strähne und musterte diese akribisch. All das Glätten mit elektronischen Geräten und magischen Hilfsmitteln, half nur minder über die Weasley-Gene hinweg, die Lily eindeutig in sich trug. Und zu ihrem Jammer kam sie, was die Haarpracht anging, sehr nach ihrer Großmutter Molly. “Dir auch einen wunderschönen, guten Morgen.”, knurrte das Mädchen und verzog, so gut es ihr gelang, das Gesicht zu einer verdrießlich aussehenden Miene. James Sirius spuckte gerade die letzten Schaumreste ins Waschbecken, spülte seinen Mund mit einer handvoll Wasser und trocknete sich das markante Gesicht, ehe er in den Spiegel vor sich starrte und sich seine Lippen zu einem Grinsen kräuselten. “Du siehst aus, wie ein Grindeloh!”, damit machte er auf den Hacken kehrt, verließ das Bad und ließ seine jüngste Schwester wieder allein zurück. “Albus Severus Potter! Lass deine Finger bei dir und wage es ja nicht, an den Kuchen zu gehen!”, zischend gelang die Drohung seiner Mutter an Ohren des Jungen. Der gerade Ermahnte zog eine Schnute, leistete der Warnung dennoch ohne Murren Folge. “Und sie weiß von nichts?”, Albus stützte seinen Kopf auf den Armen ab, entließ ein gedehntes Seufzen und betrachtete das Werk, das seine Mutter vollbracht hatte. Ginny Potter setzte soeben die letzte Kirsche auf den Sahnetupfen ab, ehe sie zufrieden nickte. “Nicht, wenn ihr euch nicht verplappert habt.”, Ginny ließ von der Torte ab und bedachte ihren jüngsten Sohn mit einem beschwörenden Blick. Albus verdrehte die Augen und spielte mit ein paar Kuchenkrümeln, die auf dem Tisch verstreut lagen. Mit dem Finger schob er die kümmerlichen Krumen zusammen, als er abermals den Blick seiner Mutter auf sich spürte. “Mum, weder Dad, noch James oder ich haben irgendetwas verraten. Sollte etwas durchgesickert sein, dann bestimmt nicht von uns.”, murmelte Albus verteidigend. Noch immer hatte Ginny eine Augenbraue empor gehoben und blickte skeptisch auf das schwarze Haupt ihres Sohnes, der seinen Kopf gesenkt hielt und weiterhin mit den Krümeln spielte. “Sie ist wach.”, bemerkte James, als er mit saloppen Schritten die Küche betrat und auf das zerknitterte Häufchen blickte, das seinen Bruder darstellte. “Wie siehst du denn aus?”, Ginny stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete den Neuankömmling mit Argwohn. “Mum, das trägt man jetzt so!”, widerwillig strich James über seinen, vor wenigen Minuten akribisch in die Höhe gestylten, Pony und druckte die starren Strähnen in Richtung Stirn. “Egal, hier!”, meinte Ginny und übergab die Torte ihrem ältesten Spross. “Sieh zu, dass deine Schwester sie nicht sieht.” James Sirius verzog das Gesicht und blickte auf seinen Bruder, der den Kopf hob und ihm entgegen grinste. “Und lass die Finger davon!”, flötete Albus leichthin und kassierte den bösen Blick seiner Mutter. Mit den Augen rollend verließ James die Küche und begab sich mitsamt der Schwarzwälderkirschtorte die wenigen Stufen hinab in den Keller. Wie bereits erwartet, standen einige Köstlichkeiten in den Regalen und blieben fernab den neugierigen Blicken seiner Schwester. