Grow Up von Shunya (Take you to Rio) ================================================================================ Kapitel 25: Lieber ARM dran als ARM ab. --------------------------------------- Früh morgens klingelte das Telefon und irgendwie hatte keiner von uns dreien Lust aufzustehen und den Hörer abzunehmen. Faul blieb ich liegen und ließ es einfach weiter klingeln. Trotzdem öffnete ich träge meine Augen und überlegte erst einmal, wer hier überhaupt die Nummer unseres Hotels hatte. Oder war es der Zimmerservice? Hatten meine Eltern mich gefunden? Unmöglich, nicht mal Abby hatte ich gesagt, wo wir uns zurzeit aufhielten. So schnell konnten auch meine Eltern mich nicht finden. „Geh' mal einer ans Telefon...“, murmelte Elias kaum hörbar, da sein Gesicht im Kissen steckte. Wie bekam er da eigentlich noch Luft? Ich hatte ebenfalls keine Lust mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, aber da ich Lake's Tür nicht hören konnte, ging ich mal davon aus, dass ich den beschwerlichen Weg in den Flur auf mich nehmen musste. Seufzend kroch ich unter meiner Decke hervor, die ich am liebsten mitgenommen hätte und ging augenreibend in den Flur. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich. „Hallo, bin ich hier richtig bei den drei Fragezeichen?“, fragte eine Stimme belustigt, die mir irgendwie bekannt vorkam. Ich brauchte einen Moment um zu überlegen. Dann fiel es mir wieder ein. Die Stimme war von dem hübschen Barkeeper, den wir getroffen hatten und der sich für uns in der Bar umhören wollte. „Sieht so aus...“, meinte ich gähnend. „Ist es noch zu früh für einen Anruf?“, fragte er mich und ich zuckte lediglich mit den Schultern. „Jetzt bin ich sowieso wach. Was gibt’s?“, wollte ich wissen. „Ich sollte mich doch umhören, ob es interessante Neuigkeiten über den Vater deines Freundes gibt oder spreche ich gerade mit ihm?“, meinte er. „Nein, ich bin der mit den gefärbten Haaren!“, stellte ich richtig. „Samuel.“ „Ach so. Okay. Also...“, erwiderte der Mann und irgendwie nervte es mich gewaltig, dass er mich so auf die Folter spannen musste. War das Absicht? „Also was?“, hakte ich ungeduldig nach. „Ich hätte ja nicht gedacht, dass es so schnell geht, aber ich habe da tatsächlich einen kleinen Hinweis für euch!“, meinte er triumphierend. „Gestern Abend kamen ein paar Männer zu mir in die Bar. Sie wirkten irgendwie nicht ganz vertrauenerweckend. Dunkel gekleidet, mürrische Gesichter und ein ziemlich schlechtes Benehmen, von Manieren keine Spur! Jedenfalls haben sie sich eine Weile unterhalten und weil sie außer Reichweite saßen, habe ich beschlossen einen Tisch in der Nähe sauber zu machen. Es ging um irgendwelche Päckchen und ich bin davon ausgegangen, dass sie über Drogen geredet haben!“ Stirnrunzelnd sah ich zur Schlafzimmertür. Sollte das etwa heißen, dass Elias Vater ein Drogenschmuggler war? „Und weiter?“, fragte ich den Barkeeper. Mich überkam eine unangenehme Gänsehaut. Worin wurde ich hier gerade mit hineingezogen? So langsam war mir das alles nicht mehr geheuer! Mit Drogenhandel war nicht zu spaßen. Solche Leute konnten gefährlich werden und ich wollte am Leben bleiben. Ich war schon 12 Jahre tot! „Viel haben sie nicht mehr gesagt. Über bestimmte Personen haben sie nicht geredet, aber ich denke an der Sache könnte etwas dran sein!“ „Wie soll uns das denn jetzt weiterhelfen?