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, als der junge Mann daran zurück dachte, wie Albus und er Lily einst weis gemacht hatten, dass in dem moderigen, kühlen Raum der schwarze Mann hauste. Ihre Angst, sich in den Keller zu begeben, war bis Heute ungebrochen. James verfrachtete das Meisterwerk seiner Mutter neben den anderen drei aufwendig garnierten Torten. Natürlich durfte ein riesiger Schokoladenkuchen nicht fehlen. Lilys Vorliebe für schokoladenlastige Süßspeisen war seit ihrem fünften Geburtstag niemandem mehr verborgen geblieben, hatte sie sich damals ganz allein über den Kuchen hergemacht und den Zwergenaufstand geprobt, war jemand ihr oder der Torte zu nahe gekommen. Die alte Treppe ächzte unter der Last seiner Schritte, als James die Stufen erklomm und die Tür hinter sich zu zog. Kopfschüttelnd kam ihm Albus entgegen. Allem Anschein nach, hatte ihn Ginny aus der Küche verband. “Nicht zu fassen!”, murmelte er und hielt in den Bewegungen inne, als er seinen Bruder entdeckte. “So ein Aufwand. Hat sie nicht jedes Jahr Geburtstag?” “Nesthäkchen”, erwiderte James und zuckte mit den Schultern, “Sie hat eben den Küken-Bonus.” Albus verzog für einen flüchtigen Augenblick das Gesicht. “Bin ich froh, dass ganz Hogwarts wegen einer Grippewelle evakuiert wurde und wir erst im neuen Jahr wieder die Schulbank drücken müssen.”, damit ließ er seinen älteren Bruder in der Diele stehen, ehe er einen tiefen Seufzer ausstieß und in Richtung Wohnzimmer verschwand “Ihr Glückspilze!”, knurrte James, der wehmütig daran dachte, in nicht weniger als einer halben Stunde zur Arbeit im Ministerium aufbrechen zu müssen. In Reiseumhänge gehüllt, standen James und Ginny vor Albus und Lily und waren gerade im Begriff, mittels Flohpulver durch den Kamin zu rauschen. “Bis heute Abend”, meinte Ginny, drückte ihre beiden Jüngsten kurz aber herzlich an sich, ehe sie in den Topf griff und grüne Staubwolke in dem Kamin aufbauschte, “Turlington Street, Redaktion des Tages Propheten.” Ginny machte einen Satz und verschwand. “Bis später.”, meinte James, haschte ebenso wie seine Mutter nach dem grünlichen Pulver, schmiss es unter einem rumsenden Laut in die Feuerstelle und nannte seinen Zielort. Giftgrünes Licht flackerte auf, ehe sich der älteste Potter-Spross buchstäblich aus dem Staub machte. Albus war einen flüchtigen Blick auf das Mädchen neben sich. Lily wirkte, wie erhofft, leicht verstimmt und nervös. So sehr es ihn auch schmerzte, seiner Schwester gratulieren zu wollen, er musste bis zum Abend warten. “Ich gehe wieder ins Bett. Hab mich wohl doch angesteckt.”, ohne ihre Antwort abzuwarten, stiefelte Albus davon. Betreten und sprachlos blickte Lily ihm nach. Weder James, noch Albus oder ihre Mutter hatten ihr gratuliert. Selbst ihr Vater, der mehr als zeitig das Haus verlassen hatte um als Leiter der Auroren-Zentrale nach dem Rechten zu sehen, hatte ihr nicht einmal einen Zettel dagelassen. Mutlos stakste Lily die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. All das Zurechtmachen schien umsonst gewesen zu sein. Als sie die Tür aufdrückte, fiel ihr Blick auf den kleinen Kauz, der einen schlafenden Eindruck machte und sich nicht darum zu scheren schien, dass sein Frauchen leicht aufgelöst wirkte. “Lovus”, meinte sie und stupste das Tier mit dem Zeigefinger an. Das Käuzchen schrie protestierend auf und blickte ihr wütend entgegen. “Sei nicht so faul!”, stichelte Lily und stieß das Vögelchen nun eine Spur heftiger in die Brust, “Warum fliegst du nicht los, und bringst mir meine Post?” Doch Lovus ignorierte ihre fordernde Bitte, drehte ihr fiepend den Rücken zu und schien nicht weiter gestört werden zu wollen. Ein schwerer Seufzer entkam ihr, als sich Lily in ihr Bett fallen ließ. All ihre Freunde in