“, fragte ich genervt. So konnten wir Elias Vater auch nicht finden. „Dazu komme ich jetzt. Einer der Männer, ich denke, er hat eine lockere Zunge, könnte uns ein paar Hinweise geben. Ich müsste sie nur irgendwie aus ihm herausquetschen und dafür Sorgen, dass er nichts merkt. Das kann gefährlich werden!“ Ich hielt die Luft an. Konnte das etwa ein richtiger Hinweis sein? So einer, bei dem wir tatsächlich weiter kommen würden? Bekamen wir so heraus, wo sich Joseph aufhielt? Ich konnte es kaum fassen. War das ein kleiner Lichtblick? „Und wie soll das zu schaffen sein? Ich glaube kaum, dass dieser Kerl einfach alles heraus posaunt, wenn er ausgefragt wird...“, meinte ich betrübt und ließ den Kopf hängen. War doch so. Ganz so dumm waren diese Leute nun auch wieder nicht. „Nun ja, ich könnte versuchen ihn abzufangen und ihn zum Trinken zu bringen oder ich versuche es mit anderen Mitteln...“, meinte der Barkeeper nachdenklich. „Stimmt, im Suff werden viele Leute gesprächig. Vielleicht bringt es ja wirklich etwas? Und was wären die anderen Mittel?“, fragte ich neugierig. „Tabletten oder Sex...“ Ich schluckte. „Auf keinen Fall! Wir haben keine Tabletten, was sollte das bringen und ich will nicht, dass Sie mit so einem schmierigen Kerl wegen uns schlafen müssen!“, brachte ich aufgeregt hervor. Wie konnte er nur auf so eine dumme Idee kommen?! Das wollte ich auf gar keinen Fall! Das ging einfach zu weit und das konnte ich nicht verantworten. Wer wusste schon was danach geschehen würde. Was, wenn unser Mittelsmann wegen uns getötet wurde oder es passierten andere schreckliche Dinge? Ich fühlte mich unwohl, mir fiel allerdings keine andere Möglichkeit ein. Was sollten wir nur tun? „Ich melde mich später noch mal bei Ihnen. Ich muss erst mal mit meinen Freunden darüber reden!“ Wir verabschiedeten uns und unschlüssig blieb ich noch einige Minuten vor dem Telefon stehen. In meinem Kopf ratterte es, aber ich kam einfach nicht zu einer besseren Lösung. „Was machst du hier mitten im Flur?“ Überrascht drehte ich mich um und sah Lake an, der sich gähnend am Unterleib kratzte und sich die Boxershorts zurecht zog, die sonst wo hing, nur nicht da wo sie hingehörte. „Der Barkeeper hat angerufen...“, erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. Mit einem Mal war Lake hellwach. „Und? Was hat er gesagt?“, fragte er mich neugierig und rückte mir gehörig auf die Pelle. Ich wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. „Er hat vielleicht jemanden gefunden, der redet, aber wir müssen ihn erst mal zum Reden bringen. Er meinte, vielleicht mit Alkohol, Tabletten oder...“ „Oder?“, hakte Lake nach. „Sex.“ Lake zog die Augenbrauen in die Höhe. „Und wer soll ihn vögeln?“ Ich zuckte die Schultern. „Er wollte es wohl machen, aber ich will ihn nicht mit hineinziehen. Der Barkeeper hat schon genug für uns getan. Ich will nicht, dass er soweit geht!“, murrte ich. „Wir brauchen eine andere Lösung.“ „Soll ich es machen?“ Entsetzt sah ich Lake an. „Auf keinen Fall! Außerdem wäre es so, als würdest du meinen Bruder hintergehen!“ „Für einen guten Zweck!“, meinte Lake, doch ich schüttelte beharrlich den Kopf. Lake sollte es auf keinen Fall tun. „Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht!“, meinte ich angesäuert. „Inwiefern?“, fragte Lake mich. „Du hast nie wirklich schwul auf mich gewirkt. Du hast versucht mich zu verwirren und meine Freundschaft mit Elias zu zerstören, aber im nächsten Moment fällst du über mich her. Dann lässt du dich auf meinen Bruder ein und schläfst mit ihm. Du hast damals meine Schwester angemacht und jetzt willst du plötzlich einen wildfremden Mann verführen! Deine Gedanken... Ich kann das alles irgendwie nicht nachvollziehen.“ Lake lachte. „Ich verstehe mich ja manchmal selbst nicht.“ Er hielt kurz inne. „So bin ich eben. In einen Moment bin ich so und im nächsten halt so. Vielleicht bin ich auch ein Freigeist?“ „Ein Freigeist?“ Fragend sah ich Lake an. „Das ist eine Lebenseinstellung. Man widersetzt sich den traditionellen Sitten, Moralnormen und dem Denken und lebt einfach so wie es einem selber passt!“, erklärte Lake grinsend und kam mir näher als mir im Moment lieb war. „Vielleicht bist du auch einfach nur bi?“, fragte ich ihn. Lake grinste und war nur noch ein paar Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. „Vielleicht bin ich auch nur das.“ Sein Flüstern bereitete mir eine Gänsehaut. „Wenn du ihn küsst, muss ich dich umbringen, Lake.“ Wir sahen zeitgleich zu Elias, der im Türrahmen stand und uns beide betrachtete. Er fuhr mit seinen Händen über sein Gesicht und drehte sich dann wieder um, um zurück ins Zimmer zu gehen. „Damit das klar ist, hier schläft niemand mit irgendwelchen Fremden! Schon gar nicht, wenn wir nicht wissen, welche Krankheiten dieser Kerl mit sich herumträgt!“, meinte er und schlurfte zum Badezimmer. „Tja, dann müssen wir uns doch noch etwas anderes einfallen lassen!“, meinte ich zu Lake und sah zu ihm, doch der war völlig abgelenkt und sah ins Badezimmer. Ich folgte seinem Blick, holte empört Luft und zog die Zimmertür zu. „Er ist dein Freund, wie kannst du ihn dann beobachten, wenn er sich auszieht?!“, fragte ich Lake mit einem bitterbösen Gesicht. „Er sieht gut aus und hat da unten was zu bieten. Wieso sollte ich ihn mir also nicht ansehen?“, fragte Lake unbekümmert und grinste breit. „Du bist pervers!“, murrte ich und verzog meinen Mund. „Freigeist!“, erwiderte Lake und streckte mir die Zunge heraus. Er drehte sich um und blieb noch einmal kurz stehen. „Keine Sorge, gegen deinen Bruder kommt er eh nicht an!“, meinte Lake lachend. Ich sah ihm genervt hinterher. „Ich will nicht wissen, was mein Bruder zu bieten hat!“, meckerte ich und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Lake war eine einzige Katastrophe! Ich linste zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Lake war wieder in seinem Zimmer und seine Tür war geschlossen. Mein Blick fiel auf Elias schlanken Körper und ich musste hart schlucken, als er sich zu mir umdrehte. Hastig schloss ich wieder die Tür und spürte wie meine Wangen glühten. Ich musste an Abbys Worte denken. Ewig konnte ich es nicht hinauszögern. Irgendwann würden wir miteinander schlafen. Ich wollte es ja, aber irgendetwas hielt mich noch zurück. Mal abgesehen von der Tatsache, dass Lake jederzeit das Zimmer stürmen könnte. Ich lehnte mich gegen die Tür und dachte nach. Na ja, nachdenken traf es nicht direkt, da meine Gedanken immer wieder zu dem nackten Körper meines Freundes wanderten. Seufzend ging ich in die Küche und sah aus dem Fenster. Wenigstens hatte der Nebel inzwischen nachgelassen. Mein Kopf war auf einmal so