Hogwarts, sogar ihre Cousins und Cousinen waren zu Hause und niemand schien sich zu bemühen, ihr Glückwünsche zu übermitteln. Selbst ihr Haustier hielt es nicht für nötig, sich in den Tag hinaus zu begeben, um ihr eine Freude zu machen. Murrend griff Lily nach einem der vielen, auf ihrem Bett verstreuten Kissen, presste es an ihre Brust und rollte sich wie Kätzchen zusammen. So schön es auch sein musste, nicht nur Schule gehen zu müssen, doch Lily hätte es eher vorgezogen, in Hogwarts mit ihren Freunden zu feiern, statt hier gefangen zu sein und die Gewissheit zu haben, dass niemand an sie gedachte hatte. “Lil! Hey, Lil!”, murrend schlug das Mädchen die Augen auf. Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie die Gestalten betrachtete, die sich vor ihrem Bett positioniert hatten. “Jamie, Al?”, immer noch leicht genommen, rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. “Beeil dich, wir kommen sonst zu spät!”, drängte Albus und tippelte nervös auf der Stelle. “Aber ich schlafe doch noch!”, knurrte Lily und schloss die Augen sofort wieder. “Lily”, es war die Stimme ihrer Mutter, die das Mädchen dazu veranlasste, sich eines besseren zu besinnen. “Mum ist schon da?”, hakte sie nach und vergrub ihr Gesicht wieder in das Kissen. “Ja, und Dad auch”, meinte James und sprang hastig beiseite, da sich Lily abrupt und mit Schwung aus dem Bett hievte, “Jetzt komm in die Hufe, wir müssen uns beeilen!” Skeptisch dreinblickend zog Lily die Augenbrauen zusammen. “Was ist hier los?”, ihr Argwohn wurde mit einem synchronen Schütteln der Köpfe quittiert. “Zieh dir etwas anderes über und dann komm runter.”, sagte Albus und schob James vor sich her und aus dem Zimmer. Seufzend blickte Lily in den großen Spiegel vor sich. Ihr wollte partout nicht einfallen, was das alles zu bedeuten hatte. Ihre Wangen waren leicht gerötet und obwohl sie es nicht zugegeben hätte, war ihr zum Heulen gewesen. Hatte sie sich etwa im Datum geirrt? Eiligst begab sie sich wieder in ihr Zimmer und suchte auf ihrem Schreibtisch nach einem Kalender. 9. Dezember, Irrtum ausgeschlossen! Als sie erneut die mahnenden Worte ihrer Mutter vernahm, band sich das Mädchen hastig die störrischen Haare zusammen, warf sich eine Jacke über und hastete die Stufen in Richtung Flur herunter. “Na endlich!”, es war James, der die Augen verdrehte, als Lily den letzten Treppenabsatz erreichte. “Was geht hier vor?”, man überging ihre Frage mit einem beschwichtigenden Lächeln, das ihr Vater ihr entgegen brachte. “Keine Zeit für lange Erklärungen!”, wies Harry an, ganz in gebieterischem Ton und scheuchte die Familie hinaus in den Garten. “Was ist mit den Millers und den Winebergs?”, wollte Ginny wissen und spähte rings um sich. “Die Millers sind in der Schweiz und die Winebergs kommen nicht vor sechs nach Hause.”, erklärte Albus und schnalzte mit der Zunge. “Ich frage lieber nicht, woher du das weißt, mein lieber Sohn.”, Ginnys erhobener Augenbraue wich Albus mit einem flüchtigen Grinsen aus. Harry griff nach Lilys Hand und nickte ihr aufmunternd zu. “Und wehe einer von euch geht verloren!”, mahnte Ginny Potter ein letztes Mal, ehe sie sich auf der Stelle zu drehen begannen und an ihren Nabeln fortgezogen wurden. Lily war zwar schon oft an der Hand eines ihrer Familienmitglieder appariert, doch auch dieses Mal machte sich das Gefühl von Übelkeit in ihrem Inneren breit. “Nicht brechen!”, beschwor Harry sie und das