leer. Wie sollten wir diesen Typen nur zum Reden bekommen? Mir wollte partout nichts einfallen und irgendwie begann es mich zu frustrieren. Ich ging zum Kühlschrank und griff nach dem Orangensaft. Ich füllte mir ein Glas und setzte mich an den Tisch. Leise konnte ich das Rauschen der Dusche hören. Was Lake gerade machte war mir schleierhaft. Vielleicht zog er sich auch nur extrem langsam an? Oder er tat etwas anderes, woran ich nicht im Traum denken wollte. Ich trank einen Schluck und drehte das Glas in meiner Hand seitlich, so dass die Flüssigkeit beinahe über den Rand auf meine nackten Beine tropfte. Seufzend stellte ich es zurück auf den Tisch und legte den Kopf in den Nacken. Ich starrte an die Decke und sah dann zum Flur, als ich ein Klicken hörte. „Na, die perfekte Hausfrau bist du aber nicht!“, meinte Lake schmunzelnd. Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn du Hunger hast, hier ist alles. Du musst es dir nur machen!“, meinte ich ungerührt. „Ich wette Elias würdest du ein total schönes Frühstück machen und es ihm sogar ans Bett bringen!“, erwiderte Lake und tat als würde er schmollen. Wie kam er nur auf die Idee, dass ich so etwas machen würde? „Sicher doch, in deinen Träumen!“ Ich trat mit meinem Fuß gegen Lake's Bein, der es nicht mehr rechtzeitig schaffte mir auszuweichen. Lake lachte und auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie war es doch schön, dass wir uns inzwischen besser verstanden. Ich wollte es nicht zugeben, aber er war schon so etwas wie ein guter Freund für mich. Er wirkte auch ein wenig wie ein großer Bruder. Ohje, noch einer. Der eine war so gut wie nie da und der andere mischte sich ständig überall ein. Was hatte ich mir da nur eingebrockt? Grinsend sah ich Lake an und wurde dann von der Zimmertür abgelenkt, als Elias zu uns kam. Seine schwarzen Haare waren noch ein wenig nass. Er trug lediglich blaue Shorts und ein dunkelgrünes Shirt mit einem schwarzen Smiley, das die Zunge ausstreckte. Elias wirkte noch immer müde, ein wenig blass im Gesicht und irgendwie nicht sehr motiviert. Dabei hatten wir doch die Möglichkeit endlich einen Schritt weiterzukommen! Es gab jemanden, der uns mehr über seinen Vater verraten könnte. „Hey, Großer!“, meinte ich lächelnd, während Elias zu mir kam und sich einfach auf meinen Schoß setzte und die Arme um meinen Hals schlang. Seinen Kopf bettete er auf meiner Schulter. Die nassen Haare waren angenehm kühl, wenn man absah, wie warm es heute war. Ich fuhr mit meinen Händen über seinen Rücken und schloss kurz die Augen. „Sagt es ruhig, wenn ihr noch in den Flitterwochen seid!“, meinte Lake belustigt. Ich warf ihm einen Blick zu und streckte ihm frech die Zunge heraus. Dafür bekam ich das Küchenhandtuch ins Gesicht. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte ich neugierig in die Runde. „Wie wäre es, wenn wir ihn als Geisel nehmen?“, schlug Lake mit einem diabolischen Grinsen vor. Das würde ich ihm sogar zutrauen! „Nee, lass mal! Wir müssen jetzt ernsthaft überlegen, wie wir den Typen zum Reden bekommen. Vielleicht spricht er ja auch so mit uns? Wäre doch einen Versuch wert. Plan B können wir immer noch anwenden, wenn er die Klappe hält!“, meinte ich grübelnd. „Plan B? Geiselnahme?“, fragte Lake hoffnungsvoll. „Idiot! Natürlich nicht! Ich meine, dass wir einen Detektiv einschalten, der die Sache für uns regelt!