Mädchen blickte entschuldigend zu seinem Vater auf. Zitternd drängte sie sich, auf den Beinen zu bleiben, ehe sie begriff, wo genau sie sich befand. “Der Fuchsbau?”, fragte sie vorsichtig und konnte sich nur noch an die Drohung ihrer Großmutter erinnern, die die Kinder anhielt (aufgrund der Ansteckungsgefahr), den Fuchsbau in eine Krankenstation verwandeln zu wollen, damit Oma Weasley voll und ganz in ihrer Aufgabe aufgehen und andere betütern konnte. “Wir sind da.”, grölte James und öffnete, unter knarrenden Lauten, die Haustür. Stille und Dunkelheit schlug ihnen entgegen, als sie den schmalen Flur betraten. Nicht ein Mucks war zu hören, geschweige denn, dass ein Lämpchen flackerte. “Geh von meinem Fuß runter!”, hörte man jemanden zischen und eine abrupte Entschuldigung folgte sofort. Dann, ganz plötzlich, flammten Kerzen auf, erhellten den kleinen Korridor und eine ganze Horde, angeführt von Molly und Arthur Weasley, kam ihnen lachend und singend entgegen. Unter lauten und teils schiefen Tönen wurde das altbekannte ”Happy Birthday” angestimmt. In den Händen ihrer Großmutter verweilte eine große Schokoladentorte, die mit Schokolinsen, Zuckerperlen in allen Farben und einer üppigen Menge an Glasur versehen worden war. “Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!”, der barsche Ton Ginnys wurde augenblicklich sanft und mütterlich, als sie Lily Luna an sich drückte. Dem Beispiel ihrer Mutter folgten James und Albus und ihr Vater drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange. “Hast wohl gedacht, wir hätten ihn vergessen, hm?”, neckte James und Lily verzog ihr Gesicht zu einer Schnute. Lily verlor leicht den Überblick, da sie immer wieder geherzt und geküsst wurde. Ihre gesamte Familie war anwesend. Oma Molly und Opa Arthur, Onkel Ron, Tante Hermine, sowie Rose und Hugo. Sogar Onkel Percy, Onkel George und Onkel Bill waren mit Anhang angereist. Sogar Onkel Charlie schien seine Arbeit mit den Drachen einmal vernachlässigen zu können. Neben ihren Verwandten gratulierten ihr ebenso Albus´ bester Freund Scorpius Malfoy, zu dem auch Lily eine mehr oder weniger enge Freundschaft pflegte, die Scamander-Zwillinge Lorcan und Lysander und Lilys beste Freundin, Ellis Longbottom, kam eiligst auf sie zu gestürmt hätte sie beinahe von den Füßen gerissen, wäre die kräftige Hand ihres Vaters nicht in ihrem Rücken gewesen. “Wir können dann essen.”, verkündete Molly Weasley freudig in die Hände klatschend und dirigierte die Anwesenden an die lange Tafel. Unter großen Augen wurde die Fülle an Speisen bestaunt. Neben den Torten, die Ginny gebacken hatte, hatte jeder etwas zum Abendessen beigesteuert. Von Nudelgerichten, bis hin zu Pizzas und, wenn auch etwas untypisch, griechischen Speisen, war alles vorhanden, was Lily sich wünschte. “Wann habe ich gesagt, dass ich griechisches Essen haben möchte?”, wollte sie wissen. “Vor ein paar Monaten. Da hast du mal so etwas angedeutet.”, gab Dominique, die links neben ihr saß, zurück und zuckte mit den Schultern. “Willst du es jetzt nicht mehr?” “Doch!”, beharrte Lily und die Freude darüber, dass man sich an so eine Nebensächlichkeit erinnerte, brachte sie zum Strahlen. “Roxy, Hugo und ich haben uns den ganzen Tag an den Pizzas versucht. Von Molly, Lucy und den Jungs sind die Aufläufe. Alles natürlich unter den Argusaugen von Oma gekocht.”, erklärte Dominique und biss von einem Stück Pizza Hawaii