“, erwiderte ich. „Dann halt so...“, brummte Lake und schien wirklich enttäuscht zu sein, dass wir seinem Vorschlag nicht nachgingen. Er griff nach dem Toast und legte ihn in den Toaster. Danach suchte er sich Schneidebrett und Messer heraus und durchwühlte den Kühlschrank nach allem möglichem was er sich drauflegen konnte. Mir war noch nicht wirklich nach Frühstücken zumute und so kuschelte ich lieber mit Elias weiter, der wie mir schien, schon wieder am Einschlafen war. Wieso kam ich mir im Moment älter vor als er? Ich schüttelte amüsiert den Kopf und lehnte ihn gegen Elias. Verdammt, das Shampoo roch aber auch gut! „Wenn du weiter so an ihm schnupperst, bist du bald auf Drogen!“, kam es von Lake, der sich auf den Küchenschrank gesetzt hatte und wartete, bis der Toast endlich fertig war. Ich sah zu ihm und unwillkürlich kam mir die Frage, ob er nicht ein bisschen einsam war. Mein Bruder hatte nur eine Nacht mit ihm verbracht. War dann einfach auf und davon und ließ Lake hier einfach zurück. Ein paar SMS am Tag waren auch kein Ersatz für eine Umarmung. So eine Fernbeziehung stellte ich mir jedenfalls nicht sehr romantisch vor. Früher oder später würde einer von ihnen fremdgehen und dann war es aus mit ihnen. Da war ich mir sicher. Gab es eigentlich jemanden, der zu Lake passen würde? Bei den Mädchen, die ich kannte, fiel mir niemand ein und bei den Jungs? Calvin bestimmt nicht! Wer kam noch in Frage? Elias Stalker? Ich seufzte. Wie konnten wir den eigentlich loswerden? Ob es für eine Anzeige schon zu spät war? Immerhin hatte er mich mit einem Messer bedroht und damals saß ich noch im Rollstuhl! Lake würde ihn sicher verprügeln, Zärtlichkeiten waren da ganz bestimmt nicht drin! Sollte ich ihm mal einen Freund suchen? Irgendwie gefiel mir der Gedanke. Der Barkeeper sah doch ganz süß aus. Ich ließ den Kopf hängen. Nein, das ging nicht! Ich konnte meinem Bruder so etwas nicht antun, das hatte er nicht verdient. Seine Beziehung musste er selber in den Sand setzen. Ich durfte mich da nicht einmischen, auch wenn ich es liebend gerne tun würde. „Soll ich den Barkeeper gleich zurückrufen?“, fragte ich Lake. Er drehte sich zu mir herum und sah mich nachdenklich an, ehe er nickte. „Bring aber erst mal dein Baby ins Bett, Schatz!“, witzelte er. Scheinbar konnte Lake es heute wirklich nicht lassen mich dauernd zu triezen. Ich lehnte mich noch etwas weiter im Stuhl zurück und drückte Elias fester an mich. Da konnte Lake noch lange warten, bis ich anrufen würde. Ich griff in Elias Haare und vergrub meine Finger zwischen den feuchten Strähnen. Lake setzte sich zu uns an den Tisch und betrachtete Elias. „Schläft er etwa wieder?“, fragte er mich. Ich nickte und sah auf den Tisch. Vielleicht sollte ich doch mal etwas essen? „Ich würde mich auch scheiße fühlen, wenn ich das alles durchmachen müsste.“ Wer nicht? „Besonders wenn man auch noch einen Stalker an der Backe kleben hat!“, rutschte es mir heraus. Lake sah zu mir. „Ryan würde ich am liebsten auf den Mond schießen! Allein seine Anwesenheit macht es Elias unmöglich ein normales Leben zu führen. Wie soll man weitermachen, wenn man auf Schritt und Tritt von seinem Exfreund verfolgt wird? Deswegen hänge ich jede freie Minute mit Elias zusammen, damit die beiden nicht alleine sind!