ab. “Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld.”, lachte Louis und verstummte sofort, als er den Blick seiner Schwester auffing. “Du hast ja nicht mal mitgeholfen.”, protestierte die junge Frau. “Ich hätte mehr kaputt gemacht, als ich gerettet hätte.”, entgegnete Louis beleidigt. “Dafür haben Ellis und ich das Haus geschmückt.” Lily kam nicht umhin, zu schmunzeln, denn das Treiben und der Trubel am Tisch wirkten so heimelig, dass sich ein Gefühl von Wärme in ihr ausbreitete. Alle waren hier und alle hatten sich eine solche Mühe gegeben, ihr eine schöne Feier zu bereiten. Großvater Weasley ließ, nachdem man sich satt gegessen hatte, das alte Grammophon ertönen. Jedoch wurde seine gute Tat nur mit einem Kopfschütteln gewürdigt. Während James und Albus damit beschäftigt waren, das alte, leiernde Gerät so zu verhexen, dass es, statt alter Kamellen von sich zu geben, nur poppige Lieder spielte, wurde Lily dazu angehalten, ihre Geschenke auszupacken. Neben den ein oder anderen Galleonen, die Lily, wie sie versichterte, in ihr Sparschwein stecken würde, bekam sie ein sehr edles Parfum, teure Schminke, die Ginny nur mit einer erhobenen Augenbraue genehmigte, und diverse Musik-DCs von ihren Lieblingsinterpreten. Wortlos drückte sie James eine der Disks in die Hände und deutete, dass er diese zum Spielen bringen sollte. Neidisch blickte Ellis auf die Hüllen und zog eine Schnute. “Du leihst mir die doch, oder?”, wollte sie wissen und hielt das Album vom Muggel-Sänger Bruno Mars in die Höhe. Während sich Rose und Dominique mit den Schminkuntensilien auseinandersetzten, betraute Oma Molly Fred und Louis mit der Suche nach Vasen für die vielen Geburtstagssträuße. Im ganzen Fuchsbau herrschten Aufregung und Gelächter. Von ihrer besten Freundin Ellis bekam Lily ein kleines, verschnörkeltes Armband, an dem die Hälfte eines Flügels baumelte. Stolz hielt ihr das Mädchen das fehlende Stück vor Augen, das ebenso an einem schmalen Bändchen an ihrem Handgelenk hing. Erneut drückte sie Lily und beide verfielen in ein mädchenhaftes Kichern. “Hey Leeloo!”, Lily presste beide Hände an ihre Ohren, als sie den gespielt freundlichen Ton Lysanders knapp hinter sich ausmachte. Verwirrt und erwartungsvoll wandte sich Lily in seine Richtung und ohne, dass sie Zeit für eine Reaktion hatte, zog Lysander an ihrer Hand und gebot ihr, ihm zu folgen. Als sie hinaus in die Dunkelheit traten, wandte der junge Mann den Kopf von einer Seite zur anderen. “Ich wollte dir nicht mein Geschenk vor all den anderen geben”, meinte er und schwach konnte Lily ein Lächeln auf seinem Gesicht ausmachen. “Was ist es denn?”, fragte sie forsch und ihr schwante plötzlich Böses, da Lysander eine Spur zu freundlich klang. “Wenn das wieder einer eurer blöden Scherze sein soll, dann finde ich ihn jetzt schon nicht lustig.” “Ein Scherz?”, eigenartiger Weise klang er einen Hauch pikiert und vielleicht auch etwas erschrocken. “Ich wusste nicht, dass du so denkst.” “Ach nein? Bei euch weiß man nie! Dominique habt ihr damals auch beinahe zu Tode erschreckt, als ihr einen Eimer eiskaltes Wasser über sie ausgeschüttet habt.”, erklärte Lily und verschränkte die Arme vor der Brust. “Und Roxy habt ihr in den Gülleteich gestoßen.” “Es war Sommer und außerdem ist es über zehn Jahre her, und du kannst nicht leugnen, dass du es nicht lustig fandest.”, lachte er auf und Lily verabscheute sich in diesem Moment, dass sich ihre Mundwinkel nach oben hoben. Jene scherzhaften Pläne waren vielleicht mutwillig geschmiedet worden, doch war deren Umsetzung eher spontan vonstatten gegangen. Unvorhersehbar für die Beteiligten und doch umso erheiternder. “Dir Furunkel verpassen kann ich auch!”, drohte Lily. “Ich weiß, aber ich will dich gar nicht reinlegen.”, beteuerte Lysander. “Du vielleicht nicht”, erwiderte sie und blickte sich vorsichtig um, doch in der Dunkelheit konnte sie nichts erkennen. “Aber Lorcan, Fred und Hugo ist es allemal zu zutrauen.” Dass Lysander plötzlich zu lachen begann, bestärkte Lily nur noch in ihren Vermutungen. Unweigerlich übertrug sich das Beben seines Körper auf sie, da er noch immer ihre Hand hielt. “Ist dir kalt?”, wollte er plötzlich wissen und das Lachen verebbte schlagartig. “Jetzt guck doch nicht so misstrauisch!” “Du bist der Schlimmste von allen, Lysander Scamander! Ich kenne dich!”, fauchte Lily unwillkürlich und versuchte sich, sicherheitshalber, aus seiner Umklammerung zu lösen. “Anscheinend nicht gut genug”, gab er zurück und kratzte sich etwas verlegen wirkend am Hinterkopf. Der Scamander-Jüngste verhielt sich, für den Geschmack des Mädchens, eine Spur zu eigenartig. Auch, dass er für einige Minuten schwieg, entsprach nicht im Geringsten den Gewohnheiten des Jungen. Die sonst so beliebte und für ihn typische Heiterkeit war, in der Zeit des Schweigens, wie weggewischt. “Du verhältst dich seltsam”, platzte es Lily ungeniert heraus und sie hob eine Augenbraue, doch ob er es sah, spielte für sie keine Rolle, denn ihre Stimme hatte ihre Tat bestens umgesetzt. Ohne eine Erwiderung drückte Lysander ihr plötzlich ein kleines Päckchen in die Hände. “Was ist da drin? Eine mit Pocken übersäte Unke?”, der Argwohn war ihr deutlich anzumerken. “Nein”, meinte er und wirkte zerknirscht. Lily drehte sich ins Licht und begutachtete die Schachtel. Braunes Standardpackpapier. Etwa so groß wie ihre Handfläche und abgeflacht. Unter vorsichtigem Schütteln versuchte das Mädchen, auf den Inhalt zu schließen, doch es regte sich nichts. “Eine Stinkbombe?”, hakte sie nach und vernahm nur ein verirrtes Schnaufen. “Bisschen klein für eine Bombe”, gab Lysander trocken zurück, doch die Aufregung, die ihn gepackt hatte, vermochte er nicht mehr zu kaschieren. Das Misstrauen hatte sie umschlossen, wie einen Kokon und ebenso wachsam nestelte sie an dem Papier herum. Zu ihrer Überraschung fand Lily ein kleines, schmales und einer Schatulle nicht unähnlich wirkendes Quadrat vor. Skeptisch betrachtete sie das Schächtelchen, ehe sie den Deckel anhob, es weit von sich weg hielt und sich duckte. “Lily?”, leichte Belustigung wich von seinen Lippen, als er ihre Tat bemerkte. Nichts raschelte, nichts explodierte und nicht kroch übelriechend über ihre Hände. Langsam wagte sie es, den Inhalt näher zu betrachten. “Was ist das?”,wollte sie wissen und wirkte plötzlich verloren, verwirrt und aus dem Gleichgewicht gebracht. Als Antwort zuckte Lysander nur knapp mit den Schultern, ehe das Ratschen erneut verriet, dass er sich wieder am Hinterkopf kratzte. “Ist nur eine Kleinigkeit”, gestand er und bedauerte plötzlich, dass er sie nach draußen gelotst und er nicht das Strahlen auf ihrem Gesicht Lippen sehen konnte. “Als wir in London waren, hast du mal erwähnt, dass sie dir gefallen würde.” Lily wusste kaum, wie ihr geschah, denn augenblicklich wurde sie von einer Welle an Emotionen mitgerissen. Erleichterung, Freude, Rührung, Verwirrung, Glück, all