“, erklärte Lake. Ich presste meine Lippen aufeinander. Ja, es war gut, dass Lake auf seinen Kumpel acht gab, aber irgendetwas mussten wir doch endlich mal dagegen machen. Wieso zum Teufel war ich nicht in der Lage ihm mehr Halt zu geben?! Immerhin war ich sein Freund! Seufzend sah ich Lake beim Essen zu. Mein Magen grummelte ein wenig, aber wie sollte ich jetzt essen, geschweige denn telefonieren, wenn Elias auf mir schlief? „Elias, wach auf! Wenn du weiterschlafen willst, geh wieder ins Bett!“, meinte ich und zwickte ihm dabei leicht in die Seite. Elias gab nur ein leises Grummeln von sich, bewegte sich ein Stück zur Seite und schlief friedlich weiter. „Lass mal, ich mach das schon!“, meinte Lake grinsend. Ich sah überrascht zu ihm. „Was willst du machen?“ „Na, anrufen...“, meinte er und schlang das letzte Stück Toast herunter. Er wischte sich die Krümel von den Händen und stellte das Geschirr in die Spüle. Mürrisch sah ich ihm nach. Wie sollte ich mir jetzt etwas zu essen machen? ◆ ◆ ◆ „Scheiße, bin ich aufgeregt!“, meinte Lake und sah aus dem Fenster des Wagens. Elias und ich taten es ihm gleich und auch ich war zum bersten angespannt. Was, wenn doch noch etwas schief ging? Die Zeit verstrich wie im Schneckentempo und von dem Barkeeper war weit und breit nichts zu sehen. Der Wagen parkte vor einer verlassenen Lagerhalle. Es war mitten in der Nacht und nur einige Lampen in der Nähe spendeten etwas Licht. Wir wollten unseren Mittelsmann nicht alleine lassen, also warteten wir ungeduldig im Wagen, bis er sich wieder blicken ließ. Wenn er es denn noch tat, momentan hatte ich ein eher schlechtes Gefühl und machte mir große Sorgen, ob auch alles gut ging. Hoffentlich passierte ihm nichts! Ich zuckte zusammen, als ich das Fauchen einer Katze ganz in der Nähe hörte. Noch eines. Schien sich nach einem Kampf anzuhören. Nervös knabberte ich auf meiner Unterlippe. Am liebsten wäre ich jetzt Daheim bei meiner Familie und nicht in so einer Situation. Wer wusste, ob man nicht morgen früh vier Leichen finden würde? Ich warf Elias einen Blick zu und fand es erschreckend, wie ruhig er aussah. Innerlich ging es ihm bestimmt nicht anders als mir, hoffte ich zumindest. Wie konnte er es sich nicht anmerken lassen? Wie schaffte er das? „Er ist schon 20 Minuten da drin...“, meinte Elias und beugte sich nach vorne. Er verschränkte seine Arme auf dem Lenkrad und sah angestrengt in die Dunkelheit hinaus. Ich leckte mir über meine trockenen Lippen und holte tief Luft. Was, wenn er tot war und der andere Kerl längst das Weite gesucht hatte? So etwas war doch möglich oder nicht? Mit einem Schalldämpfer war es doch klar, dass wir den Schuss nicht gehört haben. Vielleicht hatte er auch ein Messer benutzt und der arme Kerl verblutete jetzt, ohne dass wir es mitbekamen? Oder auch nicht. „Da ist er!“, meinte Elias und gespannt sahen wir zu dem Mann, der hastig auf uns zugelaufen kam. „Wieso hat er es so eilig?“, fragte Lake verwirrt. „Ist was schief gegangen?“ Er beugte sich zur Seite und öffnete die Tür. „Hey, was ist los?“, fragte er besorgt. „Fahr! Fahr! Fahr!“, schrie er aufgeregt, sprang regelrecht ins Auto und knallte die Tür hinter sich zu. Elias startete den Motor und drückte aufs Gaspedal. Der Wagen fuhr an und mit zunehmender Geschwindigkeit rasten wir vom Platz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)