das breitete sich in ihr aus und sie musste sich zwingen, dass sich nicht noch eine Träne aus ihren Augen stahl. “Das war letztes Jahr”, murmelte sie kleinlaut und hätte sich am liebsten, für das Zittern in ihrer Stimme, verhext. “Warum weißt du das noch?” Erneut betrachtete sie die im schwachen Mondlicht weiß leuchtenden Glieder der schmalen Kette. Ein kleiner Anhänger in der Form von zwei in einander verschlungenen “L”, sowie einem rubinroten, kleinen Herzen betteten sich in das Futter der Schatulle. “Das mit den Buchstaben habe ich nachträglich anbringen lassen”, gestand er und stopfte seine untätigen Hände in die Hosentaschen zurück. “Danke”, ihre Worte waren plötzlich nicht mehr als ein kleiner Hauch, der von dem Wind fortgetragen wurde. “Ach was”, murmelte Lysander gedehnt und tat sein Geschenk mit einer salopp klingenden Phrase ab. “Nicht der Rede wert.” “Doch!”, beharrte Lily zu ihrer eigenen Verwunderung. “Ich wusste ja gar nicht mehr, dass ich das gesagt habe.” “Nicht?”, hakte er nach und zog fragend die hellen Augenbrauen zusammen. “Du hast uns doch einmal quer durch die Einkaufspassage gejagt.” In das Lachen, das den jungen Mann erfasste, stimmte Lily mitein. “Tut mit Leid.”, sagte sie entschuldigend. “Muss es nicht.”, gebot er ihr und hob abwehrend die Hände.”Ich freue mich, wenn du dich freust. Du freust dich doch, oder?” “Natürlich”, giggelte Lily und wischte sich fahrig mit dem Handrücken über die Augen. “Schön”, erleichtert und leise entließ Lysander die vor Spannung angehaltene Luft. “Und die “Ls” stehen für Lily Luna?”, wollte sie wissen und merkte nicht, wie sich jeder Muskel in ihm anspannte. “Ja”, meinte er hastig, “Ja, wenn du so willst.” “Und was wäre, wenn nicht?”, fragte sie kühn und Lysander wunderte sich nicht, dass man sie nach Gryffindor geschickt hatte. “Es lässt viel Interpretationsspielraum.”, ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Gelächter und das Klirren von Gläsern veranlasste Lily dazu, sich wieder in Richtung Fuchsbau zu bewegen. “Warte!”, bat Lysander plötzlich und hielt sie am Arm fest. “Ich weiß, es ist dein Geburtstag und es sind deine Gäste und eigentlich...” Stumm und erwartungsvoll blickte Lily zu ihm auf und wartete, dass er fortfuhr. Es war nicht seine Art, fahrig, nervös und zerstreut zu sein, doch Lysander wirkte unruhig und konfus. “Eigentlich?”, eine Augenbraue hob sich und Lily blickte skeptisch. “Und eigentlich habe ich mir verboten, das zu tun.”, murmelte er und Verlegenheit ging von ihm aus. Ehe das Mädchen reagieren konnte, überbrückte er die Distanz zwischen ihnen, schlang seine Arme um ihre Mitte und drückte seinen Mund auf ihre Lippen. Lily stand ungerührt vor ihm und ihr war, als hätte man sie mit eiskaltem Wasser übergossen, oder schlimmer noch, in einen stinkenden Teich geworfen. Der Schock saß tief und umso überraschter und verwirrter war sie, als langsam wieder Leben in ihren Körper zurückkehrte. Kribbelnd, schleichend, knisternd und warm. “Lily!”, hörte sie ihre Mutter rufen und zu ihrem Bedauern erklang auch noch “Happy Birthday” von den Ting Tings und ihre Favoriten unter den Muggelbands. Dennoch war sie froh, dass der Schein der vielen Lampen und Kerzen nicht ausreichte, um die Gestalten zu entlarven, die sich in der Dunkelheit herum drückten. L&L LIly & LYsander Herzlichen Glückwunsch, !!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)